Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 14, 1900, Sonntags-Blatt, Image 13

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    ste Elentrikiiiii des stumm-.
Von Dr. st. F. Jordan·
Wenn inan von den gewaltigen Ka
tastrophen, wie sie in geologischer Vor
I eit die seste Rinde des Erdballs er
schüttert haben müssen, um zur Ent
tehung der Gebirge Anlaß zu geben,
trinn rnan ferner von den noch in der
Fetztzeit gelegentlich austretenden
urchtbaren Ertbeben und vultanischen
Etuptionen, welche Städten und gan
zen Landstrecken denUnltergang bereite
ten, und endlich vielleicht auch von lden
ungeheuren Orkanen absieht, die-leider
nicht allzusehr die Meere. wie· den at
luntischen Ozean und die chinesischen
Geronnen durchtoben: dann muß das
Gewitter ais die gewaltigste und re
srnders auf den naiven und Jus
niedriger Kulturstuse stehenden Men
schen furchtbarste der Naturerschei
, nungen bezeichnet werden, als-«- ein
« uspiei, das durch seine erhabene
S önheit wie seine elementare Oröße
die Seele des Menschen von jeher er
setxiittert und seinen Geist zu weit
gehenden Phantasien einerseits-, zu
eindringender und vielseitiger wissen
schaftlicher Forschung andererseits nn
»- geregt hat.
i «Sct;on iin Mittelalier begann sich
die wissenschaftliche Forschung über
Wesen und Ursache des Gewitters zu
regen, eine klare Einsicht in seine Na
tur wurde uns aVer erst in der Mitte
Les dorigenJahrbunderts durch Frank
lin verschafft und iiber die Grunde sei
ner Entstehung gehen noch heute die
Ansichten erheblich auseinander. So
Viel ist indessen gewiß, daß wir seit
Frantlin auf’5 bestinimteste wissen, in
welcher Richtung wir zu suchen haben,
iiin auch die letzten Rätsel zu lösen, die
nech geblieben sind. Und doch — es
iit ir«undert-ar, daß trotzdem in weiten
Kreisen, selbst in denen der Gebildeten,
hausig ncch recht sonderbare und ver
kehrte Vorstellungen über Donner und
Blitz anzutreffen sind, der Art z. B»
dasi der Donner auf das Zusammen
stoßen von Wolken zurückaefiihrt wird
u. dgl. m.
Worin besteht nun das Wesen des
Gewitter-II — Schon vor Frantlin
hatte Wall, der sich um’s Jahr 1708
mit elektrischen Untersuchungen be
schäftigte und die großen. unter Knall
eustretenden Funken der Elektrisirma
schine beobachtet hatte. den Gedanken.
daß auch der Blitz nichts anderes sei
als ein elettrischer Entladungsssunte
von nngeheueren Dimensionen. Jst-ant
lin griss diesen Gedanken aus und
machte Vorschläge, wie es möglich
ware, den experimentellen Nachweis zu
erbringen. Fast gleichzeitig mit dein
französisan Physiker Dalibard ge
lang es ihm dann im Jahre 1752, mit
tels des sogenannten elektrischen Dra
chens, den er beim Herannahen den
Gewitterwolten in dieLust steigen ließ,
elettrische Funten aus dem unteren,
isctirten Ende der Drachenschnur zu
ziehen. Damit war zum ersten Male
die elettrische Natur des Gewitters
festgestellt, waren die Gewitterwollen
als Träger der den Blitz und Donner
verursachenden Elettrizität des Him
mels ertannt·
Aber die Beobachtungsmethoden
wurden verfeinert. Elektrische Sam
inelapparate wurden tonstruirt, die
man mit einem empfindlichen Elektro
stop oder Elektrometer in Verbindung
brachte; und mit diesen Instrumenten
machte man die Beobachtung, daß nicht
nur in den Gewitterwolten, sondern in
jeder Wolke, ja in der Atmosphäre
überhaupt sasi zu jeder Tages- und
Oiahrerszeit ein wechselnder Bestand von
Elektrizität vorhanden ist. Man be
eichnet die e Elektrizitiit allgemein —
tn welcher - orm sie auch austreten
mag — als atmosphärischeElettriziiäL
Der Nachweis und die Beobachtung
derselben geschieht aus zweierlei Art.
Entweder wird eine metalleneSpitze
bezw. ein ganzes System solcher-Spitzen
aus einer mehr oder weniger langen
Stange isolirt angebracht und durch
einen leitenden Draht mit einem Elek
trometer verbunden, welches dann tsc-—
relt die Elettrizität der das Spitzen
system umgebenden Luft oder der ihm
gegenüberstehendenWolte anzeigtx oder
es wird eine Metalltuael aus ccne
Stange isolirt ausgesetzt, fiir kurze
Oeit mit dem Erdboden in leitenderr
Findung gebracht, darauf von der
Stange abgeboben und mit einem-stet
trometer verbunden. das in diesem
Falle die entgegengesetzte Eiettriznät
an iedt, wie sie die Luft oder Wolle
be itzt, die zuvor auf die Metalltugel
eingewirlt bat.
Der Unterschied der Angabe beider
Methoden ertliirt sich folgendermaßen:
Die —- nelnnen wir an: in der Luft
vorhandene Elettrizitat ivirtt bei bei
den Methoden vertheiiend auf die in
dem Spitzensystexn oder der Metallln
ael enthaltene sogenannte neutrale
Eleltrikiitäh die dadurch dicratterisirt
ist, daß sie keinerlei Wirtunq nach au
ßen ausübt, und die als eine Vereinig
ung weier gleicher-, im Uebrigen aber
belie ig gro er Menaen positiver und
, negativer E ettrizitiit ungesehen wer
den tann«jene vertbeilende Wirtung
oder Jnsiuenz besteht darin, daß die
neutrale Eleltrizität in ewisser
Menge der vorhandenen atmo gnäieen
Eietttizität entspricht, in vositeoe und
negative Eleltrizitcit zerlegt wird.
Se en wir nun den Fall. daf; die at
mosphärische Elektrizitit positiv ist, so
zieht iie nach einem belanncen Gesetze
der Elektriiitiitsledre die entgegenge
setzte, also neaative « Eilettrizitat an,
wankend die gleichartiae,» also vrsitive
Elektrizitiit abgestoßeti .ocrd. Bei An
wendung der ersten Methode begiebt
sich» die angezogene negative Gelt-Essi
tiit nach der Erfahrung, daß die Elek
trizttiit aus Spihen un» Kanten leicht
ausströmt, in die Luft und vereinigt
sich-hier mit der positiven arme-sphäri
tchen Elektrizität zu neutraler Elettri
zität, während die abgestoßene positive
Elektrizitat nach unten zum Elektro
meter abfließt. —- Anders bei der zwei
ten Methode. Hier verhindert die Ku
glsorm des Apparates das Entiveichcn
der negativen Elektrizitiit in die Lust;
die ab estofzene positive Elcttisizität be
giebt ich bei der vorübergehenden Ver
bindung dr Metalltuael mit dem Erd
boden in den letzteren und die regatiae
Elektrizität bleibt in der Metalltugel,
ten wo aus sie sich einem Elektrometer
bemerkbar mach-en und mittelst dessel
ben, ebenso wie die positiv: Cletus-zi
ta"t bei der ersten Methode, gemessen
werden lann.
Ohne auf weitereEinzelheiten in der
Art der Beobachtung, noch ruf solche
les erntittelten Thatfachenmarerials
ausführlich einzunehm, wollen wir ei
nen Umstand doch nicht unerwahnt
lassen, der aus mehrfache Weile festge
stellt ist und die arrisite Beachtung ker
dient. Es ist dies die Thatfach:, daß
die atmosphärifche Elettrizität über
wirgend positiv ist und ihre Menge im
Gan en der in der Luft enthaltenen
Feu ytialeit entspricht . die entweder
unsichtbar in derAtmospböre enzhalten
ist oder in der Form von Nebel und
Wolken in ihr schwebt oder endlich fiel)
als Regen, Schnee oder Hagel aus« den
Erdboden niederschlägt Je dichter
und demgemäß je dunkler die Wollcn
find, desto größer ist die Menge kser
Elektriåitäh die sie enthalten. Es hat
eine Loncentration der elelrtifchcn
Kraft in ihnen stattgefunden Dies
grsckah im Verlaufe der Wolkenbils
dung dadurch, dafi die locker in der
Lusthi.ille der Erde vertheilien Wasser
trinfchen lnicht hohlen Wasserbläschcn
-—— die Existenz derselben ist widerlegt)
sich zu größeren und immer größeren
Tropfen vereinigten und infolgedessen
nicht nur die Mengen etettritcherttratt,
die sie besaßen, sich summirten, son
dern auch die Eleltrizitiit, Indem sie
auf eine kleinere Oberfläche zusammen
gedrängt wurde, eine höhereSvannung
erlangte. Damit stieg die elettrische
Spannung der ganzenWolte, ein Vor
gan , der noch durch die Annäherung
bei - rovfen an einander unterstützt
und beschleunigt wurde.
Der zur Gewitterwolke gewordene
thimbus (Regen:volle) ist nach dem
Gescgten im Stande. wenn er anderen
Woler oder der Erdcberiläche nahe
genug gegenüber steht. eine elettrische
Entladunq zu bewirken. bei welcher der
als Blitz bezeichnete gewaltige elektri
sche Funke das Dietettrikum to. h.
das die elektrischen Körper trennende,
nicht leitende Mittel), nämlich die Lust,
durchschliigt.
Wollen wir ein rechtes Verständniß
von der Natur des Blitzes und seinen
Erscheinungsformen gewinnen, so ist
es nothig, einen Blick auf diejenige Akt
der elettrischen Entladung zu werfen,
die sich auf dem Exveriinentirtisch zwi
schen den Polen einerEleltrisirmafchine
beobachten läßt.
Sind diese Pole oder Eleltrodrn,
wie sie auch genannt werden, von lu
lugeliger Gestalt, so daß also die zuvor
erwähnte Spitzenwirlunq ausgeschlos
sen ist und eine höhere elettrifcheSpaiti
nun sich herstellen tann, so erfolgt die
Ent adung, wenn die Maschine im
Gange erhalten wird, in gewissen Zwi
schenraumen in Funtenfoem Diese
unken sind unverzweigt und gerade,
wenn die Entfernung der Elektrodcn
eine eringe ist. Wächst dieselbe indes
sen, so nehmen die Funken eine hin
und hergebogene Form an und weisen
mehr oder minder zahlreiche und man
nigsach gestaltete Berästelungen auf,
wie Figur 1 zeigt.
Ganz ähnliche Beschaffenheit haben
tie Zickzactblinr. Eine Beobachtung
verseloen laßt erkennen, daf; von einer
eigentlichen Zickzactfortn des Blitzes,
wie man sie vielfach auf Gemälgen
dargestellt findet, nicht die Rede ist,
sondern daß der Blitz gleich dem elek
trischen Funten der Etettrisirmnschine,
ron den Verzweigungen abgesehen, le
diglich eine acschlangette Lichttinie te- L
piasentirt. Und doch ist die malerischc
Darstellung des Blitzes, ebenso wie die
Bezeichnung ,,Zictzack«-Blitz, so gänz
lich tyoricht nicht, wie es hiernach schei
nen könnte. Wenn nämlich der elektri
sche Lichtstrahl, aus der Wolle sprin
gend, sich mit tolossaler Geschwindig
teit zunächst in annähernd gleich-blei
bender Richtung fortbewegt und dann
an irgend einem Punkte eine andere
Richtung einschlägt, so setzt das Auge
oder vielmehr der die Geiichtswahrncy
mutig zur Vollziehung dringende Geist
in unbewußter Thätigteit die erst-, Be
wegung des Lichtstrahls noch eine
Strecke fort und muß alsdann gleich
sam zurück, um die Bewegung in der
neuen Richtung aufzunehmen Es
handelt sich also beim Zustandekommen
der Ziel act-Erscheinung desBlitzes um
einen p ychologischenVorgana, der dein
itäebiete der Sinnestäuschungcn ange
"rt.
Wollen wir noch einen Augenblick
bei der Gektalt des Blitzes oeriveilen,
so drängt ich die Frage auf, ioeshalb
die elettrische Entladuna überhaupt
sei es ain himmel. sei’s bei der Elek
ttisirmaschine, wenn deren Pole grös1,.
ten Abstand haben, in einer geschlän
gelten und nicht stets in einer geraden
Linie eschieht. Die Antwort hierauf
ist lei ,t·iu finden: Die Eleltri it"t
schlägt beim Durchdringen der tust
denjenigen Wesneim aus welchem sie
am wenigstens iderstand findet, wo
also die Luft entweder verdünnter oder
feuchter ist (denn verdünnte ebenso wie
sei-gute Lust ist im Gegensatze zu trocke
ner Lust ron gewöhnlicher Dichtigkeit
1
—
leitend. Jst-— beider Elektrisirma
schine —- der Abstand der Elektroden
dagegen nur gering, so machen sich der
artige Unterschiede in der Luftbeichast
fenhkit nicht geltend-. und der elektrii 132
Funke bat einen aerad.n Verlauf. Aber
in Diesem Falle läßt sich eine andere
Edelsinnin an deinslebcn beobachten
die- an sich unbetxntend s— -- Drch fiir
die Auffassuna von der Natur deSFun
leng talg Gntladnnavaraana) wie im
Hinblick auf gewisse Ber,1iiiiae im Hin-:
iiiug tbcinc Nord-lich von dein nachfer
Die Rede sein soll) Von Bedeutung ist
Tesf tnrze eiektrische Funke ,e?nt näm
lich nicht durchwea, Dieselbe Stärke-,
sondern er ist nach der Mitte zu, aber
sang, welche bisweilen bei einem Ge
witter die Atmosphcire mit einer ret
hältnißmäßig so geringen Geschwin
digkeit durchlaufen, Daß man sie Se
tunun lang mit dem Anae erfolgen
kann, bis sie entweder gerät-schlug ret
schivinden oder unter gewaltiqu Te
tonation cxploditen.
DngWetterlcuchten, Dass man beson
dere des Abends oder währtan der
Rait, selbst bei beleckt-n Himmel
wahrnehmen kann, ist leinevbcsondkre
Art Der elektrischen Leid:1nc.i:- Tit-: th
inpspl,;ire, sondern leriglits rser Wider
sctein so weit cncsiktntsrr Blitze, daß rer
Donner derselben nicht tu nnsz zwingt.
Wir treten nun Ver wichtigen Frage
Isa. l. Etectricche Einladung M qrofiem E einsehen-Ausland.
näher dem negativen elektrischen Pol
(der negativen Elektrode oder Ka
thode) ein wenig eingeschnürt nnd nur
schwach leuchtend, so daß von den Elek
trvden aus in das schwache Licht der
Mitte gleichsam zwei hellere Lichtsiiele
hineinznragen scheinen. von denen dr
prsitive länger ist. (Figur 2). Dieser
dunklere Trennunasraunc. ist nichts
anderes als der Ort der Vereinigung
und Neutralisirunq der von den beiden
Clettroden auf einander zueilenven
entchengesetzten Eleltrizitäten
- ern angeführten Langenverhältniß
der beiden Lichtstiele entspricht bei der
sogenannten BiisckselsEniladnng der
Elektrgität die Greif-:u und Jus-brei
näher, worin der Ursprung der at
mospoärischen Elektrizität zu suchen
ist. Dem Forscher, der sich mit der
Untersuchung dieser Frage beschäftigt,
zeigt sich —- fast möchte ich sagen: mit
ers-:17.reckender Deutlichkeit —— nie un
vollkommen menschliches Wissen ist,
zumal wenn sich’s, wie biet-, aus dem
Rahmen des Versuchs unt dem engen
Raum des Experisnssntirznnmers bin
ausbegiebt in die Weiten und Tiefen
des freien Naturgefchsebens und diese
zu umsponnen, zu begraer trachtet.
Nicht weniger als einiku dreißig ret
schiecene Hypothesen, zum Theil weit
hergeholt und von sonderbarer Art,
sind dem Schreinr dieser Zeiien bei
Fig. O. Gebrüer Einladung bei kurmn Gesunden-Abstand
fmm h» WAhW hio ssfx mika Mxänffs »in-» 11m»r».(»..»». .«.k..». H. «
l«eol)aeF.-ten ljifit, toenn zwischen die
spitz tulcsufenoen Enden tie: Pole einer
Clettrisirmafckiine eine Metallplatte
gehalten wird: der nositive Lichtbijschel
ist gron nnd trseit augae reitet, walt
:end der negative Büschel eng zufam
inennezoeien nnd kurz, mehr einem
C ternchen älntlidx ist. Fiaur ZU
Tie Erschiennnq einer Büschel-Ent
l-1dttti-,1 ltzszt fiel« in der Natur beobach
ten, teenn sich nach stiirniischem Wetter-,
lieseneeris nach Sehneeftiirrnen im
Winter, große Menan non lfleltxizk
tat in der Ercolierfläche oder rein
Wasser annesammelt halten. Dann
sfilzt man ans den Spitzen Don Baum
«
I
Ils. I. Bücchelentladung.
zwei-gen, Kirchthürmen oder Schiffs
nnijtcn die unter dem Namen Et.
Hinz-teuer bekannte Uichterza-.:n .««»
hervorgehen
Toeh lehren toir zum Blitze zitriickl
Wenn die eletlrifche Etitln«otitig, Tsie
ihn hervorruft, die Atmosphäre our-Ils
setzt, finoet außer dein als Lichtstrahl
wahrnehmbaren Vorgang iin Aether
eine kietoaltixie Erschiitteruna der Luft
statt, die fiel-« als Schall unsere-n Ohre
hetttertbar macht und die wir Donner
nennen. Der Donner entspricht durch
aus« dent Finall den eine Elektrisirmax
schine oder eine Lehoener Flasche bei
der Einladung lin Gestalt des elettri
sehen Funtengs hören läßt. Daß man
·
Ils. st. Mann-time seminis-usw
den Donner später hort, als: man den
Blitz sieht, hit: seinen Grund darin,
daß sich tcr Echill lankisamer solt
isficinzt nlg dac- Lnnt Die lsiesthioinss
riipteit des-J Lichte-I itt so aros; (4«),««()
Meilen in der Zeliitide), kais-; mir, ohne
einen nennenötrerthen Fehler ·1,ir be
gehen, sagen lonnen. eine Liehterscheii
nuna wird fiir alle til-istan Entfer
nenjirn sofort bei ihrem Auftreten
wahrzunehmen Da der Schall hinge
gen nur eine Fortpilanzungsgeschwim
oigleit von ca. 100 Fuß in derSelunde
besitzt, musz eine merkbare Zeit ver
gehen, ehe das Geräusch des Donners
eng dein Lirftraum zu uns gelangt und
man kenn auf Grund der eben angeqe
henen Zahl die Jtegel ansstellen, Daß
ein Blitz so viel Viertel-Meilen vom
Beobachter entfernt ist. als Selunden
zwischen seiner Wahrnehmung und
dem Hörbarwerden des Donners ver
streichen.
Nicht immer tritt die elektrische Ent
ladung in der Atmosphäre in Gestalt
eines Ztctznrtbliyes auf. Andere For
men sind der Flächenle und der Ku
zelblitz. Der Flächenhlitz steht seinem
Wesen nach der elektrischen Bläschen
Inltadung nahe; seine Wahrnehmung
beruht aber oftmals auf einer Täu
schung, welche eintritt, wenn ein Zick
zacllslitz hinter einer Wolke sich entädt
nnd der Beobachter daher nicht jenen
selbst, sondern nur die von ihm her
norgebrachte Erleuchtung sieht. Nrch
immer räthselhaste Phänomene der
ikatur dagegen sind die Kugelhlitze —
Feueriugeln von Verschiedene-n Um- »
...... »..-.»....,.. .,.... ..«. » «
mofphärische Elektrizität entgegenge
treten. Da soll’-"H bald die leben
weckende Sonne sein, die mit ihren hei
ßen Strahlen unmittelbar aus dem ir
dischen Gestein elektrifche Kräfte aus
liist, bald Mutter Erde. die bei ihrem
jagenden Lauf um die Sonne sich an
dein Weltiither reibt sind dadurch die
Entstehung der Eleiirikität reraniaftzt
Jm Jahre 1880 heitre ich selbst eine
Hypothese über den Ursprung de r at
mosphärischen Elektr· ritt-it tegrimf et
rsie sich in gutem Eint eng-e mit den
bis in die iieuefte Zeit fortgesetzten Be
obachtungen befinden Ich lniipie an
die Thatfache an, daåikletrcizität durch
Reibung entsteht. Sei es ein Stint
Bernstein, das mit einem wollenen
Lappen gerieben wird, se: es lhie Glas
scheibe einer Gelctirisirrnaschine, die
sich an den mit Amaii i ii tsestrikhenen
Reibkissen seist, sei is Wasserströpfchen
enthaltender Wasserkaiiioi, Der an den
Ausströmungsiåifnuitqkn ksi frac
nannteii Dasiiufisrestriijkinashine eine
Reibung erfährt - — immer handelt es
sich um den Dem Wesen nach gleichen
Vorgang der ilieibuiu heterogener
Körper an einander-. Es liegt daher
nahe, die vielfach-en Neibunaen, welche
die in derAtiiiosphiire enthaltenen stör
per, besonders der Wasser-naian und
das in Tropfenforin vorhandene flüs
sige Wasser, auf ihren nsechfilvrsllen
Wanderungexi erfahren, zurErilärung
der atinosphärifcheii Eiettrxzität her
einzuziehen
Denken wir uns ein Wassertheilchem
das — irgend einem irdischen Gewiss
ser durch Verdunituna entsinnen-—
seh in die Luft erhoben hatt An den
Lufttheilchen streift es, von Luftströ
mungen und Winden getrieben, vorbei,
mit der Erdbberfläche Und dem in der
Luft schwebenden Staube etc. kommt
es in mannigfache Berührung — sollte
e-: dabei nicht elektrisch werden? Wenn
sich dann mehrere solcher Wasserthcil
cheii vereinigen, indem sie entweder aus
iem dampfföriiiiaen in den flüssigen
Oder festen) Zustand übergehen: sich
tandensiren, oder aus kleineren zu
aiiißercn Tropfen werden, mus-, auch
die Elektrizität, die ihnen anhaftet, an
Tit-enge und Spannung, wie theilweise
schon oben guzeinanderqesetzt wurde,
zuneymen. Um aeraoe am atmoip1)a
rischen Wasser, nicht an der Luft, isie
Oslektrizität sichtbar in die Erscheinung
tritt, während doch die Lust bei den
Reibungsoorgcingen auch elektrisch
wird, liegt daran, daß bei der Lust sich
leine derartigen Vetdickitungen dell
zieben wie beim Wasser, das in stet
tisch gewordene Ltzit eindringt, deren
Eleltrizität ableitet
Die unzlveiselbaste Rolle, welche
die ost starken Bewegungen innerhalb «
der Luft beim Zustandekommen Der
atmosphiirischen Elettrizität spielen,
ergiebt sich aus den Thatsachem daß
die bisweilen austretendcn Winterge
witter stets in Verbindung mit winoi
gem, ja stürmischem Wetter beobachtet
iv.-rden; daß die St. Elmsseuer vor
wiegend bei lcszcbneestürtnen erscheinen;
daß die ganze Klasse der sogenannten
Witbelgnvitter. die man neben den
Wärmegewittern unterscheidet, siatt
im Gefolge großer Wärme wie diese
(wobei gewaltige Mengen Wasser
dampses in die Atmosphäre steigen
und sLch dabei zwischen den Theilchen
der trockenen Luft weiter drängen) im
Rusammenhange mit Lustwirbeln oder
Wirbelstiirmen sich einstellt, die mit
mehr oder minder großer Geschwindig
keit über die Erdbberfläche iehen.
Auch die heftigen vultanischen Jerrit
ter, die entstehen, wenn Wasserdainpf,
sliissiges Wasser und Asche bei einer
Erruption aus dem Krater strömen
und sich an einander wie an den Kra
terwänden reiben, sprechen sitt die An
m
I nahme; daß Reibungsborgäynge man
nigfacher Art dem atmotphiirischen
Wasser die Elektrizität, die es auf
weist, ert eilen. Aus den Beobachtun
gen geht ervor, daß das Wasser dabei
positiv elettrisch wird, während die
Lust und der in ihr enthaltene Staub
negative Elektrizität annehmen
Ein eigenartiges Phänomen, das
Siemens auf der Cheospbpnramide in
Egypten beobachtet hat, sei hier noch
besonders angeführt, da es eine wei
I tere Bestätigung für meine Hypothese
liefert. Als der genannte Forscher am
14. April 1859 den Gipfel der Pyra
mide erstieg, zog vom Winke aufge
wirbelter Wüstenstaub schleierartig
über die Ebene und erhob sich höher
und höher, bis er die obersten Stufen
der Pyramide erreicht hatt; als dies
geschehen mar, zeigte er sich start elek
trisch, so das-, er, als Siencens einen
Finger oder eine mit einer Stanniol
tapsel oersehene gefüllte Weinslasche in
die Höhe hielt, zurFuntenbitdung Ver
anlassung gab --- eine Erscheinung, die
der Beobachter selbst in einer Bespre
chuna derselben auf die Reibung zu
riicigesührt hat. die der Wüstenstaub
an Tier trockenen Oberfläche des- Bo
dens erfahren hatte.
Jndenc wir uns dem Schlusse unse
rer Betrachtunan nähern, wollen wir
noch einmal unseren Blick erweitern
und auf eine ebenso mertwijrdige nsie
den Beschauer mit staunender Be
wunderung erfüllende eiekiriiche Er
sdeinung des Himmels lenken: das
Nord-licht Maa es der Bewohner des
hohen Nordens, dem e-: sein-: einsamen
Zteöchte erhellt, nicht mit wesentlich an
deren Augen ansehen wiss wir ein Ge
witter: fiir den Denkenden Beobachter
der Natur wird eH stets sowohl seines
cigenthiimlichen Wesens wie seiner
likrcfzartigteit wean Von besonderem
ReHe fein. ·
QUV ALULULUUH UUcc ngcTIlciich gr
sprochem das Polarlirlit — denn auch
in der Nähe des Stiodols tritt die
fragliche Erscheinung auf s— elektri
seher Natur ist, geht u. a. daraus her
vor, daß es gleich dem elektrischen
Strome eine ablenkende Wirkung auf
die Richtung der Magnetnadel ausübt.
Wir sehen daher in ihm wie in den ber
schredenen Formen des Blitzes oder iin
St. Elmsseuer eine Art der elektrischen
Entladung. Aber elie ivir einer ein
gehenderen iheortischen Anschauung
hierüber das Wort geben, möge der
thatsächliche Verlauf eines Polarlichsts
kurz beschrieben werden.
Gegen Ende der Dämmerung rdee
bald nach deren Erlöschen mach: sich,
oft ebe noch von einer Licht- oder
Strahlenerscheinuna die Rede ist, am
nördlichen Himmel lsofern es sich nin
ein Nordlieht handelti ein dunkles
Segment oder Kreisabschniit bemerk
bar, einer düsteren Wollendank ähnlich
sehend, durch das hindurch aber die
hellerm-Sterne erkennbar bleiben. Dies
Segment wird von einem bläulich
wiißen Lichtbogen umsäunit, der in
beständiger Bewegung isl und aus dem
nach einiger Zeit Strahlen nach oben
» schießen, die bald von grünlichey bald
Von ticfrotlier Farbe und in ihrer
«Länge,lLage und Richtung fortwäh
rend wechselnd, den wunderbarsten
Eindruck auf Sinne und Geist des Be
schauers ausüben.
Bismeilem wenn die leuchtenden
Strahlen besonders lang-sind, reichen
sie bis über den Scheitel des Beobach
ters empor und vereinigen sich zu ei
nem glänzenden Gebilde: der Krone,
deren Mittelpunkt diejenige Stelle des
Himmels ist, nach welcher das obere
Ende einer im magnetischen Meridian
aufgestellten Jnklinationsnadel (d. h.
einer Magnetnadel. die um die hori
zontale Achse srei spielen tanu) hin
weist.
Aus der letzteren Thatsache geht —
in Anbetracht der Wirkung der Per
speltive ——— hervor, daß die Nordlirhi
strahlen parallel der Jnklinaiionsna
del oder in derselben Richtung, die die
Jntlinationsnadel anzeigt, verlaufen,
so daß anzunehmen ist, baß dag« Nord
iicht in engster Beziehung zum Erd
magnetigmus steht und genauer: seine
Strahlen dasjenige repräsentiren, trag
man bei einem Maanet als tirafilinien
bezeichnet Es sindmdies außerhle ei
neS Magnet-E- ooll Pot zu Pol Vertau
sende Linien, längs deren die i;.agne
tische Kraft sich- aus-gleicht nnd in die
sie eine Magnetnadel richtet, die chn
Magnet genähert wird. Wenn rnan
Eisenseilspähne auf ein Blatt Papier
streut, unter welchen-. ein Maneksiab
liegt, so ordnen sie sich in starben, die
dem Verlause der Kraitlinien des
Magnetstabes ebenso entsprechen, trie
die Nordlichtstrablen dem Vertaufe der
Magnettraftlinien der Erde. Dies
veranschaulicht Figur 4.
Nun ist aber der Maanetiszmusteine
dem inneren Wesen nach von der Erlei
trizität verschiedene Erscheinung; fon
dern nach Anipere’s Theorie tonn ein
Magnetstab als Eisenftab angesehen
werden, der von elektrischen Strömen
umflossen wird. Wieoer also werden
wir so dazu geführt, im Potartirht ein
elektrisches Phänomen zu erblicken. Zu
einer bestimmteren Vorstellunq iitser
dasselbe hat eine Reihe von Untersu
chungen geführt. Hiernach trird die
Erde von positiven elektrischen Strö
Inen umflossen, die von Osten nach
Westen, also entgegengesetzt der Dreh
ung der Erde um ihre Achse und ent
sprechend dem (scheinbarcn) täglichen
Laufe der Sonne gerichtet find. Diese
Ströme treten vom Süovol her in die
Erde ein, ihr Verlauf ist ein spiralför
miger und am Nordpol treten sie wie
der in die Atmosphäre beraus, in deren
höchsten, stark verdünnt-m Schichten sie
von Pol zu Pol sich ausgleichen. Dieser
Ausgleich erfolgt wie derjenige in den
aleichsalls verdünnten (steii;ler’schen
Möhren Unter einer Lichterscheinung,
W
die eben das Nyrdlicht bezw. Südlth
ist." Mik, so weit beobachten-gleichst -
tigc Auftreten von Polarlichtcrn am
Nord- undSiidpvl spricht siir die Rich
tigkeit dieser Aufffassuna. Der fernere
Umstand, daß die Nordlichter weiter
nach Süden als die Südiichter nach
Norden sich erstrecken. ist ebenfalls eine
Bestätigung unserer Theorie, nach der
der positiv elektrische Strom beim
Durchsetzen der hohen Luftschichsten
vom tstordpvl seinen Ausqang nimmt;
haben wir doch bei Befprechung der
elektrischen Entladunq zwischen den
Etettroden einer Eletirisirmafchine
bervorgehoben, daß die positive Ettli
rizität der negativen weiter entgegen
kommt als umgekehrt. (Bql. Fig. 3.)
Der dort erwähnte dunkle Trennungs
raum ist bei der Erde besonders- grrß
nnd erstreckt sich Tiber das weite Luft
gebiet beiderseits vom Aenuatvr bis zu
den Polargeqenden.
Wenn nun auch Die Verstehe-no be
sprochene Theorie Tier Piklarlcmrcr in
vielfacher Hinsicht den Erscheinungen
gerecht wird, so erihetlt sie dpch auf
eine Frage keine Antwort: das is: die
Frage nach denitlrspruna der Ien Erd
körper umkreisend-en clektrsieten
Ströme. Einen Finqerzciq siir dke ..’
sung derselben giebt der Umstand, daß
die Häufigkeit verPi)lc«rlict-tcr mis. der
jenigen der Sonncnflecke gleichen
Schritt hält, ein Umstand der darauf
hinweist, dasz die Sonne der irisscre
Erde nis:-.s-t nur als todt-er Wettldr«ser
entstammt, sonscrn die auch der Quell
eitle-:- Lehens cuf derselben ist, auch mit
den hier in Frage stehenden Eis-hei
mmgen aeheimniiwoller Kräfte in
schöpferifchem Zusainincnbanq siebt.
Vertraust-L
Kürzlich strahlte gegen Mitternacht
der hübsche Pavillon des Reftaurants
Paillard in den Champs - Elysees zu
Paris in tausend glänzenden Flam
men, die über das grüne Laub der
Bäume einen goldenen Schimmer ver
breiteten· Madame la Marechale Le
febvre - Sans - Gene hatte ihren Em
pfangsabend und die reizendsten
Schauspielerinnen des Vandeville soll
ten an dem Fest der gefeiertsten unter
ihnen, der Rejane, theilnehmen. Das
Fest war im tiefsten Geheimniß Vorbe
reitet worden. Nur wenige intime
Freunde des Hauses waren in der les-.
ten Minute benachrirhtigt und einge
weiht. Es handelte sich um die fünf
Fhundertste Vorstellung der ,,Madame
Sans - Gene« in Paris. Jn dein
hübschen Salon des Erdgeschosses im
Hotel Paillard war eine Tafel in Huf
eisenform für sechzig Gäste gedeckt. Jn
Guirlanden unter der Kuppet hingen
venezianische Lümpchen in drei Far
ben. Rings um die Tafel herum tru
gen die Schäfte der Säulen kaiserliche
Adler, die durch weiße, rothe und bLauc
Bänder verbunden waren. Von einer
Loge, die für das Orchester bestimmt
war, schwebte ein Adler mit ausge
breiteten Flügeln. Hinter dem Ehren
gllatz stand eine Büste Napoleons I.
uf der Rücklehne aller Plätze, die für
die anmuthigen Schauspielerinnen des
Vaudeville bestimmt waren, waren
Fächer mit dein Napoleonischen Wap
pen angebracht. Plötzlich begrüßte ein
Flüstern der Bewunderung den Ein
tritt der Rejane, die von ihrer Tochter
Germaina begleitet war. Mme. Sans
Gene trug eine Spitzenrobe a hole-ro,
die allgemeines Aufsehen erregte. Der
immer jugendliche Sardon erhob sich
eiligst und ging der Heldin seines
Stückes entgegen. Mme· Rejane, von
der die Jdee dieses originellen Festes
ausging, warf noch einen befriedigen
den Blick auf das Arrangement der
Festtafel, und das Souper begann»
Die» Rejanzsaß zwischen den beiden
Verfassern von »Madame Sans
Gene«, Sardon und seinem Mitarbei
ter Emile Morean. Vor ihrem Platz
fand sie ein prachtvolles Kästchen aus
Rosenholz, das sie eines Tages in der
Ausstellung bewundert hatte, und das
ihr die Künstler des Vaudevilles als
eine zarte Aufmerksamkeit und als
Zeichen ihrer dankbaren Freundschaft
wrdmeten. unter den Theilnehmern
befanden sich sämmtliche Mitglieder
des kaiserlichen Hofes-, die in der »Ma
dame Sans - Gene« vertreten sind.
Das Menu war das- folgende: straft
brühc Sardon, Demoiselles de Cher
bourg, Noisrsttes clc pro-Salt- San;
Gene-, Rebhijhner a la Moreau, Sa
lat Rejane, Eis aux petitschapcamc
(»;!«0gnar(ls, Früchte von Mallnaison.
Während des Mahle-s wurden hübsche
Gedentmiinzen von vergoldetem Sil
ber an die Herren vertheilt; die Da
men hatten, wie erwähnt, Fächer er
halten, während von oben aus der Los-s
ge herab ein Orchester Von Zigeunern
La Waise diene-, Yoi m()rir« und an
dere imperialistische Weisen spielte.
Beim Dessert erhob sich der Director
des Vaudeville und hielt eine von don
nerndem Apvlaus begrüßte Ansprache.
Dann wurde getanztz der Ball wurde
von Sardon mit Madame Rejane er-·
öffnet. Man trennte sichs erst am frü
hen Morgen mit dem Wunsch »eines
baldiaenWiedersehens bei der tausend
sten Auffiihungz « «
Der hochgestellte chinesische Beamte,
der jetzt erzählt. Baron Ketteler’g Re
volver habe sich zufällia entladen und
dies sei der Anlaß zuKetteler’s Tode
nnd zu den Feindseliakeiten der chine
sischen Regierung gean die Gesandt
schaften gewesen, scheint die Geschichte
der BerlinerMärz-Revolution mit Er
solg gelesen zu haben.
so- -«- si- -
Trr Brei-J von Miasma iit durch die
chinesische- titcvoltc unt die Hälfte gesun
gen- «ES· ist dies cinc Wurzel, die haupt
sqctiluh in den Wäldern von Weit-Virgi
nnsn gegraben nnd nach China versandt
lvikd, tvo ne als beliebtes Heilitkcl gilt.