Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 31, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M
W
Kunst, Wissenschaft nnd -
Gewerbe.
W
Baggermnschiuen
Von Franz Hager.
Baggern bedeutet ausschiittem die
Bag ermaschine hat aber nicht nur das
Ausschüttem sondern uvvr auch das
Lösen und Heben des Zrdreichs (Stei
ne, Kies, Sand, Schlamm) zu befor
gen. Nur selten finden im trocknen
arbeitende Mas ’nen Verwendung,
die Auf abe des ggers ist meist un
ter Wasser Erdreich zu lösen und dann
über Wasser zu heben. Dies geschieht
ur Herstellung und Erhaltung von
sahrrinnen in Flußlöufen, Kanälen
und Häsen Auch holt man durch
Bagger Kies aus Flußbetten oder
hebt Baugruben unter Wasser aus.
wie dies leicht bei Errichtung von
Bauten auf Sumpsbodenfzur Noth
wendigleit wird.
Schon die ältesten Kulturvöller hat
ten baggerartige Werkzeuge zur An
wendung gebracht, doch traten Bag« er-s
maschinen erst aus, als sich das e
dürfnisz geltend machte, im Interesse
der Schiffsahrt Fluß- und Hosenna
tiefungen vorzunehmen, wozu die bis
dahin gebrauchten Geräthe nicht aus
-reichten. Die erste Baagermafchine
von Barantius 1591 erbaut worden
sein, und zwar in Form eines Stiel
baggers, der von einem durch Menschen
beweatenLausrad aus betrieben wurde
Die Stielbag er bestehen aus einer
Stange mit use, Rechen, durch
liicherter Schaufel oder einem an einem
scharsrandigenRinge angenähten Lein
trank-satt
Jm 17. Jahrhundert fanden Mod
-(lc-r-mole«n mit Pserdebetrieb schon in
Heiland Anwendung; dies waren eine
Art Scheusellettenbagger, wo eine
schrä liegende Kette ohne Ende, die
aus einem Schiff aufgestellt wurde, mit
Schaufeln besetzt war. ,
Eimerradbagger und Eimertettew
bagger kamen dann im 18. Jahrhun
dert ans. Hier waren am Rade oder
der endlosen Kette Blechtasten mit
scharfem Rande oder Körbe ans Eisen
ftäben befestigt.
Bedeutende canstrultive Verbesse
rungen erhielten die Baaaer seit An
wendung der Dampflrast zu ihrem
Betrieb 1796 wurde der erste durch
Damer betriebene Stielbaaaer in Eva
land erbaut, erst 1840 folgte Deutsch
land und Frankreich damit. 1859 la-—
M
Ausleger einer Vaggermafchine.
nien in Amerika dann die erften Zen
trifugalpumpenbagger auf. Sie beste
hen aus einer bis zum Boden einer
seits und bis über das Schiff ander
seits reichenden Rohrleituna, in welche
eine Zentrifugalpumpe eingefchaltet ift,
die das Wasser vom Boden des Hafens
u. f. w. mit bedeutender Geschwindig
keit in dem Rohr aufwärts bewegt;
dabei werden die vom Boden durch cin
Rührwert losgeliiften Erdtheile mit
dem Wasser vermischt und mitgerissen.
Neuerdinas wurden, zuerft in Not
terdam, mit Electricitiit betriebene
Bagqer erbaut. Der bochgefpannte
elettrifche Strom wird dabei vom
Lande ber mittels Luft- oder Unter
.wcsserleitung dem Bagaer zugeführt.
Jn Rotterdam wurde auch einer der
Fröfzten Seebagger der Neuzeit »ar
- aut, nämlich für den rufsifchen a
.fen Wladiwoftock, welcher durch en
Ausbau der transsibirifchen Bahn im
Weltverlehr eine wichtige Rolle zu
spielen bestimmt ift. Jn erster Linie
aalt es,defen Hafen im japanischen
Meer für den Verkehr der größten
Schiffe einzurichten, u welchemeecte
feine entsprechende rtiefung noth
wendig wurde. Der von der russifchen
Regierung zu diesem Zwecke in Nottu
dam bestellte und nunmehr qelieferte
«Niefenbagger arbeitet mit 1000
Pferdekräften und ift ganz aus Stahl
gebaut. Seine Maschinen sind im
Stande, abwechselnd entweder die bei
den Schrauben des Schi es anzutrei
ben und ihm eine Gefchw ndigteit von
zehn Meilen in der Stunde zu ver
leihen, oder aber die Baggereimer in
Thätiglett zu setzen. Die Baggerletten
fest ein System von Wellen und koni
fchen Sanacnräderwerten in Betrieb.
Das augebaggerte Erdreich wird aus
den Eimer-n auf fchiefgelagerte Rinnen
aeleert, die das Material direlt in die
an beiden Bordfeiten des Schiffes be
findlichen Krahne leiten. Die. Ma
·fchine baaaert bis zu 33 Fuß Tiefe. .
Auch die Ameritaner benutzen feit
einian Jahren Baggermafchinen von
erstaunlich großen Dimensionen« und
set ift ihnen hierdurch gelungen, die
Sonntags - JH i a tk
Beilage aes »Enzeigex uml iserolcl«..
J P Windolph, Herniesgebet
Grund Island, Nebt den Zi. Aug 1900.
Jahrgang 20 No. 52
Kosten von Baggerarbeiten bedeutend
herabzumindern Die von uns abge
bildete stammt aus den Werkstätten
der Bucyrus Company in Süd-Mil
waulee und kann als Muster eines
modernen Schöpfbaggers gelten. Das
Hebewerk wird mittelst eines Drahtsei
les bewegt. Bei kleineren Maschinen
dieser Art wendet man gern das Ket
tensystem an; für so mä tige Bagger
aber wie der Buryrus ompany er
weisen sich Ketten als zu schwerfällig
Auch reißen sie zuweilen unvermuthetx,
wodurch dann viel Arbeit, Unterbre
chung der Baggerthätigteit und nicht
geringeKoftensverursacht werden. Man
hatte deshalb schon lange versucht, die
Ketten durch Drahtseile zu ersetzen;
bei der gewöhnlichen Art der Anwen
dung der Seile indessen nutzen sich diese
in Folge der starken Inanspruchnahme
sehr rasch ab und müssen daher oft er
neuert werden. Die Kosten eines neuen
Seiles sind aber keineswegs geringer
als diejenigen einer neuen Kette. Die
Bucyrus Company läßt nun das aus
einem einzigen Stück bestehende
Drahtseil über breite Scheiben laufen
und zwar in einem ziemlich langsamen
Tempo. Die Scheiben werden von der
Maschine in Bewegung gesetzt und
verursachen ihrerseits die Fortbeweg
ung des Drahtseiles.
Die Hebewerttrommel tvird durch
zwei kräftige Friltionstuppelungen
angetrieben. Diese Kuppelungen haben
sich als sehr zweckmäßige rwiesen und
sunltioniren in höchst befriedigender
Weise.
Trotz der schweren Belastung kann
die Maschinerie je nach Bedarf plötzlich
oder langsam angetrieben werden« Zu
rreilen ijt eH nothwendig, dieFrittions
tuppelungen auszuschaltem um näm
lich die Maschine zu entlasten, wenn
die Hebezeuge etwa im Schlamme ste
cken bleiben. Die beiden Kupvelunaen
werden durch einen Danipfcnlinder,der
tnit der Welle der großen Maschine in
direkter Verbindung siebt, bewegt. Der
Dampfeylinder unterliegt der Leitung
durch einen sebr kleinen Gleitschieber
und Comvensations - Gelenke, so daß
der Kolben genauestens jeder Bewe
gung der Hand desArbeitsleiters folgt
und keinerlei Hemm - Mechanik-uns
röthig ist. Die beiden Haupttolden
sind fest mit der Zwischenwelle vertup
velt, indessen steht nur eine der Hebe
zenge mit der letztern in direkter Ber
bindung Hierdurch wird erreicht, daß
die beiden Hebezeuge einander ergän
,.en und ·edes von ihnen die halbe
tast aus ich nimmt.
Die Raben der Hebezeuge liegen fest
aus den Lagern, und die große Trom
mel ruht, mit Phosphorbronzefutter
versehen. frei zwischen diesen, so daß
sie lose laufen kann.
Unsere Zeichnung veranschaulich die
Baggermaschine in recht guter Weise
und zeigt, wie tvoblprovortionirt alle
Theile sind. Der aus Stahl bestehende
Ausleger ist 50 Fuß lang: die Füh
rungsscheiben sürdas Drahtseil sind
cus Stahl gegossen und haben 8 Fuß
Durchmesser
se
Unser Trinkwasser.
Die Wichtigteit der Beschaffung ei
nes reinen und gesunden Trintwasserz
ist allgemein anerkannt. Rein soll es
sein, d. h· frei von suspendirten Be
standtheilen, mögen diese nun icbenden
Wesen oder todtensiörvern angehören; ·
aber auch gut soll es sein, d. b. de
tömmlich und ivoblschrneckeno infolge »
seiner chemischen und Physikalischen »
Beschaffenheit
Jndeß sind diese Bedingungen oft,
namentlich für größere Gemeinwesen
mit Massenverbrauch, recht schwer zu
erfüllen. Bald ist es an und für sich
schwierig, eine hinreichende Quantität
Wasser zu liefern, bald ist imar Was-«
ser genug vorhanden, aber es ist ent
weder nicht rein und in bbgienischer
Beziehung zu verwerfen, oder es hat
einen unangenehmen Geschmack, over
auch die hohe Temperatur macht es für
den Genuß minderwerthig.
Bei der Rolle aber. die das Trink
toasser bei der Verbreitung anstecken
ver Krankheitenjnöbesondere der Cho
lera und des Typhus. spielt, inusz die
hngienische Frage nach der Reinheit
des Wassers in erster Linie in Be
tracht kommen, andere, wie Geschmack,
Temperatur, selbst, wie bei einigen
aus niedrigen Gegenden stammenden
Wössern, Färbung müssen dagegen
zurücktreten
Vielfach haben wir allerdings die
Mittel in der Hand, ein unt-eines Was
ser·in reines zu verwandeln aber diese
Mittel sind durchaus nicht immer
wirksam; besser ist es natürlich, von
vornherein reines Wasser zu suchen.
Als solche reinen Wässer, besonders
frei von Krankheitsteimem hat man
von jeher die Quelltvässer angesehen,
namentlich seit Vasteur bei einer An
zahl von solchen Wössern die Abwesen
heit von Batterien nachgewiesen hat.
Längsschnitt.
—s.«-JV-i.s·-·«-uusst
Rtesenbagger für den Hafen von Wladi wuftok.
s Aber abgesehen davon. das-. Pasteur
mit der damals noch durchaus nicht
entwickelten batteriologischen Technik
an seine Untersuchungen heranging
und heute die Ergebnisse vie lleicht bei l
denselben Quellen ganz anders a::s- ,
fallen würden, hat es sich bei der Un- «
tersuchung anderer Quellen gezeigt,l
daß do nur ein sehr verschtvrnoend l
l
i
tleiner » heil derselben wirklich leim
freies Wasser liefert. Die gewöhnliche «
Ansicht, daß Quellwasser steril sei,
ist irrthümlich.
Allerdings ist das Grund-nass» —
und als solches, nur zu Tage tretend,
ist auch das Quellwasser anzusehen —
fast durcknveg teimfrei. weil die Bo
denschichten, die das Wasser kei seinem
Wege in die Tiefe passrrt. wie ein gro
ßer Filter wirken und alle Keime ab
fangen Aber mit dem Augenblick, wo
das Wasser zu Tage tritt, oder wo es
der Mensch zu Tage zu fördern sucht,
ist es auch Verunreinignnaen ausge
setzt und verliert sehr bald seine Keim
freiheit. Schon mit dem Bohrer wer
, den die Keime m die Tiefe getragen.
Zudeß lann man dem Grund- und
uellwasser insofern allerdings ein
größeres Vertrauen entaegenbrin en,
alb bei sorgfältiger Rein- und
standhaltung der Anlaan nur in sel
tenen Ausnahmesällen bnaienisch be
denkliche Organisrnen in das Wasser
gelangen werden.
größten Theil bei guten Filtern zurück.
Und auch damit ist schon viel erreicht;
so bleiben Eier und Larven von Band
würmern u. s. w. stets im Filter, auch
die kleinen Flohkrebse, die zwar an sich
unschuldig, aber nicht seltenTräger von
Larven der Eingeweidewürmer sind,
passiren das Filter nicht. Bei gut
functionirenden Filtern werden patho
gene Organismu, wie die Erreger von
Cholera und Typhus-, nur ausnahms
weise die Filterschichten passiren, aber
eine absolute Sicherheit gegen diese
Möglichkeit bietet bisher keine Filter
anlage.
Tschingtsri’s Lieber-tun
Tit-wähnte aus den Tnzcu des-:- chinesischen
Ausstaner von M. Paggc Broot
Die Anführer hatten die Bande der
Zucht und Ordnung zerrissen; die
Mehrzahl der verhaßten Fremden in
keling erlag des Wut-h und Rache der
Llnnesen und nur ein kleines Häut
lein nach Tschisu gefliichteter Euro
päer war in vorläufiger Sicherheit.
« u den Geflüchteten gehörte auch ein
Ecchgewachseney junger Deutscher,
Hermcnn Roth, ein Hamburger ron
Geburt.
Es gefiel ihm nicht übel bei den
schlitzäugigen Söhnen des himmlischen
- --—- ’—- , --..sp,...-.,--F
Baqgckmaschinc der But-Ums Co, in Zud- L-» kJilwaukkr. This
Bei der Benutzung von Oberflächem
trasser —— mag dasselbe nun Seei1,Tei
chen, Flüssen oder Cifternen entnom
men sein —- ist die Gefahr« das; dassel
be Kraniheitserreger enthalte, mehr
oder weniger immer vorhanden. Man
hat deshalb auch in verschiedener Weise
eine Befreiung des Wassers von Fixi
men versucht. Von allen diesen Mit
teln scheinen bisher nur Filtration,
Ozonisirung oder Kochen des Wassers
im großen mit Erfolg angewandt wor
den zu sein. Kochen des Wassers wür
de an sich natürlich das radikalste Mit
tel sein, alle Keime zu vernichten, aber
einmal würde es sich bei größeren Ge
meinwesen sehr thener stellen, und
zweitens würden dabei auch alle Gase
entweichen, die dem Wasser ren ange
nehmen Geschmact verleihen. Ueber
das Ozonisiren hat man noch nicht ge
nügende Erfahrungen gesammelt; es
scheint gut zu wirken. aber ebenfalls
ein ziemlich theures Verfahren zu sein.
Der gewöhnlichste Wen, das Wasser
von seinen Reimen zu befreien, ist die
Frltration. Aber die Ansicht, daß
durch das Filtriren alle Keime besei
trgt werden, ist durchaus irrig, insec
sondere gelingt es nicht wenigen Bak
terclen, die Filtrirschicht zu passiren.
Groszere Organismen, wie Algen, flei
ne Thiere oder deren Eier und Larven,
werden allerdings zurückgehalten auch
pon den Balterien bleiben die grösseren
immer, die kleineren zum weitaus
Reiches. Die phantastische Ausschnniick
nng der Laden und Straßen, die Thee
häuser mit ihren Bambugfesseln, Fon
tainen und Psauenfedern, das Alles
zog ihn mächtig an.
Roth wurde rechtzeitig aewarnt und
mit vielen Anderen erreichte er glim
lich Tschifu, während hinter denFliiel)
tigen das Fremdenviertel in Flammen
ausging und die Zurückgebliebenen
elend zu Grunde gingen.
Sein Unterkommen fand er in einer
Chinesenherberge. Alle Quartiere via
ren übersüllt und der Wirth, ein ewi«
Opium tauchender Zopfträger, stricg
schmunzelnd das blante Geld ein, wel
ches er den Fremdlingen abpresze.
Jm Gegensatz zu ihm sah sein zier
liches Töchterlein, das graziös zwischen
den Gästen der Herberge aus- und ein
fchliipfte, den blonden Deutschen gern.
Jhre kleinen Aeualein tauchten zärtlich
in seine großen blauen. und sur ihr
Leben gern hätte Tschingtsu, so hieß
die Kleine. ihm etwas Liebes ange
than. Allein Noth merkte es kaum,
wenn sein Thceglas, noch ehe er den
Mund zu einer Bestellung öffnete, be
reits gestillt Vor feinem Platze stand, er
» metlte nicht, daß täglich frische Blu
men sein bescheidenes Kämnierchen
I fchmiickten und daß der Blick des M ad
wen-Z an xnniakeit gewann. Jn seinem
Geiste regte sich ein kühner Blan, der
ihn für alle anderen Wahrnehmungen
- taub und blind machte. Hermann Roth
war mit sich einig, er hielt das thaten
kose,Abwarten nicht aus. Er wollte
ort. -
Aber wie? Die Versuche des jun
gen Mannes-, scheian absichtslos-,
als mäßiger Spaziergänger Tschisu
zu Verlassen, mißlungen kläglich; so
wenig man anscheinend die Flüchtlinge
beobachtete, so sehr fühlten sie sich in
der That bewacht.
So saß er, in trübe Gedanken ver
tiest, eines Tages müßig im- Theezini
mer seiner Herberge und schlürfte use
chanisch den heißen Trank, den
Tschingtsu ihm mit lieblichem Lächeln
tredenzte. Die Sonne brannte glühend
heiß vom Himmel, der leise murmeinde
Sprinqbrunnen. der in einer Ecke des
Gemacht-s angebracht war-, vermochte
kaum die Luft in etwas zu erfrischen,
und Noth fielen die Augen zu. Er
wehrte sich eine Weile gegen dag unbe
zwingliche Schlasbediirfniß, das ihn
plötzlich überfiel, sank dann aber ell
«m«ciblich in süße Träume.
An seinem Obre rauschte rznd
flüsterte es, und eine Silber-stimme
sprach zärtlich zu ihm: .Fremdling,
wag- betijmmert Dich?«
Jäh erschreckt, schlug der Träumer
die Augen auf und begegnete dem Ant
litz des reisenden Mädchens, das in
süßer Verwirrung neben ihm stand,
ensäbig fortzueilen.
..Tk«ciumie ich oder fnmtfiss DI- Jn
mir?«
Sie antwortete und es entspann sich
zwischen den jungen Leuten ein Ge
spräch, in dem Liebe und keimendes
Wohlgefallen die Dolinetscher machten.
Zum Schluß vertraute Hermann
dem Mädchen seinen Kummer.
Ein trüber Schimmer qing über das
bleiche, einer gelben Lilie nicht wähn
liche Gesicht. -
»So will mein Freund mich verlas
sen?« fragte sie traurig
Er knirschte mit den Zähnen.
»Sie morden meine Brüder, Kind.
Kannst Du verstehen, daf; mich nach
Rache dürstet?« ,
Sie verstand ihn nicht, ihr Herz
kannte keinen Haß, in ihr hatten nur
sanfte, zarte Regunan Raum.
»Der Deutsche seufzte tief und stixtzte
den Kopf in beide Hände. Jiir den
Augenblick hatte er Tschinaitu herges
sen, das Loos der Seinen beschioerte
ihm den Sinn.
Sie sah bang zu ihm nieder, dann
berührte sie leise seinen Arm. »Ich
helfe Dir,« versicherte sie rieheininiß
roll, ,,heuteAbend, wenn die Sterne
scheinen.«
Flüchtia drückte er die kleine
Mädchenhand, ein süßes Lächeln, ein
heißer Blick aus tiefscktvarzem träu
merischen Augen, und Rath war wie
der mit seinen Gedanken allein.
Am Abend saß er gedrückt in seiner
Kammer! Er war mit Landsleuten
zusammengekocnmen die ihm den
Sinn noch mehr verwirrt hatten. Es
fröstelte den Deutschen. Eingeschlossen
in einer seindlichen Stadt wie die
Maus in der Falle, beim Himmel, das
war ein schreckliches Loos. Tausend
inal lieber kämpfen und ehrenvoll zu
Grunde gehen-.
« Ein leises Geräusch störte ihn plötz
lich auf, es war. als oh die Thür
klinke sich bewege. Er faßte nach dem
Revolver in seiner Tasche.
»Ist Jemand da,« rief er in leidli
chem Chinesisch.
»Die Thiir öffnete sich und herein
tritt das kleine Mädchen, an dessen
Worte er nicht einen Augenblich ac
dacht
»Bist Du bereit?« sraate sxe ihn,
»komm.«
Er stand- unschliissig und tarrte
Tschingtsu an. s
.Diese entnahm einem Korbe, den sie
mitgebracht ein weites. faltiges Chi
nesengewand.
S
»Nimm das und folge «nir,«'bai sie«
zum einer Gederde des Abscheus
wies er das Kleid von sich.
- »So nicht,« sagte er finster.
Sie bat, sie weinte und fedete ihm
zu in Thränen der Herzensangft, die
Hermann verstehen mußte; jchließlich
ergab er sich. «
Tschingtfu faßte im Dunkel nach
feiner Hand und geleitete ihn unhörba
in den Gang. Ddrt swaren alle Lich
ter gelöfcht und nur der tundigensFiih
rang des Mädchens sverdanite es Roth.
daß er über Treppen und Stiegen,
durch Gange und tiamniern das Freie
fand. Unwillttirlich athmete er auf
und reckte seine hohe lGestalt empor-.
»Nicht, nicht.« wehrte Tfchingtsly
»mach Dich klein, Herr, daß Niemand
Verdacht schöpft, sonst . . .« Sie er
schauerte leicht.
Durch Straßen und Gassen, die
er niemals zuvor betreten, folgte Roth
dein Mädchen. Jinr selten gegnete
ihnen ein Wanderer-, der die auffallige
Gestalt des Verkleideten musterte.
Ohne Anfechtung erreichte sie das
Siadtihor«
Tschingtfn schob ihren Gefährten
ljsinter einen Mauervorsprung und
legte mahnend die Finger auf die
Lippen. Der- Deutsche verstand.
Eine Weile wartete er still und un
bewesglich an seinem Platz, dann lehrte
das Jiädchen zurück. Beim Schein ei
ner Laterne, die üsbser ihm hing, fah
Herrnann, daß ihr Gesicht erblaßt war,
die rothen Lippen erbebten.
»Tschingtsn,« rief er entsetzt. »Was
ist Dir?« Uns droht Gefahr«-«
Sei ruhig, ich rette Dich,« ver
sicherte sie. ,,Tfchingtsu hält Wort.«
Sie standen lauschend still. Es
schien, als warte Tschingtsu auf etwas-,
ihr zarter Leib bebte vor unterdrückier
Flägst Ganz leise drückte Roth sie an
I
Da wurden plötzlich Stimmen laut.
Die Flüchtigen befanden sich in unmit
telbarer Nähe des Thores. Die Stim
nmn Uns-usw wick
................ .»,«.
»Hier muß sie sein,« hörte man sa
gen, »lein Jrrthum ist möglich, ich
habe sie erkannt.«
Ein Schlüsselbund rasselte, dasTbor
sprang auf, und der, welcher soeben
gesprochen hatte, bog sich vor und
stähte in die sinstere Nacht.
«Unsinn,« knurrte sein Gefährte,
,,nach dorthin kann sie nicht ver
schwunden sein, das Thor war zu.«
»So muß sie hier —« Damit ver
schwanden die Zwei in der den Flücht
lingen entgegengesetzten Richtung.
Hermann Roth hatte von dem Ge
spräch der beiden Männer kaum das
Nöthigste Verstanden, jedenfalls blieb
ihm der Zusammenhang unklar. .
Mechanisch folgte er jetzt seiner Füh
terin, die mit den Worten: »Geh’ jetzt,
es ist die allerhöchste Zeit,« ihn vor sich
schob. Jn der Thoröffnung wandte
Noth sich um. »Und Du, mein Mäd
chen, was wird aus Dir?« fragte er
dringlich.
Ein herzzerreißendes Lächeln trat itt
ihr Gesicht.
»Sorg’ nicht um mich, sondern geh,««
mnhnte sie. »Doch halt . . .«
Noch einmal hielt sie ihn zurück,
legte ihre Arme um seinen Hals und
Reßte zwei glühende Lippen auf seinen
-tund.
Die seinen gaben Antwort zurück,
fest drückte er das ovferwillige Kind
an seine Brust, dann stieß sie Ihn von
s.ch. Er üsberfchritt das Thor und
fand sich im Freien, vor ihm dehnte
sich das weite Meer, auf dem die
Schiffe seines Landes schautelten. Er
trar frei. Glückselig dehnte er den
kraftvollen Leib.
Da unterbrach ein Schrei die Stille
der Nacht, ein Schrei aus weiblichem
ElJirtnde», der herzzerreißend klang.
Heimann Noth begriff: wie Schuppen
fiel es Von seinen Augen. »Arme
Tscbingtsu,« flüsterte er, indes-, die
Jbriinen uber sein Antlitz flossen, »so
zc hlst Dr meine Freil)eit.«
Jn seinen Ohren aber gellt noch
heute des armen Chinefenmädchzns
Schrei . . .
Arme Blume des Ostens, die jung
dchingerafft ward im Leben-Singt
Eine eigenartige Art der Ernährung
ist in den letzten Jahren immer mehr
in Aufnahme gekommen als Ersatz fiir
tie natürliche Zufuhr der Nahrung
vom Munde aus. Es giebt Fäe, in
trelchen die natürlicheErnährung durch
bösartige Krankheitsprozesse im Be
reiche degMagendarmkanals oder durch
schwere Berdauungsstörungen voll
kommen behindert wird. Jn solchen
und ähnlichen Fällen hilft man sich in
der Weise, daß man gewisse Nahrungs
stoffe unmittelbar unter die Haut
spritzt; vom Unterhautzellgewebe aus
werden —- wie mehrfache Untersuchun
gen festgestellt haben — diese Stoffe
glatt und ohne Störung aufgenommen
und dem Organismus zur weiteren
Berarbeitung und Nutzbarmachung u
gefiihrt. In der letzten Sitzung er
Berliner medizinischen Gesellschaft
zeigte der Kliniker, Geh. Medizin-al
rcth Professor Ewald einen von iynr
crscnnenen Apparat, welcher es er
möglicht, Oel in größeren Mengen
innerhalb einer bestimmten Zeit unter
die Haut zu spritzen Olivenöl ist ein
vorzügliches Ernährungsmittei. Um
es- aber fiir die Zwecke dieser originel
leu Behandlungsmethode geeignet« zu
weichem muß es vorher sorgfältig aus
getccht werden« um von etwaigen
Krankheits-leimen befreit zu fein. Das
Oel wird gewöhnlich unter die Haut
teg Oberschentelgs gespritzi. Statt des
Oeleg sind auch andere Stoffe benutzt
werden, zum Theil sogar bei kleinen
Kindern, und auch hier mit günstigem
Erfolge. · « k— « .. -,
,
i
.. Jst
,-«.-.
L
T
!
ti