Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 31, 1900, Sonntags-Blatt, Image 14

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    TUnter der Bureuflagge.
Historischer Roman ans Cransvaal von
Willem de Ruyter.
Glas den Erlebntssen eines Missionärs.)
...--h .I-. - ,I »s-. .I-. .-. L Js. 4LMMLJWM
W
(2. Fortsetzung.)
Von einem nahenGebiisch abs hatten
l
ihn Piet Thorn und Nathaniel beobach- ;
ten. Eng an den Boden geschmiegt,
lagen sie wohl so eine gute Stunde !
noch, dann krochen ste, jedes Geräusch
vermeidend, zu dem Hause hin. Erst
an der Mauer richteten sie sich auf.
Thom ging zur Veranda und holte
einen Tisch, auf diesen stieg er dann,
und wie eine Katze schlich der Schwarze
auf seine Schulter. Er befand sich bei
der niedrigen Bnuart der afrikanischen
Häuser in Brufthöhe mit dem Giebel
fenster-, lautlos verschwand er jetzt in
dem Zimmer Jamefons.
Vor Aufregung wagte Piet Thom
kaum zu athmen, wie endlose Stunden
dünkten ihm die nächsten Minuten. Die
Nacht fing bereits zu weichen an, das
Geheul der Thiere war jetzt nach Mit
ternacht verstummt, nnd ein kalter,
scharfer Wind fegte von den Mosibber
gen herunter. Nichts rührte sich als
as laute, flatternde Schlagen der
Butenflagge an der Stange, und die
ses Flattern tönte Piet Thom wie ein
starker Trost in die Seele und sagte
ihm, daß er für sie und fiir sein Va
terland den Diebstahl ausführen las
sen mußte.
Lautlos hatte sich der brave Natha
niel in das Zimmer geschwungen; den
Rhein anhaltend, blieb et einige Se
cuuden still liegen und horchte mit ge
chärsten Sinnen nach dem Lager des
chlafenden Engländers. Tiefe, regel
mäßige Athemziige vertiindeten ibm
dessen ruhigen Schlaf. Mehr gleitend
denn schleichend näherte er sich dem
Bett und befand sich dann im Bereiche
des gewünschten Lederkofsers. Wieder
hielt er athemlossplauschend still, dann
ergriff er mit seinen mustulösen Ar
men den Koffer, hob ihn leise empor
nnd g« u dem Fenster. Jn weitern
sogen chseuderte er ihn hinaus-, um
im nächsten Augenblick, da er eine Be
tre nng des Schlafenden hörte, mit
rcfenderGeschwindigkeit an der Mauer
hinabzugleiten und Piet Thorn mit sich
reißend, zur Stelle des niedergestürztcn
Koffers zu eilen. Diesen ergreifen
und in das Haus damit zurückzueilen.
das alles spielte sich so rasch ab, daß
es kaum zu schildern war. Piet Thom
war in demselben Augenblick in seinem
Zimmer mit dem Koffer, und Natha
niel lag zur selben Zeit schon wieder
in seiner Ecke oben auf dem Gang
err Jarnesons Zimmer, als aus des
sen Schlasraum mehrere Schüsse knall
en und seine Rufe: ,,Diebe —- Räu
ber!« das Missionshaus durchgellten.
Halb bekleidet eilte alles herbei,
nnd der auf den Flur hinausstürzende
Jameson prallte mit dem meist-ringen
den Schwarzen als erstem zusammen·
»Was ist, Masker, was ist?« fraatc
Rathaniel den erregten Jamefon. Da
lam auch schon Hulden mit einer
linte, Hapman mit einem Revoloer,
iet Thom und andere herei, und alle
riefen sie ihm das Gleiche zu: »Was
ist? Was ist?"
Aus dem nahen Kraal der Grimm
ceute tönten in diesem Augenblick die
dumpfen Schläge der Lärmtrommeln,
vermischt mit dem gellenden Ruf eines
Muschelhornes. Sie waren durch die
Schüsse im Glauben, daß ein räuberi:
eher, fremder Stamm die Mission zur
acht überfallen.
Jn kurzer Zeit erleuchteten hoch auf
Staufen gebundene Feuerzeichen den
Kran, und bei deren Schein konnte
man die Griquaieute sehen, wie sie be
waffnet durch die Thore des Kraalå
Zur MMU stürzten. Es war ein
wildes rcheinander. Fluchend und
tobend schimpften Jameson und Hap
man über den Diebstahl und bezi rig
ien die Schwarzen des verübten er
brechens. Umsonst suchte Hulden sJe
Zu beruhigern
«Nein!« schrie Jameson, »wenn ich
auch schlaftrunten war und nicht so
rasch Herr meiner Sinne wurde, so
viel erkannte ich am Geruch, welcher
mein Ziffer erfüllte, daß es ein Kai
fer gewesen. Da wird dieser oder diese
galjunten sich» natürlich in das nahe
rasfeld versteckt baden —- he Pier
Thom, nehmt unsere Schwarzen und
eilt nach dem Grasfeld, ich will den
verfluchten Spitzbnben die Sache ein
heizenl Vorwärts! Steckt den Zunder
da drüben in Brand. damit das Ge
Fndel die Strafe erhält. welche es ver
tent!«
»Nein, Herr, das werde ich nicht
thun. denn in dem Grasfeld befindet
Oom Jakobs-. und not morgen
nd ist er nicht hindurch. Gott
schätze ihn! — Ich werde es nicht
thun; dieser Wind feqt wie der Teu- »
el, Und der 1beste Renner hielte das I
ee nicht aust« erwiderte Piet ;
horn. »
»So, so —- defto besser i-— holla,
vorwärts, Hat-man, die Sache ist es
werth; hinüber und das Gezücht ver
sengt! Wir werden einen glatteren
We erhalten« wie müssen da wieder
- !« rief Jamefon.
- tvsee ebens warf sich Helden dage
;« an , vergebens drohte selbst Piet
Ku, edenüdwetht Frevel Its-a
". Do e, n et u en: me on
Tit-b Mai-, pwie Lady pman
s
hielten Piethcm ihre Revolver ent
gegen. Warning war unterdessen mit
inthreren Leuten zum Grasseld geeil·t,
und wenige Secunden später blitzte ein
kleines euer auf, welches mit unge
keurer melligteit um sich griff, und
im Zeitraum von wenigen Minuten
loterte eine riesige Feuerwelle dahin,
alles zerstörend, alles verheerend, dicte,
schwere Rauchwolken gen Himmel sen
dend, mit gefräßiger Haft von einem
heftigen Nordweftwind vorwärts ge
tragen. Jnmeson aber-stand mit dem
Revrlver in der Hand und frohlockte
i.ber das Vernichtungswert, welches
seine verrätherischen Pläne schützen
sollte. Denn —- eine andere Meinung
hatte er nicht —- die Diebe waren sicher
in das Grasseld geeilt, utn sich zu ter
bergen.
Piet Thom aber stand zähnetnir
sehend vor den Engländern, da er al
lein nicht die Macht besaß, sie für den
ungeheuren Frevel zu züchtigen. Jetzt
wandte er sich an Jameson, und mit
der Hand aus die am Giebel flatternde
Burenflagge zeigend, sagte er:
»Hier, unter dem Ehrenzeichen inei
nes Landes, haben Sie mit Ihren Ge
sährten todcswürdigen Frevel nach den
Gesetzen unserer Republit begangen.
Seien Sie versichert, daß Sie gerechte
Strafe erhalten werden«
»Einsältiger Bursche, spare Deine
Reden einem Engländer gegenüber!
Ob Deine Burenslagge da obenbiingt
.- «!-te Lx
UUIC Ists-II, IW »aus-sc UIV CIISIUUU(L,
wie ich es für recht halte. Und hätte
ich den Dieb, so würde ich» ihn im
nächsten Augenblick so gewiß in’s Jen
seits knallen, als ich arneson heiße.·«·
»Und so gewiß ich iet Thom und
ein treuer But bin, werde ich Jbre Be
strafung betreiben und erreichen.«
Damit wandte Jich Thom und ging
dem Hause zu. r sah nicht die ver
dächtige ndbeweguna Jameson’s
mit dem evolver. und ein weiterer
Ausruf Jameson’s wurde durch die
antommenden Griqualeute verhindert,
welche unter tollern Geschrei näher und
näher kamen. Missionar halben
wandte sich ihnen zu und er hatte
große Mühe, die Schwarzen von einer
Gewaltthat abzuhalten.Jameson stand
spöttisch lächelnd mit dem Revolver in
der hand da. rings um ihn standen
bewaffnet die Seinigen. Da wurden
er und die übrigen plötzlich aus hefti
ges Pserdegetrappel aufmerksam· Von
dem vom Feuer und der fahlen Mor
endämrnerung erleuchteten Anhöhe
Falken sie zwei Reiter in rasendem Ga
lopp heransausen. Bevor sie noch wuß
ten, um was es sich handelte, waren
dieselben bei ihnen. Der eine von ih
nen, welcher eine Art Kasten vor sich
im Sattel hatt-, richtete sich hock- in
den Steigbügeln empor, parirte das
Pferd etwas und schrie Jameson im
Vorbeirciten zu:
»Englischer Svion! Verräther!
Hier sind die gestohlenen Papiere!«
Denn folgten blitzschnell mehrere
Schüsse, und bevor irgend Jemand den
Reitern etwas entgegen thun konnte,
waren diese in dem ungewissen Lichte
verschwunden. Eine furchtbare Be
sttirzung hatte die Engländer erfaßt,
kei den Schüssen waren sie wie wild
auseinander gestoben, selbst Jameson
wußte vor Bestiirzung nicht gleich zu
handeln. Ein steckt-endet Schmerz in
der Schulter und der vor ihm am Bo
den liegende iammernde Warning
brachten ihn erst wieder zu sich,
VI.
Die Nacht war verganan und ter
blühende Feuerball der asritanischen
Sonne-ließ von Neuem seine sengenden
Strahlen herniederfallen.
Der alte But Jakobs war ohne Un
Inll fri- Psebt in scharf-m est-»seiner Kin- «
eurer-geritten und ließ jetzt fein ermü
detes Thier in langsamen Schritt ver
fallen.
Da wurde das Thier plötzlich nn
ruhig, spitzte die Ohren und gin von
selbst in eine rafehere Ganaari ii er.
Ohm Jakobs faßte nach seiner
Büchse und legte sie vor sich auf den
Satteitnapf. Scharf spähte er nich
links und rechts und erinnerte sich der
Warnung Haldens und Thoms vor
täuberischen Koffern, rvelcbe denVeldt
we unsicher machen sollten
Ls war ihm auch mehrmals, als
würde das Gras zu feiner Seite Von
irgend welchen Umständen zertheiit.
Da hörte er hinter sich ein lautes,
afiiges Schnaufen, kurz wandte er
Ich um und erblickte einige Zebras, die
in raschem Galopp direit auf ihn zu
eilten. Jn wenian Sekunden waren
sie ihm zur Seite und vorbei.
« Jetzt hielt er sein widerstrebendes
Pferd mit Gewalt an. Nur ein Um
stand konnte es sein, der diese sonst fo
cheuen Thiere direkt den Menschen zu
trieb, und das war Feuer. J m selbst
itterte bei dein Gedanken an einen
» eldtbrand das herz. Rasch sprang er
auf denSattel feines Pferdes und·war
nun aufrecht siedend im Stande, über
das Gras hinaus zum horizoni zu
blicken.
Was er dort sah, Beniiate um ihn
mit unheimlicher larbeii m dem
Brand des Grasfeldes zu Gemenge-L
» geschaf
« und Kna
t empfand er auch den leis-n
ran erriet-, welchen der noch immer
starke ordtpeftwind mit sich führte.
Mit größter Eile sprang er von ei
nem Pferd. Erwußte, daßjedes ei
ten bei dem heftigen Winde vergebens
war. Jn einer Stunde batte ibn sicher
das uer eingeholt. An etnem klei
nen olzstrunt band er sein Pferd an.
Dann zo er ein breites scharfes Mes
ser aus em Gürtel und nachdem er
ich noch einmal über die Windrichtung
vergetvissert, ging er zur rechten Seite
des schmalen Weges und Hieb dort mit
seinem Messer das Gras ab. Der
Schweiß rann- dem fieberhaft arbeiten
den alten But in Strömen vom Kör
per. Endlich nach einer Vierteistunde,
war er so weit, daß er eine Lichtung
von ze2n bis zwölf Quadratmetern
en und das abgeschnitten-Gras
auf einen Hausen geworer batte.
Jekt band er sein Pferd los, nahm
es beim Zügel, und indem er aus sei
ner Tasche Streichbölzer zog, zündete
er eines derselben an und warf es in
den ausgeschichteten Grasbaufen. Ei
nige Sekunden stand er noch dabei und
beobachtef das lanxisame Knistern
tern der tleinen. gierig um
sich fressenden Flammen. Ja demsel
ben Augenblick, wo dasselbe hoch auf
loderte und, vom Winde erfaßt, sich
wie eine rasende Schlange auf das
weitere Veldt warf, sprana Oom a
iobs in den Sattel und ritt den eg
zurück, welchen er in der Nacht gekom
men, anscheinend direkt dem heranra- I
senden zweiten Feuer entaeqen.
Dem war aber doch nicht so, denn
in einer Entfernung von zweihundert
Metern hielt er das Pferd an. wendete
dasselbe wieder zurück und iab nun vor
sich eine gewaltiae Feuersbrunst wel
che schwere, dicke Rauchwotten zum
Himmel emportrieb
»Dunnertopte, Tantie und Nietje,«
entfubr es ient seinem Munde. -das
war zu rechter Zeit.«
Dann hielt er wie eine erzene Sta
tue wohl eine balde Stunde lang ruhi
auf feinem Pferde und blickte rein i
immer weiter entfernenden Feuer zu,
bis er nur noch am fernen Horizont
Zerl; Qualm des Brandes sich htnziehen
a .
Mit einem treuherzigen Lächeln
blickte Oorn Jakobs jetzt zum himmel
empor und faate:
.Dunnerkopje, Du lieber Gott, ich
alter Dur Jakobs habf Dir zoieder
eine neue Schuld abzutragen. Ich
muß Dir doch ein sicherer Schuldner
fein. Nun wird mir wohl lein Mensch
verargen, fo ich mir meine Itallpfeife
anziinde.«
Aus einein kleinen. urn den Hals
hängenden Ledetbeutel nahen er Tobak
und Pfeife. Trotzdem bereits der
Wind große Afchftocken mit lich fährte,
und die Temperatur bedeutend bisher
und höher ftieg, füllte sich Oont Ja
tobs gemächlich feinen Kaltftmnmel
rnit Tadal zündete denselben ebenfo
ruhig an, fah sich hierauf noch einmal
bediichtig um und ritt dann m größter
Seeleanhe seinen Wea weiter. Nach
dern er die tnrze Strecke Grasield
durchritten, fah er vor sich eine weite,
fchtoarzbrauire Ebene. auf welcher .
der Wind noch hier und da groben,
schwarzen Afchenftaub emportrieb.
Sonst aber war dank des ftarten Win
des der Boden wie gefeqt, lo daß dass
Pferd ihr-. unbelästiat betreten tonnte.
So titt Oorn Jakobs zwischen den bes
den Bräuden in größter Gelassenlnit
feinen Kallfturnrnel rauchend, dahin.
Von der linken Seite stürmte das
Feuer wie ein reisender Renner daher,
auf ter rechten Seite war es wie ein
fiiehender Teufel verschwunden
Oorn Jakobs übrleaic bin und her.
wie und auf welche Weise wohl das
Feuer entstanden fein konnte; er
wußte. wie schrein jeder Bur und
Kaffer die größte Vorsicht nnwandte,
urn einen eidtlzrand zu verhüten.
«Sollt’ rnich doch wundern, wenn
nicht diefe verfluchten nalifchenWind-.
hunde den Brand oeranialtten. Na,
its-- OMAZ ODIJIIO havmxcös »Ist k
Mary« —- damit klovsre er dem Pferde
aus den Hals —- .,etrva-H acschwinder,
es wird uns sonst im Rücken zu
warm-«
Das Pferd setzte sich in reichere
Ganqari. und in dem Augenbiick, wo
das heranstürmende Feuer-. vergebens
neue Nahrung suchend, an dem aus
qedrannien Rande sich förrnVich über
stürzte, da verschwand atn fernen Ho
rizont ein kleiner, dunkler Punkt —
Ohrn Jakobs ’
VlL
Jn der Missionssiaticn war wieder
Ruhe ein etehrt, so weit man wenig
stens die es Wort den-. Aeufierlicten
nach gebrauchen konnte. Dr. Jameson
tru eine Binde urn den Kopf. Ein
hal r Ceniirneter weiter hätte genügt,
um aus dem lebenden, jetzt rnit einem
erin fügigen Stterfschuß versehenen
Hornes-m einen todten Mann zu ma
-en. Der hoch ehrenweride Mister
Wart-sing aber war wohl und munter.
Nur die Angst nnd der Schrecken yor
den Schüssen Pier Thoms hatten ihn ;
auf den Boden geworfen. «Er behaup- J
ieie zwar, er wäre zu Boden geritien »
worden und Niemand konnte ihm diese »
Annahme widerlegen« da in der ro
szen Bestürzung keiner genau den or
gang beobachtet hatte.
Jameson, hat-man und Lady Hap
rnan saßen in des ersteren Zimmer.
Fameson hatte das Wort ergriffen
un sagte: «
Es ist ohne Frage, daß dieser
Schwarze, weichen wir auf dem Flur
anscheinend schlafend angetroffen uns
delnu zit. Mir scheint ei s ar,
da der el der Diener des Bann a
( lob ist, als wäre ei oorher ·
l rein verabredet gewesen zunan Ja
lob-, Piet Tbsrn nnd dem Schwarzen.
uns zu iiderwaelfrn Jakobs ist sicher
mir wegen uns lsetreffenderAngrlegens
Ecken gestern Abend davongeritten.
aus sicher Nun« -- uns jth um
spielte ein raufamei Lachen die Lip
pen des Do tors —- «er wird jetzt nur
noch ein Burenroaftbeef bedeuten. Ge
fährli kann er uns nicht mehr wer
den. rokdem ift unsere Mission let
der mißglitckt. Einen neuen FüZrer
finden wir nicht« und die Kunde iet
Thoms wird wie ein Lauffeuer von
But zu But gehen. Also zurück! Viel
nutzen wird diesen Buren der Koffer
mit den Zeichnungen nichts-, da fie ih
nen unverständlich fein werden« Jch
muß alfo von Rhodesia aus handeln.
Glaubte es hier leichter zu haben. da
man unbeläftigt mit einer größeren
AnzahlLeute operiren könnte, während
da oben auf jeden Menfsziksn mit Arg
wohn aufgepafn wird. Leid thut mir
nur, daß man fo unverrichtetcr Weife
betreffs der Karten wieder abziehen
muß. Gerade gute Karten find fur die
Qutunft unerläßlich Mit ihnen ist
Trangvaal halb hesieat.««
,,Dafiir kann Rath geschafft wer
den, Dr. Jamefan," faate Lady Hap
man. »Gehrn Sie zurück nach Geleg
berg und erledigen Sie dort die Sa
chen mit den Leuten. Ich aber werde
allein weiter reifen. und alles. was
uns irgendwie wichtig erscheinen kann,
ruf eichnen und niederfchreiben. Sie
wi en, ich kenne die handhadung «vvn
Meßapparaten sehr genau, zeickzne
ainz gut, berichte trocken und zuverlaf
fig nnd führe eine gute Büchse. Also
vorwarts und unverzagt! th dem
Manne der Weg versperrt, findet ihn
eine Frau ganz stehen«
Kein, nein« gnädige Frau,« fagie
Dr. Jamefon, »wir beide. Jhr Herr
Gemahl sowohl wie ich. durfenecne
derartige Verantwortung nicht abtr
nelsmen Die Jdee ist Ihrem Muthe
hoch anzuerkennen. aber nicht aus
führbar.«
»Nicht ausfübrbar?« erwiderte Lady
apman, »nicht aussiihrbartetn Spa
zierritt durch etwas schwieriges Her
raini Ah. Poll. Doktor. erörtern wir
das nicht weiter! Ich reise, und damit
gut! Sie aber und Sie Hapman wet
den mich in Rhodesia erwarten, wallen
annehmen in drei Monaten von heute
ab, das wäre alsv im November.
Meine Reiseroute rvird dieselbe sein,
welche wir innehalten wallten und das,
was wir erreichen wollten« werde ich
mitbrin en. Gute, zuverlässige Kar
ten und iinner, aus welche man sich
verlassen tann!«
Ver ebens versuchte Jamesan, ihr
den P an zu zerstören. auch Sie Had
man äuserte als Gatte ernste Desorg
nisse. ady Hat-man aber lachte und
sagte:
«Kvnserenzbeschluß, meine herren!
Jch bin eine freie, vermögende Eng
landerin und handele. wie es mir be
liebt. Mein Ebetvntratt mit dem gu
ten Hapman ist« Gott sei Dant, euch
derart, daß ich völlig herein meiner
selbst bin. Dann aber lieve ich unsere
Königin und mein gutes England
ebenso wie Jbr Männer. Auch ich
trerde thun. was in meinen Kräften
feby um dieses Land wieder unter un
ere aese liche Oberhvbeit zu bringen.
Glück au , Doktor, vielleicht Felingt es
mir und meinen Frauenliins en besser,
denn männlichen Waisen. Jn zwei
Stunden reise ich nordwärts, Sie aber
beide siidtviirts. Und Sie haben einen
vorzüglichen glatten Wen. Den Mister
Warnmg nehme ich mit, um Unterhal
tung zu haben. Handeln wirs«
Damit and sie auf, reichte den
Herren die and und ginq hinunter,
um ihren Tretivaaen inOrdnung brin
gen zu lassen und sich zur Abreise zu
rüsten
· Am Nachmittag verließen die Eng
lander die Missivnsstation Halden
sah sie- gern von dannen ziehen. Er
hatte sich ubethauvt nicht mehr um sie
bekümmert Von seiner Veranda aus
Jan er, tote die Unalander eine lrrze
Strecke nordwärts den Berti-n entge
enfuhren, dann deniertt er zu seinem
Erstaunen, daß sie die Wagen trenn
ten, der eine nach Süden lzaq,.ivi«il-,rend
sich der andere den Baaliluß hinan
wandte.
W
YIlL
Piet Thom war mit Nathaniel zu
sammen gleichfalls das aus« etroctnete
Bett des Vaalflufses hinau? geritten
Ncch mehreren Stunden erst machte er
Halt, indem sie sich zur Seite des
Flusses in den Schatten der-gessen be
gaben. Es war hier eine « a erstelle
und er hatte dieselbe auch hald gefun
den. Eine darüber Rleate Felsplatte
chiiyte das tostbare aß in dem Fel
enloch vor den Sonnenstrahlen. Er
oh den Stein ab und liess an einem
Stets einen Ledereimer in die Tiefe.
Ge «·llt zo er ihn wieder herauf und
a den P erden, welche von dem ange
rengten Ritte sehr mitgenommen
waren, zu trinken. Dann machte er
sich daran, den Koffer aufzuspren en.
Derselbe war jedoch von so sol der
Bauart, daß er allen Versuchen wider
stand. Mehrere Stunden hatte er sich
schon mit Nathantel zusammen abge
1 ält, und noch immer wollte sich das
loß nicht öffnen lassen. als er zu
einem Mittel griff und seine Büchse»
dicht an das Schloß haltend, dasselbe
durch einen Schuß zerschmettertr. Jeht
z stand er endlich vor dem enthüllten Ge
s heimain der Engländen Er hob die
Papiere, welche als erstes la en, em
por und betrachtete sie mit teiqender
äertzptundårtuxicjiIS Krause heLintieäy
un e, . waren in ne imn -
gisMise«td-rrau; fniegeåäzkeichmt
r e wer er un an ungen,
W are-um spi- Lspbmuu »so
W
sahen und mit Zahlen und Buchstaben
versehen waren. Dann fand er eine
nze Reihe gedruckter Karten vorn.
s ranje-Freistaat nnd-Transvaal, auf
welchen viel esirichen und dermertt
war. hierau zog er ein Notizduchs
xrvoy welches leider in englischer
prache fefschrieben und, da Nathaniel
zwar eng i ch sprechen. aber nicht lesen
konnte, ihm auch nichts weiter mitthei
len konnte, denn einiae hundert awa
ketisch geordneter Namen. Bei näherte
Prüfung sah er, daß es sammt .und
srsnders die Namen hervorragender
Buren waren, sogar den alten Dhm
Jatobs sand er dazwischen. Dasjenige
aber, was dahinter dermertt war,
li nnte er nicht entiisicrm Ganz zu
letzt war eine schwere Stahltassete.
Trotzdem er auch hier alles versuchte,
um die etbe zu sprengen, widerstand sie
jedem . ngriss Bei dieser Arbeit war
der Nachmittag verflossen und die
Nacht hereingebrochew Mit zusam
menqetragenem Holze hatte Naihmiel
ein Feuer entzündet und an dieses la
erten sie sich, um sich von den An
trengun en des Tages einige Stunden
auszuru en, bevor sie ihren Weg sort
setzten. Piet Thom hatte alles wieder
in den Koffer gepackt und denselben
dann mit einem Lederriemen sest zu
samtnenaeschniirt. Aus einem tleinen
Ledersact hatte er Mundvorrath ge
nommen und sich denselben mit Na
tbcniel getheilt. Plötzlich legte der
Schwarze sein Obr an den Boden und
machte eine bedeutsame Armbewegung.
Auch Piet Tbom mertte auf und deut
lich hörte er jetzt von der Flnßseite der
Rädertnarren und die Zurufe von
I Kassem Mit einer raschen Bewegung
I wars er die Decke, aus welcher er mit
i
Nathaniel lag, iiber das Feuer und er
s Bittre dasselbe. Dann kroch er mit
; E atbaniel zum User, und nach weni
E aen tminuten sahen sie bei dem deute
Nacht herrschenden Mondschein einen
Trelwagen nahen, welchem zwei Reiter
» folgten. .
«Jest hörte Piet Thom, wie eine be
gehlshaberischeffrauenstimme den Kai
ern zuries, sich zu beeilen, an das
Wasseeloch zu kommen, damit endlich
. Ratt-triebe eintrete. Ein Kasfer lief
i hieraus wie suchend din und her, diied :
dann mit einem lauten Ausruf stehen .
und der Tretwaaen hielt. . »Wir sind .
P»i;a’Lady,« sagte er in schlechtem Eng- J
i . -
Ladn Hat-man denn sie war es mit ?
ihrem Wagen, welche Piet Thom und
Rathaniel beobachtete-L sprang vonU
Pferde und sagte: i
»Gut! So holt Wasser, ziindet
Feuer an, füttert die Thiere, stellt Wa- 4
chen aus — morgen in größter Friilse s
brechen wir auf. Jdr seid so gut, i
Mister Warning, und besorgt etwas «
zu essen ans den Bemühen-" Dann
nahm sie eine zusammengelegte Decke
von ihrem Pferde und lief-, sich auf die
ser an einem rafch angezündeten Feuer
nieder
Jn demselben Auaenbliet verschwan- ;
den Piet Thoin und Nathaniel von (
ihren Lanscherposten und schlichen vor- j
schtig, jedes Geräusch vermeidend. zu !
dem Wa erloch zurück. Hier nahmen i
sie ihre setde, zerstreuten rasch dies
: dertohlten Holzsiiicke und zogen vor- s
sichtig in weitere Entfernunq. Jn !
- einer kleinen Schlucht machten sie
Halt und brach-ten die Pferde in einem I
sicheren, höhlenartigen Schlupfivintel ;
Siegen der herumstreisendenRaudthiere H
unter, da sie infolge der Englander i
kein Feuer anznziinden wagten Nach- i
dem dieses ges-Sehen, sprach kPiet
Thom eine Weile leise mit Nathaniel
und dann schlichen sie von Neuem zu H
dem Lager der Ladv zurück. Vor
Allem wollten sie sich überzeugen, ab l
die Lady die Tolliiilmheit besessen, i
allein und nur in Bealeiiung dies-s l
tapferen Misier Warning zu reisen.
Sollte dieses Thatsache sein« wollte sich
Piet The-in auf jeden Fall in den Besitz
der tollen. schönen Engländerin seyen -
uns- IC Its-In Ins-forde- ««I«n-s«n Inn- l
....- ·.. ..-.., , ...... - »..»..,,... »..·..
Staate-taub unter der Antluge des- i
Landejoerrciihs sühren. Hinter einem I
Felkblock verborgen tonmen sie das i
Lager oöllia übersehen. Die Kassern ;
hatten die Ochsen zusammengetoppeli s
und ihnen Maislolben oorgetoorfenz I
trei große Feuer drarnten zumSchutze "
egen die Raubthiere in einiger Ent- s
pernnng von dem Waaen und waren so s
geordnet, das; derselbe in der Mitte s
tand. Ueber den Feuern hingen Fies
el. in welchen sich die Schwarzen ihre l
bendmahlzeit bereiteten.
C in tleines Leinenzelt war dicht ne- ’
ben dem Wagen hergestellt und vor ?
diesem lag Lavo Hat-Inan. den schönen !
j ei erpischen Kopf in den einen Arm ge- -
z sit-h , und dem anderen ein Buch hal- I
T tend. Vor ihr sasz auf einem Ieldstnhl ;
Misier Warnina und war da ’t be
schäftigt, ein großes Stück kalt Bra
tens zu vettilaen· Dann und wann
hielt er inne und starrte die Laer an.
«Mertwiirdiges Vergnügen« dachte
er vor sieh hin, »statt in London oder
Iris in größter Seelenruhe ihre
illionen zu verzehren. treibt sie sich
hier mit Ochten und Kaisern umher -
und rislirt das Leben. Ja —- er —
rnit ihm ist das nicht zu vergleichen;
er net-Iß —«- sein Beruf »war es« und der
Ruhm seiner Tapferkeit als ehemaliger
hochlönder —- Gott seane die Königin
—- welcher ihn in den Dienst der Royal
Chartered Comoany aestellt hatte. Und
so lange es nur noch auf das bischen
Reiten und Jahren ankam, war ihm
glei tiltth dkk Appetit war dadurch
um o be ier nnd die Ernährung sei
tens der « ompanh ließ nichts zu wün
schen übera. Wenn nur eben diese
Kaiserin Buren und sonstiqu Rauh
gesindel nicht vorhanden wären! Seit
er nämlich nicht mehr Militiir war, .
konnte er das Schienen nicht mehr bös :
s J
, ' ·.«.«««-· «
· «
ren. Ja die Nerven. und Nerven ge
horten siir die Sache ——«
Seine Gedanken wurde ieft durch
die Lady unterbrochen, welche ihn bat,
aus dem Prodianttosser Cigaretten
und eine Fasche Sderrd mit zwei
Glaser-i Z- besorgen
Bald tte er das Berlangte be
svtgt, und nachdem er zwei Gläser
relt Sherry gestillt. zündete die Lady
lErkenne Crgarette an« tauchte einige
,a tige Fuge, warf den Rest dann in s
Feuer, tand aus und asgte:
»Gut Nacht, Mister Warning,
merten Sie aus unsere Posten, daß
mass passirt.«
- ann verschwand sie in ihrem klei
nen eit. Warning starrte ihr noch
eine eile nach, nickte mehrmals mit
lem Konse, blickte prüfend zu den au
deien Lageseuern, stand aemachlsch qui
und, die Flasche Sherrn und eine
Schlasdecke unter dem Arm mit sich
schleppend, kroch er mit der gewählt
chenSeetenruhe eines Menschen, wel
chr ein schwieriges Tageswert lzur vol
len Zufriedenheit erledigt, in den Wa
qen und verschwand. Auch die Kas
sun hatten sich in ihre Decken sie
wictelt und schliefen. Nur einer von
ihnen hockte als Wache an dem einem
Jener und hielt in seinen Händen ein
·« epehr, über dessen Laus das euer
lange, spielende Lichter wars. nn
und wann stand er aus, umschritt das
tieine Lager und wars neues Holz in
das Feuer. Jn der Ferne heulten ei
nige Hyänen und zuweilen strich hastig
ein scheuer Nachkvcael über das Lager.
Nichts ver-rieth die Anwesenheit frem
der Lebewesen. Langsam tnisterten
die Feuer und um sich zu ermuntern,
sang die Kassernwache ein leises Lieb,
das schwetmiithia in der Stille der
Nacht verttana.
M
Wohl an Zwei stunden hatten Piet
Thokn und athaniel aus ihrem Lau
scherpasten ohne ein Wort zu sprechen,
gelegen. Jetzt wandte sich Piet Thoin
teise zu dem Schwarzen und ries ihn
dicht zu sich heran Dann sagte er zu
ihnix —
,,Nathaniel, es ist so, wie ich ver
inutizetr. Diese Englanderin ist allein
und nur in Besieituna von dein War
ning. Der Mensch ist weniger denn
ien hund zu fürchten. Außerdem sind
sechs Kassern da. welche eine gute
Büchse wie Du sie trägst in Schach
hält. Jch wünsche aber jedes Blutoers
gießen zu vermeiden da ich mir laurn
enten lann, dasz diese Fremde da un
ten eine Spionin sein soll. So srech
ich mir Niemand denken, daß er ein
Leben muthwilli dem gewissen - ad
entgegentiiigt. ber in weine Gewalt
will ich sie dennoch haben; mag :n
Kritng die Sachlage prüfen. er
weis-» vielleicht thun wir dennoch der
Republit isen größten Dienst mit die
sem Gewaltstreich. Schleichc n wir uns
atsc so nahe wie möglich an den wa
chendenskasser heran, werten ihn dann,
berot er noch einen Laut ausstoßen
tann, zu Boden, lneheln ihn mit die
sem Lasso und stopfen ihm ein Tuch in
leis Mund. Das Weitere wird sich
dann ergeben. Sollte er uns bemerten
nnd vielleicht schießen, dann natürlich
äußerste Gewalt. Borwiirts also!«
Rasch erhoben sich die beiden und
gingen mit der Sicherheit ron Leuten,
welche Schleichpsade gewohnt sind,
rtine Geräusch zu dem Lager, indem
sLe sich der ahnungslosen Wache vorn
Tücken nöiuerten Der Schnauze war
soeben im Begriss das Feuer neu an
zum-isten ais es sich blitzschnell gepackt
und zu Boden geworfen fühlte, und
bevor er einen Laut ausstoßen konnte,
nar ihm ein Tuch in den Mund ge
wiirgt und er lag völlig gefesselt am
Boden -
Nachdem dieses aeschehen. standen
Piet Thom und Nathaniel einige Blu
aenblicke regunqslos lauschend, dann
schritt Tlioni zum Zelt der Gualande
rin. Ilaibaniel aber nabm alles. was
er an Waffen berumliegend vorfand,
und legte es außerhalb des Lagers an
einen gcfchiitzten Ort
Voriichliq bog Piet Tbvm den Vor
hang des Zeltes auseinander und sah
beim Scheine eines kleines WindlichtL3,
welches in dem Zelt brannte, auf einer
schmalen eisernen Feldbeliftelle die
Engländerin ruhen. Var ihrem Bett
lag eine Büchie und ein Revolver. Be
utxam nahm er die Waffen auf reidpee
ie iaihaniei. Hierbei mußte er wohl
dennoch eine ungefchiaie Bewe unq ge
macht haben, welche die Schlä erin er
Lchreeten ließ, denn dieselbe schlug die
ugen auf und indem fie lich empor
ri tete, fragte sie, wie Jemand, der
s afirunken ein«-as sieht und dennoc
glanbt, es fei nicht vorhanden:
» ft hier Jemand?"
« awol)l, Laby, ich bin es, Piet
TobrrH der Former von Danielstnii.«.
»Viel The-mi« fragte lie jetzt wie
zweifelnd und erwachte vollends-.
Pn der ersten Bestiirzung wpllte fie
au springen und nach dem Revolvee
greifen, dann aber behielt ihre Kali
bliitigleit der Gefaer gegenüber die
Oberhand; sie fah, daß er die Waffen
entfernt halle, und sie tonnte sich auch
nicht enttleidet rnit ibm in einen
Kampf etnla en. Anfcheinend völli
ruhig legte re sich deshalb wieder au
ihr Kissen zurück und reichte l iet
The-m mit schmerzbaftem Lächeln ihre
Hand. Dann fagte sie auf holländisch,
indem sie den jungen But mit ei en
thiisnliehem faszinirenden Vielen,
welche ihn förmlich durchzucktem an
lah
·,,Also Itzt seid es —- Piei The-m —
iethom Welch' wunderbare-I u
ammentreffen, wie merlwiirdigl
in auf dem We e zu Eurer Farin, zu
Euch, und Ihr pmmt mir ent e
M
kommt Zu mitt« Gortseinng