Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 24, 1900, Sonntags-Blatt, Image 9

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    Schiffs-litt am Trolleytabe1.
Von F. W. zip-viewed
Um ein- und auxhrende Schiffe
icher im Nebel durch den belebten Ha
en und die Bai von New York zu lot
en, ist ein interessanter neuer Vor
schla· gemacht wdrden.
« Je er, der bei nebligem Wett:r auf
dem Deck eines einlaufenden S.·,isfe»s
gestanden und die besorgte Miene sei
nes Kapitänz beobachtet, das wieder
holte Art-werfen des Senibteis, das
vorsichtige Austasten des KurseJL das
schneckenarti e Weiterfalnen des Schif
eö und tau end andere Anzeichen, die
sich einstellen, wenn sich ein Fahrzeug
in gefährlichem Wasser befindet und
sich fein Führer dessen bewußt ist, der
wird empfunden haben, daß solche
Schiffahrt sehr gewagt ist nnd gänzlich
abhängt von den äußerst primitioen
Methoden ihrer Leitung.
Dichter Nebel hindert nicht nur am
Sehen, er lenkt auch ebenso gut den
Schall von feiner Richtung ak-. Man
hört den Ton einer Sirexie oder das
Lauten von Glocken, weis-. aber nicht
genau, aus welcher Richtung er kommt.
Meist bezeichnen Nebelhörner gefahr
1iche Punkte, und der Schiffer hat nicht
nur-zu forschen, wo das Rebeldorn ist,
sondern er muß auch wissen, .rie weit
er davon entfernt ist. um der Gefahr,
vor welcher er gewarnt wird, fern Zu
bleiben. Ebenso verhält es sich beim
Begeqnen der Schiffe. Oft hört man
ein « rnungssignal und glaubt, ein
Schiff sei back- oder steuerbord genü
gend entfernt, und gleich darauf tansast
gefahrdrohend ein großes schwarzes
Ungethiim dicht vor Einem oder an ei
ner anderen Seite, früher, alH erwar
tet, auf.
Vor einigen Wochen brachte ich drei
Stunden zu, um von Sandn Hoot
nach Tomptinsdille, und zwar mit ei
nem der besten dortigen Lotsen, zu
kommen. Wir krochen fast nur vor
wärts-, denn wir wußten, das-, drei
Fahrzeuge in unserer Nähe waren; d.
h. wir unterschieden diese Zahl Noth
pfeifen.
Bei Fort Hanrilton theilte sich der
Nebel auf einige Minuten und da ira
ren 34 Schiffe in Sicht, fünf davon
ganz dicht bei uns. Eine deranierte
Glcctenboje lag gerade vor unserem
Bog, die hatten wir ganz und gar nicht
Kurs und Tetails»·dc-":s Trotleys für
Schiffe
bemerkt. Drei große Packetschifsr bat
ten trohlweislich acaniert. um klares
Wetter zu erwarten, und sie lagen Irrt,
wie gesagt wurde. seit über sieben
Stunden.
Alle-«- dieg ist enorme Zeitverschwem
ung. Die Kosten solchen Aufenthalts
sind unqeheuer, nicht zu sprechen von
der großen Gefahr für Leben und La
dung, welcher jedes Schiff ausgesetzt
ist, das in solchem Wetter eine Ein
oder Ausfabrt unternimmt Fast
eleiche Gefahr läuft es bei-n Still
stehen. .
Verschiedene Apparate find schon
entworfen worden, um bei Nebel sichere
Schiffahrt zu erzielen; z. B. eine un
unterbrochene Kette von Bojen, elektri
sche Wes-weiser und Nanalsucher.
Viele erwiesen sich als unaussührbar,
andere eradezu als bindernd für die
Schiffer rt, sowohl bei autecn alo auch
schlechtem Wetter.
Die vorliegende Idee wurde durch
dar- TrolleycarsSystent angeregt. Die
Sachlage ist etwas umgetebrt, aber
Aehnlichkeit ist doch vorhanden. Ein
startes Drahttabel würde zu legen sein
von irgend einem geeigneten Puntt
dicht bei der Batterie durch den Kanal
durch die Narrotvs, oder besser, durch
den äußeren Osttanal toenn die Re
gierung hat eine beträchtliche Summe
zu seiner Aufbesserung bewilligt) nach
einrnt Punkt wischen Srottland und
Sandn ook- uchtschiffen. hier ist
Leista er sicher bei 60 Fuß und mehr
chcc c.
Das Kabel müßte in sicherer Ent
sernunsqvom ersten Kurs-, etwa eine
balbe eile oder dergleichen, wieder
ixcsch dein Ausganasvuntt zurückge
fiinrt werden. wo die Enden an einan
der zu splissen wären. So entstünde
ern zustiminenbinaendes Nabel, in
Form einer Schleife, das in geeigneten
Abständen verankert werden könnte,
um nicht vom Plane gezerrt zu werden
und leine Veranlassung fiir Gefahren
«su geben.
Zjnntags Glsktt
beilage des ,,aneiger mm WORK
J. Is. Winde-Mk Herausgeber
Grund Island, Nebr» den 24 Ang.1900
Jahrgang 20 No. 51.
Die beiden Leuchtschiffe bezeichnen
Tieswasser. Cntlana der angeführten
Linie ist eine Wassertiese von 80 bis
60 Fuß. an einzelnen Stellen ist ein
Ranal ausgebaggert. Jn den Nar
rotvs ist die Maximaltiese 120 Fuß.
Kein Theil dieses Kurses bietet her
vertagende Sch.vierigteiten, um das
Nabel zu inspiziren und nöthigen
Falls auszubesserm
Am Seeende der Schleife wurde ein
neues Leuchtschiss nöthig sein, oder ei
nes der bereits vorhandenen müßte da
bin versetzt werden. Es müßte verse
hen werden mit mächtigen Nebelhöc
nern, Gluten, Geschützen oder wag im
mer bekannt ist« um bei Nebel den mei
sten Lärm zu machen. Dies würde
tcin Warnungssignal vor Gefahr fein,
sondern eine Aussrrterung, sich in
Sicherbeit zu begeben. Jedes einsah
rende Schiff hätte dahin zu steuern.
Das Kabel wäre mit eigens ton
struirten Ringen zu versehen, um an
dere und leichtere Nebeltabel oder
Trollens daran zu befestigen, welche
in genügender Anzahl aus dem Leucht
sddifs und auf einem anderen Boot am
Landende der KJbelschleife vorhanden
sein müßten.
Bei Nebel oder, wenn solcher im
Anzug wäre, müßte einedBerordnung
der Hafenpoliiei alle inlansendeu
Fabrzeugcs veranlassen, nach dem
Leuchtsehiff zu steuern. um dort einen
dieser TrolleyH zu empfangen. Dieser
würde am Hintertbeil des Schiffes
ausgenommen, und unter eigenem
Dampfe führe. dann das Fahrzeug
sicher weiter, indem es sein Trollen
den Haupttabel entlang schleppte. So
lange die» Spannung correct, wäre
h--.. .s»:L-.
r.unn qu WHH Im uwugcu aner
Eein Führer brauchte teine Sorge zu
tragen, daß ein anderes Schiff seit
wärts anrennen könne. er müßte nur
darauf achten, daf; cr nicht in dag vor
anfahrende Schiff laufe und aeniigend
Lärm machen, um das nachfolgenoe
vor einem Zusammenstoß zu warnen.
Es wäre dasselbe, wie das Steuern ei
ner Kabelcar, ohne die mit dem Rahel
verbundene Gefahren. und nie würde
man genöthigt fein, Fuhrwerten cder
Passanten ausweichen Zu müssen
Alle einfahrenden Schiffe würden
dem rechten Kadel fclaen und ihre
Trcllehs einem Boote. das an dem
Landende der Kobelfchleife stationirt
wäre, abliefern. Ausfahrende Schiffe
würden dann hier ihre Trolleys in
Empfang nehmen« den anderen Theil
des Kahels folgen und ihre Trolehs
auf dem Leuchttchiffe am äußeren
Ende abliefern -—- das Ganze wäre
alfo einfach und klar das Shftem ei
ner zweigeleifigen Straßenhahn.
Das Trolley würde Lotse, Coinpafz,
Lothleine ersetzen und dem daran be
festiaten, sowie allen anderen Fahrzeu
aen Garantie fiir Sicherheit gewähren.
Die Veranteruna des Kabelg würde
so beschaffen sein, daß der Fug auf
wärtg ginqc und das-, das- mit Rollen
verfehene Trolley gezwungen wäre, in
der im Anker aelassenen Oeffnung zu
laufen.
Die Kosten, ein solches Krhel von
40 Meilen zu legen, und feine Veran
terung auf je eine Viertel oder halbe
Meile würden verschwindend tlein sein
Degen die Kosten. die sinsammenftofzz
erzoaerungen im Fahrplam Lotsen
und Schlepprrnebiihren jetzt verursa
chen, gar nicht zu sprechen von den
großen Gefahren und anderen Unans
nehinliihteiten, die durch das veraltete
System, wie man ietzt in New York
gin- und ausfährt, hervorgerufen wer
en.
Wäre ein Kupfertabel zu lostspielia,
fo könnte man ein Stabltadel mit gro
ßen Gliedern nehmen. und es so über
ziehen, daß es möglich lange hielt
htoftete es in 4 oder5 Jahren, so wäre
es leicht ausgebefsert oder erneut Es
miifho Geh mpfns nie- bnndskkknsh komd
len. Ebenso verbielte es sich mit An
ler und Trollens. Salzwafser,
Schlamm und Felsengrund würde sie
angreisen, denn nichts hält ewig. Für
Auskesserungrn und Jnftandhalten
müßte gesorgt werden.
Das System ließe sich in allen Hä
srn, sur Ferrnlinien, kurz für jeden
schiffbaren Kurs verwenden, voraus-ge
sehn dasz die Tiefe des Wassers nicht
hinderlich wäre.
---—-«-.-———-·
Die neue contain von Italien-.
Durch die verruchte That des Anar
chisten Bresci, die Ermordung des rit-.
terlichen Humbert von Italien-. ist eine
Dkk schönsten Frauen in Europa plötz
lich zu einer Königglrone gelonunm
Helene, die Tochter des Fürsten Don
Montenegro, ist heute Königin von
Italien, das Kind der »Schwarzen T
Berge« thront heute im tlassischen
Rom, eine Königin zwar, aber auch
rine bitter Enttäuschte. Ihre Ambition
Hing dahin, die Gemahlin des Beherr
"chers aller Reußen, des mächti sten
Nonarchen in der Welt, zu wegen;
pas Schicksal wollte es aber anders.
Packetboot am Trolley im Nebel die Bai von New Yorkvassire11d.
Die neue Königin von Italien ist
eine wunderbar schöne Frau. Von kro
hcr Statut, dunkel. majestätischerHal
tung, feinen, scharsgemeißelten Ge
sichtgzügen und einer Grazie, die nur
aus vollkommener Gesundheit und
Kraft geboren sein kann —- eine wahr-?
Tochter der Berge. Die Montenegri
ner sind ja— beide, Männer und
Frauen —- ob ihrer körperlichean
heit berühmt und Helene, die neue Kö
nigin von Italien, galt als die voll
ltyoimmenste montenegrinische Schön
e .
Vor einigen Jahren. als der jetzige
Zar aller Reußen noch auf den Thron
seiner Väter wartete, und die Interes
sen des Hauses Romanoss und des
russischen Reiches bedingten, daß der
Zarewitsch sich nach einer Gemahlin
nmschauen sollte, kam Nikolaus auch
an den kleinen montenegrinischen Hof.
Der junge Fürst hatte damals gerade
eine Reise um die Welt hinter sich und
war in Japan mit knapper Noth einem
Too durch Mörderhand entgangen.
Am Hofe von Montenegro wurde der
Zerewitsch mit der schone-Geleite bei-.
kannt. Diese sehen und sich bis itber
die Ohren in sie verlieben war Eins«
und als der Zarewitsch nach Rußland
zurückkehrte, war es mit der Absicht,
die Prinzessm später als Gattin heim
zuführen. « Die Herzensneigung war
eine gegenseitige und dazu kam die
schon lange, wenn auch still gehegte
Ambition der Prinzessin, Kaiserin der
Reußen werden zu wollen.
Brautwerbungen gehen an den Hö
fen der Großen der Welt nur selten
glatt von stritten; Herzensneigungen
müssen gar häufig staatlichen Interes
sen geopfert werden. Die Verlobung
des Zarewitsch mit der schönen Mon
tenegrinerin wurde immer wieder hin
aus-geschoben Fürst Nikolaus, der
Vater der Prinzessim ging nach St-.
Petersburg, um die Angeleg nheit zu
betreiben. Der Fürst wur an der
Newa wohlwollend aufgenommen und
sein Verheirathungsproject machte
Fortschritte Unter den Rathgebern
, des Kaisers aber hatte der Fürst mäch
i
ltige»Feinde. Die Führer der ultra
tun-ichs Petri-r Wann gegen usu
Fiirst Nikolaus hatte sich Oesierreich
zu freundlich gesinnt gezeigt und die
russischen Jntriguen in den Vulkan
staaten nicht nachdrücklich genug geför
dert. Um seinem Werden in St. Pe
I tersburg ein Ende zu machen. stiftete
diese russische Partei nun in Montem
gro einen tleinen Ausstand an und
Fürst Nikolaus- fand sich so genöthigt,
schnell heimzureisen, um die Erhebung
niederzuwersen. In der Zwischenzeit
wurde von denselben Jntriguanten der
Zarewitsch zu Gunsten einer Vermeid
lung mit seiner Cousine, der Prinzessrn
Alix von Dessen, bearbeitet. Der Za
rewitsch gab nach, einige Monate spä
ter folgte er seinem Vater auf den
Thron und innerhalb eines Monats
nach seiner Thronbesteigung fand seine
Vermählung mit der deutschen Fur
stentochter statt.
Das war ein böser Schlag fiir die
schöne und ehrgeizige Montenegrinerin,
dem Sehnen und Streben ihres Lebens
war ein ·iihes Ende geworden und
zwei bre später gab sie die Hand
dem ringen von Neapel, dem italieni
schen Thronerbem und machte damit
die beste Partie, die noch zu machen
War.
Es war die Königin Marglscrim
welche die Verheiratbung ihreseohueg
mit der schönen Tochter des Fürsten
von Montenegro arrangirte, geleiiet
von dein einen Gedanken, die italieni
sche Thronsolge unter ihren Nachkom
men zu erhalten.
Diese Hoffnung aber bat sich seither
nicht verwirklicht Die Cbe eine vier
jährige — ist bis-lang linderlos geblie
ben und sie wird wahrscheinlich auch
so bleiben.
Was-« sc iiir die Königin Marginrita
und das neue Königsbacn eine grau
same Enttiiuschung wurde« ist für die
junge und erratische Perser-in vcn
Aosta, deren Gemahl der Erstgeborene
des ältestenBruderH des König-Z Hum
dert ist, eine Quelle besonderer Genug
thuung und freudiger Hoffnung »ge
worden. Diese Herzoqin Helene non
glosta stammt aus dem Hause Orleuns,
sie ist eine Tochter des verstorbenen
Herzog-S von Orleans, oez franzosi
schen Thronprätendenten. Die Ehe
mit dem Herzog von Aosta wurde im
Juni1895 geschlossen und derselben
ist ein Sohn entsprungen, der im Ok
tober 1898 in Turin geboren wurde,
an den einst die italienische Krone sal
len wird, falls die Ehe des jetzigen ita
lienischen Königspaares kindiräos
bleibt. Die Herzoqin ist bekannt als
eine der ehrgeizigsten und errati fchsten
Fürstinnen in Europa Ehe sie dein
italienischen Prinzen die Hand zum
Bunde für das Leben reichte, war sie
in einen der britischen Thronerlsen ver
schossen, in den Herzog von Eint-nie
den ersten Sohn des Prinien rscn
Wales. Das sind nur einicie derSebicLs
salsschläge Und Jntriquen, die rein
Hause Savoyen viel Sorqu qemacht
haben, seitdem Margherita »o-: zweis
unddreißig Jahren die Gemahlin
Humberts wurde·
Selbstphotographiren von Thieren.
Jn dem Palast siir Forsttultur,
Jagd und Fischfang auf der Weltaus
frellung befinden sich etwa zehn Photo
graphien in großem Format, theils
transparent auf Glas, theils gewöhn
liche Vositive auf Papier, die eine
höchst originelle Anwendung der Pho
tographie zeigen. Sie stammen von
einem Ameritaner, Namens Georges
Shiras, der nur eine Leidenschaft
kennt, die Jagd, aber nicht in der ge
wöhnlichen Form: er tödtet die Thiere
nicht, sondern nimmt sie nur mit sei
nem Photographenapparat aufs Korn.
Seit mehreren Jahren schon treibt er
seinen friedlichen Sport. und er hat
sich die merkwürdigsten Photographien
von Thieren erjagt. Sie stellen vir
gtnische Hirsche dar. Fier sieht man
ein Weibchen, das am z· lußuser grast,
dort in Borderansicht ein Weibchen,
das quer durch das Schilf kommt, die:
fes bei Seite biegt und niedertritt,
weiterhin eine Mutter mit ihren bei-:
den Jungen: die erste kehrt dem Be
schauerden Rücken Zu, die beiden Klei
nen stehen im Profit und blicken er
staunt aus dem Schilf heraus-. Man
sieht auch ein Weibchen, das über einen
am Boden liegenden Baumstatnm
springt und ein Stachelschwein auf
schreckt, das eiligst flicht; das Meister
trerl ist jedoch ein Männchen an der
Grenze des Schilfes, dessen Kon sich
mit ebenso stolzer wie wahrer Haltung
den dem Hintercrunde abhebt. Diese
Thierphotographien sind in dreifacher
Beziehung bemertenswerth: sie
absolut natürlich. und sie sind in der
Nacht und — von den Thieren selbst
aufgenommen. Shiras hat sich nämlich
ein sehr geistreiches automatische-BLIN
fchren der Ausnahme ausgedacht, da
es nicht möglich ist, den Thieren mit
dem Apparat aufzulauern oder an sie
heranzukommen Zunächst mußte er.
was Jägern und Forstern ja nicht
schwer fällt, die Orte aufstöbern, an
die Thiere häufig kommen, in der
Hauptsache also die Stätten, wo sie
fressen, sausen und Salz lecken. Shi
ras suchte die Plätze, an denen sie
während der Nacht blieben, weil diese
enger begrenzt sind. Dann aber ist
Das Tageslicht auch zu unsicher, es
lann sehr aut, aber auch sehr schlecht
iein. Jn der Nacht konnte er dagegen
nit Maanesium ein stets zuverlässige-J
Licht erzielen. An einem geeigneten
Drte stellte Shiras also photographi
che Apparate auf und machte sie am
Boden sicher fest. Metallische Fäden
ourden im Kraut oder im Schilfe ver
teckt und an einem Ende an einem im
Boden steckenden Holzstiick befestigt,
nährend das andere mit einer Magne
stnd -
fiumlampe und dem Apparat, von
des es den Deckel abzieht, verbunden
ist. Sobald nun ein Hirsch an« den
Faden stößt, wird ein elektrischer
Strom ausgelöst, der das Magnesium
entzündet und den Apparat in Funk
tion setzt — die Momentausnahme ist
fertig. Natürlich müssen die Apparate
gut eingestellt sein, und es ist gut,gle!ch
mehrere zu placiren. Ein Blick auf die
ausgezeichneten Photographien in der
Weltausstellung zeigt die Art unr
Weise, wie sie erzielt sind. Das Licht
kommt nicht von- oben, sondern von
unten und von der Seite. Die Rücken
partie der Thiere ist daher relativ
dunkel, die Weichen und der Bauch da
gegen in hellem Licht; daher sind auch
die transparenten Bilder auf Glas
besser als die auf Papier. Shiras
betreibt seine Liebhaberei, wie bemerkt,
schon seit Jahren, und für ein gutes
Eliche hat er ost deren hundert erhal
ten, die aus irgend einein Grunde nicht
ganz gelungen waren.
Stadt nnd Land.
Von einer Sommersrische aus
schreibt der bekannte Schriftsteller der
Schweiz J. B. Widrnann dem Berner
Bund: »Wer mich um eine Beschrei
bung der schönen Dinge angehen soll
te, die die Sommerfrische mir gewährt,
dem würde ich zunächst weder mit ei
ner Schilderung des Thunersees noch
der stolzen Salondampfer auswarten,
die ihn nach allen Richtungen durch
furchen. Auch vom Morgenberghorn,
das sich gleich dem Niesen beim schön
sten Sonnenschein gern ein Wolken
hiitlein aufsetzt, würde ich schweigen
und aus die Frage: »Ja! was sehen
Sie denn dann eigentlich in Ihrem
Berg- und Wasserdorse?« einfach ant
worten: Hälse! Das ist mir dermalen
das Neueste, das Ungewohnteste, et
was, das man beinahe nur auf dem
Lande noch zu sehen bekommt Denn
wie Jedermann weiß, verhüllt die
Mode mit einem mehrfach und ausgie
big geschlungenen breiten Seidenbande
von rother oder blauer oder schwarzer
Farbe den Hals jedes Mädchens-, » das
fiis »se«-"I-L-c1.-t-t: .
.... h.»..»«,«»sxu»rg geilen inwle
Die armen, dalberwiiraten Lämmer-—
ras mögen sie bei der Sommerbitze
ausstehen! Die lieblichen weißenHäls
then, deren Reiz einst in glücklicheren
Zeiten etwa durch ein schmales Sam
inetbändchen oder eine Korallensrhnur
gehoben wurde. werden verborgen. Wie
s liiibsch war sonst im freien Nacken das
) Spiel blonder Haarspiralen über der
« Harten Haut! Jetzt steckt diese freund
s liche Gegend in einem Behälter, der
s uns an jene steifen Krawatten erin
s nert, die der Herrenwelt am Ende der
» vierziqer Jahre des Jahrhunderts
? manchen Schlaafluß eintrugen Wie
mögen die Mädchenhälse durch diese
siete Verhüllung sich verweichlichen,für
Erkältunqen empfindlich werdens Aber
da hilft kein Räsonniren. Denn Rä
sonniren kommt von Räson und in
Dingen der Mode nimmt niemand
Räson an. Dagean mögen es die
verkrawatteten Städterinnen nicht
übel nehmen, wenn dieses und jenes
junge oder alte Mannesaemiith sich
von Zeit zu Zeit auf dem Lande drau
ßen an dem in der Stadt selten ac
werdenen Anblicke eines schönen,freien.
jungen Mädchenhalses erfrischt!
Die Handschrift vor Gericht.
Ein Gerichtshof in den Ver- Staa
ten hat sicb Unlänast mit einer wichti
gen Frage 311 beschäftigen gehabt, An
der die Psychologie, die Jurispruoenz
nnd die Graphologie ein gleiches Inter- »
esse besitzen. Es wurde nämlich die»
Entscheidung gefällt, daf-, brieflictte
Eiliittheilungen ebenfalls wie mündliche
Aeußcrunaen ald Zeugniß dafür die
nen können, ob eine gewisse Person in
aesundem oder trankem Geisteszustand
sich befindet, und daß ein Brief für
einen geschickten Arzt eine genügende
—
Unterlage zur Beuttheilun des geisti
gen Zustandes des Bersa ers lie·ern
kann. Es handelte sich um den all
eines Mordes, den der Angeklagte inr
Zustande geistiger Umnachtung voll
bracht haben sollte. Zur Prüfung die
ser Behauptung konnte kein anderes
Zeugniß in’s Feld geführt werden als
zwölf Briefe, die der Mörder im Laufe
von elf Monaten geschrieben hatte und
die wenigstens zum Theil in die Zeit
fielen, in der der Angeklagte unter gei
stigen Störungen gelitten haben sollte.
Diese Briefe wurden vor Gericht ver
lesen und der Prüfung eines Arztes so
wie eines Schrifckundigen unterbreitet,
um deren Meinung über den Geisteszw
stand des Angeklagten zur Zeit des ·
Mordes und kurz vor dem Verbrechen
zu vernehmen. Der Schriftfachver
ständige setzte die Eigenthümlichkeit der
Schriftzeichen bei Jrrsinnigen ausein
ander und lenkte die Aufmerksamkeit
der Geschworenen auf die Thatsache,
daß diese in den fraglichen Brieer
nicht zu finden wären. Auf Grund
dieser Wahrnehmung, ferner wegen des
in dem Inhalt der Briefe bestehenden
vernünftigen Zusammenhanges, wegen
des Fehlens jeder phantastischen oder
absurden Wendung, wegen des augen
scheinlichen Zusammenhanges mit den
wirklichen Thatfachen zur Zeit der Ab
fassung der Briefe, wegen der Schön
heit» und Regelinäßigkeit der Hand
schrift, sprach der Schriftkundige die
Ansicht aus, daß der Briefschreiber zu
jener Zeit, aus der die Briefe stamm
ten, gefunden Geistes gewesen wäre.
Der Gerichtshof erklärte, sich dieser
Meinung anschließen zu müssen, und
somit wurden jene an sich harmlosen
Briefe zu den gefährlichstenBelaftungs
zeugen für den Angeklagten, dem unter
diesen Umständen jeder mildernde Um
stand versagt wurde. Der Einwand
der Vertheidigung, daß noch andere
NTinP Alle- ipsspf Qoif nnrlvsnfiaø ji«-;
· . , »-.- ---.,....»... ..».
ren, und daß etweder alle oder keiner
geprüft werden müßte, wurde als un
zutreffend zurückgewiesen und der An
geklagte des Morde-s für schuldig er
klärt.
AvdesRevoluttonem
Revolutionen der Mode hat es in
diesem Sommer in London schon meh
rere gegeben, bisher jedoch fast nur in
der fashionablen Damenwelt. Jetzt
aber sind dieDandys an derReihe. Die
eleganten Londoner Dandys und
Sportsmen sind durch das folgende
sensationelle Ereigniß in begreifliche
Aufregung versetzt worden: Der Prinz
von Wales erschien kürzlich bei dem
Gartenfest der Königin in einem Geh
rock, desgleichen man noch nie gesehen.
Der Rock bietet, von hinten gesehen,
denselben Anblick, wie der gewöhnliche
Gebrock von gutem Schnitt. Auch die
Länge ist die für diese Saison vorge
schriebene. Die hinten aufgesetzten
Knöpfe treffen genau die glückliche
Mitte im Kreuz, die in diesem Jahre
für correct gehalten wird. Die Auf
schläge vorne sind in der gewöhnlichen
Weise geschnitten, aber seidene Eins-Js
sungen reichen zu ihrem äußerstenEnde
und——nun kommt das Unerhörte-—der
Rock ist einreihig. Er ist so geschnit
ten, daß er über der Brust zusammen
gehen müßte, aber er ist mit Knöpfen
besetzt, die nicht zur Benutzung be
stimmt find. Dieser Rock ist von der
Londoner Firma Meyer Fc Mortimer
angefertigt worden, die dem Vertreter
eines Londoner Blattes über die My
sterien des neuen Kleidungsstückes fol
gende Aufklärungen gegeben hat: Der
Rock hat drei große Vortheile: er ist
fern von dem Gewöhnlichen; er ist küh
ler für heißes Wetter als der zweirei-.
bige Gehrock und bietet mehr Gelegen
heit, eine phantasievolle Weste vortheil
haft zu zeigen« Zahlreiche andere
West End-Schneider haben bereits auf
Röcke desselben Schnitt-H Bestellungen
entgegengenommen.
————- - —
Der kaltgcstelltc Gesandte.
Der chinesische Gefandte in London
ist neulich von Mitgliedern des St.
Jatnes Clubs sehr schlecht behandelt
irr-Iden. Se. Excellenz hatte sich im
Nestaurationszimmer des Clubs eben
an den Frühstück-Frisch gesetzt und sich
seinen Luncb bestellt, ais er bemerkte,
daß alle anderen Mitglieder ruhig aus
standen und den Saal verxießen So
bald der Gesandte dies bemerkt hatte.
statsd er selbst aus und ging in ein
kleines anliegendes Zimmer. Aber
dort ging es ihm grade so. Er verrieß
dann den Club und soll zu seinen
Freunden geäußert haben, daß er
fortan die Londoner Gesellschaft ganz
meiden wolle· Bis jetzt ist die chine
srfche Gesandtschaft noch ganz von De
monstrationen des Pöbel-s versschont
aeblieben. Der chinesische Ge andte
selbst genießt hier die größte Achtung,
nsan ist ask-er trotzdem zu der Ueber
zeugung gekommen, daß es besser ist,
trenn vorläufig alle gesellschaftlichen
Verbindungen mit ihm abgebrochen
werden.
-.-—-.»--——
Die Einnahmen der London-DOM
Bahn, welche fast ausschließlich fiir die
Reise nach Paris benutzt wird, belie
fen sich während der Pariser Aussteli
lung von 1889 auf 84()(),000 mehr als
die Durchschnitts - Einnahmen, wäh
rend sie in diesem Jahre um 88(),000
hinter die Durchschnitts - Einnahme
zurückgegangen sind. Und um den be
treffenden Fehlbetrag scheint auch die
Freundschaft zwischen Frankreich und
England gesunken zu sein. «