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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Aug. 3, 1900)
sie schöne Intu. Von Lson de Tinseau. Autorisiete Uebersetzung von R. o o n G o e r n e. Er hatte schon so manche Liebesaben teuer erlebt, der Gras Gontran obers stal, dem in Folge des Mißgeschicts, wel ches eine Angrisfe auf weibliche Tugend im folge hatten, und welches jeden An deren als diesen hartgesottenen Mädchen jäger entmuthigt haben würde, von sei nen Freunden der Beinarne »Pcchoogel« beigelegt war. Faßte er doch eines Tages den Ent schluß, eine Königin zu entsiihren, oder wenigstens die Gemahlin eines Königs, was so ziemlich gleichbedeutend ist. Er siihrte die kühne That, bei welcher ihm das sprichwörtliche Glück nicht gerade günstig war, in folgender Weise aus: Er reiste damals zu seinem Vergnügen, wie er sa te; in Wirtlichteit aber, um eine Geschichte, über die sich ganz Paris noch immer amiisirte, in Vergessenheit gera then zu lassen. Er gelangte an der östli chen Küste des Golses von Siam an, und da ex ganz vorzügliche Empfehlung-Z schteiben besaß, so lud ihn der König, dessen Staaten er bereiste, eines Abends zum Diner in seine Hauptstadt Sim Reep ein. Jch übergehe das Menii der Festlich seit, sowie die dieselbe begleitende Höllen musit mit Stillschweigen An der Tasel des Monarchen besanden sich nur drei Tis enossen: der Fürst, Gonttan und eine ersönlichleit von mehr als zwei felhaftem Aussehen, deren Kleidung die indische Nationalität verrieth. Er sprach Französisch genug, um als Dolinetscher dienen zu tönnen, und schon dieser Unk stand rechtscrtigte seine Anwesenheit zwi skn seinen beiden Nachbarn. r hatte d’Heristal bereits mitgetheilt, inni- » Ali-Dämon Nico- fmb » Eman tkeibe und etii Güufniug des Königs sei, dessen Gitter er verwaltete, u. dessenhcu rem er immer wieder zu gerittngen hatte. .Leider«, sitgte er hinzu, indem er den Neisenden forschend betrachtete, »gehen dte Geschäfte dies Jahr nicht. Die Reis ernte ich schlecht gewesen die Steuern ge hen schlecht ein« und die Frauen werden mit jedem Tage theurer, so daß der Kö nig wenig ausgiebt.« «Sind die Gemahlinnen Seiner Ma jestät zahlreich?« »Ja, doch zum Theil tverthlos. Er besitzt dreihundert Frauen. Ein wohl bestellter Harem soll nie die Zahl von hundert bis hundertundtünfzig über schreiten. Wenig haben und oft wech seln, das ist noch immer das Ange nehmste.·« »Selbstverständlicht« antwortete Gan tran. »Getade so denken die verständi «gen Pariserinnen über ihre Totletten . . . . Aber es· ist wohl Zett. daß ich das Wort richte ans Wie heißt Jhr Monarch dachtm »Bau-Thommea-Rachea-Thireach.« « »Seht dankbar, Sire!" fuhr d'.t«;)eri stal mit einer liefen Verbeugung zu seinem Gastgeber satt, welcher sich den Wanst mit einem Elephantenriissel füllte. »Ich habe seinerzeit zwei Unter thanen Eurer Majestät getannt, welche tn Europa viel Aussehen erregten." »Wahrhaftig?« antwortete Preu Thommea-Rachea-Thireach mit vollem Munde. »Und was thaten Sie dort unten·?« »Nichts weiter, als daß sie sich sehen ließen. Sie hießen die Siamesischen Zwillinge, und sicherlich ist die hinterli Oc Ulllllllcyl lllclllaus lueuer get-rufen als bei ihnen. Auch wurde das Wort »Siamesisch« in ganz Europa ein Bei wort, welches dazu diente, eine außerge wiihnliche Zärtlichteit zwischen zwei verwandten Wesen zu bezeichnen.« »Nicht weiter!" sagte der Dolmetsch zu Gontran. »Ich werde rnich bitten, fernerhin noch zu übersetzen. Welch ein Pech! Jhr Nachbar hat erst vor etwa drei Wochen seinen Bruder erdolchen lassen, und er lönnte in Ihrer Muße rung eine Anspielung aus seine brüder licheZiirtlichteit sinden.—»Teusel! Das glaube ich auch. Aber was hat denn der Betreffende gethan?'« »Er ist mit einer seiner dreihundert Schwägerinnen in zu nahe Berührung gekommen. Doch halt, da ist sie ja und blickt Sie an. Aber seien Sie vorsich tig. und thun Sie, als ob Sie sie nicht sehen!« —— Hinter dem Lehnstnlile Sei ner Majestär hatte sich geräuschlos eine Thür halb geöffnet, und eins fremdes Wesen, welchesf Gontran im Halbschat ten siir ein töstliches Juwel hielt, be trachtete woblgefällig den schönen Gra fen. Es war ein großes Weib von hell grauer Gesichtssarbe, mit großen schwarzen, fast geschlossen-sen- Angen. Man konnte nicht behaupten, daß ihre Nase eine griechische war, aber sie war auch nicht allzu stumpf. Jbre aus einem Stück Seide bestehen de Kleidung, welche von den Hüften bis aus die Knie herabsiel» und ein leichter Umhang, der die Brust nur unvolltoni nun verhüllte, ließen zum großen Theil einen Wuchs erkennen, welcher nichts, und zwar aus guten Gründen, der Kor setsabritantin zu verdanien hatte. An hals und Vandaelenten trug sie dau mendiae, in einander verschlungene Goldreisen. Leider war ihr haar nach Landessitte lurz geschnitten. Sonst käm sie selbst bei unti ftir ein sehr ver ttdeertsches Persönchen gegolten. we relsstens war dies Gontrans Ansicht, welcher seit sechs Monaten die Beute vards verlassen hatte, und dessen Be geisierung infoer der langen Entbeh runaen der Reise gestiegen war. Auch WW darf man nicht unerwähnt las sen, dasz er —in- Ermangelung eines anderen ge nießbaren Getränkes —- seit Beginn des « Mal-les nur Champagner trank (er hat te dem Könige einen Korb voll davon überreicht). Inzwischen ließ die Schäne sich mit großem Wohlgefallen betrachten, wäh rend ihr Ge«mahl, der durch das mussi rende Naß etwas betäubt war, garnicht zu merken schien, was hinter ihm vor ging. Er schien sich für die Unterhal tung, die zwischen seinem Dolmetsch nud seinem Gast geführt wurde, nicht im Geringsten zu interessiren. Allerdings tonnte er sie ja nicht verstehen. Beim Buddahl wenn er sie verstanden hätte, so hätten Gontran und Ali-szara ihr blaues Wunder gesehen. Aber diese Ehemänner sind doch überall gleich. Die Mahlzeit näherte sich ihrem En de, eine ganze Anzahl Flaschen mit sil . bersarbigem Halse stand leer aus der Tasei. Die Thiir des- Harems war ! jetzt wkit offen, und die schöne Wata — ; was auf Siamesisch »zarthäutig« bedeu ; tet —- lächelte Gontran schelmisch zu. s Dieser verschlang sie mit den Augen, während er zwischen dem Lieblings rausch, der sein Blut in Wallung s brachte, und dem Champagnerrausch — : der Seit war übrigens verfälscht und ; bereitete ihm Kopfschmerzen — hin- und - herschwanite. Der arme Prea . . . . etc» der vollständig benebeli war, schlief auf dem Tische, wo er sich mittelst feiner z beiden Arme ein Kovfiissen zurecht ge « macht hatte. Er schnarchte so stark, daß man es trotz der mehr denn je to i benden Musik zu hören vermochte. z Der junge Mann, welcher die ver ; trauensvolle Gastsreundfchaft miß k brauchte, fragte dens Dolmetsch: »Mär I den Sie mir wohl einige Worte überse ; tzen, die ich ans diese Bajadere richten s möchte?« i »Warum nicht?« Die kurzen, aber verständlichen Aus drücke schieben die schöne Wata, deren leichter Sinn durch den tragischen Tod ihres Schwagers keineswegs erschüttert war, durchaus nicht zu verletzen. Nichtsdestoweniger antwortete"fie ihrem Bewunderer nicht, sondern begann viel mehr, mit Ali-szara zu plaudern, der fiir eigene Rechnung lebhaft mit einem Gedanken beschäftigt zu sein schien-, der mit denen Gonirans unzweifelhaft nichts gemeinsam hatte, denn zwischen seine Affenaugen legte sich eine tiefe Furche. Einige don ihm an die Fabi ritin gerichteten Worte ließen diese ei nen Ruf ausstoßen. Der Bursche ließ nicht nach, und die beiden redenden Personen schienen schon mehrere Minuten zu verhandeln. Seine ’ Majestät schnarchte noch immer. Gan tran, der die Geduld verlor, fragte: »Was erzählen Sie denn da eigent lich diesem schönen Kin-de?«-—»Jch spre che mit ihr iiber Sie. Doch was haben Sie zunächst dor? Jch glaubte, Sie dahin verstanden zu haben, daß Sie schon heute Abend abreisen.« »Meine Pirogue soll mich unterhalb der Terrasse der königlichen Gärten erwarten. Jch will bei Fort setzunki meiner Reise die nächt liche Kühle genießen. Auch hätte ich noch einen Platz für Madame übrig, wenn sie sich nicht vor einer Was serfahrt in der Dunlelheit sürchtet.« »Man tann ihr ja die Frage vorle gen." »Sie Schäterl Sehen Sie nicht« wie sie bereits lacht?« »Gewiß! Sie lacht gern, das hat sie bewiesen-« »Ja, aber ihr Gatte? Wenn er seinen eigenen Bruder erdolcht hat, so können Sie sich vorstellen, wag er mit Einem an fangen wird, der nicht einmal sein Vetter ist.« »Er ist seht auf zwölf Stunden einge schlafen. Jch kenne seine Gewohnhei ten.« »Aber wird die Fürstin mitkommen wollen?« »Warum denn nicht? Sehen Sie nur ihre Augen an!« Wata blickte den jungen Mann aller dings ganz seltsam, jedoch keineswegs entmuthigend an. Seinen«Schnurrbart streichend, sagte er zu sich selbst: »Wenn ich ihnen diese Geschichte im Klub er zähle, so werden sie mir dieselbe nicht glauben.« Und doch saß Gontran —- so unwahr scheinlich diese Episode seines Lebens er scheinen mag — weniger als eine Vier telstunde später in seiner Pirogue neben seiner neuen Eroberung Die Ruderer hatten den Auftrag, leise zu rudern. Ali Jeivara mußte am Ufer Wache stehen und für leichte Rückkehr Sorge tragen. »Ich möchte ihm einen oder zwei Louis geben.« hatte der Graf sich gelobt, der bei seinen galanten Abenteuern stets sreigebig war. Bei dem ungewissen Schein einer-glück licher Weise mondscheinlosen Nacht glitt das Fahrzeug unter der Wölbung giganå tischer Feigen«bäume, deren Zweige sich von einem Ufer zum anderen vereinigten, ruhig dahin. Um nichts u verschweigen: Gontran kühlte sich ebenso schnell ab,wie er vorher erwärmt war. Das Abenteuer hätte ganz hübsch werden können, aber es war nicht aussiihrbar. Er konnte ja seine Gefährtin in der Dunkelheit nicht sehen, noch viel weniger mit ihr sprechen, da er die Landessprache nicht verstand. Blieb al o nur die Sprache der Taub stumm- linden...aber schon bei der er sten etwas ausdrurtsdollen Geberde hatte die Pirouge, welche mit Reisekisrben und verschiedenen unterwegs ein kau u Ge genständen beladen war, si in drohkii cher Weise aus die Steuerbordseite ge legt. Andererseits gebrauchte Wata, wel che große Sorgfalt auf ihre Person und ihren haarwuchs verwandte. offenbar Schönheitsmittel von mehr seltsamem als angenehmem Geruch. Kurz und gut, Gvntran hatte, nachdem die erste Meile zurückgelegt war, sich genügend davon überzeugen können, daß Madame »Zart haut" ihren Beinanien verdiente. So standen die Dinge, als sich ein Geräusch von Rudern, die in stürmischem l ! Rhythmus ins Wasser getaucht wurden, ; rücklings vernehmen ließ. Unzweifelhaft - war der König zu rasch erwacht. Ali " szara war ohne Zweifel bereits er dolcht — ein Vorspiel von Racheplänen. - Was nun thun, um einem gleichen Schick- - sal zu entgehen? . z Jm ersten Augenblick hatte der Räu- - ber die Absicht, landen zu lassen und sich s in die kühlen Fluthen zu stürzen, wäh . rend Wata sich aus der Klemme ziehen T sollte, so gut sie konnte. Die Vorschriften . in Bezug auf Ehre werden weniger . J streng beobachtet, sobald es sich um ein : « Ehedrama unter dem hundertsten Grade östlicher Länge des Meridians von Paris - jedoch nicht aus der Kehle einer Haus « latze lam. Man kann fast« behaupten, daß der unglückliche junge Mann zwi schen zwei Tiger gerathen war. Ueberdies hatten die Ruderer der ver folgten Pirogue auf den Befehl, welcher von der versolgenden Pirogue ausging, g ihre Ruder gehoben. ; Gontran, der zur Liebelei weniger - denn je ausgelegt war, wollte sich we en seiner wahnwiszigen Unbesonnenheit s on allen Teufeln verschreiben. Doch in dem « selben Augenblicke versprach er seinem , Schutzherrn, in Zukunft bis zu seinem lachtzigsten Lebensjahre nicht mehr die . Augen zu einem Weibe zu erheben, wenn er sich aus diesem bösen Handel heraus gezogen hätte. Alles schien darauf hinzu deuten, daß dieser in ertremis aeleistete handelt. Aber die Flüchtlinge hörten in ; «- dem Dickicht ein gewisses Mauen, welches « Eidschrvur nur zu viel Aussicht hatte, ge wissenhaft gehalten zu werden. Schon bemächtigten sich fünf bis sechs lanzenbewaffnete Krieger, die schwarz wie Teufel ausfahen und ebenfo geklei det waren, des Fahrzeuges beim düste ren Schein einer ölpapiernen, mit selt farnen Hieroglyphen verzierten Stockw terne. Diese Stocklaterne, o Jronie des Schicksals-, war der jenigen ganz ähn lich, die an der Decke von Gontrans Vor saal hing. Der Korporalschaftschef bat te sich — unter den bewandten Umstän den eine nur zu überflüssige Vorsichts maßregel — durch eine rbinocerosleder ne Waffenriistung geschützt. Sein gan zes Gesicht war durch einen Heim ber dertt, der dem Kopfe eines Ungeheucrs gleich sah. Gontran wurde beim Kragen gefaßt und fah bereits den Augenblick kommen, wo er sich mit der schönen Wata in dem Magen eines Flußlrolodils vereinigen sollte, als der vermummte Krieger die Rechte ausstreclte und mit Ver Linien andeutete, er folle Geld zahlen. Eine derartige Geberde wird unter den entle gensten Meridianen verstanden. Der Augenblick war zum Feilschen nicht geeignet. Gontran zog feineBrief —. tafche heraus und höndigte dieselbe dem siamesischen General ein. Der Fang war der Mühe werth. Das Notizbuch enthielt unter anderem eine Tratte von tausend Dollars auf eine Bank in Sin gapore. . Der Chef prüfte die Wertbe beim Scheine der Stocklaterne. Es schien, als ob er sich in einer für einen Militär überrnfchenden Weise darauf verstand. J er befand den Schatz ohne Zweifel sur genügend, um feine dienstlichen Pflich ten vergessen zu machen, er steckte die Brieftasche in die Tasche, führte die Für stin, welche sehr ruhig schien, fort und lies; Gontran seine Reise fortsetzen, wasqe dieser zu thun auch nicht verfehltr. »Der Bandil wird dein Könige er zählen, daß er mich ermordet und ins Wasser geworfen hat,'« dachte der Gras »Aber was wird er mit der armen Wata anfangen?« Plötzlich kam ihm ein unangenehmer Verdacht. Es hatte ihm nämlich ge schienen, als ob diese junge Person in dem letzten Augenblicke der Trennung sich auf die Lippen biß, um ihr Lachen zu unterdrücken. »Sollte man noch ein mal durch Drohungen Geld von mir erpressen wollen?« fragte er sich. »Zum Henker! Jch werde die Sache aufkliis ren.« Zu dem Aerger hierüber gesellten sich die Sorgen eines Reisenden, welcher sich mit leren Taschen fünf-zehntausend Kilometer von Hause befindet. Der brave Bursche konnte seine Zwei sel nur austlären, wenn er vor seiner Rückkehr nach Europa erst nach Singa pore reiste. Er ging auf vie dortige Bank und bat, ihm eine Tratte von tau send Dollars mit der Unterschrift von Rothschild vorzulegen, die bereits einige Monate früher hätte gezahlt werden müssen. Dieselbe wurde ihm gebracht. Sie trug eine vorzügliche Unterschrift und war girirt von: Ali-szara, Handel-S mann in Sinn-Nun »Ich kenne ihn,« sagte der Bankier, »er ist der Günstling des Königs. Sie haben wohl Geschäfte mit ihm zusam men betrieben?« »Ja," antwortete der Reisende. »Er ist ein sehr intelligenter Kerl!« —-—--—..-— — ( Gewissenhaft. Gendarm (zu einem soeben aus dem Wasser Gezogenen): »Sie können jeden Augenblick hinüber sein-. — Sa n Sie schnell: haben Sie gedient? o woh nen Sie? Wie heißen Sie? Was sind Sie? Sind Sie auch geimpsti« ----· sag Gespenst des neuen Hause-. — Humoriftische Slizze von B. Ritt wegen Wir waren immer ganz zufrieden, so gar sehr zufrieden mit unserer Mieth wohnung gewesen, aber seit ein paar Jahren, seit die Bauepidemie in der Stadt herrschte, seit an den Promena den, in Privatgärten, am Bergesabhang » so reizende Villen entstanden waren, » wollte sie uns nicht mehr recht gefallen. So tam’s, daß es eines Tages gefal len war, das große Wort: wir bauen· Nur unter uns, natürlich! So etwas hängt man doch nicht gleich an die große Glocke. Nein, da hätte man eine vor zeitige Wohnungslündigung befürchten» müssen. Unser Name sollte womöglich « gar nicht genannt werden bei dem Bau unseres Hauses, bis es keine Gefahr mehr hatte. Um inzwischen doch irgend etwas zu unternehmen, was mit meiner Würde als künftigem Hausbesitzer zu sammenhing, ließ ich mich als Mitglied des ,,Vereins zur Hebung des Fremden bertehrs« einschreiben. Für die Haus besitzer ist dieser Verein sehr wichtig, und ich fühlte den Drang in mir, ihn aus allen Kräften zu fördern, um mei nen Theil dazu beizutragen, daß die Häuser nicht der Gefahr des Entwerthet werdens ausgesetzt waren. Unsere nächste Aufgabe war nun, ei nen Bauplatz auszusuchen. Meine Frau und ich, wir durchkreisten tagelang die Stadt nach allen Richtungen und wähl ten. Als wir das so acht Tage lang getrie ben hatten, suchte uns eines Tages mein Freund Müller auf. Komisch, wir wa ren zwar sehr befreundet, aber wir tra fen uns sonst nur in der Kneipe. Nach einigem etwas gezwungenem Hin- und Herreden — er hatte offenbar etwas auf dein Herzen und wollte nicht gleich da mit herausplatzen — hob er an: »Ihr wollt bauen? Habt ihr euch das auch wohl überleat2« Ganz erschrocken erwiderte ich: »Aber. lieber Fmijllen das ist ia — woher Weißt du denn das?« »Na, hör’ mal, soll das etwa ein Geheimniß sein?« »Hm, allerdings, wir möchten nicht, daß davon gesprochen wird, und es ist mir ein Räthsel —« »Hahaha, das ist nicht schlecht! Du willst also nicht, daß man was davon wissen soll? Dann laus nicht mit dei ner Frau an allen Bauplätzen herum und benutze nicht deinen Spazierstocl als Maßstab! Jch bin gestern hinter euch hergegangen, es war zum Todtlachen, wie du den Platz an der Feuerwiese mit Schritten abzähltest und mit deinem Stock den Zaun maßest. Jsch habe mich königlich amüsirt und war auch meiner Sache gleich sicher?« Na also, wann soll’s denn losgehen?« »Aber, lieber Müller, das weiß ich selbst noch nicht, es ist vorläufig nur eine Jdee. Wir dürfen noch gar nichts davon oerlauten lassen, sonst kündigt uns der Hauswirth die Wohnung, und wir sihen da.« »Allerdings, da seid ihr ja vorsichtig. Bei mir ist’"5 natürlich gut aufgehoben, aber wenn euch noch andere gesehen ha ben, dan stehe ich für nichts. Und hör’ noch eins, einen guten Rath tan jeder brauchen: wenn du baust, nur massiv! Hörst du?« Damit ging er. Na, gottlob, Müller konnte schweigen. Es war ein Glück, daß gerade Müller uns beobachtet hatte. " So würde es wohl verschwiegen bleiben. Alle Plätze hatten wir ja nicht gemessen, nur etwa sechs-. . Eitle Hoffnung! Am folgenden Tag schon erscheint eine Bekannte meiner XIJIII »W »Aber Liebste, ihr wollt bauen und davon sagt ihr euren besten Freunden kein Wort? Schändlich! Doch ich will dir’s verzeihen und nicht bös sein. Aber eines sag’ ich dir, wenn ihr baut, nur nicht massiv! Jst ja Unsinn hier bei den billigen Holzpreisen Kommt viel theurer, und fürGenerationen baut man heutzutage doch nicht. So’n zierliches Fachwerkehäuschen im Schweizerstil sieht viel netter aus, als ein Steinhau. Meine Schwester hat so eines — ent zückend! Wenn ich euch rathen soll, nur so ’ne reizende Schweizervilla.« Die Nachricht, daß wir bauen woll ten, schien sich mit unheimlicher Schnel ligkeit verbreitet zu haben. Am dritten Tage nach Müller’s Besuch hatte ich die Kündigung des Hausherrn in der Ta sche und am vierten prangte ein fettge druckteg Jnferat: Wohnung zu vermie then·, im Blatt. Es war unsere Woh nung, die ja allerdings große Mängel hatte, sehr große Mängel, aber es war uns doch äußerst unangenehm, erst noch« eine andere suchen zu müssen. Die erste beste konnte man auch nicht nehmen« denn es würde sich immerhin um etwa ein Jahr handeln. Entsetzliche Wochen folgten. Wir be kamen so viel Besuch, als wenn wir die Verlobung ein-er Tochter veröffentlicht hätten. Und wir hätten schon vorher ei nen Eid daraus ablegen können, daß je der Besucher nach einigen Begriiszungs worten und einer Bemerkung über das jeweilige Wetter anfing: »Sie wollen also bauen? Da möchte ich Jhnen ra then« u. s. w» u. s. w. O, was wurde uns alles gerathen! »Sie werdens doch sicher keinem Re gierungsbaumeister den Bau übertra genst Diese Herren sind viel zu großar tig, die können sich gar nicht in beschei dene Verhältnisse hinein-denken, mit ei nem Privatunternehmer fährt man viel besser. Reichmann zum Beispiel, der hat Geschmack.« Gut, nehmen wir Reichmann. So beschlossen wir, nachdem dieser Besuch unss verlassen hatte. »Sie wollen bauen, da rathe ich Ih nen, wenden Sie sich· an den Unterneh mer Medler, der-baut Jhnen ein einfa ches, hübsches Häuschen, der geht nicht iiber die gegebenen Verhältnisse hinaus, der Mann hat einen klaren Kopf« »Wir dachten Reich-wann —« ,,Reichmann? Aber ich bitte Sie, der mit seinem Firlefanz von Ertern und Thürmchenl Na, fangen Sie nur mit dem an, da können Sie sich gratuliren!« Gut, also Medler. ,,Medler? Hör’ ich recht? Der mit seinem Kasernenstili Nein, wenn ich heute, nur an ein-en Regierungsbaumei ster würd’ ich michs wenden. Bedenken Sie —- ein staatlich geprüfter höherer Beamter! Das ist das einzig Richtige. Da hat man gewissermaßen die Garan tie, ein Haus zu bekommen, welches mit Verstand und Geschmack gebaut is .« Wir beschlossen nunmehr, Hölzchen zu ziehen-, ob ein Regierungsbaumeister, ob Reichmann, ob Medler. Wie sollten wir sonst zu einer Entscheidung gelan gen-? Das Hölzchen sprach fiir Reich mann. Das stand also fest. Nun die erste Besprechung. Der Mann war zu allem erbiitig, selbstver ständlich. Er baute jedoch für Leute, wie wir seien, grundsätzlich nur elegante Häuser, stilvoll und schmuck. Er sei das seinem Rufe schuldig. Wir fühlten uns förmlich geschmeichelt. Die Platzfrage, o, da hatten wir die Auswahl. Nach einigen Tagen hatten wir uns fast entschieden für einen Platz an der neuen Promenade. Da lam wie der ein Besuch, eine Dame. »Sie wollen doch um Gottes willen nicht in Schöbels Garten —- so hieß das Grundstück nach seinem früheren Be sitzer —- bauen? Mein Mann —- der Mann war Stadtrath — vermuthet, daß in kurzer Zeit auf dem städtischen Grundstück, gerade Schöbels Garten ge genüber, das neue Gymnasium rom men soll. Dann ist Jhnen die ganze Aussicht verbaut. Und die Nähe der Vereinsbrauerei —- bei Ostlust haben Sie den ganzen Qualm zu genießen. Haben Sie das gar nicht bedacht?« Nein, das hatten wir nicht bedacht, aber wir holten’s nun nach und dank ten unserem Schiclsal, daß wir noch nicht abgeschlossen hatten. Vierzehn Tage Bedenkzeit baten wir uns noch aus« Und diese vierzehn Tage wurden un sere Rettung. Reichmann sollte uns in zwischen zwei Pläne zu einem Einsam lienhaus entwerfen, damit man doch die Wahl hatte. »Ein Einfamilienhaus soll’s wer den?« So sprach bedenklich ein Kollege von mir «Jn einem Einsamilienhavs wohnt man immer zu theuer. Na, Sie müssen’s ja wissen, ob Sie sich das er lauben können; ich könnte es nicht. Wenn ich baute —- nur ein Haus mit drei Stockwerlen. Da wohnt der Eigen thümer umsonst.« Das leuchtet mir ein. Umsonst woh nen, herrlicher Gedanlet Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Also ein Miethshaus. Jch ersuchte den Ar chitelten sofort, mir auch einen Plan zu einem dreistöckigen Miethshaus vorzu legen· Dann lonnte man leicht eine Entscheidung treffen. »Hör’ ich recht, Sie wollen zum Ver miethen bauen? Das haben Sie sich ge wiß nicht überlegt, meine Liebe!« So sliisterte eine Bekannte meiner Gattin zwei Tage später in einem Geschäft zu. »Ja, allerdings-, es ist vortheilhafter«, wandte meine Frau schüchtern ein. »Aber eine entsetzliche Last, meine Liebe! Nein, da würde ich lieber ganz auf ein eigenes Haus verzichten. Meine Eltern haben ein Miethshaus, ich kenne den Fall. Der Aerger hörte nicht auf; wir waren ewig am Umziehen, weil wir stets die Wohnungen beziehen mußten, für die sich gerade kein Liebhaber fand. Meine Eltern dankten Gott, als sie das C-..2 l«2 »s-»»- ji«k--l--.»- Ec- KA sJuuzr na- s-u-.«« «s-»«.»v«- Vu- Ispq das ja recht, ich meine es gut mit Jhnen.« — ,,Sie werden doch natürlich einen Backsteinrohbau wählen?« So ein an derer. »Nein, wir wollten das Haus putzen lassen.« »Dann gratulier’ ich Jhnent Alle zwei Jahre ein neuer Anftrich, sonst sieht’s fchäbig aus-. Sie müssen viel Geld haben.« »Alfo Rohbau, es leuchtete mir ein. ,,Rohbau? Na ja, ganz praktisch, aber gut sieht so ein Rohbau fast nie aus. Und wenn man einmal baut —« Es war zum Tollwerden Jch schaffte mir jetzt ein Notizbuch an, sium all die guten Rathschläge aufzuschreiben, da mich mein Gedächtniß allmählich im Stiche ließ. ,,Nur nicht zu hohe Fensterbrijstun gen, da sitzt man im Zimmer wie in ei nem Gefängniß«, so meinte eine ältere, sehr neugierige Verwandte, die uns in der Zeit heimsuchte. - »Lassen Sie sich nur nicht auf so nie drige Fensterbriistungen ein, da sitzt man in seinen vier Wänden wie auf einem Präsentirteller. Jch rathe zu ziemlich hohen. Man kann dann auch fo hübsche Fensterplätzchen mit einem Podium und einer altdeutschen Gaterie einrichten.« Das war die Ansicht einer jungen Frau, und meiner Gattin leuch tete sie ein, im Hinblick auf das Spinn rad der Großmutter, welches auf einem Podium mit altdeutscher Gaterie wohl zur Geltung kommen würde. W »Wie hoch gedenken Sie die Zimmer zu machen?« — »Dreieinhalb Meter,« meinte Reich mann.« ,,Lichte Höhe ?" »Wie ? Was meinen Sie ?« »Nun, die wirkliche Höhe nach Bol lendung der Räume, die Balkenla nicht mit eingerechnet. Das ist doch n Un terschied.« Lichte Höhe in’s Notizbuch. Natür lich, das ist ein Unterschied. Reichmann hatte einfach von Höhe gesprochen. Jch war ordentlich stolz bei dem Gedanken, wie ich ihm nächstens mit dieser sachge mäßen Frage imponiven würde. O, er sollte sehen, mit wem er’s zu thun hatte. Trotz dieses Hochgefühls sah ich immer mehr ein, daß esleicht gesagt ist : wir bauen ! —- daß die Ausführung jedoch mit erheblichen Schwierigkeiten ver knüpft ist. Jch schlief keine Nacht mehr ordent lich, meine Frau ebensowenig. Nach-dem die vierzehn Tage Bedenkzeit verflossen, waren wir beide völlig erschöpft. Jch litt bereits an Wahnvorstellungen —- in wa chem Zustand tanzten mir fortwährend Backsteine vor den Augen umher. Und als der Baumeister mit seinen drei sau ber ausgeführten Plänen kam, wurde es mir vollends wirbelig im Kopf. Ich sah ein, dazu war ich nicht geschaffen, und mein- Frau auch nicht. Um unsere Wohnung grünte es jetzt so herrlich, und drüben auf dem Spiel platz tummelten sich unsere Kinder ver gnügt herum, und die Frühlingsfonne schien so erquicklich in unsere füdlichen Zimmer — es war zu schön ! Und am Tag zuvor hatte der Hausherr mir bei einer Begegnung im Flur zugerufen: »Es ist doch schade, daß Sie ausziehen, man hatte sich so aneinander gewöhnt in all den Jahren, und eigentlich sind wir doch immer recht gut miteinander ausge kommen !« Er hatte noch keinen Miether, das schloß ich aus dieser elegischen Muße h rung. chi- Xsmn « In konnt-In irb nis Not-H mann mit Hinterlassung der Pläne ge gangen war, »unsere Wohnung hat mir noch nie so gut gefallen, wie jetzt. Jeh glaube, wir könnt-en sie wieder triegen.« »Das wäre herrlich, dann brauchten wir kein Haus zu bauen —« »Und keine andere Wohnung zu mie then, Schatz l« Und wir fielen uns gerührt in die Arme. Nach einer halb-ein Stunde kam ich vom Hausherr zurück ; wir hatten einen Miethskontratt entworfen und unter zeichnet, der auf zehn Jahre lautete. Mein Notizbuch warf ich in’s Feuer, und es war mir so froh zu Muthe, als hätte ich das große Loos gewonnen. Wie ein schwerer Traum lagen die letzten entsetz lichen Woche-n hinter uns. Und in dieser Nacht schliefen wir beide prachtvoll. Dis Krisis war vorüber — der Bazillus hatte aus-getobt ganz entschieden! s Noch ein etwas unerfreuliches Nach spiel hatte die Geschichte. Die Rechnung des Baumeisters über gelieferte Bau pläne mit zweihundert Mark. Aber das vermochte meine Freude nur ganz vor übergehend zu trüben. Nicht alle Leute kommen so billig fort bei einem Haus bau. Denn selbst wenn ich den Jahres beitrag für die Mitgliedschsaft des Ber eins zur Hebung des Fremdenverkehrg -— ich trat natürlich sofort wieder aus, Miether haben gegen einen solchen Ver ein keine Verpflichtung, im Gegentheil — also, selbst wenn ich diesen Betrag noch hinzurechnete und 1 Mark 50 Pfen nig für das Heftchen über Centralhek zung, so kamen immer nur 204 Mart 50 Pfennig heraus-. Das ist nicht mehr als eine Dottorrechnung, und die bezahlt man gern nach völliger Genesung — - -s---— s—-..-s—-——-« Ueber die Bildungsanoma lieen der Ohrmuschel in Beziehung zu den mathematischen und physikalischen Bedingungen der Faltung des äußeren Ohres finden wir einen in teressanten Aufsatz von F. Rohrer (Z-eit schrift für Ohrenheilkunde, 86. Band 1900). Als Ergebniß der abortiven Faltung der Ohrmuschel kommen fol gende Bildungen zu Stande. Der Rand des Helix ist dick und ohne uedertram pung, Fossa-Naoicularis fehlt ganz oder ist nur als seichte Furche angedeutet — Macaeusohr. Der Helirrand ist diinn und start nach hinten und oben ausge breitet, jedoch mit ganz schwacher Fal tung oder Krämpung nach vorn, die Ohrmuschel nähert sich der Dütensorm —- Pithetusokyr. Der Rand des Helix ist dick und nach Vorn herüber geknickt, so daß in der »Par5 Jntermsedia« der Helix an der Stelle der mathematisch-en Ohr spitze, da, wo der Helix Mandibularis mit dem Helix Hyoidalis zusammen trifft, eines Spitze entsteht, die nach oben und vorn vom Darmin’sck,en Höcker ge legen ist und die Ohrmusche l stark ent stellt. Jn diesen Fällen ist der Helix bandsörmig, und Fossa Nadieularis meist abortiv, weil der Heli x mit dem Anthelix zusammengewaets n ist -— Sa tyrohr. Der Helix ist im absteigenden Theil abortiv, der Anthelix statt hervor tretend — Morels-Ohr. Sinecure. »Was macht denn jetzt Smith ?« »Er arbeitet in einem Circus.« ,,Das ist wohl ein schwerer Dienst t« »Oh nein, gar nicht. Er hat nichts zu thun, als zweimal im Tag seinen Kopf in das Maul des Löwen zu stecken.«