W Die Tragödie eines Honigs. - Jn demselben Augenblicke, in dem die körperliche Erkrankung des Königs Otto von Bayern die Oeffentlichleir bes «·stigt, ist in Paris aus der Feder J. ainvilles, ein Buch erschienen, welches das Leben Ludwigs ll., des Bruders und Vorgängers König Ottoö, zum Gegenstande dat. Um die Gestalt Ludwigs ll. hat sich im Laufe der Jahre ein siirnilicher Sagenlreis qewo en und eine Literatur gebildet, welche, ohne Anspruch daraus, ganz ernsthaft genommen zu werden, es- sich zur Ausgabe gesetzt zu haben scheint, die vielen Legenden und Märchen, die über den unglücklichen Monarchen ent standen find, womöglich noch phanttk tischer ausgeputzt, derNachwelt schwarz aus weiß zu übermitteln. Jn dem Buche Bainvilles begrüßen wir den er sten Versuch, aus der Basis gewissen hafter historischer Forschung eine un parteiische Biographie des ve!lagens werthen Königs zu geben. Zu den Handlungen und Aeußerun qen Ludwi s ll. erhält man nur dann den Schlii el. wenn man ihn von An begian an als einen Kranken, nicht ei kenem freiem Willen Gedor ndrn «etrachtet. Der Dämon de elhen Wahnsinns, an dem König Otto st, der Menschlichleit entrückt, dahini t, schlummerte auch im Haupte Ludwig6, als dieser im März 1864, ein Wishris ger Jüngling von idealschöner Gestalt, nach dem Tode seines Vaters Max ll., den Thron der Wittelshacher bestieg· Jn den 22 Jahren seiner Regierung wuchs die Krankheit, die Paranoia, von Tag zu Tag, die genialen Geistes suaben des Königs langsam und fteti zerriittend, ertödtend. Hält man sag diese Thatsachen vor Augen, dann tann man der Figur dieses Herrschers » allerdings nur noch ein pathologisches, tein psychologisches Interesse mehr ab gewinnen. Jn seinen Jugendiahren konnte man san dem damaligen Kronprinzen taum irgend ein Anzeichen wahrnehmen, das auf eine nicht normale Veranlagung ingetdiesen hätte. Nur sein ausge prochener Hanå zum Alleinfein, zum räumen, zur chwärmerei flößte sei nem Ergieher Bedenken ein » diese Schwärmerei. die ihren Höhepuntt in der Freundschaft des Königs fiir Ri chard Wagner erreichte und in seinen Briefen an den Meister einen so selt sam eraltrirten Charakter annahm. Es war natürlich, daß diejenigen, de nen das Wohl des jugendlichen Herr schers, wie auch des Landes am Herzen lag, das einsachfte Mittel, ihn aus der Welt der Träumer. in die er sich gern verlor, wieder in die gemeine, irdische Welt hinabzufiihrem in einer Heirath erblickten. Die tranthafte Scheu, mel che der König später vor dein weibli. ehen Geschlechte zeigte, empfand er in jungen Jahren noch nicht. An den teichten « erstreuunqen und lleinen ga lanten benteuern seiner Alters-genos sen hat er indeß nie Gefallen gesunden und theilgenomnien Es ist nicht über trielen, wenn man von ihm sagt, daß er in ahnungsloser Reinheit groß ge nsortrn ist. Und doch fehlte es in der lebenslustigen Kunststadt München nicht an schönenFrauem welche sich dem löni.lichen Jüngling mit den edlen, lsleiigen suchen, den tiefen, brennenden Au en, den schwitzen, dichten Locken «n-o l nicht allzu spröde gezeigt hätten. Ader umsonst warfen sie Ihre Netze nach ihm aus. Da war, so erzählt un ser Gewährsmanm z. B. eine Sanhe rin der Hofoper, Fräulein Sch» welche der König o t zu sich berief, um sich vdn ibr vor innen du lassen. Eines Tages wurde ihr die sehr seltene Aus zeichnung zu Theil. in den Winter-gar ren geladen zu werden, in dem sich der König einen künstlichen Teich angelegt hatte, Beide beftieaen bier einen ller nen Nachen, der eine entfernte Aehn lichkeit mit teinjenigen Lobengrinö tatte, und Fräulein Sch. mußte singen. Aber die Dame, der dieses »tete a tete«« wohl den Sinn etwas verwirrte, wollte die Gelegenheit benutzen, um einen Sturm aus das Herz des Königs zu wagen, und da er ihren seurigenBlielen gegenüber talt und unempfindlich lieb, griff sie iiu einein radikalen Mit tel. Sie brackte das Boot zum Um tippen --- das Wasser war nicht tief — und tin-f sich dein König mit dein Muse: »Netten Sie mich. Maiestät!« in die Arme. Der Könia aber schüttelte sie ärgerlich mit den Worten: »Man faßt die Majestiit nicht an!« von sich ab, watete «ans Land« und lies; die verliebte Künstlerin durch die Diener schaft aus dem Bassin sieben. Dieser Teich war übrigens das Schmerzens tind der Schloßbauverwaltung Es wurde altes Mögliche drobirt, dem Wasser eine blaue Färbung zu geben, welche verhindern sollte, daß man den die Illusion störenden niedrigen Grund sähe. Nach verschiedenen anderen Ver rschen wendete man eine Schtvefeltss ung an, aber bald stellte sich beraus, aß diese Risse verursachte, durch wel che das Wasser durchsiaerte its-o die darunter liegenden Näunie total ver darb. Seit dein Tode des Königs sind Winter-zarten und Teich verschwunden. Als zukünftige Gemahlin Ludwi s ll. nannte man Anfangs die russisue Großfürstin Marie Alexandrowna sdie jrtzige Her ogin von Coburg), mit der er ein Jaier nach seinem Regierungs antritt in Kissingen zusammengetros sen war und die er ein Jahr später in Schioaiboch ar:ssuchte, als sie dort mit der Zarin, ihrer Mutter. zur Kur weilte. Die jungen Leute schienen sich sehr zuqetham unternadmen lange Spazierritte mit einander. und schon begann man von einer bevorstehenden Verlobung zu flüftern » —- da ver schwand der König platt-ch, ohne Ent l S schuldigung· ohne Grund. Er hat die Großfurttin nie wieder gesehen, was ihn aber zu diesem brüsten Abbruche veranlaßte, darüber läßt sich nicht ein mal eine Vermutbunq aufstellen. Es ist bekannt, daf; die Verlobung Lud wrgs inct seiner stoufme, der Herzogin Saphir in Bayern ldie als Herzogin von Alencon 1897 bei dem Pariser Ba zarbrand umtam), ein ebenso plötzli ches und unertlärlickkg Ende nahm. Der Vechzeitstermin war bereits fest gesetzt, die Ausstattuna angefertigt, er Hofstaat der künftigen Königin er nannt, als der König ganz unvermu thet sein Wort zurücknahm und in« ei nem furchtbaren Wuthansalle die Bil der feiner Braut zerstörte, ihre Büfte dnrch das Fenster in den Xosgarten htnabwars. Etwas Zuverlii i es iiber die Motive dieses Schrittes, er be greiflicherweise das PeinliehsteAufsehen erregte, ist bisher nie bekannt gewor den. Alles, was darüber erzählt wird, Ihört in das Gebiet des Klatschesn ie Münchener Archive sind verschlos sen, und über die Lippen der noch Le benden, vie um das Gebeimniß wissen, kommt kein indistretes Wort. Man acht inde en taum fehl, wenn man in diesem chrvffen Ueberaang von chtviirmerischer Zuneiguna Flor äußer ter Entfremduna nur die iederhrk rng einer in dem iranthasten We en des Königs begründeten Erscheinung sieht. Ludwia ll. lebte in einer un wirtliehen, vhantastischen Welt und dichtete auch den Menschen, zu denen er sich hin e egen fühlte. allerlei ideale Ei enfagadsten an, die sie meist gar nicht be aßen. Zeigte ihm dann irgend ein, vielleicht ganz harmloser Zufall, daß diese von ihm vergötterten Phantome irdische We en, mit irdischen Gedan ten nnd Gefühlen waren, dann ent hüllte iich dem Könige das Trugbild, an das er aelaubt, und in demselben Aulgenblicke war der eben noch zärtlich Ge lebte ihm ein Fremder geworden. So ing es vielen seiner Grinftlinge. Rocke der Auf ebuna seiner Verlobung trieb der König seinen Weiberhaß so weit, daß er, wie Bainville berichtet, sein Prunkschlafgemach ausräuchern ließ, nachdem eine Sänaerin, zum Lohne für einen besonders schönen Vortrag, es auf ihre Bitten hatte be sichtiqen diirien.· - - M --- IICIU ckycll clllcll Doclcll chklss Ucll der Lohalität des baherischen Volles wenn man sich vergegenwäriigt, wie lange es die Dinge hingehen ließ, bis dem unhaltbaren Zustande ein Ende gemacht wurde. Jeder Privatmann wäre längt in ärziliche Behandlung gebracht un der Versiigungsmäglich leit entrückt worden« Man hörte es sich zwar kopfschüttelnd an, dasz der König Nachts im Hermelinmantel nit einer Krone auf dem Haupt und-einem Scepter in der Hand, die den Fnsignien seines Vorbildes Ludtvias XIV nach ,ebildet waren, allein durch die can « cusenden ovn Kerzen beleuchtcten Säle seiner Feenschlässer wandelte, dasz seine Diener sich ibm nur mit tief hin abgebeugten Oberlärver nähern dens ten, da niemand sein Antlitz sehen soll te, daß er allen Ernstes einen seiner Beamten beg, stragt habe. ihm sein elendes Lan , das ihm teine Gelder mehr siir Bauten bewilliaen wollte, ge gen ein anderes Königreich einzuwei schen —- zu einem Eingreifen lam es erst, als die Negierungsmaschine in iolge der Unthätiateit des Königs ganz ins Stocken gerieth Den Bericht über die Ereignisse der Junitage 1886. denen das letzte Kapi tel des vorliegenden Buches gewidmet ist, wird Niemand ohne Erschtitternng, ohne tieses Mitaefiihl mit dem könig lichen Patienten lesen können. Dem ver weiselten Widerstande les that sächalich schon entthronten Herrschers, der die Deputation des Regenten durch die Gendaremerie und Feuern-ehe von Hohenschivangau gefangen nehmen läßt« solgt bald völlige Abspann.!ng, in der Dr. von Gudden und sein Ast stenzarzt Dr. Müller die Uebersiihrung nach Schloß Berg vornehmen können. Und dann die grauenvolle Natastrophe des 13. Juni. Wir durchleben im Geiste die bangen Momente mit, die vergingen, während man im Schloß arte nach dem König und Gudden achte, bis man sie Beide todt im Was ser sand, —- der Arzt, ein Opfer seiner Pslicht, aller Wahrscheinlichkeit nach vrn dem Könige, der fliehen wollte, ins Wasser geschleudert, der König selbst, dem die Wellen laum die Brust vespiilten, nicht ertrnnkem sondern von einem Nervenschlage tödtlich getroffen, wie bei der Seltion das mit Blut ge sülltesGehirn ergab. Beim Fackelschein lud man die Leichen ins Boot, geleitete sie in das Schloß, dessen helle« weiße Thurme zwischen den dunklen Bäumen gespenstisch über den See rag ten. Er bietet ein grausiges Bild, die ser le te Alt der Lebenskraaödie Lud wigs l. von Bayern! - - ,A-»- , Die Tini-deine Humorsttc lau-n M. A. «Eine Gesell chaft englischer Offi ztere war in leutta bei einem rei chen Kameraden zum Diner eingela den. Der Nachtiich wurde arstffgetrw even und die Hukahs oder Wa ekpfei fen gaben ihre gurgelnden Töne von sich. Die Weinflaichen wurden tüchtig geleckt« hundereerlei Trinlsprüche aus edracht, allerlei Gegenstände des Ge sprächs aufgenommen und wieder ver lassen. Endlich brachte Oberst Ma caulky mittelst des gefchicktesten Ma növers und mit unaemeinem Takt die Schönheiten der neuen Tische aufs Tapet, sund Jedermann bewunderte sie, weil sie das reiche Diner ihres Wirthei getragen hatten. — »Sie sind zu hoch!« bemerkte Char ley Mai-Eulen mit erheuchelter Gleich giltigicit, »nur um eine Kleinigkeit zu hoch! Bist Du nicht auch dieser An sicht, Gordon? »Ich? Jm GegenrheiL Jch halte sie siir einen Schatten zu niedrig!« ver setzte Gordon. »Du irrst, lieber Junge! Jch habe ein vortreffliches Augenmaß und bin überzeu t, daß ich recht habe,« rief Macau e ; ,,tein Tisch sollte mehr als Zwei Fu sechs Zoll hoch sein und iese sind mindestens einen Zoll höher.« »Du irrst, Macaulen, die Tische sind gerade zwei Fuß Iwei Zoll hoch.« »Wette nicht, Jsames, wette nicht!« rief Macauley: »ich bin meiner Sache gewiß. Ich sage Dir, ich kann mich unmöglich täuschen, denn mein Auge? hat immer recht.« I » ,. »Ich soll nicht wetten?« rief Gor don; »meine: Treu, »wenn die Tische i nicht mein Eigenthum wären -— und ich sollte deshalb nicht aus etwas wet ten, das ich gewiß weiß — ich würde eine Lac Rupien daraus pariren, daß Fe nicht mehr als dreißig Zoll hoch ind.« , ,,Je nun,« entgegnete Macauley, «wenn Du willst, will ich die Wette hol ten; aber ich rufe Sie alle als engen auf, meine Herren, daß ich im . oraus erklärt habe, ich wisse die Sache miß. Jch sage, diese Tische sind oom Zsoden Ich wenigstens einunddreißig Zoll »Es gilt eine Lac Rupien!« rief Gmednn »So Les gilt!« rief Charley.· Die ette wurde in bester Form eingetragen und man sandte eben ei nen Diener nach einem Yardstab fort, als Macauley sich triumphirend- um drehte und ries: »Wir können uns die Mühe des Messens ersparen, meine Herren! Hahalza!" segte er aus vollem Halse lachend hian, »ich habe Dich ge warnt, Janus-, das ich auf eine Sache wette, die ich enau wisse, also s muß die Wette gült a sein!« »Ich halte sie für aiiltig und stehe zu meinem Wortel« rief Gordon. . »Wohlan denn!'« rief Macauley, »so rücke mit dem Gelde beraus. Jch maß die Tische heute früh, während Du Dich raksrttesh und hier ist die Notiz von i rer Höhe: genau einund dreißig Zoll!« Dabei zog Oberst Uta cauley lachelnd sein kltotizbnch heraus und Feigte triumphirend die eingetra gene iotiz. " »Ich weiß, das; Tu die Tische ge messen hast,«' ewiderte Gott-on mit laltem Lächeln: »ich sah es in meinem Sonach während ich mich 1«asirte." Oberst Macaulen war Verbliist »Aus mein Wort, ich sah Dir da bei zu,« fuhr Gordon fort, ich ahnte such sogleich Deinen Zweck und als Du sort warst, ließ ich oon jedem Tischbein aenan einen Zoll Use-g sagen nnd damit hat siers nun das Blatt ge wendet, mein scharfsichtiaer Freund! Die Tische haben nur dreißia Zoll Hohe, und ich habe die Wette gewon nen!« s— Das Gelächter und der Lärm, welche nun losbrach-m warten tsen Donner des Mantua übertdnt haben. Oberst Macaulay verliess am anderen Taae Calmtta um Als-»O Ptt.nd Sterling ärmer cic- am Tage-, da er angekommen war. Aus dem ,,Ari;ona Ritter« Wahl - kllngelenheiten Ean rnsse fiir Stadttvahlen haben wir bis jetzt keine gehalten, da wir immer nur ein Tiefen mit tin-I- an der Spitze, ist«-i Feld stellten. Tie iibcigen Candidaten be stimmten wir allein und wir wählten dieselben ansJ dein Kreise unserer Abou uenten, weil sich unsere Leser durch da iinincrtviihrende Lesen des ,»8iicker" sasou ziemlich Bildung angeeignet haben nnd daher besser fiir Amt nnd Würden passen, als jene, welche ohne Zeitung in Nacht nnd Finsternis-; dahinleben, oder. toasI noch schlimmen About-euren der »Bloodn ltlulch Time-« sind. Wer dieses gemeine Zelmndblatt ein Jahr liest. stirbt entwe der an Gehiruertveiiiutna oder verfallt dem Blödsinn und solche Leute können wir in unserem blühenden Gemeiutoeien nicht fiir öffentliche Stellen gebrauchen Jn einer Stadt natürlich, wie Bloodh hinleit- sehadet dass nietst weiter. Wenn die ganze Einwohnerschaft aus Jdioten be i;eht, kann irgend ein SimvelViiraernieii sie-r sein. Daher wählen sie auch dort im mer den Herausgeber der »Tiuteo«. Je- » - ner hergelaufen-« Schurke hat fieli nun nemiiiziat aefunden, einen Theil unserer Bürgerschaft aeaen unr- aufznhetzem so daß einige Sehreier verlangen, ez solle ein reaelreauer Caurus- abgehalten wer den, unt zwei Parteien ins Feld zu stel len. Der Führer dieser Anarehiften nt der Commauche Vill, der sieh in seinem lhröfzeinvahn einbildet, uns aus dems Felde zu schlagen. Wir nehmen den siarnvf mit Freuden auf nnd erwarten die Namen der Gegencandidatem aber im Voraus schon bemerken wir, dafz loir feinen gesetzlichen Schutz fiir diese Bande aewiihrleisten. Wenn einer dieser Revolu tioniire bei Persönlichen Auseinandersens unqen von unseren Leuten niedergeknallt wird. so ist das seine Sache —- nnd das; bei der Wahl im October Blut fließt, ist sicher. Fiirsoralickh wie wir sind, haben wir den Zaun unseres Privat-skirashofe-J versetzen lassen, damit es bei Beerdigun aen nicht an Plav mangelt. Wir freuen uns des Kampfes-, weil wir wissen. das wir Sieger bleiben. »s- st Dom chinesischen Heu-. Von Landiruppen stehe«n in China zur Verfügung: die Mandschu-, die Provinzial- und die irreguliirenTrup pen, welch« letztere in unbestimmter Zahl je nach ten Verhältnissen ange worben werden« Hiervon waren bis her die wesentlichste Stiike von Dy nastie und Reich die Mund chutruppen, die sieh zu den Nachkommen derjenipen Mandschus ählen, die in der Mitte des 17. Ja rhunderit die Mingby — nastie stürzten. Gegenüber der Soll stärke von 300,000 Mann läßt sich die Jststärke der Mandschutruppen auch nicht annähernd feststellen. Einen Anhalt gewinnt man vielleicht aus den kürzlich erschienenen sehr lesenswer then- Angaben Lord Veresford’s in seinem Buche »Der Zerfall China’s«, worin er erzählt, ein chinesischer Gene ral in Peking habe ihm mitgetheilt, er habe dort 10,000 Mann unter seinem Befehl, während er (Beressords) festge stellt habe, daß diese »Zeh·ntau end« in Wirklichkeit nur 800 Mann start wa ren. Als zuverlässig kann man wohl annehmen, daß die Mandschutruppen in 8 Abtheilungen eingetheilt ,sind, hauptsächlich in Peting stehen und nur in kleineren Trupps auch in den Pro vinzen vertheilt sind, wohin sie von den Vizekönigen mehr als Repräsen tanten der kaiserlichen Macht, wie als militärische Truppe berufen wurden. Der militärische Werth dieses Theils der chinesischen Armee ist ihrer unzureichenden Ausbildung entspre chend gleich Null. Während die Sol daten in Peking zu Wachtdiensten in der Umgegend des kaiserlichen Pala stes herangezogen werden, führen sie in den Provinz-gen ein fast sprüchwört lich gewordenes Faullenzerleben. Der Tartarengeneral, der an ihrer Spitze steht, nimmt zwar alljährlich die vor ; geschriebenen, aber lange vorher ange sagten pJnspeltionsreisen vor, indeß im Wesentlichen beschränkt er sich darauf, die reichen Geldmittel zu verzehren, die ihm aus alter Tradition vom kai serlichen Hofe zufließen. Unter sol chen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, wenn die Truppe der Mand » schus in der Stande der Gefahr völlig I versagt, und die Nachricht, daß sie so gar mit den Empörern gemeinschaft ; liche Sache machen, kann nicht über raschen. ; Nicht ganz so schlecht, wie mit den ; vorerwähnten Soldaten, ist es mit den s Provinzialtruppen bestellt, die den s Vizetönigen und Gouverneuren unter » stehen und, je nach der Tüchtigkeit und ; Ehrenhasti leit dieser, Besseres leisten f als ihre ameraden in der Haupt t stadt. Jhre Stärke schwankt zwischen ! zwei- und dreimalhunderttausend T Mann und hängt in vielen Fällen von ! der Willkür des sie kommandirenden ; Generals und Lagertommandanten , ab, der ihre Ausbildung, Ausriistung » und Berpslegung zu beaufsichtigen hat. ! Braucht dieser Geld, so fließt im Ein ! verständnisz und mit Wissen hoher Beamter der Sold fiir die Truppe in seine eigene Tasche und die Folge da von ist, daß einzelne Garnisonen zeit weise ganz ohne Soldaten sind oder die Truppenlager aufgelöst und die Uebungen abgesagt werden müssen. Dem Beispiel ihres General-Z folgen vielfach auch dieanderen Osfiziere. Unierschlagungen stehen auf der Ta gesordnung und hören erst mit der Amtsentsetzung des betreffenden Offi ziers auf, bei welcher er in der Regel ohne weitere Strafe aus seiner Stelle ausscheidet und für seinen Raub nur ohne Anrecht aus Pension bleibt. Der Verschiedenartigkeit derTruppe entsprechend ist neben ihrer Ausbil dung auch ihre Vewasfnung. Wäh rend Vielen, Hellebardem Stein schloßgewehre und Vorderlader zur Aiisrüstung der Mannschasten in ein zelnen Provinzen gehören, bilden Henry Martini-, vereinzelt auch Mau ser-Gewehre, Krripp’sche Geschütze und Lanzen die Waffen anderer Truppew theile. Jn der Ausbildung, in ihren « Leistungen und in der Tüchtigkeit am ; weitesten vorgeschritten sind von den Provinzialtruppen diejenigen, die un ter deutscher Leitung stehen und nach deutschen Vorschriften ausgebildet und bewaffnet werden« Freilich bildet diese Mustertruppe nur einen verschwindend s kleinen Theil der chinesischen Armee; ; immerhin liefert sie aber den Beweis, T das-, es nur einer starken Hand und festen Willens bedarf, um auch schwie rige Elemente zu acfügigen und brauchbaren Werkzeugen zu machen. Loubet aus der Straße. Ein Pariser Verichterst»!tter zeichnet nachstehende-s hübsche Linaendiicksvild chen: Ein junger Pariser Freund ji«-ell te mich in die Ansstelluna lsegleiten. Es war noch ziemlich früh des Vor mittags, als wir das Hotel verließ-n, doch auf den Bonlevards flnteete schon der alltä« liche Vertehr unaufhaltsam hin und ger, und wenn einer von einer Welle erfaßt wurde, konnte er stch bei nahe von ihr tragen lassen. Aus ein mal sahen wir den Präsidenten derRe publilch an der Seite seines ersten Hansbearnten auf dem Macadam da hinschlendern. Für den Fremden war es immerhin ein besonderes Schnu «"piel, den alten Herrn, gegenwärtig die erste Persönlichkeit des Landes, so ge mächltch mitten im Menschenstrorne lrssttrscndeln zu sehen. Die Leute sehns fen in der Hast des beginnenden Ge schöslssiebers vorüber. Keiner hatte eine Minute zn verlieren, jeder fürchte te, seine Stunde zu versäumen. Nur der Präsident der Rehnblit ließ sich Zeit» volle Zeit. Jm heauernsten,«grosz väterlichen Spazierschritt, mit dem un erschiitterlichen Behaan e::rcs ausge dienten Seidenhändlers nner eines wohlpensionirten Hosrathes bewegte er sich Vorwärts, pinnu pianjssjmu, ein kleiner Mann, nm einen guten Kopf niedriger, als sein Begleiter, doch träf tig gebaut, mit starken Schultern ver sehen, der Vertreter eines gesunden, leistungsfähi en Philisterthums, die Rosette im skewpfloch seines Braten rockes, mit bürgerlichem Anstand ge M kleidet, der Cvlinber tadellos, in ver Maifonne funkelnd wie eine Krone. Freundlich erwiderte er Gruß um Gruß. Ein Lächeln voll Güte und milder Lebensfreude wollte aus dem grauen Vollbart nicht verschwinden, und wären nicht die beiden Geheimpo liziften gewesen, zwei sehr elegante Gentlemen, die fünf Schritte hinter ihm in demselben Landsturnrtempo gingen und ihn scharf im Auge behiel ten, fo hätte man den alten Herrn für alles Mögliche gehalten, blon nicht für den Regenten Frankreichs-. Der erkannte Herzog. Aus reßburg wird dem Neuen Wiener agblatt geschrieben: Gegen wärtig wird in der Umgebung des Korpstomnianbanten Erzherzog Frie drich viel über die Antworten eines Retrnten gelacht, die der tsrzherzog jiith gelegentlich einer Jnfpizirung im ereiche feines Korps erhielt. Es war bei einer Kasernen - Jnipektion. Jn einem Mannfchaftszimmec hing ein Porträt bes- Korpskonimandanten, ein Oelfarbendruck, an der Wand. Erzherzog Friedrich, der sich durch ver chiedene an die Mannschafk gerichtete « ragen von deren Orientirtheit über militärische Dinge und ipeciell über die » Chargengrade der Vorgefetzten zu E überzeugen pflegt, fragte einen in der Nähe stehenden Rekruten, wen dasBild vorstelle. Der Rekrut gerieth einiger maßen in Verlegenheit. Er fah bald den Erzherzog, bald das Bild an, und Lagte dsnn Pfiffig lächeln-o zum Erz kränkl« »Das san ja Sö.« —- » »Na ja,« meinte der Erzher og la chelnd, »das ist wohl richtig. A"» er sage mir doch, was fiir ein« Unterschied zwi schen mir und dem Bilde·ist?« Das Bild stellte nämlich den Erz herzog noch in der Feldmarschillleutk . nants - Uniform dar. Freier hat zwei « Sterne am ragen, wahrend die des » er etrut war aber nicht im Stande, den Unterschied in der militärischen Distinktion herauszusindem Er ließ seine Blicke zwischen dem Erzherzog hin- und herwandern, konnte aber nichts finden. Die Vorgesetzten, die dem Burschen helfen wollten, deuteten verstohlen nach dem Halstragen, aber er wollte nicht begreifen. Endlich schien ihm ein Unterschied einznfallen, denn als der Erzherzog die Frage wieder holte: ,,Also was ist fiir ein Unter schied zwischen mir und dem Bilde?« da platzte der Bursche, auf das Bild deutend, mit der Antwort heran-s: »Dort hab’n S’ tane Fiaß.« eldzkugm ters deren drei besitzt.: Das Bild war ein Kniestijck. Große l Heiterkeit folate der Antwort des fcharssmnigen jungen Mannes. Verteilt-sites Von einer ihrer Reisen in Afrika er zählte Miß Mari) Fitngslen, deren Tod kürzlich von London berichtet wur de, eine fiir ihren Muth und ihre Un erschrockenheit charakteristische Episooet »Bei meiner früheren Reise saß ich einst mi: einem weißen Händler in einem Gcnoe auf einem Fluß unten im Sit ten. Wir sprechen natürlich vonKaut fchuk —- dort spricht man immer von Keuischul und Oel, beides sind bezau bernde Gesprächgaegenstände. Plötzlich sahen wir iin Fluß weiter vorn eine Heerde von Flußpferden, und da ich nrivös bin, sagte ich: ,,Fiönnen Sie mir sagen, ob die Flußpferde in diesem Lande gefährlich sind.2« »Manchmal ist das der Fall, manch-« mal auch nicht, man kann das erst sa gen, wenn man vorüber ist,« antwortete er und sprach weiter iiber Kautschnk. Wir kamen weiter und gerade als ich dachte: »Gerettet!« kam ein Thier un ter das Boot, und wir laaen im Was ser. Jch gehe immer gewissenhaft auf den Grund; als ich wieder an dieOber flikche tam, sah ich, daß die Heerde sich dem Ufer näherte, und hörte eineStim nn- im Manchesterdialect zu mir sagen: ,,Haben Sie es zufällig überlebt, Fräulein?« ,,Vrriiberaehend,« antwortete ich. »Dann hängen Sie sich an das Ca noe.« »Das habe ich schon gethan, hängen Sie sich an.« »Nein,« sagte er, »noch nicht; warten Sie-, bis das Canoe uns über jene» Stelle am Ufer binausgetragen bat. Wenn die Thiere festen Boden unter; den Füßen bekommen können, werdens sie Sie niederireten; im liefen Wasser können sie nicht viel thun. Aber das s Schlimmste, wenn man so schivimrnt,l ist. daß ein Krolodil kommen und Jhre Beine kosten kann.« Glücklicherweise ging das kleine Er lebniß ohne FEhrlichkeii vorüber. s, Ein Original starb jüngst in Eng land: der Journalist William Harnett Blanch, der Begründer des Londoner ,,Clubs der Dreizehn«. Schon seine Geburt geschah unter seltsamen Um ständen, er kam zur Welt, gerade »als der Aequator passirt wurde«, er wurde sogleich von Neptun empfan en und machte die Formalitäten dur , die alle Die kennen, die den Aeauator schon einmal passirt halben. Jahrelang schrieb er sur die ,,Sout-h London Preß« und andere Zeitungen; aber das Werk, durch das er am meisten zur Er heiterung der Welt beitrag, war die Gründung des »Clubs der Dreizehn«, in dem er einen lustigen Kreuzzug ge gen den Aberglauben in allen Formen funkle Bei einem Diner des Clubs im Jahre 1894 saßen seine Mitglieder an dreizehn Tischen und an jedem sa ßen drei,-eh«n Mann. Am Eingang hing ein großer Spiegel, durch dessen Zer trümmerung der Beginn des Essens angekiindigt wurde. Sie boten auch ei nem anderenAloerglauben Trotz, indem W sie sich schielende Kellner engagirt hat-. ten. Alle Reden, die gehalten wurden» dauerten dreizehn Minuten; au dem Tische lagen Pfauensedernx die 9 nwe senden trugen hellgrüve Kravatten als Protest gegen das heteöinmliche Weiß, und sie verschütteten das Salz, um zu zeigen, daß sie dem keine Bedeutung beilegten Als Präsident fungirte Har ry Furniß, der bei dieser denkwürdi en Gelegenheit in einer Rede sagte: » ir bieten dem lsösenVlick Trotz, wir fürch ten die schwarze Katze nicht, und wir machen uns nichts aus dem Bäcker dutzend, das bis dreizehn zählt. . . .« Eper Club der Dreizehn ist jetzt ausge «oIt. . . . ! . y.., Der ungarische Gras Festetics, der kürzlich mit seiner Yacht »Tolna" Schiffbruch litt, hat eine Vorliebe für gefahrvolle Abenteuer. Acht ahre hindurch treuzte er mit seiner acht, auf der sich auch die Gräsin befand, durch die Südfee. Die Gräfin Feste tics aber, die Tochter eines steinreichen amerikanischen Millionärs, hatte sich ihr Leben an der Seite des Grafen au genscheinlich anders vorgestellt. Für das verwöhnte Millionärstöchterlein hatten die romantischen Neigungen ih res Gemahls zunächst wohl den Reiz der Excentricitätz aber auf die Dauer " wurde vie Sache sehr unbequem und verlor den Reiz der Neuheit. Am 20. April des vorigen Jahres verließ da her die Gräsin die Yacht Singapore und weigerte sich, den Grafen aus sei nen abenteuerlichen Fahrten weiter zu begleiten. Der Graf segelte weiter-, ohne sich darum zu kümmern, und die Gräfin kehrte zu ihren Eltern zurück. Wienun aus San Francisco gemel det wird, hat die Gräfin jetzt beim dor tigen Gericht die Scheidungsklage ein gereicht. Die hauptsächlich angeführ ten Gründe sind die, daß der Graf sie verlassen hat, ohne ihr Mittel zum Le bensunterhalt zurückzulassen. Wäh rend der Seefahrten hatte sie fortwäh rend die schwersten Gefahren zu beste hen und die schrecklichsten Entbehrun gen zu erleiden. Aus diesem gefahr vollen Leben erzählt die Gräfin meh rere Episoden. Jn Bourgainville auf den Salomonsinseln entgingen sie nur mit knapper Noth den Nachstellungen der Kannibaleru Eines Nachts kam, nach einem Aufenthalt von mehreren Tagen, während dessen sich die Einge borenen scheinbar freundlich zu ihnen gestellt hatten, ein Häuptling, der Sympathie für das gräfliche Ehepaar bezeigt hatte, an Bord der »Tolna« und sagte, sie sollten sich- so schnell als möglich von der Jnsel entfernen, da die Stämme beschlossen hätten, die Ygcht bei Tagesanbruch anzugreifen. Der Gras rief seine Mannschast zusam men, aber der Wind war nicht günstig, und es ging nur langsam vorwärts.. Bei Tagesanbruch waren sie erst eine kurze Strecke vom Ufer entfernt, als sie gegen hundert Kanne-: auf sich zu kommen sahen. Da die Yacht sich kaum vorwärts bewegte, wurden Alle an Bord mit Gewehren bewaffnet, Und als die Kanoes herantainen, wurde Feuer gegeben. Zu ihrer Ueberra schung sprangen die Kannibalen in’s Wasser, kletterten dann wieder in die Kanoes zurück und verfolgten dieYacht von Neuem. Das Manöver wieder bolte sich mehrmals, man gewann da durch aber Zeit, und als sich der Wind erhob, gelang die Flucht. «, «- ice se s »s-· Jn Mailand nird demnächst eine ei genartige Vorstellung stattfinden. Zum Besten der in großer Noth lebenden Familie des vor Kurzem verstorbenen hervorragenden Schauspielers und Dichters Libero Pilotto soll ein Wohl thätigkeitsfest veranstaltet werden« Pi lotto, der Sohn eines Leihhausbeam ten, sing seine künstlerische Laufbahn bei herumstreichenden Schauspieler trappen letzten Ranges an. Es ging ihm damals so schlecht, daß er nur sel-« ten etwas zu essen hatte. und die Schauspieler - Vagabnnden waren froh, wenn ihnen in den Dörfern von den Bauern Hühner, Butter, Eier u. s. w. als »Eintritts-gelb« gegeben wurden. Bei einer dieser trauriaen Theaterge sellschaften war keine Geringere als Eleonora Dnse die Hungergenossin Pt lrtto’s. Sie war damals noch ein jun e»es, unberütimtezx Mädcbeii, das kurze Kleider trug, aber trotzdem schon die Rollen der ersten Liebhaberin spielte. Jn Piacenza waren die Einnahmen der Truppe so gering. daß alle Mitglieder der Gesellschaft sich zu ,,"5astenkiinst. lern« ausbildeten Eines Abends soll ten Pilotto und die Duse als Romeo und Julia austreten. Aber sie konnten kein Wort hervorbringen, weil ihnen die Zunge am Gaumen klebte. Was nützt alle Kunstbegeisterung, wenn der Magen knurrt! Jn der Noth wurden Romeo und Julia zu »Dieben«. Die Herrin des Hauses, indem sie wohn ten, hatte sie allein gelassen. Von Hunger gequält, begingen sie einen Raub. Romeo sund Julia fanden in der Küche der paiimna im Backtrog ein Stück Polenta, das sie redlich mit ein ander theilten. Neu gekräftigt ginan sie dann auf die Bühne, um das Volk von Piacenza init den leidenschaftlichen Zwiegesprächen der Liebenden von Verona zu rühren Ob l«leeonora Duse wohl teure noch an jene »gestohlene« Polenta denkt? Ot- OZ H Die Stelle in Ballen Forge, wo George Washington sein berühmtes Winterlager ausschlag, in dem General von Steuben die Armee schuf, mit der Washington dann iieaen konnt-, soll in einen Nationen-Bart umgewandelt werden. . « '