Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 13, 1900, Sonntags-Blatt, Image 14

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    : In gefährlicher Mission.
Erzählung von Henky bekman und Klaus Vieh-ich
(2. Forttenunsq
Also Fräulein Rofa besucht den
jungen errn Peterfen. Was hatte das
u bedeuten? Joh wußte, daß oer Junge
serr Peterfen ern Don Juan der ge
wöhnlichften Sorte war, and hielt «es
r durchaus nicht unwahrfcheinlth,
- s er diefer hübschen Kammerjungier
den hof machte. ·
»Jedenfallb ein Umstand, der wog
licherweife in anderer Hinsicht mit da
zu beitragen kann, Licht in das Duntel
u bringen« murmelte ich vor mich
« rn.
herr Peterfen lebte in einer möblir
tin Wohnung, denn feine eigenen Sa
gen waren ihm längst oon feinen
länbigern abgepfiindet und verstei
worden. Eduard, fein Kammer
«ener, öffnete mir die Thiir der Etage
und führte mich nach dem Wohnzims
rner eines Verm
« hol« dachte ich bei mir selber, als
ich den fiattliehen. gar nicht übel aus
ehenden Ednard erblickte. »dielleieh«:
- tte Fräulein Rofa ihren Besuch gar
nielj dem Deren, sondern diefem statt
lich-n Diener zugedacht. Weshalb
auch nicht?«
«.,Der gniidige here wird gteieh kom
men,« meldete mir der Diener. «E«e
M bereits gefriihftiickt, und wir wol
jeht ausgehen. Sein Wagen sollte
eigentlich schon ovrgefahren sein.f'
»Was, fo friih will er fchon aus
sehen?« fragte ich
»Ja, te Morgen machen wir uns
ehon frieh auf den Weg,« erwiderte der
f iener. »Wir wollen nach unserem
Haufe arn Kongens Nhtorb.'· «
» Dort la nämlich das Haus, wo
Herr Mattäias Peterer gewohnt hatte
und in dem sich auch die Geschäfts
räume der Bank befanden.
»Allo, Sie wollen heute friib nach
dem Haufe am Kongens Nymer
»Ja," erklärte der Diener würdeooll,
»wir wollen heute Morgen von unse
rem Haufe Besitz ergreifen. Jch soll
fein aushofmeisier werden und so viel
’ . boten engagiken, wie mir be
liebt. Wir wollen auf großem Fuße
sieben. Wir wollen as Geld schon ge
hörig springen lassen-"
- Daran zweifelte ich nicht im Gering
sten, besonders wenn der junge Peter
sen noch diesen geschickten Gehäler zur
Seite hatte.
«Da trat Herr Hans Peterer ans
fernem Schlafzimrner. Von Kopf bis
zu Fuß war er in tiefster Trauer, in
beinahe auffälliger Weise, und augen
cheinlich hatten die armen Schneide:
- ie«ganze Nacht durcharbeiten müssen,
um feine neue Gewandung fertig zu
en.
« »Morgen, lieber Freund,« begrüßte
er mich herzlich. »Freut mich sehr,
Sie zu sehen. Wollen Sie sich auch
mal umschatten, wie es mir geht?«
»Ja,« erwiderte ich, »ich bin eigent
lich etwas neugierig, zu erfahren, wie
Zähnen bei der ganzen Sache zu Muthe
l
«
,.Nur eben so so, alter Junge,«
meinte er, »nur so so. Gebrochenen
herzens, wissen Sie,·' dabei suchte er
mit seiner Hand nach der Stelle aus
sseiner Weste, die sich etwa über seinem
l rzen befinden mußte — ,.eine ganz
chreckliche Sache, nicht wahr-? War
- och ei entlich ein ganz netter Kerl,
smein ntel, wenn auch in letzter Zeit
etwas häßlich gegen mich, aber sonst
zwar er doch ein ganz netter braver
Mann, blos etwas verbohrt in seinen
A chten —- hatte keinen rechten Be
gri davon. was er seiner Familie
und besonders mir schuldete, aber da
von wollen wir jetzt nicht mehr reden.
ch bin eben unterwegs nach meinem
s use am Kongens Nytotv. Wollen
ie mich begleiten?«
«Gewiß,« erwiderte ich, »sehr gern.'
»Na, dann kommen Sie, alter Jun
ke. Soll rnir eine Freude sein, wenn
te mich begleiten. Wir wollen dort
ein Glas guten Cham agners trinken;
der alte Junge hat tö liche Matten in
feinem stelle-W
Das Coupee des Herrn Peter-sen
metete bereits vor der Fausthür und
wir waren bald in schne er Fahrt un
steter-easy
a,Beiliittsig," bemerkte ich unbefan
, während der Fahrt, »hatten Sie
eigentlich vorgestern Nacht Mhr Coupee
irgend Jemandem geliehenH
»Ich lieh es blos Marftrand,« er
widerte er. »Wesl)alb meinen Sie, at
tee un'e?«
» " « nichts, es kam mir nur eben der
« sedantez nichts von Bedeutung«
" We ich.
. Gleich daraus fuhren wir vor dem
H- - Ml des stattlichen Hauses vor, in
Oel-hear Matthias Peter-sen so viel
Jahre getebt hatte. Die Hausthüue
Heerde uns von einem ältlichen, schwarz
-· « deten Manu, nicht von einem
; geöffnet
· »He-floh, was soll das!« rief here
W Petetserr »Sie kenne ich ja gar
M Wer sind See denn? Wo steckt
Ue Masche-sites
.k- , Jus Smmmnf antwortete der
» »Ich btet hier aus Befehl des
« · — kam-s- haan mn etwaige
« « see empfangen«
ON Wh- nci M jUIss Pe
terfen, »was hat denn der hier zu
thun?« .
Mir war es recht wohl bekannt —
ebenfowohl wie meinem Begleiter ——,
daß Herr Notar Haner der Sachver
walter des Verstorbenen gewesen war.
»Das tann ich hnen nicht sagen,
Herr Peterfen,« an wartete der Mann,
berrnuthlich ein Schreiber, gelassen.
»Aber wenn Sie io freundlich sein
wollen, nach oben zu gehen, so werden
Sie dort den Herrn Notar persönlich
finden.«
Der Herr Notar erwartete uns in
der That bereits oben auf der Treppe.
Er war ein stattlicher, würdiger alter
Her mit einer kahlen Matte und einem
fettan weißer haare rings um die
e .
»Guten Morgen, Herr Peterfen,«
begrüßte er uns freundlich.
»Was hat das eiäentlich zu bedeu
ten, fett Notar?« otterte der junge
Peter en voll Zug
... .« —--——-—-—---——
licher Befugnis-.
»Mir ganz unbegrei lich. Was hat der
Mensch da unten in meinem heufe zu
suchen —- und weshalb wünschen Sie
mich Izu fpuchen?«
» ollen Sie nickt lieber in den Sa
lon gehen, herr Petersen?« fragte der
Notar und öffnete die nächste Thür·
Wir folgten ihm und herr Petersen
begann von Neuein:
»Wozu die vielen Umstände, Herr
Notar? Na, vermuthlich gehört das
zu den juristischen Formalitäten. Nun
auf ein paar Kronen mehr oder weni
r Kosten soll es mir nicht autommen,
Ie t wo ich reich»bin. Sie werden mich
s n freigebig genug finden und sich
nicht über mich zu beklagen brauchen,"
schlon er händereibend.
»Ich fürchte, Sie sind zu etwas
übereilten Schlußfolgerungen gelangt,
Herr Peterfen,« unterbrach ihn der
Notar mit einem gelassenen Lächeln·
»Ein sehr trauriges und fchreclliches
Ereigniß, die er plötzliche und uner
wartete Tod hres hochberehrtenHerrn
Onkels, nicht wahr, Herr Peterseni
Daß unser armer freund fo unerwar
tet in der Blüthe einer Jahre dahin
gerafft werden mußtel«
»Ja, ja, ganz schrecklich,« stimmte
Herr Hans Petersen ihm bei. »Ich
fühle mich auch ganz elend deswegen.
Das können Sie mir glauben, aber
nun habe ich heute Morgen so vielerlei
zu thun, daß, wenn es Ihnen recht ist,
« Herr Notar, wir fchleunigft diese Ge
schichte erledigen wollen und zusammen
durch das Haus gehen und sehen, was
alles darin ist, und wenn ich dann Be
sitz ergriffen habe, können wir ja auch
gleich nach unten in die Geschäftstäti
rne der Bank geben« .
»Zu meinem Bedauern muß ich Ih
nen mittheilen, lHerr Petersen, daß
hier nichts vorhanden ist, wovon Sie
Besitz ergreifen tönnten,'· erwiderte der
Notar gelassen
Herr Petersen taumelte zurück, als
hätte ihn eine Kugel getroffen, und
rief entsetzt:
»Was meinen Sic? Erschrecken Sie
einen doch nicht so unnöthia. Es ist
doch Geld genug vorhanden?«
»Genug, übergenug,« erwiderte der
Notar, »ein sehr roßes Vermögen,
mindestens zehn Mi ionen Kronen.«
»Nun, was ist denn los ?« feuchte der
junge Mann. »Was meinen Sie denn
eigentlich? Betonirne ich es denn
nicht? Bin ich denn nicht der Erbe?
Das ist doch mein natürliches Recht.«
»Nein, Sie sind nicht der Erbe,« un
terbrach ihn der Notar.
Hans Petersen sant aus einen Lehn
stuhl, zog sein schwarzgeriindertes,
weißseidenes Taschentnch heraus und
wischte sich den talten Schweiß von der
Stirn.
»O, dieser alte Schust!« rief er
dann wüthend. »Der alte Geizhalit
Da läßt er sich so pliihlich todt machen
und hinterlei t mir dann nicht sein
Vermögen. oher wissen Sie es denn
eigentlich?«
»Es hat gar keinen Zweck, daß Sie
sich so aufregen, Herr Petersen,« inein
te der Notar gela en. »Ich weiß es
daher, daß ich Sa verwaltet ihres se
ligen Ontels und einer seiner Testa
mentsvollstrecker bin«
»So, sind Sie da5,« meinte Peter
sen, vergebens bemüht, ruhiger zu er
scheinen, und seine Züge zu einem
wahrhaft erschreckenden Lächeln ver
zerrend. »Wenn ich also nicht der
Erde sein soll, wer zum Teuer ist es
denn?«
»Wä» es nicht das Beste, wenn ich
Jhnen das Testament oorläse?« meinte
der Notar. »Aus verschiedenen Grün
den wird es mir ePr angenehm sein,
nfztenn auch Herr i ton dabei zugegen
t .«
Petersen gib mürrisch seine u
sttnnnung. r Notar las das Te -
ment vor. welches nach einer langen
Reihe von Legaten an wohlthiitige An
stalten, an die Qienerschast, an die
Bantdeainten und an persönliche
Freunde, darunter auch eins von zwan
igtansend Kronen an den Notar, siir
Stern i Peter-sen unter ausdrück
liche-n inwers darauf, da di er
Nesse des Testatprz völlig un ähig ei,
ein größeres Petrus en zu verwalten,
dahin bestimmte, ei otle eine Summe
W
von ausreichendem Betrage, um bei
pupillarikcher Sicherheit zwölftausend
Kronen ·abrlich Zinsen zu bringen, iiir
den Neffen angele t und die Zinsen
ihm von den Te amentsvollftreckern
monatlich ausbezahlt werden, jedoch
unter der Bedingung, daß ihm nicht
estattet sein sollte, irgendwelchen Vor
chuß an diese monatlichen Zahlun n
zu erheben oder dieselben oder das a
pital ir endwie zu verpfänden oder
daraufhin sich Geld zu leiden. han
delte er diesen Bestimmungen entge en,
so sollte dadurch dies anze Legat in
fällig sein und das zapttal an den
Haupterben zurückfallen. Dasselbe soll
eintreten, wenn der Reffe des Testa
tors unvermählt stürbe. Heiraibete er
jedoch, fv sollte die etwa überlebende
Wittwe die gleiche Nutznießung aus Le
benszeit haben, den etwaigen ehelichen
Kindern jedoch bei ihrer Mündigeit
und nach dem Tode der Eltern das
ganze Capital zur freien Verfügung
anheimfallen. Während der Vorle
sung dieser sehr ausführlichen und
sehr genau verlausulirien Bestimmun
gen wurde das Gesicht des jungen
Mannes immer länger, bis er schließ
lich entrüstet ausrief:
»Was all diese dummen Redensar
ten bedeuten sollen, weiß ich nicht recht. .
Blos so viel habe ich begriffen, daß ich »
nicht einmal einen lumpigen Vorschuß J
von ein paar Tausend haben soll, und :
daß ich diefes Jahrgeld nicht verlaufen !
darf.« !
.Allerdin s, so lautet die Bestim
mung des estaments,« meinte der
Notar verbindlich.
»Und wem hat er nun ei entlich sein
ganzes Vermögen hinterla en?« rief
der junge Mann witthend.
»Das werden Sie gleich hören,·
antwortete der Notar und fuhr mit der
Vorlesung fort: -
»Und mein ganzes übriges Vermö
gen beweglichen und unbewegliche-n
esitz, vermache ich der Frau, die ich
seine zu meiner Gemahlin gemacht
hätte, wenn mir nicht bekannt gewesen
wäre, daß sie einen anderen liebte,
Frau Olga Mellard« —- hierbei hielt
der Notar inne. als ob er etwas über
schliige und wars mir dabei einen be
deutsamen Blick zu —- ,.unter der Be
dingung, daß, falls sie tiinstig noch
mal-Z heirathet, sie nicht in Güterge
meinschast mit ihrem Gatten leben soll.
Jch wünsche. das-, das Vermögen, wel
ches ich mit ihr zu theilen nur zu glück
lich gewesen sein würde, ihr wenigstens
bei meinem Tode zu Theil wird. Zu
Testamentzoollstrectern ernenne ich
meinen Freund und Sachwalter, Herrn
Notar Hansen, sowie Herrn Georg
Wilton« —- hier hielt der Notar wie
derum inne und warf mir einen be
deutsamen Blick zu.
»Guter ,Himmel!« rief der junge
Petersen, »Frau nga Mellard!«
»Ja, Frau Mellard,« antwortete der
Notar und steckte das Testament wieder
in die Tasche.
Zuerst ließ der junge Mann seiner
Muth und Enttäuschung in heftigen
Ausbriichen die Zugel schießen, bald
beruhigte er sich jedoch so weit, daß er
wenigstens halbwegs im Stande war,
aus vernünftige Vorstellungen zu hö
ren. Ganz besonders klagte und
stöhnte er darüber, daß der köstliche
Weinteller und die unvergleichlichen
Eigarren seines Onkel-F- einer Dame
zu Theil werten sollten. die sie doch
gar nicht zu würdigen verstande, bis- H
wir ihm schließlich die trostliche Ver- ;
sicherung gegeben hatten, daß voraus- (
sichtlich Frau Mellard ihm einen erheb- z
lichen Theil oder auch den bedeutend- l
sten Theil des Weinlellerg und der
Cigarren, soweit sie derselben nicht l
etwa für Geseaschafteu bedarf-, ins-k- l
lassen würde. Zum Schluß erklärte
ihm der Notar, daß er selber ein wohl- ;
habender Mann wäre. und deshalb
ihm, dem Neffen seines seligen Freun
des, den Vorschlag machte, er wolle das
Legat von zwanzigtausend Kronen zu
seinem besten verwenden. Herr Petersen
sollte darüber nachdenten und ihm
dann seine Vorschläae unterbreiten, ob
und wie silr diese wanzigtausendftros
nen eine thäti e etheitiaung an ei
nem sicheren eschöft oder irgend ei
nein guten Unternehmen efunden
werden könnte, welches herrn etersen »
wirkl· Arbeit und auten Verdienst .
böte. ber nur in diesem Falle, dass ’
Lein Neffe seines seligen Freundes da
ur ein niihliches Mitglied der
men chlichen Gesellschaft würde, wolle «
er, der Notar, i m sein Leaat Liberlass
grei. fett Pete en. der sich uber den i
gri s nähliche Thätialeit nicht recht l
irn Klaren zu sein schien, dankte ge- i
rührt und brach dann aus. zumal der
Notar ihm mittheilte, daß er mit mir
noch nerschiedenes zu besprechen hätte.
Sobald wir allein waren, theilte .
mir der Notar mit, daß sein oerstorbei !
ner Freund schon als unser Bantier .
den wirklichen Namen der Dame eben- l
so wie den meinen gekannt und auch ?
ordnungsgemiißin das Testament ein- -
getragen, edoch ihm, dein Notar, stren- .
g Anweisung gegeben hätte, dafür
orge zu tra n, daß unser Jnkognito
nach außen in annahrt und unser H
wirllieher Name nicht dem allgemeinen
Publikum bekannt würde. Deshalb
wäre ich auch zum zweiten Testamentss
vollsireeler bestimmt worden« nnd er,
der Notar, eilte. ich wiirde zur leich
teren Du tihrnna der ganzen Ange
le nheit kein Bedenken teaaen, diese
he au mich zu nehmen. Er selber
träte bit sum Abend mit dringen
den Arbeiten Meist und könnte ersi
dann rau Mellatd besuchen — det
halb te er mich. falls ich bereit wäre, «
als Testammtiaossimler aus n tren,
meinerseits an Mellard i Lieben
Nachricht in ringen. « ;
Indern ich mich biet-est einveritani «
W
den ertliirte verließen auch wir das 2
jethrau Manard aehöriae dani. H
Vierirs Kapitel.
Das Leben brinat einein wirklich I
immer wieder netie unerwartete Uebers -
raschungen, die selbst den Ersahrendi
sten verbliissen können. «
Herr Matthias Petersen satte sein
enormes Vermögen Frau Olga Mel
lard vermocht, und ich hegte den Arg
wohn, dasz die Veranlassung u dem
ent eplichen Ende des Herrn etersen
vie· eicht bei Frau Mellard zu suchen
ware.
Unwilltiirlich iani mir der Gedantr,
ob wohl Herr Petersen Frau Mellard
etwas von seiner Absicht anvertraut
hätte. sie zu seiner Erbin einzuseyen,
ob sie wohl eine Abnuna daoon gehabt I
hätte, wie innig und selbstloö er sie z
j liebte. Hatte er ilIr vielleicht Anlaß «
; u der Verwuthuna gegeben, daß fein !
» - od ihr von großem Vortheil sein s
würde? i
Aber einen solchen niedrigen Geban- ·
ten wies ich sofort wieder von mir. !
« Dazu hatte ich Frau Mellard in der
Zeit unseres Zusammenwirtens denn
doch genüaend lennen aelerni, um zu
wissen, dasz sie unsiiliia war aus schno
der Gewinnsucht ein Unrecht zu bege
hen. an der-Leidenschaft in heftiger
Erregung war sie meines Erachtens
vielleicht, wenn auch taum. dessen sä
hig, aber solche niedriaen Conioinatio
äen standen ihr gegenüber ganz außer
rage.
Aus alle Fälle würde es jedoch das
beste sein, wenn ich den mir gewordenen
Austrag aussiibrte und mich jetzt rn
ver täglich zu Frau Mellard begabe.
ie wohnte etwas weiter hinaus in
der Vorstadt in einein hübschen häus
chen rnil geräumigem Garten« und
freier Aussicht iiber den Sund. Nach
kurzer Fahrt langte ich dort an und
wurde, als ich niich melden ließ, sofort
in den Salon geführt, während mir
das Mädchen mittheilte, die gnädige
Frau wäre sehr unwohl nnd leidend,
wünschte aber dringend, mich zu sure
chen. und machte jetzt Toilette —- ich
rniichte so freundlich sein. einige Minu
ten-zu warten»
Nach raurn einer Viertelstunde War- »
tens trat Frau Mellard in den Solan.
Sie sah leichenblaß aus und ihre gro
ßen graut-lauen Augen blickten ganz
fieberhaft, während ihre ganze Erschei
nung in ihrem weiten. faltenreichen,
mit einer wahren Wolle von Spitzen
gkfchmiiclten Morgenlleide einen so be
ganbernden Eindruck machte. daß ich
mich verwundert fragte. ob sie kenn
dieselbe Frau wäre, mit der ich fo oft
in ruhiger Gelassenheit die wichtigsten
Dinge und Pläne besprochen und erwo
nen hatte-. Ihr langes blondes hanc
fiel ihr wellig über die Schultern herab
und ließ die zarte Blösse ihres Gesichte
nnch auffälliger hervortreten. Herzlich
drückte sie mir die Hand und rief:
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar,
daß Sie sieh zu rnir bemühten. Ich
fühle mich ernstlich leidend, hatte aber
trotzdem das lehnlichste Verlangen. Sie
zu sprechen. Bitte, nehmen Sie Platz.««
Sie setzte sich auf das Sopha und ist«
ließ mich auf einein kleinen Lehnstuhl
ihr peneniiber nieder.
,,Latien Sie mich- wenianeng fu«-I ei- ;
nie-e Minuten unsere amtlichen Pilick«- ;
ten und dienstlichen Beziehungen euz
einander bemessen Gewiß weiss ichs
ebensowoil rrie Sie, in wie hohem«
Maße dies entsetzlicke Ereigniß siir nn- «
sere Mission in Betracht laman aber
vo: allen Dingen möchte ich Ihnen an
vertrauen. in wiesern es mich seiner
trifft, möchte Ihnen rückhaltsloxs mein
Herz öffnen, um Ihre Hilfe zu gewin
nen, um durch Ihre wunderbare Bean
bi:ng, ihre unveraleiehliche Klugheit
und Erfahrung Hilfe unis Rettung aus
dieser Verstrickung zu findet-. Um mei
ner selbsi willen müssen Sie den Ur
heber dieses entsetzlichen Verbrechens
entdecken, und um darin Erfolg haben
zu können. müssen Sie die ganze
Wahrheit wissen«
Sie sprach mit leidenschaftlich-r Hef
iigteii, und ich antwortete ihr mit ern
stem Nachdruck: «
»Gewiß, verehrte Freundin. ent
decken muß ich den Urheber dieses Ver
brechms aus jeden Fall. Das ist
meine Pflicht, und ich wäre ruinirt,
wenn es mir mißlängr. Aber Jhr
Wunsch wir-b mich noch umsomehr an
spornm cnb jeder Wink oder Finger
zerg. den Sie mir geben lönnen, wird
mi: von höchstem Werthe sein«
Anscheinenh ohne meine Worte auch
nur im geringsten zu beachten, suhr
Feau Mellard satt
«Vor allen Dingen muß ich Jhnen
die hanptsache anvertrauen, die Sie
allerding- schlieszlich auch ohene mein
Geständniß srüher oder später doch in
Erfahrung brinaen würden —- der
arme here Petersen hat durch meine
Veranlassung sein set-redliches Ende ge
binden-«
Entsehi sprang ich aus. Die Ueber
raschung war zu arosz so daß ich einige
Sekunben nur in sprach-losem Stau
nen sie anzusiarren vermochte, bis sie
ertrag gelassener soeisuhr:
»Das scheint Sie sehr zu überra
sehernaber an sich ist her Sachverhalt
einsach genug. Wenn ich jehi daraus
zurückblicke, muß ich sagen, der Anlaß
war jämmerlich und lleinlieh —- nicht
im hinblick aus ihn, denn er war steisi
von wahrer Herzencgiiie und einem bei »
wundern-werthen Ebelrnueh —- iä (
merlieh und tleinlieh war der Aal-Te
; im Dinblic ag! die übrigen Personen
unb«Dinge, e damit verwickelt wa
IM.
Sie wanhieesich von mir ab, barg
ihr M in ihrem Gleise-mich nnd
brach in heftiges Schluck-gen ans.
M einiger Zeit beruhigte sie geh
keifigchspJeden trocknete die Augen und
»Ich muß mich besser beherrschen ler
nen —- sagen muß ich Ihnen doch al
les —- und te eher ieh ei überstanden
habe, desto be er. Ich wei taum, wie
ich beginnen oll —- aber hnen ist es
ja doch wohl kein Geheimn , wie Irr
Marftrand und ich schon längere « it
zu einander standen. R hatte ia be
reits Ihre Ansicht und einung darf-i
ber eingeholt, , wie ich die Entlassung
aus meiner jetzigen Stellung finden
könnte, und ob es thuniich ware, meine
jehige Thätigleit soxtzuse en, solle
Marftrand und ich unsere irath et- z
misglichtem Schon seit dem Herbst ;
waren wir miteinander heimlich ver- ;
lobt, und nie kam mir auch nur der;
geringste Zweifel an seiner Treue. Daß L
wir jetzt noch nicht heirathen tonnten,l
treil unser beider Einlommen nichti
dazu ausreichte. war mir ja vollkom
men tlar. Erst vor etwa zehn Tagen
rechte ich in Erfahrung, daß Jrene mit
ihm eine heimlich-e Jntrigue angeknüpft
histta Jch iiberzeugte mich, daß er sie
beständig aufsuchte. und Sie wissen ia.
wir Jrene ist. Eigentlich meint sie es
nkeht schlimm, aber iie hat nun einmal
dak Bedürfniß, daß jeder Mannihr zu
Fäßen liegt. Nun, oorgestern wahrend
der Gesellschaft entdeckte ich mitzurei
felloser Gewigheih daß eine gemein
same Flucht renes mit Marstrand
unmittelbar bevorstand. Denken Sie
doch nur! Mit dem Frühzuge wollte
Jrene mit Marstrand Kopenhagen
verlassen und iiber Rostoek nachDeutschi
land slchtem Ueber genügende Geld
mittel verfügte fie ja, aber wie es ge
lungen ist, solche Leidenschaft in ihr zu
erwecken, daß sie sich zu einem solchen
Schritt entschlie en konnte, ist mrr noch
immer unbegrei lich. Ihr Bruder hätte
seine Zustimmun zu ihrer Heirath mit
Marstrand jeden alls verweigert. und
deshalb wollten sie diese aus eine so ge
wissenlose Weise von ihm erzwingen,
oder vielleicht auch im Auslande die
Heirath ermöglichen, um ihm dann mit
einer vollendeten Thatsaelre entgegean
treten. Jedenfalls war ich über ihre
Verrätherei und seine Treulosigteit
auf's höchste entrüstet. Er wußte, wie
irxnig ich ihn damals liebte. Jetzt ist
natürlich alles Empfinden für ihn völ
lig erstorben. Und sie wußte, daß ich
mit ihm verlodt war. Ich hatte jedoch
diese Entdeckung nicht allein gemacht.
Herr Matthias Peterienfwußte auch
darum. Er war mir schon seit einiger
Zeit ein wahrhafter, echt väterlicher
Freund. Schon mehrmals hatte er mir
in schwieriger Lage feinen Rath er
theilt, und als ich ietzt mit ihm sprach,
bat er mich, ich solle mich nicht weiter
um die Sache kümmern, sondern alles
ihm überlassen So erbittert ich auch
war, so versprach ich ihm doch. Jrene
nicht merken zu lassen, was ich wußte,
und dagegen unternahm er es. die
ganze Sache zu verhindern. Jch hielt
mein Versprechen. Jch ließ gegen
Jrene auch nicht ein einziges Wort fal
len, sondern sagte ihr nur lalt Gute
Nacht. Zu der Zeit wußte ich noch
n?cht, wie Herr Petersen die Entfüh
rmg hindern wollte, aber jetzt weicl ich,
aus- welchem Grunde er noch um die
5Jl-itternachtsstunde bei ihr in ihrem
Brudoir weilte. Und jetzt ist Ihnen
ttar«, rief sie in heftiger Seelenaual
,.trie es kam, daß er um meinetwillen
in seinen Tod ging. Um meinetwillen
ging er zu ihr und ward dort ermor
det, und wenn alles bekannt wird, wie
es sieh wirtlich verhält, wird man sa
gen, daß ich an seinem Tode mit
Schuld trage, ich —- ich, die ich keinem
lebenden Wesen etwas zu leide thun
lönnte.« . I
Sie sprang auf und eilte rastlos im
Zimmer aus und ab. die Hände hinter
ihrem Haupt verschräntt und mit nie
dergeschlagenen Augen starr vor sich
hinblickend. Plötzlich blieb sie stehen
und rief :
»Jent wissen Sie, weshalb mir so
viel. so unendlich viel an der baldige-I
Entdeckung des Mörders liegt. Noch
mals flehe ich Sie an, um meinetwillen
flläs aufzubieten, was in Jhrer Kraft
te t.«
i
f
i
i
i
I Ja nsen davon gesprochen?«
Dartus erwiderte ich nach längere-n i
Nischdeniem
»Fräulein Johansen machte sich Ih- ·
nen gegenüber eines roßen Unrechies
schuldig, und doch schienen Sie gestern
so freundlich zu ihr zu seini«
«O«, rief Frau Mellard, »Die
linnie ich anders gegen sie sein? Bor
gestern Abend empfand ich noch einen
iöitlichen baß gegen sie, und der Him
mel weiß, wessen ich gegen sie sähig ge
wesen wäre. Aber als ich sah, wie ent
setzlich sie das Geschick heimgesucht
hatte, und in einer wie schrecklichen
Lage sie sich befand, konnte ich nicht !
anders. als sie deniitleiden. All meine J
Erbitterung, all mein Daß wich von;
mir, und ich dachte nur noch daran,!
was iiir ein arme-, ihörichies tleiness
Geschöpf sie doch ist,«und bemitleidete
sie und verzieh ihr von ganzem Eier-.
sen.
Unwilliiirlich mußte ich zu inir sel
ber sa en: »Wenn sie jetzt nur eine
Rolle pielt, dann ist sie noch eine weit
bedeutenden Schauspielerin, als ich es
ihr zugeiraut hätte.« Vielleicht war sie »
die Schuldigr. Dann·iriußie die ihr
drohende Gefahr alle ihre Fähigkeiten
en höchster Ensaltung wachrusen. An
ererseiti schien alles so wahr zu sein,
so ganz vom Herzen zu kommen, daß es
mich fast« überzeugte. Der behende
Blick ihrer schönen Augen hatte mich
gesan en enonrmen und ich vermochte
mich emstzlhen nicht zu entziehen.
ben Sie denn schon zu Fräulein
sragte ich
endlich. «Weisz sie, das; Sie etwas da
von ahnen. welchen Verraih sie gegen
Sie iin Schilde sührtei«
W
»Ich habe ihr« gegenüber noch nichts
dar-on erwähnt.
i Aber sie weiß doch, aus welch-irr
I Anlaß derr Matthias Peterfen He noch
zu so später Stunde auffuchtef
»Das ist noch das Schlimmste da
bei", rief sie irr heftiger Erre uns. »Sie
weiß gar nichts davon, sie sche nen in
ihrer Unterredung gar nicht bis zu
dem Puntte gekommen u sein. Sie
selber redete dayrn, was zerr- Peterierr
zu ihr gesagt hatte, und ließ sich durch
aus nicht zum Schweigen brtn «en..
Srnst würde ich es gar nicht wi ku.
Nur einige inhaltleere Redensarten
wurden zwischen ihnen gewechselt, und
dann geschah das Schreckliche.«
»Aber welchen Grund vermuthet sie—
denn siir diesen nächtlichen Besllch?«
»Sie scheint sich zu denken, daß Herr
Petersen sie heimlich verehrte und feine
Leidenschait nicht länger zu zügeln ver
mrchte. Sie ist eben über alle Begriffe
eitel. Sie wagt es jetzt sogar, ihm,
dem Todten, wegen seiner thöriehten
Liebesleidenschaft noch Vorwürfe zu
machen.«
«Will sie das etwa nachher auch e
grniiher dem Untersuchungsrichter f
gen??« fragte ich verwundert.
,.Das weiß ich nicht. Es war mir
nur ganz unmöglich, sie zur Vernunft
zu bringen -—— sie ist so maßlos eitel
und ein ebiidet. Sie wollte mir durch
auZ nt glauben. Aber Sie tauberr
es mir doch. daß ich Jhnen riick altölos
die volle Wahrheit und nichts als die
Wahrheit sagte?'
»Ich alaude es nicht nur, sondern ich
weiß ei sogar. Das meiste war mir
bereits vorher betannt«, erwiderte ich
gelassen.
»Sie wußten es bereit-i« rief sie —
ol; freudig überrascht oder ob peinlich
erschreckt. darüber vermochte ich mir
nicht ins Aare zu kommen.
«; a«, meinte ich gelassen, »wenig
stens hatte ich genügende Beweise da
für gesunden, mich zu überzeugen, daß
dies dek thaisächtiche Sache-than
war.«
-
«Bciveise’i«
,,Ja«, meinte ich lächelnd, »die sand
ich binnen tiirzester Zeit. Jch sand die
Beweise der beabsichtigten Entsiihrung,
sowie dafür, daß Herr Marstrand in
einem Waan vor der Gartenpsorte auf
Fräulein ohansen wartete."
»Bewei e?« rief sie.
»Ja«, antwortete ich, »Beroeise«,
trrtzdem ich ja recht gut wußte, das;
meine Beobachtungen auf den Werth
wirklicher Beweise keinen Anspruch hat
ten, und suhr dann fort: »Aus diesem
Grunde tam ich auch heute hauptsäch
lich zu Ihnen, weit ich Ihnen verschie
dene Fragen zu steilen wünschte. Aller
dings hatte ich auch noch einen weiteren
Grund meines Kommens, aber das hat
Zeit bis nachher-«
Mit ausgebreiteten Armen, thtiinens
strimenden Augen nnd in höchster Er
rekung eilte sie aus mich zu und ries:
Hagen Sie mir die Wahrheit. Sie,
ja sogar Sie Uargwshnen mich. Ja
sogar Sie glauben. ich hätte meine
Hand bei diesem schrecklichen Ereigniß
mit im Spiel gehabt-«
Jch lachte etwas gezwungen. Hatte
sie wirklich ihre Hand mit im Spiel ge
habt. so war dieser direkte Angrifs ge
gen mich ein ungemein geschickter
Schachzuen War sie hingeaen unschul
dig, so war dieser Ausdruch ihrer Ent
riistuna nur natürlich.
»Was siir ein Einiall«. ries ich
leichthin. »Wie konnte Ihnen solch
ein thörtchter Gedanke iommeni Wir
beide müßten einander doch endlich ne
niiaend kennen, als daß Sie mir einen
solchen Mangel an Urtheil zutrauen
tönnien.«
»Spielen Sie jetzt nicht mit mir«,
rief sie zornig. »Sagen.Sie mir die
Wahrheit.« s
(Fortse2ung solat.)
Es würde den heiinlichen Neid eines
Lefsing erweckt haben, hätte ek die ge
radezu sprachschapfetische Stuaie nach
erlebt« die neulich Karl Schulze, etn elf
jöl7tiges, überaus hoffnungslos-lief- Ta
lent, nach der N. »Bl. Z. über das Hahn
geliefert hat. Karl Schulze führt a:-.s·:
»Das Hahn gehört zur Zool ie. Mit
vier Zehen reicht es bis an ie Expe.
Zwischen die Zehe bat sie seine
Ochwimmhaut Auf den Kopf itet ein
toter Fleischertainm Unter ven Kopf
teht auch noch was. Das ist ein flei
chiger Lappen. Das hab-n ist ein
lahnförini es hauötdier. Aber sen-.
Schwanz st dachfökmia. Das Hi- n
fein Schwanz ist hinten. Dorne hat ie
eine weiße Nickhaut. Damit fchliift ie.
Es trägt ein fetschidenesssedeetkeid von
Farbe. — Der Hahn ist männlich und
oln mant die Hühner. Er aehöet auch
ur Zoologir. Das huhn und ver Mn
« tan jede Seite ein tleinesAuqr. s
ist um besehen. Der Hahn nähn Ins
Fu n kann nicht tränen. Darum tiacit
ie. Das Hohn legt zwei Eier, der
Hahn legt keine Eier. Darum lteht er
auf dein Kirchthurm Sie leat uns
Eier,Fevet und zulent einen setzt naht
bafftigen Braten. Don hört es auf zu
Eier leaen. Sie vermehrt sich auch
durch die Eier. Labendiae Junge
lan sie nicht trian. Das Ei will un
nhn werden. Aber nicht immer. Es
it let nü lich. Das Ei heftet ans Dot
ter und iweiln Dan ist es ein Wink-ei
En prdentlches Ei ili ein Wink-ei mit
was Rum. Es gibt auch serichidene
Cier. Die welchen lind treich und die
welchen sind hart. Die Diteteiek wer
den vom Hafen gelogen. Das iit eine
. Sag-. Das ithn feist Brot-, Meiz
» unt- rinnt die "nde ab. Beim laufen
; tragt est-en Kopf hinter teinencNaden.
Die kleinen Federn weter in betten
nnäiemachtzWik haben einen Hahn ge
ba t,tet frei te 20 Mattiitvees ant em
inaL Nun i ee todt.«