WM ,1 Ja gefährlicher Missou. Erzählung von Henry Berman nnd Klaus Dies-ich. ,.ILA, SI- Q.L-.L«LL.JQ,I4QL.QID L.1L. . Fortsetzung.) T tief ich überrascht. »Der Zenit-hat sie aufgefressen?« « s, behauptet wenigstens Rosa, ,,eciulein Johansens Fiarnnierjungfen Ich habe schon das-. Haus-«- durchsucht nnd kein einziges finden können, an e: -den drei, die noch im Kästchen lagen.« F »Das ist jammersctmde.« « »Merdings,« stimmte der Haupt miun mir tei. ,,Seltsam genug. Ter arme Herr Petersen nimmt ein einziges Pralinee, und ihm wird der Kopf zer schmettert, und die lleine Beftie soll an eblich ein Dutzend oder mehr davon » aufgefressen haben, ohne irgend wel EFZ ehen Schaden zu nehmen« " Rosa hatte also dem Hauptmann erklärt, daß nur noch drei Pralinees verhanden wären. Rosa war ein hüb , schcs blondes Mädchen,,etwas blaß mit träumerisch blickenden Augen, die weit mehr wie eine Dame aussah, als man sonst bei einem Mädchen ihrer Klasse es gewohnt ist« Sie stand schon seit Jah ren in Fräulein Johansens Diensten und war ihrer Herrin aufrichtig zuge than. Ich war entschieden der Ansicht. daß es sich verlohnen würde, die nähere Bekanntschaft dieses jungen Mädchens u machen. Dann öffnete ich die Bal · onthiir und trat hinaus. Die ganze .« Vriistung war dicht mit Blumen ooll « gestellt, aber nirgends zeigte sich auch nur eine Spur, das-, etwa jemand sich Tiber die Ballondriistung geschwungen und so seinen Weg aus die achtzehn Fuß tiefer liegende Gartenterrafse ge nommen hätte. Die Blüthen standen so dicht, daß niemand iiber den Balton gekommen sein konnte, ohne eine siebt bare Spur zu hinterlassen. Jch kehrte also in’s Zimmer zurück und gina auf den Korridor hinaus- Die überall an gebrachten Portieren machten denselben iernlich dunkel, und nur an dem einen de zeigte sich ein matter Lichtschim mer durch ein Fenster von buntem Sie-se. Geräuschlos ging ich über den diesen Teppich, und um die Ecke bie nd, kam ich unerwartet auf ein Paar in eifriger Unterredung. Es war Fräu .«tkin Rosa und der Herr Polizeihaupt wenn —- also wieder begegneten fch «- unsere Gedanken. sgj »Sie relognoszirem Herr Wilton?« »Allerdings, Herr Hauptmann.« Darauf ging ich weiter und warf, ebne daß der Beamte etwas davon merkte, Rosa einen Blick der Warnung , den das junge Mädchen augen ckjeinlich verstand. iij i t— l» ; ins große Treppenhaus, aus dessen an «".’ derer Seite die Zimmer des Hausherrn legen, welche von denen seiner Schwe auf diesem Korridor aus dem Bau doir des Fräulein Johansen lam, . mußte nothwendig die Haupttreppe he runter und konnte keinesfalls unbe merkt aus dem Hause gelangen. Hätte sz ße also wirklich, wie ich vermuthete, sich mit einem ihrer Verehrer verabredet. « so konnte er unmöglich diesen Weg be ster völlig getrennt waren. Wer als-» Der Korridor führte unmittelbar« ( i l ernht haben, sondern es mußte noch; einen anderen geben. Wieder kehrte ich - s« auf demselben Wege nach dem Bondoir zurück, klopfte dort an die Schlaszi1n Laß . merthiir und fand unverzüglichen Ein Fräulein Johansen befand sich je doch noch immer in so hochgradiirer Eingang, daß ich sofort davon als-— seand, sie mit irqendwelchen drinqlichen — Fragen zu quälen, und mich auf die ’ -· Bemerkung beschränkte: »Es dürfte vor-. s- Nutzen sein, wenn mir die Liste der Gäste des gestrigen Abends aeueben s Kürde.« Fräulein Johansen erwiderte ,-«..;"niatt, daß ihr armer Kon sie zu seer schmerze, aber ibre Zieoe Freundin, Frau Mellard, wiirrc sich gewiß erin nern. Meine verehrte Gebilfm nannte mir auch die Namen aller Anwesenden jkiEsz waren jedoch ausnahmslos Perso IML die iiber jeden Verdacht erhaben waren. Nur der Umsiond fie! mir auf, daß auch der jun-ge Herr Petersen. trotz »der schlechten Beziehungen zu seinem - Onkel, einer der Gäste aewesen war, « während mich die Anwesenheit des ""·"«Hc«rrn Marfirand, gleichzeitigen Ver einer beider Damen, wag weiter nicht säberraschte - Dann ging ich scheinbar unabsicht zkäch durch die entgegengesetzte Thiir aus jun Schlaszimmer. Diese führte auf " Korridor, welcher mit dem des doirs in gar keiner Verbindung imp, aber pleichfalls in das Treppen - W ausmündeir. Als ich mich ge " - umfah, bemerkte ich etwa sechs Mc von der Schlafzimmerthiir « eine durch Vorhänge von " m Sammet völlig verdeckte «.» Neugierig zog ich hie Portiete und Uns-Liebs eine nach unten - Mitwirkupr « dieselbe hinunter und fand e Tapetenthüy die in den saal fiithh Ich bkickie . sahe-ihr genau gewisse-, - . III-, gieichxctlli Z ver-neidete Der WI( ’ Schritte weit entfernt, zeigte sich eine« kleine Pforte in der Gartenmauer. Ein Druck auf die Klintk öffnete auch diese j und ich stand draußen in einer stilleuj Querstraße. l »Sieh da," sagte ich zu mir selber, ,wenn Fräulein Johansen heimlich ernen Verehrer zu empfangen wünscht, I so istldies ja ein sehr bequemer Weg.«:j » Während ich noch so nachdachte. I fuhlte ich eine Hand auf meiner Schut ter. Erstaunt wandte ich mich um und sah einen Polizisten vor mir, welcher s mich höflich anredete: s »Bitte, mein Herr, wollen Sie so freundlich sein, den Weg zurückzugeben, den Sie kamen. Wenn Sie dies Haus verlassen wollen, muß es durch den Hauptausgang geschehen." Das Haus war also scharf bewacht, und der Herr Hauptmann kannte diese tliine Pforte ebenforoohl als il selber. ( Mit einem Kopfnicken wandte ich mich nach dem Garten zurück und setzte mich dort in einer stillen Ecke hinter einem Rhododendronbusch aus eine Bont, um ungestört nachzudenken Daß die Mordwaffe von Nihilisien her-rührte, stand mir außer aller Frage. Ebenso, daß sie teinenfalls für herrn Petersen bestimmt«gewesen war. Die Fabrikation solcher Höllenmaschinen ist so schwierig und mit solchen Gefah ren für den Bersertiger rertnüpst, daß sie nur für höher stehende Persönlich keiten bestimmt sein konnten. Es war ja dentbar, daß sich« unter dem Perso nal der Schololadenfabril ein Nibilist befand, und daß von dort aus durt « Verschen eine solche Explosivtapsel un absichtlich unter die zum Verkauf be stimmten Pralinees gerathen war, aber iraend welche Wahrscheinlichteit hatte diese Vermuthung nicht für sich. Nein, das Pralinee. welches die Er Plosivtadsel enthielt, mußte mit Absicht unter die übrigen Pralinees gebracht ern. Aber von wem —- weshale Die Persönlichkeiten der übriqen Gäste waren derart, daß sie über jeden Verdacht erhaben warenob und außer dem standen sie auch in gar keinen per sönlichen Beziehungen zu dem Ermor teten. Nur siinf Personen kamen in Be tracht, und auch bei diesen war es, so weit ich sie kannte undentbar. herr Johansen. seine Schwester-, der jüngere Herr Petersen, Herr Marstrand, Frau Mellard. Gesetzt den Fall, Herr Jobansenl hätte eine Jntrigue seines Kompag nrns mit seiner Schwester entdeckt, so » war es doch kaum denkbar, daß er deg . wegen zu einer so grauenhaften Art des Mordes seine Zuflucht nahm. Oder Fräulein Johansen wäre des Herrn Petersen als Verehrer überdrüs sig geworden —- nun da gab es doch teusenderlei Mittel und Wege. sich sei nen Aufmerksamkeiten unauffällig zul entziehen Der Innae Herr Peterpen hatte aller dings durch ten Tod seines Lnlelg arn meisten zu gewinnen, aber einer solchen Scheußlichleit war er doch nicht fähig. Herr Marstrand Wein heiterer Lebe wenn —- Eifersucht auf Herrn Peter ien wegen Fräulein Johansens Ther heit —- undenthar. Und Frau MellardZ Welches Jn teresse sollte sie daran haben? Oder gesetzt, sie hätte aus Eifersucht die Kap sel für Fräulein Jcbansen oder sin Herrn Marstrqnd bestimmt, und Herr Peiersen wäre ihr nur durch ein un glixckliches Bersehen zum ster gesal- : len? Auch nicht denkbar —- denn einer solchen diabolischen That war Frau Mellard selbst aus hochgradigsterEiser sucht nicht fähig, und dann war see auch zu klug und weltgewandt, um eg aus den blinden Zufall cmlommen zu lassen, wer dies Pralinee dem Kästchen entnahm. Oder SelbstmordZ Ebenso undenk bar wie alles übrige. Selbst gesetzt den Fall, Herrn Petersens sonst ruhiqu leidensckpstsloses Wesen wäre nur eine ärsßere Maske gewesen, und es höile ihn plötzlich eine Vulkanische Leiden schaft, eine verzehrende Liebe zu der jungen Schwester seines Konrpagnonäs erfaßt, und er hätte, ohne Hoffnung, daß seine Liebe Erwiderung fände seinem Leben ein Ende machen wollen ? Tsann doch nimmermehr in dieser Weise. Das war wirklich undenlbar. Und bei ihm wie bei allen übrigen blieb die unlösbarelåtaem wie sie in den Besitz einer so n Explosivlapsel birtten gelangen können. Der Ursprung und die herstammung derselben wresen zweifellos auf das Hauptqnartier-»der R-ik,ilisten hit. « Ungeduldiq erhob ich mich und ging nach der vorderen Hausthür, wo ich den Fugu Hauptmann meiner wärt-end an . , »Nun. herr Willens empfintg «er Ein-ich. »Sie gingen also über die lerneJ Wendeliteppe durch den Ballsaal?« - »Is- rr hauptnrcnn,« erwiderte Ecke-« Türkei lo fich, denweg , auch est-tut zu erer « »Unser-wer . . need-w- zu selten-en und wiedäegeecnx ohne die Musen-Ist in belästigen nicht wobei« Gewiss stimmte ich ihm bei. Der hauptmann blickte mich or schend an und fragte verbindlich: Heu beargwohnen Stei« »Nicht den Kompagnoil. Wen beargi s wohnen Stei« »Nicht den Reisen. Sobald Sie eine Spur finden, swerden Sie mich doch nnterrichteni Meines Erachtens sind Sie an der Sache ebenso sehr dienstlich betbeiligt, wie wirs« »Allerdings,« stimmte ich ihm bei, verabschiedete mich dann nnd ging ge miichlich die Straße herunter, bis ich an die Ecke der kleinen Quergasse"tam. Beide Seiten derselben wurden durch Gartenmauern herrschaftlicher Grund stücke gebildet, und der schmale Fahr weg war r«taladamesirt. Ter Polizist ron vorhin hielt noch immer Wache. und um seine Aufmerksamkeit nicht zu erregen, ging ich mit auf dem Riiclen verschränkten Armen und gesenktem Arpf wie in tiefes Sinnen verloren langsam die Quergasfe inmitten des Fobrwegs hinunter. Derselbe war so schmal, daß zweiWagen sich darin nicht ausweichen konnten, und infolgedessen engenscheinlicb fast nie befahren. SoT rkllig ich auch meinen Gedanken nach- l zubängen schien, lonzentrirte sich doch meine ganze Aufmerksamkeit in derl reinlich genauen Durchforschung desi Fabrwegs nach irgend welchen Spuren, besonders in der Nähe der Garten pfute. Nur eine einzige Wagenspur irnnte ich erblicken, schmal und gleich mbßig offenbar die eines Gefährts mit vamirädern An der einen Stelle zeigten sich auch Spuren von Pferde bufen. dicht vor der Gartenpsorte — das Pferd war offenbar werthvoll, vielleicht Bollblut gewesen, denn es hotte im Sieben den Maladam mit den Hufen gestampft. Gleich beim Einbie gen in die GJJe hatte ich bemerit. daß die R;.;:s,1uren in kurzer, elegant ge schwungener Kurve scharf um die Ecke liegen, also zweifellos einer herrschaft lichen Eauipage mit tiichtigem Kutscher arsgebörten Sorgsam forschend blickte ich nochmals nach anderen Räderde ren, fand aber leine — die enge Gasse war augenscheinlich schon seit langem von anderen Wagen nicht benutzt. Während ich nahe der Pforte beson iers aufmerksam umbrrblickte, sah ich nahe der Stelle, wo der Wagen gehal ten batte, zwei angebrannte Wachs streichlichtchem Kein bedeutender Fund, aber doch genügend, mir zu zeigen. daß der Jnsaffe des Wagens ausgestiegen war und ein Raucher fein mußte. Silber auch der Kutscher lonnte die Wachs lichtchen fortgeworfen haben. Etwas weiter fand ich auch noch das Ende einer gerauchten Ciaarette. Kutscher Pflegen im allgemeinen leine Gigant ten zu tauchen oder Wacheftreichlichter zu gebrauchen. Also der Jnfasse des Wagens war ausgestiegen und hatte wibrend des Wartens eine Ciaarette getaucht. Ich ließ mein Taschentucbs fallen und hob die Cigarette mit dem- l selben auf, aber unter den Augen des Polizisten lonnte ich sie nicht nöber be trachten, sondern begniigte mich damit, sie sorgsam in die Tasche zu stecken. Im Weitergehen setzte ich meine Nachfor schungen fort. lonnte aber nichts weiter entdecken und bog bald darauf um die andere Erle. unverzager regaa ra) mich in das nkkchste Case, ließ mir eine Erfriichunsi geben und untersuchte das Ende der actauchten Cigarette rnit schärfster I Ausmertsamleit. Es war offenbar eine gut qearbeitete und tbeuere Sorte. di: Fülluna schien ägyptischer Tabat zu sein. Von der galt-gedruckten Fir ma war nur ein tleiner Rest geblieben, der die Zeitung zwischen verschiedenen » Sei-ten offen ließ, die meines Wissens( in drei Laden der Stadt zu hab-en waren. Jn welchem dieser Laden die Ciaaretten getauft waren, mußte sich» leicht ermitteln lassen. »Schön.« überlegte ich bei mir sel ber, »einei-Fquipage niit Gummiradern Der alte Herr Petersen war dazu zu sparsam, der fuhr immer bloSDroschte, aber der junge Petersen mit seiner er diiickenden Schuldenlast kann es sich cleisten -—-- er hat ja eines der elegan teiien Hauptes rnit Gurnmirädern in » ganz Kopenhagen —- alleroings nur zur Miethe. Und CiaarettenZ Wer raucht Eigaretten dieser Art? Mat thias Petersen rauchte nie Cigaretten. Er tauchte stets schwere Impondan ren. Der junge Petersen tauchte stets Cigaretten. Konnte etwa Fräulein Jo hansen so thöricht gewesen sein, daß sie sich von dein jungen Petersen entführen lassen wollte? Hatte der junge Peter sen dort an der Gartenpforte aus sie gewartet? Dann hätte also der alte Herr Petersen nicht in dem Charakter eines Verehrer-s bei ihr im Bouvoir ge weilt.'« Dieser Gedankengang ver lsliisfte rascherqu äußerste. Das Ge heimniß wurde immer dichter, und void mußte ich um jeden Preis schleunigst ergründen, wer dieser vermuthlicheEnts fiihrer von Fräulein osobaasen gewe ien war, wenn ich aus die Spur der Nidiliften tomrnen wollte, von denen diese Exploswtapsel herrühren mußte. Vor allen Dingen mußte ich ermit teln, wo die Cigaretten getauft waren, verließ also das Restauraat und ging die Straße entlan , als plötzlich ein rr in einer Dro chte schnell vornher uhr, mich anrief, anhalten ließ und eilig auf mich zusam. Es war here Meerstrand Er fah leichenbla aut, Bär Ringe lagen unter einen u eu, M san Weste- he er L« tu ne ehe-nahen . die ckl MADE-W ura sie-W reitst ais hastsitir wird rennt und elen, ich daran der-ein« Dabei »Ur feine cigarettentasche heran-: ich Ihnen auch anbieten Dantend nahen ich eine einer ci gcretten, wir zündeten uns eine gegengesester Richtungi will mich eben nach» Jobansens ume en. Das arme-. kleine Fräulein — was sie dabei ; leiden mußt-« s »Ich fürchte, Sie werden nicht em k pfangen werden,« antwortete ich. »Sie F- ist ganz gebrochen.« « »Ich werde es wenigstens versuchen. Adieu, alter Freund.'« «Adieu,« antwortete ich. Er sprang ; wieder in feine Drofchte und fuhr s weiter. ; Langsam- verfolgte ich meinen Wen ; und blickte dabei ganz zufällig auf die Ei garette. Zu meinem ddchsien Er staunen bemerkte ich, daß es zweifellos dieselbe Sorte war, von der ich den Nest in der Seitengafse gefunden hatt. Ich fah nach der Fabrilmarle— die Sorte war nur in der großen Handlung am Konaens Nntorv täus lich. War es Herr Marstrand gewesen don dem Fräulein Johansen sich hatte entführen lassen wollen? Aber der junge Herr Petersen lonnte ia auch die- I dselbe Sorte Cigaretten tauchen wie« Herr Marstrand Darüber beschlosz ich mir schleunigst Gewißheit zu verschaffen. Scharf aus- z schreitend gelangte ich bald nach den: s Cigarrenladeii und ersuchte den Ver lärser mit hundert iiguptische Gigant ten derselben Sorte zu geben« die herr Hans Petersen gewöhnlich bezbgr. Der sur-ge Mann antwortete mit einein Krpfschiittelm Herr Peterfen gehörte schon seit langem nicht mehr zu ihren Kunden. Er hätte eine große Rech nung anstimmen lassen und Zahlung ich-re von ihm bisher nicht zu erlangen -grnesen. Unbesangen verbesserte ich mich ich hatte meet auch nur versprochen ich meinte die Sorte, die Herr Marftrand zu taufen pflegte. Unoerzüglich erhielt ich ein Kästchen mit hundert Gigant tei:, welches ich öffnete, um mir eine anzuziinden —— es war dieselbe Sorte, die ich in der Seitengafse gefunden und von Herrn Marstrand erhalten hatte. »Die Sache ist tlar,« sagte ich zu mir selber. »Der brave Marftrand wartete gestern Nacht in der Equipage. Aber was in aller Welt wollte dann der alte Peterfen um dieselbe Stunde in ihren-. Bondoir? Und wo bleiben da die Ni hilisteni« Es war keine Zeit zu verlieren Schleunigft lehrte ich nach dem Haufe in der Frederilegade zurück, welches noch immer von der Polizei besetzt war. Da mich HauptmannJiirgenfen bereit-H vorhin leaitimirt hatte, fand ich nach einigen Fragen Einlaß und begab miet) in die unteren Röume zu der Diener schst wo ich durch geschickte, scheinbar unabsichtliche Fragen mich darüber un terrichtete-, in welcher Reihenfolge die Gäste das Haus verlassen hatten. Eisi mal hatte der Diener fortaehen müssen, um noch eine fehlende Droschte zu bo ien, so daß er, nachdem sämmtliche Gäste sart waren, des Glaubens lebte. here Matthias Peterfen wäre gleich falls bereit-'s- aeaanaen da der alte Herr bei gutem Wetter sich seit en einer Droschte zu bedienen, sondern lieber zu Fuß zu gehen asleatr. Vor allen Dingen ermittelte ich jedoch den wich tiaen Umstand, daß Herr Marftrand in dem Kot-per des jungen Herrn Pe tcrsen mit dem lebteren zusammen fortgefahren trat. an und er fuhr fort: »Sie Hhen in ent h »Also Maritranv wartete nachher mit dem Raupee des jungen Peterien in der Seitengasse,« überlegte ich bei mir selber. »M trand und Betersen schren zuerst na , Peterseng Wohnung oder nach irgend eirkem Nestnurant, wo der junge Mensch noch Freunde treisen · wrllte, und dann lieh Marstrand das I Koupee, um selber nach Hause zu sah i ren. Dem Kutscher muß er ein gehöri- s ges Trinlgetd gegeben haben, dafjkr r,; daß derselbe sich btreit finden ließ, mit l ihm hier vor Der Gartenpsorte zu wars i ten, und ietzt wird er ihm noch mehrj zahlen müssen damit der Kerl seinen; Mund hält. Aber ich glaube doch daß » es sich verlohnen trird, Freund Marzj strand zu iiberbieten, um alle Einzeln » heilen vorn Kutscher in Erfahrung zu bringen« Ich ging nach oben und im Treppen hause begegnete ich Herrn Marstranh - der eben vom Salon berunteriam. Er sah nicht blos mehr leichenblaß son dern Griin im Gesicht aus, und seine Augen quellen ihm förmlich aus ihren Dichten «Guterhirnmel, was für ein grauen haster Anblick!« ries er. »Daß ich Ver Versuchung auch nicht widerstehen trnnte, dieDecke hochzuhebenl Die arme tleine Jrene —- Fräulein Johansen nuine ich.'· Mit beiden Händen klammerte er sich an der unteren Balustrade seit, und fast schien es, als hätte er ohne diese Stütze zu Boden sinten müssen. »Mir ist ganz unbegreiflich," suhr er fert, »lvie Sie dabei so gelassen und gleichgültig bleiben tönnen.« »Nun, mich geht bieSache auch kaum so nahe an, wie Sie. Jeh war gestern n Tcht hier an Ort und Stelle « Dieser Fii itler schien das Entsehen des armen annes noch zu steigern. und er ries tenchentn Was meinen Sie ei entlich?« JBlos was ich sage. erstanden, der noch kurze-Teil vorher mit dem unglück nchm Opfer zusamqu bit Tisch saß, um die Sas- doch tieser berühren als derich gar nicht bei der Gesell scha t war-« Te heltewte qtief Mie l terms-des liefern I meinten Sie alsot der stand Sie nicht gleich. Willen so etnecheeekltche Geschichte rann einem wtrll leicht den Kopf verwirren Ich aiibe vel darum, wenn ielk der Leiche nicht so nahe etomnren ware. Monate lan werde Bär-tobt keine ordentliche ruhe me rf indem Ich werde beft ndi dies entsetzliche, formlose und gestaltlo e Leichenhaupt vor Augen ha ben. Wie wird nur dies alles enden?« Mit höchster Willensanstrengung schien er wenigstens etwas zu fas sen und ragte dann scheinbar ruhig: »bürten Sie vielleicht zufällig, ob nian schon irgend welche Spur fand, ob nian irgend welchen bestimmten Ver dacht hat«-« ,.Da«zu ist es doch wohl noch zu früh,' antwortete ich. »Der Thiiter trird aber zweifellos entdeckt werden, und dann werden wir auch alle nähe ren Umstände erfahren — wie es ge schah, tresbalb und durch wen.« Er klammerte sich noch trampsbafter ar: der Balustrade fest und leuchte ,,Gewiß, hoffentlich." Seine Stimme war heiser und laum noch vernebmlich. Der Mann thut mir aufrichtig leid. Er hatte sich nur eine reiche Erbin sichern wollen, und jetzt war aus seiner kleinen Spekulation diese arauenbatte Tragödie erwachsen. Vom Stand punkt des strengen Sittenrichters traf ihrs nur die verdiente Strafe für seine Gewissenlosigleit, aber einem Mann von der Welt, der diese Dinge minder schwer nahm« konnte der arme Mensch wirklich leid thun. Trotzdem war ich. um der Sache auf den Grund zu kom men genöthigt itm noch mehr zu mar tern. »Für Sie ware es jetzt das beste, Sie gingen ruhig nach Hause und lea- » ten sich etwas bin. Man wird Sie sckon bald genug zu Ihrem Verdiån holen lassenk Er fuhr zurück wie von einer Kugel getroffen, und staate: »Glauben Sie nurllich daß man mich deswegen ver hören wird?« »Natürlich Aber deswegen bra1««)en Sie sich doch nicht weiter aufzuregen« Es lann ja auch noch qanz wonl i«Ij n erqen oder übermorgen dauern Derj Polizeiinuptmann bat jetzt viel zu thun, aber hinsichtlich dee gestriaenj Abends müssen alle auch die geringsten; Kleinigteiten festgestellt werden. Sirt waren doch auch von der Gesellschaft? Tie Polizei wird wissen wollen« wann Sie das Haus verließen, wie, mit wem und wohin Sie ainaen, und was Sie von den übrigen Gästen wissen, und alles, was Sie und die übrigen nachher noch thaten. kurz alles nurjraend Mögliche und Dentbare wird man zu ermitteln suchenk Fassungslos starrte er mich an, völ lig außer stande auch nur ein einziges Wort der Erwideruna über die Lippen zu bringen. ließ dann nur einen tiefen, verzweifelnden Seufzer hören und ver ließ das Haus schwankenden, fast tau melnden Ganaes wie ein Betruntener. Jetzt bedurfte ich keiner weiteren Be stätigung oder Beweise für meine Ver- ( nutbungem und das Geld für den Kutscher lonnte ich sparen. Es war zweifellos Marstrand gewesen, der in ter. verflossenen Nacht auf Fräulein Jobarisen in der Seitenstraße gewartet hatte. Da dem lo war mußte iet rnir jetzt darüber tlar werden, wer ein interesse daran haben konnte, die Ent füliruna des Fräulein Johansen durch Marstrand zu verhindern. — zn erner Linie nnrurnen ryr durer « Zweitens die Dame, die. wie ich wnhtrn gleichsallz ein lebhaftes Interesse für Marstrand empfand —- nieniand nn-» rers als Frau Mellard· Die höllischej Explosivlopsel tonnte fiir Fräulein Jo- ; hansen oder iiir Herrn Marstrand be- . stimmt gewesen sein nnd nur durch Zu- ’ soll Herrn Petersen getödtet haben Vor allen Dingen mußte ich daher in Erfahrung bringen, wer zuletzt rnit Fräulein Jobansen zusammen gewesen irar, ehe sie Herrn Petersen in ihren-: Brindoir empfing. Ich suchte Rosen die stannneriu g ier, und sand sie bald auf einer der kleinen Fiorridorbönte, bitterlich wei nend. »Was fehlt Jlmen denn, mein liebes Kinn-» fragte ich sie ,,Wag rnir fehlt? Daß ich hier jin Ist-use bin und es mir gefallen lassen nxusz, immer .so maltrötirt zu werden. Crit das gnädige Fräulein, dann der Herr, dann «der Polizeihauptrnnnn, dann sonst noch jemand. dann Frau Mellard — wenn das to weiter geht, werde ich noch in’s Wasser springen, ja, E das werde ich thun.« »Aber mein liebes Kind, wie lönnen Sie solcheTborheiten ret-en?«Die ganze Geschichte ist ia höchst traurig, aber Sie brauchen sich desweqen doch nicht aufzuregen Trocknen Sie doch Ihre Thriinen und» then Sie mich ruhiF an Jch möchte nämlich gern wissen, o ——« »So, nun fangen Sie auch an,« un terbrach iie mich hestig. »Jeder sinnt mich as. Jeder will was von mir wil sen, was i doch nicht weiß, und jeder thut, als o ich alles wissen·rniißte.« »Ich will aber gar nicht alles, nicht einmal viel tot en,« meinte ich freund lich. »Ich rn« e blos hiiren, wer zu letzt bei Fräulein Johansen war, ehe dies schreckliche Ere gnisz sich zutrug.« »Frau Mellard natürlich,« rief das Mädchen erbittert. »Sie ist immerzn bei»ihr, von des Morgens sriih bis zum spntm Abend. Sie geht ja beinahe nie von ihr iort.« »Q« rief ich erstaunt, »sinb Sie des sen nuch ganz sicher, mein liebes studi« ! Geer-« he te sie mit wir-i um seiner-» . neuen-) ein i mir Wiss W « »Bei Ostia-e Ding ifi nun r auf die Freundin ihrer Herrin eifegs Wiss We ich bei mir selber. Schließlich weiter nicht wunderbar-. Das Mädchen s enthre Herrin sehr gern zu haben un wurde natürlich die lange andaueende Gegenwart einer Fremden als eigene Zuriicksehung em pfinden. « Eben wollte ich nrch ein paar Tro stesworte sagen, als ich von der ent gegengesetzten Seite des Treppenhansei her — aus dem Korridor, der na den « Zimmer-n des Herrn Johanien führte I —— lautes Schreien und Hilferusen s hört-. f Ich stürzte dorthin und erblickte die I Hciishälterin mit gerungenen Händen iauf der Schelle ,der offenen Thiir J stehend. .,,Hilse!« rief sie, »Hilfe! Ich tann den IHerrn nicht zum Erwachen biiraen Irgend etwas muß mit ibm geschehen sein« Um Gottes willen, tout men. Sie doch herein und helfen Sie mir.« Jch stiirmte in das Zimmer — es nsar das Arbeitszimmer des Hausherrn —- und sali denselben lang ausgestreckt mit geschlossenen Au en, tote in tiefem Schlaf, aus feinem iban liegen. »Wecken Sie ihn doch auf, Herr Wilton!« rief die Hausbiilterin bande ringend »So liegt er nun schon zehn Minuten lang. Ich tann ibn nicht auf wecken, ich tann ihn nicht dazu drinnen, das; e rinir auch nur mit einer Sikbe cniwortet. Irgend etwas muß mit ibm pafsirt fein —- ich bin mir aanz sscheßn daß ihm etwas passirt fein mu .« Jch eilte ans Fenster und zog basiia die Vordiinae zurück, um besseres Licht im Zimmer zu gewinnen, dann ging ich nach dem Divan zurück und kniete ne ben dem völlig Bewußtlosen nieder. Der Atbem war röcbelnd, das Gesicht traurige-Zog und leidnnblaß, die Lippen bleifarben. Die Hände waren eiskalt unt dabei doch naß von laltetn Schweiß. Ich zog die Augenlider ge traltsam hoch, die Pupillen waren zu scmmengezogem und seinem Munde · entströmte ein unvegiennbarer Odium gesuch. Ich fab mich im Zimmer um und erblickte aus dem Tische ein kleines Arz neitiiitchen. Ein etwa vier Unzen bat tendes Fläschchen mit der Ausschrift »Leudanum« war herausgenommen unt stand aus dem Tisch. Erscheeett sulfich auf und rief: · »Lassen Sie einen Arzt tbolem schnell! schnellt Lassen Sie aber ja be stellen. dafr er eine Magenpumpe mit bringen soll! Und dann beforaen Sie ganz starken schwarzen Kafiee!« Mit strömenden Tbränen blickte mich die Hauskälterin an und fragte: »Um des himmels Willen, Herr Wilton, sagen Sie mir doch, was ge scheben ist." »T-er Herr bat sich vergiftet.« »Vergiftet! Selbsimord!« kreischte »Ja, er hat versucht, sich selber zu tödten, und ich fürchte, daß es rbm ge lungen ist, wenn der Arzt nicht schnell genug lommt und Sie mir nicht sofort den schwarzen Kassee herbeifchaffen.« sie Drittes Kapitel. Zum Glück fiir Herrn Johanfen be saß ich einige medizinische Kenntnisse. Wäre er auch nur noch fiins Minuten ebne sachverständige Hilfe geblieben. so hätte er zweifellos sterben müssen. Selbst so blieb er noch viele Stunden lang in bewußtlosem Zustande, und erst die angeftrengteften Bemühungen der drei berbeigerufenen Aerzte ver mochten sein nur matt flackerndes Le benslicht wieder anzufachen. Eis-ent lich schien es mir zweifelhaft, ob ich dem armen Mann durch diese Leben-J rettung einen besonderen Dienst erwie sen hätte. Sobald die Nachricht seines Selbstmordeå sich verbreitete, flirfterte einer dem andern zu, daß die Löfung des Rätbsels fest ja völlig tlar auf der Hand liege. ( weifellos hätte rr Jo kansen seine ester überra cht, wie sie im Begriffe gewesen wäre, sich von Herrn Matthias Petersen entfiibren zu lasten. Um diese Entführung zu ver hindern und den Schuldigen zu bestra fen, bätte er dann den gewissenlosen Verführer feiner Schwester ermordet. Wenn man auch kaum billigen könne, das-, er sich dazu einer solchen gräßli chen Höllenmaschine bedient hätte, be dauerte man den armen Mann doch cufrichti , und die öffentliche Meinung wandte ich jetzt ganz entschieden geaen keine Schwester. Bald entdeckte ich, asz sogar der erfalfrene Polizeibaupn mann sich von der allgemeinen Verblens dung hatte austreten lassen und die Hauptsache, den zweifellosen nsams menbang des Verbrechens mit n« biliitis schen Umtriebrn völlig aus den Augen verlor, ja sogar zu alauben schien, mich hätte meine besondere Mission in dieser Hinsicht zu falschen Schtufziolaerunaen verleitetj und daß er, smtt seine Narb frirschunqen in einerErfola versprechen den Richtung fortzusetzen, nur new ten armen Herrn Jolinnfen bearamiibnzsr nnd ibn in feinem Firanlenzimitirr sc scharf bewachen ließ, als ob derselbe sich bereits im Gefängniß befande. Er gestattete überhaupt nur noch den Anz ien, der skrantenwärterin und dem Scechverwatter des Verdachttgen den Zutritt zu demlelben. Für mich selber hatte ein lsnaeres Verweilen in dem Johansen’fchen hause weiter tein Interesse, Was ich darin nur irgend erfahren kannte, hatte ich bereits ermittelt. - « Gortsesunq folgt.j