W beilage des ,.Ilnzeigek umt herolcl«. J. P. Wind-Aph, Herausgeber-. Grund Island, Nebr» den 29. Juni 1900. Jahrgang 20. No.43· W bxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxx· me, Man m i« « — Gewerbe. ; xxxxxxxxxxxxxxxx xx Nxx l ei kleine nhnsilalische Versuche. .. iJn unserem Jahrhundert hat die s artisch arägewandte Chemie wie die : gleicher eise fitr das wirthschaft ' » Leben weckdienlich verwertheten turwissen chaften überhaupt einen nz außerordentlichen und ungeahn « Umschwung in der Productions · ise aller Gewerbe und Jndu irien l « »- irtt. Die Erzeugung der iiter ! « · der Verkehr stehen unter der Em- H «. rlung jener Errungenschaften, die Z, "· großen Geistern ausgehend der » E emeinheit zum Besten kamen. Aug ! « -. scheinbar unbedeutenden Entdeck: E s· n, die zu den Tagen ihres Be · ttverdens etwa aar nicht beachtet f sp« en, haben sich Factoren entwickelt, ! « » heute in Maschinen und Appa-- T In manniafaltigster Art Segen und ; Uhlfahrt überall hin verbreiten. Nir- » · ds hat sich wohl der Erfahrungssatz leine Ursachen, aroße Wirkung« chtiaer bewahrheitet, als gerade in « praktisch angewandten Naturwis Ek- schaften in unserer Zeit, und Es i » ße Eulen nach Athen tragen, wollte an den Werdegang mancher Erfin « » ng eingehend beschreiben. ,, ·««· So mancher lleine Versuch, aus dem " uiiter Bedeutendes wurde, tann von . » Info zur Belehrung wie zur Unter :.tung dienen. .— on neuesten chemischen Versuchen — ser Art bringt der ,,Scieniific Ame can« zwei Experimente über eine saft « » s· imnißvoll sich anlassende Verwen ;·.s « a der Schwefelwasserstoffsäure, TI« rnit dieser ans Wasser zu schreiben, f« von Phosphortvassersioffgaz zur s- lduna von Ringen aus Sägemehl, XTNRXXT ··( in Ver Luft Aufsteigen können. -«, ·« Beide Versuche, welche ohne Anwen i! · ng kostspieliger Apparate und chemi ( er Stoffe schnell angestellt fad, z« Erden unter Beigabe zweier Abbil « - tngen im Folgenden erläutert. z - eiben auf Wasser mittelst Schwefel ; wassetstofssäurr. -. Zum ersten Versuche nehme man eine r bekannten Wools’schen Gar-entbin ngsslaschen und führe in dieselbe tge Gramm aepulverten Schwefel ins ein, das man sodann mit ver nnter Schwefel- oder Salzsäure ; gie t. Jn der chemischen Reaction «-«—-.«.er tofsecuseinander bildet sich s..:-? s- seselwasserstosfgas (ll, s). Letz EHHY stößt man durch einen an dem II en Halse der Wools’schen Flasche , gebrachten dünnen Gumrnischlanch » einem mit diesem verbundenen spitz ausenden Glasröhrchen aus-leerem . » man es anzündei. Bewegt man nun .ese Flamme,· wie dies die erste Ab szg zeigt, über der Oberfläche des einem seichten Becken befindlichen .sssers hin, ohne natürlich die mme etwa in letzteres zu tauchen, so d Schlvesel auf dem Wasser niedre -« setzen Und hinterläskt aus demsel , eine arbig schillernde, dem Zuge t der s tamme entsprechende « Zeich g oder Namenszüae u. dal. ffteiqende Ringe ans Phosphonvasscr . flvssgss as zweitetwähnte Experiment be sich mit derDatstelluna von Phas - etsiossHMT das unter gewissen rotes e ungen Ringe aus Sagemehl k..- wie Lu t treibt. —- Läßt man einige « ·Ickch·en von Calciumphosphid in km g Ha bts u seiner hälfte mit Wasser J lltes las falle-hie bildet sich tasch - e ziemliche Menge des enannteu ; ei. Unmittelbar nach Ein e des Photphides bestreut man die Oberfläche des Wassers im Glase mit einer etwa millimeterdickm Schicht ron feinem Sägemelli. Der sich bil dendePhosphorwassetstoff steigt in klei nen Blasen auf und sammelt sich in Form einer großen Blase unterhalb des Sägemehles. Die Blase berstet und bildet aus dem Sag-medic mehxeee Ringe, die vermöge des Umstandes, daß sie mit dem gegenüber der amo sphärischen Lust bedeutend Vlies-phor wasserstofsgase gefüllt sind, sich im Raume erheben. L III II Aus dem Sinncsleben der Schmetterlinge. Von Dr. Franz Moewes. Während deg vergangenenSommecs hat Alfred G. Maner von der Harvard Universität (Cambridge,- Bec. St.) auf Loggethead Keh, einer zu ver Dry Tottuga-Gruppe südwestlich von Fio rida OFehörigen kleinen fandigen Jnsel eine eihe recht bemerkenswerther Ver suche an gewissen Abendfchmetterlin en (collosamia prometniiy ausgefü It, vie er aus dorthin von ihm eingeführ ten Puppen hatte augschlüpien lassen. »Er wollte in erster Linie fest stellen, ; in wie weit die Männchen bei der Auf fuchung der Weibchen den Eindrücke-i - Fels Gesichts- und des Geruchssmnes » o gen. Zu dem Zwecke brachte er zunächst fünf Weibchen in ein großes Glassc säs:, dessen Oeffnung mit einein grob maschigen Mostithetz bedeckt war, so dafi ein freier Austausch der inneren und der äußeren Luft stattfinden konnte. Darauf wurden, etwa 10 Fuß von rein Glase entfernt, fiinf Männ chen in Freiheit gesetzt: sie flogen so gleichzu deinGefäße hin und tim flatterten defsen Mündung. Hierauf wurde das Glasgesäß um aelehrt und die Mündunav niit Sei-d ; unt-geben, so daß die Luft nicht aus dem ; Jnnern entweichen konnte. Die Weib chen blieben durch das Glas sichtbar, aber es konnte kein Geruch von innen s nach außen gelangen. Unter diesen ; Umständen flogen die Männchen so-; gleich weg, und einige verschwanden - ganz aus den Auan des Beobachters. « Als aber hierauf das Gefäß wieder nsit - dein offenen Ende nach oben gestellt » wurde, erschienen die Männchen wieder » isnd umflo en erregt die Mündung. Dieser ersuch ivurde oft wiederholt » end immer mit demselben Eraebniß. T Wenn wir daher annehmen, daß das ’ Glas füt die Schinetterlinge ebenso durchsichtig ist« wie für uns, so mxissen wir schließen, daß das Geiicht allein nicht genti t, um dasMänncheii zu dei Weibchen H in dessen Umgebung zu halten, wenn es sich in seiner nächsten Nähe befindet. Ein weiterer Versuch, welcher zeigt, dass das Männchen bei der Aufsuchring des Weibchen-J durch denGernch geleitet wird, war folgender. Die Weibchen wurden in Holztästchen»,.gesetzt, von des sen einem Ende sich ein Schornstein aus Papier erhob, während das andere offene Ende mit einem Mostito-Netz bedeckt war. Dieses Kästchen wurde so aufgestellt, dafz ein Luftzug durch das mit dein Netz bedeckte Ende hinein- und durch den Schornstein liinaugstrich Die Weibchen waren von außen nicht sicht bar, aber ihr Geruch konnte durch den Schornstein nach außen aelangen. Als die Männchen in Freiheit ge setzt wurden, flogen sie sogleich nach oer Mündung des Schornsteins und flatterten uni sie herum. Kein einziger tani an das große offene Ende des «Ttästchens, wo die Lust hiiieinstrich. · Erwähnung verdient auch, daß die Weibchen, anders als beim· Genus -Homo, mit dein Alter an ttlnziehungb kraft fiir dieMännchen gewinnen. Dies lehrte folgender Versuch. Mehrere Weibchen, die alle 6 Stunden alt wa ren, wurden in einen großen Käfig auö Mostithenen gebracht. Jn einem zweiten gro n Kafig. der etwa 8 Fuß von dein-e en entfernt war, wurde die Fleiche Zahl von etwa so Stunden -al en Weibchen einaefuhrt. Von 37 Männchen kamen Bis-ausschl· «ch zu dem Käfig rnit den älteren eibchen. Das geschah auch, nachdem letztere in den ersten Käfig, die üngeren in ten weiten Käfig gebra t worden waren. Eil-sitt dem späteren Alter aber wuchs die Anziehungstraft nicht mehr. —- Wenn man die Fühler » des männlichen Schmetterlings mit Schillach Leim, araffin oder einem anderen Stoffe berzieht, so sucht er das Weibchen nicht mehr auf und legt keine Erregung an den Tag, wenn er auch nur wenige Zoll von ihr entfernt ist. Entfernt man den Ueberzua aber wieder, to benimmt · er si wie früher. Es kann darnach kein « weifel sein, dafi der Ort, wo· die Weibchen sich aufhalten, von beut-Männ chen mittelst der Fühler wahr ein-ni nien wird; und in der That w sz man längst, daß die Geruchsoraane der Län; seiten sich vorzugsweise an den le:n befinden. i i z inzuziehen oder es auch nur « Die Männchen der Schmetter lings-art, mit der Herr Mayer seine Versuche ausführte, sind schwar, Die Weibchen kindlich-braun. Ra Dar win’s Theorie der geschichtlichen Aus lese lännte man annehmen, Daß die Weibchen stets dunkelfabrige Männ chen vorgezogen haben, to daß irr-Laufe der Zeit die schwarzen Männchen her angezüchtet wurden. Nun fand aber » Money daß Männchen, denen er3·dre s Ftügel abgeschnitten und dafür Flugel » von Weibchen aufgeleimt hatte, von den « weiblichen Schmetterlingen nicht nun der freundlich ausgenommen war-Dem als ihre Kameraden im schwarzenHan zeitsstaat. Ebenso wurden artigen-s wurden auch Weibchen, deren Flügel durch männliche ersetzt waren, von den Männchen ebenso ausgezeichnet ivie die anderen im natürlichen braunen Kleide. . Dagegen schenkten die nornialethiänn eben ihren Genossen mit Weiberslügeln ; gar leine Beachtung. Als Mayer end- « lich ganz flügellose Männchen, von deren Körper er zudem den Schuppen Mmuck abgebürstet hatte, zu normalen eibchen brachte, wurden selbst diese schäbigen Freier mit unveränderter Huld ausgenommen: und ebenso stig ten normale Männchen nicht die ge ringste Abneigung vor dem Minne dienst gegenüber entsliigelten Und ent schuppten Weibchen. Die geschlechtliche Zuchtwahl diirfte also auf oie Färbung dieses Nacht schmetterlings keinen Einfluß haben. Damit isi nicht gesagt, daß sie nicht in anderen Fällen eine Rolle aespielt lia ben kann, wie man auch die oben mit artheiiten Erfahrungen iiber Hei-lieben sächcichteit des Gesichtssinneg nicht ohne Weiteres auf alle anderen Insel ten, namentlich auch nich-i auf die Tag salter, die allem Anschein nach gewisse stecke Farben bevorzugen, übertragen ar . Von der jüngsten Königin. Jm Bosch beim Hang in Holland saß kürzlich ein Mitarbeiter dcgNoord drabanter auf einer Bank am Weiher, als zwei junge Damen mit einem La taien herbeikamen. An der Krümmung des Weges zeigte sieh eine stattliche Blondine in einem einfachen braunen Kleide. Die Damen schlugen einen Pfad dem Weiher entlang ein. An der Krümmung des Weges zeigte sich ein elend detleideter kleiner Junge mit einem womöglich noch elenderen wer « nenden Mädchen an der Hand. Si: waren zusammen etwa zwölf Jahre ali, ein Paar jener unglücklichen, ver wahrlosten Kinder, wie deren so viel-: in dem großen Haag umherlaufen Die jüngere Dame neigte sich freundlich zu dein kleinen Paare und fragte: »Wa rum weint Dein Schwesterchen so, Kerlchen?« — »Sie ist so kalt, eFräu lein, und wir haben Beide so großen Hunger,« sagte der Kleine. »So, und warum bleibt ih: nicht zu Hause, an statt so allein in dem Busch ismherzw laufen?« —- »Mutter ist schon ein Fahr todt, und Vater fast nie zu Hau e Wir gingen zuerst mit einem Meerschweinchen in der Stadt umher; aber das ist todt, und nun sagte Vater, daß wir betteln j·ollten.« Die Dame flüsterte ihrer Begleiterin »was zu, und diese sprach einige Worte mit dem Diener. ,.Guten Tag, Kinde:,« sagte sie dann freundlich, indem sie den Kleinen die Hand reichte. Daran führte dex Latai die Kleinen zu einem Landauer, den di- Damen soeben ver lassen hatten. Jn der Stadt sahen die Leute überrascht auf, als sie die wohl bekannte Eguipage mit den zwei arm selig getleideten Kindern vorbeifahren sahen. Die beiden Kinder wurden in die aroße Anstalt für verwahrloste ka tholische Kinder an dem Looeduinfchen Wege aufgenommen. Wer die Dame wars Nun auf den Wagenthiiren stand ein qekröntes »W«, der Latai trug eine Oran etoiarte auf dem Hute und auf den Xagenlaternen prangte die goldene Königsironr. Tiroler Sirt-. Eine er reifende Sitte herrscht un ter dem andvoll einiger Gegenden Tirols. Wenn das junge Masdchen decn Herzallerliebiten vor den Altar folgt, hält sie in der Hand ein feines Spitzentuch, bestimmt. die Thränen aufzusaugen, die Rührung und Gläcl ihren Augen während der Trauung entpressm Nach der Hochzeit wird das Tuch ungewafchen in die Linnentruhe epackt und dort aufbewahrt. Wie ange? Wer kann es sagen; vielleicht nur Monde, vielleicht ein Menschenal ter. Erst. wenn der Tod die Augen der Bäuerin für ewig geschlossen hat, holt eine liebende Hand das Thränen tüchlein wieder aus dem Schrein, um damit den Todesichweifk von der erkal teten Stirn zu wiichen. Mit dem Tuch, das noch die Glückstbriinen der Braut enthält, über dem Gesicht, wird die Grei m zum letzten Schlaf in die kühle gebettet Der lranke Wittelshachen Seit langer Zeit dringen zum ersten Male wieder offizielle Mittheilungen übers König Otto, Baherns unglückli chen Herrscher, an die Oesfentiichieit. Während der Monarch sich bisher einer vortrefflichen Gesundheit erfreute, be ginnen sich bei ihm Spuren eines quä lenden innerenLeidens zu zeigen. Schon vor zwei Jahren äußerten sich bei dem Könige die Symptome einer Nimmt trankung Sei es nun, daß die ihn be he ndelnden Aerzte das Uebel iu seiner wahren Gestalt nicht erkannten, sei es, daß die Schwierigkeit, gründliche Un tersurhunqen an dem hohen Patienten vorzunehmen, eine genaue Diagnose überhaupt nicht gestattete —- sicher ist, daß das scheinbar überwundene Leiden inzwischen nnerroartet stetige Fort- s schritte gemacht hat und gegenwärtig neuerlich in weit verstärkter Art zu Tage tritt. Wenn die von den Aerzten ausgegebenen Bulletins ungewöhnlich lateinisch gehalten sind und auch sonst um alles, was in dem einsamen Schloß - Fürstenried Vor sich geht. strengstes Ge beimniß waltet, so darf doch mit Si cherheit angenommen werden, daß es sich um die Bidung eines Steines im« Nierenbecken handelt, der als eine Folge der naturgemäß dem Könige mangeln den nöthigen Bewegung anzusehen ist. Eine derartige Steinbildung ist"be kenntlich immer mit sehr empfindlichen Schmerzen verbunden, indessen durch- J aus nicht an Und fiir sich gefahrbrin- z gend. Aber in diesem Falle liegen die Bedingungen einer völliaen, durch sh stematische Kur herbeizuführenden Hei- » z lung ganz besonders ungünstig. König - ; Otto hat von jeher bei jeder körperlichen . Berührung die größte Scheu gezeigt. s Um ihm die Haare zu schneiden, mußte man immer einen ausnahmsweise au ten Tag des Kranken abwarten, rasirt wird er schon seit vielen Jahren nicht mehr. Wollte man äußeren Zwang anwenden, um eine Untersuchung zu betrerlstelligen, so mußte man mit der Möglichkeit rechnen, durch die starke Aufregung, die sich seiner bemächtigen trsiirde, innen Herzschlag herbeizufüh ren. Was seit Jahren zu befürchten war, könnte daher jetzt leicht eintreffen: daß nämlich eine sonst ungefährlich-. körperliche Krankheit die robuste Con stitution des Königs in schnellerer Zeit untergriibe, als dies einem schwächeren, s aber geistig normalen Menschen gegen iäber der Fall sein würde. Die den König behandelnden medizi nischen Autoritäten, die Professoren o. Ziemßen und Bauer, die ersten Mün chener Spezialiften fiir innere Leiden, v. Angerer, der »Miinchener Verg mann«, und Obermedicinalrath von J Grashetk dem die beständige Obhut über das Wohl des Königs anvertraut ist, sind daher so ziemlich zur Unthätig keit Verurtheilt und selbst nicht in der Lage, borauszusagen, welchen Verlauf die Dinge nehmen werden. Jede Heil methode setzt eben eine gewisse Mitwir lung des Patienten. attiv oder vassio, voraus — und die ist hier ausgeschlos sen, unmöglich. Das bayrische Voll verhält sich » das ist keine Frage —- der Vjcöaliaiteit eines bevorstehenden Tbronwechselz gegenüber Volläsndiq indifferent. DIE ist auch durchaus erklärlich, würde ein solcher doch an den bestehenden Ver hältnissen so gut wie aar nicht«-J lin dern. Der Pein-i Luitpold hieße dann nicht mehr Regent, sondern König, sein Sohn Ludwia würde Mond-ins mila tum. Zugleich ainae das be trächtliche, im Laufe der Jahre start angewachsene Privatvermöqen des Kö nigs Otto auf seinen Nachfolger über, und die etwas still gewordene Hintan che Residenz würde etwas belebten et was »tönialicher« werden. Und Sym pathieen für die Person des armen 52— jährigen Jersinniaen. der, von ter Welt abgeschieden, im verständnißlofen Brüten seine Tage dahinbringt und nicht ahnt, daß ein großes, blühendes Land ihn als feinen Herrn anerkennt, daß in seinem Namen Recht gesprochen wird. daß Münzen mit seinem Bilde see-schlagen werden, kann man wohl von iemand verlangen, wohl aber herzli ches, tiefes Mitgefühl mit seinem Schicksale Die heutige Generation hat ihn ja nie qetannt, man könnte die Leute in München zählen, die ihn über hcrpt von Angesicht zu Angesicht gese hen haben. Nichts in feiner Jugend schien ans das furchtbare Loos hinzudeuten, dem der Könia verfallen sollte. Als zweiter Sohn des Königs Mtax Il. vonBanern und der Prinzcssin Makie von Preu ßen CTochter des Pein-sen Wilhelm, Bruders Friedrich Wilhelms Ill» und der PrinzessinMarie von HefseniHoW bürg) mit seinem älteren Bruder Lud wig vortrefflich erzogen, wies er rn jungen Jahren wohl einzelne klein«-Ab fonderlichkeiten aus. lernte· indessen lerchtünd zeigte namentlich ein vor treffliches Gedächtnisr. Er konnte, dem Brauche seines hauses folgend, als Osfizier Dienst thun, interessirte scr sijr ten militärischen Beruf aber nur. in geringem Grade. Als der Krieg les Jahres 1870 begann, theilte fein kö niglicher Bruder Ludwig der Zweite ihn dem großen Hauptguartier König Wilhelm’s« zu, und hier, während des Fell-zuges, nahmen diese kleinen Ab sonderlichteiten zuerst einen Grad an, der auf ein geistiges Leiden schließen liefz. So wird berichtet, er habe einst, als ihn der König beauftragte, ein Ca vallerieregiment herbeizuholm, sich an dessen Spitze gesetzt und eine Attaque gegen —- eine Mauer commandirt. Die Stiefel zog er wochenlang nicht Von den Füßen, so das-, sie herunterge schnitten werden mußten, und bei dem Dincr, das am Tage der Versailler Kaiserproklamation die deutschen Für sten vereinte, that er so wenig zu der Bedeutung oes Tages passende Muße rungen, daß es geboten schien, ihn in die Heimath zurückberufen Fu lassen. Das erste Stadium der einfachen Pa ranoia, der langsamen Verblödung, hatte begonnen, und so konnte eine län gere, nach « talien und Spanien unter noinmene eise keine Besserung brin aen, sondern nur die Nothwendigkeit ergeben, ihn von der übrigen Mens - heit abzutrennen und unter sortwä - rende medizinische Aufsicht zu stellen. Erst brachte man ihn im Schlosse Nym phenburg, dann in dem zu Schleißheim unter, aber der Umstand, daß die Be völkerung Münchens an den Sonn und Festtagen diese beiden beliebten Ausflugspunkie überfluthet, ergab al lerlei, hier nicht zu erörternde Unzu träglichleiten, und so wählte man schließlich das stille Fürstenried, das mehr mit Sorgfalt den Bedürfnissen des Kranken angepaßt war, und dessen Garten durch eine hohe Mauer lcscn Blicken der Vorübergehenden entzogen wur e. So weit dies möglich ist, erweist man dem Könige alle ihm Zutommem den Ehren. Ein richtiger Hofstaat — bestehend aus dem Hosmarschall Frei herrn v. Redwitz und den Hoscavalie rcn Baron Stengel und v. Schubaert —- umgiebt ihn, man redet ihn mit ,,Majestät« an, und wenn er eine Fahrt durch den Bart unternimmt, so tritt die Schloßwache präsentirend - unter das Gewehr-· Aber der, deni dieseEhren gelten, achtet nicht aus sie. Er lebt in einer Welt des Wahns, brütet stumpf vor sich hin oder spricht mit Wesen,von denen er sich umgeben glaubt und die nur in seinerEinbildung existiren. Da bei raucht"er ununterbrochen Ein un tlares Gefühl seiner Würde war ihm früher doch wohl, in einzelnen lichteren Augenblicken, geblieben. Als zum Bei spiel auf einer Spazierfahrt der ihn begleitende Arzt sich eine Cigarre an Zündete, nachdem er mehrmals um Er laubniß dazu gebeten, aber keine Ant wort erhalten hatte, saate der König kllcgtzliclx »Jetzt raucht der Kerl wirk i " Wie weit er seine Umgebung er kennt, entziehst sich der Beurtheilung. Besuche setzen ihn in die größte Erre giing, und schon seine Mutter, die Kö niginlllkarie, mußte die ihrigen deshalb einstellen. Jede fremde Annäherung ist ilpni ebenfalls zuwider und flößt ihm Furcht ein, doch läßt er sich ziemlich willig an-- und entkleiden. Die- Kcanlheit, die Ludwig Il. am Abend des 18. Juni 1886 im Stam berger See den Tod suchen ließ, war die gleiche, an der König Otto dahin siecht. Auch der reiche Geist Ludivig’s ll. wäre, bei längerem Leben, langsa mem Erlöschen anheimgefallen. Aber während man in den oberbayrischen Bauernstuben sich noch jetzt an trüben Winterabenden zuraunt, der vielge liebte König Ludwig sei gar nicht todt, auch nie krank gewesen, seine Feinde ielten ihn heimlich auf irgend einem chlosse gefangen, sieht in Otto l. Niemand etwas Anderes als einen be llagenswerthen Irren. dem Menschen hand nicht Hilfe dringen kann, nnd für den ein schnelles, schnurzloses Ende nur Erlösung bedeuten würde. Der Mehrzahl der Biertrinter ciirste nicht bekannt sein, wo die Urstätte der Bierlmeitung zu suchen sei. Von ge wisser Seite wird angeführt, daß Egypten als die Wiege derBierbrauerei zu betrachten sei. Freilich dürfte das damaligeGebräu keinen opfen enthal ten haben,- wodurch erst schmact und Haltbcrleit erzielt werden. Rußland wird genannt, wo der Brau dem Viere Hopfkn zuzusetzen, geii t sei. Groß hält aber nach seinen Untersu chungen daran fest, daß die Erfindung, geljopftes Bier zu erzeugen, Eigenthum deutscher Volksstämme sei. Die Welt produktirn, welche alljährlich konsu niirt wird, beträgt gegenwärtig im Durchschnitt 2,000,000 Centner, von denen Deutschland das Meiste liefert 1 nd verbraucht, wie denn auch dechlt martt für Hopfen sich in Nürnberg be findet, neben dem noch Saaz in Be tracht kommt. Schwur-eure Juni Eine der Meeresbrandung langsam . erliegende Jnsel ist die bretonrsche Jn sel Sein, die an der Westtiiste des fran zösischen Departements Finistere liegt Die Jnsel Sein war einst, wenn sie nicht gänzlich mit dem Festlande zu sammenhing, nur durch einen schmalen Kanal davon getrennt. Jm Laufe der Jahrtausende hat die starke Brandung des Atlantischen Ozeans zwischen Fest lcnd und Jnsel einen bereits 2 Meilen breiten Meeresarm gegraben und die Jnsel selbst bis auf einen schmalen, nur» wenige Meilen langen, felsigen und klippenreichen Streifen zerstört, andem sie fortgesetzt ihre zernagende und unterspijlende Thätigkeit ausübt. Die Reste von Ansiedlungen der jüngeren Steinzeit, Gräberfunde und Menhire beweisen, dafz die Insel in prähistori schen Zeiten von Menschen bewohnt war, die gruppen- oder familienweise in Höhlen lebten. Zur Zeit der Römer, die den keltischen Namen der Jnsel Si zun in Sena verwandelten, aus dem der heutige Namen Sein entstanden ist, besassen dort die Gallier ein berühmtes Orakel, dessen der römische Geograpb und Kulturhistoriker Pomponius Mela Erwähnung that. Zu historischenZei ten war die Insel bald bewohnt, bald unbewohnt. Der Ursprung der heute drrt lebenden Bevölkerung, die seit mehreren Jahrhunderten auf der Jnsel heimisch ist« muß auf Festlandfischer. Schiffbrüchige und vor allem auf See-— räuber zurückgefijhrt werden. Jhr an thropologischer Typus ist demnach vest fchieden. Große, blonde fchmalnasige Individuen wechseln mit kleinen, unter fctzten, brünetten, lurznasigen. Da neben trifft man auch mongolisch schiefstehende Augen. Der vorbeu schende Typus-, zumal bei den Frauen. is.f der lateinische, der frei von allen kritischen Einflüssen erscheint. Its-IV Wenn man nach Südoften aus dem Hafen von Baku (im Kaukasus) hin ausfährt, so kommt man nach einstim diger Fahrt bei den Naphthabohrthü men des Tatarendorfes Bibi Eibat vor bei und wird von dem Vootsfiihrer auf eine Anzahl von Punlten aufmerksam gemach-t, an denen sich das Meerwasser beständig in wallender Und wirbelnder Bewegung befindet. Es smd Quellen von Natrsrgas, wie man sie früher am Ufer zur Speifung der parsifchen Al tcirfeuetx heute in chemischen Fabriken zur Destillation der Roh-Naphtha und zum Kalkbrennen benutzt. Am Abend entzündet der Schiffer mit einem ncphthagetränkten Wergballen die Quellengafe; eine hohe gelbe Flamme huscht dann über weite Wasserflächen, sich bald erweiternd nnd bald zufam mensckywindend. Darüber hinwegglei tende Dampfer löschen die Flammen gewöhnlich wieder, so daß diese »ewigen Feuer« heute dort nur noch in den Fa brilen glühen. Jm Parsentempel wird das »ewige Feuer« daselbst nur noch auf Wunsch neugieriger Reisenden ge gen ein kleine-E- Eintrittsgld entzündet; er hat, da an der Stätte das Natur gas versiegt ist, mit einer Zuleitung versehen werden müssen. Diejenigen, welche in ihrer Wohnung mit Gas tochen, pflegen sich diese Steuer nicht mehr aufzulegen. sic transir gloria mundil kann man auch hier sagen. denn die Parfentempel mit den ewigen Feuern bildeten noch vor hundert Jah ren eine große Sehenswürdigkeit. VIII-l Eines der wichtigstenEisenbergwerke ganz Englands liegt bei der Hafen stadt Barrowin-Furneß in der Graf schaft Lancashire auf der nördlichen Seite der Morecanibe-Bay an der Iri schen See. Die Lager wurden im Jahre 1840 entdeckt und haben zu einer außerordentlichen Entwickelung der Industrie Veranlassung gegeben. Es ist daraus eines der größten Etablisse Iiienis der Bereinigten Königreich-s ent standen. Aber die Bodenschätze sind nicht unerschöpflich und man muß all mählich auf ihre möglichst gründliche Ausnutzung bedacht sein. Daher wird dort wahrscheinlich ein großartiges technisches Wert entstehen, das auf nichts Geringeres abzielt. als den Ei senberghau unter dem Meeresgrund fortzusetzen. Die Eisenerzlager, die von erster Qualität sind, setzen sich nn ter dem Meeresboden fort und schon vor 10 Jahren wurde ein Damm aus geworfen, um die See von den Minen abzuhalten. II- I- -s Es sind neuerdings Versuche ange stellt worden, die Keime ansteckender Krankheiten, darunter Milzbrand, Th phus-’und Diphtheriebazillen, dur flüssige Luft zu zerstören, was jede bei einstiindiger Behandlung erfolglos war. Weitere Versuche erstreckten sich ans den menschlichen Organismus-. Bringt man flüssige Luft mittelst Wattebausch auf die Haut, so wird die betreffende Stelle blutleer und weiß, bei sekundenlanger Behandlung ,eigt sich schnell die Farbe wieder unter star kem Blutandrange nach der Stelle. Be handelt man eine Stelle etwa eine Mi nute, so wird die Hautstelle wie Eis, doch auch da kehren, ohne daß die Ge webe Schaden erleiden, die Säfte ohne besonderen Schmerz zurück, nur ein vorübergehendes leichtes Brennen ver ursacheno Nach Operationen bei der artiger Vorbehandlung zeigt sich eine schnellere Heilung ohne Eiter als bei anderen Verfahren. Günstige Resultate lieferten auch die Versuche bei verschie denen Knochenschmerzem Gürtelrose und Hauttrebö.