————-c—— Frau Bankiec Hactwig. Ctiminal-Roman von Friedrich Chieme. W Go. Firttetunqq Leid-: »Im-te ihr vie ewige Geld-Ist tegeuheit ihn- Mttverschwvxmeu DOM lc Rade. Ver edle Ritter wollte a die Ernte der so herrlich aufst gangenen Saat genießen. Schon Tisch einigen Wochen folgte er ihr nach Ber lin, und da die Summen, die sie non ihrem Sitten erhielt, dem Wirstlrng nicht genügten, so verleitete er sie dazu, ihren Mann in der aesehilderten Weise zu bestehlen. Um für den Fall der Entdeckun gesichert zu fein, erheuchels te Michae a in der Abendgesellichaft den hypnotischen Zustand; zur Mate rie des hypnotiörnus sollte sie, falls ihr Saite auf ihre Spur lam, ihre Zu lueht nehmen. Die Frau Commis Irätdin bezeigte wenig Lust, ihre Stecun an der sie Geschmack fand, so poreifi zu gefährden, sie erschöpfte sich bei legenheit ihrer Zusammen Dünste mit Francini-Gembalsin in der Norddentichen Weißbiserhalle in Vor stellungen und Vorn-ödem doch er brauchte Geld und wieder Geld-, und sie war ia nur ein Spielball in seiner Hand. n der Regel höndiate sie ihm die gestoylenen Summen in der Nord dentichen Weißbierhalle ein; am Abend - der Entdeckung aber wollte ihr Corn pliee mit dem Morgenfchnellzug nach Hanxbnr fahren und bestand daher T darauf, AEvas Geld an Ort und Stelle persönlich in Empfang zu nehmen. Urspriinglich lag ez nur in dem Plan der beiden, aus dem Vanqnier so viel herauszupressen, als sich mögliche weise heranspressen ließ. Eine dauern de Trennung entsprach in keiner Weise ihren gegenseiiiaen Wünschen nnd Lici sichten. Jm Falle einer Entdeckung rechnete man auf eine bedeutende Ab iiandssummr. Wie aber das Resultat alle Erwartunan übertraf, fteigerien sich die Ansprüche des Betriiqerg und seiner Helfershelferin Michaela, kal tulirte er nun, war die reebmilißiae Gattin des Millionärcs, als Edemann würde er nicht säumen, ihre Zukunft in seinem Testament sicherzuitellen Der dritte Theil seinez Vermögens mußte gerechterweise ihr zufallen Sobald diese Sicherung erfolgt war, rechneten die Jntriaanten darauf, der Commis sionsrath werde ihnen den kleinen Ge fallen erweisen, baldigst eine bessere Welt mit seiner Geaentrart zi: beglij cken. »Der Mann ist al: gesiua,« sagte cynifch Genibalsiy, »e: hat sein Leben genossen. Man kann ihm ja zu den Freuden des Himmels irerixelfem wenn « er nicht so Viel Verstand besitzt, vor selbst abzusckneben." Anfangs weigerte sich Frau Haritria. ihre Hand zu einem solchen Verbrean zu bieten, doch ihr böser Dämon wußte alle ihre Bedenken, die ohnehin mehr in der Furcht vor der Entdeckung alS in moralischen Grund: iötzen wurzelten. zu beseitigen »Mot phium hast du ja immer zur Hund« nnd so ein kleiner Jertlynm ist entschuldbar ungleich« - Js—tk—«.« ..- »F i I L « - Die Lsntlarvuna er sc lpie dant der blinden Habsucht Francinii weit elier alL Michaela gefürchtet Nun aakt es:— zu handeln. Wenn eg- ihr aelana, ib ren Gatten, dessen Vertrauende Liebe noch immer nicht an die Verderbtbeit des Herzens seiner Gemahlin glauben mcchte, mit sich nach Russland zu lo cken, so war die Ausführung des-Schur tcnstreichs in der Ferne niii Leichtigkeit zu bewirken. Wer kannte dort den deutschen Kaufmann, wer hatte ein Interesse daran, ilirn zu helfen? Nie mand, während er hier von Freunden und Wächtern umgeben war. Viel leicht konnte man ihn auch, wenn er so ausschließlich dem Einfluß Michaelas preisgegeben, dazu bewegen, seineFrau zur Universalerbin zu ernennen und seine Kinder mit dem Pslichttheil abzu finden So viel bestätigte Sopbia Wassiloff ohne weiteres, daß Banquier hartwig Deutschland nicht wiedergese en hätte. Ihr eigenes Erscheinen in erlin und die darauffolgende Krank zeit Fortwigs durchkreuzten die edeln bsi ten des schuriischen Paares. Hier unterbrach Doktor Böhring die Sprecherin mit einer sehr berechtigten Frage: «Woher,« inquiririe er fie, »wissen Sie denn alle diese Einzelheiten, da Sie doch in Nußland und nicht hier waren, während das alles geschah?« Sophia Franrini war jedoch ihrer Sache sicher «Woher? Aus dem Munde meines Mannes, mit dein ich mich, wie ich gleich erzählen werde, scheinbar wieder auisöhnte und der sich nachher desVors falls als eines Meisterstreichs gegen mich rühme. Weil ich beabsichtigte, indes ich mich fromm stellte. ihn zu ver derben, reiste ich ihn durch allertei Zwischeniragen und Eir.wiirse, mir al lei- u enthüllen Wenn ich aber noch TM gehegt« Je wurden fee durch tat Briefe beseitigt. wie Sie III-C MHYM u de i v r re e ever r,« enge er USE-M W MWZ eine ei IMMrdiger Acht-M , mit-costs erfiillte unsere Herzen, nur der arme hartng saß» bleich und gebeugt, er er kannte den tiefen Abgrund. an dem er gestanden. Obwohl auf Schlimmeres gefaßt, ubertras die Wahrheit seine grcßlrchften Befürchtungen- Von An fsxlg an hatte man ein schales Possen sprel mit ihm getrieben, sein Leben war schon verwirtt, als er noch überglücklich m den Armen des schönen Weibes schwelgte. Jch bangte um ihn, denn noch wußte ich ihn nicht wieder im dol len Besitz seiner früheren Rüstigkeit, aber zu meiner Freude hielt et sich tapfer; die Verachtung half ihm den Schiner überwinden Sop 'a fuhr fort: : »Was mich bewog, nach Berlin zu ; reisen, wünschen Sie zu wissen: ganz H einfach die fortdauernde Abwesenheit . meines Mannes. Angel-lich, um ihr bei der Durchfii rung des gemeinsa men Planes «l e zu leisten, folgte er ihr nach Deut chland. Jch blieb in Pe tersburg und erhielt kaum enug Geld von dem Verschwender, an tändtg zu z leben. Brief auf Brief schrieb ich an - ihn, er möge entweder zuriicklomnien. oder mich zu sich bescheiden oder mir ; wenigstens eine größere Summe zur « Verfügung stellen. Nichts von alle- : dem geschah. Jch wußte wohl, weshalb . er in Berlin blieb, er konnte sich von J Michaela nicht trennen. Nun wohl’, dachte ich, ,so will ich ihnen ihr Spiel versalzen. Sie lebt als vornehme Da me herrlich und in s reuden, ich weiß taum, wie eine arm elige Existenz fri sten.’ Jm stillen hegte ich auch denj Wunsch, durch mein Eingreifen zwi schen beiden Zwist zu entfachen und » die Nebenbuhlerin womöglich zu besei- ’ tigen. So borgte ich mir eine tleine Summe nd reiste heimlich nach Ber lin, wo iu in einer Pension abstieg und sofort an Herrn Hartwig schrieb. Lei der zeigte der Herr mein Schreiben sei ner Fran, welche natürlich nichts Eili geres zu thun hatte, als meinen Mann vtzn meiner Ankunft und Adresse zu benachrichtigen.« »Warum«« fragte ich die Zeugin. »hatten Sie Herrn Hartwig erst auf drei Uhr Nachmittag bestellt? Welche Ertundigungen wollten Sie am Vor mittag einziehen?« »Ich beabsichtigte, mich über die Le - bensweise meines Gatten zu unterrich ten. Damals hegte ich überhaupt nicht die Absicht, ihn mit zu denunziren, ich ; gedachte Michaela als die allein Schul dige hinznftellen. Mein Unternehmen scheiterte, ich wurde auf Betreiben mei nes Mannes verhaftet und auf den Schuh gevracht.« »K·-5nnen Sie uns sagen, durch wel che Angaben es Francini gelungen ist, Jbre Sistirung zu beivertfielligm’5« fragte der Vorsitzende. »Jaroobl. Er hat sich ja später sei ner Macht und feiner List ge en mich gerühmt Er hatte dem ruffi chrn Ge sandten vorgefpiegelt, ich sei Mit wifferin wichtiger politischer Geheim nisse, und es liege dringender Verdacht vor, ich werde dieselben ausplaudern odezwverlauffenf » -«- c- c »Was geschah bei Ihrer Ankunft in Rußland mit Jhnen.« »Ich durfte meine Wohnung in Pr tershurg wieder beziehen, wurde setz-er unter scharfe Polizei-aussieht gestellt." »Hm denn Ihr Mann auch von dem mißlungenen Morvversuch und seinen Folgen gesprochen?« »Nicht viel ich errieth aber das Fels lende aus ein paar Zeilen be: Ban quiersfrau an Mario. Nachdean mein Demut-, wie sie es nannten, nur durch einen glücklichen Zufall verhindert worden, fühlten sich die Verhündeten nicht mehr sicher. Jn wenig Tagen lonnte alles heraus, MichaelaS Ver gangenheit enthüllt sein, denn daß der betrogene Ehe-naan nunmehr cille gebel in Bewegung setzen würde, dir ache aus den Grund zu kommen, ließ sich denken. Noch mehr fürchtete man feinen Freund« herrn Doktor Kains. Wenn noch etwas aus dem Schiffbruch gerettet werden sollte, mußte auf her Stelle ein Entschluß ge saßt werden. Die Krankheit bes Herrn Hartwig zeigte von selbst den einzuschlagenhen Weg Wenn der Unglückliche starb, so blieb Michaelu die Erhin des dritten Theiles seines Vermögens-, einer vollen Million! Eine Verwechslung her Medilennenie war ja leicht möglich, nnd da sie sich als Morphinistin vor aller lt bloßstell te, was machte das einer Person a s, hie an das Auftreten vor eineni grasen Publikum so gewöhnt war? Alles ssFol ende, meine Herren, ist säumt he ekannt als mic. Der ordversueh mlsgtilckte Michel-la lengnete standhaft Iehe Ssinlh Sie mußte es thun wollte sie nicht alles verloren eben. Ynfnngi waren beide keneighch chrnit einer halb-we II erheh ichs- Absanvifninme zu egnilg g.en Die Mernng. eins die Scheidnngii vorschlsge des Herrn etwiä einzu gehen war nur eins anövek Inn ein-e Mgröätrecntschcdignng heraus Mewess en ltjetschdiesym ihlen Mdee ver Wiss-Indien beilt her danten u sammeln. Der Borsisende J beeilte Ich, ihr wieder ein Stichwort lich.« Wlt die Untersucht heiItlvlseu out- W ndeten, es auf den Proces ankom men zu la en. Blieb ihnen »der Sieg. so wurde, alkulirte mein Mann, Herr rttoig»« lieber einen beträchtlichen heil seinesttterinsgens o fee-, als der iwuäge wungenen rau ihre lkU wieder einräumen. » weiß, ob diese Annahme nicht bestaiigt hätte, der Prozeß don Michaela gen-on worden ware. Und beinahe. so hörte ich, wöre dies der Fall gewesen« Die jun e Frau schwieg, nicht so wohl aus rsiidung als urn ihre Ge zu eben. « st Jhnen bekannt, ob Jhr Mann während des Prozesses in Berlin wart« »Nein.« - .Oder in London?' »Nein, doch ist beides wohl msgs »Eine Zeu in will ihn denselben Tag, an wel ern sein Brief aus Lon J don eintraf, hier im Gerichtssaal be « merkt haben." »Wenn möglich. den Brief lann ia jemand anders in seinem Austrag ab gesandt haben.« »Wann haben Sie ihn zuleht ge scheut« »Vor vierzehn Ta en.« »F Yeteröburgi ., ie sind uns noch die näheren Um stände der Rettung des rrn Doktor Kainz schuldig. Fühlen ie sich frisch genug, uns hierüber noch Auskunft zu erthetlen?« - Die Dame bejahte eifrig. »Ich bin nicht im geringsten angegriffen, mein Here.« Der Vorsitzende ließ ihr nichlsdestoweni er einen Stuhl brin en, auf dem sie Platz nahm« woraus te von Neuem begann: »Zwischen meinem Mann und Mi i aela war es ausgemacht, dasz sie ihn als Zeuge vorzuschlagen habe. Ebenso ausgemacht war es, daß er der Vor ladung unter teinen Umständen Folge leisten diirfe und könne« Daher verließ er Berlin und kam nach Pelersburg. Jch empfing ihn. wie man sich denten kann, trotzig und verächtlich. Er spar te leine Ueberredung, mich zu beruhi gen, denn er stirchtete mich. Treuherzig legte er mir eine förmliche Beichte ab, er verbarg mir nichts, so dasz ich jetzt in der glücklichen Lage din, mancherlei zu bekunden, was ich sonst nicht ersah ren hätte. Der Elendes Er hatte aum nicht nöthig, mir etwas zu verbergen, denn seine Absicht ging darauf aus, mich zu beseitigen. Meine Reise nach Berlin hatte ihm ge eigt, wessen ich fähig war. Eines - ages brachte er mir im Kassee Gift bei oder, vielmehr er wollte is thun --— sein zärtliche-We gn slöszte mir aber schon seit einigen « agen Verdacht ein, ich war auf mei . ner Hut, klagte, als ich taum an den Gebrau genippt und dessen abscheuli: 3 chen Geschmack verspürt, über plötzli . sonst-. ches Unwohlsein und irant den Kaiser nicht. Nachher sah ich, daß er das Getränt sorgfältig weggoß. «etzt war es vorbei mit dem letzten Net meiner Neigung für ihn. Der Schurte sollte mir büßen! Ich wußte, wo er sein l Taschenbuch verbarg, obgleich ich mich ? stellte, alg hätte ich reine Ahnung da- ] von. Jn der nächsten Nacht nahm ich es ihm fort und entfloh damit· Schon der nächste Morgen sah mich in der Privatwodnung des Polizeipriisiden-" ten, dem ich an der Hand der mir durch das Buch und seinen Inhalt geliefer- ; ten Beweise die ganze Nichtgiviirdig-J teil deg Elenden offenbarte." s »Und wag geschah aus Jhre Denun- » ziation?« »Der Herr Polizeipriisident, ' der mich erst gar nicht hatte empfangen wollen« versitgte die sofortige Verhaf tung des Verräther-L Jch füge gleich hinzu: umsonst, denn er hatte sich, aus dem Verlust feines Taschenbucheo nnd meinem Berschwinden aus meine Absicht schließend, bereits aus dem Staube gemacht.« ,,Entbielt denn das Taschenbuch die Beweise siir alle seine Verbrechen? Dann wäre es thöricht genug von ihm gewesen, dieselben aufzubewahren«t.« »Nicht doch, Herr Richter. Nur ei nige Briefe, von denen er sieh aus e wissen Gründen nicht trennen mostg weil er sich derselben zu neuen r pressungeversuchen bedienen zu können glaubte. Da sich aber zwei seiner Ver räthereien dadurckf belegen ließen, schenlte der Prä ident auch meinen übrigen Angaben Glauben. Dabei hatte ich noch von den wenigsten Vor kommnissen Kenntniß-« »Und auch ein paar Brief-e der Frau Hartwig befanden sich in der Brief h-— m—-..L-.2I- L ,,Deei Miete ver Inawmgia, ka, mein Herr. Drei Beiese äußerst gea vieenden Inhalt-, die et wahrscheinlich aufgehoben um ein Mittel zu haben, seinen Einfluß über sie zu -behaupten, wenn sie atg reiche Ervin vielleicht ver suchen sollte, sich Diesem zu entziehen. Einer der Briefe, nur aus weni eit Zeilen bestehend, enthielt die Miit ei lung von vee Hand der Frau Hart wig, wie sie soeben in Erfahrung gez bracht, sei Doktor Kainz, der hart näckige Spiishund, eigene zu dem Zweck nach Peteesbur und Rußlaetd gereist, um Sophia 5 assitosf —- also meine Wenigkeit ——- aufzufinden. Ek. Mario. mii e Schritte thun, die dro hende Geist r , abzuwenden Dieser Brief war icheelich vie Ursache seiner eascheniAbteise aus Berlin. Jch wußte nichts von dem Schreiben, daher war ich höchst überrascht-als der Präsi dent, nachdem ee et gelesen, ausrief M »Nein Zwei el. er bat ibn ermordet — Doitvr Kein wird seit einingan vermißt, er i biet in etertburg ver schwunden. Wissen ie nichts von ibmi" Betroffen verneinte ich. »Wenn wirklich ein Schurkenstreich an dein Mann verübt worden ist,’ sagte ich, ge ist sicherlich die Schenie des alten regorowitsch der Plas, wo et ausge hecit und vollbracht worden ist.’ So sort ordnete der Präsident, nachdem ich die Adresse des Lokals angegeben, eine Haujsuchung an, bei welcher Doktor Kainz zum Gliick noch lebend vorge funden und befreit wurde. Der Herr versprach mir eine ansehnliche Ent schädigung sür meine Begleitung — ich wäre ihm auch ohne das gesolgi, denn es alt ja, meiner Feindin den sicheren Sieg zu entreißen.« Das ist alles, mein Herr, was ich zu ·sagen habes« stach den Borfauen der geiirigen Tages hätte ich eine weitere Stei erung der dramatischen Handlun nl t sur möglich gehalten, und d trat sie mit der eriiblung lder Russin heute ein. Alle Anwesenden waren in fie berhafter Aufregung Als die Zeugin geendet. versammelten wir uns alle am Richtertisch. um die Beweise u be trachten. Der Vorsijende ent altete die Briefe, sie waren weifellos von der hand Michaelas. icht allein der Kommissionöratb bestätigte es, fon dern auch der Gerichtsdirektor selbst, der die Schrift mit einer Eingabe von ihrer Hand beiden Akten verglich. Das erste reiben, in rusfischer Sprache a efa t, schilderte das Ge lingen des r ettes, indem es ihre Verlobung und bevorste nde Heiratb meldete. Der Dolmet cher überseyte den Text —- mindefteni ergäib sich da raus tlar und deutlich das orbanden-« sein einer Verbindung zwischen Geni-l balsln und Michaela, ja sogar, wenn man zwischen den Zeilen las, die An-» deutung einer gemeinsamen Aktion. Nummer zwei, ebenfalls in rufsischer Sprache. enthielt die Meldung von der Reise des Doktor Kains. As werth vollften erschien indessen der dritte Brief, obwohl er kürzer war als die anderen und in Chiffren abgefaßt war, deren Entriitiifelung uns wobl nie mals gelungen wäre, wenn nicht die Rusfin den Schlüssel dazu geliefert hätte. Auf dein Zettel standen nämlich nichts als Zahlen in unterbrochener Reihe. »Diese Zahlen,'« erlliirte Frau Francini. »weisen aus bestimmte Buch staben in dein ersten Band von Tot ftojs »Krieg und Frieden« hin. Die erfte»3ahl giebt die Seite, die zweite "ie Zeile, die dritte den betreffenden Buchstaben an. Wenn die dritte Zahl unterstrichen ist« fo tomrnt ein ganzes Wort des Buches in Fra e. Jn der Regel neben aber drei Zahlen einen Buchstaben an, das Ende eines Wortes bezeichnet stets eine Null, die, wie Sie sehen, sich des öfteren wiederbolt.« ,.Aber wie lautet der Brief?" fragte der Vorsitzende. Dotter Kainz legte ein Exemplar des bezeichneten Werkes auf den THE-. Das Schriftftiict wurde in wenigen Minuten dechiffrirt. Der Vorsitzende verlas mit lauter Stimme den Wort laut: »Er lebt nochl Alles verloren, wenn er mich durchscheut.« Jn der Ecte stand noch, von Michaelas band geschrieben, der Vermut: »Wer Robe poft.« Lestere zwei Worte lieferten den unwiderlegbaren Beweis der Au torfchaft des verbrecherischen Weibe-. Der Banauier brach in Schluchzen aug, als das Schreiben verlesen wurde — der Arme mußte sich in ein Neben zimnier zurückziehen, der Gram über wältigte ihn· - Doktor Böbring betbeiligte sich mit leiner Silbe mehr an der Verhand lung. Stuinin hockte er an seinem-« Tisch, wie geisiesabwesend in 'feinen Alten blätternd. Für diese Sache gal es teine Hoffnung mehr »Nur noch einige Fragen,« sprach der Vorsitzende, »und der uns so un entwirrbar scheinende Knäuel ist e löst. Frau Francini, vermögen "ie uns die s ntentionen zu erklären, von welchen br Mann bei den Beziehun gen eleitet sein mag, die er hier zu zegisiedenen Dornen unterhalten »Der Elende! Er hat mich immer betrogen!« grollte das jtznge Weib nnd kamt-sie mit dem Fuß auf den Bo en. »So glauben Sie, daß nur die Mo tive eines Don Juan nnd keine rein materiellen Beweggrüns ihn geleitet haben?« »Herr Francini war eitel und nex liebt wie ein Affe,« stieß sie halii her vor. »Seine Eitelkeit und Genu sucht wurde nur von seiner Habsucht über troffen. Er pflegte gern das Ange nehrne mit dem Nützlichen zu verbin den. Wenn eins seiner Opfer etwa beiaß, so wünschte er nicht leer auszu gehen-« »Ich verstehe —- er war auch in tie fern Punkt wie in allen andern Betrü ger.« »Er beträgt die herzen wie die Geldbeutel.« »Sie wissen, daß er mit einer jun »en und angelehenen Dame aus den besten Kreisen Berlins ein durchaus ers-dies Verhältnis angesponnen hat te« « s »Ach hörte es von Doltor Kainz «'« » elche Ziele konnte er in diesem Fall verfolgen ?'« «Bielleichi dieselben, die er vor ei ni en Jahren tnit einer andern vor gbttnzn Dorne in Paris im Auge ge «Uns weiss waren MU« -Dc« MGM Geschöpf ließ sich von ihm —- ent iihren. Sie nahm eine bedeutende umme mit. Und mit einer noch bedeutenderen ließ si herr Francini seine Diskretion be ah en.« .Wissen Sie, wo sieh Ihr ann ge genwärtig aufhöltk« sra te der Ber treter der Staatsanwalt chast. »Nein, wie sollte ich? Yie Zeugin zog sich zurück, Doktor Keins trat nochmals an ihre Stelle. »Ich habe nur noch wenige Worte heanusngenf erklärte er ernst. »Mei ne esreiung verdanke ich nächst der Auslieserzzng der Dolurnente an den Pole eiprasidenten von Petersburg dur rau Francini der Energie des Poliz leutnants Petowsktn Der wa ckere Mann ruhte nicht, bis er alle Winkel des verrufenen hauses durch sorscht hatte. Die Helsershelter des Abenteurers waren leider entflohen, vermuthlich don diesem benachrichtigt. Der Vorsitzende erhob sich: »Herr Doktor, Sie haben wahrhaft Ueber-s menschliches geleistet, sich arosze Vers s dienste um die Enthüllung dieser röth- s selhasten Begebenheit erworben. Jclz s danke Jhnen im Namen des Gerichts s und der Gerechtigkeit! Sie haben uns i davor bewahrt, einen traurigenNechtsi s irrthum zu begehen. Wir freuen nis. Sie gerettet und wohlbehalten vor uns « u erblicken! Jrh schliegse nunmehr die s etoeisausnahme von euem und er theile dem Herrn Vertreter derStaats: « anwgltschaft das Worts anenor yorapner hor- rn wenigen» Worten die in den wenigen Stunden ; eingetretene totale Berwandlunk der Sachlage hervor. «Vor ein paar tun den waren wir alle von dem scheinba ren Unglück dieser Frau geriihri, von der Würde ihres Benehmens einge nom«’«en, im Begriff-, einem unerhdr ten Verbreaxn den Triumph zu ver-— helfen! Jetzt ist alles in das Gegen iherl vertehrt, Eis-It entrüstet, be fehiirnt, möchte ich agen —- doeh wozu bedarf es der nutzlosen Worte? An die-— sen Beweifen ist nicht zu riitteln, die Briefe bestätigen die Glaubwiirdigteit der Frau Francini ebenso alo die Mit theilungen des Dotter Kains, dessen Glaubwiirdigteit außer jedem Zweier steht. Das leitende Motiv der Zeugin mag sein, welches es wolle: die That fachen allein sind fiir uns maßgebend. Sie, meine Herren Richter, haben nichts weiter zu thun alsdie berechtig ten Forderungen des Alagers zu erfül len; mir als dem Wahrer des Staats: interesses liegt es ob, unverzüglich Maßreaeln zu ergreifen, das verdarbe rifche Weib nebst ihrem Bundesgenos ien der irdischen Sühne zu iiberlie— fern.« Auch ich beschränkte mich au weni ge Sake. »Hier sprechen di hatsa chen io laut, daß jede Bemerkung überflüssig erscheint. Mir bliebe nicht-: iibrig, als meinen Antrag zu wieder holen, wenn mir die Entwicklung, welche der allGeinLalsty genommen, nicht die P licht auferlegte, noch über den Rahmen unsrer ursprünglich-en Forderung hinauszugehen Die Ge rechtigkeit verlangi, dieser Nichts-dürs digen jeden, auch den lrnten Ansprnhp der sich an das heilige Boot-»der Ehe lniipit, der selbst bei der Auflösung dieses Bandes- nrsch zurückbleibt, zu entziehen »s— ich beantraae nicht mehr die einfache Scheidung der Ehe, fun dern deren Unaiiltinteitgserti;i-.una, neil Herr Hart-via durch einen tim ten Betrug zur Eingebung der Ver bindung bewogen worden iit und die Tendenzder Ehe seitens der Betrü gerin lediglich auf umnoralifche Zwe cke erichtei war.«' « ottor Währan erklärte, er toisse nach rein Eegebniß der letzten Stun den nichts mehr zu Gunsten seiner Klieniin u sagen. Der Gerichtshof rnö e eni cheicrn. wies er wolle und mii e. , Der Gerichtshof zog sich zur Bera ihung zurück. Sie währte nicht Las ge, taum eine halbe Stunde. Während der Frist ging »ich hinaus zu demBam quier, den Doktor Kainz vergebens auszurschten ind zu irr-ruhigen suchte Das zu erwartende Urtheil bot ihm leine Genugthuung für feine riesen wundete Seele. Die Entscheidung war so, wie wir alle erwarten darf-« ten: Der Gerichtshof sprach die Un qiiltigieii der Ehe des Commissons raihs Arthur Darin-in mit Michaela Rawinsta aus. Alle Kosten der-Ver « fahrenz fielen ihr zur Last . . . - Schluß der Erzählung des Doktor Kninz. Das ausführlich Manustript des Hzrrn Justizraths Dotiog Weber überhebt mich der Mühe, die einzelnen darin niedergeiegten Beqebenneiten noch weiter zu ergänzen. Jch habe mir noch nöthia, die Folgen des Genia tioneproceftes zu schildern, dessen Ent wicklung wir in diesen Blättern den Lesern vorsijhrtem Pf Urtheil wurde noch am selben Aben von den Zeitungen durch Ex itablötter bekannt gegeben. Die Be richte-steiler hatten zwar den Vet handlungen der entscheidenden Perso de nicht beigewohnt, sie nnilogerten aber, von ahlieicyen Neugierigen um geben, mä send des ganzen Abends das Justiz·edäude, nnt Ungeduld M Ende des Es rocesseg und die bei der Urtheilsvcrtiintignng zu erwartende Wiederherstellung der Oeffentlichteit betbeifehnentn Was sie vernahmen, war nichts als die einfache Entschei dnn , die Urtheilsgrilnde drängte der Ver ttzende in wenigen, den Thatbes fand kaum beeiihkenden Worten zu anmen. O» so — Mein Freund til-erlebte den Proceß als ein geistig und leiblich gebroche ner Mann. Bergen Auftegun , Schar-h Mitleid, Krankheit hatten sei W ne Krtisie nahe-e sein Ies st ausgebend got-eß Iris ein- In dern in d e nsamtett etser cilla yriich immer dan der IIM der "ngntßdose skoichiire ds· Disti rings neu merkten urcht sesngsti , Michaela sei doch d etletcht nur e n Opfer Amsel-tot Stundenlang saß ich bei ihm, um ilnn der tdiirichte Jdee auszureden: unter dem Gewicht mei ner Gritnde deschrdichiigte er sich u sehends, sobald ich idn aber derla en, lam die s e Idee don neuem iider ihn, den Rest eines gedrechenen Lebens wie ein spenst beschauend Jun gards aufapsernde Pflege rerniochte nichts über den bösen Geist dieser da monilchen Fran, der ihn seldlt nach ihrem Verschwinden dradmd um schwebte. Was mich selbst betrifft,» a war noch ein gesahrliches Nervenrtr.er die Folge meiner Leiden in dem Keller M Hasenschenlr. Meine gute Natur trug den Sieg davon, und die aus Petcråbur eintreffende Nachricht vsn der Verha tung nnd Verbannung je ner beiden Spicbubem des sämtli schen Wirths und seines rohen Knechts, trug nicht wenig u meiner Wiederherstellung bei. ie dir Schurlen estanden, war es schon vor her beschl ene Sache, mich in die E Schenie zu locken. und der liellerranm war eigens siir meine Aufnahme in den Stand geseßt worden. Man trug " sich erst mit der Absicht, mich aus dem Wege zu schaffen, der seiqe Adenleurer reraosz jedoch nicht gern Blut, wenn er sein Ziel ani andere Weise zu er reichen im Stande war. · I .- »t- ----As.... -- MU . .---«L--J - Lucia-une- qauk II Ists gen-equ- k kolteey noch am lelben Abend Wan zu verlassen; nie die polizeitichen Re cherchen ergeben, in Begleitung eines Mannes in Asbeitertleivuna, der nach : der Beschreibung niemand als Gem . balsty sein konnte. Die Berbrecherin » durfte ja nichts mehr von ihrem be trogenen Gatten verlangen· das Ur » theil sprach ihn jeder Verpflichtung los und ledig, fte behielt nicht einmal feinen Namen. Sophia Wassiloss lehrte mit einem cniehnltchen Geschenk nach Peter-barg J zurück — weiter weiß ich über-ihre feineren Schicksale nichts in sagen. . Die rathe Kätixe verließ bald nachher Berlin, um sich auswarts ihren Un . terhalt zu verdienen. Als ich sie zum leisten-nat sah, starrte ans ilxren Zü I gen eine sinftere Entschlossenheii« die nichts Gutes bedeutete · .. Berlin sei ihr zuwider, gal) sie ais Grund ihres . Viehabens an. ’T-er PolizeileUlnant Peromåtv empfing ein in einer statt Y lichen Hat-l von Goldsiichfcn bestehen « des Ge chenh to daß er wahrlich nicht Anlaß hatte, sich über die Freigebig - leit seines Schützitngs zu« beklagen. Meine liebe « rmgard -—— um anch sie nicht zu verge en -——- isi seit Jahren aliictttch an der Seite eines warteten Mannes, eben jenes Assessorä Härch . net, der als der Vertreter der Staats anmltfchast in dem unheilvolle-r Pro ceiz amtirle. Was ist aus Michaela nnd Doktor Gccnbalsty geworden? Vor wenigen Tagen ührte mir der Zufall eine aus Paris datirte Zeitungsnotiz vor Au qen, Deren Inhalt an meiner Stelle I sprechen mag: -. »Pari«3, 9· Juli 1898. In den Räumen eines Case chantani in der Ist-ne ver. . spielte sich gestern ein blu tigesx Drania ab. Aus dein Poiziiim natu- eine neii engaairte Sänger-ie iiltictiast Platz genommen, bestehend ans rein Direttor. einem Italiener, icirir muthmaßtietienfkraa einer Per son im isllter von etwa viezig » ahreii. viren verlebtexz i ficht die ASpuren früherer großer Ochsnheit nicht ver tei.,c.iiei, nnd eini en Kiinitlerspezias litäteii iectiith . anges, wie sie nur noch an solchem Platze mit einiger Aussicht ans Erfolg zu wirken vertan-« gen. Eben war die ,",Frau Mieter-ein« in einein Soleoorirag begriffen, mo ii Ver «Diiettor" vie Begleitung ipietie, als plötztich eine der Keltnei rinnen des- Lotals, unter ihren Colle gen unter dem Namen »der deutsche Ratntopf« betriiint,s ein sonst stilles, niir siir sich selbst unb mit sich selbst lebenbes Mädchen, von der Seite auf den Klavierspieler ziistiirzte nnd ans einein verborgen gehaltenen Revotoer mehrere Schiisse auf seine Brust ab seuerte. Noch ehe man es verhindern tonnte, richtete sie die Masse gegen die eigene Brust iinv brachte sieh eine lebensgesiihrliche Verletzung bei. Dei Direttor der Söngergeseklschaft ver schied nach wenigen Minuten. Die Mörder-in, deren Name nach ihmle gube Katharina Friedrich lautet, wnrs be in das nächste Hast-ital gebracht· An ihrer Rettung ist nicht zu akuten Ueber ihre Vergangenheit und das Mctiv der gräsiticben That vertoeiriert sie hartnäckig jede Auztunit, mein vermuthet eine weil inriietlie ende Liebesasiaire, denn die zunächst-Wen rkn Zuschauer wollten, ehe sie abbriicks te. aus ihrem Mund den Ruf rek noinnien aben: »Dort-or Gembaistg i bin öthe Friedrich!« Von der « rau Direttorin« ist leider auch tei nerlei Aiisinnft zu erlangen, Iie scheint lein reines Gewissen zu haben und ist einer etwaigen Vernehmung tr.ech die rasche Abreise aus Paris ausgekoichein Jhre Geno innen s« tannten sie nur unter dein s amen Wally, sie behaupten indessen, das sei nisr ein Kitiistlername gewesen, denn eininal habe ihr »Mann« ihr, als sie in eisersaelktiger Wirth ans ihn ringe drmigen sei, drohend vie Worte zuge rusem Michael-h du weißt-« Da set sie erblaßt und hat-»sich still auf ihren Stuhl e eßtf « Das alles,«tpas ich weißt LIMJ