DMW Ist-W « »- Frau Bankicr Haktwig. ( Ctiminat Roman von Friedrich Thieme. l » i I (19. Fortsetzung.) - Er verschwand-. Jn vhtkmöchtigkkn Zorn knirschte ich mit den Bahnen. Die lecke Offenheit des Burschen verhieß nichts Gutes· Er würde nicht seine Person so offen in den Vordergrund gestellt haben, wenn sein Entschluß, sich meiner zi- entledigem nicht schon gefaßt war. Was kam es diesem Manne auf ein Menschenleben an? Jch traute ihm das Schlimmste zu. trenn ich auch die Möglichkeit, man «werde, nachdem meine Freilassung seit die Pläne des Beträge-s keine Gefahr mehr in sich schließe, ein hohes Lös - geid aus mir herauspressen, nicht f r nusgeschiosfen hielt. Man konnte mir ja einen Eid»abzwingen, der mich ver pflichtete, nichts gegen den Verbrecher und seine Helfershelser zu unterneh men! Und wahrlich, ich hätte den Eid geschwdren und gehalten, denn selbst wenn man nur noch normalertoeise auf fünfzehn oder zwanzig Jährchen rech nen kann, läßt man sich davon nicht gern ohne Noth etwas abinapsenl Eine Stunde später erschien der wi derwärtige Mensch,dessen Veri ·’s mich hierher gebracht. Miirrisch setzte er einige Lebensmittel und einen Krug Wasser vor mich hin, dann schleppte er eine nnsauhere Matratze, eine ditto Decke und einen Holzstuhl herbei, die ganze Ausstattung, die man meinem Gefängniß verwilligte. Weniger ver bindlich als sein Herr und Meister. stieß er, für den Fall ich versuchen wür de zu entfliehen, fürchterliche Drohun gen gegen mich aus; erst nachdem er je doch einen Knecht von wahrhaft hil nenhafter Gestalt herbeigerufen, wagte er es, mich meiner Fesseln zu entledi aen. .5ch war nicht so thöricht mich gegen solche Uebermacht zur Wehr zu setzen; ohne ein Wort zu den rohen Gesellen zu sprechen, verzehrte ich meine targe Mahlzeit, um sodann mit gebundenen Händen schlecht genug auf meinem dar ten und nicht besonders warmen Lage: Zu schlafen. Jch versuche nicht, flinen die Qua len und die tödtliche Langeweile mei ner Gefangenschaft zu schildern. Der » Enatsfohn blieb von nun an meinj Wärter; täglich zweimal betrat er mei- : nen Kerker, um mir das Essen zu brin- : gen und Abends zur Vorsicht meine : Hände mit ftarlenBanden zu versehen. T Tagsüber erachtete man teine derartige l Sicherheitsmaßregel für nothwendig. Ein Beweis, daß man mein Gefängniß für sicher hielt. Und das schien es auch zu sein, denn meine Versuche, irgend-: i wo Mittel zur Flucht zu entdecken er- l triefen sich als vergeblich- Ringsum ? nichts als feste Steinwiinde unter mir ! ebenfalls harte Eichenbohlen von schier J undurchdringlicher Beschaffenheit Das « einzige Fenster ging nach einem Neben- J teller und war start vergittert. Fast · kam es mir vor, als diente der Raum, » den man mir angewiesen nicht das ! erste Mal zur Einsverrung eines den- j kenden und widerstandsfähigen We-; fee-s Außerdem, was bätte ich via-l chen sollen? Nachts war ich gebunden, J tagsiiber wurde ich scharf bewacht, je des verdiichtige Geriiufch führte meinen « Kerkermeister zu mir. der sogar jeden. Abend meine primitive Bettstelle sorg fältig untersuchte. Do yieiz es m oer Lhat sich m das Unvermeidliche fügen. Vergniiate Tage waren es freilich nicht, die ich in dem scheußlichen Loche verlebte. Kälte. chngetveile, Ekel spielten mir gehörig mit, dabei trug ich immer .dieselben Kleider auf dem Leibe, und erhielt nur von Zeit zu Zeit mit Mühe Wasser zur radikalen Stint-etwa Den Herrn Gembalsih bekam ich nicht wieder zu Gesicht, wohl aber beoleitete ver schar kische Wirth häufiq den Knecht, um sich »von meinem Wohlbesinden«, wie er höhnisch sagte, zu überzeugen Jeb versuchte, sowohl ihn als meinen Wär ter zu bestechen, es gelang mir aber nicht, die Spitzbuben fürchteten sieh vor Dretot Gembalsty, der einen wahrhaft unheimlichen Einfluß aus sie auszie üben schien. Einmal wagte ich ees in meiner Verzweiflung doch, ein paar Hilferuse qui-zustoßen da stürzte so sori der rohe Knecht in mein Gefäng niß und schwang einen Knittel so wild über meinem Kopf, daß ich oie Wieder hrlung aufgab, in der festen Ueberzeu gnug, der Versuch wiiroe mir das Le ben kosten. MeineGefnngenschaft dauerte lange, 7ast vier Wochen. Zuletzt ward ich or dentlich tiefsinnig, meine Gesundheit begann zu leiden. Jch verlangte Ge wißheit iiber mein· Schicksal, man antwortete mir nur mit mürrischenRe den. An dem Benehmen der beiden Seil-Leere glaubte ich indessen tu be merken, daß nicht alles in der nehiirigen Ordnung sei; einmal, als ich Morgens erwachte, hörte ich ihre Stimme im an stoßenden Kelter nnd unterschied deut ;i-ich die Worte aus dem Munde des her ienwirtlnh »Wenn der Herr Baron » lenken-sieht bald wieder-keimten so« — see Fortsesung erstarb in einem Ge - I . er. wisse Nirwana spannte meine Seele us vie selten Mit dein scro- meinte I er zweifellos Doktor Gembalsth. Der l Abenteurer war abgereist und iehrte ; wider-Ermatten nicht zurück. Was aber z würde man thun, wenn er nun nicht I bald zurückkehrte? Jch fürchtete es aus I zudenten Mehrere Male dachte ich da s ran, mich hinter die Thiir zu verstecken und den riesenhaften Warten wenn er I am Abend mein Gefängniß betrat, mit Hem Stuhl zu Boden zu schlagen, aber mein äinneres sträubte Ich gegen eine so gra liche That, deren Gelingen » überdies nicht einmal sicher war. Wenn s der Streich mißlung, war ich erst recht E verloren. , Eines Abends sprach mein Wärter z nicht wie gewöhnlich in meinem Kerker I i vor, auch arn nächsten Morgen erschien er nicht. Was bedeutete das? Eine grenzenlose Unruhe bemächtigte sich meiner. Wollte man mich verhungern « lassen? Besotgt erwartete ich denAbend : ich blieb wieder allein. Der hunger be gann in meinen Eingeweiden zu wit then. Noch eine aualvolle Nacht —- auch der nächste Morgen brachte meinen-iet termeister nicht zurück. Verzweifelt - riittelte ich an der Thür des Gewölbes-, an dem Gitter des elendenFenfterlochs, umsonst! Was mochte da vorgegangen fein-? Es herrschte eine so sonderbar be- « öngftigende Stille im ganzen Hause. Jch fand endlich den Muth, um Hilfe zu rufen. Niemand inm, wie früher, es mir zu wehren, Niemand kam aber auch, mir zu helfen. Endlich gab ich es aus« heiser und mit schmerzendemhalz, und setzte mich resignirt auf mein Bett mit dem festen Entschlusse, am Nach mittag noch einmal alle meine Kräfte an meine Befreiung zu wenden und dann ruhig dem Tod ins Auge zu schauen Ock OWQUJ UUILIIIIIIIIIS Nilus — während der Nacht hatte er mich ge flohen —- plötzlich erweckte mich ein lautes Geräufch wie von Fußtrinen und Stimmen. Emporfahrend hörte ich, wie man an der Thür meines Ker kers rüttelte, man führte Axthiebe ge gen die starken Buhlen; athemlos lauschte ich den willkommenen Tönen. Die sich so anlündigien, konnten nur meine Befreier sein. Jn der That, fünf Minuten später trachte die Thür zu sammen, mehrere Personen, die ihre Uniformen sogleich als Polizeibeamtee legitimirten, stürmten in ten Raum. Der Anführer eilte mit freudigem Lä cheln auf mich zu. »Ze» Doktor Kainsf «I er bin ich.« »Gott sei Dant, Sie leben noch, wir haben lange nach Jhnen sefucht.« Mitleidig betrachtete er mich — ich mag fchauderhaft genug auggefehen haben —- und reichte mir theilnahm2-· voll die Hand. »Wie darf ich meinen Befreier nen nen?« fragte ich mein bischen Nuffifch zufammernaffend »PolizeilieutenantPerow-tv," ver fetzte er lächelnd »Das Verdienst Ih rer Befreiung gebührt jedoch n: cht mir, sondern e: ner Dame« »Eine! Dan1e5« fragte ich erstaunt. ·"nJ-« »Und tret ist die Dame?· »Frau Eophia Francini.« Verwunrert dliclte ich Un nn. »Sie kennen Vie Dame nicht?« »Nein« »Nun Denn, Eophia Waffiloff.« »Sie —- o, das ift mehr Glück, als ich fassen kann. Die suchte ich ja, ihret wegen reifie ich nach Rußland!« »Um fo besser, mein Herr. Kommen Sie jetzt mit mir, Sie werden hun fein, unseren Jnformationen nach Fair die Verbrecher vor einigen Tagen be-· reits entflohen, feit dieser Zeit haben Sie wohl jeder Nahrung entbehrt?« «Jeder.« »So störten Sie irft den Leib, nach her wollen wir das übrig: besprechen. Kommen Sie!« « Trotz meiner Aufregung und Span nung iiberzeugte mich meinMagen daß fein Rath gut war. An seiner Seite verließ ich mein Gefängniß das, wie ich nun fah in der That aus einem Kellergefchoit der Hafenfchente bestand. Es befand sich auf der der Straße entgegengesetzten Seite des Haufe-H, meine Hilferufe mußten daher unge hört verhallen, denn das elende Ge bäude hatte als Nachbarhauser nur Schuppen und Mel-erlagen Mir war wie einem von tödtlichec Krankheit Genefenden zu Muthe, als ich auf die Straße trat. Ein Wagen wartete auf uns, wie fuhren ohne Zö gernin mein altes stel, wo der Wirth inich freudeftrahlen begrüßte. Ein gu tes Mittagessen und ein Giai Wein ftellten in weniger als einer halben Stunde das Gleichgewicht meines Kör pers wieder her; nun ruhte ich einige Stunden und nahm fodann ein war mes Bad imhoteh Der liebenswürdige Wirth eröffnete mir sofort eine unbe fehräntten Geer-in denn die Schatten hatten mich aller meiner Baarschaft beraubt und auch den in meinem Kof fer oftverborgenen Rest init dem Koffer selbst MMI us stund einer eisifch stmifm anshiin odi läs ver set-M rasen· Ver Mite- tpar zerme eefesbcn denn W ich hatte zur Zeit mein Reifegeld auf gebraucht und eben im Begriff gestan den, mir bei dem Petersbueger Ban quier fartwigT der meines Freundes Anwei ung fchon in Händen hielt, Er fat zu holen. Jest half mir das Entge tornmen des Wirths zu frifchzr iifche und einem neuen Anzug, dessen ich dringend bedurfte. » Gegen vier Uhr, als ich mich eben. in einen neuen Menschen verwandeis im Spiegel betrachtete, tehrte der Po lizeilieutenant Perowsty mit einer Dame zurück, in welcher ich Sophia Waffiloff, die geheimnißvolle Unbe tannte aus Petersburg, mit Worten überquellenden Dankes begrüßte. »Gut-lich am Ziel!« jubelte ich, »und gerade in dem Augenblick, wo ich mich am weitefien von ihm entfernt wähnte: Sie zu suchen, Madame, tam ich hier her, um Jheettoillen habe ich erdulden was ich erdulden mußte!« »Ich weiß es,« ermiederte die junge Frau lächelnd. »Ich hin bereit, Sie zu begleiten." »Aber der Proceß — wird er nicht längft entfchieden fein?« »Noch nicht,' antwortete Perowsty· »Er hat aber bereits angefangen, und die Entscheidung steht nahe bevor. Sie müssen morgen früh fofort abreifen. wenn Sie noch rechtzeitig eintreffen wollen. Jch verfolge feinen Verlauf im Betastung-r Journal, welches aus führlich ii r die Verhandlungen de richtY·« »So in es vener, nnr reisen yeute « noch ab," sagte ich entschlossen. .Bester Herr Doctor.'« warf der Po lizeibeamte ein, »Sie überschätzen Ihre Kräfte. Die Folgen der ausgestande nen Angst, der erduldeten Unbill wer den jth erst über Sie kommen. Gön nen Sie sich einen Tag wenigstens Er holung, ehe Sie sich der neuen An stren un« ausfetzen.« »Z, ilg fühle mich kräftig genug.« »Momentan, ja, wer weiß aber, wie es morgen um Sie steht. Wir haben nicht drei Wochen lang alle Hebe! in Bewegung gesetzt, um Ihrer habhast zu werden« um Sie schließlich noch als Kranken nach Deutschland zurückzu lchiclen." »Sie waren also von meinem Ver fchwinden unterrichtet?" »Gewiß. Von Berlin aus wurde nach Ihnen recherchirt —-— der deutsche Gesandte hat Himmel und Hölle inBe wegung gesetzt. Man äußerte sogar un verhohlen den Verdacht. unsere Polizei sei an Ihrem Verschwinden direct oder indirect betheiligt. Nirgends war eine Spur von hnen zu entdecken, und ohne Frau s rancini ——" »Wie haben Sie meinen Aufenthalt exiundet22Wie ist es Ihnen möglich ac wesen, mich u retten?« wandte ich mich an die ame. « »Sie sollen alles ersahren,'· sagte sie freundlich »Wenn es Ihnen aber recht ist« sprechen wir französisch, Sie spre chen das Russische sehr schlecht, ich das-; Deutsche so gut wie gar nicht. Sie würden ich kaum im Zusammenhang verstehen-, wenn ich mich unserer Spra che zu meiner Erzählung bediente.« »Ganz recht, indessen sind Sie eine Jtalienerin?« »Nein, nur init einem Jtaiiener ver heirathet. Jch hin die FrauGernhalsthg oder Wardoff’s, dessen wahrer Name Francini lautet. Waffiloff ift mein Vatersnaine.« »Alfo doch ein Italiener!" rief its in höchster Ueberraschung- ,,11nd Sie Sovhia Wassiloff sind -—-« »Seine-I’frau, ja — und fein rächen deS Gewissen," setzte sie düster hinzu. Wir nahmen darauf alle drei Piakk, und aus dein Munde Sophia Wassi loff’5, der Gattin des röthselhafteii « Mannes-, vernahm ich endlich die unei hörte Gefchichte.« Doktor Kainz hielt erschöpft inne, seine Kräfte waren noch nicht ganz zu: riietgetehrt, das Sprechen verursachte ihm große Anstrengung. »Ich bin hier Zeuge,'· endigte er, sich gegen den Gerichtshof verneinend. »Ich darf nur ausfagem wag mir aus eic; ner Wissenschaft bewußt ift. Die Ges fchixhte der unglaublicheantrigue mag · hnen Sophia Wassitoff felhft erzäh "en. Ich werde dann noch hinzufügen, was hinzugefügt werden muß.« Director von Schreiber erklärte hierzu fein Einverftöndniß5 da ich je doch die Nothwendigteit ergo , die Russin entweder in französischer oder in ihrer Landesfprache zu vernehmen, bedurfte man eines vereidigten Dot metschers, der denn auch während ei ner einstiindigen, uns allen zu ftatteii toinnienden Paufe herveigefchafft wurde. SophieWassiloff wurde sodann vor gerufen. Der Vorsitzende ermahnte fie, in allen Stücken nur der Wahrheit die Ehre zu gehen. Die junge Frau ver-« sieherte«in lebhafter Weife, sie werde nur sagen, was sie vor Gott und itz rein Gewissen verantworten könne. Sie trug überhau t ein lebhaftes, etwas oftentatives fen zur Schau; von we nig vornehmen Allurem ftriifte ihr Br nehnisen ihre elegante Toikette bei»nä herer Bekanntschaft Lü en. Jn meinen Arten hatte ich in dein chriftIiM·Be rieht des Doktor Aainz die Schilde W«-»s access-n welche seinerzeit die Wir-— thin der Peii ton Gövel von ihr ent worfen. Das ortrait war vollkommen zutreffend. · Ein Mcht sv scharf gefchniiten wie eine Kanne, tiein und in r, aber au epr te seinen, bei alle m nieht · von n eben, mit einein gutmü thtgen, wenn auch etwas dreisten La chen, hinter dein· fieh indesen eine von owns wiss-schamr- mischt seete sverbir t-- so hält Sovhia Waf tilpff nun persönin ihren Einzug f W in diese.Geschiihtr. »Sie unsit wie ein Stadtsoldat,« derichtete die Pensione inhaberin oon ihr —- die gute Frau hatte nicht übertrieben, davon sollte ich mich an einem der nächsten Adende im Hause des Comissionöraths überzeu gen,,;oo die edle Dame nicht nur den oorziigliihen »Forster« Hartioigse ohne mertdare Wirkung auf ihr Gehirn alle Ehre anthat, sondern auch beinahe eine ganze Schachtel mit start aromairschen russischen Ci aretten wohlgesiillig ::i Dampf ausliijtr. . Die Zahl i rer Jahre ichs te ich um zwei oder drei höher als « iihaelasz infolge ihrer tleinen Figur und ihrer Beweglichkeit behauptete sie im Allge meinen —— oder sagen wir besser aus einer gewissen Entfernung —- einen Anstrich von Ju endliihleit, dein ihre ein wenig abgele ten Züge in größerer Nähe widersprochen Mit leuchtenden Au en und fast lä chelnder Miene stand ie vor dem Ge richtstisch. Neben ihr der Dolmetscher » der ihr die Fragen des Borsisendkn iranzöiisch wiederholte, während er ihre in derselben Sprache gegebenen Antworten in gutem Deutsch wieder gab. »Sie sind srau Sophia Fraiirini. gebotene Was iloss?« »"- a, mein « rr.« »Ze: in die em Prozeß io viel Je nannte Dottor Gernbalsti oder Ba ron Wardois ist also Jhr Gatteisp a « , . , . ,.:Eein wahrer Name ist Frarnini?'· »Maico Franrini.« »Seit wann sind Sie mit ihm der-· l:eiratliet?« »Seit sechs- Jahren.« . »Hei-en Sie Kinderisp ,Wir hatten ein Kind« das ,aber pestorben ist« »Frau Francini. Sie sind durch die Bande der Liebe und Ehe an einen Mann gefesselt, der-in unserer Ver handlung eine wichtige Rolle spielt und gegen den Sie hier aussagen sollen. Das Gesetz legt mir die Verpflichtung auf, Ihnen zu sagen, daß eine Ehr frau gegen ihren Eheniann leinerlei Aue-sagen zu machen nöthig bat. Wol len Sie troydem bei Ihrem Entschluss, E Jhr Feugniß abzugeben, beharren5" »Wenn-ich wenn ich dari,·' der setzte Zodhia zögernd und offenbar unanaenehm berührt. »Sie dürfen ——- Sie müssen nur nicht »s- derstehen Sie wohl. Sie wol ten also?'· »Ja, mein Herr.« »Wenn ich Sie recht verstehe, ift Ihnen sogar daran gelegen, ae en Dottor Gembalsln zu zeugen? Die eis Verlangen erscheint bei-einer Gattin einigermaßen sonderbar. Haben Sie besondere Beweggründe, Jhren Mann zu hafien Z« es Die Augen der jungen Frau began nen zu glühen. »Ich hosie ihn. ja. ich hanc ihrs« zischte sie mit unwillkürlich geballtei FCULJ - . »Hu nnd eneriurrnig: »Nun ja — — ich bin es! Der Elend: hat mich betrogen, mit einein Dutzend Mädchen betroaen -—-« ich habe es ihni verziehen, denn er liebte sie nicht, -.r handelte aus Gewinnsucht — aber Michaela Rawingta liebt er wirklich --- er ist mir untreu um ihretwillen! Ich hasse sie und ihn!« Jch wars einen besorgten Blick auf den Banquier Hartwig. Ich sal; ihn erbleichen und die Lippen auseinander pressen. »Wenn man Jemand haßt,« fuhr-. von Schreiber fert, »so nimmt man esZ in der Regel nsit der Wahrheit nich: allzu genau. Man sagt ihn-. Böse nach, um ihm zu schaden. Sie stehen hier vor Gericht, Frau Francini, und miissen jede-Es Wort Jus die Goldrrsane legen. Wenn Sie Frau Hartwia oder Ihren Maan argen die Wahrheit de zichligen, io machen Sie sich eines Meineids schuldig und werden mit Zuchthaug bestrast. Begreifen Sie, wag ich Ihnen sage?« Die junge Frau schüttelte energisch den Kopf. »Ich weiß, icb weiß, mein Herr,« ries sie ungeduldig. »Ich liige nicht« brau che nicht zu lügen. Alles ist schlimm genug, wie es ist.« Seh glaube ·"hnen," erwiderte der Vor Wende ern , »und diese Herren wohl auch. Dessenungeachtet ist es un ter solchen Umständen zweiselhast, ob wir allzuviel Gewicht aus hre Aus-« sagenl en diirsen, wenn ie keine andern eweise beibringen als Jhe Zeugniß.« - Dotter Bshrina sprang aus mit ei-« nein Zug neuer Hossnung itn verstör ten Gesicht. »Ich protestire gegen dieBereidigung dieserDame!« ries er mit lauter Stim me. »Sie iebt selbst baß und Eis-r sucht als otiv ihres handeln-l an, ihr Zeugnis ist werthlos.« - Besorgt schaute ich nach Ddllor Kainz hin, der hasti von seinem Stuhl aufstund und siå dem Gerichte tisch näherte. »Sie verzeihen, Herr Direktor — Fran Francini versteht gewi nicht· recht, worum es sich handelt. - te Da me besitzt unansechtbare Beweise —, You Franeini, überreichen Sie desn rrn Präsidenten die Briese, die Sie mir seinerzeit gezeigt haben.« Sopbia nickte, zog eini e zusammen gebundene Briese aus ihrer Ta che ist-nd Fichte dem Vorsitzenden das Part n n. «« »Es wird besser sein. erst dte Er zählung der· Dame zu «ren nnd dann an der band der sei e t e Mand tojltrdtskett zu präsen,« erl rte der Di rektor· »Frau xrawinh saßen sie uns sie-, was te wissen.««« W Bereitwillig lam Frau Franeini der Aufforderung dej Gerichtsdireltorz nach; die Worte floffen wie ein Strom von ihren Lippen. eh übergehe die Zwischenfragen des orfi nden und des Vertheidigers der Be lagten und gebe in fol ndern das Zeugnis im un- . geftörten Hfamrnenhang wieder. Marto raneini, fälfchlich Gern-— balsty oder Baron Wardoff, war acht unddreißig Jahre alt. Er wurde bon italienifchen Eltern in Nowgorod as boren; rnit zehn Jahren verlor er fei nen Vater. feine Mutter hirathete einen Polen, und der Knabe, der einen offenen Kon besaß. hatte bei dem Stiefbater fchlechte Tage. Mit zwölf Jahren lief er davor-. um sich einein wandernden Tafrhenfpieler anzufelzliex fzen, ter den intelligenten Jungen bei , der Ausübung feiner Kiinfte gut bren- « eben konnte. Der Knabe tam auf diefe Weife weit herum, bereifte Rubinen-, Deutfchland, Oefterreich. Italien, Frankreich. Spanien und Enqlmid. , Ueber-all bielt er Augen und Ohren of- « feis, und da er auch späten-einige diefer : Länder wiederholt und auf längereseit befuiifr. frrach er ihre Sprache mehr oder minder geläufi , vor allem italie nifch, der-tsch, enali ch und französisch. Später wechfrlte er des öfteren den Prinzipal, ja er unternahm Gefchiifte auf eiane Hand, gab Vorstellungen un te: hoch-klingenden Namen« trat auch wohl, infolge feiner Neigung, etlan Vornehmen daizuftellem biet- und da unter falfckern Namen und Titel anf. illiit den Erfolgen feiner Taschenspie lertunftfiiicle nicht zufrieden. wollte er i mehr fein als ein bloßer Preftidiaitn- l teur: er benutzte feine Gewandtheit Jud Fingerfertiqleit um sich in London als Medium, in Paris als Magnetifeisr i· bewundern zu lassen. Seine alle Gren- ; gen i.berfchreitende Genußfucht führte ihn früh schon aus direkte Abweae: wo ein ehrlicher Erwerb nicht möglich war. mußten feine Kunstftiicke aughelfen. Er gefiel sich darin,» in fafliiotiaveln Zirkeln als vornehmer Herr Zutritt m erlangen, wobei er die aläubiqeiicäclzafe -» ins Spiel zum Dnnl fiir ihre Ver- ; Vertrauensfeligteit gehörig runka ; Bald leate er sich den Grad eines Txcs ; totg, bald den Titel eines Baron-J oder « Grafen lei, er beriilprnte sich ebenso T wohl grofren Vermöeeng als feltenrr liünsm wie des doppelten Gesichts, der Suaaeftikruktrait, der Geisterfederei I und cller ins-glichen andern Eigenschaf ten, fiir die sich Gläubiae fanden pder erkennen lieben. ’" Sophia war. als sie ihn vor lech- E Jahren lennen lernte, Kellnerin in ei — ne:n Reftaurant in Peter-stinken Ob mshl rr ibr an Kenntnissen und Bil: , rang weit überlegen war. heirathete » F fir, vermuthlich, weil er einestheils des - vicierenten Lebens überdrüssig war i anderntheils ein gefügiqu Werkzeng fiik feine Pläne in ihr zu finden hoffte i Sie liebte ihn wirlliclk und blick. e soll hohen Stolzes zu ihm empor ·—— rr schien ihr beinahe ein höheres Wesen, kenn fre war in einer nichts weniqer als idealen Umgebung aufgewachien Jedenfalle war fie ihrn bas, wag er n-,iinfchte fie kannte leinen andernEin fluß als feinen Willen. Beide lebten auch ganz gliialich, bis Michaela Ra l winela ihren Weg lreuzle . Es gefchah dies ungefähr drei Jahre ; vo: Beginn des Processes in Nizza iro sieh der erre ndteJtaliener während der i Hochfai on alr- Mem sis Benotli m: -.: ariftolratiichen Gefellfchait beweates Der «Kartentiinftler« machte vortreiis lche Geschäfte, nur mit her Haltur«.q feiner »Gemahlin« zeigte er sich nie-in recht zufrieden-, ihr Auftreten erfchien i ihm nicht nobel genngJ Da fiihrte ihm l ein aliiellicher Zufall Michaela Ro lrsinsta in den Wer-. die als Gefellichais - trrin einer fchwindftielniaen Franzöiin J I ! i i dorthin actomnren wor. Beide unter f hielten und - verstanden sich. Frau ; rini sand in Michaela eine Frou, trse e« sie siir seine Zwecke brauchte, bild- z schon, gebildet, ter.ntnis3reich, elegant .· und strupellog. Noch tannte man sich " nicht vierzehn Taae, als Michaela '«e s reite ihre ihren Neiaungen und ihrer-i linabhöngioteitssinn wenia angenehme « Stellung aufgab und als »Gesellschafs teiin Sophia6«in die Höuglichteit des . »Marquig Benotti« übersiedelte. Von « Nizza riefen den Abenteurer seine »po- ! titiscben Geschäfte« sür längere Zeit « such gütig-, wo sich vie Gesellschaft-tin I in eine hochadlige Cousine verwandelte. i SCHM- Wasstloss hielt ihre Schilde- . rnno der gemeinsamen Lebensweise im s : I l eignen Interesse nur kurz, sie erwähnte noch eines mehr oder minder längeren Aufenthalts in Paris, Eins, Wien und Rom. Michaela diente dem gewiegten « Hochstapler als Lockvogel sowoh! als- I auch als Schaustück, da sie siir seine , hphnotischen Versuche ein äußerst ern t psängliches Objekt abgab. Nicht nurt besaß sie wirttich einen gewissen Grad s von Suggestibilitöt, sondern sie war auch eine ausgezeichnete Comödiantin, « die das, was der Natur nicht getan-» durch d·e Kunst zu ersetzen wußte. Seit ihrem atiser Aufenthalt hatten so wohl Franeini als auch die stimmt-Hin sluß vollig unterworserte Michaela die dort so verbreitete Gewohnheit des Morphiumgenusses angenommen. An sänglich hielt Sophia die schöne Lands männin, aus deren körperliche Vorzüge sie don Anfang an mit unverhehltem Neid blickte, nur siie die Gehilsin ihres Mannes; der immer zärtlicher sich ge staltende Bettehr des Pärchens über zeugte sie jedoch bald genug von dem wahren Sie-nd der Dinge. Die Folge mitgen unliebsame, theilweise äußerst erregte Seenen gewesen sein, denn Gembalskh schickte Sophia schliesslich nach Peter-barg zurück und sehte mit Michaela seine Reisen allein soet. Na —.-- -..-- . . .-—.- M tiirlieh entiachte dieser Schritt den höcky sten Zorn der jun en Frau, und schon damals faßte die Zdee in ihr Watte-L sich an dem treulo er. Mann und r Jntri antin zu rächen. Bei e· lehrten endlich nach Peters burg zuriirt und ogen von neuern in die gemeinsame ohnuna ein. Es war um dieie . it. daß Francini in dem Club Zutr tt erlangte, in welchem dann Benauier Hartwig durch Katvelin ein geführt wurde. Dein im onirenden Wesen des ,.Baran Wardof ", wie er sich in Petersbura nannte. war es ein Leichtes. dte nähere Bekanntschaft eines der Mitglieder zu machen, der den geistvollen Mann in die kleine Gesell schaft mitnahm. Er selbst wußte dann die Einführung Michaelas zu bewert ftrlliaen. Unter den Bewunderernz die sich sofort um die angebliche- Zurichtt Sturentin sammelten, zeichnete sich durch die biederiten Manieren der deut sche Banguier aus« Als Michaela zu Hause von ihrer neuesten Acquisition erzählte, äußerte Gemhalstn lachend: »Mit dein Kerl wäre vielleicht etwas zu machen —- ein Banauier muß doch reich sein« Das junge Mädchen wurde von ihm veranlaßt, den Verehrer u ermu tlxiaem mit ihrem seinen p hehr-logi schen Jnstintt errieth die schlaue Jn trigantin aus der Stelle, wie der deut sche Idealist behandelt werden müsse. Sie war bei aller Freimiithigleit und Sicherheit die Lauterteit und Unan tastbarkeit selbst, sie verlehrte mit den Männern wie mit ihrezgleichem ohne durch ihre weibliche Schönheit die ge ringsten Portheile zu suchen. Unter dessen zog Francini durch ein Aus lnnitrshureau nach den Verhältnissen Ocsrtivigs genaue Erlnndiaungen ein; sie fielen so glänzend aus« daß die Ver biiisdeten einen raffinirten ja wahr lsair teuflischen Plan ersannen, den Wirklican um einen guten Theil feine Veimögeng zu erleichtern. Sophia ward, wie sie offen gestand, mit ins tksi mvlott gezogen, ihr Mann hatte sich, die Eifersucht irr in alle feine Ges lzeimnisse einaeweihtenGeiiitirtin fürch tend, mit Erfolg bemüht, sie wieder u reriiihnm liebte sie ihn doch bis-. rur Schwäche, und irer liebt, ist betanntlich leicht überzeugt! um seinen Hin-en zu erreichen. ans-in Frcsncini auf die Idee, Michaela sollte sich als Retterin des Deutschen aut iuiilen. Sie selbst warnte ihn vorher »zum Eil-in vor War-dass und unüber leaten Äußerungen brachte aber an ivnein Abend im Club das Gespräch selbst iind ioie unwilltiirlich aus ein politisches- Thema. Ihr Genosse stand in der Nähe, bereit, die Gelegenheit Zu bei-nisten. Die Warnung und alle übri gen Manipulationen Michaelas muß ten die Meinuna in dem Fremden er neuen, der Bari-n habe ihn denuneirt und er stehe vor der Alternative, zu sliehen oder die Schrecken der rus siichen Kerler und Sibiriens uber sich ergehen zu lassen. Natürlich war alles eitel Spiegetsechterei. Wardoss war es nicht eingesallen, den Deutschen an zixzeiaen Der Besuch des Polizeibe amten, eines mit Gernbalsth in Ver bindung stehenden Subalternbearnten der Petersburger Polizei, bei Kaweliin sollte die Wahrscheinlichkeit der Sache nnd den Ernst der Situation vermeh ren. denn dass Kaivelin den Geschäfts sreund sosort von dem Vorfall in Kenntniß setzen würde, erschien selbst iirstiindlich Denselben Zweit vesolgte das Billet und die mnsteriöse Art der Einsiihruna in die Hasenschente, eines verrusenen Lorals, dessen Inhaber ein Etsieszgeselle Francinis war. Der an act-liebe Bruder Michaelas war der Bruder Sophias, der veriiieintlictie Isolixirileutnant Janatiess ein entlaiie netEudalternbeamten Für den Fall, daß der aroszartig angelegte Plan sich nicht als durchsuhrhar herausstellte, wollte man auf diese Weise wenigstens elrras aus dem Millioniir herausschla gen. Doch vertraute Genibaletn auch in anderer Hinsicht der erprobten Ge schicllichteit seines Wertzeuae5, das während einer so langen Reise, auf trilcher vor der Welt der Schein eines so nahen verwandtschastlichen Verhält nisse- ausrecht erhalten werden mußte. schon Gelegenheit sinden würde, die letzten Bedenten des liebenden Witt wers zu überwinden. Ja, es erschien dem Abenteurer sogar sicher, wenn der Banauier den entscheidenden Schritt sertl»don Russland und Petersburg un ternahine, da er dann nicht mehr in der Lage war, nach dein Gegenstand seiner Anbetung Ertundigungen einzuziehen. IS- reiste Michaela, während ihr Be gleitet alle Beiingstiaunaen eines Fluchtlings empfand, in aller Seelen tube lelblt des gefällchtm Passe-i däiie inan nicht bedurst« er diente ledialich dazu,.den Betrug zu vervollständigen und dein Bette-neuen iiir alle Fälle eine entsprechende Summe abzuneh inen. Jndesz sich aber die Zittichek Studentin den Anschein gab, als süae sie sich. indem sitstch zu Vertraulichtei tm argen Dorthii kutschte-le nur dem eranader Umstande, reizte sie zugleich iLMO Lttbk Mis· äußertte und erreichte nicht nur ihr Ziel vollständig, sont-km tut-M such« durch itne Sicherheit und Gewaddkhett Ihre nicht leichte Ausgabe aus die Dauer durch, sa sie gefiel sich Cuimlzmend in der Rolle der reichen Commissionsriithin Gab sie sich doch iikm erste-mal tür etwas. was sie Mkmch Mik- es war Wahrheit, tein bloßes Schelm sie seierte sogar allern hslbm Triumphe in der Gesellschast Gottlekungzizy · Zions-m vakzspuz und Sternsch emviszslm Unterschied wie zwischen Sie Un «