Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 15, 1900, Sonntags-Blatt, Image 10

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    CI
» Ossener Schreibebrief von «
Unser saht is jeffkomplietet un
eer Phil is ganz eck eitet for lauter
set-kning daß alles so schön geworde
is. Ich sage Ihne, mer den awwer
such e Bilding gerehst, sell is e Pieisch. ;
:: gleicher Erd geht met die Dohr s
eneix dann is links die Ticketossis un
rechts geht mer enunner in de Zeller.
Wann mer grad aus gehn dudt« dann
tonnnt mer in den Bahn-ahnt. Biseids
vie Frontdohr bot das Bahrrudm nach
lZwei annere Todes-: eine an die Seit.
for Sonntags Juth wann alle-;- ge-v
lactt sei muß, un die annere in die ,
Rier, wo die Kostiemersch, wo sich nit
-behese," enausgeschmisse wer’n. Do
könne Se sehn, daß mer alles ins Auge
gehabt henx jesser, wann mer heutigen
Dage- Bißnes duhn will, dann muix
euer schmart sein. Mer hen auch hitz
nig die Bahr en Heidrant von die Was
serieitung gehabt. Sehn Se, es hot
Kostiemersch, wo ihre Drints nit steure
konne, wann se sio streng sin. well do
duhifmer e wenig nach-helfe mitauå
daß Jemand ebbes von nohtisse dubt.
Woan mer die Sieben-es in die zweite
Stohrie enuff gehn duht, dann koinrnt
sper in die Habt Schie wiß. sell is
tvswer e Deimtie Der Flohr ig Don
Hartwudd gemacht un dann den mer
eingserum an die Wahl Tinnschicig s
gemach-a Die gucke wie Lucking-:
Giässes un wann emol e Feit odder
sonst e Eckzident häppene duht. dann
könne se nit gedemmetscht wer’n. Mir
wisse gut genug, daß die junge Jenlie:
Buwe, tvso zu so Dänzes gehn, manch
mal arige Raudies sin un denke, se
hätte kein Fonn gehabt, wann se sxch
nit ganz gehörig die Köpp verdam- ;
tut-tschi ben. For den selwe Riesen hen -
mer auch die Schendliers von gälwe.
neisi Eiren mache lossc. O, ei tell jub,
mer muß arig kehriull sein. Biseids
daß here mer noch e annere Inn-rules
rnent eingefuan Der Bartender, wo
hinnig die Bahr stehn dreht, der braucht
nat en Betten zu pusche, wann e Fest
starke dicht, un in Seelend is die hohl
sc- dunkel wie e Pelzkapp, odder en
Schimmenir. Wann das noch kein "
Gut dunb dahi. dann kann er en an
nere Betten pusche un aus e Hohs
trerd die ganze Hahl voll Wasser ge
sprenkelt. Ich denke, wann das nit
schafo dann könne mer das Bißnes
ufsgewwr. Mer hen alles sein gesor
nischt un ich muß sage, es hot alles
forscht reht geguckL Der Phil hat ge
sagt er deht e große thming halte
un do wär er schm, daß er e greises
Bißnes duhn dehtx oss Kohrs müßt
gesehft wer’n wac- nor möglich war un
ir- die erfchte Lein derfte mer nit so I
viele fremde Help beierrr. Do dein der ?
Praffit druff aebn Un dann Iebte die H
Webtersch aucki all an e trockene Lkn-- «
wer leide un billige Wein tbnnte se aar
nit stende. Das wär zu eckkpenzif so:
ihn un for den Nieer müßt vie ganze
Fämillie mitbetfr. Ich müßt in Die
Ritschen sein un zxs das Loche tende,
bitahs alle Leut wüßte, daß iche gute
Kuck wär. Er deht Zu den Seller
tende, da hätt er die mebrschte Nas
letsch dazu. Die Miß Wedesweiler
müßt in die Ticket-Qisis, bitabs die
wär die gutguckigste. Der Johnnie
miißt an die Kostiemersch wehte un die
annere Kids müßte hinnig die Bahr
sein« for die Gläser zu wasche. Mer
dehte dann noch en Nicter nemme for
die Disches zu wasche, bitahs e Meedhe
könnt mer ja jetzt nit mehr for so en
Schopp kriege. An die Bahr so müßt
en Bartender un er selbst deht als e
wenig nachgucte, daß alles strebt wär.
Ich denke, die Eidieg von den Christ
fkn ahlrecht gewese, ans-wer ich hen doch
Uspeckteh daß nit alles so schmuht ab
laufe hebt. Wisse Se. ich sin nit sub
perstisckxs, ather wann mich mei Nies
Mel-, dann häppend immer ebbes. Der
Pbil bot Jntvitehschens ausgeschickt
atvwer an die Dohr bot jedes e Ticket
laute müsse. Er bot gesagt, das deht
er nur« daß am erfchte Owend die
Itaan un diesseits fort bleitve behie.
Mer hen e Ortestra gehabt un e Kraut
is komme« daß ich eckspecktet den, die
bl deht beste. Der Weil hvt e Furt
ht odder wie mer nff deitsch sage
duht en Mllotehl angehabt Un e
Ieises Recktei un ich kann ane sage,
, et bot Mikseit aeguckt Ost Kobrs
Ist et en» Ileene Scher gehabt un alles
ever in tne beste Schein-. Rath ben
. Im e W Mehrst. e daß die
Cef in de Jud-nor fm kom
m. M se , cat, ei wär fein un
BIUORIY Ichlpuuuzhnienit
I dai Sopper. do ben mehrere promi
« nente Pudels Spietsches gemacht, o, es
f Var emg schön, wisse Se, ich sit als
— emol obftehs geschniett for e bizche
; trag-·- zu höre un ich tann fhne sage, o
! Ich den ordentlich praut ge fehlt, daß
. Ich sc e schmarte Eidie gehabt hen.
s Oss Kohrs hen ich nie nit la stehn
Hör-ne. Ich hen answer mein eind
. uffgemacht gehabt, daß ich das nächste
rnpl mich en Kuct kriege wollt, denn ich
I sin doch fozusage guck- en Mensch un
gleiche e wenig Fonn zu den. Wie
das Este ins-ver gen-etc is, do hot der
» Phil gesagt, jetzt deht's Bißnes start-.
! Jetzt is nämlich gedanzt worde un do
! hen die Gefcht Dorlcht kriegt. Well
es ware fso ebaut drei Dänzes irr-mer«
un der Phil hot grad die secher Lohd
Battele obstehs geschafft« do hvts uff
ermol gestort zu regene. Jn leß denn
ne teim hot’s gebohrt un die Leit sin
duchenanner gelaufe wie e heetd
Schick-T Der Phil is reit binnig die
Bade gelaufe, bitabs er hol reiteweg
gewüßt. daß ebbes mit die Sebftie
Hob-s los war. Un schuer genug not
der Johnnie do gehockt un bot gefchlofe
un hol sich mit den Buckel ege den
Butten gelegt gehabt. Der hil war
so eckfeitet, daß er in die Angst de
verkehrte Betten genascht hot un
brmmj do sin usf eenwl alle Lichter
ansgange un es war pttschdart in die
Hat-l; do hätte Se ernol sehn sollt
wie die Leit fortgeronnt sin; wei die
fu: geronnt. als wenn der D— din
nig se Ur! Was ho’s ausgemacht,
daß es gleich widder hell geworde i- —
Vie Leid, die zuerfcht gefohtt ware un
kann ins Dunkle gesetzt sin worde, Die
mußte eckfpeckte, daß se die nächste
Minnit geschmele wer’n debtr. Das
Bißnes war gedahn un mi: hen e
Wutb gehabt, daß mesdie ganze Hat-l
cm allerliebste mit dem Hätschet zu
Sticker gefchmiifcht hätte. Jch den«
cwwer gewußt, daß ebbes häppene
richt. Was werd dann jetzt das nächste
fein?
Mit beste Niegabrds
Lizzie Hansstengei.
Verwandte Naturen
Erzählung von Momjoneutz
Kaum aing die Thiir auf. als Remn
in die Wohnung stürzte. Aber der
Diener hielt ihn zurück.
»Der Doktor hat strena verordnet,
daß man nicht das gerinqite Geräusch
mache . . . und vor Allem, daß man den
Herrn nicht zu lanae sprechen läßt . . .«
Auf den Fußspitzen gelangt Remv
in’s Schlafzimnierx sich auf den Bett
rcnd segend. dustete er leicht· um sich
bemerkbar zu machen
Der Kranke wandte-ihm cen Kopf
U
Da
»Ah, du bist es . . ich dante dir, dass
du gekommen bist . . . .«
»Wie geht es dir?«
»Ziemlich gut fiir einen Menschen,
der sich verfehlt dat. Die Kugel hat
meine ganze Stirn durchbohrt und ich
bin nicht todt; es scheint selbst, daß ich
einige Aussicht habe, am Leben zu blei
ben. ’S ist um wieder anzufangen . .«
.Sprich doch nicht, das wird dich
erniiiden . . .«
«Laß mich, ich muß es. Du erinnerst
dich des Beginns meines Verhältnisses
zu hedwig?«
»Der Ameritanerin?«
»Ja. Sie schien mir Anfangs ent
gegenzukommen, und ich selbst antwor
tete ihr mit einer wahren Leidenschaft.
Doch plötzlich änderte sie ihre Tattit.
Je mehr meine Liebe zunahm, um so
reservirter wurde sie, und eines schönen
Tages eritärte sie mir rund heraus.
daß sie bedauere, so weit gegangen zu
sein« die Zukunft schiene ihr voll von
unglücklichen Wem-nagen weiche sie
vermeiden wollte, ehe es zu spiit sei.
Kurz, sie zog sich aus dem Spiele. Bit
ten, Drohungen halfen nichts. Jst
kämpfte mit mir, so lanqe ich tonntex
und dann schritt ich zur That. Und
nun! Du wirft lachen. aber das ist mir
gleich. Jch denke, daß sie bei der Nach
richt meines Selbstmordverfuches sehr
ergriffen sein wird. daß ihre Empfin
dvngen sich ändern werden . . . Ich
mischte gern, daß du in meinem Ra
inen zu ihr ain est. Das würde noch
das beste Mitte sein, um . . .
»Du glaubst wirklich. daß. . . n
deZeThuh es ist möglich, ich werde n
ge n.«
I Lt,s —.LI --«L L-—.l
»Yi1lllc, suluc UUJ Ochs Its-w qcurc
hin, sogleich... Jch werde mich un
terdessen ganz ruhig verhalten, ich ver
spreche es dir! Jch glaube, es gebt mir
schon besser . . .«
»Und wenn die Antwort nicht gün
stig lautet?«
,Ich wiederhole es dir: Es wäre
zum Wiederansangen . . . Aber ein
Etwas sagt mir, Vertrauen zu haben.
Geh, mein Alter, geh!«
Remy verließ ihn, nahm eineDroschte
und nannte die Adresse von hedwig.
Unterwegs bemühte er sich, die ersten
Worte dieses Geschöpfes zu erraihem
»Wenn man sest entschlossen ist, sich zu
tödten, dann geht der Schuß nicht
fehlt" Und er reate sich dabei aus,
eine schneidende Antwort zu finden. Er «
ward erregt bei dem Gedanken, daß
diese hedtoig überall-in ihrer Welt von
Abenteurern und zweiselhastenExisieni
zen die Geschichte von dem Revolvers
schoß aussprengem von seinem Besuche
bei ihr erzählen konnte. Allein, sagte
er sich, daß sie sich vorsehe. sich nicht
vergesse und nicht die Boöhoste spiele:
Oh sie in ihren eigenen Räumen sei,
sollte ihr wenig nähen, er würde ihr
nichts er porent
Man hrte ihn in den solan, des
sen geschaut-volles Arrangement ihn
,—-——
etwas überraschtr. Bald erschien eine l
große briinette Dame von liebenswür
digem Aeußern.
»Sie kommen im Namen Alfred’s,
Herr Remy?« i
»Ja. Jch bin beauftragt, Jlmen eine
trciiirige Nachricht zu bringen« .«
Und dann setzte er sie von dem Ge
schehenen in Kenntniß. Mit einer
gleichgültigen Höflichkeit gab hedwig
ihrem Bedauern Ausdruck.
»Arm» Junge! . . . Jch hätte nie
mals geglaubt, daß er mich bis zu die
sem Grade liebte. Ich habe vielleicht
Unrecht gehabt. ibn vor einiger Zeii
stählen n lassen, daß er mit . .. eher
spmpat isch war. Aber er bat sich einer
iirigen Meinung iiber die Natur einer
ganz ireundichaftlichen Empfinviing
hingegeben . . . Jch weiß wirklich nicht
wie ich meine Theilnahme, die ich an
ibm habe, bezeiaeix soll. Sagen Sie
thin, ick bitte Sie, ivie betrübt ichiibek
die Nachricht bin, die Sie mir aber
biinwen . .
»Es giebt ein fehr einfaches Mitten 7
Alsred licht Sie his zur Narrheit, und
wenn ich ihm sagen lönnte. dali» diese
unt-verlegte Probe seiner Zunugung
in Ihren Empfindungen ihm gegen
über einen Wandel hervor-gerufen hat«
so hin ich sicher, daß wir ihn in eint
gen Tagen heilen werden. . · .«
Hedwia iiherleatr. «
»Leider ist dies nicht möglich, Herr
Nemh, weil ich liigen würde. Jch lann I
ihm nur —- heute weniger wie iemats
-—- eine Freundin sein. Sehen Sie, in
Herzens-suchen nützen Gründe nichts,
empfehlen sich auch nicht. Ich liebe
Alfred nicht. Es ist weder sein Fehler,
noch der meinige. Was- es nun ande
trifft ihm eine Sache zu sagen, die ich
nicht denke, selbst um ihn zu heilen.
nein. nein, nein! Das wäre nicht ehr
use-.
»Das Leben eines Mannes, was he
deutet das siir eine· Frau, ist es nicht T
wahr?« »
»Oh! Jetzt kommen Sie mit großen z
Worten. . .. Jch verzeihe sie Jdnen
mit Rücksicht aus Ihren Freund. Doch i
lassen Sie uns sehen, here Nexnyx weil
es einem Manne paßt, sich in mich zu
verliehen, und weil es ihm zufällt
seine Phantasie his tu dein Punkte zu
treiben, daß er sich tödten will, warum
folgt daraus-, daß ich verpflichtet hin,
die Seine zu werden? Das wäre em
vhrend. eine Turannei. Ich habe Ih
nen gesagt, daß ich Ihren Freund nirkit
liekte: nun wohl, fein Selhstniordveri
such stimmt mich noch weniger zu sei
nen Gunsten. Er hat anscheinend nur
daran gedacht, oh todt oder überlebt-nd.
Nutzen daraus zu ziehen, sei es nun
aus- meinem Mitleide oder in meiner ;
Erinnerung. Was ich Jhnen sage. ?
misifiillt Ihnen, verletzt Sie? Jsrb "
möchte noch etwas hinzufügen, was
Sie vielleicht auch in Erstaunen ver
setzen wird, Sie, der Sie, wie mich
diintt, gerade leine ichmeicheltsastr
Meinung von mir haben: Jch halte den
Mann siir einen Dummtopf, der sich
für eine Frau tödtet und . . .«
»Und ich erst," unterbrach Remy sie
lächelnd.
»Da sind wir ja fast eines Sinnes.
DerSelhftinord aus Liebe ist hei einem
Mann nur ein Zeichen von moralischer
Schwäche, ein absoluter Mangel an
Energie. Jed. ich liebe die energischen
Wesen, nicht die, welche gehorchen!'«
»Und Alsred ist nicht von der Art,
E ist wahr . . .«
»O nein! Er ist ein liehenswiirdiaer
Mensch, aber ein weihischer Mann. Er
ist zu sanft, zu verfiihnliehz man tann
ihr-. nach allen Seiten drehen, er iit
immer hereii, sich zu fügen... Mir
muß man immer Widerstand leisten.
Sie zum Beispiel sind im Allgemeinen
zu den Frauen gewiß nicht galant und
speciell zu mir nicht fonderlirh höflich·
Ich wette, daß wir gut miteinander
auslämen.«
.,»c-ie mir inne Ja- nenge Den un
cugftelxlichften Charakter. den eins-Frau ;
sich denken kann. Niemals glaube Ei) l
ein Wort von dein. wag sie mir lage Z
und übrigens- leqe ich ihren Reden klar I
keinen Werth bei. Jdr seid alle nur !
ein Spielzeug, dak einen von Zeit zu
Zeit im Leben amiisirt. Und das auch :
nur unter der Bedingung, daß Jhr im
zweiten Treffen bleibt unter der Ab:
hängigkeit des Mann-if
»Sie nehmen kein Blatt vor den
Mund, Sie sind grob, das gefällt
mir . . .«
Nach und nach wandte sich die Un
terhaltung einem luftigeren Thema zu.
Trotz des Verlangens, das Reinn ein
pfand, die mürrifcheSeite feiner Natur
dervcrzukehrem ließ er sich durch die
Offenheit Hedwig’s etwas gefangen
nehmen. Und eine beiden verwandle
Seite kam in der Igenfeitigen Ve
rminderung für eine atur zum Vor
schein, welche die Frauen verachtete,
ohne deshalb die Männer zu schätzen.
Der Name Alfreds fiel nur mehr fel
ten unter ihnen als unmtheilhaftei
Bergleichsobiektz sie nannten ihn, eins
ums andere, nur nett einer Beimifetp
ung von geringschäsigene Mitleid. Die
«gute Alfred, der sich eingebildet
ite, mit feinem Simili-Seldftmorde
sie aufzuregen und wiederzuerobernl
Er mußte doch fehr naiv, jung und un
geschickt fein!
Des-via schlle
«Uebrigens, mein Lieber, im Leben
muß man nur thun, was einein gestillt
’ Dei Glitt kommt nicht fo häufig. Iiir
I nichts tn der Welt, selbst nicht um
einein Stett-enden est-genehm zu sein« T
würde ich mein Derz zu einem Zunge- T
ständener verdammen. Welchen nd
tte ich, Manne Liede u heu
, der m anbetet, wenn nichts
ts- ndet Im Unreinheit
wenn der Zufall rnich in die Gesell
schaft eines Mannes bringt, der mir
sympathisch ist. iv Dis-de ich 6 ihm
felblt wenn ek’auch gar keine Neigun
zu mir bezeigt, in«s Gesicht sagen, da
e: mir gefällt . . .'«
Remy schüttelte rnit dem Kopfe.
«Das sind Worte . » Eine Frau
ich-naht das so daher; aber sie sagt es
in Wirklichkeit niemals . . ."
»Sie täuschen sich, mein Lieber, und
der Beweis besteht darin. daß ich es
Jhnen sage, Jhnen . . . .« :
Sie schaute ihn ernst an. Er erhob ;
sich. ging in großen Schritten im Sa
lon umher. stellte lich vorlie hin und I
antwortete ihr durch eine Frage:
»Und Alired?«
»O, der bedarf nur der Ruhe!«
»Das iit wahr.«
»Lassen Sie ihm heute noch Hoff
nung und Jllusionen. Morgen werden
Sie den Muth besitzen, ihm zu sagen,
daß ich einen Andern liebe!«
Eine eutlaffene Gouvernante.
Nornsllctte von Frieda SchanzH
Sie saß im pfeilfchnell dashinrafem
den D-3ug und weinte, —- weinte,
— weinte. .
Eine entlasseneGouuernante war fre.
Jede ftampfende Umdrehung der
Räder prägte es ihr aufs Neue schmerz
haft in’s zermarterte, zuckende Hirn.
Nichts, --—— nichts, —- niehts ift’S mit
iter
Sie versteht nicht mit Kindern um
zxtgehenl Sie versteht nicht mit Kin
dern umzugehen! ——————
O Gott, oGott, sie weiß es nun!
Ein fchreclliches halbes Jahr lang hat
sie es immer wieder· hören müssen,
Schwarz auf Weiß tritat sie es heim im
Atteit auf dem wappengefclnniiclten
Braen der Frau Commerzienräthin!—— «
Mit solchem Zeugniß foll sie nun
eine neue Stellung finden!
Nein. das ist unmöglich!
Ein Glück, daß sie wenigstens allein
im Caupe ift, daß sie ihre Herzensaual
urgehindert ausweinen kann! Wie ein
nsiiften fieberhaiter Wirbel aeht ihr die
Erinnerung an das Erlebte irn Kopf
herum: die frhrille Stimme der gnädi
aen Frau, das Gebtitz ihrer vielen
Brillanten, das Rauschen ihrer seide
nen Unterröcke, die talte Pracht des
hauste-, die Kahlheit ihres eigenen
Zimmerchens, das hämiiche Drehen der
Kinder bei jeder Gelegenheit:
»Fräulein, wir fagen’ö Mama.·—«
Weiter, weiter. weiter stampft der
Zug. -— Weiter rinnen ihre Thrönen
Sie fafz lange allein in der Ell-thei
licna und hatte sich’s.««- gönnen können.
Dieses haltlose Weinen.
Aber sie tann die Fluth auch nichå
dämmen, als andere Leute das Coupe
betreten. Ein stattliches Ehepaar, von
Kopf bis zu Jus-, neu gekleidet und
aissftasfirt mit nagelneuen Kofferm
Schirmen, Reisedecten, mit Reife
Neressaires mit nagelneuem, silber
bliyendem Jnhalt.· und sogar nagel
neuen Edelsteinrinaen an den Fingern
versehen, wie man beim Abstreifen der
neuen handfchuhe deiner-ite, blickt sie
tadelnd an.
Ein kleiner Junge, der an einer spä
teren großen Gaum-Saiten mit einem
fehr akten, weißbiirtigen herrn dazu
steigt, schaut ihr auch mit fo under-—
wandter, dringender Aufmerksamteit
in·s heiße Gesicht, daß fein anfiin lich
quecksilberneg Geplauder fiir eine eihc
von Minuten völlig verstummt.
Aber der Junge faßt dann, nachdem J
er sie genügend mit seinen starbst-lü
thcnblauen Augen gemuftert hat, Ver
trauen zu ihr
Mit einem kleinen, zarten Schubs
eröffnet er die Betanntfchaft und theilt
ihr mit heller Stimme unvermittelt
mit:
»Du! Jch tannsiopfikiirile machen!« l
»Spi« sagte sie, aus« itirem dnnteln
Sinnen ousschreckend und den kleinen
Nachbarn verwundert anblictend, mit
Ieisem, freundlichem Lächeln. «
,,Jaivodl!« bestätigt er stolz und i
zieht die Nachbarin, die der Zufall ihm i
bescheert, noch weiter in’S Vertrauen. I
»Ich heiße Martin« (
»Ach?—« dauchte sie mit der vonIlirii- :
nen erstickten, matten Stimme. »Wie J
hübsche« ;
»Und ich hab' ein III-Mk fährt er «
fort, eine zur Ruhe madnende Einwen
dung des alten Herrn, der dem Ver
neinten Mädchen aeaeniiber in der Ecke
sitzt. mit einer undeichreiblichen kleinen
heindbewegung freundlicher Beruhi
gung widerlegend »Das Schiff bei
einen Namen. Ratt-' einmal, wie es
heißt!"
Sie lchluckt ein paarrnal mühsam
und rätd dann aufs Geratheoni
drauf log:
»Albatros?«
«Nein, —- sp festka Der kleine
Junge will sich todtlachein »Aber auch
gar nicht dran zu denkenl« ,Aönigm
von England« heisi es natürlich« —
Uad sein Kreisel heißt Schnurrdipurn
Und sein hund Mordel. Und lein
Vater Kaier Wi. —- · .
Und wie sie denn heißt, fragt er
zuleßy sum ersten Mal ein bischen
verlegen. -
Das wollte sie ihrn nicht ern vor
den anderen Wem Sie schii telte rnii
abwehrendern . ugenblinzeln den Kon
und flüstert ihm erst, als er gar keine
sRuhe löst, halblaut zu:
.Soswina!«
.Nein, —- aber so tomiich!« sWie
ne
er, betroffen und blickte
M stimme- Rnchfinnen verlo
j VIII Mi- tw- ee ann- un
MW
T
Sie saatt »J, gar nicht weiter!«
Aber er beauptet, das gäbe es gar
nicht« ganz gewiß nichts Alle Menschen
hießen noch ir endtvie. Und er fragte sov
auedauernd, «S sie ei ihm endlich leise
sagte. Das bewirkt wieder eine Mi
nute entseßten Staunens.
«Runlel!« Lchreit er dann. seinKöpss
chen schiitteln , unter so hellem Auf
lachen beraus. da der alte Herr, der
sich mit festgesUI enen Augen in seine
Eile zuriickgelebnt hat, ganz erschrocken
iu die Höhe fährt.
»Ja meinem Märchenbuch heißt fo
aar eine Frau Rumpentrumpen!« ruft
er, wahrscheinlich, um die . nbaberin
eines so unerbiirten Namens reundlich
zu trösten.
»Und unsere Waschfrau beißt Frau
Schlttrds.« fährt er miltbeilsam sort."
Der alte Herr legt sich nun ernstlich
dazwischen. »Nun Martin, ist’c aber
genug! Wie auiilst du denn die
DCMC!« -
Sie versichert, bescheiden und web
miithig-sreundlich: »Ach. gar nicht.
Bitte, —- wirllich nicht!'«
Der lleine Kerl lacht den Großvater
dabei listig und triumphirend an.
«Siehst Dul«
»Groszvater, lann ich nicht ein But
terbrod bekommen?« aebl es dann in
einem Athem weiter satt.
Der Großvater meint. es fei zum
Vespern ja noch zu sriib. Nach zwei
Minuten unruhigen Wartens, die er
durch Aufstehen und wieder rücklinas
auf seinen Siy Hüpsen zu türzen sucht,
lenn der Kleine seinen Hunger nicht
mehr beziidmen Großvater nimmt aus
der juchtenen Landtasche schleunigst
den großen Papiersael · mit der bler
leuchtenden DOMAIN-Firma herang
Martin fragt seine neue Bekannte
treuherzig: »Willst Du auch eins?«
me schmeckt sein großes Wurst
Butterbrod jedenfalls- herrlich. Wäh«
Und des Schmausens tommt eine Hirt
Wunde-trieb tiber ihn. Hin und ber.
bin und her im Conne, sum äußersten
Entsetzen der beiden Nagelneuen, die
durch Zuriiclriicken ihrer tiattlicdenslker
sonen und Zuriickfchieben ibrerEffetten
ihre strahlende Unberiihrtneit in höch
ste: Aufregung vor den kleinen iettiaen
Händen in Sicherheit zu bringen ftses
ben. Mit sehr woblwollenden Blicken
wird das iunqe Mädchen belohnt, die
ten tleinen, gefährlichen Mitreisendm
durch ein leise acfliistertes beimlickieH
Zauberwort rasch und fest an ihre Zeite
br unt.
,.-auo, rasch kost« rn» der schmaus
srnde Junae
Nein erst fertig esse-V
Mund nnd Hände abwischen lassen,
findet er zuerst unter feiner Würde.
Aber ais er sich es einmal hat gefal
len lassen. mag er es.
Du Dein Tafchentnch ist so wei
scgt er lodend. »Und riechi gut! Wi cis
noch einmal!«
Und sie wischte, bis nichi die leiseste
Erinnerungsspur von genossenern But
ikrdrod den Glanz der Naqelneuen
nrihr bedrohte. Nun konnte es los-z
geden! Röibfelraiben zuerst. —
Dann noch allerlei: Spiele, Scheue,
Kunststückchem all das uralte, ewig
neue Zaudern-ers der Unterhaltung
txnd Beschäftigung, das jede rechte
Mutter fiir ihre Kinder immer wieder
neu erfinden würde, wenn es nin
schen erfunden wäre.
--» -· s «
Ulll PUCK Wllllocllllwllc llclllc Lyc
schichten wußte sie auch.
Und dann wußte sie sein helllockiges
Köpfchen so behutsam und zart an iE.re
Schulter zu betten, als et rniide ward,
und still zn sitzen, um den leichten Gi
fenbahnfchlumnier des Bürichchem
nicht zu ftören In tiefem Sinnen
l-! Zckte sie auf des Knaben liebreizendev,
(utes, tleines Gesicht. Froh und feil-its
vergessen lebte sie jetzt im Augenblicr
fo völlig. dafz ihr der Schreck wie ein
Riß durch die Seele qing, als die Na
aelneue sie auf einmal lriiftig an
sprach
»Fr«ei:-.lein, Sie wissen aber wirtltch
einziq mit Kindern umzugehenP
Sie fei wohl Erzieherin2 erkundigte
sie sich. Und dann kamen wcbl ein
Dusend herablassende Fraaen des Et:
paaees nach ihrem Reifeziel und, da sie
das Städtchen zufällig gut lannten,
nach allerlei Leuten darin, deren Er
gehen und deren Verhältnissen
Sie tonnte wenig Auskunft neben,
aber der Nagelneue schien sich durch die
Unterhaltung doch verpflichtet zu fuh
ler., feine Visitenlarte aus dem nagel
neuen, gelbledernen Visiten-Karten
Etui zu ziehen und ihr zu überreichen.
August harlaß, Inhaber der ehe
mals J. T Meyer sehen Treibriemew
Fabrik in M» —5aupttnann der Re
feine« stellte er ftch vor.
Der alte Herr, der während langer
Zeit seine milden, ernsten Blicke unver
wandt auf das Mädchen gerichtet hatte,
sagte nun freundlich:
»Da darf ich mich wohl auch vor
stellen, gnädiges Fräuleins Von Win
terfeld, General a. D·«
Sie fagte leise, die Ranelneuen im
Augenblick vergessend und nur zu ihm
gewandt:
»Ich bin Gestaan Runteh Lehrerin.
— Auch a. D.«, feste sie mit weht-türm
gem Lächeln hinzu.
»Und leider ganz und aae in Re
ferve,« hätte sie, zu den anderen ge
wandt, sehr passend hinzufügen tön
nen. Der-n die la lange zurücksedämms
ten Thriinen ltitr ten ihr au einmal
mit Macht unau haltfam aus den
Augen.
Eine unbef reibliehe Erleichterung
war ei ihr, da die Ra elneuen, vor
denen sie sich halt-todt s mte, gerade
ask-dein alten Deren, der ihr Ia
-..-—
freundlich bis mitten in's her-z zu sehen
schien, glaubte sie sich am Ende schon
fassen zu können. -
Das war nun freilich nicht der
Fall.
Der General zo nämlich mit ein
paar ganz leisen, feinen Frageworten
die ganze Geschichte ihrerErlebniise wie
an einer langen, magischen Angel
schnur aus ihrer Seele heraus.
Sie erzählte sie ihm unter dernickp
tendem Tadel gegen sich selbst, mit zar
terSchonung der rommerzienriithlichen
Eigenthümlichteiten und zwar in rei
nem, gutem Französisch, nachdem der
alte General mit einem Bliet aus den
fest unruhig eührenden Jungen mit
einer Frage in diesem Jdiom den An
fang gemacht hatte. »
teichsalls sranziisifch erzählte er ihr
dann in kurzen Andeutungen etwas
unaussprechlich Traurigeg. Die Frau
seines vor Jahren verstorbenen einzigen
Sohnes lag in einer Heilanstalt, in
welcher er in den Zug aestieqen, dess
nungslos trank ausgegeben, darnieder.
Der ahnungglose Junge habe sie even
zum lehten Mal gesehen. Die alten
Gzrsßeltern müßten ihm nun alles fein,
wie er ihr alles war. Ach, ob, — ob,
—- ob sie ihnen wohl helfen wolle, den
Knaben zu erziehen? Er habe sie bei «
obachtrt während dieser Fahrt. —
Wenn sie es wagen wollte! ——— Er
wollte es waren, trotz des Zeugniises
der Cornmerzien-Riitbin.
Das junge Mädchen blickte tbn an.
Sie wollte. aber sie konnte nicht spre
chen. Ihr Herz schlug zu heftig, in zu
unaestiimem Tast.
Der Junge machte eben auf. Mit
Verwunderung sah et den Großvater
seiner neuen Freundin bewegten
.Vlicles die Hand reichen. Jn deren
T Argen standen wieder Ibrönem aber
i die Sonne funielte jetzt darin..
3 Da legte er die tleine geschlossene
i Fcust an den Mund. ·’
, »Tijteränatiingtiing! -—— Lateran-q
, tanatäna!« schrie er. »Fräulein Goe
s wi na, das bade ich Ihnen noch aar
! nickt ges-rat: Jch kann nämlich auch
L «
. Trcmvete blasen.
l
e —»...—.—
i crchtdeen ais zweitens-leises
. Der Pollen vieler Orchideen ist von
; tlebriger Beschaffenheit, wodurch ein
s Uebertragen desselben von einer Blüthe
Z zur anderen durch die sie besuchenden
s Insecten erleichtert wird. Im Wider
Z sprach zu dieser Bestimmung des Pol
l liniiebstofses stebt die oft gemachte Be
! isbachtung, daß selbst grösere Jnfetten
durch diesen Ftlebitoss so festgehalten
wert-en, daß sie elend zu Grunde geben
l müssen. Zu diesen Jnsektenfiinaern
; gehört die brasilianische tsaiilokka
: niitotliystiiia Die hohle, gelebte
: Blüthensiiule derselben lieat aus der
g silir beweglichen sedernden Lippe auf,
H auf deren durch die Säule verdecktem
Grunde sich Wachs absondernde Lipp
itsen befinden. Läßt sich ein größeres
Insekt, z. B. eine Biene. aus der Blit
tbentippe nieder, so senkt sich dieselbe
so tief, dasi die Biene bequem unter die
Saale kriechen kann, um zu demWachs
zu gelangen. Am Ende der Säule
aber befinden sich die klebrigen Pol
linien, welche an dem Rücken der unter
innen durchlriechenden Biene haften
bleiben und im Stande sind, sie an die
Saale sestzuleiinem Eine Biene, die
: auf diese Weise ihr Ende gefunden
Z hatte. tlebte so fest an der Säule, daß
l es fast unmöglich war« sie underlept
s
' loszulösem —- Noch grausamer ist ein
l-;piilc-n·lr0n. Der Grund der Säule
: birgt Neltarien, zu welchen Schmetter
linge gelangen tönnen, indem sie sich
aus der Lippe niederlassen und ihren
Rüssel durch den schmalen Schlit- der
Säule den bonigspendendeii Stellen
s zuführen. Am oberen Ende dieses
i Spalte befinden sich die tlebrigen l
4 linien, und ei geschieht leicht, daß im
längeren Verweilen des Schmetterlings
auf der Blüthe der Russet die Pollinien
berührt und von ihnen festgehalten
wird. Entweder flattert sich der Ge
fc ngene zu Tode oder aber er reißt sich
von dein festgehaltenen Rüssel los und
iruß verhungern.
F f
Zu dem Pitaster aus Ast-halt, Hoiz
und gepreßtem Papier bot sich neuer
dings auch noch ein sofenannteg
«Graöpslaster« gesellt. Das angs den
Gestaden des Atlantisehen Ocegns in
ungeheuren Mengen wucherndevtrands
Frass wird in Folge seines hohen Ge
Halts an Kieselsäure von den Ameri
tanern zu Versuchen in dieser Bezie
hung benu t. Nachdem das. Gras ei
nem Trän ungsversahren mit verschie
dcnen Erdharzen und pech- und thea
haltigen Oelen unterworsen norden,
preßt man die so erhaltene Mischung
unter ungeheurem Drucke in Quadekn
oder Blocke von 25 Zoll Länge und 2D
oll Dicke zusammen. Um ihnen teim
siastern den erforderlichen halt zu
geden, werden sie mit eisernen Kram
pen unter einander verbunden. Diese
Graspslastersieine sind in hohem
Grade elastt ch, werden weniger als je
des andere atertal abgenuht und er
fshkM PUVU Durch Wärme noch durch
Mitte eine merkliche Bekändkkung» Jhk
greine- Pmug besticht dar-u, daß sie
das Orts-»Ach der Räder weit wirtsas
mer addarnpsen, als jedes bisher be
MUM PRINT Jn Gegenden, in de
nen das« Strandgras set-ver zu he
schassm M, bat man es durch Stroh
zu erse en versucht und auch bei diesen
Versu n gute Ersolae erzielt.
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Also auch eine KellnevAlademie isi
erlernen Da« sehli nur noch eine Uta
ernie fiir Gaste, damit diese wissen·
wie sie sich des Ihdemi chen Kelcnern
gesenöder zu denedmen den.