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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 8, 1900)
Sonntags Blatt bgCHzg hcl J. P. Windelph, Herausgehen Grund Island-, Nebr» den 8. Juni 1900. Jahrgang 20. No.4() f t · . .- - « . »HMMJOWW Kunst, Wissenschaft und I Gewerbe. Moses-W » Eine Nacht qnf der Sternwarte F Von Bruno H. Bürgel. . (Schluß.) Da die Beobachtung am »großen Refraktor«, dem mächtigsten Fernrohr der Sternwarte, noch nicht begonnen hat« — es soll mit demselben heute ein telegraphisch gemeldeterKomet aus gesucht werden — so treten tvir in spie Haupttuppel, die durch einige Glich lainpen matt erhellt ist, ein« um das riesige Instrument zu betrachten.2(lle—3 an diesem Riesenauge ist massiv«, stahl und Eisen, wiederum ein schier unent toirrbares Gemenge von Statuen, «Kurdeln, Rädern u· s. w. Auf einer, Mehrere Meter hohen, Irtannesstarten Eisensiiule, die in das Fundnrnent des ebäudes eingemauert ist, ist dass to lossnle Rohr cusqeset3t, drei Männer haben bequem in der lanqen Rohre Platz, auch noch bei einiger Ziorpulent sCentnerschtrere Gegengewichte sorgen für die präzise Ausbalanzirung des » Instruments das um zwei Achsen mit « Leichtigkeit gedreht werden kann, ob aleim es on hundert Centner wiegt, wrvon allein einer aus die große Linse trinan Porallki zum großen Rohr und fest mit ihm verbunden läuft ein« etwa irreterlariges, armstnrtes Fern-: , roh-r. der Sucher-: es dient dazu, das Einstellen eines Gestirn-J in das Ge jichtgscld des großen Kollequ zu cr leichtkrn, denn es bat —--— weil schwächer tsergröfzernd ——- ein größeres Gesich;5 ield als ienes. I Soeben tritt der Beobachter ein, um den Kometen, —- einen jener liider Llichten Weltbummler, die wie echte Va gabunden ziel- und planlos im All umherstreichem um gelegentlich einmal mit großem Pomp unserer Mutter . Erde einen Besuch abzustatten ---— auf zusviiren ER- lommt daran an, genau den Weg dieses seltenen Gastes am Him mel zu verfolgen, um die Bahn, die er beschreibt, sowie seine Wiederkunft zu berechnen. Da der Ort dieses Gestirnes tele atarihisch überzuittelt ist, so ist eå den Astronomen leicht, dar- Instrument mit Hiilfe der Thallreise auf die be treffende Himmelsgegend zu richten, die Lampen werden verlöscht und der Gelehrte schaut aufmerksam durch die gewaltige Hiinntelgtanone Aber ei dauert eiue oante Zeit, bie- er den Fremdling im Meer der tausend tlei nen Lichtuiinltelien gewahrt, mir aber, - denen eI vergönnt ist« ehe der Geleyrte seine Arbeit beginnt, auch schnell ein mal durch das- Rohr zu schauen, scheu absolut aar nichts von diesem Mon sieur Vagabund, erst nach langem Suchen, und naebdem unser Begleiter uns ganz genau den Stand des Flo meten angegeben, erkennen wir ein main-I, thalergroßeg Wölkchen, wie « ein verlöschter Kreidetupsen aus dunk ler Schiefertaseh ess- ist der Flomet Auf unsere Frage, wie weit wohl der einsame Wanderer von uns absicht, erfahren wir, daß es nach vorläusiger Jannähernder Berechnung wohl 90 bis 100 Millionen Meilen sein werden, eine Strecke, die der eleltrische Strom, der in einer Selunde elsmal den Erd ball unilreist, erst in 25 Minuten, ein ; Eilzug aber erst nach gut 1000 Jahren durchsaust haben würde; oewaltige, unbegreiflich große Raume und Zei ten: zvaz ist der Mensch, der tleine Pa rasit der Erde gegen die Größe des Allg! Nirgends können wir die eigene Nichtigteit Besser empfinden, als hier ,an der Pforte der Unendlichkeit, bei Betrachtung des- gestirnten Himmels Wir müssen uun den großen Refrak ztor verlassen. um den Mann der Wis -" senfchaft bei seiner Arbeit nicht zu stö »ren. Wir wandern weiter. Am Ende eines Ganges lesen wir iiber der Thiir »Meridianziminer«, hier ist das Aller: eiligste der Sternwarte, das Meri ian - Instrument ist in diesem Raum ufgestellt, jene complizirte Maschine-— rie. mit ver der Astronom die wichtig sten Berechnungen aus-führt; dieses « Werkzeug hütet er wie seinen Aug avfel, und nur unter seiner ,,ticheren Bedeckung« dürfen wir hier eintreten. ; Das Meridianzimmer ist gewisser maßen das »Einwohner-Melde.unt« Des Himmels; hier werden die Beob achtungen, nach denen das vorhin er zoähnte Himmelssdrefzbuch und alle die astronomischen Jahrbiicher, die der Sees-ihrer aus seinen fernen Reisen ge s braucht; zusammengestellt werden, aus igefiihrt. Durch die exakten Messun gen des Beobachter-s am Meridian Fernrohr profitiren alle, die ihr Hab nd Gut der endlosen Wasser-wüste des Izeans anvertrauen, wo nur die ewi-: Lichter des Himmels die We wei - bilden, Wegweiser, die die nnft j-- Astronomen aus ihnen gebildet Um dem Leser einen Begriff von en i·ngel1eueren Niesenbauten zu ac ., die sich von immer getvaltigeren Intentionen in allen Theilen derWeli - ken und dem Himmel seine letiten heimnisse zu entreisien suchen, stili T- wir einige der gt·o«f3teu Fernrohre dlich vor. Da ist zunächst das Llequatorials oude der Pariser Sternwarte, welches teits 1875 erbaut wurde. Als mo serner Riesen steht ihm der Refraktor » r Pullowaer Sternwarte zur Seite. : tde stellt in Schatten das große Jn strument des Observatorinms zu Bots dam, welches wieder von dem Mel-Z Telestop, das anläßlich der Vieltaus snllung in Chicago erbaut wurde, ubertroffen wird. Das ungeheuerste Instrument dieser Wunder der Technik nnd Wissenschaft bietet aber jetzt das Riefenfernrohr der Pariser Weltaus siellung. Es hat eine Länge von 60 Meter, bei 1,25 Objeltöffnung, und kostet Iz Millionen Franks-. Da die Drehung und Neigung des schweren Rohres, zum Zwecke der Einstellung desselben auf einen bestimmten Punlt des Himmels, in der bisher üblichen Weise unter Benutzung einer drehbaren Kuppel zu viel Schwierigkeiten bieten und einen großen Kraftaufwand verurs sachen würde, so ist man an ein ganz eigenartiges System gekommen. Hier nach ist das Fernrohr nämlich ganz un beweglich und zwar horizontal gelagert und wird demselben das Bild des zu littrachtenden Himmelstörpers durch einen beweglichen Planspiegel übermit telt. Dieser wird durch ein Uhrwert so bewegt, daß die von dem betreffen den Weltlörper auf den Spiegel fallen den Lichtstrahlen stets in derselben Richtung, nämlich in jener der Längs achse des Fernrohrs-, refleltirt werden. Der Beobachter erblickt daher, wenn er das Auge gegen das Olular richtet,dus Gestirn solange an derselben Stelle,als dasselbe überhaupt über dem Horizont verneilt. Es können daher alle noth tvcndigen Studien, SJiessungein photo graphischen Ausnahmen etc. bequem ge macht werden. Dieser alH«Foucault scher Sidervstat bekannte Refleition3 Atparat besteht in vorliegender Aus filhrung aus einem treisrunden gläser nen Spiegel von 2 Meter Durchmesser nnd 27 Centimeter Diele. Dei-J Fern rchr überträgt die Spiegelbilder nach siinem vorderen Ende, wo sie, wie ac iagi. mittels eines Otulars besichtiat, der-if photographische Platten firirt oder auf eine weiße Fläche proiicirt und s-) gleichzeitig beliebig vielen Personen fjctktbar gemacht werben tönnen. « Aber es wird nun Zeit, dafz wir uns nach dieser kleinen Abschweifung in andere Sternwarten von unseren freundlichen Wirthen, den Astronoin.s., verabschieden, die Sterne beginnen ve reitz zu verglühen, .da sich das hohe Portal hinter uns schließt. Noch em inal lslicten wir gedankenvoll hinaus zu den hohen Kuppeldiichern, zu den tut len Räumen, von denen aus der kleine Mensch mit seinen Gedanken sich nies. hinausranlt in die Sternenriiu:ne. tim Gefühl der Beruhigung nnd Zuversicht iiberlommt ung, wenn wir sehen, wie hier die Männer der Wissenschaft un ablässig bemüht sind, unser Wissen zu fördern, Licht zu verbreiten. lind end lich muß es doch einmal Licht werden endlich muß es doch einmal in allen Köpfen und Herzen glühen, wie dort im Osten der junge Tag! » st- Is It Die milroslopische Welt der Waf serstriinmngen tPlanttou). Von Prof. Tr. Linn Las-weit Vor wenigen Jahren erst ist in den Wortschatz der Zoologie ein Name neu eingeführt worden, der nicht nur in Fachireisen rasch Aufnahme fand, son dern auch iiber diese hinaus-( bald allge mein belonnt wurde, der Name .,Planiton«. Die Wissenschaft ver danlt diese neue Bezeichnung Bictor Hensem Professor der Plinsioloaie in Fiiel, welcher anliiszlich seiner Unter suchungen über die Fische der Ostsee auch mit dem Studium der im Wasser treibenden Lebewesen des Meeres-, die die Hauptnahrung der Fische bilden, sich beschäftigte und dieser vielgestalti aen Organismenschaar den Namen Planlton verlieh. Seitdem eine eigene wissenschaftliche Meeresexpedition zur Erforschung des Planttons im Atlantischen Oeean ents fandt worden ist. seitdem ferner das Interesse derZoologen sich immer mehr der Erforschung der Binnengewäsier zuwendet, und man zugleich die Be deutung erkannt hat, welche das hier ebenfalls vorhandene Plantton fiir die Fischzucht besitzt, ist der Name Plank ton sotusagen populiir den-orden Der Laie, selbst wenn sein Interesse ihn seine besondere Aufmerksamkeit der umgebenden Natur zuwenden läßt, tennt meift nur das Leben, welches sich an den Küsten des Meeres und am Ufer per Binnengewiifser abspielt. Röhrenwürmer, deren Nöhren im Meeresboden stecken, Flohlrebse, die iaschelnd in den zur Ebbezeit zurückge bliebenen Tangmassen ihr Wesen trei ben, Krabben, Seesterne, Seeigel, Muscheln, eventuell einmal eine Qualle, die von der Fluth am Stran de zuriickgelasfen worden, werden in erster Linie die Thiere sein, die dem Vesucher des Meeresstrandes ausfal len: vielleicht sammelt er auch die zier lichen bäumcheniörmigen Stöcke der Hydroidpolypen, um sie iäuberlich auf Papier aufgeklebt als »Meeresalgen« den Schätzen seiner Erinnerung beizu fügen, und wen das Glück an die Küste eines tropischen oder subtropifchen Meeres führt. der hat vielleicht Gele genheit, die Pracht einer Korallenbank mit der farbenreichen auf ihr hausen den Thierwelt zu bewundern. Nicht anders ist es mit den Wasser becken des Binnenlandes. Auch hier scheint in der ichilfbewachsenen Ufer zone erganisches Leben sin größtem Reichthum und Mannigfaltigkeit ent faltet. Muscheln, Schnecken, Würmer, lialbmiiroslopifche Kruste-: bevölkern den Grund oder tnmmeln sich im Ge wirr der Pflanzen und zu ihnen kommt die Schar der Wasserinfelten » und Jnsettenlarven. ) Die große weite Wasserfläche dage ; nen, die unendliche Meeresflut wie das I weite Becken der Binnenfeen scheint I leer oder- nur spärlich belebt. Wohl : haben wir qebört von gewaltigenFisch ziiaen die in aewissen Zeiten austreten I nnd dem Menschen ioilllommeneBeute j bilden, und ein Schwarm -Qu.1llen, IVI s « — Ef. Hj IM. I. Pnationgtmantomm der sich in der Sonne leuchtend auf den blauen Fluten schautelt, sällt auch vorn Rand des Schifer ans auf, aber es will uns dies- leicht als Ausnahme dünken, und wenn wir Stunden, viel leicht Tage lanq dahinfabren, obne eine Spur des Lebens im klaren Was ser zu entdecken, da sind wir wohl ge neiat, das alte Wort von der unfrucht baren Salzslutb fiir Wahrheit zu yet « ten. I Den richtigen Einblick in das Leben im freien Wasser erhalten wir erst mit Hilfe des Netze-H nnd des Mikroskope-. Ein Altmeister deutscher Forschung, Johannes Müller-, war es, der sich zu erst Planmäfzig nnd mit größtem Er sola mit dieser Welt des Kleinen be sass,te. Den winzigen im freien Meer lebenden Organisrnem die er mittelst der non ihm ersundenen Methode des »Fisck,an mit dem kleinen Netz an der Oberfläche des Meeres« erbeutete, gab er den Namen ,,pelagischer Auftrieb«; pelaaisch, abgeleitet von 1’clagos, das bohe Meer-, bildete den Gegensatz zu den an den Kästen lebenden Formen. Bald wurde das Studium dieses Auf triebs einer der wichtigsten und ergeb nißreichsten Zweige der Zoologie, und die bedeutendsten Forscher der Gegen It i. O. Wasctftöhe ten Planken-. wart wandten ihre Aufmerksamkeit den pelagischen Organismen zu. Zunächst galt es, die Fülle der neuen Formen, die sich dem Blick der erstaun ten Zoologen offenbarte, im System unterzubringen, ihre verwandtschast lichen Beziehungen und ihre Entwicke lungsgeschichte zu studiren. Dann wurde die Verbreitung und Verthei lunq des organischen Lebens im Meer, die ,,mnrine Chorologic« ins Auge ge faszt und ganz neue Gesichtspunkte und eine neue Methodik wurden in diesem Studium eingeführt durch Hensen, der sich bemühte, mittels einer mathemati schen Methode die Maße des »Aus triebs« nach Maß und Zahl zu bestim men. Von ihm stammt, wie eingango erwähnt, auch der Name Plantton. Nur wenige Gruppen der im freien Meer sich tummelnden Organismu schaar« wie z. V. die Fische, vermögen beim Schwimmen eine beliebige Rich ; tunfg einzuschlagenx die überwiegende - Mehrzahl ist in mehr oder weniger ho hem Grad ein tvillenlofes Spielzeug des Windes und der Wellen, der Stür me und der Strötnunaen, und fiir diese großen Massen treibender Lebe wesen hat Hensen den Namen Plank ton gewählt (Planlton,das Treibende, Gegensatz zu Netton, das Schwim mende). Der Meeresforschung mit ihren gro ßen Triumphen folgt besonders im letzten Jahrzehnt die Erforschung der Binnengewässer, die sich heute eines ständig wachsenden Interesses erfreut. Fast war man erstaunt über die Größe des Feldes, das sich hier der Forschung bot nnd unter den mannigfachen wis senschaftlichen Fragen erwies sich bald ein möglichst genaues Studium des Planltons nach mehreren Seiten als besonders erwünscht. Wenn wir nach der Zusammensetz ung dieses vielbesprochenen Plantton fragen, so sehen wir, das; sieh die ver schiedensten Abtlseilungen des Thier reichs und einige des Pflanzenreichs daran betheiligen. Ein detaillirtes Eingehen auf alle im Planlton sich fin denden Orqanismen würde natürlich den Uns an dieser Stelle zur Verfli uung stehenden Raum weit überschrei ten, und wir können nur in großen Zügen ein Bild geben von dieser bun ten Schnar, die sich hier in den kleine ren und größeren Wasserbecken sowie in den mächtigen Oceanen unseres Erdball-s- tummelt, den meisten Men schen verborgen und doch eine bedeu tendeRrlle spielend im tomplizirten Haushalt der Natur. Wenn wir das Plaretlton desi- Süß wassers zuerst erwähnen, so ist das wohl chronologisch nicht richtig, allein wohl zweckmäßiger, nicht nur weil die Mehrzahl der Leser sich wohl leichter aus einem Siiszwasserbecken als aus dem Meere diese Milroorganismen selbst verschaffen kann, sondern auch, weil im Siiszrrasser das Planlton ein« sacher zftsammengesetzt ist, als in der Salzslutb. Sehr verwundert sieht Uns- der Fi scher zu, wenn wir, in kleinem Kahn th. :I u. t. Geiskelthiere im Ptanttrnk über die glitzernde Fläche des Sees fahrend, ein arng seinstem Stoff gefer ttqteg tonisches Netz answerer nnd hinter dem Kahn herziehen. »Da fan aen Sie nichts«, ist die immer wieder in sol.hen Fällen gehörte Bemerkung; aber wenn wir nach einer Weile das Netz herausziehen und umlehren nnd den Zipfel in einem Glas mit Wasser abspiilen, da wimmelt ed von halb mikroskopischen Wesen. Mustern wir den Fang einmal nä her. Da seinn wir zarte Wesen mit waaerechten, abstehenden Fühlern am Kopf und meist mit einem Paar Eier säckehen am Hinterleib; zeitweise stehen sie ruhia im Wasser, um dann mit scheinbar hiipsenden Bewegungen wei terzuschnellem es sind die als Häuser linae, Chklopiden bekannten kleinen Kruster. Noch zahlreicher sind meist ihre Verwandten, die Daphniden, ver treten, die den ominösen deutschen Na men der Wasserflöhe führen; auch sie fahren ruckweise durch das Wasser, aber sind leicht zu erkennen an der Schale, die ihren Körper mit Aus nahme des Kopfes umschlicßt. Jn un seren Abbildungen sehen wir diese bei den Repräsentanten der niedrigen Muster abgebildet, die das Haupttom tinaent zu den Planktonorganismen stellen, soweit diese noch mit dem blo ßen Auge sichtbar sind. Unsere Figur 1 zeigt uns einen Fano, der fast ausschließlich aus Was serslöhen, und zwar der Gattung Bos mina besteht; in der Fiaur 2 daqeaen sehen wir die verschiedenartigiten Plantonoraanismen thierischer und pflanzlicher Natur: die größten dersel ben sind die erwähnten Hüpserlinge, die wir auch leicht an den abstehenden Fühlern erkennen. Nehmen wir aber das Mikroskop zur Hilfe, dann enthüllt sich unseren Blicken ein noch weit reicheres Leben. Da finden wir vor allen Dingen mi kroskopische kleine Thiere, welche an einem Körperende einen Kranz von Wimpern besitzen, die in fortwähren der Bewegung sind, wie das Räder weri einer Maschine. Jn mehreren Arten sind diese Räderthiere, die Nota torien, im Plankton vertreten. Ihnen schließen sich an die verschiedenen Ur thiere, speziell die Geifzelthiere, bon denen eine Reihe von Arten typische Glieder der schwimmenden Organis menwelt der Seebecken sind. Diese Gattung Dinobryon bildet baumförmige Kolonien, deren Einzel individuen in telchartigen Gehäusen stecken, die Art-en der Gattung Bra tium zeichnet sich durch die eigenartige, panzerähnliche Umhiillung aus. Wir haben auch diese beiden Orga nismen im Bilde (Figur 8 und Figur 4) dargestellt. Vielfach werden sie zu den Pflanzen gerechnet, aber auch solche Pflanzen, welche nicht auf der vielumstrittenen Grenzlinie zwischenThier- und Pflan--— — zenreich stehen, finden wir im Plank ton des Süßwassers. Sie gehören alle den Algen an nnd besonders den nie dersten Gruppen derselben. . Weit mannigfaltiger noch ist die Zusammensetzung des Planktons im Meer. Auch hier begegnen wir den niederen Krustern, den Hiipferlingen und Wasserflöhen, den Räderthieren und den Geißelthierchenz allein es kommt noch hinzu eine ganze Anzahl großer Gruppen, die wir im Süßwas ser vermissen. Die Flossenfüßer und Kielfiißer, dieRippenquallen, Schirm auallen und Medusen bilden oft große Schaaren im Meer, während sie im - Sitßwnsser überhaupt nicht vertreten . sind; unter den Jnfusorien beanspru ; then die Strahlinge, welche ebenfalls ! ausschließlich dem Meere angehören, » und die Kreidethierchen, welche für das [ Siisnvasserplanltcn weniq in Betracht f kommen, eine ganz hervorragende Rolle. l Alle diese im Vorstehenden nur fliichtig berührten PlanktonorganiL men halten sich zeitlebens im freien Wasser auf; während die schwimmen den Organismen der Uferzone sich hier nnd da auch einmal festsetzen, fehlt den « planltonischen Lebewesen jede Geie nenheit dazu; Dom Verlassen des Eies bis zum Absterben schwimmen sie im Wasser umher. Besonders im Meer finden sich je doih auch Organismen, die nur einen Theil des Lebens zu dem pelagischen Anftrieb gehören. Die Seeigel und Seesterne, die Muscheln und Schnecken, die sog. höheren Krebse, zu denenLan auste und Hammer gehören, wie die kurischwiinziaen Krabben, sie alle ge hören alS erwachsene Thiere zur Ufer fauna und sitzen entweder fest oder kriechen am Boden umher. Jn der Jugend aber führen sie ein ungebunde neI Leben als srei schwimmende Lar ven nnd gehören während dieser Zeit dem Plankton an. SolcheLarvenschwärme können tor iiberaehend den ganzen Charakter des Plankton bestimmen, denn Millionen nnd aber Millionen Larven sind es, welche z. B. allein von einer einziqen Austernbant zur Zeit der Reife der LEJtnscheln in den Daseingkampß in die stnrmbetregte See hinansgestoßen wer den« um sich erst nach einiger Zeit fest zusetzen. Die enormen Massen, in welchen die Planltonnrganismen oft austreten, verraten ihre Anwesenheit oft auch dem flüchtigen Beobachter. Freilich, nicht das Einzelindibiduuni vermag das unbewassnete Auae zu erkennen, aber die Anhäufung itnsähliger Einzelw sen verleiht dem gesammtenWasser ein anderes Aussehen. Besonders niedere Alan sind es, die im Süßwasser häu sia die soa Wasserbliite erzeugen; das qanze Wasser erscheint gleichmäßig ariin entweder nur wie mit einem gr nen Ueberzug bedeckt, oder die Orga nismen erfüllen das ganze Becken meh rere Centimeter tief hinab in gleichmä ßiger Weise. Wir können hier nicht darauf eingehen, welche verschiedenen Organismen es sein können, welche die Wasserbliithe erzeugen; statt der ges wöhnlich griin gefolrbten Lebewesen lönnen auch blas-; rothe Organismen in solchen Massen austreten, daß sie die Gewässer roth färben, häufig Schre cken und Entsetzen unter aberglijubi scher Bevölkerunq verbreitend. Im Meer können diese Ansammlun lunaen pelagischer Organismen noch aewaltiaere Dimensionen annehmen als im Siißwasser. So wird z. B. der arktiithe Ocean ost auf weite Strecken hin in einen dicken dunklen Schlcim verwandelt und dieses den Schiffern wohlbekannte ,,Schwarzwasser«, wel ches geradezu als die Weidegriinde der Wale bezeichnet werden kann, besteht aus nichts als aus ungeheuren Diam Ineenmassenx aus weite Strecken hin färben Schaaren von sog. Schwingal A-. gen das Meer blutroth oder dunkel roth; ungeheure Schaaren der Leucht thierchen, Noctiluca, bilden an der Oberfläche des Meeres einen röthlich gelben, mit einer Tomatensuppe ver gleichbaren Schleim, der nachts in phosphotischem Lichte erglänzt und eine Hauptursache des pra tvollen Vhänomens des Meerleuchtens st, und an diese wenigen Beispiele könnten noch eine große Zahl weiterer angefügt werden, die von einer erstaunli n Produktionsfähigkeit dieser nieder m planttonischen Formen Zeugniß a«le gen. Unfaßbar und unzählbar scheint die Menge der Individuen in solchen An sammlungen, und doch hat die Wissen schaft sich auch an die Lösung dieser Probleme gewagt. Hensen war es, der wie schon erwähnt, es zuerst ver suchte, auf dem mühsamen Weg mi kroskopischer Zahlung einen in Zahlen aus-gedrückten Begriff des Plankton Reichthums zu gewinnen. Die Metho dik können wir hier nicht auseinander setzen, sondern wollen nur ein paar Beispiele der gewonnenen Resultate angeben. So fand Hensen einmal von einer einzigen Diatomeengattung (L«1met0ceros) in der Ostsee in 10 Kabikmetern 457 Millionen dieser mikroskopischen Organismem ein an dermal erhielt er mit einem Fang 881,000 Copepoden und einmal ge rieth die von Hensen geleitete Expedi tion in der Nordsee in einen Medusen Schwarm, dessen Anzahl von Hensen auf 2833 Billionen berechnet wurde. Jm Süßwasscr haben bis jetzt in erster Linie Apstein und Zacharias quantitative Untersuchungen angestellt und sind hierbei ebenfalls zu staunen erregenten Zahlenwerthen gekommen. So fand Apitein einmal im Molfsee in Ostbolstein von den kleinen, zu den Wasserflöhen gehörigen Kruster Bos mina cornuta in einem Kubikmeter Wasser 3,7 Millionen Individuen; das schon erwähnte Geißelthierchen Dinobryon fand sich in einem anderen Becken, dem Dicksee, in der Zeit seiner Hauptentwicklung in der enormenZahl von 862 Millionen Individuen, und um auch aus der Gruppe der Algen ein Beispiel Zu geben, so wies- von der als Wasserbliithe ixxphanigomcnon Uos aquat-) bekannten Art, bei welcher sich mehrere Zellen zu Fäden vereinigen, Avstein im Stettiner Haff in nur 5 Kubitmeter Wasser 10,()00 Millionen Fäden mit mehr als 100,000 Millio nen Zellen nach. MFW .!. chulsclqc cllsklllc LULUHTU kult planttonischen Organismus finden sich natürlich nur zu der Zeit seiner-Haupt entwickl1.ng, und es ist eine der Haupt aufgnben des Planktonforschers, die sog· Veriodizität des Planktons zu studiren, die Zeit des ersten Auftre tens-, der Hauptentwicklrsng und des Ritckianas der einzelnen Arten. Leider können wir « nicht noch auf diese interessanten Verhältnisse einge hen, ebenso wie wir es uns versagen müssen, noch andere, nicht minder be deutungsvolle Fragen der Plankton forschung zu erörtern, wie z. B. die Vertheilung der Schwebewesen in ver schiedenen Tiefen, ihre Abhängigkeit von dem Eindringen der Lichtstrahlen in das Wasser und den Einfluß, den die Organismen selbst hinwiederum auf die Durchsichtigkeit des Wassers ausüben« das Verhalten der einzelnen Arten im Winter und Sommer Und ähnliche biologische Momente. Nur kurz sei noch auf die praktische Seite der Planktonforschung hingewie sen. Jn den niederen pflanzlichen Vlanttonorganismen haben wir im Meer sowohl wie im Süßwasser die Urnahrung zu sehen; ihnen fällt die Aufgabe zu, durch Assimilation aus einfachen Stoffen die komplizirten or ganischen Stoffe-, Eiweiß, Fett u. s. w. auszubauen und sie dienen den niede ren Wesen, die wir im Plantton ken nen gelernt haben, zur Nahrung. Diese selbst aber wiederum sind unentbehrlich für die Existenz der Fische, auch die aewaliigsten Räuber unter den Fischen sind in zarter Jugend auf diese winzi gen Mikroorganismem besonders die kleinen Kruster, als Nahrung ange wiesen und viele Fische, wie z. B. die kostbaren Eoregonen-Arten, die Fel chen, Renten, Saiblinge oder wie sie je nach den einzelnen Seegebieten heißen, ernähren sich zeitlebens von Plantton krustern. So gewinnt das Studium des Vlanltons besonders siir die Bestre bungen zur Hebung der Fischzucht, wie schon eingangs angedeutet, eine immer weitergehende Bedeutung und bietet einen neuen Beweis des Zusammenges hens von Wissenschaft und Praxis. SI- sk si Neues aus allen Gebieten. Mamncite nnd Tctroit wurden durch submarincs Gabel verbunden. « Vor 1899 war die nächste Aniiedlimq Zn Cape Nome in St. Michael, 100 Mei len «siidöstlich qclmen Der Werth der Maschinen in den Vera Imsrkcn von Trankst-mit wird auf 47 Mil lionen Tollarsz geschätzt Dir Bekämpfung der der Schiffahrt so lästigen Wasserlnmcintbe ist im Meine nicnc Canal bei New Lrlcans auf chemi smem Woge geistlich gis-II Juliu- alt isc am LI. Aver 1000 Num- dic »Um-u- Smdt«. geworden Das freudige- Csrcignisz wurde mit einer Feier anf dem Forum im Beiscin dcsj Mining Pcmrrs begangen. Als-Z- cin Curiosum der Weltans stcllnng wird die Flotte von 1156 Miniatur-« Pan zcrscliiffen aller Nationen erwartet. welche der Director des Schiffsbaues der türki fchcn Admiralität Achmed Pafcha mit ci gcner Hand geschnitzt und gelehnt