Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 08, 1900, Sonntags-Blatt, Image 16
Das Minute-in dochlandsroman von WA r th u r A eh l e i t n e r. «-« » (Fortsetzung.) Jn der Verzweiftnng hierüber und weil sich leider Gottes de: Mensch nicht ins Erdinnere verkriechen kann, reiste oer Entschluß, um Versetzung in eine Jndeee Gegend zu bitten. Das waren WitulntiPs Gedanken vor items-Einschlu fin. Am anderen Morgen nahmen die rormitierniiistigen Gedanken aber eine andere Richtung an, als der Postenfiih rer auf Patrouille an der Betgstraße In einem Wegroeiser Zeichen erblickte, ksie er. so oft ihn der Dienst hier vor iiverftihrte. noch nie gesehen hat. Wäre dir »Rose« nicht so frisch im Gelächtnisz und in der Wirkung, solche Entdeckung könnte dasGendarmenherz erfreuen und erquicken, denn diese Zeichen sind un zweifelhaft Gaunetannoncen. Man könnte also der Behörde, entsprechend der neulichen Anregung, den Beweis dienstlichen Eifers erbringen. Wimla til stand lange vor dem Wegweiser und ijterlegtr. Soll er die Zeichen ignori keri? Soll er die Tafel abnehmen und in natura der Behörde einschicken? . Wenn er diensttreu handelt wird nicht roieder eine furchterlicke ,.«Nase seinen Lisifer lohnen? Jmmer wieder beguckt Wimlatil die verdächtigen Zeichen, und J allmählich gewinnt die Ueberzeugung l Raum, daß er selbe nicht unbeachtet las- j sen darf, selbst nicht auf die Gefahr hin, f sich nochmals zu blamiren. Dienst bleibt l Dienst. Macht er einen guten Fang, so . l i reitet derselbe ihn sicher vor Entlassung Wenn nicht, so soll es in Gottes Na- « men zur Versetzung kommen. Also her- k unter mit der Wegtafel! Einige Kolbew s stöße mit dem Dienstgewehr genügen, i die Nägel zu lockern, und bald hat I Wimlatil die Tafel mit den Zinten in « Händen. Was nun? Ein Verschiclen mit j der Post nimmt zu viel Zeit in An- ; fpruch. Möglicherweife eilt die Sache. E Der Postensiihrer zieht die Uhr zu Ra the; geht er sofort zu That, und benutzt ; er den nächsten Zug, so tann er noch vor ; abendlichem Amtsschluß in der Bezirks- ; hauptmannfchaft sein, und die verdäch- s tige Tafel abliefern. So ward’s be- I schlossen. und Wimlatil vollführt den i Beschluß, indem er, tiichtig auågreisend, J hinunter eilt zum Wohnt-of i Die Wegtafel trägt er unterm Man tel gut geborgen, um sein Geheimnisz ; Niemand zu offenbaren. Zu rechterZeit « kommt er zum Zug und fahrt zum Sitz . der Behörde. MUI lcx l).-- m-kz--c::fl--- s-— -2 1 OSCI pu, Ube- PUJIGIHUDJCHS, ULUL bs recht beklom..1en zu Muthe war, beim I Chef anmelden ließ, konnte Wimlatil schon an den Gesichertn der Schreiber im H Botzimmer merken, daß es mit dem : Respekt nicht weit her ist. Hohn und : Spott lagert auf den Gesichtern dieser Schreiberseelen. Also wissen auch diese ; Diurnisten schon von der ihm zu theil « ewordenen ,,Nase«. Das kann gut wer- « en drinnen beim »Häuptling selbst Und es ward »gut« HLTL Uch, Un Olcllsc cLHLuULc OULT stand der Bezirks-behörde soottete nicht iibel: »Ah, unser vortrefflicher Wimla til! Er kommt wohl, um sich persönlich zu entschuldigen, wag? Wollen wohl urn Versetzung bitten, he? Können sich nicht mehr halten droben am See, wagt Glaulf ich! So blamirt hat sich noch lein Gendarzn seit Entdeckung deH Schießpuloer5! Sieht einen Pestseaen sür Gaunerzinlen an! Die ganze Be zirtshauptmannschast iicht prosrituirt durch Ihre grenzenlose Dummheit! Sie sind dürnmer alg es erlaubt ischt! Wachtrneister toollen Sie werden? Ja toobl aber erst, wenn der Ostersonntag auf den Pfingftrnontag fällt, früher nicht! Sie dürfen Gott danken wenn Sie den Dienstrock nicht ausziehen mils sen! Wenn der Statthalter von Ihrer Viecherei hört, kostet es uns allen die Charge! —- Gortsetzung FolgtJ Der Chri, etwas astthmatisch veran last, war gezwungen, eine Schweifan se zu machen· Dann fragte er: »Wer wollen S’ denn? Weshalb unterbrechen Sie den Diensts Was bringen Sie?« Wimlatil ringt nach Worten, doch sindet er leine; niedergeschmettert, ver mag er nur die Wegtafel hervorzuzir.s hen und reicht sie stumm dem obersten Vorgesetzten Dieser sprang in die Höhe und get-er . »Wie? Was? Nochmal so ein Un sinn? Mensch, sind Sie toll? Bei Gott« der Hanstourst sieht wonniglich einen Kirchthurtn siir verdächtig an und Weppt ihn ins Ath« Wimlatil hält die Tafel hin und steht wie angeg « en in dienstlich strammer Haltung, w wohl er sich vor Scham am liebsten verkriechen möchte. Das Poltern war nun des Chesz alte Gewohnheit, doch ziehen solche Ge witter trägst raste ab, itmdSltjernåchfilst der ing« re gu e un e - her sätt- diesrnal verrauchte der Zorn alsbald, und Intmüthig sagte der Be idthcuptmanm »Na eben Sie wohl wieder eine ummheit ein nor lauter Wzseherei und über tritt-mein WDiensteiferP Einen Blick ans Wend ward der Ober Wie QÆMM »Oui! Dahinter Mast etwas zu stecken!« legte her heut-tumm- bie Tafel sit-s eines Wbtisch nnd riß dann « sammt ein MWITHM W« lew un »Deine-wis »Zu Besehl!«- Der Schreiber ver schwand; Wimlatil horchte aus. Dies mal scheintibrn selbst, als habe er einen guten Griff gethan ins Gaunerleben. Bald liegt der Alt vor dem Beamten, und hastig beginnt der Hauptmann zu suchen. »Hm ihn schon! Schau, schau, al so die drei Gauner sind wieder in un ser-n M! wWislatil er ischt doch nHtga ganz so dumm« wie er aussehn-til Also passen S’ ass! Wir haben aus der ist Tafel richtig eine Lumpen-Unmu: l Dieselbe enthält salgendeZeichen-—Reu s mond, Kamm, drei Raben, Mausesalle, Glas, Boot, Schnecke, Pfeil! — Einst weilen weisz ich nur, daß die »drei Ra I ben« ein Einbrecher- Konsortium vor I stellen, das offenbar wieder in Freiheit ; ischt und im Begriff steht irgend einen s Einbruch zu betbätigen. Wo haben Sie den »Zinten« gesunden ?« »Zu Befehl, an der Bergstraße, etwa eine halbe Stunde vom See.« »Heureta! Richtig, da ischt ja die An deutung »am See«, das Schifschen! Und ein Glas, aha, das bedeutet Wirths baus. Ganz richtig: Wirthshaus am See, das ischt also der Unterwirth. Die Mausesalle, ja, das weiß ich nun nicht!« Wieder zog der Beamte am Glocken strang und schickte den Schreiber zum Bezirlsrichter mit der Bitte, derselbe möge die Güte haben, sich herüber zu bemühen. »Der Richter muß ausbelsen mit sei ner Zinkentenntniß!« rief der Haupt mann und rieb sich vergnügt die Hände. Wimlatil strahlte jetzt schon vor - Freude; diesmal bat er allem Anschein nach keine Dummheit. sondern einen » wichtigen Fang gemacht, der ihn wieder L rebabilitirt. Da das Bezirtsgericht im selben Ge- : bäude sich befindet, lonnte der Richter T bald erscheinen. Nach kurzer Begrün- J ßung legte der Berwaltungsbeamte den 7 Sachverhalt klar. Beim Anblick der Ta sel ries der Richter aus: »Ah, toelch’ in- - teressanter Zinkens Und unsere alten »Freunde", die Raben, sind auch wieder - da!« Nun deutete der Hauptmann die I Zeichen, soweit seine Zinkentenntniß reichte. ans-« - mu» - k· — ch Ncwlcl chlsclglc VIII UND cl ilärte dann weiter auf Grund der Wahrnehmungen aus Gerichtsaiten und Dentungen aus dem hanvbuch für Un tersuchungsrichter: Komm heißt so viel als frühmorgens. Man benutzt einen Lamm nur in der Früh bei der Tot lette. Das erste Zeichen ist der Neumond. Jetzt sind wir im letzten Biertet. Also in ? nächster Woche bei Eintritt vvn Neu- 5 mond in aller Frühe wollen die »drei Raben« »die Maus in die Falle jagen«, , das heißt in der Gaunersprache: dies Leute zwingen zum Almosengeben« d. h. J einbrechen und zwar beim Wirth am J See, also beim Unterwirth. Die aufs diesem sinken gezeichnete Schnecke be- Z deutet »von rückwärts«! i »Aus-gezeichnet gedeutet, meinen Re- ! spekt und Dant, Herr Richter! Aber ; was ischt es mit dem Pfeil am Schlus- ; is?« i —--. -«-o . -.- - —. Hck Almlck kkllllklc NO IUBSTCTINT de, dieses Zeichen zu deuten. Ia tm Wimlatil um’s Wort. , Der Hauptmann guckte ils-n arcß an und erwiderte: »Na. was weilen Sie denn tagen?« »Bitt’ ich schönstengk Jte nicht Gan- ' net auggefchrieben im Ziectdrief Poli zeiblatt voriges, wag heißt mit Spitz namen ,,erilfchijtz«? »Bravo!« rief der Hauptmann »Ganz richtig! Der »Pfeilfchiitz« wird steckbrieflich verfolgt! Na also, da hab-en wir das Geieimniß ja aufaedecttz die ,,drei Raben« wollen beim Unterwtrtli in Seedorf nächste Wache beim Eintritt von Neumond, also am Mittwoch, laut Kalender, in aller Frühe einbrechen und fragen, ob der ,,Pfeilschiitz" mitthun will!« »So ifcht ess« bestätigte der Richter und bat, da ja doch die Deutung des Zintens zur Verhaftung des Gauner tanfortiumg führen werde, die Tafel gleich zu Gerichtsdanden nehmen zu dürfen ,,Mit Vergnügen! Besten Dank fiir Ihre Unterstützung!« erwiderte der Hauptmann und geleitete den Richter hinaus. Zurückgekehrt, hielt der Beamte J eine tleine Ansprache an den förmlich I verklärten Postenfiihrer des Inhalte-, jdaß alles Vorausgegangene verziehen I und vergessen sein solle, daß Wimlatil t zwar ein Mensch fei, der mit der deut Ifchen Sprache Iwch etwas auf dem i Kriegifnß stehe, und daß am nächsten Mittwoch die Gendaemerie unbedingt die Einbrecher fesinelnnen müsse. Eine Renurneration werde nicht ausbleiben. Zum Schluß mußte sich Wimlatil die Uebersesung des Zinten in sein Dienst buch schreiben. Dann ward er in Gna den entlassen. Jubelnd und innerlich frohloctend fuhr Wimlatil mit dem Abendzug zu rück und stapste in der Nacht den stei len, schnee· Weg hinauf zum See. Daß der d lichteif e Mann den gan zen Tag nichts geg- en, was verfchlug es, wenn ein solcher Erfolg errungen wurde! Ein Riesenetfolg errungen durch Achtsamkeit und das verhältnis mäßig kleine Opfer der Reise zu Amt. Kaum konnte Wimtatil diese Nacht schicer vor Freude und Erregung. Und nieste er ein, to hatte er im Traum to heftige Kämpfe mit den Berdrechern, daß er alsbald wieder erwachte. Noch nie ist ein Reumondeingang mit MIHMI Spannung erwartet worden, wie der bevorstehende. Lampl ist der ständigtz auch er ist der Ueberseugung, die huren bei Amt den inten völ lig richtig nnd auhnordentl klug ge deutet haben. und freut sich mit Wien-a til auf den Fang Jn aller Heimlichteit wurde der Unterwirth eingeweiht, der Anfangs wohl sehr erschrak iiber die Antändignng eines beabsichtigten Ein bruchs, sich aber bald beruhigte im Be wußtsein, dasz die Gendarmerie Ia schon vorher alles wisse und den Eint-euch überwachen, die Gauner rechtzeitig fest nehtnen werde. Auftragsgemiiß wird der Usterwirth noch zwei seiner träftigsten Knechte bereit halten zum Abfassem und er selber wird mit geladenetn Ge ist-ehe Wache stehen, im hause gut ge eckt - So war denn alles aufs Beste vor bereitet. Die Wirtdsleute gelobten un verbriichliches Stillschweigen Jn der Nacht don Dienstag auf Mitt- . woch stürmte es der Neumond ging un- - ter Regengüssen ein« es war eine grau- » envolle Nacht, in welcher man keinen » J Hund aus dem Hause jagt. Wimtatil lauerte beim rückwärtigen, offen gelasse- . nen Hauseingang hinter der Thür mit " blankgezogenem Säbel.Lan1pl lag trotz ' strömenden Regens hinter einem Rei- ; fighaufen bei der nahen Scheune, und im Hausflur harrten die Knechte mit z dem Wirth der Eint-reiben Mitternacht war oorüber;-es ging auf den Morgen zu. Nichts zeigte, nicht-:- , rührte sich. Ein aualvolles Warten. Lampl war bis auf die Haut naß und ; fror, daß ihm die Zähne tlapperten.z Glücklichetweife ftiirmte es so laut, daß . sein Zähneschebbern nicht zu hören war. Es dämmerte langsam Jn den Nach- ; bargehöften ward es lebendig, Knechte und Mädchen begaben sich zum Vieh- Z füttern in die Ställe. Jetzt iam teinZ Uinbrecher mehr, es ist zu spät dazu. J Das sieht Wimlatil ein, doch das AUE- I bleiben der Gauner ist ihm ein Narb sel. Sollten sich die Herren irgendwie 3 geirrt haben? Oder haben die Gauner ; bemerkt, dasz ihr Zinien sammt der; Wegtafel entfernt worden ist und dar aus den Schluß gezogen, daß ihr Plan : verrathen sei? ; Verpfuscht ist einmal die Geschichte, z so schlau ilJte Aufdectung auch war, und ; darum hat es keinen Sinn, daß Lampl i sich noch weiter anregnen läßt Der ar- s me Genoarm ist zum Auswinden naßs und begiebt sich mit seinem Vorgesetzten-z fluchend über das vergebliche Opfer ; heim. « Um acht Uhr friih läuteten die Glo cken zur heiligen Messe. Der Mesner tKiiftey harrte des Pfarrers in der Sa kristei mit bereitgehaltenem Meßge wand. Doch Hochwürden tommt nicht. Eine solche Unpiinttlichteit ist noch nie-— mal-s vorgekommen Schon harrt die Z tleine Schaar frommer Gläubiger im ? Kirchlein, und auch sie wird unruhig, « ais- nach Verlauf einer Viertelstunde die ’ Messe noch nicht beginnt. Der Meåner schickt den Ministranten schnell in den Pfarrhof. anzufragen, wo der Pfar rer bleibe. Der Bub kommt zurück mit der orrbliiffenden Meldung, daß irmz auf all fein Glockenziehen und Klopfen i nicht aufgemacht worden sei· -. — —--—--- -—-—...- .— s Jcsl Ocslllmlkl Ucl CLUHIT klll Usls glück. Schnell derständiat er die Leute in der Kirche dar-on. und nun läuft alles zum Pfarrhauir. Still ist es da, und die Tbiir vorn fest verschlossen Mm um kreist den Piarrlkof, und riidwiirts sin der inan eine Fensterscheibe ein-gedrückt und sonst noch Spuren, daß senkend ge waltsam eingestiegen sein müsse. »Ein bruch, Elliordk·' treischen die Weiber ent ieni, die Jungen rennen brüllend nackt den Gendarmen, Männer und Knechte eilen mit Aniitteln und Sensen herbei, die Einbrecher und Mörder niederzu schlagen; Niemand wagt es, die rück wärtige Tbur zu öffnen. Jm Laus schritt, Yiit ausgepslanzten Bajonetten, siiirmen die aus denr besten Schlaf ge rissenen beiden Gent-armen bekan. Auf Wimlatil’g Anordnung wird ein Kreis bandsester Männer urn den Pfarrbof gebildet und befohlen, niemand durchzu- i lassen. Dann probiren es die Gendar men, die rückiviirtige Tbür zu öffnen. Sie geht anstandglog aus, war also os- i sen, unverschlossen. Vorsichtig birschen ; die Wächter von Stube zu Stube. Da, in des Pfarrers Schlafzimmer, liegt « Hochwürden mit einem dicken Knebel im l Munde gebunden am Boden, blau im L Gesicht, halb erfroren, doch lebend und ; unverletzt. Wimlatil entfernt denken ; bel, bringt den Pfarrer zu Bett und s läßt sich melden, dasz vor Morgengrauen vier Mann eingebrochen seien und den Pfarrer überfallen, gefesselt und ihin einen Knebel in den Mund gesteckt hät ten. Das Alles toar das Wert weniger Minuten und sei nahezu lautlos dor sich gegangen. s Jeßt zu vermuthen, daß auch diessei serin auf ähnliche Art .bedient« morgen fei, war sein Kunststück, und thatfiichlich war auch die Pfarrerstiichin geknebelt und gebunden in ihrer Stube. Was Alles geraubt ist, konnte irn er sten Angenblick nicht festgestellt werden. Die Gent-armen durchsuchen das ganze haus, doch ist kein Gauner mehr anwe send. Diese baden, das beweist die of fene Thiir nach rückwärts, bequem durch diese das hanc verlassen. Der Einbruch ist also Thatsache, er ist programmgerniiß vor sich gegangen. Nur scheint ein Zeichen im Zinsen falsch gedeutet worden zu sein. Wimlatil blieb zur Feststellung der « eraubten Dinge im Pfarrth während aran zur Bahn eilte und unten ein Telegranirn an die Behörde auf ab. Mit eigenem Juden-et trafen nrn A nd sawobl der Bezirksdauptnrann als eine Gerichtstonrneission mit dein Richter ein zur Inan des Thais-staunt Grase eichthiinrer pflegt ein-tituli W scher Gebirgspsarrer nicht zu besitzen, es war aslo nicht viel zu rauben. Immer hin sind die Spargroschen und so ziem lich ein Monatsgehalt sutsch, eholt von den »drei Raben« und dein »P?eilschiitz«. In Gegenwart des Pfarrers besprechen die Herren den nun osseniundigen Ieh let in der Zinkendeutung, denn es ist nicht, wie vermuthet, im Wirthshause, sondern im Psarrhanse eingebroechen worden. Also bedeutet das Zeichen nicht ein Glas, denn es stellte einenKelch vor. »Mit Verlaub!« sagte der Psarrer, »wie sah das Zeichen ans?" Der Bezirtshauptmann zeichnete es rasch aus ein Stück Papier. Da ries der Psarrer: »Der Irr thum ischt erklärt, meine Herren! Das Zeichen beit nicht Glas und Wirths haus, es ischt ein Kelch, das Signum der Geistlichen, der Kelch bedeutet also Pfarrer, Pfarrhaus-! Schade, da ich nicht vorker befragt worden bin, dann hätten wir die Diebe und ich noch mein Geld!« »Der Mensch lernt nicht aus!'« seufzte der Hauptmann. »Und ich werde die neueDeutung mei nrr Sammlung einverleiben! Solcher Jrrtbum soll nicht mehr vorlommen!« fügte der Richter bei. Der Pfarrer aber erbot sich »zum Andenken« eine Kopie des ihn betreffen den Gatrnerzintens, die its-m bereitwil ligit lJugesichert wurde Wimlatit lächelte diesmal »wich Dig.« Bierze hntes Kapitel. Neujabt war voriiber und daher der postaliiche Andrang, welchen das Post fräulein jedoch spielend bewältigen lonnte, denn Einian und lolale Aus lieferung machten kaum zwei Dutzend Briefe und Karten aus-. Doch am Dreilöniggtage enthielt der vom Post sepp heraufgebrachte Briefbseutel amt liche Dienftschreiben, bei deren Anblick Lina erschrak. Die Umschläge enthalten Das gefährliche deressunu »Vom K. li. Landesgericht in Jnnsbrucl.'· Und Diese bedeutungsvollen Briefe find an Doktor Oberhummer, den Schlößlba kon, den QberjägerAnton und den Vestl gerichtet nebst einem dicken Schreiben In den Poltenfiihrer WimlatiL Lina weiß vom Hörensagem daß eine Vor untersuchung stattgefunden hat, in wel be Doktor Oderbummer allerdings nur ils Sachverständige-: vermittelt ist. Eine Borladung zum Landesgericht ist aber nach dem Voltsempfinden immer eine sehr unangenebme Sache. Daß auch der Baron ein solches Schreiben erhält, macht den Fall nicht besser; doch em pfindet Lan etwas wie eine Befreiung oon geheimer Sorge im Kalliil daß der Jaadberr oie sachverständige Aussage Doktor Lberhummers zweifellos übel nehmen und nun, da die Angelegenheit einen gerichtlichen Abschluß bekommt. die Beziehungen zum unbeauemen Arzt abbrechen wird. Dadurch ist Jungdot tor der Weg zum Schlößl und selbst verständlich auch zur Baronefse ver schlossen. Daß die Amtsschreiben wich tiger Natur sind, besagt die Waldun sicherung »R.«, die Schristftiicle sind .,retommandirt« ausgegeben, diirsen nur gegen Empfangsbestätigung ausge liefert werden. Während Lan dieselben zurechtlegt und die Abgabezettel ausfällt, kommt nach langer Zeit Kastl in die Posttanz lei. Schon bei seinem Mit-erwarmen das Lina durch einen zufälligen Blick durchs Fenster wahrgenommen siihlt sie ein arges Herzllopfen und heiß drängt das Blut. Kaum vermag das Poftsräulein das Klopfen an der Thiir mit dem üblichen Dereinst zu beant worten; es ver-schlägt die Erregung Lina die Stimme. «Griiß Gott, Fräulein Lina! Allweil fleißig! Wie gehks denn?« ruft Kastl vergnügt. Lina erhebt sich, ergliihend bis an die Schläfe, tritt dem Besucher näher und stammelt ihren verspäteten Dank siir das fo freundliche Gedenten zu Weih trachten. Kamnue wehrt ad: »Man ja nicht der Rede tvertd!" »Aber gefreut hat es mich recht in meiner Verlassenbeit!« Kastl stutzt; im Ton liegt so viel echte Empfindung, eine Weichheit, dir fein Herz berührt. »Und tausend Dank, here Doktor, besonders, daß Sie mir einen Zeiten geschickt-" Als Sohn der Tiroler Berge weiß Kastl, dasz das Birnzeltenschneiden zu Weihnachten ja immer seine gewisse Be deutung hat. Gewöhnlich laden dieMiid chen ihre Erkorenen ein« amWeihnachtss tage den von Eltern oder Brodhetren geschenkten Zeiten anzuschneidem Kastl hatte aber, als er dem Postftöulein ei nen kleinen Zelten schickte, wahrlich nicht an landesübliche Gedräuche ge dacht. Daher überrascht ihn der innige Dant, und mit einem schnellen Blick mustert er den Gesichtsausdruck Lin-Vi Lieblich erröthend, befangen steht das Mädchen vor ihm, ängstlich bemüht, die Empfindungen zu verbergen, und doch läßt sich errathen, daß der einsamen Expeditorin Jungdoktor nicht gleich gültig ist. Solcher Wahrnehmung kann sich Kastl nicht verschließen. doch tritt blihartig eine andere Gestalt vor sein geistiges Au e, und mit ihr der Ge danke an die Zukunft Lina rettet sich aus der durch das Schweigen Kasth entstandenen Berle genheit durch die Bemerkung, daß ein rekommandirter Brief eingelaufen lei. »Für mich?« fragt Doktor Oberhums « mer erstaunt. »Hier, Herr Doktor! Jch bitte den » Empfanggzettel zu unterschreiben« Beim Anblick des Ausdruckes: »Dein K. K. Landesgericht in Jnnsbruck« stutzt Kastl nnd reißt hastig den Um schlag aus« um einen Blick m den Jn dalt zu werfen. Unwilltiirlich entfiihrt seinem Munde der Ruf : »O weht Rich tig die Borladungt« I »Jscht Ihnen was Unangenehmes passirt?" fragt Lina mit gewisser Ab i sichtlichkeit. Kastl antwortet ausweichend und er zählt nur, daß er in der Affaire Toni ·" Fftestl als Sachverständiger vorgeladen I ck ! »Ach ja! Das ischt wohl die Ge schichte mit dem weggeschossenen Arm. Aliak Darum bekommen auch die ande s ren solche Vorladungenk ,co! Wer denn alles-» »Da-:- ischt allerdings Atntsgeheiw niß. Herr Dottor!« meint Lina drol . lig nnd lächelnd. - »Na, da Sie einen Theil dieses fürch terlichen Geheisnnisseg schon verrathen baden, können Sie schon noch sagen. ob auch der Baron als Jagdherr ein sol ches Gerichtsschreiben betommt.'« Lina wagt es nicht, direkt zu antwor ten. »Die Herren werden sich vor Gericht schon sehen. mein’ ich!·« »Also er auch! Hin, das ischt satal! Aber meine Pflicht muß ich erfüllen und der Wahrheit die Ehre geden.«' »Dann wird wohl der Jäger verur theilt werdens Er soll ja, wie es heißt, mit einer besonderen Kugel geschossen haben." »Freilich! Und ich tann mir denken, daß meine Aussage dem Jagdherrn nn angenehm sein wird, doch tann ich das nicht ändern. Warum iäfzt auch der Jä ger den angeschofsenen Vestl mitleidlos nnd grausam schwervertvundet liegen! Der Bursch hätte zu Grunde gehen müssen, wenn ich nicht zufällig da,zuge tornmen ware! Und mit einer Expansiv lugel schießen, das ischt unerhört!« »Müssen Herr Doktor das beschwö ren T« »Ich kann es als Zachverstandiger de eiden!« »Das wird Ihnen der Jagdlferr aber veriideln!« Kastl zuckt die Achseln: »Wenn er ez thut, ich lann·g nicht ändern!« »Jscht Jdnen das nicht leid, Herr Dottork Sie waren doch Hausarzt dro ben!« Ein rascher Blick trifst Lina, doch das Fräulein bleibt völlig harmlos. »Wohl, und das werde ich jetzt wol-l gewesen sein. Na, der Mensch muß tra gen, was das Schicksal ihm auserlegt.« »Da haben Herr Doktor freilich recht Mir geht es auch nicht anders!« »Sie fühlen sich wohl recht einsam in lerer vosialischen Klausur?« »Jetzt im Winter allerdings· Jch tann ja so viel wie gar nicht Maus-, so lange der viele Schnee liegt. Doch ich will nicht klagen, und manchmal bie tet ja auch der Dienst ganz drollige Av wechslung. Und darum nochmal meinen herzlichen Dank, daß Sie zu Weihnach ten meiner gedachten. Cis bat mir un siigkich wohl gethan in meiner-Verlassen heit gerade am heilian Abend!« »Das freut mich, Fräulein Lina!« »Wie sind Sie nur auf den sur mich lso lieben Gedanken gekommen, gerade am heiligen Abend sich meiner zu er innernim »Ja, sehen Sie, Fräulein Lina, das ischt eine eigene Sache. Bei meinen El tern auf dem heißenkiofe ischt um die Zeit nicht viel los. Den Stadtbrauch mit dem lichtstrahlenden Weit-nachts baum kennt man zu Hause nicht; jedes kriegt sein Theil und seinen selten Ich habe bloß den Zeiten bekommen. Wie ich dann in meine Junggesellen wohnung ging. da tam mir in Erin nerung, wie wir zwei damals unsern Einzug in Seedors gehalten haben, und da ..... « ». . . . Haben Sie mir Ihren Weih nachtszelten geschickt! O wie lieb ischt das von JhnenL« Wieder erglüht das Fräulein kiebreizend, die Freude ver klärt das Antlitz. Schon verlangt es Kasil danach, das Mädchen an sich zu ziehen, ein siißes Wort auszusprechen da stillt sein Blick aus die Ladun iurkunde, die weiche Stirn-tun ve liegt im Nu. Ermäch tert. sasi rostig, verabschiedet sich der jun Doktor. stät t begiebt sich Lina wieder an den Nr Misch. Vor dem Straf-Senat des Landes gerichteö waren die betbeiligten Seedors ser versammelt Verschlossen und finster der Oberjiiger Anton, tühl reservirt der Baron, welcher den stummen Gruß Kastks laum erwiderte, ängstlich der einarrnige Vestl, dienstlich toichtigthu end der Postensiihrer Wimlatil. Ein Unbehagen lonnte Kastulus nicht unter drücken, die ganze Angelegenheit war ihm überaus peinlich. Die Gerichts herren haben ihre Plage eingenommen, ebenso der Staatsanwalt Anton hat zum Beistand einen Nechtsanwalt, den ihm der Baron gestellt. Nach Erledi gungder üblichen Formalitäten und nach Anhörung des Gendarmerierapi ports wurde die Anllage gegen den Luni verlesen, lautend auf Verbrechen des Versuchs des Tadtfchlageg im Zu sammentressen rnit einem Jagdverge heu. Einer solchen Anklage hatte der Ein armige sich nicht versehen; er hatte ge glaubt, daß Anton aufs »Da-ill« muß wegen des Schusses mit der Erz-ansto , tagel. Jn seiner Ueberraschung gab I Vestl denn aus Bring-n ebne weiteres zu, auf Anton beim ersten Anrnfsrnit « geladener Biirixse geziext zu hat-sein Der Senat ging nackt seichrGeständs nisz auf den zweites-. Fall über-. cis wurde nach erneute-n Verbör Besitz ,und Anton's ein Fall der Notlztoelxr . konstatirt; der Jäger war schwer be i i I l l i Not-b die Abgabe feines Schusses er « folgte im Stande gerechter Selbstver - thetdigung. Nun aber schoß der Jäger · mit einer Kugel, welche nach dem sach svetständigen Gutaebten eine Wirlung ; hatte, dte bei einem gewöhnlichen stu J gelfchuß nicht eingetreten wäre. Z Doktor Oberbummer wurde ausge «fordert, den Befund mündlich zu er k örtern. Als er vortrat. traf ihn ein war k nender Blick des Freiherrn. Klar und präzis erläuterte Doktor Lberlfummer den Fall und sprach mit Bestimmtheit ; seine Ueberzengung dahin aus. daß jene Wirkung nur durch eine-(Frpansivlugel, k ein Explosivgeschosz, erfolgt sein könne« Z da der getroffene Arm völlig zerschmet k tert war. « ; Aufgerufen, erklärte der Jäger, daß ; jene Kugel nur aus Ver-sehen gebraucht H worden sei, nicht mit Absicht. Er be 2 daure das Verschen, bitte aber, dafiik » « nicht bestraft zu werden· Er habe in ; wirklicher Notlnoebr geschossen. Z Nach dem Jäger wurde der Freiherr ; aufgefordert, zu erklären, ob er als « Jagdeigentbiimer überhaupt selbst mit Z Erpanfwtugeln fchieße und ober folckte iGeschosse an sein Personal verabreiche z in gewissen Fällen. -— i Der Baron beeilte sich, zu versicheru, daß er den Gebrauch von solchen Ge schossen für unweidmännisch halte dem ; Wild gegenüber. außerdem sei die Zet ; reiß- und Zerschmetterungswirtung so ?«ftart, daß eine normale Will-verwer « tbung meist ausgeschlossen fei; »das « Wildbret finde oft keine Abnehmer in I solchem Zustande. Auf die Frage, ob ; er solche Geschosse vomPerfonal gebrau ? eben lasse, müsse mit Nein geantwortet E werden. « Der Jäger Anton wurde etwas unru lzig auf seinem Sessel, was dem Staats anwalt nicht entging. Schon glaubte der Baron fertig zi: sein, da überraschte ilin die Frage des ? Vorsitzenden nach der Bezugganelle sol cher Kugeln. »Wenn ich nicht ire. tann man Ex pansiolugeln in Wien betommen.·· Da platzte Anton heraus: »Die un ? seren sind von Jnnöbriict!« ; Blitzichnell brachte der Staatsanwakt I diesen Zioischenruf zu Papier, und die Senatgrichter machten sich gleichfalls Notizein titihl blieb der Vorsitzenae « nnd forschte weiter, den Zwischenruf des -. Jäger-» logisch erweiternd und verwer E thend. l Ter Baron gerieth in ein gewisses ; Gedränge; er mußte zugeben, daß solche i Geschosie von Jnnsbruck bezogen wur Z den« daß die Bestellung von ihm erfolg te und an die Jagdaehilfen solche Ku ; geln abgegeben worden sind. ; »Ein welchem Zwecke?« forschte der : Präsident. - »Um in besonderen Fällen Wild, na s nientlich Gemsen, sicherer zur Strecke zn - bringen!'« antwortete der Freiherr be treten. ; ,,Jt·.re jetzige Aeuszerung steht mit der " vorhergel;—enden, betrefs weidmännischeo Gebaliren ini direkten Widerspruch ; Welcher Abschusz ift Ihrem Personal ge stattetk« Die Falle nicht ahnend, sagte der Ba ron: »Nu: Raubzeug gegen Schuß geld!'« »Und dazu beniithigen Jhre Jäger Expansidtugeln?« · DerBaron biß sich auf dieLippen und schwieg. « Anton mußte vortreten. «Wieviel Erpansivtugeln haben Sie das letzte Mal vom Herrn Baron er halten I« s »Ein Dutzend wird es wohl gewesen ecn.« »Zu welchem Zweck erhielt das Perso nal solche Sprenglugeln?« »Jo, mein’, es bleibt halt sicher lie gen, was ongeschossen ischt." »Auch ein Wilderer?« « »Wenn er nicht so dumm angeschossen worden ischt, wie der Besti, schont« Vestl schlecht getro sen worden«-m Jnstinttiv schwieg der Jäger. »Was sagte he Brotherr, als er von demsall vr:rtt«westl the2« » as r err aron eat t? Geschimpft hat er.« g s g ha »Warum?« »Weil ich so schlecht ablommen bin!« »Was heißt hast« »Schlecht« getroffen« »Also totenscht der Jagdherr, daß die Wilderer im Falle des Widerstandes »bessee« getroffen werden sollen?« ««»Sell wiinscht ein Jeder! Unserei ner tschi lerne Stund’ vorm Tod sicher Kriege ton- einen vor den Lauf und der Lump fahrt auf mit der Bilchs’, so ischt aussetzest-as nicht zu verargen, wenns Beispiel in die Brust getroffen wirdi« »Den· zerreißt es faubert« lachte An ton unuberlegt. (Iortsehung folgt.) W »Also ist nach hter Meinung der’ »Was ist.die Folge, wenn ein Wiss derer von einer Expansivtugel zum« i ? i ( Z i i z L i T r ü b e A h n u n g. Aclterer Schriftsteller: »Sie reichte-n doch vor einiger Zeit ein den Abend fül lendez Stücl ein; was iii aus dem ge worden?« Jüngern Schriftsteller: Mel-, ich .... . ich glaube« es füllt jetzt etwas Anderek —’ Ek