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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 8, 1900)
. TNW Dom Betrattieiu —-.---— Die Art und Weile« sich eine Frau zu derlchessen, ist bei den Völkern der Erde sehr verschieden. hie nnd da, so bei eini -"«gen Jndianerstiimmen, sindet sich die An schauung, daß das Weib ein Gegenstand , sei, den der Stärkere dem Schwiicheren « jederzeit nehmen dürfe- Diese Auffas . sung leitet zn einem Erwerbe des Wei bes durch Wettkampf. Bei den Hut-sons batsDndianern z. B. war es Sitte. Um den sitz eines Weibes zu rinaen. Bei · den Chadantes lSitd-Anierila) führt unter mehreren Beweebern derjenige die Braut heim, welcher einen schweren Holz lploct am weitesten tragen oder inr Laute » mtfraffen und am weitesten erfen tnnn. Bei mehreren Stämmen dergndids bra ,»-dds von Peru werden die Jungfrauen ; FHeils Preis ausgesetzt und die jiinneren Männer müssen untereinander auf Le « ben und Tod stir sie tänipfen. Die alten rieger sind dad:i dies Schiedgriclyten » em entspricht es im thtertlkuni, wenn , tlanta sich dem besten Läufer ergiebt, oder in Neu-See«l.md. wenn zwei Wer ber das Mädchen je an einem Arme fus sen und derjenige es erwirbt, welch-er rI s« zu sich l)inziel)t. Jm Aztetenreiche in .Me:ito wurde, wenn mehre-re sich um ein —------——.—-.-— Mädchen bewarben, die Entscheidung sdurch eine Art von Duell herbeigeführt F Auf gewissen Eurwickeiungsstusm in der Nan die regelmäßige Form, zu ei nem Weibe zu gelangen; namentlich per den die Frauen gern aus fremden Stäm men entsiihri. Leytere Sitte herrschte bei den ausgestorbenen Tasmaniern, so wie bei den Popuancn Neu-Guineas und aus den Fidschi-Jnselu. Noch heute muß der Same-jede und der Lappe sich mit » List oder Gewalt eines Mädchens aus fremdem Stamm-« bemächtigen- Dem fGebrauche destFrauenraubes begegnen tvir auch in den Traditionen zahlreicher Visiten z. B. iniener Erzählun» der Bi « bel, wonach die Männer des Stammes Vensamin die zum Tanz oersammelten s Tische-r Such-s entführte-e sowie i» der P« bekannten römischn Sage vom Raube ’ der Sabinerinnen, in welcher der in den römischen Sitten als Ceremonie fortn bende Frauenan in historische Form gebracht war. Wie verbreitet diese Sitte in alter Zeit irae, geht daraus hervor, «—, das-. sie sich bei vielen Völtern, bei denen « mildere Sitten die Oberhand gewannen ais ceremcnieller Gebrauch erhielt. So siibrten nach Lllutarchå Bericht bei den ) Spart:nein, obxvoizl ksti ihnen die Eisen www nnter Einioiltiauiig der betheiligten Fa milien neichtossen wurden, Die Freunde des Bräutigams- einer Ecene aus« rie E eine gewaltsam Enifiihrunq der Braut noch vor rrenigen Generationen in Wales, wo die triegerisch auzgeriisteteu «- Freunde des Bräutigams die Braut ent siibrten. Jn thand wurden sogar Speere gegen die- Angehörigen der Braut geschleudert, allerdings aus einer Ent fernung-» daß eine Verletzung ausneschlost i sen war. Trotzdem ereianeten sich zu weilen bei solchem Scheintainpie in Folge F von Unvorsichtigteit Unsälte und ein so: cher Unsall, der siir einrn gewissen Lord hoath den Verlust eines Auges zur Folge hatte, schcin dieser Sitte ein Ende ge macht zu ha en. . f erstellte. Derselbe Gebrauch herrschte - ( i Eine andere Art des Erwerbes von " ; Frauen ist der Brauttaus. Als nackten ? rauttauf finden wär die Eli-e z. B. in Afrika. Man einigt sich vielfach scha chernd und feilsclkenv iiber den Fean der . Braut, wie iiber ein anderes- Karrfabielt. " Aber nicht bloß in Afrika, auch unter « den Beduinen Süd-Arabiens ist das der Fall. Jn Süd-Afrita wird der Rauf preis gewöhnlich nach Ochsen aus-gedruckt und dir- Mädchen erscheinen nicht billig taxirt·, bei den Kaffern zahlt der Brau I ttgam tvobl 6 bis 30 Ochsen fiir die Braut. Für den Mann, der eine Anzahl Töchter besitzt. ist also die Heirath oft ein ’ sehr profitableg Geschäft und tann lim »««groszen Gegensatze zu unseren Verhält nissen) zu einer Quelle des Reichthuins z werden; denn indem er fie vertanft, be kommt er vielfach herein, was ihm die eigene Ebehälfte getostet. Von diesem Standpunkte aus erscheint somit die « rau als eine ganz gute Kapitalganlagc. i Speiulative hauptlinge baben sogar aus Edeln Umstande, da der Besiß der Toch F ier unter Vaterre t zu einem Ausflusse der väterlichen Macht geworden ist, Nußen gezogen. Sie versuchten im Gro Eem was die armen Aretunas nur gün igenfallö im Kleinen thaten; sie eta lirten ein Geschäft in Bräuten. So « wußte der Basutohiiuptling Mosbeshlve, le er 1815 zur Regierung gelangte, das toli dadurch fiir sich zu gewinnen, dasz r sein Viel-vermögen dazu verwendete, ,n armen Leuten, die aus Mangel an Mitteln hatten » unggesellen bleiben müsster zu dem er ehnten Weibe zu rei len. Zugleich wußte er es so einzu « .-ten, daß seine Vermittlng eine ganz Kapitalsanlage wurde. « Jndem er lich einem Unterthanen um ein paar n ein Weib kaufte, bedang er sich Extra als Kapitalsriickzabluna . So fielen ihm also alle Töchter : solchenEben anheim und da er diese --n nach zwölf Jahren wieder vertau » konnte, so floß ihm sein Anlagetapi ". bald und reichlich zurück. Kein Fi ziiinftler aber bat noch die alten Fid von Dahomey übertroffen, welche, « ftc das Vaterrecht im Stamme auf bezogen und beschränkten, als Väter lbendie eschiitzteste aller Waaren, sz rau, fttr ch im ganzen Staate mo lisirt haben. Dort zog der König Zolle Konsequenz aus der Königs llun tote sie nach in Ost-Wen « er trachtete sich als den großen tltenvater Aller und sonach ftir den —.,.-..—-. s-« —..-.-. —-«--·-.—-·-4-—-——4—- .-.-.—--.- --·--«. —- -.-... -.-—-..-,«.— . Deren und Mundinhaber aller Frauen tnd verkaufte sie silr seine Rechnung den Unterthanen zur Ehe. Auch die altjiidischen Ehen sind echte Kaufehen im ausgesprochensten Sinne. Die Texte sprechen unbemiintelt vom .Erlaufen zum Weibe«, vom »Kons Ireise einer Jungfrau« als von dem Ge oöhnlichen Das Gleiche gilt von der altgriechi schen Ebe. Der Preis der Braut wird ganz, wie es heute in SüwAsrita üblich ? ist, nach Rindern bestimmt; nur müs sen letztere bedeutend werthvollet gewe sen fein, als sie es heute in Afrila sind; denn einmal fchätrt Homer sogar ein tunstoerständiges Weib nur auf vier Zeldochsm So galt es für ein Glück, Töchter zu besitzen, denn sie sind »rinder srnserbend«, sie bringen dem Vater Rin Ier zum Austausche insYHaus Daß auch die germanische Ehe ganz ruf demselben Grunde ruhte, ist schon viederholt aezeigt worden. Mochte auch Tacitus nichts gesehen haben als Mit zift und Morgengabe, so sprechen doch » sie Voltsrechte ganz unzweideutig vom ,Pretium emtionis«, dem Kauspreise, ind das sächsifche möchte wohl gar einen Tarif ausstelle.n, indem es sagt: Wer ein Weib heimführen will, der gebe den El tern dreihundert Schillinge. Von den Oithmarschen erzählt Neocorus, »daß sie ihre- Töchter ohne Brautschatz oerloben und verheirathen; es schenlet und be iahlet der Bräutigam dem, in wessen Ge valt die Braut ist, so viel, als unter ih ren beroilligt und beliebt wurde«. Eine weniger verbreitete Form des Jrauentaufes ist der Tausch. Sie fcheint ich«bei den Malaien und einigen abessi iischen Völketfchaften zu finden. Wer ich ein Weib verschaffen will, giebt da 7iir seine Schwester oder eine andere Frau, die er etwa aus einem benachbar en Stamme entführt hat. Auch in Au tralien besteht eine derartige Tauschme hode, indem der Bräutigam für das un iefiihr zwölfjährige Mädchen, das er sich )ermählt, seine eigene Schwester oder eine ialIe Verwandte aus seiner oder seine-J Vater-J Mundschaft dem fremden Stam ne binaiebt. Bei zablreichen Völkerschaften findet man endlich die Sitte, daß die Braut durch Dienst bei den Schwiegereltern er worben wird. Das ist der Wall bei man chen nordamerilaniscken Jndianerstäm: men, bei den brasilianischen Jndianern, bei den Battat aus Sumatra, de:: Tagn len auf den Philippinen; ebenso der diente nach dem Berichte der Bibel Ja-: lob feine Frau; Nur aanz vereinzelt lomtnt es dor, daß die Weiber sich die Männer wählen; bei den Visirern z. B. soll der Mann die Frau, welche ihn wählt, heirathen müssen, falls er dem Vater ihren Preis bezablen kann, und Von einian Ort schaften in Nicaraaua wird berichtet, das; die Mädchen sich aus den bei Festniablen dersarnmelten Junggesellen ihr-: Männer wählen. Haben wir im Voranstehenden die verschiedenen Arten, wie sich die Voller Frauen erwerben, tennen aelernt, fo soll im Folgenden noch einiger seltsamer Hochzeitsgebräuche gedacht werden. Sehr verbreitet ist z. B. die Sitte, den Ehebund durch gemeinsames Genie fzen von derselben Speise und demselben Traute abzuschließen. Hält dabei die Sitte an einer bestimmten alterthüm lichen Speise fest, wie z. B. an gerösteten Getreidetörnern, so entstehen Formen wie die der römichen Konfarreation Von einer Speise e en und einemTraJte trinken gilt überhaupt als Ausdruck en ger Verbrüderung und tünstlicber Bluts befreundung. Darum ift noA heute das gemeinsame Mahl auch bei der deutschen Hochzeit keineswegs das Leßte und Kleinste- und es hat sich außerdem die Sitte erhalten, daß der Braut und dem Bräutigam vorab gewisse Speisen und Getränke zum gemeinsamen Genusse ge reicht werden« Auch wird bei der Mahl zeit selbst ern auf die veralteter Gerichte der Bote-ihren zurückgeariffem So kommt in Böhmen bei hochzeiten re l mäszig die sonst ziemlich derdriinatehirse wieder zu Ehren und anderswo greift man selbst aus die gerösteten Sveltlörner wieder zurück. Brasilianikche Jndianer thun gemeinschaftlich einer- Trunl Branntwein —- und die Ehe ist ask-blos sen. Die serbischen Brautleute trinten dreimal aus demselben Glase rothen Wein. Auch die chinesilelsp Ave-seit wird durch gemeinsames Essen und Trinken der Eheleute eingeleitet. Doch trinten diese nicht aus einem einziaen «Glase, sondern sie wechseln zwei Gläser, welche durch einen »rothen« Faden verbunden sind. Das »3usammenessen« alö Zei chen des Ebeabschlusses lennen außerdem sowohl die Jndianer von Süd-Amerika, als auch die Lappen in Standinadien. Bei den Mandat-as auf den Philippinen wird diese Sitte folgendermaßen gehand habt: Die Brautleute essen zusammen aus einer Schüssel in Wasser gelochten Reis, wobei sie sich ge onseitia die Bis sen zusteckem Darauf laut jedes eine Bettelportion; die ausgelaute (die »Sa pa«) wird dann ausgetaulcht und wei ter getaut. Diese letzte-re etelbaste Sitte iit auch bei Verliebten der übrigen Malaienstämrne des ostindischen Archi pels im Gebrauche. Recht wunderliche Hochzeitsgebröuchej sind ferner folgende: Die Ehefchließung der Wutka in Neu Guinea geschieht dadurch, daß sich die Verlobten gegenseiti eine Wunde an der Stirn beibringen, fo daß Blut fließt. Auf den Neuhebriden ist es Sitte, den sich verheirathmvm Frauen zwei Bor derzähne der oberen Zahnreihe einzu schlagen und dazu noch in sehr derber Weise; es wird nämlich ein Stock gegen dieselben Zieht und mit einem Stein ein kräftiger chlag geführt. Jn Australien werden derj jungen Frau von einem alten Weibe zwei Glieder des kleinen ingers der linken Hand abgebissenz tdann wir-d sie der Ausnahme unter die verhei ratheienz skrauen würdig erkannt. Aus Banabe, e ner der mikronesischen Inseln-, wird die Braut mit gewissen Zeichen tä towirt. Nach Landsdell na m in Si birien in alten Zeiten der räutigarn eine Peitsche mit in die Kirche und be rührte hei einer Stelle der heiligen Handlung mit derselben leicht den Rücken der Braut, zum Zeichen, daß sie ihm un terwiirsig sei Bei den Timanis in Nordwest-Afriias seilt « der Schmied der Braut die Zähne und schmiedet Mann und Frau mit einem eisernen Ringe am Handgelenle zusammen. Beispiele da für, daß der Schmied bei Verheirathun gen mitwirit finden sich aucb im Kau kasus. Bei den tunesischen Juden isi das Mädchen bereits eine Woche vor der Hochzeit das Opfer angesianimter Ge bräuche. Die Hauptperson der Hochzeits feierlichleiien selber ist aber Niemand ge ringerer als der — Barbier; er leitet die Festlichkeiten und giebt dem Paare gute Lehren. Bei vielen Völkern wird indeß die Ehe durch keinerlei hochzeitsseierlichlei ten eingeleitet. Die Mandinao in West Afriia z B, versichert Caillie veran stalten teine Ceremonie bei Vereinigung eines Paarrs. Dasselbe berichtet Hut ton von den Aschantis. Lavaillant wie der behauptei, daß auch manchen Hatten totten Hochzeitsgebräuche fremd seien, und nach Wood sind die Bufchmänner nicht im Stande, einen Unterschied zwi schen einem verheiratheten und einem ledigen Frauenzimmer in ihrer Sprache auszudrücken Wie Oberst Dalton mit theilt, haben auch die Keriahs in Mittel indien in ihrer Muttersprache iein Wort fiir Hochzeit. Dasselbe trifft serner nack Angabe spanischer Missionäre bei den Jndianern Calisornieins tu. Aus den angeführten Thatsachen solat übrigens keineswegs, daß allen jenen Völkern, welche die Ehe in so formloser Weise ab schließen, dieselbe auch als etwas seist Gleichgiltiges gelte. G--—el. «0.-—-— — Frau Grnliosz Inn-. Novellette don T he r e se Nu k. Ungeduldig trippelte teFrau Grulicb in der breiten, schönen Schellinastrasze der baherischen Hauptstadt am Gitter des Schulgartens entlang, der hier um die Ecke herum in die Türkenstrasze einbiegt, hin und her. ,,Ach«, seufzte sie fast hörbar, »wäre ich doch lieber selbst in die Apotheke ge gangen. Die Luise hält sicherlich wieder einen endlose-n Plausch mit einer Be kannten, und Nelly, das arme, süße Ge schöpf, kann unterdessen hülfloe ver schmachten.« Es war kein freundlicher Tag. Di grauo Färbung eines nebeligen, feucht talten, schneekosen Winterabends lag drückend auf Gassen und Straßen, und nur wenige Fußgänger belebt-en den Platz. Eine kle«ine, frostbebende Kinder gestalt trat dicht an Frau Grulich heran und unterbrach mit tiagender Stimme den Gedankengang der ungeduldigcn Dame. »Ach, Frau Grulich, schenken Sie mir bitte ein Fünfpfennigstiick.« »Pfui, Kleiner, schäme dich ! So ein Knirps, und verlegst dich schon aufs Betteln. Und wie bestimmt: Gerade ein Fünfpfennigstück willst du haben ?« »Ja, ich sollte für mein Schwesterchen Seinmeln taufen,« erzählte der Knabe weinend. »Ach. . .. und da glitten mir die fünf Pfennig zwischen den Fingern hindurch auf das Pflaster... und ich kann stenicht mehr finden. Und jetzt bekommt die Grete keine Semmeln, und wenn ich heim komme, so schlägt mich die Tante... Oh, oh, das wollte ich gern ertragen, aber die arme, kranle Grete freute sich schon so darauf.« »Das ist freilich eine missliche Ge schichte, und du steckst recht in der Pat sche... aber sage mir, Kleiner, woher weißt du denn meinen Namen ? Jch kann mich nicht erinnern, dich jemals ge sehen zu haben.'« »O, Frau Grulich, Sie kenne ich gut, wir wohnen ja auch in der Nordend strasze, gerade Jhrem hause gegenüber in der Mansardr. Von unserem Stäbchen sehen wir gerade auf Jhre großen Fen ster mit den blanten Scheiben hinab. Und die Grete spricht alle Taae von Ih nen, so sehr hat ihr der schöne Christ baum gefallen, der am heiligen Abend bei Jhnen gebrannt hat. Und sie sagt im mer, Jhre Kinder müßten doch viel, viel braver sein, als wir, weil das Chritttind uns nur ein paar Rerzkein unsd mitein ander einv verziertes Lebkuchenherz be schenkte.« Die Dunkelheit der vorgerückten Abendftunde verbarg Frau Grulichs er glühende Waegen, und der tleine- schwatz hafte Junge war viel zu sehr mit feinen Angelegenheiten beschäftigt, um das plötzliche Verftummen und die Verlegen heit der feinen Dame zu bemerken. Eif rig fuhr er fort : »Sie ift auch fehr traurig geworden deshalb, aber nachher sind wir nieder getniet und habe-n zum Chrifttindchen gebetet, es folle uns doch im nächsten Jahre auch so einen schönen Chriftbauin bringen mit vilen Lichtern daran; wir wollten gewiß recht brav fein, daß die Tante nicht immerfort mit uns zanken muß.« - »Habt ihr denn keine Eltern mehr ?« " fragte Frau Grulich jetzt in gepreßtem ’ Tone- l T c » »Nein, Vater und Mutter sind schon ! lange todt, und wir haben Niemand aus l » der Welt, als die Tante Thremols. Sie tst aber alt und tann nicht mehr recht gehen, nnd wir sind ihr eine harte Last. l Jch sehe das gut ein, und wentt die trante Grete nicht wäre, würde ich schon längst davongelausen sein und wüßte recht gut, wie ich mich fortbringen wollte. « ; Während der Knabe nochiprach lant : , Fthetntlos die säumige Luise herangelau est ,·,,Ach gnädige Frau, entschuldian Sie mein langes Ausbleiben, aber während der Apotheter die Arznei herstellte, bin ich schnell noch einmal in die Beteriniir straße hinübergelausen zum Arzt. Wir hatten bei seinem Besuche doch ganz ver gessen zu fragen, was zu thun sei, wenn Nellh wieder den argen Schüttelsrost be i täme.« s »Ach, Frau Grulich, ist Jhr Kindlein auch trank?« fragte jetzt der gespannt ) aufhorchende Knabe in bedauerndem Tone. »Da müssen Sie ihm nur Hafer igrütze und gute Milch tausen, dann kommt es zu Kräften. Wenn die Grete das immer bekäme, wäre sie schon lange nicht mehr trank. « s »Was plaudert denn der kecke Junge da sür Zeug her!« ries Luise entrüstet , aus« ,,Geich packst du dich von der Stelle! Was hast du dich herzudrängen, du I schamloser Fratz und in die Gespräch-e ) fremder Leute zu mischen?« ) »Nicht doch, Luise, schilt den Knaben nicht," sagte beschwi chtigend Frau Gru lich, die sichtlich ihre Fassung noch immer s nicht gewonnen hatte. »Hier, Kleiner, ! hast du ein Martstück, tause sür deine I Schwester zum Weißbrod noch Hafer f grüne und Mi lch, aber dann spute dich eilends nach Haus« - » »O gnädige Frau!« meinte jetzt Luise, - ,,entschul digen Sie meine Einrede, aber dem Gassenlungerer da gleich eine Mark - nachzuwersen, ist denn doch ein b:schen d: el Weiß Gott, was Jhnen der Schlinael für ein Märchen vor-erzählt hat; derlel Volk wird ja abgerichtet dazu und lactt sich voll Freude ins Fäustchen über einen gelungenen Streich Gnädi ge Frau geben ja alljährlich so viel sür Vereine u: d Sammlungen aus, das solt te Jhre n gütigen Herzen doch vollauf ge nügen. Wozu sich mit diesem Pack noch die Hat1 se beschmutzen?« Herrin und Magd hatten m: ttlerweile d:e kurze Strecke bis zur Nordenstrasze zurückgelegt Zie stiegen di e breite, hell erleucht e: e Treppe des Hauses hinan und fanden —- nicht etwa ein trankes, sich bange nach der Mutter sehnend-es Kind, sondern einen aus seidenen stissen veren deten Huan Tie zweite Dienerin Frau Grulichcs stürzte den Antommenden händeringend entgegen und betheuerte ein um das an dere Mal, daß sie in der Wartung des J anvertrauten Patienten gewiß nichts ver ; säumt habe, aber aus einmal seien so böse i stuckungen und Kramnse gekommen, noch ein- , zweimal habe sich das arme Hünd ) chen gestreckt, dann sei es damit aus ge : wesen s ,Ja, Crescenz, ich glaube dir schon,« s versetzte die Gebieterin ganz aussallend I ruhig. »Tragt das Thier e: nstwetlen in die Badestube hinunter und sorgt dafür, daß es der Hausdiener morgen in einem I Winkel des Gartens derscharre.« I Flüsternd und staunend steckten die ! Mägde in der Küche draußen ihre Köpfe i zusammen. War es doch etwas Uner ihörtes daß die Gnädige teine Wein s trämpse betam über den Tod der reizen; I den Nelly, des verhätschelten Windspiels, J das doch weit über allen sonstigen Lieb ; habereien der reichen Dame gestanden und dessen Wohlbefinden ihr eigentlich « oftmals mehr als das eigene am Herzen gelegen hatte Dann war doch immer ge ! plant gewesen, salls dem Liebling ein Unglück zustoßen sollte würde er vor der neu angelegten Rosengruppe begraben und die Stätte durch eine Trauerweide sinnig bezeichnet werden. lind jetzt statt . allein Pruntes dieser turze Befehl: das lThier solle tn einem Winkel des Gartens eingescharrt werden. —l Am nachsten Vormittag erfchien Vet ter Richard. Er wohnte in dem Haufe nebenan, hatte bereits von dem Trauer sall Kunde erhalten und tam jetzt, um als der allezeit aufniertsame Vetter die Cousine zu trösten. Aber auch er war betroffen iiber ihre Ruhe; sie war wohl etwas ernst gestimmt, bewegte sich aber sonst vollständig in den Grenzen des Ge wöhnlichen Nichtsdestoweniger glaubte er aber doch den zierlich ausgedachten Beileid3 fpruch hersagen zu müssen, sich zugleich erbittend, die Coufine, sobald sie es wünschte, zu dem neuen Oundehändler an der Sonnenstraße zu führen. Erst ge stern habe er gesehen, erzählte er, daß de: selbe ein ganzes Neft allerliebster junger Schäferhunde besitze. Die Cousine sei doch fo an die Gegenwart eneo Vertreters deser unvergleichlichen Thiergattung ge wöhnt, daß sie sich in türzefter Zeit wie der solch ein nettes Hündchen anschaffen müsse. Frau Grulich sah den Vetter mit ei nem seltsamen Blicke an und entgegnete eifrig: »Ich danke dir, Richard, für dein freundliches Anerbieten und nehme dich schon heute Nachmittag beim.Wort, indem ich mir deine Begleitung erbitte. Du hast recht, ich muß an Ersatz den ten, aber weißt du, lieber Vetter, der Gang in die Sonnenstraße ist mir etwas zu weit, und ich denke, daß ich oiel näher das Richtige finde.« Der behäbige Vetter war etwas er staunt iiber den Weg, den seine Cousine einschlug, und erllomrn nicht ohne Be schwerde die fteilen Treppen, welche in das Dachstiibchen des gegenüberliegenden Laufes führten. wo Frau Thremols mit — . .- —..-·.«..»... -,..-.-—--.—— —-».-- — zwei vverlassenen Waisen lebte. st- II II, Und der Erfolg dieses Ganges? Als Frau Grulich zur schönen Jah reszeit in ihrer gewohnten Sommerfri sche am Starnbergerseesweilte, war sie von dem herzigsten flachsliipfigen Mäd chen begleitet, das man sich denken sonn te, und ein nettesr, anstelliger Junge er wies ihr allerlei kleine Pagendienste. Und in jenen Tagen, wo des Christtind leins geheimnißvolles Walten alle Kin derherzen in Spannung erhält-, fand das Gebet der kleinen Grete «Erhörung, denn es war ihr und dem Bruder ein seenhaf ter Lichterbaumbescheert worden, wie sie selbst in ihren allerkühnsten Träumen noch keinen geschaut. ’ - Und Frau Grulich lockte - dabei das Entzücken der Kinder die hellen Thriinen in die Augen. Voll Scham und Reue gedachte sie jetzt des letzten Weihnachts abends, an dem sie die schmucke Tanne mit saftigen Würstchen, belegten Schin kenbriitchen und Zuckerplätzchen behangen hatte und sich halb krank lachte über die possirlichen Sprünge, die Nelly nach den verlockenden Schätzen des Baumes voll führte, während drüben in der Dach iammer unterdessen das tranke, hun gernde Kind kniete und bittend seine Händchen dem Christtind entgegen streckte, daß es ihm doch auch solche Pracht gewähren möge, wie sie dem un vernünftigen Thiere aufgebaut hattet Aber die Begegnung mit dem kleinen Berlustträger an jenem nebelialten De-v zemberabend war ihr tief zu Herzen ge drungen, und was bis dahin weder ern ste Vorstellungen, noch beißende Spott reden vermocht hatten, war der schlich ten Erzählung des Knaben gelungen. Jn einer schlaflosen Nacht hatte die Frau nicht nur das Lächerliche, sondern auch das schreiende Unrecht ihrer über triebenen Vorliebe für alle Nellh, Karo, Ami und deren Genossen eingesehen. War es den-: möglich: sie liebkoste und hätschelte diese Thiere, vergeudete damit viele Stunden, verfchaffte ihnen die sel tensten Leckerbissen, scheute für ihr Wohlbesinden weder Mühe noch Kosten, und wenige Schritte von ihr gab es Menschen, die nach Brot und Liebe schmachtetenZ ,·,Eine neue Laune der tapriziösen Dame, die bald wieder vergehen wird,« sagten die Bekannten Frau Grulich’s, als sie statt wie bisher Hunden und Ka tzen zwei elternlosen Waisen ihre innige Sorgfalt l;;uir)endete. Diese ,,Laune« aber ging nicht vor über, weil es eben diesmal keine war, sondern eine ernst aufgefaszte Lebensans gabe Jst aber ein guter Mensch erst einmal aanz und doll von einer solchen durchdrungen, dann läßt sie ihn auch nicht mehr los. CI Em andllntnsumy liolb Der kürzlich von einer dreijährigen abenteuerreichen Reise durch Rußland, Sibirien, stleinasiein die Kirgisem steppen, Syrien u. s. w. nach Brüssel zurückgelehrte belgische Völkerforscher Alphonse Mallot widmet in seinem höchst interessanten Reisewerle dem Volke der T u r l m e n e n, deren Gast freundschaft er längereZeit genossen hat und deren viele gute Eigenschaften ihn förmlich begeistert haben, ein langes Kapitel. Er bezeichnet die Turtmenen als das interessanteste und sympathi schefte von den 44 unter dem Scepter des »weißen Zur-« lebenden Völkern und beklagt es, daß dasselbe, zur Zeit kaum mehr eine Million Köpfe zählend, im raschen und unaufhaltsamen Aus sterben begriffen fei. Noch in 1862 ver anschlagte der französische Reisende Henri Tissier die Seelenzahl der Türk menen auf über anderthalb Millionen und in den Reifebeschreibungen des Marschalls Herzog von Ragusa in 1837 und des Freiherrn von Hallberg-Broich in 1838 finden wir übereinstimmend je nes triegerische Voll mit über zwei Millionen Köpfen verzeichnet und als in der Zunahme befindlich angegeben. Die in die 8 Stämme der Teke, Er sari, Toinuten, Tschaudor, Alieli, Saryk, Solor und Göllen getheilten Turkmenen sind allzumal durch Au stammung, Religion, Gebräuche und Anschauungen unter einander eng ver wandt. Gleich ihren nördlichen Nach barn, den Kirgisen, theilen sie sich in Geschlechter oder Stämme, diese letzte ren in Unterabtheilungen oder Horden und diese wieder in Untergeschlechter oder Clan5. Alle leben in ganz gleicher Weise; sie erkennen keinerlei Obrigkeit· an, jeder Turkmene ist sein eigener Herr und vollkommen unabhängig. DasEins zige, wag sie hochachten, ist die Stärke und das Herkommen, das »Adat«; al lein obgleich sie sich streng an das Her gebrachte halten, handeln sie doch stets und überall nur im eigenen und nicht in gemeinsamem oder gesellschaftlichem Interesse. Deshalb leben von je her alle turimenischen Stämme in offener Feindschaft mit einander, ja oft herrscht nicht einmal zwischen den einzelnen Zweigen der jeweiligen Stämme ein gutes Einvernehmen, Und diese Zwie tracht war vordem als ein wahresGliicl zu preisen, weil sonst die Bezwingung dieses einst berüchtigten Räubervolles noch weit schwieriger gewesen wäre, als sie es schon ohnehin war. . : Wasdie Turkmenen besonders kenn- ; zeichnet, ist beispiellose Ergebenheit in s ihr Geschick. Leiden und Unglücksfälle i ertragen sie, ohne sich zu beklagen. Fa talisten bis» zum Excesz, dem ,,Kismet« unterliegend, sind sie von unerfchütter- I licher Tapferkeit, ja Tollkiihnheit, und i durchweg hochgewachfen und geschmi ! dig, sind sie in ihrer inaleeischen Tracht ; und mit ihrer vollen» ten Bewaffnizng ! furchtbare Gegner im elde. « « « Das »Adlat« selbst hat nur die Ge setze fiir die Beziehungen der Eltern zu den Kindern festgestellt, und ebenso next-, für solche Fälle, wo das persönliche oder Familien-Interesse mit in’s Spät-; kommt, wie fiir Hoch-seiten, Begräb nisse, Kriegsbeute und dergleichen. Blut das allgemeine Wohl it keinerlei Rüst sicht genommen, mit usnahme et:oel cher Feststellungen, welche die Jnftand« haltung oder Ausbefferung der Kaniike und die Benutzung desWaffers betref fenj Allerdings während die Turm-re nen aus ihrer Mitte Hiiuptlinge, die ,,Aifatale« (d. h·. Weißbäkte) oder Chans, welche bei den chiwnnischen unt an der persischen Grenze wohnenden Stämmen, ,,.5tiatchnde« getrennt wer den, jedoch haben diese Häuptlinge in Wirklichkeit keinerlei Gewalt, wenn auch mitunter einer oder der andere derselben bedeutenden Persönlichen Ein fluß besitzen mag, sodaß es ihm gelingt. irgend ein Unternehmen in"g Werk zu setzen oder aber zu verhindern. Nicht einmal die Geistlichen oderMos lachs, deren es übrigens sehr wenige giebt, genießen bei den Turtmenen ei nes besonderen Ansehens-. Jst aber der Mollah ausnahmsweise ein kluger Mann und versteht er gut zu reden, so gewinnt auch er zuweilen großen Ein fluß und erhält den Titel eines ,,Jschan«, d. h. eines von Gott erwähl ten und bei Gott beliebten Mannes« welchem Alles gelingt. Jedoch erstreckt sich auch sein Einfluß durchaus nicht auf Alles und feine Stellung ist häufig eine prekäre. Bei ihren früheren Raubzügen sam melten sich die Turtmenen um einen oder zwei Führer, die ,,Serdare«, wel chen sie während der ganzen Expeditiou gehorchten und auch einen besonderen Theil von der Beute zukommen ließen. Mit Beendigung des Abenteuers jedoch hörte auch alle Bedeutung der »Sei dare« wieder auf, wenn dieselben nicht etwa zur Zahl der erwählien Eben-Z der ,,Atfakale« gehörten. Jn den letzten Jahrzehnten freilich sind die Raubziige nicht mehr vorgekommen Gleichwie aber in neuerer Zeit die Turlmenen schon ein festeg Familien leben haben und in ihren Dörfern, wo Acker- und Gartenbau betrieben mer den, sich immer mehr zierliche Wohn sitze aus Lehm und stellenweiS auch Steinen mit Grundbesitz —-— welcher sich wenigstens auf die felbstangelegten Gärten erstreckt -— finden, so zeigen sich doch auch schon die Anfänge von Obrig keit in den bis jetzt noch machtloer ,,Atfatalen« und Chans, und es unter liegt keinem Zweifel, daß deren Gewalt stetig wachsen wird, da die Nachbar Regierungen, welche mit den Turlmes nen Beziehungen angeknüpft haben, sie nach und nach dazu zwingen, Vertrau ensmänner und Repräsentanten zu wählen, die immer mehr Macht gewin nen und diese dann ihren Sehnen über liefern, so dasz allerwegen bereits eine Art von erblichen Chcnis mit Herrscher gewalten existirt. · I Obgleich bei den Turkmenen, die oh l ne Ausnahme Elltohamedaner sind, die I Vielweiberei start verbreitet ist, behält ) dennoch die in Ermangelung von , Harems alle Freiheiten genießendeFrau " ein gewisses Ansehen, und es giebt so gar einige Frauen, welche auf die öf fentlichenAngelegenheitcn Einfluß aus I üben. Die Frauen befinden sich in der Minderzahl; es heißt, daß sie kaum den dritten Theil der Seelenzahl ausma chen. Gleich den Männern, sind sie eben k falls schlank und geschmeidig, meist auch i schön und sie präserviren sich bis in’s s Alter. Sie sind arbeitsam, anstellig, I keusch und gute Mütter. Der Bräuti gam muß die Frau von ihrem Vater I kaufen und der ,,Kalim« (Kauspreis) schwankt zwischen 200 und 500 Rubel (85175 bis S425) oder entsprechendem Vieh, Produkten u. s. w. Die Frau bringt als Mitgift eine gewisse Anzahl selbstangefertigter Decken und Filze, darunter eine sehr feine Decke für das Pferd des Gatten. Die beiderseitigen Hochzeitsgeschenke bestehen in Münzen, Platten, Glöckchen, Armbändern und Sattelzeug. Gastfreundlich bis zur Selbstentäui ßerung, ist dem ankmenen der ärmste Gast heilig und wird mit dem Besten bewirthet; nur reich beschenkt darf er von dannen ziehen. Jeder Verfolgte, er » sei auch wer er mag, findet Obdach und ; Schutz. i Die von den Mollahs gehaltenen Schulen der Turkmenen sind äußerst primitiv; iiber Lesen, Schreiben und Rechnen hinaus geht die Bildung nicht. Bücher existiren in ihrer kaum 14,()00 Wörter zählenden Sprache (eineni Jdiom des Türkischem nur sehr weni ge· Dennoch besitzen sie ihre Dichter, welche Krieg und Liebe besingen, und es giebt sogar eine, allerdings- äußerst naive Schauspielkunst. Der Tanz ist sehr entwickelt, präziös und bilderreich; die Musik aber ist grell, barbarisch, schrill; wahrhaft »steinerweichend.« Tamburim Schellchen und Panflöten sind außer Flachtrvmmeln die einzigen Instrumente Die Turkmenen erfreuen sich außerordentlicher Langlebigteii; in 1898 zählte man bei einer Gesammtbe völtcrung von kaum einer Million 22 Männer und 9 Frauen im Alter von über 100 Jahren, 80 Hundertjähtige, nahezu 100 von 90 und iiber 700 von 80 Jahan Trotzdem ist, wie gesagt, das der Kultur so gut wie unzuängs liche Kriegervolt auf dem AussJerbes Etat, und das ist vielleicht Tat nicht zu »H. M. b:klagen