Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 08, 1900, Sonntags-Blatt, Image 12

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» ERNST-PLEASE -
E Ossener Schreibebrief von ··
cizzie HanfftengeL
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s- If.
«
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Der Form is schon lroidder all iwwer
un der Phil, wo mein Hosband is,
duht schon ecksäcktlie widder so mien
Mie, als wann er nie nit sortaetoese
wär. De ganze Dag bei den Wede3
weiter hocke, spät nachts heimkomme,
bis Mittag schlose un dann gturnbcle,
wann nit alles so is, wie et’s- gern
gäeicht Das is so ebaut das dägliche
Prohgtiimm. E annere Frau, die deht
sich hinsetze un deht ateine tu biet die
Bänd, odder deht usf un davon gehn,
answer den Weg sin ich nitx ei tell iud,
so lang wie ich da sin, so lang sm
ich der Bahs ins Haus un der Phil,
der soll sich nur e mal etlauwe Trab
be! zu mache, wii ich deht ihn ePies
von mein Meind qewwe, daß er nit
wüßt, ob er en Bub odder e Meedche
is. un daß er for lauter Eckseitement
die Hose mit die Montierensch anziehe
hebt. Ich hen e akiq kwictes Tempels
un wann ich anfange. dann sin ich e
rebaeller Vieh un das- wciß auch der
Pbil aut geian un er nimmt sich ver
dollt in acht, michInii zu teize un aut
acnna alleins zu losie. Wisse Se, Thais
icis sage. das aeht en aria weite Wem
so is es immer mit mich aeroese un
den Weg bleibt-Z auch, bis ich emol mei
Auge zumackJe, nn das werd so bald
noch nit der Kebås sein. Das wär mich
e sckeenes Bisznc5, wann der Mann
tit dukxn wollt, was die Frau hawwe
Vill, wo kein dann do das edeliche
fitijck blener Nosser, in mein Haus,
so den ich die Hofe an unichziehe se
euch sor Lein Preis der Welt aus« nit
sor en Feller wie der Phil einer i·3.
Tie Kios wisse das auch aut acmia:
ich saae als cmo!, wann se sich gar
nit bebebse wolle, daß ich de Pa an
se sage dedi, amwer, sell bat aat Lein
Esiett. To mache se ofs Koan e Ge
sicht. als wann se wer weiß was sor
en Riespeckt hätte, answer wann ich
mich crum drehe, dann mache se Febses
un allerhand fonniae Mobschens. Tu«
liewer Himmel, die Kids sin doch aurlz
keine Esel un Rindsoiehchet, die wisse
schon gut genua, daß der PI no gut
is un viel zu sahst is, als daßer eb
bes zu se dubt. E paar Daa zerich
do hen ich gesaat, es wär e Schebm
mer hätte jetzt so schönes Wetter un
mit dehte nit emol en Mehwaht nein
me. Do sat der Phil, wei, wann das
alles wär, was ich wollt, das könnte
nier einige Zeit dukm. Do ben ich aw
wer gesagt: »Ach, duh nur nit so, als
wenn du mich e Febwer damit duhn
bebtst ich soe mein Pakt aewtoe gar
nicks drum, ich stehn viel lietoet heim
un bocke mich in mei KitscheIL woich
auch hinaehiiee dubnx du denkst ia doch,
e Frau is nicks wie e heieri Mehdche
un is nor dasoe da, sor zu schaffe. Do
sagt der Phil, das deht ek aar nit
denke, ee deht ganz aetn mit mich un
« die Kids en Melinsabk nemme; do hen
ich gesagt, well, wann du’s dann g a e
nit annetscht dukyst, dann soll
mich’s recht sein. Aste-wer duh mich not
ni! for blehme, wann ebbeö eong geht,
kitahs es is nor dein Wunsch, wenn
mer gehn. Sehn Se, wann ich den
Weg zu ihn spreche, dann duhn ich nie
seals nit risse, daß ee mich sor ebbes
Hiehme kann. Es is also abgemacht
worde, daß mer gehn wollte un met
sen auch Wedezweilersch inweitet mit
sogelm Die ware auch dabei un ich
den gedenkt, daß mer en arig schöne
Das bawtve deine. Ich hen die Kidö
ordentlich aeschtropvt un hen wenige
Kess ztvei Paund sahst Sohp an se
qeiuhst Se hen ihre neie Sudtchee
entstiegt awwee die ben osf Rotz schon
Kein-st, als wann se se schon drei
Johr zurück leieat hätte. Die Fellersch
W gar nit e bis’che uss ihre Sach
M gen-we- Jch den die Suhtcher so
i sann-er gemacht, als wie ich ge
nnt ben, beu ihre Schuhs en diesente
Gestein get-proz un dann hen ich mich
END gedeckt Ei tell fuh, sell is auch
s met en artg hattet Schapp; bitabs
leisten mer so de ganze Daa in alle
W ewmktawwelt un de Dreck sege
subt, dann kann e Person nit klien
. Mk dont ju seeaett it, wie ich
ich seit auch gewese sin, do hen ich
Mk gestanzt, wie en Appel, wo
sit give « etciaegelgiieeät is worde.
Im n e r angezoge un
seie- Sptinabaunet »usigesett;
is Ce. W tchmit die Fäusillie
· III-. W dies-n ich immer mein
ss- M W Wie met dann
— -
-.s. «f«i-«
W
an die Kids mache duht. Jch möckt
nor wisse, ob auch annere Männer
tenseltoe Weg sin, odder rb ich alleins
so e Dehntie hab. Well mer frn glic
lich aus das Haus sort komme un wie
mer an die Stritt sin komme, do ben
, mer erseht driwwer’gesproche, wo iner
; denn eigentlich hingehn wollte. Der
«Wede5weiler sagt, er deht auch nit
gleiche, viel zu lause un er deht die
Menschen mach-, daß mer uns en Bosz
kriege dehte un e Reit in die Kontrie
nemme dehte. Do s«n die Kids osf
Kohrs gleich dabei gewese, un der alte
Mann, der hot die Eidie, en Reit zu
nemme, auch besser qegliche; do hen icy
dar-n auch nit licke gewollt un mer lien
uns dann en Bose gerent un sin los ge
scbrr. Jch muß soge, es is ganz schön
genese. Mer hen e ganze Latt Stoff
zum Esse un zum Trinte gehabt un
off Kobrs is da schon an de Weq e
gutes Deil davon aejubst worde. Die
Kids un mir Lehdies mir hen weltrich
tens Sänwitsches un das all zu uns
genomme, die Mennsohls die hen sich
liewer an die Drinls gehalte un was
wüt. das Riesolt, se sin alle beide voll
geworde. Wie mer in die Wudds
komme sin. do is der Phit un der We
deäwseiler in den Wage liege gebliwwe,
bnkahs se hen so e teiert Fiehling ge
bebt. Mir anüere sin in die Wudds
un ben Blume gepickt un hen Gehms
s gespielt un ben e arig gute Zeit ge
- hebt. Sell bot so ebaut vier Stunde
; genomrne un es bot schon angesange
« dunkel zu wer’n. Do bot die Weins
; neilern gesagt, mir besser dehte uns
H aus den Heimweg mache. die Wenn
i sohls hätte schiebt-setzt ihren Duft aus
i geschlafe. Mir sin dann zurück, awwer
» was wer’n Se denke. der Boß war sort
; un die Mennsohls auch. waerall hen
mer gesucht, awwer se ware ver
I schwunnr. Do hen mer uns dann zu
. Fuß uss de Weg gemacht; sell krar
net-wer eins! Die Kids den Schlaf
i kriegt un hen gegreint, die Kleine
- wollte getrage sein, o, es war e resper
! iek Pickuick. Mit Aue make auch so
I müd wie die Hunde un es war so ebaut
E Zehn Ulsr wie mer endlich heim sin
s komme. Wie mer in unser Striti
; komme sin, do hst der Bosz in Frone
- von den Liwwreiestehbel gestanne un
; der Phil un der Wedesweiler ben in
Jden Wage gelege un den noch ac
i schlose. Hau was dat for e Metz
s wohl? -
Mit beste Riegakrdg
Juhrs trulie
Lizzie OcnfstengeL
Ein Talamon
Aus kein Pariser Leben vrn Ili. Noli-.
Victcr Lagranac war eben aus
seinem Haufe in einer der Voriiaxte
von Paris getreten, atS er einen lau
ten Hülferuf vernahm.
Sich innwendend, sah er, wie eine
reich gekleidete Frau sich Der Zärtlidk
reiten eines- Manneå zu erwehren
suchte, welcher sie in seinen Armen
hielt und zu küssen versuchte. »Lassen
Sie sofort die Dame los-X sagte Herr
von Lagrange, den Fremden bei Den
Schultern par-tend.
Der Mann ließ die Tame fahren
und warf sich auf seinen Angreifer,
nach kurzem Ringen wandte er sich
hastig zur Flucht. Die Dame lebnte
halb ohnmächtia an der Mauer eines
Hauses. Victor beugte sich über sie
und suchte sie zu berutzigem ein leises
Weinen war die Antwort. »Seien
Sie unbeåorgy Madame,« sagte er,
»t:ollen ie sich mir anvertrauen?
Nehmen Sie meinen Arm, ich will Sie
fee-her heimaeleiten.«
»Sie sind sehr gütig, mein Herr,«
entgegnete sie, »ich nehme Ihren Schutz
dantbar an,'« und sie schmiegte sich fest
an seinen Arm. Als sie am Ende der
Strizke anlangten, tam ihnen ein lee
rer« iethtvagen entgegen. »Nun sind
Sie von mir befreit, ich bin Ihnen zn
roßem Danke verpflichtet,« jagte die
- ame hocheufathmend, indem sie zu
gleicher Zeit dem Kutscher einen Wink
gab, «le n Sie wohll«
Herr v. Lagrange faßte ilire tleine
behende hand und sprach sein Be
dauern dariiber aus, daß es ihm nur
für so kurze Zeit gegönnt gewesen, ter
Cavalier der Dame zu sein. Als er sie
im Begriff sah, den Wagen zu bestei
gen, machte er eine Bewegung, als ob
er sie zurück lten wolle. Jetzt erst ent
deckte er, da die von ihm Befreiee eine
hinteiszende Schönheit war. »Kann ich
Sie wredersehenlk bat er.
»Nein!«
»O, seien Sie nicht so hart.«
Die Dame rannte dem Kutscher et
was in’ö Ohr unds rang dann mit
graziöset Leichtialei in den Wagen,
ein leises «Adicu« llang noch zurück,
dann war Alles seinem Blicke ent
zogen- .
Ein immer stärker wert-endet Ne
gen malznte Bietor zur Heimtehr. —
Als er am nächsten Morgen erwachte,
da fragte er sieh zweifeln , ob er das
thliche Abenteuer geträumt oder
wirklich erlebt habe: eine unange
nelnne Entdeckung til-erzeugte ihn, daß
er nigr» geträumt —- seine wohlge
stillte ruftasche war verschwunan
»Den v. Lagrange gedachte nach ei
nigen Tagen des Borsalles nicht mehr.
Er hatte · nachgerade an den Ge
danlen gewi- , sein Junggesellenle
ben auszugan und sich einen eigenen
hat-»Ja stunden. Seine Wahl fiel
auf ern hubschei Elendes Mädchen ron
achtzekn Jahren. welches aus guter
Jan-n te und seh-r reich war·
Eines Abends besuchte here von
Lagrange die Oper alg er nach der
Barng das Opernhaus verließ,
bemerkte er unter der Menlcknnmenge
ein bekanntes Gesicht —·- ja, das war
—
Flie. seine reizende Unbekannte die er
damals Jus der Gewalt eines rohen
« JJtcnschen ierettei. Am Ausgang t. at
f er höflich an sie heran und bot ihr ei
s nen «gnten Abend«. Sie erwiderte
k seinen SGFUV und-nahm seinen angebo
» tenen Schutz an.
Madame Alberti so nannte sie sich,
war eine Spanierin von Geburt nnd
wie sie erzählte die Wittwe eines
französischen Ossiziers. hetr von La
grange interessirte sich tron seiner be
svorstehenlen Verlobung siir die schöne
Spanierin und sie aabi endlich seine-n
Flehen nach und williate rin, seine
Besuche anzunehmen.
Am Tage darauf saß Mme. Albesri
in ihrem Empfanassalon Vor ihr
stand ein großer Mann mit hatten
Zügen. Plötztich brach die innae
Wittwe in Die Worte aus: »Du lsist
ein Ungeheuer —- ich wollte, ich wäre
nicht Deine Seid-seiten —- Mnn es
sein, muss, es wirklich sein. Jnan"."«
s »Steine schwach-, Cor.1, es mirsz
sein —- wir haben schon lanae kein an
. tes Geschäft gemacht — Du warst dock
» sonst nicht so strnpulös, woher ans
J einmal dieses Zartaesiibl?« «
i »Weil ich its-n Liebe und ihn gern vor
dem Verderben schützen möchte. er ——« .
Der Mann lächelte spöttisch aus.
i »Der Verlust einiger tausend Franks
. stiirzt Victor noch nicht in’s Verderben;
aus ihn ist’s überhaupt nicht abgesehen,
ich möchte nur die anderen Vögel rup
sen, die in dieser vornehmen Spielbölle
verlehrenl« -
»Willtt Du ihn verlchone:i, trenn
ich mich anheischia mache, Dir so viel ;
als möglich reiche Beute zu verschaf- :
sen?« srug Cora mit arpreßterStinims. »
»Wenn Du Dich llug benimmii,
wollen wir sehen: Deine Haupt-ius
gnbe ist« von ilnn den Tas( zu erfahren,
an dem die Ersellscltafi sich wieder zum
7 Hazardspielen versammelt also, Com,
macke Deine Zeche gut, er wird hatt
hier sein« ·
»Ich will thin, was ich tann.«
Wenige Augenblicke später einrian
sie mit Z·iin:eis3enrer Anmuth Leim
v. Laaransc
Learcnchk Verlxgiitxtiii zu tsora
lIinderte if weder bei den Bein-lieu
seiner Virr.«:"«tert. noch an denen im
Spielllnh cbxileicii i!;::i ker letztere
durch selts.-kne Bnrkriinsze eimaz Vers
leitet werd-km
tiein Exsåeknäwnk rerx-·i!·.,:, p: wel
ckern nick: einer Den seinen Irr-Enden
heim Verdian des Loh-eg- feiner
Baa:sä::i: tierrxutst worden wZirr.
Bald war ei- ein anscheinend Betrunte
net« weist-er auf sein Opfer si:ti:1;rnelte,
bald trisrke der ruhn seine-Z Weges
lijshende vcn einein eilii kahersiiirn1en
ten Manne in einen szisriirseckssel ver
meciiieli ——— ULJ Jiesulnit war stets -—
Ver Verlust dir Brieftasdxsa
LJiertwiirkiger Weise war Lsaraxiige
der Ein-nah welcher von solchen
Raubanfällen verschont blieb. LH war
gewiß, dasz Jemand auiier den Be
theiligten Kenntniß vom Bestehen des
Spieltlubs hatte — aber wer hatte das
Geheimnisi verrathen?
Lagranae hatte keine Ell-nian da
von, fass er selbst der Verrjizlier sei.
Cora wußte ihm durch harmlose Fra
gen alles Zu entlocken, was sie wissen
wollte. Besn ihrem Brut-er gedrängt,
spielte sie ihre Rolle unter Irr Brin
gnng weiter, daß der getiehie Mann
verschont bleibe.
Eines Taaeå tam Juan mit einem
spöttischen Lächelnan Den Lippen zu
Cota. »Du wirst am Ende selber ein
sehen, daß Dein Laaranae liine
Rücksicht verdient,« sagte er höhnisch,
»gestetn hat er seine Verlobung mit
einem reichen, schönen Mädchen ge
seiert.«
»Du lügst!« schrie sie auf.
»Nicht doch; ich habe meine Nachrich
ten aus bester Quelle.«
Cora preßte ihre Zähne sest ans ihre
rothen Lippen; die Hände trampshast
geballt, schritt sie in dem Salon aus
und ah. »Erziihle mir Alles genau,«
sagte sie dann, »die volle Wahrheit!"
Und er erzählte. Als er geendet,
dankte ihm Cora mit einein lurzen
Riesen. »Es ist ut, laß mich allein,
ieh musz mich zu assen trachten, er
wirt- hald hier sein —- i:ein, nein.
nan, ich weiß selbst, was ich zu thun
abe.«
Jnan entfernte sich nur zögernd
»Ich hätte ihr nichts sagen scllen,«.
murmelte er, .sie wirt- nun irgend ei
nen dummen Streich machen.«
Als Lagrange lam, empfing ihn
Cara, schöner als je aus-sehend . hr
Gesicht war blaß· aber kein Fu de el
ben verrieth die furchtbare usregunz
hie in ihrem Innern tobte.
.Victor,' sagte ste, ihn fest sixirend,
Mäs- wahr, daß Du Dich rietloht
Lagrange sah Cora etwas Jetrossen
an, doch die Ruhe tn ihren Zügen gab
then seine Fassung wieder.
»Nun ja,« erwiderte er nach kargen
Höckern «eine Convenieniheirath; sz
soll aber unsere freundschaftlich-n Be
ziehungen gar nicht stören.«
der TM»
« U —
»Am-in Dich nicht« liebes Kind.
meiner Finanzen wegen miRe ich
mich E dieser irath ents iejenz
weiß r himine « wie ei kommt, has
Gel scheint bei mir Flügel zu besihm
vor einein-halben Jahre war ich noch
sehr lpnwlet nnd fett —-«
»Willst Du damit sagen, daß teh
M ruinirt dahei«
»Bei-ahne, das sälltmir gar nicht
Msssssssnrsininw »
e vo .
r «Oeivtsktand pas sehr halt-Er
.Oln;e: konstwtxchob M U
Hm am en
m seinem SÆ »Meine liebe com-«S
W
sagte er gelassen, »Du bist erregt, wie
ich sehe. Lasse Dir das ein sur alle
Mal Lesagt sein, ich bin tein Freund
von Steuern Ich bin gezwungen, eine
Geldbeirath anzugeben, und weder
Bitten noch Thranen werden diese
Verbindung riietgiingig machet-. Du
hast teine Ursache, mir Vorwürfe zu
machen und nun —- Adieu.Jch werde
wieder kommen. wenn Du ruhiger ge
worden bist.« Er ging. ohne daß sie
ihn daran gehindert hätte.
»Heute noch werde ich gerächt feint«
sagte sie, nachdem sie sich gesetzt, laut
und feierlich
Herr von Lagrange toar heute beim
Spiele sehr zerstreut, scheu und ver
stohlen blickte er um sich, bis sein selt
sames Benehmen allgemein auijiei.
Man neckte ihn deshalb unauthp
lich bis er endlich, die Karten weg
werfend, unmitthig sagte: »Ich tvitl
lieber beut- nicht mehr spielen, ich ——"'
Ein Geräusch an der Tixiir ließ
ibn beritummen Jm Rahmen der ge-«
bifneten Tiiire stand ein junges Etiseiin
»Sora’.2« rief Lagrange empor
springenb
cin grairsames Lachen iiberslog ilir
Gesicht: langsam trat sie bis in die
Mitte des (s«-emaches. »Meine Herren,«
sagte sie mit lauter Stimme, »Bictor
v. Lagranqe ist ein Verräther s-— seit
Monaten stebt er mit mir irn Bunde,
ich bin die Schwester dcs Mannes-, fer
Sie beraubte —- durckt Viktor von La
grange erfuhr ich Alles-, was biet vor
ging-«
»wenn rugnerimsp riet Uagrangr.
auf Cora zustiirzeno
Sie sah ihn verächtlich an. «Blielen
Sie ihn an," rief sie, »da sehen Sie,
wie bleich er ist, wie er zittert, im Be
wußtsein seiner Schuld!«
Lagrange blickte verzweiflungsvoll
um sich; wenn man Corcks Worten
Glauben schenkte, war er aedrendtnarlt
für immer! -—— »Meine Freunee,« ke
gann er bebend, »Sie kennen ;:iich, Sie
wissen —"
Er brach ab: ans den feind-selian
Gesichtern lass- er deutlich kehre-i Ur
theilsspruch ---— Der Schein war argen
ihn, das mußte er zugeben, triin Sora
nicltt lviderriei, war er verkoie:i, rzs
sprach zu viel für die Mai-irren ilirrr
Worte.
Eine maßlose Wuth erarisi ihn iei
I dem Gedanken.
»L·Liderrufe, GlerireZ« rEIf er, sie
heftig beim Arme schnitt-lud
Sie schaute il;n mit einem Blicke an,
in welchem siei Hof-, nnd Liebe zu
einem wunderbaren Gemische ver
», einiatcn Mit bligiirknellsrr Bemessung
T meate ne sich von Lan-arise rrei nnd
zog einen kurzen Dolch her-or
,,.««,ch triderr«tie irr.iik« irre-Ob sie
mit fester Stirn:i·.e, dann stieß iie sich
l
gl
mit sicherer Hand den-Dolch inck Herz.
Ein Ylussclsrei ree Entsetzcns folgte,
dann trat unheimlich-: Eriile ein, end
Xmitten in diese Stille tönte von der
Thüre her eine helle. scharfe Stimme:
»Im Namen des Gesetzeg!«
Cora hatte ihr Wert nicht halb
gethan —- eine anonyme gszuschriit
hatte der Polizei das Treiben ier
vornehmen Herren denunzirn Es gab
einen großen Standal und Herr von
Lagranae war in der ernten Gesell
schaft unmöglich geworden; seine Hei
rath zerschlug sich nnd er verließ
Paris.
Ein Jahr später erschoß sich nor rein
Spielhause zu Monaeo ein Mann, ter
soeben an der Spielbant iein letztes
Geld verloren —- es war Victor von
Lagrange.
Das Engelsangesicht
Ein Trama von Paul de Canthari.
Es war eine kalte Nacht. Ein eifiaer
WLnd strich iiber die schrieebedeette
Ebene, durch welche der Eilzug dahin
brauste.
» Unser Wagen war ziemlich der letzte
in dem langen Zug, und so kam es,
dasz in der Station Dardwich bei wel
cher wir eben anhielten, nur ein ein
ziger Passagier einstie«a. Es war ein
schlanies junges Mädchen, dicht einge
hirllt in einen großen grauen Shawi.
Mit ier Schiichternheit der ans Reisen
nicht Gewöhnten sah sie sieh eine Weile
im Eoupe um und setzte sich dann in die
Mihe der Thiir. .
Ich beschloß, der Schiichternen zu
hilse zu kommen.
.EntschuldigenSie. mein Fräulein.«
sagte ich, .wöre es nicht besser. wenn
Sie sich näher am Osen niederließen?«
Sie schien einen Augenblick unschliis
sig zu sein, stand aber dann aus und
that was ich ihr gerathen.
Einige Minuten vergingen in
Schweigen
..Gehi dieser Zug bis Banswaier?«
set-nie sie endlich.
Der Wohllaut ihrer Stimme be
rührte mich angenehm. .
»Er-wohn Kann ich Ihnen irgend
wie niißlich seini«
»Ich danke . . . . nein,« erwiderte fie.
»Dort) vieaeichh wenn wir nach Buos
water kommen . . .«
»Das wird erst in drei Stunan der
Fall sein,« bemerkte ich.
»Mit der Zug unterwegs machi«
fragte sie nach einer Weile wieder.
»Mir in Exmouth.«
Mit einein Seuszee lehnte sich die
tu e »Dann in die Ecke zuriich Das
Ge prneh stockte wieder-.
Beim Schein der Lampe sah ich aber
nun das Gesicht meiner Reisege ährttn,
ein liebliches Kindern « de en Ve
sinenn hochstens IS - hre alt ein
konnte, große olaue Augen, gold on
deo paar und einen kleinen Mund,
eines-ed halbverschlossenen Rennenle
»Sie weiden wohl in Bayswater
ron eFreunden erwartet?« fragte ich.
»Nein. Sir.«. . ich will dort eine
Pensionsschule besuchen.«
iOsmn tornmen Sie aber dort zu
einer nicht passendenStunde an . . . der
Zug erreicht chsrvater um ein Uhr
Mrrgens.«
»O. das schadet nichts,« erwiderte
meine Reisegefährtin lächxlnd «Jc17
gebe sofort nach demVensionögebäuve.« ,
Da unterbrach unsere Unterbaitunkj
der aellende Ton der Signalpfeise, und
ateich dareuf verminderte sich die Ge
sclwindigteit des Zuges.
»Wir lönnen doch nicht schon in Er
Flryuth sein," dachte ich und sah aus die
. r.
cis war erst halb zwölf, in Ermontli
aber konnten wir erft einige Minuten
nach zwölf Uhr ankommen.
Ich rieb das Eis von einer Fenster
schcibe und verfud«te. die Geaenftänke
draußen zu unterscheiden. Wir hielten .
in einem dick-ten Fidtenwalde bei einer z
einsamen tleinen Station. E
,.th das Erniouth?« fragte meine
Reiseaefährtin.
»Nein . .. doch ich weis-, nicht. wie
diese Station heißt. Es ist nur eine
rsnbedeutende Haltestelle.«
»Hält denn dieser Zug an allen fol
chen Statidnen?«
»O nein-, teinesweas . . . wahrschein
lich ist er durch ein besonderes Signal
aufgehalten worden . . . toch Sie frie- i
ren wohl?« staate ich, da ich bernertte, J
tsafz ihre Stimme zitterte. J
»Es ist sehr talt,'« faate da die junge .
Dame kaum hörbar-, indem sie itzren
Chaer fester anzog. »Ich wollte der «
Zug führe weiter!« E
»Ihr Wunsch acht schon in Erfül- t
lirna,« entaeanete ich. da der Zug sich
soeben in Beweauna sente.
Gleich daraus erschien der Kondui- ;
teur im Wagen.
»Warum haben wir hier gehaktegiP
fraate ich ihn
,.T««ie Maschine hatte tein Wasser
.:nep.r.«
—... -.-.-—-. «
- ·--.ko--«s--Is
III YNTYUQ FOR ck such cithUthkU ’
est-sagt hatte. Wir hatten uns leimt «
eins halbeslliinute beider Etaiion auf Z
heb-alten, und in dieser Jst-sit konnte Der i
Titnttstessel nictdi neiijslt tver:en. t
Während ich noch dxiriiber nacht-Kinn i
trat der Konduite-ne wieder ein.
chfi mail-te neben dein Lien Platz· I
»Set3en Sie sich Herber, Sie baden -
deckt jetzt nichts Jsu tbxin.'«
Er solate meiner Einladung.
»Warum hat«-en Sie mir nifbt die
Mel-eben versank-« starrte ich leise. .
»Die WabebeitP Was-«- nieinen Zie?« I
sraate er, ebenfalls in gedanipstcin i
Ton. I
»Den Grund unseres Verhaltens-« .
Der Fiondulteur lächelte. !
,,Na,« saate er. .,iet3t Linn ichanen l
sei-on die Wahrheit sagen. Wir hielten. s
unt einen Vassagier auszunehmen der j
uns von Bayxivoter entgegen gewin- l
nien warf«
»Meetwiirdiaes Vergnüaen, bier s
beraus und nieder zurückzusahren!« (
meinte ich. ;
,,Nun,'« erwiderte der Konduiteur, s
»e: will die Riickrcisc auch in größerer
Gesellschaft machen· Es ist nämlichein
Deteitiv.'«
»Wie?« ries ich. »Ein . . .«
Ich verstummte plotzlich, denn der
Konduiteur wintte mir, zu schweigen.
»Was sübrt denn den Mann in den
Zusti« forschte ich nach einer Weile
weiter·
»Das vermaa ich anen nicht zu
sagen. Jeb weiß es selbst nicht. Der
Beamte will alles Aussehen vermeiden
und erst in Bayswater die Verbastung
vornehmen. Früber werden swir also
nichts mehr ersahren.«
,Wo ist er denn?«
»Der Detettioei . . . Dort drüben bei »
der Tbiir sikter... Der Mann. der i
die zerlumpte alte Mühe ties über die i
Auan aezoaen bat . . ." i
i
i
»Wissen Sie. um was srir ein Ver
bteeben es sich lmndelt?« I
»Um ein ruchloses Verbrechen! Ein
Mann ist nebst seiner Frau und zwei ;
kleinen Kindern ermordet und dann »
das Haus in Brand aesteclt worden.«
« Der Konduiteur erhob sich und ver- «
ließ das Taube Jch musterte die Ge
sschter meiner Reiseaesiibrten.
Unwilltiirlich blieben meine Blicke
aus einein mir gegenüber sihenden
Mann basten. Der struppiqe, verwor
rene Bart paßte zu seinen gemeinen
Zügen Der Kraqu eines schmusiaen
Reises war bis über die Ohren empor
geschlagen
Sollte das der Mörder sein?
Voll Abscheu wandte ich meine Blicke
ab und --— begegnete den schönen blauen
Argen der junan Dante, welche sta
gend und angstvoll aus mir ruhten
Jeizriiate näher an sie heran
«Sre baben wohl gehört, was wir
sprachen?'« stagte ich.
»Ja- .. von einein Mord . . .«
«,,Seten Sie unbesorgt . . . uns droht
keine Gesabr!« suchte ich sie zu be
reibt-ten
Wir bielten inExInoutb nur einige
Minuten, aber wabrend dieses Ausenti
haltet hatte der Detettive seinen Platz
eewechselt und saß ietzt neben dem
Mann in dem zerfetzt-n Rock.
»Was bedeutet dast« staate plötzlich
Mjcinaähädüamn JazxinssExsinrnetb wur
- renge den-»et« -
net Man sifeawzderk i . M
« an r ete wahrscheinlich,« er
widerte let-, « »daß der Berbreeber ent
sorliingen konnte, während der Zug
.Daes ich Sie bitten. mir etn Glas
Wa er zu brinaen7« fragte meine
Ich frttn Last sont-it k
an au un n u de
der Tbtir NsindanIWTFeMbYltkik
1
Als ich de n siniianen Becket fallen
n»·cllte, temetlt e ictJ, daß et mit eine.
dannen Rette an die Wand befestigt
war.
»Da muß ist eben selbst komm en,
sagte kie sunae Dame mit seeundlidx::
L eiteln und erhob sich.
Ich katte den Becher aeiiillt ian
Mchte ihr densele anstatt Idee nach
itm zu meisen eiite sie an mir vors-It
iisk die Tbiit aus und stiintesphi
ous die Plattfokni, welche die einkeln«:::
We mian verbindet.
»O Jlt auf! Halt aus!« set tie plötzl-«
ic: Polizeiciiiiiicmt und eilte ikt unh.
Der cianze Wean aeiietb in klirren-.
Als ickp auf Die B lattfcecn liiiazzztrsf
nor aber die i« nie Tspnne nie-Lende
islkm Sie war V: n Ptm e creiprns »Ist
lind solch ein III-. un ikbe cutet seiten-.
Ted.
,,Di:ser3drn::1d1iii«-:«.is.5cki«:7:«:·- :- .·»
WIT nllieåz « ri: der Trzektia ,
lieie Slm ne w: sii
der Mistkerin -.«:z -;..esc
Jch sen iifn til-er
kldubiq an.
»Sie wollm kccb nickt sauer-» «:.«··
tiefes- Kind ein-: Sl.-’«c"sr:e:in « mie.'
fis-at- ich.
»Dieses Kind « erwiderte den« e
tiv dasWokt spöttisstk betone ni. ..ls-s:i s:
Vlliee Baiton und ist eine 29 lees
Glie, verheiratkete »mit. In der ve:
cinaenen Nacijk bei t sie ialttliitiei v er
Personen ermordet und wcllte nas. s
Canada flüchten«
Der Zuq trat inzwischen zumsteisc n
erbracht worden, und der Deteeiiv, ten
sich viele Reisende entschlossen, ging a if
dein Geleise zurück, um die Leiche Zu
si: eben. Wir mußten weit zurückgeben
bis wir die Unaliickliche fanden. Zte
weile bis sur Unlenntlichleit verstüm
nxe t.
,.:6lauben Sie. daß sie heisste, vors-:
Ein-se betabspkinaen zu können ocm
lich zu verletzen?« fragte ich ties et
schüttett den Deteetiv.
»Wabksck,(inlich tat sie das ce
claubt.« erwiderte er mii brutalem
«2!1.slachen. Tie Frauen-immer snd
ja so unvemsfinftici Ich hielt ii e e nez
leisten Wahnsinns nicht siit sei ;i«,,
imst hätte ich andere Maßregeln er
seinem«
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r bis Einth
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U
rade ixir :::
Frauen-Heroismncf.
Nin-n der Wirklichkeit gefchiidrts
Zu tvelcttrn Opfern nnd Selbst
laiicinngen fid) unsere lieben Frauen :
eniiCtieizen lönnem sobald es fich uin «
die Erhniiuiir von Jugend nnd
Schönheit handelt, mag ans einigen ·
Jndigcretioncsn erhellen. die ans ern- "·
geweihten Londeier streifen kommen.
Wie vermuten hat sich kürzlich Miiz
Mir-del Effingl)c.in, ein meinem-Jn
dirten langjanriger »Stat« des stifte
iratifchen Weitenrk für die Zeit vors
drei Monaten mit- Lincolnfyire zu
iiirtgezogem isrn dort in der Stille nnd
Einsamkeit ihre-:- Lnndbauses einen
Häutungsprrzeß ilneg Anitiyes dart
zunmchem « s«
Wenn sie bei ihrem Wiedererfiyrincn ·
rie Schaar il,..: Antieter aufs Jieng
durch ihre Lilien- und Rosenhaut in
Lfsntzåicken zn setzen vermag, fo toiro
Mife Makel diesen Erfolg rer geidjjet
ten Hand eines thirurgen verdaniet«,
der durch durch minimale, quadratiicke
Einschnitte ein Absterben der weit sinc
runzelig gewordenen Obernaut unr
eine fefte und glatte Neudildnng rer
Epidermis hervorgeruer hat. Durch
diese neue, scheint-are Wundertier wird
die bisher von der Londoner Damen-«
Ioelt vielfach angewandte »Nunze!
meiste« —- ein hölzerner, mit Leder
überzogener Apparat, der sich dem Ge
sichte der Patientin herrnetifch anpaßt
und mit seinen ftraff angezogenen Nie
nien sie dein Erfticken nat-e bringt —;
bedeutend an Kredit einbüßen.
«Von einer gefeierten Bühnengröße
wird erzählt, daß fie. urn einem vor
geitigen Embonpoint zu liege nen, sich
rei Monate hindurch ans chlieleich "
von Tomatenfalat und Kartoffeln ce
nahrt hat. stach ihrer »Mahlseit«
pflegte sie einen Trainirungsinarsch
von 20 englischen Meilen zu- Jnters
nehmen. »Sie erreichte ihren Zweck; fie «
gewann ihre einstiae Schlantbeit wie
ter, bnfzte dafür aber fiir alle Zeiten
ihre Gesundheit ein.
—
Der Werth des im letzten Jahr
dt.rch Feuersbrünste in den Vereinig1:
ten Staaten zerstörten Eigenthums be
nun 81FL3,597,830. Es ist dies der-ONA
qrdßte Feuermrlust, den unter Land
je in einem Jahre erlitten hat. Um
sich zu vergegentoiirtigen, was diefer «
Verlust bedeutet, genügt es, zu sagen.
daß et mehr als das Doppelte der
Jahresausaaben unserer Mariae be·
tedat. Und der Gesammtwerth der
lettiöhrigen Weizenernte beliei sich nu:
cui etwa das Doppelte des Feuerschai
dens. Es verbrennt bei uns alle zwe?
Jalkre Eigenthum im Werthe einer
emiöbriaen Æizenernte. Es ist "1
Jrrthurn anzunehmen, daß der As
tust durch Versicherung weniger ern
ttindlich qemacht oder ausgeglichen
wird. Die Versicherung deckt nur den
intividuellen Verlust, der Verlust der
Nation ist absolut und unersetzlich.
—-.·
Im Jahresbericht der Bandes-Ver
messunqi - Commission wird ausge
führt, daß in ausgerechnet 3500 Jah
ren die Manna-Fälle verschwunden
das Flußbett ausgetrocknet sein und
der Otbilusz der aroßen Seen nach dem
Fhssrgipm sit-Waden wird. Wer atsc
te natura-, noch ni t ee -
hat« möge sich beeilen. ch g s M