Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 27, 1900, Sonntags-Blatt, Image 16
jin-Wasser hochlandsroman von A r t h u r A eh l e i t n e r. —...— Kasil fühlt sich ganz als Arzt, und ohne Aufforderun eilt er in die Kin dessiube, um Hile zu bringen. Die Wirt protefttrt dagegen, doch Jung dottor sieht bereits an der Wiege des Zährltngs und nimmt das betäubte Mys- fjs scharfer Meige rury jagt ane-. Doyort zieht oer Arzt denStutzl«") aus deinKindermund und steckt ihn ein. Mit reinem Wasser mifcht er das Mündchen aus und for-: « dert Milch. Entsetzt kreifchen die Weiber aus« Nach ihrer Meinung will der verrückte Arzt das Kind umbringen, denn unge . wässerte Milch bringt kleinen Kindern i den sicheren Tod. Scharf wiederholtj Kastl den Befehl, und nun gehorcht die s Kindsin und bringt die verlangte under-«- : mischte Milch, von welcher der Arzt ei- . nen Löffel voll dem Kinde einflößt. Die Wirkung erfolgt alsbald, der Kinder- ; magen gibt die Milch mit dem eingeso- j aenen Fusel zurück. T Der Knirps wird dabei munter, ; ftraknpelt und schreit, und die kleinen . Händchen ballen sich zum Zeichen des : Wohlbehagens. Die scharfe Strafpretigt und Er mahnung, derlei unsinniges Zeug für-— . der zu unterlassen, hören die Leute kaum mit halbem Ohr an, für sie gilt es aus gemacht, daß der ,,Aushilfsdoktor« - nichts, aber auch gar nichts tauge, nichts verstehe, verrückt sei und den Leuten ans Leben wolle. Dazu treischt der et- - was erniichterte Bauer nach einem erlö- « senden Getränk, weil er einen höllischen Brand im Hnite habe. - Jetzt ist ·.aftl aber doch so boshaft - und i--"iek,:it, dein Hansjörgel ja nichts - zum Litnten zu geben, denn er könnte sen Tod davon haben. Auch Wasser :::.?7t. me letztere Urmaynung yatte verna- - k: Kastls Reputation wiederhergeftelltx « »och im Uebrigen hat er sein Ansehen in z der Einöd’ verwirkl, und spöttisch bli- J cken ihm die Hofleute nach, als er durch T die rabenschwarze Nacht den Heimweg s antritt Schon der nächste Morgen brachte ; dein jungen Arzt Arbeit in Fülle. Ver- » schiedene Brrgbauern schickten um ihn, s alle weit vorn Dorfe wohnend, so daß J Kastl viel Zeit auf dem Weg von Gehöft ; zu Gehöst verlor. Und welche Ueberra chung erwartete ihn gleich im erstenHofI - Die Bäuerin jammerte über argeZabw schmerzen und fragte den »Aushilf.--7 doktor«, ob die Bleikugel, die vor drei Jahren durch einen Hirsch gegangen sei, noch gegen Zahnweh wirksam sei oder mit Hirschblut aufgefrischt und dann erst unter die Zunge gelegt werden solle» Kaiil war anfänglich pervlex, dann aber erfaßte ihn ein heiliger Zorn ob der Be- ; rufung wegen einer solchen Lapalie. « Aber da karn er iibel an. Die Bäuerin zeterte, daß sie stir die Zahlung der zwei lfGulden jährlich den Doktor kommen l lassen könne, so oft sie wolle, da ssei ibr ! Recht, und so sei es rnit dem alten Dol- ; tor vereinbart worden vor vielen Jah- ; ren. Und wenn der junge Gispel (ein- I I t fälliger Mensch) sich nnterstiinde. das . nächste Mal auszubleiben. so werde der T alte Doktor einfach bei Gericht wegen Vertragsbruches eingeklagt werden. deiner tchtocndiljn ob des neuen Ein Irkkclexs rserliefx Hasel daz- Get)öft; er . draus-leise eine Weile, txt-J er ons- Erlebte tlar itverdenten tonnte. Das sind ja; reizenoe Verhältnisse zwischen Arzt und ; Bauern! Ein Jatyrexaccord Don lumpi Jen zioei Gulden niebt Den bog-haften Bauern oag Recht, den Arzt wegen der Eächerlichften (.95erinnfijgigteiten in ent- « Leaenste Gegenden n: rufen. Tug- ntuß F Inder; werdens Tottor Lberhunnnel ist ; entschlossen ein vmseiteji Mal nicht Auf « solchen Leim zu neben · Ade-r tann man Denn immer wissen, « »so die Berufung eine srivole ist? Und ist der alte Kollege in grauer Vor-seid ver- i inuthlich um sich eine Praxis zu grün-» Z den« diesen verrückten Patt eingegangen, : muß der Stellvertreter den Accord nicht « pflichtgemiiß einholten, wenn er demj Kollegen nicht die saftigsten Prozesse an s l l i s den Hals hetzen willlkk Während der junge tlrtt sich in sol che Gedanken vertiest, erscheint ihm der erwählte Beruf nicht mehr so rosig, im GegentheiL es ruhen dunkle Schatten daraus, und schier nagt die Reue im . Her en, der Berufung an die Klinit ! ni Folge geleistet zu haben. Doch die ! Vertretun izeit muß unter allen Um- l ständen p ichtgemäß absolvirt werden. j So wandert denn Kastl in gedrückter Stimmung dem nächsten Egelseer Ge höft zu, wo nach Aussage des Boten der Knecht in schwerem Fieber darnie . derliegen soll. Vorsor lich hat Kastl sich mit Antipyrin und C inin versehen und erhosst gute Wirkung, vorausgesetzt daß der Kranke die in Ohlaten gehüllten Pulver auch wirklich schlucken wird. Milde vom langen, beschwerlichen Mar sche erreicht Kastl den Hos, wo der Arzt vorsichtshalber vorweg fragt, oh der Egelseer etwa zu den Acrordbanern ge - höre. Die Frage wird verneint, der Be er benimmt lieh anständig und dankt e s must-Hochmutser viel 1 . Maus-M l DIE-meND «7 M ; gewandten Mittel nicht verfangen woll ; ten. Schon zieht Doktor Oberhnmmel die Pulver hervor und fragt, wo der Kranke untergebracht fei. Gelassen tkist der Bauer auf den abseits stehenden, qual menden Backofen. Kastl wiederholt seine Frage. und abermals zeigt der Egelfeer auf den ziemlich geräumigen, angeheizten Back ofen. »Was soll denn das heißen»?« »Na ja, da drinnen steckt der Knecht nnd fckpwitzt das Fieber ausk« Doktor Oberhummer fteht wie ver steinert. Der Bauer aber öffnet die klei ne Thür zum Dörraum im Ofen und ruft hinein: »Hannes, schlief ’raus, der »Aushilfsdottor« ischt da!« Puterrotb, schier gedörrt, halb er stickt, lriecht der Knecht ins Freie. ein Bild des- Jammers. und kaum vermag er sich auf den schwankenden Beinen zu halten. Der Kranke taumelt und klagt, daß das getrunkene Pechöl llebelteilen verursache. - « - - Kllsu lllllkylc UUIIIIL Dolls ock aklnk Teufel dauert ihn zu sehr. Alle Vorwür» fe gegen den Egelseer unterdrückt er und fordert ein Bett für den Kranken. Der Höfler weigert sich aber entschieden, Hand anzulegen, denn dazu sei der Hofbesitzer ganz und gar nicht verpflich tet. Bauer sei Bauer, und Knecht bleibe ; Knecht! Oben sei die Kammer und das Bett; derKnecht solle nur selber schauen, wie er hinaufgelange. Der Arzt wirst dem rnitleidslosen Z Hat-tion bloß einen Blick zu, dann un tersiiitzt er den taumelnden Fieberlran- i len, schleppt ihn die Treppe hinauf und ; bringt ihn zu Bett. I »Bergelt’s Gott!« stammelt der Knecht rnit zuckenden Linden und unter ; Fieberschauern. ’ Kastl reicht nun Chinin in Oblaten, doch der Kranke sträubt sich, er hab-IT vom Pechöl genug irn Leibe und der Doktor möge ihm bloß etwas gegen den « Schüttelsroft geben« Zornersiillt erklärt DottorQberhurni « mer nun in verständlicher Grobheit, daß das Mittel den Frost vertreibe. Die Grobheit wirkt Wunder, der Knecht bittet demüthig, ihn nicht sterben zu las sen, weil er eine noch völlig neue lederne Hose habe, die doch cbgetragen werden musse. - Rastl beißt sich auf DieLippen; er hat Mühe, die Heiterkeit zu unterdrücken Mit dem Versprechen morgen auch ein Trönilein mitzubringen entfernt sich der Arzt. Unterm Hausgang erwartet ihn dir Bäuerin, um zu fragen, wann der Knecht wieder zur Arbeit zu brauchen sein werde, und ärgerlich erwidert Dol- ? tor Oberhumrnel, dasz es ganz davon ab- I hänge, ob das verordnete Mittel rasch genommen würde. 2 »So, so!« sagt die Egelseerin und Z fragt dann, ob die häutige Bräune etwa gesahrlich sei. Kastl bejaht und fragt, ob irgend ie mand daran ertrantt tei. »Bloß des Nachbars Kinder oben im nächsten Gehöst!« »Habt Ihr Kinder. Bäuerin?« »Freilich, neun Stückl« »Dann sorgt dafür, daß um Gottes Willen Eure Kinder nicht mit den Nach barslindern in Berührung kommen, sonst wird die gefährliche Krankheit auch aus Euern Hof übertragen!« »Ah, wird nicht so gefährlich sein! Sind ja erst zwei trank droben, das dritte hab’ ich noch gestern laufen gese han« Von heiligem Eifer erfüllt, rnit Se rurn Hilfe zu bringen, auch wo diese nicht verlangt ist, stürmt Dotter Ober hununer hinauf zum Nachbarhof, zum Engelhart, so eilig, dafz der Besitzer er schrocken fragt, wo es brenne. »Eure Kinder sind an Diphtherie er irankt?« fragt Doktor Oberhuminer. »An was?« »Na, an häutiger Leitung« »Sel! wohll« «Fiihrt mich schnell zu den Kindern! Wenn nicht schon zu spät, bringe ich Rettung!« i »Ach so wohl! Jlir seid vielleicht der ,,Aushilssdottor«? Na, nichts für un gut, aber Ich halt’ aus die studierten Doktors rein gar nichts! Den Umschlag mit lebendig gestoßenrnKrebsemSchießi pulver und Schweinsschmer haben wir gemacht, und um den Bader ischt ge ickt; der lomrnt nun grad recht, weil Ietzt alle drei Kinder liegen, da rentirt sich der Gang wenigstens und können alle drei zugleich behandelt werden« »Mann, seid Jht toll?! Es gilt das Leben Eurer Kinder! Und Jhr redet vom Gang-annual Das ischt Frevel und Bersündigungk Ob Jhr aus uns studierte Leute etwas gebt oder nicht, ischt gleichgültig! Aber wo Rettung sich bietet, muß man zugreifen! Es tostet außerdem nichts!« »So? Es lostet nichts —-- das ischt was andres! Na, schaut l alt nach! Es wird so schlimm nicht sein.'« Vom gleichgültigen Engelhart ge führt, tritt der junge Arzt in die dum pfe Rinderstube. Verweint sitzt die ab gehärmte Mutter, deren Herz die furchtbare Gefahr wohl ahnt, am Bett chen des bereits röchelnden Knaben Der Athem der übrigen Kinder geht auch schon pfeifendz Kastlhiirt und lennt die sen Ton. Sosort überzeugt er sich durch eine Untersuchung, daß wirtl Aph therie vorhanden ist, und nun elbst er regt. packt er den Jnjettionsakparat - stig aus, stillt die SMYMM i störk r Serum und M Stecher an tlbr. Alle beseit, tröstet cr die Mut termitdemhinlpeii,ds speiset tei Bist ist. vielleicht Jsjektisn nogäelgä könneEh i . " wielig ee san legt sich plsslich aus des Mit-Reiten Ae tes Schatten und rauh stagt der Sitzen .Wag toill der Herr dem Bu n " ' »Laßt mich um Jesu willen, es isckst hschsie Gesaht!« »Was soll das Ding dat« . »Einsptitzen muß ich, in det Jnjeks non . . . « F Kastl kann nicht austedetn der miß . trauische Engelhart schiebt ihn grob vom Bette weg und bedeutet ihm. nun aber rasch Stube und Hof zu verlassen. nn sonsten dont Hausknecht Gebrauch ge« macht wied. »Mit deinem Schwindet zeng kannst Katzen mattern, nicht aber eines ehrlichen Gebirqierg Menschen tinderI«" Dröhnend fällt hinter Kastl dah Thor zu. Mit Thränen in den Augen steht Doktor Obethnmtner, dem die Ohren gellen, denn er vermeint, den pseisenden Atbetn zu hören. Ein Unmensch von ei nem Vater! lind nun lyort Kastl deut lich, wie die Höfier drinnen die Sterbe gebeie verrichten Dei Arzt vor der Thür, dinausgetoorsen und drinnen mit dem Tode ringende Kinder. Eine Thtäne zerdrückentx verläßt Kastl die Stätte der linveknunst. — — Der nächste Besuch, auf mehr als ein staubigem Wege, gilt dein Hochleitner unterm Gtviind Auf dein Zette! steht die Randbemertung: « Täglich zwei Los fel ElettuariumC Gewöhnliche Lat werge mit einem lateinischen Namen Doktor Oberhuntnter tann sich da-: Wei tere unichtver zusammenreirnen Doch die Untersuchung setzte den jungen Arzt in einiges Erstaunen: beim Hochleitner der in den Jahren stehn die eine hitziae Krankheit dedintlich erscheinen lassen, iit Fieber mit allen Begleitvdaien zu ton ttatieren und daher scharf zu bekämpfen Allen Fragen setzt der Bauer eine stin nengtverttye Gleichgültig-ten entgegen. so daß der »Auåheifer" nnroilltiirlixti ruft: »Ja. wes-werten tust Denn dann tun den Arzt gefchicktf" »Ja, eigentlich wär« ich eti isddnediecsi lieber beim Vietzdottor blieben, aber sit kann den Leutdottcr auch zahlen!" »Na, da möchte ich Euch nicht hindern! Vielleicht hilft Euch auch noch der Tiro lkr Siminerls« CEin tetannter Pin fcker an der GrenzeJ - »Nicht-:- siir unant, Herr! Ader der Eimmert hat schon so viel Leuten nnd beim Vieh geholfen, daß ich mich nick: zu J schämen drauch«, wenn er auch mir e:- . was »derrathen" tbiit«!« ; »Wollt Jbr Euch tot-gen des Jietsseri H in die Kur netnnen tassen' H »Nein3" ; WMann er tann dg- durch seinen J Hartiopf in eine böse Brantdeit toin- . men!« l »Meinem Kon schadet nichts-, de: ; ischt kein edler Theil!« - «Stimrnt! Also da nat er die vorn als i ten Doktor verordnete Latwerge!«' »Was, so ein gewöhnliches Gelunio? Das kann man ja von jedem Zillertdai ler Oelhausirer tausen! Rein, Aus- : helfen so ein gewöhnliches Geluinp nimmt der hochleitner nicht ein k« »Wie du willst. Bauer! Von einein Tiroler ischt die Latwerge auch nicht« sondern vom alten Doktor präparirt; außerdem heißt sie Elettnarimn.« Also doch was Besseres-! her damit! Wenn d’ noch ein besseres Mittel hast« Anshelser, etwas, wag auch höher irn äostenpteis steht; ich kann mirs lei n.« Kastl muß lächeln, dieses Busen thurn selbst nn Krankenbett und nrit den Medizinen delustigt ihn. Warum aber nicht darauf eingehen, wenn der Mann es so und nicht anders haben will? Die Hauptsache ist sa der Knrersolg. Doktor Obertsnminel hält eine längere An sprache an den Bauer. gewürzt rnit vie len tateinischen Citaten. die dem-dick töpfigen Patienten importiren, nnd lobt gegen Fieber das theure Chinin das sich allerdings nur ganz «fchtoere« (reiche) z Leute teisten tonnen »Bring mir ein Pfund von dein Zeug, ich tann’s zahlenF schreit der Soweit-? . litt »J5cht kechtt Für neu-· W· ich blos-, eine tleine Probe mit. Weil das tsliinin aber so theuer ischt, schmeckt es bitter, und daran stoßen sich die armen Leut!« »So! Ja, so was sieht der Notniggel gesellichait schon gleich! Mir ischt eine süße Medizin auch lieder. Aber ich nehm’ schon auch eine bittere, toenn sie theuer ischt, weißt, Dotter, eine, die zum Bei spiel ein Knecht nicht haben tann von wegen der Koftspieligleit!" Unter solchen listigen Gesprächen foppt Kastl dem widerhaarigen Bauer die Cbtninpastillen hinunter und ein Glas Bitterwassen Wieder auf dem Wege, empfindet Kastl doch etwas wie einen Selbstver wurs, sich solcher List bedient zu haben, einer List, die« schier gegen die ärztliche Ehre und Reputation verstößt Will ein halsstarriger Patient weder Hilfe noch Medizin, so soll man ibn eben seinern Schicksal überlassen. Freilich liegt der Fall hier anders: Kastl iit ja Stellvers treter und muß iiir den alten Kollegen die Praxis in ausgetretenen Pfaden ausüben. »Pr-) me praktiziere ich nun und nimmer auf solche Weise!« spricht Kastl für sich. Ein Seufzer folgt dar aus: mit eigener Praxis hat es wohl noch weite Weg Ueberra schen rtveise mindert sich das Berle- nach arztlichemBesuch schnell anda einig. Kein neuer Ruf erfolgt Oasil ist tagelang wartend im Stub ;selbst dte Accord uerin will vorn Unshilfsdsitoe nichts ehewissen Das wäre an sich jnsi tein Unsicch Mr onderdqr wirdda Bester Die Leute blicken schen auf den jun en Arzt, wenn e sich tin Freie ergeht, inder deuten mit Fingern nach ihm, und als Käsil zufällig ein Knirps in den Weg totnnit und nngdottor ihni einen Apfel schenken ll, do verwei gert der Bub die Annahme mit der Be merkung, daß er vom spinnenden lnärs rischen) Doktor nichts wolle Verduht guckte der junge Arzt dein Z Doefjungen nach dann leichter lant auf 1 Ein hattes, gezwungenes Lachen, dem ; eine Bitterkeit beigemischt ist. « I Die Absicht, sich des weiteren zu über ; zeugen, ob noch mehr Leute ibn fiir ver , riickt halten. fiitirt Kastl zum Pfandie.· ivirth. So lärmend es am honoratie rentiscb infolge eines Meinungsitreiteg vorlxer zugegangen ist« so still wird cis » nach dem Eintritt Kasus-, unheimlich still, nnd die Honorntioren lvergn ei« ander vieliaaende Blicke zu. ie Be ziriißunzq fällt steif, kühl, vericgen aus-; man rückt zufammen, damit der iunse ; zätlrzt Platz betommt aber sie Unter laltung will nicht mehr in Fluß sont-« men, eine Scheu hält die Leute irrt-Bann, E und Obechummer’g Aeußerunqen blei- « T den vbne Antwort. Man how-: I ont zu in der Absicht, aus dem Sinsr N Hit « tchiiisse auf den Geisteszuftand zu sie- , ben, doch Niemand äußert auch nur eine · Silbe. Ein heiliger Zorn iiber solche Bor- I nirtbeit erfaßt den Arzt: schweigen wiirde sicher tliiger sein« doch vermag ; dies Rastt nicht, und urplötzlich über rasch! er die Versammlung mit der Frt ge: »Sie hatten mich trottl alle siir der-« - riictt « Allgemeine-K Rijuspern und Stiefel wetzen. ein gegenseitiges Ansttxrren des Schreckenrs nnd verlegenes Lachen«-. Der Darsträtner bemißt tnit den Augen die Fensterhöbe iiir den Fall einer nöthigen Flucht durchs Fenster, der Wirth niis - bert sich der Iliiir um bandseste Knech-: f te bereitzustellen und die Kellnerin ver- ; aißt vor Spannung den Zapfltahn zu: s zudeeben io daß der Geriteniait unge- - Hindert lserniedersließt Ta ergreift der Pfarrer bit-z Wort: »Mit nichten. Tottor Oberbmnmer! Aber tan von Jttren ärztlichen The-ten Und Verordnungen biglang zu meiner Kenntnis-, gelangte, läßt ers mir gewiß erscheinen, daß Sie altem Brand-, alter Anschauung in seltsam entgegenstenern - und Bedingungen treffen, daß der Ge danke an eine Anormalitiit naheliegt." Verbindlicbiten Tant!« ipottet der « junge Arzt »Bitte sein« cie haben die Antwort ja provo; iet! Wenn Sie in der bisheri gen Art nnd Weise fortfahren werden Sie die Interelsantesten Erfahrungen " machen. Hier irn Gebirge wollen die Leute anders als in der Stadt ,,del;ans delt« iein. Mögliat tann es übrigens T sein, daß sie sich dreinsinden, wiewoixl ich nicht recht daran glaube. Wer den , Hansjiirztelbaner äußerlich mit Wasser · behandelt, WiaeltindernVollniilch giebt, Aceordbauern Grobheiten sagt und Knechte wie hohe Herren behandelt, un- " gerufen Kinder mit unbekannten Mit- : teln tnriren will, dakf sich nicht toun- ; vern, wenn ihn die Gebirgler fiir ia gen wir —- geiitig nicht normal halten!« »Köstlich, Herr Psaererk" Doktor Oberhunnnel schüttelt sich vor Lachen. Beleidth entfernt sich der Pfar rer, dein verschiedene Honoratioren sol- j l I gen. Bloß der Krämer und der tbieder ; beruhigte Wirth leisten Kastl noch Ges sellschost Der Krämer legt dar, daß der Heer Doktor das Schwer-CI wicht aus i Erfolge en der «chirue nischen« Pra xis legen solle, dann esich mit dem äußre-r Erfolg auch der Respekt dee Bevollerung ein. Kastl beißt sich die Lippen blutig; ein; Bandltratner und hättngsbiindiger liest ihm, dem promovirten Mediziner. ein Kapitel itber Erfolge der Georgi schen Praxis und kann das Wort Enist einmal ordentlich aussprechen! zum Mzen drollig. II— L- L— I- LL .—— -- L-- CARL-II- -- t UUU UU UIUI Hut III-U, Mc OILLV III, « ieine Weisheit zu ver-zapfen. . Sehen-Z , Herr Dotier! Sie geben lg Neumodischer zu wenig auf den al teln Glauben der Leute! Gewiß haben Sie als geiernter Dotter recht nnd wis: sen das Richtigk. Aber man dars es » deswegen doch nicht ganz mit den Leuten und ihrem Glauben verderben. Den alten Mitteln ist ein gewisser Erfolg nicht abstuft-reckten Und der praktische Arzt must sozusagen von hinten herum zu seinem Ziele gelangen. Sehen S’, here Dotier, von was tommt ziimBei spiel das Rachtweinen der Kinder. « Doktor Oberhummer horcht ans, der Kasus ist ihm neu, doch sofort äußert er, daß jedenfalls irgend eine nndassende durch Nahrung . hervorgerufene Stö rung der Unterleibsfunttionen vorliege. : Reine Jdeet Das kommt immer von außen! Wenn zum Beispiel das f Mondlicht m die Kinderstube stillt, muß E ein Kind in der Nacht weinenf ! Ahi« staunt Kasti. " l »Jawot)l! Gerade Sie alZArzt soll- : - ten wissen, dasz man einem gesunden. « Kinde das- Nachtweinen bringt« wenn , ; man beim Eintreten in die itinderstube Z i sofort das Kleine ansieht, statt die Ani ! mertsarnteit rot-erst aus andere Tingz zu lenten.« ,.Großartig! Zum Beispiel auf da-; ; Möblement!« höhnt Haftl ; a, und wissen Sie, Herr Dotier, if ein ittei gegen das Nachweinen2 Eins sicher wirtendes Mittel-P «Itstiirlich! Es gilt eben, der Ur · s sache aus die Spur zu kommen nnd diesei z Ursache zu beseitigen!'· i »Ach Du liebe Einfalt! Bitte um ounchuiv aus«-den näqu mir-nur obern-·- " is an« braucht da weiter kein serdrechenx weint das Kind in der Nacht, so trägt man das Kind. wenn es ein sub tscht, in den Ochsenstall, ein Mädchen in den Kubfiath treibt ein Thier vom Lager auf und legt das Kind in die noch war me Lagerstätte des Thiere-. Das hilft sichert Außerdem soll man das Moos vom Dach des betreffenden Stalles zum Anriiuchern des Kindes verwenden. s Dem Kind vergeht dann das Weinen ; schon!« . f »Das glaub ich!« tust Kastl und ? lacht, dasz ibm die Tbriineu ilber dies Wangen rollen. « s- s Beleidigt wendet sich der Wirth ab. » still gelobend, diesen ungläubigen Arzt : niemals ins Haue zu rufen. ; Der Krämer will nun auch mit Sum- ; datbiemitteln glänzen und fragt, ob der s Herr Dotter ein unsehl es Mittel ge i gen Kopfweh und Schtv del tenne· » »Jn der ,.Sympatlsie« habe ich nicht s genügende Kenntnisse,« gestelit ltnmor- E voll Kastl ein« ; »Das mert’ ich! Aber da tann Ili nen ja geholfen werden! Sehen Sie einem, der start an Schwindel und Kopfweh, auch Kopfscheu genannt. lei det, gibt man das noch warme Gehirn eines frisch getödteten Cichtahls zu es sen, aber nüchtern ani Morgen.« «Also das Gichtanl muß nüchtern ge- t gessen sein?!« spottet Jungdoltor. ; »An Jlmen isch Hovsen und Malz verloren!« grolltlder Krämer nnd ver laßt die Stube. ; Pseisend vor Vergnügen trollt Kastl s nach Hause: er bat sich köstlich amiistrt Z in dieser Nachsitzung Diese Sympa- ? thiemittel, den voltsmedizinischen Aber T glauben schriftlich zu sammeln und spä ter geordnet herauszugeben, müßte ein interessantes Beginnen sein und ein tvertbvolleg Nachschiagebuch geben. Von den bit-bit besuchten Patienten wollte keiner von einer Fortsetzung der Behandlung etwiz wissen, nur der Hoch- « leitner unterlm Hfioänd wartete ge spannt aui das Wiedererscheinen des Arztes. »Aus-helfen« sagte er, »du bisdit mein Mauri! Dem alten Psu scher gebe ich den Lauivaß3 Bein Mit tel hat gndi iiätsss geholfen» rvobl weit eg- so tlieuer Licht und eg Andere nicht « haben können! Zo was freut mich und L deswegen dottezu wir zwei mit einan « der, aud- wenu mir nichts- selslt Ich s tamfg mir leisten! lind dottert most - Verlier. dann traut sich eine strantlseit " iiberlinum nimmer i:-:ran!" Fiastl lächeln doch hält er jede Beiner sung llug Franck« Den einzigen an , ihm, freilich ausk- anderen Motiven, sest ; lialtenden Patienten darf er sich nicht verscherzen der Hochleitner biidet ja den ; Etoct Zur tiinstigen Lilientet Funstel Kapitel. i Jm Seedors giebt es heute rege-J Le- l ben: Vieinnartt ist mit starkem Lilustrieb und bedeuteuder Menschenansarnm lung. Das ist ein Priisen des Rind-: viebes aus Fleischveschassenheit durch Betasten, ein Zusammenfassen der Haut, Z ein Kritisirew das mituuter zu den schönsten Grobheiten führt, denn der Viehbauer im Gebirg hält es mit den: Grundsatze: »Wer mein Vieh schimpft, beleidigt mich seiber." Das Feilschen um den geforderten Preis von den Gattu raltiinen bis zur Fistel hört man schier iiber den See hin am andern Ufer; der Vertäuser hält fest ani Preis, so er nicht durst Geldnotb zum Nachlaß gezwungen ist: der Händler aber sucht mit geschuli tem Auge nach Viehsebleru, jammert iiber schlechte Zeiten« iiber die Metzger; auch die »unerschwinglichen Stand-ort tariie" derSiidbabn mitfsenMittel zum Zweit der Preisunterbietung sein. Ein westtnroler Biebbändler Namenshandle machte sich besonders-durch sein Feilschen benierlbar, er verstand dieses Geschäft ganz quer-ordentliche doch bei dem Achentbaler Bertäufer hatte er wenig Erfolg, der verwies ihn an «notigere Leute mit minderen Rindeen, und er klärte bestimmt: sein Ptn auer Vieh sei gut im Fleisch, gut au Füssen uns nicht ein Kreuzer werde nachge a en. «..-..· «-..«-..—.·--..-... - w— — Det Lechthaler wußte ebenfalls Ke nan. daß diese Pinzganer Minder de; Achenthalers qualitativ tadellos seien; ja handle benöthigte just diese Quali tät zu einer Arm-Meteran aber der Preis ist ihm zu hoch, der Gewinn zu gering. An der Starrheit des Athen thalets wird der handel lscheitern. Bei : seres Vieh hat teiner ou trieben, da vtn hatte fis der Loch « let vorher durch einen nndgang schon überzeugt, er muß in den saure-i Apfel beißen und . den verlangten Preis zahlen. Und so ; wandte sich der Händler an den Achem z theilen der in seinem scharsgeichninenesi ; Gesicht keine Miene verzog, als der Lechs ; thaler fagtu »Es icht bi Gott zu tnier, : aber ich trinkt« nnd die Hand zum Ein schlag hinhielt. Gelassen erwidert Der ’.Ilii7ein!)nler: « »Ist-l erst mif!« lfin Wortfchwnll folgte dieses Mist trauen Hände-»den «.«lenf-,er«s.:n:««: LIMka isrotesijete um«-n Den Verdacht als cis er Imiiciinelb neben invitie· isenuenne tut-, nber Tisch zur «.«li-s,36jt:innn Der könnt noten, weiche dass Bäuerlein vorsichtig « betastete und ein ifndchen zwischen den fchivieligen Fingern rieb, gleichsam als : wollte es die iechthkit des Papier-, prü- i feu. Der geivandie Lechthaler verstand es aber dennoch. eine irregnliire Fünf zigguldennoie unter das Mickchen Staates und Bantnoien zu praktizitm Bec Handel ist perfelt, nnd das ver kaufte Vieh wird in der Stallung des - M- —- —- —-.. —..... --.« — 0 Nr Wes U trittst-retten · . denn nun stotlQleit einem TM der a etchloskeene Fandel begossen wet den. ie bei n ocken sich an einen Tisch der noch wenig besesten Gastsiube und bestellen Wein und Wurst. Drau ßen wogt noch das ndelöleben, denn nicht alle Abschlilsse nd so rasch ersolgt wie beim Achenthaler. Doch allmählich riielen dieBauern an. Nun sindethandle es an der Zeit ein zweites Maniiver zu inszenirem indem er seinen ledernen Geldbeutel aus dem Sack nimmt, den selben-auszieht und nach Kleingeld sucht. Fluchend iiber solchen Münzmangel ent nimmt der Händler der Briestasche ein: weitere Fünf-zigguldennote, saltet sie ha itig zusammen und ruft der drallen Kellnerin zu. Nandl tommt alsbald her bei und erhält die Note mit der Bitte, ielbe zu wechseln. »Wieviel ischt es denn’.’« sragt das ternsrische Mädel. »A Fusziger wird es decht wohl sein!« »So viel lann ich nicht wechseln! Ich toerd’s dem Wirscht gebeut« Das ist nun dem Händler nicht nach Wunsch, schier ift er geneigt, die Note zurückzunehmen Doch Nandl springt weg. . Der Achenthaler hat den Händler scharf im Auge behalten; ein leiser Ber dacht steigt in ihm aus, doch will er noch zuwartem ob der Wirth anstandslos die Note einwechselt. Der Verdacht steigert sich aber sofort, als der Gendarmerie posiensiihrer. der als Sicherheitsorgan dem Viehmarlt in voller Wassenauörüs itung beiwohnen muß, im Flur des Wirthshauseg sichtbar wird, bei dessen Anblick Handle unruhig geworden ist. Im selben Augenblick tommt Nandl zu riirl mit der entsalteten Note und rust so laut, daß eg von allen Gästen gehört werden muß: »Da hascht deinen Fuszi ger, er ischt nicht richtig!« Der Händler fährt entrüstet in die Höhe nnd flucht ingrimmig: »Sell wär' nicht übel, ich hab’ ihn decht aus der Post triegts Die Kaiserlich Königliche Post bat tein falsches Geld!« Der Achentnaler ist ausgestanden und thtfernt sich. »Es-lohnt willst denn-« tust betrossen Eintritt-. i l i i i unt-eliminiert mml aber der Athen 2hakrldnaus dkcu aufdenlsendann zu, den er von denr Tzotfall In skennt ais-, setzt und ilm zugleich bitter, zu ent sckniden, ob die vonr LHehhöndler ek Oanunnlsridnonneckyodnfasschfrinx Doch auf eine solche Prüfung läßt sich der Wächter der Ordnung und Sicher hrirnichtehrerrnußinstrultionsgnnäß dem ustverausgablen Falsifilal nach spiiren, und deshalb eilt der Gent-arm smkwstndkwdmuwtmdspwutdm Vielrbändlek die falsche Banlnote ab. Dieser poltert uno schwätzt was das Zeug hält, bequemt låch aber-, als der Gent-arm das ominöle rathe Notizbuch hervor-holt und nach Vor-— und samme, lsharalter und TBohnokt zu fta en be ginnt, zur Herausgabe des llÅksleT Der Pollensijhrer steäl die all Rote in sein Notizbuch und schreibt den Vieh händler zur Anzeige auf. «Wo haben S« kriegt falsche Geld banlnoten?« »Auf der Peits« »Auf welcher Post?« »Auf der Kaiser-lich Königliches " Ulost.« »Sächön,undlvann?« »Heute früh-« Enden S noch mehr-solcher Fule aer?« »Einen hab’ ich noch gehabt, und den hat der Achenthaler Viehbauer.« Jetzt ließ sieh der Gent-arm aus Böh merland auch dieses Falfifitat einhiins digen und liindigte dem zeterndenhiinds ler die Verhaftung an. Hei, wurden die Bauern jest leben dig! Allen voran der Achenthaler, der mit aller Energie, die diesem fangesfroi hen Volk eigenthiirnlich ift, auf Auszahi lun der fünfzig Gulden an Stelle des Fal tfilates deftand und felbe auch durchsehte, wiewohl der Gendarm hier von nichts mehr wiffen wollte. Der Ruf: »Fafchmiinzer!« flog von Mund zu Mund und störte das ganze Handelsge fchiift. Keiner traute mehr dein andern. jede Geldnote tourder hervorgeholt, ans Licht gehalten, auf ihre Echtheit geprüft und wer den geringsten Zweifel te. verweigerte hinterdrein die Anna e und verlangte Hartgeld. Die en Freunde geriethen auf solche Art in Streit und Feindschaft mancher han del ging zurück. der Wein that auch Iei ne Wirkung, und zunt Schluß gab ei eine folenne steileeei. bei welcher dem Wirth eine ganz refpettadle Anzahl Flafchen und Gläser zertrümert wurde. Der Gendarineriepoftenfii rer Mor tirte feinen Häftlin zuniich in die Posterpeditiom too räulein Lina am tirte und nicht wenig gnctte, als dieser Doppeldefuch eintrat. »Sie toiinfchent'« « Der Gendarin nahm den san-txt dienstlichen Ernst zufamen, weshalb er auch oen ionft üblichen Gruß unterließ. oriictte den Sturinhut mit den start schen lttodelfedern fester auf das Den tertinnm nnd begann das Ver-hör, das ils-n einigermaßen Schwierigkeiten be reitete, Da der Mann aus Böhmen, Na men-«- Wirntatil, mit der deutschen Sprache etwas auf dein ätriegsfuß ftand nnd besonders mit dem Tiroler Dia lett nicht zurechttam. Er sagte-»Der in Haft genonimene Mann da behaup- « tet, er habe vorn Kaiserlich Königltehen Poftamt heute früh ’trtegt eiue.Iiinf Hig uldennote, was ife falfcht habe-Sie ge 01zufoiches Geld heute in Hat-langs ,, ein.« CFortiehung folgt.)