Ite strittig-braven ek« sesWs : -. Sitz-e von sen-nnd Sylvestrtz I. »Und Sie sind allein hierher gekom meni« fragte die Frau Präsettin. here des Girnndoles, ein großer, blonder iinger Mann von distingiiirtern Aus elsen, antwortete ohne die geringste Ber genheit aus diese Frage: »Nein· Ma dame, mein Bruder ist stets mit mir, seitdem mir unsere Eltern verlorenl ha Ben.« ( »Ist er jünger oder älter als Sie? Jst er Jhr Mentor oder Jhr Telemach?« »Wir sind genau von demselben Al: ster, Madamet" »Ah. Zwilliva« - »Ja wohl, Zwillinge·, und nichts ist unbequcnier, als uns beide von einander zu unterscheiden. Wir ähneln uns näm sich derart, das wir nne beiiiakie selbst irren tönnten.« Der Frau Pisiseltim welche Herrn des Girandoles ganz reizend sand, gefiel der Spaß ausnehmend. Mit Interesse sulsr sie fort: »Sie werden die Freundlichkeit haben. leren Herrn Bruder bei uns- ein zuführen. Nicht wahr?« »Ach. mein Bruder ist menschenscheu, Madame, ein Gelehrter, der der Welt nnd der Gesellschast nicht viel Geschmack abgewinnen lann. So ähnlich wir beide uns auch sehen, so waren zwei Leute doch nie grundverschiedener in ibrem Charak te: und ihrem Geschmack als eben wir. Jn demselben Maße, als ich jene Zeit, die mir meine Anitsaeicikäste iikrig las sen, mit Vergnügen den gesellschaftlichen Verpflichtungen opfere, in demselben Maße geht er, der eigentlich gar nichts zu thun hat, jenen unschuldigen»;«),»erstreuun gen der guten Gesellschaft ängstlich aris tem W«ge.'· »Ein vollständiger Mönch also Z« »Nicht so ganz, Madame!« Herr deTI Girandoles neigt-it sich zum Olir der Präs settin und siiisterte ihr einige Worte zei, iroraus sie lebhaft erwiderte: »Ach, wahre Frauen sind doch nur die anständigen Frauen!« Aus dein Antlitz des jungen Its-inne zeigte sich ein Lächeln Mit Vergnüan rieb er seine bebandschiibien Hände ans einander, wenige Momente später verab schiedeie er sich von Madame Denizot, rrie sich jene neiigierige Tanze nannte. die ihm so gern noch eine ioeitläusigete Beichte abgenommen hätte. Jch ver-: gaß zu erzählen, daß Herr dest- Girau doles soeben zum Ratb derPeäfeltur von Petri -- i·stlrched«·sque ernannt worden war, und das; diese Unterhaltung get-: gentlich der ofsiziellen Visite stattfand, die er der Gemahlin seine-«- Vorgesetzten elf-statistis. -—.-.. « 2. Tags daraus machte IJladarne Tent zot, eine Provinzizlin vorn besten Schla ge, eine große Anzahl von Besuchen Bei all ihren Freundinnen drehte sich die Kon versation um ein und dasselbe: »den-en Sie die Herren des-«- Girando les gesehen?« «Ah der neue Präsetturrath existirt in der Mehrzahl?" »Zmi Brüder sind es, meine Liebe, sweiZwillingebriiden ein veritables Phä nomen: zwei junge Männer, dik sich so ähnlich sehen, daß es ganz unmöglich-ist, einen von dein anderen zu unterscheiden-« »Und Sie haben sie gesehen?« »Ich bin ihnen soeben begegnet. Ich -war ganz verblüsstt Denken Sie sich: dasselbe Gesicht, dieselbe Gestalt. diesel ben Atliiren, dieselbe Stimme!« »Sie haben wohl init ihnen gespro eheni« »Der Rath hat rnir seinen Bruder vor gestellt. Es scheint, daß der junge Mann ein bischen menschenscheu ist, aber er macht den Eindruck eines sehr gelehrten Mannes. Jch habe indessen schon eine Idee, wie wir ihn bekehren tönnten!« »Das rnuß doch höchst unangeney sein, sich derart ähnlich zu sehen. s n ihrer Stelle würde ich ein künstliches Un terscheidungsmittel suchen. Zunächst soll ten sie sich verschieden tteiden. nnd Haar und Bart verschieden iragen.« »Ach. das geht leider nicht, meine Beste. Ihre Mutter, eine swrnrne Frau, die viel mit meiner Familie verkehrte und die ich sehr gut kannte, als ich noch selbst ein Kind war, sand ein besonderes Vergnü gen darin. die beiden ganz gleich zu klei den und sich in jeder Hinsicht gleich tra gen zu lassen. Aus ihrem Sterbebette nahm sie ihren Söhnen das Versprechen ab, diese Gewohnheit ihrer Jugend dei zubehalterh Sie sehen also, das ist eine heilige Ist t, eine ernste Sache.« Eine I ne der Rührung über die Schönheit ihrer eigenen Lüge trat der erfinderischen Madame Denizot in’s Auge ..... —-. Z Cs iii doch eigenihiimlich, daf; man den Beiden nie zusammen begegnen »Weil wir lein Glück haben, meine liebe Freundin! Madame Denizot hat ja Sogar schon mit ihnm gesprochen!« - ieg war das Gespräch. welches in Ien nii ten acht Tagen die Damen von Vom-P rchevi«-que zumeist interessirie. Schließlich gewöknte man sich abkk Va. tan, nur jenen der beiden Brüder zu se ben, den man eben überall traf. Man set-fehlte jedoch nie, ihn zu fragen, wie sich ritt Vetr Bruder befinde? Er ani e aber fast immer hierauf: »Ich weis es wirklich nicht, denn der arme stu- atieiieie die ganze Nacht und war N III Wandern als ich ausslns.« III Ist s. III-sen eine Madasncinefioih deren Gotte Direktor der Registratur war und die die Pritseltin in dieler inflcht benei dete, wollte ihr nicht den uhm lassen. allein in ganz Pont-l«ArchM-que die bei den Brüder zu kennen. So erzählte sie denn eines Tages-, daß auch sie die beiden Girandoles getroffen habe. Sie fügte sogar hinzu, daß sie sich nicht einmal so überaus ähnlich sähen, als ,,man« sage und daß »mein« geradezu eine Gans sein müßte, um die Brüder nicht unterscheiden s zu lönnen. Die Sache lam in Schwung und bald hatte auch die Unze iibrige weibliche Be - völlerung in «ltont-l’Archevi-que den » Bruder des neuen Präfelturrathek ge seiyen Man traf den Bruder nun bis nahe öfter als den Rath. , Dieser war der Bevorzugte der Frau Präfeltin geworden. Letztere jedoch " glaubte ihn schon mehrere Male in Ge I sellschast von lleinen Ladenmädchen ge sehen zu haben. Stets beschwichtigte er « aber ihre eisersiichtigen Klagen mit den Worten: ,,Habe ich Jhnen denn nicht ce sagt, daß mein Bruder stir derartige Liebschasten große Neigung hai.« »Ach ja, und ich verehr-e Sie Uns so mehrt« Madame Denizot war wieder ( versöhnt. Eines Tages tam ein Kaufmann zum Priifetten Er beschwerte sich bei ihm, daß von Herrn des Girandoles nicht ein Sou zu erlangen sei. Der generöse De nizot sprach nicht einmal darüber mit dem jungen Rath, sondern erwiderte turzweg dem Kaufmann: »Das ist ein Jrrthum; Sie werden dem Bruder des Herrn des Girandoles treditirt haben und dieser ist Jhnen Geld schuldig. Be lastigen Sie daher nicht die Regierung mit Jhren ungerechten Klagen über einen braven Beamten.« Bald aber lamen die Gläubiger ir. Schnaren Der gute Präfett hielt alI’ diesen Stürmen Stand: »Es- ist nicht die Schuld des armen Herrn Rath, wenn sein Bruder ein mauvaig sujet und ein T Schuldenmacher ist.« Und Herr des Girandoleg ernteie um ’ so mehr Bewunderung in der Gesellschaft von Pont-l«Archevi«-que. Mit großem Zartgefiihl machte man teine Anspielung mehr aus seinen eigenthiimiichen und so » leichtsinnigen Bruder. Er aber riclztete . zuweilen die Augen gen Himmel wie ein ; Märtyrer und murmelte mit bebender -—- —. - Stimme: »Mein armer Bruder, mein armer Raoul!« Man bemitleidete ihn deshalb ebenso X sehr, irie man ihn achtete. -.-—. -.. — 4. Jch hats doch nicht vergessen, den freundlicher- Leser mit jener mir eigen thiimlichen T thretion darauf aufmerk sam zu machen daß Madame Denizot und Madame (.z-Lnestou sich nicht sonder lich holdwaren. Geschah es in der wohl wollenden Absicht, .·ie seindlichen Damen durch ein Band zu r«reinigen, daß Herr des Girandoles, wäh:·nd er der Präsu tin den Hof machte, auch ein eifriger Verehrer der Registrctur·- Direktorin wurde? Vielleicht! Madame Denizot warkcrpy Madame Ginestou briinett. Der junge Rath schwörmte fiir Abwechselung Madame Denizot schöpfte bald Ver dacht. Sie faßte den Gedanken, sich dar iiber Gewißheit zu verschaffen und sie überraschte in der That ihre Freundin mit herrn des Girandoles, der im Knopfloch dieselbe Kamelie trug, die sie ihm vor einigen Stunden gegeben und die so selten war, dass man sie aus den ersten Blick erkannte, und daß in ganz Pont l’Archevc«-que keine gleiche zu finden ge wesen wäre. »Henchler!« rief sie. »Dieses Mal werden Sie mir nicht sagen, daß Sie Jhr Bruder sind!« »Und mir auch nichi!« ergänzte in gleicher Etftase Madame Ginestoik, die Alles zu begreifen schien. »haben Sie denn überhaupt einen Bruder?« fragte Madame Denizot, der pliißsilich dieser Gedante durch den Kopf fcho . ,,Nein! Sie haben gar leinen!« fussr Madame Ginestou fort und vervollstän digte den Gedanken ihrer Ridalin »Aber, meine Damen, Sie haben uns ja Beide miteinander gesehen!« entgeg nete in völliger Ruhe der Pröselturt:atl). »Sie haben die beiden Herren Hefe tjen!« rief Madame Deni·zot heftig. »Nein, Sie!« erwiderte ebenso lksizizx Madame Genistou. Die Damen wurden rotli. Jede be griff, daß sie durch die Liiae der Anderen diipirt worden war. Während dieser Zeit hatte Herr des tktirandoles seinen Hut ergriffen und sich irrt- dem Staube gemacht. Die Präsettin und die Direttorin Ist teten sich wohl, die Geschichte zu demüti cen, denn das Märchen, dessen Urhebe rinnen sie selbskgewesen,, war zu gut er funden. Niemand hätte ihnen nun die Wahrheit aeglaubt oder alle Welt hätte sie ausgelacht. So waren sie- gezwungen, die Sache geheim zu halten. Herr des Girandoles verblieb noch über ein Jahr aus seinem Posten und die Damen muß ten ibm, um jeden Verdacht abzulecken, mit gleicher Liebenötvürdigleit begegnen, ruie früher. Endlich, Danl der warmen Empfehlung des generiisen Denizot beim Minister, wurde Herr des Girandoleö befördert und in’S Ministerium nach Paris versetzt. Gelegentlich der Ab schiedsdisite sagte er zur Präselttn in Ge genwart ihres Gatten: «Meinen armen Bruder nelzme ich nicht mit; er bat rntr gar zu viele Un an « ichleiten verursacht . haben vollständig recht enein »s « s v —-.....·«.-.. . , .. Ueber Freund!« entgegnete ihm der Prä fett und schüttelte warm seine Hand-. Noch heute spricht man in Pont '«"zlrchevs«-que von der außerordentlichen Lietnlichkeit der beiden Herren des Gi i.1nIcIeS. Ssb « »Um- kiu Linken-. ——--—-— Ein Reisebild von Otto B e b r e n LI.« l Endlich wieder Land! s Sind es auch nur die.kahlen, von dssr i alles versengenden Gluth der Aequaror sonne ausgedörrten Capoerden, die ihren ; Namen der »Jnseln des grünen Vorge- s birges« wie zum Hohn tragen, es ist doch ? wieder einmal sestes Land nach langen s Wochen. « Der Anker hat Grund gefaßt. Die internationale Reise-Gesellschaft auf dein Südamerikafahrer lehnt über die Reeling und lauscht ihre Ansichten über die Land schast aus. Viel ist gerade nicht zu sehen an den schroffen, starren Felseninseln.- Rechts die grotesieKlippe des Birds-Jsland mit dem weißen Leuchtthurm daraus, weiter hin die Hauptinsel S. Vincent mit dem Hasen Puerto Mindello, dessen weiße Häuschen und schwarzeKohlenlager durch die dicke, zitternde« Lust nur schwer zu erkennen sind, und endlich im Hinter grund St. Antonio, das größte Eiland der Gruppe. Von St. Antonio nach dem Hafen zu huschen kleine Fischerboote mit riesigen Segeln. Sie bringen Früchte und Ge müse, denn nur die große Jnsel hat ber möge ihrer hohen Berge zeitweisen Regen und damit eine spärliche Vegetation aus zuweisen An Bord fängt man an, sich zu lang ; weilen. « und erhalten ihr Honorar in Gestalt Man will an Land, aber damit hat es noch eine gute Weile. Die gelbe Fahne flattert auf dem Fockmast, sie wird auch nicht heruntergezogen werden, ehe das Schiff für quarantänefrei erklärt war-· den ist. Das Schiff iommt aus dem fie berdurchseuchten Santos, da heißt es vorsichtig sein, obwohl es die portugiesi schen Sanitätsbehörden sonst nicht allzu genau nehmen, am allerwenigsten aus den Capoerden Es hilft also nichts, man mus; noch eir1 paar Stunden auf dem ,,gottver dannntenKohleniasten«,wie sich einjunger Engländer über das große, stolze Schiff swegwerfend äußert, zudrinaen, dann wird man ja wohl die Erlaubniß von Doktors Gnaden erhalten, festeg Land zu betreten. »Negerjungeng!« ruft plötzlich der Vootsmann, und sofort eilt alles wie der an die Reeling. Drüben von der weißgelben Sanddüne vor der Stadt lö sen sich duntle Punkte ad, die näher und näher über die glitzernde Fläche kommen. Endlich unterscheidet man Boote, in de nen eine Menge halbwiichsiger Negerjun gen sitzen. Einige sind mit Rudern be schäftigt, während die anderen in Adams Sommertostüm aus den Bänken stehen, mit den Armen in der Luft herumsuch teln und die Passagiere in einein entsetz lichen Portugiesisch anschreien. Jm Umsehen wimmelt es förmlich um den Damdser herum, und jetzt beginnen die Tauchkünste, die bewunderungswiir digen Schwimmleistungen, die jedem be kannt sind, der den Aeguator zur See passirte. Von oben fliegen kleine Geldstücke in das Wasser, blitzschnell die schwarzbrau nen Jungen hinterher. Jn der trhstall ilarrn, blauen Fluth sieht man deutlich L die schnellen Bewegungen der dunklen J Leiber; tieser, immer tiefer, bis der glück- « liche Finder endlich wieder nach oben - kommt. Zwar ist er erschöpft bis aus«-J Aeußerste, aber er hält doch mit glückli chem Grinsen das wohlverdiente Geld stück zwischen den Zähnen. Die Negerbeoölkerung der Capverden ist arm, bitter arm, bei schwerer Arbeit wird kaum das Nöthigste verdient. Man muß sie gesehen haben, die gebückten, ver kriimmtenGestalten, wie sie Tag ein. Tag » aus ihre schweren Kohlenlasten schlep-j pen, ungeschiitzt gegen die stechende Ae quatorsonne, und wie sie dann am Abend zusammenhocken und ihr kärglichesMahl, meist nur Reis und Seefische, verzehren. Auch die Kleinsten müssen eben schon mit verdienen helfen, sei es auch nur indem sie den »Gringos« Muscheln und allerlei armseligen Kram aufschwatzen ozer nach Geldstücken tauchen. Indessen nimmt das Spiel seinen Fortgang-. Das kleine Geld fängt an, tnapp zu werden. Einige Tauchiiinst ler schwimmen unter dem Schiff durch blanker Frantstücke. Dem dicken Spanier vorn an der Schifsstrevpe scheint die Sache viel Spaß zu machen. Bei jeder besnders gelunge nen Leistung giebt er seinem Entzücken einen äußerst lebhaften Ausdruck, sodaß sich die Umstehenden vor Schlägen seiner tin bewehrten Hand in Acht nehmen mitgen. ---«- - r « r« tu s- Ost Ochtlchtlcy Ists-u er ute cstqtusc uel Anderen heraus. »Ich habe auf Teneriffa einen dieser schwarzen Jungen geschen, der auf den Grund tauchte und den Anker ftahl«, läßt sich ein biederer argentinifcher Farmer von unverkennbar deutscher Abstammung vernehmen. Alles lacht, und jeder weiß eine ähnliche Geschichte zu erzählen. Der dicke Spanier muß es wohl schon gewöhnt sein, von seinen Mitreisenden ge hönselt zu werden, denn er erwidert ent gesen den Gepflogenheiten eines heiß l tigen Stammes nicht-. ge n be obachtet et mit Interesse einen s eilen its-Heu see-r don etwa 20 Jahren, der et -«.·« . --.«". was eits in seinem Kahn e t, die reinskaen Arme tneinandergksglagem 7 »Tai-allererst Ich wette zehn Fla schen Champagner-, daß dieser junge Rig ger unter dem Schiff wegschwimmen wird, vom Kiel bis zum Steuer,»wer hält dagegen?" «»Jch. Don Ramon, wir alle, das ist nicht .möglich!« Der Spanier geräth in Hitze. ,,Hallo, negrito, würdest Du liellängg unter dem Schiff durchschrvimmen?« Der Jungling fchiitteli den Krauskopf. Jmpossible, Senor.« »Fur zwanzig Franc-Z Fiir dreißig?·' »Es geht nicht, Herri« Alles umdrängt lachend Don Ramon. »Bezahlen Sie nur Jhren Selt, der Sieward wartet schon« —- ,,Sie sind ein ssmsth Kerl, Don Ramon, uns- in die . er Glutpfanne mit Champagner zu küh len-« T Solche und ähnliche Aeußerun gen ertonen ringsumher, der Spanier kommt in immer größere Aufregung. -,?5unszig Franken, Regrito, schnellt« «Ton Ramon ruft es fast nicht mehr, die ciimme schnappt ihm bereits über. Ihn hat der Koller gepackt, der den Firergesechten immer wieder einen fana iifclsen Anhängertreis liefert. Der Neger überlegt. Fünfzig Francs sind ein Vermögen für ihn. Er braucht dann keine Kohlen mehr zu schleppen, er tann sich ein altes Fischerboot taufen. in einigen Jahren, wenn der Verdienst gut rit, vielleicht auch ein Häuschen drü ben auf St. Antonio. Er kann seine Ariith heirathen, die treulich warten wird, und dann kann auch die alte Mut ter zu ihm kommen und bei dem Sohn ; ihre Tage beschließen. »Ich will es versuchen, Sefior'«. Der junge Mann richtet fich auf und macht siclk bereit zu dem ungeheuren Wagniß. Don Ramon wird eine Nuance bläsfer, das-«- Spiel mit einem Menschenleben fällt ihm doch nicht so leicht. Aber er kann nicht mehr zurück. ,,Bueno, .1nein Junge, viel Glück denn.« Ter alte Kapitän hat stumm zugehört nnd nur mißbilligend den Kopf geschüt-· ; teir. Jetzt redet er. »Dauert Sie den jungen Menschen ,3n:iirt, Don Namen es teifkt Gott der- . fi:cken.« »Nicht nickt, Zesior Fixpitän und iilserdies sehen Sie dort? Eit- ifis nun fdjon zu fpät.« Ter Jüngling trat den Schau abge legt. ,,Griif-,e die Mutter und ernih«, « fliif:erte er feinem Begleiter ,u, dann fturzte er fieh iopiiiber in rie See, und hoctjauf schlagen rie Wellen iiker ihm zu: , s is. rinnen. Tie ganze Schiffggefellsctjaft eilt in « neuerlxafter Haft auf das Dien. Jeder E will der erfte sein, der den tollliihnens Neger wieder auftauchen sieht. »Jetzt könnte er kommen, drei Minu ten sind um.« All-er Augen haften auf der ruhigen Wasserfläche. Don Ramon drückt sich die scharfe Kante des Gelän ders tief in die Hand, ohne es in der Aufregung zu beachten. Aber kein Bläschen steigt auf. Still und ruhig bleibt der Wasserfpiegel, bis man nach langem Harren jede Hoffnung aufgeben muß, den Armen leben-d wie-: derzusehen. Das Geschrei auf den Regen booten ist längst verstummt, die Führer lenken heimwärts, fiir heute werden keine Künste mehr gezeigt. Der Steward ruft zum Lunch, und die Passagiere begeben sich in denSpeifesaal. Es schmeckt zwar niemand, aber man will doch nicht als sentimental gelten. Don Ramon hat sich am ersten mit der Thatfache abgefunden. Er laut mit gu tem Appetit an einem Fasanenfliigel herum und läßt sich dazu ein Glas Ma deira schmecken. ,,Caramba«, wendet er sich an seinen Nachbar, »wenn der dumme Teufel fiir fünfzig Franken sein Leben ristirt, mag er doch auch mit den Folgen rechnen, und dann überhaupt, schließlich ist ess- doch immer nur ein Neger . . -.-.---—-.s.-—.-s « . Der tkizte Schuf-. Ein Drama im ZirkuO von L e o n de T n r i q u e. J Die ganze elegante Welt von Paris strömte allabendlich im Jardins d’Et( zusammen-, um den auf der Höhe seines Ruhmes stehenden Salvatori zu bewun dern. den berühmten italienischen-Kunst Schützen Und in der That rechtfertigte Sah batori durch seine erstaunliche Geschd lichkeit volltommen die Begeisterung die er den Pariserns eingeslößt hatte. Man mußte es sehen, wie schön er war, groß und schlank in— seinem knappen Kostiim, wenn er die Glas- und Porzellankugeln in die Lust warf und sie im Fluge durch einen- Karabinerschuß zerschmetterte. — Unsd niemals eine falsche Wendung, eine ungtaziöse Bewegung. Scheinbar ohne zu zielen, nur wie zufällig drückte er ab und niemals-s verfehlte er eine Kugel. Während seiner zahlreichen Kunstreisen durch die ga e Welt führte Salvatori einen jungen urschen, Namens Peppo, mit sich. Dieser Junge sammelte die zerbrochenew Kugeln aus, stellte die Ge genstände an den bestimmten Orten aus und hielt vor dem Publikum die Fla schen unsd Karten, welche Salvatori treffen wollte· Uebrigens war es ein züslich ge fährlicher Beruf, den Pepps susübte, weil er- ihm bei der geringstrs falschen thewetgunsg Salvatori’s das w kosten vnn e. Die Theaterbefucher, ins schen et W sich wahrend dee Zwischenakte unter hielt, hatten- ihm öfter ihr Erstaunen hierüber ausgedrückt I »Pah!" sagte Pepr »die III-L welche mich tödten soll, ist noch nicht ge gossen . . . . und der Patron hat noch nie salsch gezielt.« Die Anderen schüttelten aber doch mit dem Kopfe, a s Zeichen des Zwei fels nnd die Tänzerinnen des Siedet ten-— Ballet5, welches das Schauspiel be schloß, machten auch kein-e sehr über zeugten Mienen. Nur die kleine Pau lette, die erste Statestin, welche fürdeei Franig den Abend engagirt war, schien Peppcks Vertrauen zu theilen ! . ,,Ql)! Was mich betrifft ..... mit M( Salvatori würde ich mich vor Nichts fürchten«, sa qte sie Und ihre kleinen Kolleginnen ant worteten ihr daraus: »Nun ! Das ist nicht iibel . . .. du bist verliebt in Salvatori ! . . . .« e) »Am Dienstag Abend wird sich der Prinz von Wales in den Jardin d’Et6 begeben, wo er eine Prosceniumsloge ge nommen hat ; ohne Zweifel wird sich Salvatori, der große Kunstschätze, an diesem Abend felbst übertreffen, um vor Pein königlichen Zuschauer Ehre einzu egen.« · Der Saal war überfällt Eins aus gewähltes Publikum hatte sich eingefun den. Stiler, der Direktor, der den Be ginn der Vorstellung erwartete, lief auf der Bühneumher. Der Vorhang ging auf und der Direk tor blieb während des ersten Theils der Vorstellung in seinem Kabinet. Er war ungefähr zwanzig Minuten dort« als die Thiir heftig aufgerissen wurde und Salvatori eintrat: »Wir sind Verlorent« »Na-Its Wie so? Was giebt’s denn-.·' »Ich finde soeben Peppo finnlos be trunken« »Was tiinnen wir dabei tl)un?« ,,Kein Mensch wird ihn vertreten wollen ..... « »Warten Sie . . .. wir wollen einmal sel;en.« Der Direktor ging hinaus und zog Zaloatori hinter sich her »Das- ganze Personal in das Künst lerzimmer!« rief er dem Regisseur zu. Fünf Minuten darauf waren alle Sänger nnd Sängerinnen Ghmnaftiler und Jongleure, Tänzer und Tänzerin nen im großen Saale, der an die Bühne stieß, versammelt Stiler trat mit Saloatori ein. Er nahm ein blaue-Z Papier aus-: feinem Por tefeuille und schwenkte es in der Luft »Peppo, welcher-gewöhnlich Mr. S:l vatori unterstützt, kann heute Abend nicht kommen. Dieses FünfhundertfrancH billetde1n, welcher ihn vertreten will.« Es ging eine Bewegung durch die bunte Menge. Einige Hände wurden wie gegen ihren Willen von der Macht des Geldes angezogen, ausgestreckt, aber sie wurden schnell wieder zurückgezogen und es rührte fich Niemand. Stiler zog einen zweiten Schein her aug. ,,Taufend FranesP Es herrschte tiefe Stille. Der Direktor begriff, das; es unniitz war, die Summe noch zu erhiihen Das Geld machte es nicht aus-. Man hatte Furcht. Er steckte fein Geld wieder in die Ta sche und war im Begriff, den Raum zu verlassen, als eine kleine Tänzerin sich zwischen ihren Kameradinnem hinter de nen sie verschwand, hervordrängte und schüchtern näher trat. »Wenn Sie wollen, Herr Stiler, dann werde ich Mr. Salvatori helfen.« »Dn.... Paiilette?« »Ja, Herr Stiler!« Alle Welt war niikfser getreten und be trachtete das Kind. Es war wirklich noch ein Kind, kaum fiebzehn Jahre alt, bildhiibsch mit ihrem kraufen blonden Haar und ihrem rosa Kostiim als Cre vette. Mit ihrem ebenfalls rosa Nacken und den rosa Schuhen erinnerte sie an jene zarten Porzellanpuppen, die man in den Schaufenftern der Spielwaarenläden kl«I-L IDEAL ,,Da, mein Rind. bait Du die tausend Franc-IX »Ich danke, Herr Stiler, ich helfe Mr. Salvatori, weil es mir Vergnügen macht.« »Es macht Dir Vergnügen, das ist etwas Anderes, das ist Deine Sache,· erwiderte Stiler, ganz entzückt darüber, so wohlseilen Kauss aus der Verlegen heit zu kommen. Und er entfernte sich, während Sal vatori Paulette hinter eine Kvulisse führte, um ihr einige unurngiinglich nothwendige Llnleitungen zu geben. IT Es war ein riesiger Erfolg. Niemals hatte Salvatori soviel Kraft und Ge schicklichkeit entwickelt und soviel Beweise von Sicherheit gegeben, wie dieses Mal. Der Schütze war sich ganz tlar dar über, daß Paulettes Auftreten an feiner Seite seinen Erfolg noch erhöhen und be festigen würde. Jhre Gegenwart, von dem doppelten Reize weiblicher Anmuth nnd - eines gewissen Geheimnisses umgeben, schmeichelte dem Auge des Publikums und eregte seine Neugierde. Salvatori hatte sich bald nach allem erkundigt. Panlette war ein anständige-s Mädchen, die naiv und unbewußt in die bizarre Welt eingetreten war, mt« der ein zigen Absicht, ihre alte Mutt« zu un terstithen Andererseits hatt-. er ej nicht verhindern können. lebhaft gerührt zu sein vondem Beweise von Vertrauen d sie ihm weben hatte. und da sie reizt-i seid e- ÆWDSS schwade Ie bevollere und treuete rau finden zu WI nen, so heirathete er re. Damit erfüllten sich Paulettet Träu me. Salvatori war ihr Ideal, ihn Gott Als fah ihr die Gelegenheit bot, Peppos Stelle einzunehmen, da dachte sie an kein anderes Interesse, keine Berechnung da bei. Ein dankendes Wort. ein freundli ches Lächeln von Salvatori und sie wäre genügend belohnt gewesen. Sie dachte denn auch, als er ihr anbot, sie zu heira then, daß sie auf der Stelle sterben müß te. Aber, wenn die Freude auch Schreck er regt, so tödtet sie doch nicht Nach ihrer Heirath begleitete Paulette ihren Mann auf seinen Wanderzügew durch die Verschiedenen Hauptstadte. Sie weiht ihm die glühendste Anbe tung. Er betet sie übrigens auch an und sie sind wirklich dac« reizendste Paar, das man nur sehen kann. 4. Wenn man bis aus die Höhe des Glu ckes hinauf gelangt ist . . . acht dann muß man recht häufig auf der anderen Seite wieder hinabsteigen. Paulette war zu glücklich gewesen . . . und nach drei Jah ren voller Glückseligkeit und gegenseiti ger Liebe mußte sie um so grausamer die ersten Zeichen des Schmerzes empfinden Salvatori fuhr allerdings fort, sich tvk früher seiner Frau gegenüber sehr aqu merksam zu zeigen. Er kam ihren Wün schen nach, ja, suchte ihnen sogar mituntek zuvorzukommen, aber es war nicht mehr dasselbe, und Paulette fühlte recht wohl, daß sie nicht mehr Alleinherrscherin ins Herzen ihres Mannes war· Nichts von Seufzern, von Thräneky ron Koketterie. Sie blieb dein ganzen Tag über in ei nen Lehnstuhl versunken, allein, unbe weglich, abwesend, wie ein armer Vogel, dem an die Flügel beschnitten hat und der sich wundert, daß er nicht mehr zum Himmel fliegen kann. Sie dachte: »Er hat mich aeli«el)t. Ich habe zwei Jahre lang sein Herz, seine Seele, sein Leben besessen. Acht Das Glück ist recht kurz in dieser Welt. Nun ist Alleg- zu Ende. Und wenn Alles zu Ende ist. lvae thue ich dann noch auf die ser Wett?« Sie Ziirnte ihm nicht deshalb, ihm nntttf Sie hegte auch keinen Hase gegen ir gend eine· Andere. Zwei Jahre vollkommenen Glückes! ---- Daran hätte sie sich halten können, aber ihr Herz konnte sich nicht in solche Verlassenheit, solche Einsamkeit finden Sie konnt-e nicht! Nach zweijähriger Abwesenheit lant Salvatori wieder in den Jardin d’6t6i zurück. Der Saal war glänzend gefüllt-, die ganze Presse anwesend, es war wie eine Premiikre Salvaiori tritt aus die Bühne, von Paulette begleitet. Die Darstellungen beginnen. Paulette wirst die Kugeln in die M Ielche Salvatori spielend durchlöchert Dann kommt die Bändertour, und II Scheibentour, und die Flaschentour. Man hatte gellatscht, daß die Wändc« beben. Es bleibt nur noch die Rosen-, tour übrig, die letzte. Paulette nimmt eine Rose aus einem bereitstehendeu Körbchen, sie tritt in die- Mitte der B"h ne, grüßt die Zuschauer und nimmttitik Rose zwischen die Zähne, es ist ein so kurzer Stengel, daß das Publikum zit tert bei dem Gedanken an die Gefahr« welcher sie sich aussetzt. Sie blickt einen Moment auf die rechte Prosceniumslogc wo eine Frau thront, welche dem Schützen zulächelt. Dann wirst sie einen letzten Blick auf Salvatori, der dies Lä cheln erwidert. Sie machte eine flüchtige Bewegung wie eine mustische Anrusung« oder das Zeichen des Kreuzes, stellt sichf dann im Profil auf, hält sich gerade unds unbeweglich und neigt im letzten Moment« unmerklich das Haupt. Der Schuß geht los und Paulette sinkt todt anf die Bühne nieder. — s- —-·0.-—— - - « G e f ä k) r l i ch. A.: »Wer send denn die zwei Damen Dort-Z« B.: »Oh, das ist ein gesäbtlichess Paar. Die Tochter möchte sich zu gem· verheirathen nnd da läuft nun die Mut tee den ganzen Tag mit gezücktem Segm’ umhet.« Vl u! Weinreisender: »Kellnee, sagen Sit, mal, das Kalb, von dem die Schmäyck hier sind, war wohl unglücklich ver liebt?« Kellner: »Warum denn, mein Hex-AK Weinteissenden »Nun, das Fleisch ist« ja jetzt noch voller S e h n e n.« Angemessene Räutnlichleü t e n. « Gläubiget: «ernee soll ich stunden lang im Wartezimmek bleiben, und ich warte doch schon so lange aus mein Geld.. Wann werde ich es Denn endlich em pfangen?« Diener: »Wenn ich Sie werde in« des Empfangssalon bitten.« Aus der Eisenbahn Er: »Das habe ich doch sein ange stellt, daß wir das Coupez ganz file uns allein bekommen haben.« Sie: »Wie hast Du denn das ge macht?« Er: »Ich habe allen Leuten, die eis stei n wollten, sesa t. Du wärst Its t t, und ich müßte nach dem III sim Jkrenhanse ttanspotklkens.« t)