Frau Bankicr antwig. CtiminaLRoman von Friedrich Thieme. W (12. FortsetunH Es gelang mir, unter Hinweis ant den Umstand, daß jeder EtnigungsveF such von vornherein vergeblich sein würde, in der That einen Gerichtsbe Fluß herbeizuführen wonach· von der bhaltung eines Sühneterrnms Ab stand genommen wurde. Jrn ersten Termin, der nach Lage der Dinge nur als Vortermin angesehen werden mußte, erschienen von den Parteien nur die juristischen Vertreter: fiir Dartwi Schreiber dieses, das beißt ich se t, fiir Frau Hartwia Rechts anwalt Doktor Böbring, einer der ausgezeichnetsten und scharfsinnigften Juristen der Millionenftadt. Als Vorsitzender fnnairte Lanng richtsdirettor von Schreiber-, als Vers treter der Staatsanwaltschaft Assessor Guido Hörchner. Nachdem der GO richtshof in die Verhandlung einaetre ten war, gab der Staatsanwalthitd siitut zunächst die amtliche Erklärun-: ab, daß auf einenen Antrag der Frost Michaela Hartwiq gegen dieselbe die Voruntersuchuna wean Y·1tordversud1.3 eingeleitet, die Untersuchung aber aug Mangel an hinreichendenBeweifen ein gestellt worden sei. Die Staats-an waltschatt behalte es sich vor, den Ber lauf des Prozesses scharf zu verfolgen, um in der Lage zu sein, etwaige neu hervortretende Verdachtsmomente nach Gebüht zu würdigen. Gegen die Be tlagie bleibe nun nur noch das Verfah ren wegen fahrlässiger Körperverletzs ung übrig, doch könne dasselbe nur dann eingeleitet werden,wenn der Ehe mann den nach ti 232 des Reichsstraf gesetzbuchs erforderlichen Antrag stelle. Jtn Namen meines Mandanten gab ich die Erklärung ab, ein solcher An trag werde nicht gestell: werden« - - »chkgcll Mcllkll soll, sucll l"’l fort, »in der Lage sein, eine ganze Reihe neuer Beweigmomente geltend zu machen. Nicht nur die von der Staats anwaltschaft vernommenen Zeuaet sollen vorgeladen, sondern eine ganze Reihe anderer namhaft gemacht nie den, deren Augsagen die Vorsälle zun Theil in ganz neuern Lichte zu zeigen geeignet sind. Vor allem legen wir Werth auf die mysieriösen Vorereigi nisse« über welche das Verfahren des öffentlichen Antlägers mit der Begut achtung flüchtig hintveggegangen ist, Ldasz die Diebstäble selbst Gegenstand einer Anklage nicht sein können. und daß selbst im Falle der Richtigkeit sämmtlicher mit Bezug auf diesenTheit der Ereignisse vorgebrachten Behaup tungen der Gegenstand der Beschnldis gung selbst eine andere Beleuchtung nicht erfährt. Niemand, betont der Pest Vertreter der Staatsanwalt chast, vermag in Diesem Falle den Nachweis des Verbrecheng zu erbrin gen« da kein Zeuge zugegen war außer dem todtkranten Ehemann, dessen » gniß mit Rücksi t auf seinen phy chen und pfychi chen Zustand nur von äußerst problematischem Werth ist. ngenornmen aber auch, der thatsöch licht Inhalt berube auf torretter Be obachtung so kann doch kein Gerichts "haf aus der Thatsache, daß die Ange Wdigte vor Begehung ihres Irr thinan die Flaschen eine Zeitlang prü- ; send betrachtet hat« den Schluß ziehen, « daß sie diese Prüfung zum Zwecke de: Z Itlusfiihrun eines Schuttenstreichs E vornahm. Darum soll sie nicht, wie sie « anführt, halb geistesabwesend darauf gestaert haben? Nun, diesen Argu menten der Staatsanwaltschaft gegen iiber beabsichtigen wir darzulegen, daß der Wille zum Verbrechen von vern berein bei der Betlagten vorhanden ges wefen ist. Nicht um eine kriminaliftis sche« Bestrafung derselben zubewirtekh « sondern nur nu-: veomwenr innern zsxiu unsern Beweis-, um den benbsicktiznen Zweck zu erreichen Und Dieser fix-sen besteht jetzt nicht mehr Allein Dank der Uniteiebe der trteqenpartei in der Herbeifiibrunn Der Trenrmnu, istn dern in der Rechtfertigung Des- Stia hers, Kommissioneratns Harima nor der Oeffentlichteit..« Sodann benannte " ich meine Zeugen und reichte meine Beweisanträge ein, worauf der nenne tiselx Anwalt für den Fall, Daß Der Gerichtshof meinem Ersuchen gen-EIN beschließe, die Vorladunq Hinehreret durch ihre triminalanthropbZwischen orf ngen betanntenAutoritäten be Is de von Sachverständigen sn achten beantragte Jsch forderte ba eanf noch die Ladung des Baroni War-dass oder Doktor Gembatsty, und Doktor Bshring erklärte sich mit dem Bemerken hiermit einverstanden, er ba» de denselben Antrag stellen wollen, die Hemden-eng erade diefesseugen liege wesentlich ten ntetesse feiner Auftrags n. Da der Vertreter der Staats anwsltschaft die Entscheidung dem Mtshof anheimstellte. zonen sich die Richter zurück. um nach längerer Genesung den Beschluß zu verkünden Derselbe ging dahin, daß meinen Be tst-Mk erste denen des Gegner-Z tu users In nng stattzugeben fei. M warendkåwa die itieesäecthattef der W W erg, we e im Wenqkmsm dem Banquirk m"""’- ff —- — und feinem Freunde, Doktor Walter Kains, unterbreitetr. »Für den Anfang dürfen wir wohl zufrieden sein« meinte genügsam der Kommissionsrath Ich zog bedenklich die Achseln und entgegnete: »Für den Anfang, ja. doch darf ich Ihnen nicht verhehlen, lieber Harttoig, daß der Ausgang des Pro zesses durchaus noch nicht über alle Zweifel feststeht.« · »Wie? Lie t mein gutes Recht nicht so llar vor »edermanns Augen. daß ich nothwendig triumphiren niuß12«' »Nach Jhrer Meinung. Der Fern stehende wagt aber nicht nur Jdm ins-. dern auch die Behauptungen der on deren Partei. Diese besagen das di rekte Geaentheil. Da kommt es zuletz: vielfach allein auf die individuelle An schauung an. Kommissionsratb Hartmia ichxkit unruhia auf und ab. »Ich glaubte meines Erfahres- cis-ne sicher Zu feink« rief er mit dem Its-z "«druck tieinlichiten Ztcninen5. »Ein Rechtsitreit bleibt immer cis Lotterie," warf Toltor Raini inu dentlich hin. »Nicht immer, aber doch öfter-II hielt ich ihm vorsichtig entgegen mich dann wieder demBanquier zuwendenn »Ich muß noch weiter geben« beste-: Freund. Kein Zweifel, daß wi: vor ei nem ebenso sensationellen als umfana reichen Prozesse stehen· Dottor Böb ring und seine Klientin werden alle Minen springen lassen. Jbre Frau hat es verstanden, sich bereits jetzt der Uns terstiitzung eines Theils der Pressz zu versuchten, der persönliche Eindruck ihrer Schönheit während der Verhand lungen wird start in die Wagschale fal len. Nehmen Sie dazu die Thatfache, daß die Staatsanwaltschft die Unter suchung gegen sie wegen Mordes einge s stellt bat." IEZ« ---l-... M:J---f- --!-L ---k«-« FVIO Msscsll, LLIIWUOÄU IUIIU ULCIUQI lich im Gerichtssaal etscheinen7« »Ich bin davon überzeugt Jlire Schönheit wird eins ibrer Karnrsfniit tel darstellen. Wir werden dann wobl alles vorbringen und beweisen, wes nur irgend den gemachten Wahrneh mungen entspricht: was wir haben, bleiben aber immer nur Jndizien. Ein thatsächlicher, vollgiiltiger Beweis geht uns ab; Jbr Zeugniß allein genügt nicht, weil es im Grunde nur in einer vagen Beobachtung gipselt, die zwar eine feste innere Ueberzeugung zu er zeugen, nicht aber den Mangel eine-J Schuldbeweifes oder eines Geständ nisses zu ersetzen vermag. Und gestehen wird diese Frau niemals; ihre Ueber führung ist indessen nur möglich. wenn sie entweder gesteht oder wenn r:7.- den Nachweis erbringen, dasz sie n. der That betrügerische oder verbrecherifcbe Absichten verfolgt hai." »Aber diesen Nachweis wollen roir doch eben erbringen!« »Wollen ---— ja, aber ob es Tänzen wird? Es müßte sein, daß Dotter Gembalsty unter seinem Eid ein ge heimes Einverständnis rnit Michaela zugexebt -—-«' ., as wird er nicht.« unterbrach Doktor Kainz mich lebhaft. »Was fragt ein Bursche wie Waedoss nach ei nern Meineich Vorausgesedt er er scheint überhaupt vor Gericht, wer-on ich noch gar nicht überzeugt bin.« »Ist er noch biet in Berlin?«' »Wabrscheinlich nicht. Wenigstens ist er seit Wochen nicht mehr gesehen worden« »Dann dürfte es seine Schwierigkei ten haben, ihn aufzufinden, wenn er sich nicht finden lassen will. Und ei wird« sich gewiß nicht finden lassen, denn war Michaela ioiellich fein-Opfer, so hat er sich vekbtecherische Manipn laiionen zu fchulden kommen lasse::, vie ihm den Weg inH Zuchthauis öffnen würden, und iii er mit ihr int Bunde, so wird er sich hüten» zu ihren Laster nugzusagen.« Der Doktor nickte ärgerlich Plötz lich sagte et: »Wenn mir nur Damm-s die Unterkebnnn mit Topf-in Cis-assi loff nicht verpnizt txäftenA »Ist das die Innre auc- «lieteegb-kng von per tnir der dimiimiiiivnsrath sei« nerzeit sprach J« »Dieselbe, Herr Justizmtl)." »So muß ich Ihnen -.«.llekding5 recht geben, Herr Doktor Sie würde mirs ; allen Umständen eine wichtige und ; bedeutsame, vielleicht gar ausschlagge « bende Zeugin gewesen sein« Jhr Auf « enthalt ist Ihnen nicht bekanni?" «Absolui nichi.« »Könnie man nicht in Peiersburg Ertunvigungen nach ihr einziehen-?« »Ich zweisle, ob va- viel helien wür de,« gab der Banquier verdrießlich zur Antwort. » « »Wenn wie Sophia Wassilvss zur Stelle schaffen oder doch ihr- Zeugnis aus irgend eine Akt bekommen könn ten, so hätten wir möglich-erweise ge wonnenes Spiel. Wenn in nicht al les trägt, so weiß diese Per on gerade das, was uns schli, usd scheint mich geneigt, ihr Wissen- aui sehend feel-. then Geister-en mitzntheilen. wenn ihr hierzu vie Msgliehteii geboiet-Apistik Schweige-ed bebauten wie einige Minuten in ernstester Ueberlegung. Ich stund mit dem Mitten Segen rneinen Schreihtisch gelehnt, oltor Kain saß ntn Fenster, der Kommissionsratg ginan immer aus und ad. erhob ch rnit einem Male der Doktor und agte entschlossen: »Ar thut, ich reise nach Rußland!« Wir blickten beide überrascht nach ihm hin. »Ich reise,'· wiederholte er ruhig, ohne das geringste Zögern in seinem Ton. Schon einmal habe ich mehrere Tage der Lösung der Ausgabe gewid met, urn die es sich hier handelt. Jch setze meinen Stolz hinein, sie doch noch zu finden. Es ware eine ewige Schan de, wenn es der stechen Betragerin ge lingen sollte, iiber unser gutes Recht zu triumphiren oder gar deinen armen Kindern einen großen Theil ihres Er des zu entreißen· Das lann und darf nicht sein, solange ich noch Athem in mir habe, dagegen anzutiimpsen.« Hartwia trat auf den Doktor zu,ihn gerührt an die Brust schließend. »Du treuer, du edler Freund! Urn meinetwillen willst du dich den Be schwerden. ja vielleicht Gefahren einer so weiten Reife ansictzens Nie uno nimmer werde ich dazu meine Einmis ligunq gelen« »Es-Ich oder ebne Ginwilligung -—— ich inlpre nach Lituleano Ich will versu dien, onhia Wassiloif aufzufinden, sum wird es mein Bestreben fein, iider Tut-J Vorleben Michaelaås aenane Rach sorschnnaen an;s.1ftellen. In vier Wos wen tcmn icli Zurück sein« Trotz unserer Miderrede relarrtc Doktor sioinz bei seinem Entsclxluiir. den er Zwei Tage später wirklich aus-« - führte-. Bald darauf meldete er unt-. iseine oiiictliche Ankunft in der rui5:. » schen Hauptstadt Wieder einige Tage ; später theilte er Uns mit, daß es ihm ! bisher nickt gelungen sei, die Spur de- i Gesuchten zu entdecken. Seitdem blieo i jede weitere Nachricht aus. Wir harr- l ten von Tag zu Tag, derBanauier ver- l zehrte lich in Qual nnd Sorge-, um- « sonst, keine Post brach-te die so ängstlich erwartete Kunde, tein Eisenbahnzug trug den so schmerzlich Ersehnten iu rück. War ihm ein Unsall zugestoßen? Wir richteten mehrere Ansraqen nach Rnßlond. so an Kawelin, Herrin-ins Freund, an die deutsche «Gesandtschnsk. net-die Petersburger Polizei, erster-r hatte wohl den Besuch des Ver-nisten empfangen, ihn seitdem aber nicht wies dergesehen, die anderen wußten über haupt nichts von ihm odr wollten nichts wissen. So hieß es denn sich in Geduld fas sen. Doktor Kainz war ein energischrx Charakter, ich suchte daher die Desorg nisse, die rnein Mient bezügiich des Schicksals hegte, immer wieder m » zerstreuen. : tiörte ich und stellte in der sicheren Er « martung seiner baldigen Rücktedr den ; L »Er wird schon wiederkommen« er Antrag aus treitere Verschiebung des Inzwischen onberautntcn Termins um Vier Wochen. IM--— OJ·«J. .«....k. t,...,·.. sor »Ist-use Untern tout-et chclllullllz» : entsprochen - Während diese-Zeit agitirie Freu J Hortwig die sich in einer Privatindu : uung in Schoneberg einguartiri hatte, munter weiter, fuhren die Zeitungen emsig fort, ihre Leser mit Einzelheiten r us- dem bevorstehenden Proeefz zu un .terl7-alten. Im Vordergrunde ihrer Schilderungen stand die geheimnisvolle Persönlichkeit Genibalstns, von dem die abenteuerlichften Geschichten Ver breitung und Glauben fanden. Bald sollte er ein rufsischer Detectioe, bald ein Nihilift, bald ein verlleideter Fürst sein. Zuletzt beherrfchte seine tut-finis se Gestalt den ganzen Proeeß, wenig s-ens in der Auffassung der großen Masse. Man sprach und schrieb nicht ixiebr von einem Process hortioig son ; detn vom Psoeefz Genibalslh, und diese ? Bezeichnung blieb ihm bis zuletzt, unter « ihr oeröfsentlichien die Zeitungen iltre « Birichte über die Verhandlungen Der Beginn der letzteren wurde end ! giTltig auf Montag, den 14. stiodeuiber ’887 festgesetzt. Der bedeutsame Tag tcsm heran s- nnd Toctor Kakus irr-r i noch nicht zuriiagetehrU Trotzdem die Vertzandiungen in ek « nun der größten dem Landgerisht Zwei zur Verfügung stehenden Raume statt fanden, erwies sich der Saal iiir die stahl der Wißbegirrigen als viel zu ltein,. Lange vorher schon waren die Zieletßlarten vergriffen, vor den Thit rer und Thoren drängten sich die Mai ichen, cg war, als fände eine interes fcnte Theatetvorstellung stati. oeren Anblick zu den geiuehtesten und höchsten Vergniigungen zähle. Der Jst-höret rnurn zeigte sich bis in seine entfernte ften Ecken gefüllt, bis an die Eingange tlziir standen die ««-Hiibörer sion »in stopf: Männer« Frauen und Mädchen, laum im Stande sich zu rühren. be reits vor dem Anfang schwitzend und pustend und ihre Empfindungen aus teuschend. Jnr Berhandlunggsaale selbst hatten zahlreiche Richter, Anwölte und Rese rendare Pius esunden, theils hinter den Gericht-sitt chen, theils seitwärts an den Fenstern oder aus den Zeitgenosse ’ten. Jn ihrer Gesells st befanden sich mehrere Damen, i re Gattinnen oder Töchter, sowie einigeC Aerzte und Professoren, welche die s Gebiet der Suggestion berührenden Phänomene des Processes studiren wollten; gleich wie die Juristen die Rechtsstage doe tviegend beschäftigte-. Ein langer schmaler Tisch vor der den Stichen tctem ab leæendm sarriere diente den Qedit i en der Berichterstattuu . Nicht wen-txt oli zweiundzwan g Leitung«-e eter nnd Stein-gransen saßen hier dicht nebeneinander, eensig die Lleifedern handhabend. Zwei Reihen Stiible vor der iiir die Presse beitirnenten Tafel waren sitt die Zeugen nnd Sachverständigen refer- « virt, im ganzen geqen fünfzig Perio- E nen beibetlei Gelchl s auf die ich im Leufe meiner Darsie ung noch zurück tonnnr. , Zu beiden Seiten einander gegenüber die Vertreter der Parteien. Doktor » Bkbring und meine Weniateit. Rechts nnd lints im Vordergrund-e die Tische . des Staatsanwalts und des Gerichts » schreibers — der Staatsanwalt ist in allen Ehesachen sur Mitwirkung be frat —, in der Mitte der grünt-ehern aene Gerichtitifch, hinter ibne die drei i R chter. Den Vorsitz fübtte wie früher ’ Landaerichtsditeeior von Schreiber Die Siyuna sollte eben beainnen, Die L- locke schlug gerade zehn Uhr als eine i verichteierte, in Schwarz gekleidete vDame in den Gerichtssaal eintrat. Rechtsanwalt Doetor Böhrina ging sofort auf sie zu, sie enit etmutbiaen dem Lächeln und freundlichem Hande druct bewilliomninend. Allet Atmen wendeten sich auf sie, selbst am Nichter tische rief ihre Ankunft eine unver tennbare Bewegung hetvot. Der leite Ruf: »Das ist sie, « wanderte durch den s( stufchanerlreis Mit graziöser Beweauna ictslna sie ten Schleier zuriick nnd entbiillte rcn IAnwesenden ein schönes, blasses Hin litt mit wiirdebetmxsztem aber seiden dem Ausdruck Sie warf nur eine-n einrian flüchtigen Blick rnnd ttml«», Tean Herbei-nie sie sich ehrerbietist neuen ten Gerieiitglkcf nnd- den Staatsanwalt nnd nahm neben ihrem Anwalt aul ei nem Stuhle Platz. Vom ersten Mo ment an, konnte ich aewabren. riefen ihre Schönheit, ibre boheitsvolle unis kvch bescheidene Haltung einen tiefen Eindruck hervor. - —-.———( Iiun ertonte die Hunger oeg Born-z ent-en —- die Sitzung war eröffnet· Es erfolgte der Ausruf der Zeugen und Srchverständigem Jch nenne von erste ren vorläufig Jrrngard und Walter Hartroig die Kinder des Banquiers, Drctor Blüthner, Cassirer Nattrner. serner den Casscnboten Wolf, einige private und geschäftliche Angestellte in darin-MS hause, Käthe Friedrich und ihre Mutter, den Baron von Rodenau, den Schauspieler Baldinq, Olga von Holdenborn und ihren Bruder-, den As sessor. sowie mehrere andere Mitglieder des »Genieclubs«: als Sachverständige waren geladen: Kreisphnsitus Seini tätsrath Doctor Börner, ProsessorBitts mann, der Leiter einer Nervenllinit: Soniiätgrath Doctor Witte, Professor Hellvach der Vorsteher einerseilanftnlt sür Morphiurnsiichtige, und die Ge richtkärzte Doktor Mönch und Doktor Altenau. Bei deni Aufruf der Zeugen fehlten znet. »Doccor Walier Kainz ——« Rasch trat ich an den Gerichtstisch, wo ich den Grund der Abwesenheit des Zeugen belannt gab. »Es wird fast unmöglich sein, ohne denZeugen zu verhandeln,« ergänzte ich cel;sel«-uc!end. »Vielleicht empfiehlt es sich, eine nochmalige Vertoauna der Ternring anzuordnen. um so rnebr da euch ein anderer wichtiger Zeuqe, Doc tor Genibalsiy, nicht erschienen ist« den trir für unsere Zwecke nicht zu entbeh ren vermögenXt - s Boclor Gemvalsm trinrve amqern sen --—— teine Antwort. «« Der Vorsitzende blickte fragend nach dem Staatsanwalt hin. Assessor Hörchner erhob sich. »Wann ist die Rüstunit des- Herrn Doktor Kainz zu erwarten?« fragte er. »Jeden Taa,« erwiderte ich. »Dann, deute ich wohl. diirien wir ri hig in die Verhandlung eintreten.« »Aber auch Doktor Genibalgty Var kem Nase des Gerichts nicht Folge ce leiitet, und er ist ein ebenso belangreis cher Zeuge.·' Der Vorsitzende constatirte aus den Arten, dasz der Genannte allerdings virgeladem die Zustelluna jedoch un möglich grtoesen fei. »Der angebliche Doctor Gembaleln hat Berlin bereits seir mehreren Wochen verlassen, Nie tnrind weiß, wohin et sich aewendet.« »Hat man nicht bei der russischen(·ttk icndtichaft hier nachgeiraat?« , »Doch, aber umsonst,« beschied mich Herr von Schreiber. »Vielleicht tennt Madame Harttoiq seinen Autenthalt,« bemertte ich mit ei. nein halb ironiiehen Blicke nach der Be klagten. Der Vorsitzende richtete ioiort eine kot-inzielende Frage an tijiichaela Die schöne Frau antwortete mit ei« nein stolzen nnd tut-ten »Nein«. Jch fuhr fort: »Der Herr hatte auch Beziehungen zu den Zeuginnen Fräu lein Friedrich und Fräulein von Hal denborm es dürite sich empfehlen, auch Wiese Damen nach ieiner Tildreise ing , niorschm.« Sofort rief Herr von Schreiber die Zeuginnen vor; beide erklärten in ziem lich tleinlauter Weite, das gegenwär: tige Domizil des Abentenrers nicht Jn let-unen. Seit er die Hauptstadt verließ, hatten sie nicht weiter von ihm gehört. »Die Frage iit nun, ob wir ohneDoe tor Gemdalsly verhandeln oder noch ei ner-. Versuch unternehmen, seiner hab lzait zu werden« wandte derVoriitiende sich an die Parteien. ,Vitte. iinßern sich die Herren darüber. Herr Justizrati)?« Ich betonte unser weitgehender Jn teretse an Gembalsln's Anwesenheit. »Mir liege ich-Zweiiel, daß wer irm ausfindig machen. Ostens-at filrchtet er Seh-, Ist-sagen, er well n« t erschei nen, er entweder sich tel oder die Bellaate belasten wüßte« Wer weiß, vielleicht ist er gar noch unter anderem I Namen in der Nähe. Rad meiner bei ligsten Ueberseuguna wtirde steinhart wg uns die zuverliißigste Auskunft zu . ge n im Stande sein, wenn et ihr nur beliebte.« hier stand Doctor Böhring rasch aus, um mit scharser Stimme gegen jede Be leidigung seiner Klientin zu protesti ren. «Wir haben dasselbe Interesse an der Vernehmung des Zeugen wie» die Gegenwrtei7 hätten wir eine Abnunn seines Ausstbalts so würden wir nicht verfehlen, nselben dem Gerichtshof zu signiren.« Unter solchen Umständen erschien es zneckloö, um Gembolsltfs willen einen Beitagungsbeschluß berbeizustihren. »Wir sinden den Mann doch nicht. außerdem muß die Verhandlung ohne-— . dies vertogt werden, wenn Doktor s Koinz nicht rechtzeitig zurücklommt.« s Nachdem die Zeugen obgetreten wa- : ren, bestimmte der Gerichtshof, unge achtet meiner Erklärung. daß Commis sicnsrath hartwig noch bochgradin an neprissen und nerobs sei, der Kliiger habe persönlich an Gerichts-stelle zu er scheinen, da seineAnwesenbeit aus man nigfachen Gründen unbedingt erforder lich sei. Der Banquier wurde sosort ic lrtibonisch benachiichtigt und erschien noch etwa einerStunde mit sablem, snsi Hutsosem Gesicht im GerichtssaaL wo er Mk jede Ptiisiina seiner Umgebung schen vermeidend-, aus einem Stuhl ne-— ( lskn mir niederließ ,.Ter Proces; beginnt leider unter Isnniinstinen «2!usricien«;·' iliiftertc ich ihn: ins Obl. »Geml·nlk-tn iit ver-: schwanden, Doktor Kaina noch nicht wieder da. was sollen wir ohne die der den Männer ansnnqen?« »Wer weiß, ob wir meinen armen . Freund überhaupt je wiedersaan nnd s er mir traurig zurück, und seine Lippen s zuctten in nervösem Kampfe. ! Noch wars der Vorsitzende die Frage s aus« ob von einer der Parteien der Ausschluß der Oeffentlichteii beantragt I.erde. Der Staatsanwalt hatte leinen At trcg zu stellen. Jch gab die Erklärt-« s-, H dass meinem Bevollmächtiaten, nachdem er seit Wochen in der Presse der Gegen stand der treitestgehenden Angrisse ge worden, an der Abspielung des Proces ses vor der weitesten Oessentlichleit ge legen sein müsse. «Seine Ehre ist vor der Oessentlichl« angegrissen, ste muß vor derselben J anz wieder hergestellt trerden. Nachdem so viel von den Vor göngen in das Publikum gedrungen ist, leben wir demselben ohnedies wenig nkehr zu derbergen.« Dottor Böhring entschied sich eben falls siir die vollste Oessentlichteit des Verfahrens »Wenn jemand, so hat meine Klintin die in il- ren heiligsten Rechten nnd Empfindungen verletzte Frau, ein Interesse daran, ihre Ehre vor der Welt wiederhergestellt zu se hen. Wir haben nichts- zu verstecken, nichts zu siirchtent Wir tviinschen Klarheit und Wal)rl)eit!« Unter lautloser Stille wurde der Scheidung-»amng von mir verleien und begriindet. Jeh vermeide eg. bei reits Erzähltea zu wiederholen, des-· lssalb stehe ich nicht näher aus den Jn halt meiner Ausführungen ein. Ich aab eine-ausführliche Darstellung Des Verhältnisses zwischen Vlrthur Hart wiq und seiner Gattin vom Augen blicke der ersten Vetanntschast an bis zu der Verweisung auei der Villa in Westend. Jch enthielt mich im ersten Theil edees Urtheils und verzeichnete nur Falten. An den Bericht über die Reise nach und die Flucht aus Nuß land reihte sich die Auämalung der Diebstahlsassaire die Darstellun der Forschungen des Doktor-, die S ilde rung des Vergistungsoersuchs. Dol tor Gernbalslys Verhastung und Wie dersreilassung·; dar- Austauchen und Verschwinden der Dame aus Peters hurg, der Plan der iuslischen Reise, alles ward getreulich beschrieben Jni Anschluß hieran geschahen die noth toendigen juristischen Erörterungen, die zuletzt in dein Antrage aus Schei dung der Ehe niit Michaeln ais-selten flehtvußte vorläufig nichts wettet hinzuzufügen Mein Gegner be schränsie s eh varan den Folgerungen der Klage iin Allgetneinen zu wider sprechen Die Korreltheit der that sächlichen Feststellungen gab er ohne weiteres zu. Er stellte den Antrag ans Ahiveisunex der Klar-e Der Vorsihende wandte sich jetzt in dem Banauier· »Herr Comniisiinugrth wir tut-m seinerzeit Ihrem Antrage, die Aulis-! tunq eines Sühnetermins als aus sichtslos zu unterlasse-H itattgegebcn Trotzdem halte iclt es liir meinePflictst, noch einmal on rieter Stelle die eruite Fraqe an Sie zu richten: Zählen Zie aar leine Neigung in sich. Die Diffe renzen rnit Jhrer Frau Gemahlin auf aiitlichem Wege zu begleichen und die Bellagte wieder m Ihre häusliche Ge meinlchait aufzunehmen?« »Nein,« entgegnete dumpf der Bun quier. »Warum nicht ?« »Weil das Vertrauen in ihrer Ehr lirilem der Gkuuben cn ihre Liebe in mir erfolchen ifil Lange genug hat-e iet- in meiner Verblendung beharrt, zu meinem-Verderben Der Vorfall an meinem itrcmtenleqer hat mir uin Gliiet rechtzeitig vie Augen ger net. M darf bei Gott sctjevörem daß mir mein Entschluß nicht leiiht geworden «lt, aber es ist mehr in mir zerstört werden, als jemals wieder aufgebaut werden lann. Wein Herz blutet noch jetzt bei ihrem Anblickr. Ich weiß nicht, ob ich lie««nicht so at noch liebe, irr-Ismene bemitleide ch sie aui das Tiefste. allein die Rechte einer Gattin lannigihr nie wieder einräumen, der:n i achte sie nicht mehr!« , Mein Klient sprach diese Worte ler se, aber mit Hester Stimme,· Mk UT sp nem Blick of enbarte sich die Hefttgietk seiner inneren Bewegung. Aller Au gen lehrten sich der « rau zu, ron wel cher die Rede war; till, den irr-pf· m die Hand gestii t, welche uglrisli ib» Augen bedeckte, aß sie auf ihrernPlatzQ bis der Vorsizende des Gerschtshofs jetzt auch zu i r redete, sie auffkrt—ernd, auch ihren Willen lund zu thun, nsie ? ihr Mann soeben gethan. Langsam, wie zögernd, stand sie aus. 3 Sie qu sehr blaß, sehr erschüttern sehr aufgeregt. Aus ihren Zügen starrte ein aufrichtiqer Schmerz- TM mit rührendem Flehen allgemeine Theilnahme anrief. Ihre Rechte TM auf das herz pressend, erwiderte ist in kaum vernebmbarem Tone: »Was habe ich noch zu sagen, wenn et so zu mir gesprochen hats Ich lann ihn nicht zwingen, mich zu lieben; was ich gegen ihn vertheidige, ··!·t mein-: weibliche Ehre!« »Sie würden also, wenn ich Sie recht verstehe, wieder zn Ihrem Gatten zurückkehren nach allem, wr15.i«iesche·s hen is Z« Gespannt blickte ich die so Veiragte an, mit derselben Empfindung hingen alle andern Anwesenden an ihr. von: literichtgdkretthr diI nun strikriinslsin deuten. ,,(Frlassen Zic kxikr die Etlii:1:«vri«.2err Präsident,« nahm« sie leise. Haftin imnd Doktor Böhriktn neben iksr uns und- iici l«.-.:l!.:!aut: »New-innen Eie sicti,-.—1:»-«J Frau, Sie sink- es Ihrer ;- « .: Huldig, die Stcsnnie der Walirbc : »Es-irrt »in lassen. Sie wollen innen, knis. TEie jeden Augenblick bereit sind, iu sztrer Pflicht zurückzukehren, nickt math« Verleaen senlte Michaela das-: Haupt nnd sliisterte: »Ja« »Ihr Herz hat ihm Liebe und Treue bewahrt nach allern. was gescheitert ist«-l" wiederholte der Anwalt laut und nach brüdlich indem er scharf und ernst zu ihr aussah. Die funae Frau befchattete ihre An aen mit der Hand, um eine Jtträne zu verbergen, die sich verthherisch dort enthüllte. Mit halb erftickterStimnie herauspressend: »Gott vergebe ihm!« fant sie leise fchlnchzend aus ihren Stuhl nieder und Ida den Schleier be schämt über ihr Gesicht »Gniidiae Frau, fassen Sie sich,« raunte ihr Doktor Böhring zu, doch so, daß man es- fast überall vernehmen tonnte, dann fah er sich prüfend im Saale um, um den tiindruet in er-« spähen, den das Tebiit seiner Filientin aernacht. Ein Blitz bee- Triumph-: zuette über das haaere, weiße Vlntlih, dem er rasch wieder den Stempel jenes ruhigen. objektiven Ernste-.- attfpriiate, dessen Zurlchautraauna an Gerichts stelle selbst in den lifmeatesten Momen ten pon kltichtern nnd Anwalten als Ehrensache betrachtet wird. Ter t!ei-v ne, ehraeiziae Mann tonnte zufrieden sein: tlberall hörte man leise Linsenf« der Bewunderung und des- Mitleids. Der lseriilxmte Bertlieidiaer t;tnnte sein «thrditarit«n nnd verstand sich auf. Mittel, die elementare Wirlnna noch zu erlibltenz jin Iliistertkne Lscaustraate er einen Nenchtcsdiener, der Dame ein Glas Wasser zu desqraen, und alr- es gebracht wurde, erarifs er eg vorsichtig und graiidk und reichte es ihr tnit ei- , nigen l beten, die matt im Zuhöreri kaum nicht verstand, ehrerbietia dar. Sie dantte ernst nnd stellte es, nach dem sie die Lippen benetzt, vor sich auf den Tisch ein kleines, unschuldiges Manöver, das jedoch vom Publikum in all seinen Phasen mit Spannung verfolgt wurde. Ich lächelte spöttisch; ich tannte jetzt meine Leute genau. Die Vernehmung des Vanauiers fand statt, im wesentlichen eineWiede: boluna der Klage. Als er auf den Be ron Ward-ils zu sprechen tam, wurde er vom Staatsanwalt unterbrochen »Herr Flammifsionsrath sind Sie im Stande, unt-, genauere Mittheilun gen über Hertunst, Charatter und Le bensweise dieser- Mannes -,-: unter-— breiten-' It »Bedeiure. Im weis; nisinS keiner, als weis-»- in s-» bißiaefdieifi impe siihti iii.« »Sie iniiien Den niieiebliciien Teils-or ikieinbnlgln fiir einen Beisiiperf" ,«Ji«i.« »Was erklären »Ei- iisii ils-( seine plötzliche Freilassima nsseis seiner Ver liiiiiii-,1?«« »Vielleimt link er ei- verstanden, »die lkoiizei zu täuschen« »Sie behaupten nnd-« Daß e—:s fein Einfluß cenieien iii, isek zur sofortige-: leugweiiisnn non Eunliin Tijaikilnif re siilitt.«" »Es mitf-« wollt so sein« Doktor Boliiiim nahen nnn oie Frei gestellnnq ani. »Wie erklären Sie es sich, Hle Kommissioiikraih, daß Jhke Frau aus dem Gelvspino jene Summen eniwc - dete. während sie doch Beträge oHe Mühe. ioie sie sagt, von Ihnen heii e bekommen tönnen?« Der Banqnier schwieg aufs-lässig »Sie räumen doch ein« daß Ihn Frau oie Summen ohne Wiesen-ehe von anen erhalien hätte Is« »Gewiß." . »Welche Beweggkiinoe lönnien fie nlfo bewogen haben, das heimlich zi nehmen, was ihr sein Mensch vorent hieli?« »Ich weiß es nicht« iFoktseiznnq folgU O- -s——.ss----«s Wenn Jemand mit einem Anlie n kommt, dann liai er meistens ein Mk lügen. O .