Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 06, 1900, Sonntags-Blatt, Image 15

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    « Tier Wurstleönig
--..-—.--—
flach dem Französischen von J u l i a
B u e r e n H a h n.
MO.—--.-. -
l.
Die Bauern Frankreichs essen alle gern
Blutwursi, aber nirgends ist dieselbe so
hoch-gerichtet wie in der Gascogne. Unter
den zehn rundlichen Wurstnrten, welche
man gen-ähnlich von jedem Schwein
macht, ist immer eine, die an Größe ih:e
neun Kameraden übertrifft. Diese Wurst
nennen die Cliscognek den »Wurstl·cinig«.
Natürlich wird diese berühmte Wurst
nur an großen Festtagen, wie Weihnach
ten oder chinachi gegessen. Wenn sie in
der Pfanne briit und mit ihrem verlocken
den Aronta dirs ganze Haus erfüllt, dann
löust den Hausbewohnern das Wasser im
Munde zusammen in Erwartung des
Kommenden, und die Kinder schniisseln
mit ihren kleinen Nasen ungeduldig in
der Lust herum und regaliren sich schon
vorher an dem angenehmen Duft.
An einem lalten November-Nachmittag
war ein Bauer, Namens Septem, damit
beschäftigt, eine imposante Wurst, welche
eben rosig und dampfend aus dem gro
en, tupsernen Wurstlessel lam, an die
ele in seiner Küche zu hängen.
Es war eine äußerst große Bluiwurst,
rund wie der Mond und schwer wie ein
Wagenrad. Die Haushiilterin gerieth bei
ihrem Anblick in Entzücken, und die Katze
schnurrte und machte einen Buckel. Sep
tou hing die Wurst andiichiis auf, und
bann blieb er minutcnlang s weisend in
ihren »anlick versunken. »Bei meiner
vreiei sagte der Bauer schmunzeino,
.die sieht man lieber an als den Mond!«
Und seine Nasenfliiael öffneten sich
weit, als ahnten sie sckon im Voraus den
Dust, welchen diese Wurst an dem Tage
wd sie in der Pfanne braten, ausströmen
würde. Da stürzte ptöklkchder Knecht
Florian atdemlos in die Küche
»Ach Hern« sagte er, »was siir ein Un
glück! was fiir ein Unaliicl!«
»Was ist denn gesckxhenV fragte Sep
tou entsetzt.
»Was geschehen ist, Herr. Jean hat sich
soeben ein Auge ausaestoskkn.« QerBauer
war blaß geworden. Schnell stieg er dan
einer Leiter und lief in den Stall. Ein
liet genügte. ihm zu zeigen, daß der
Knecht nicht gelogen hatte. Jean hatte
sich ein Auge ausgestoßen «Giitiger
Gitt« rief Scptou und wars seine Mühe
aus die Ecde, »das ist eine schijne Ge
schichte!« dears nennt man in der Gas
eogne den ck;sen, welchen man rechts ans
dch spannt, während der links ange
pannte mit Marth bezeichnet wird. »Es
sind mindesxens 260 Franken, hörst Du,
Florentin? 200 Funken, die dieser Un
sall mich los.et. Jch werde meine Och
sen nur ncch dem Schilächter verlaufen
titnnenl Jst das nicht traurig? Ein so
schönes, kräftige-s Thier, und diese schön
geformttn Hitmerl Ach! ich bin sehr un
glücklich!« —- Dann fragte er nachdenk
liel;: »Wie ist es denn eigentlich gekom
men?n ——— »Ich weLsz es nicht, Herr-! Jean
wird mit dem Auge gegen irgend einen
spltzen Gegtnstand gerannt sein, denle ich,
vielleicht gegen einen Nagel in der Thür.
Ader das tann heilen, und in vierzehn
Tagen wird vielleicht nichts mehr davon
u sehen sein-« — »Wir wallen es hof
fent« sagte der Bauer. Er blieb nach ei
nige Minuten nachdenttich stehen und
laute an feinem Schnurrbart, dann ging
er in die Küche zurück. Zerstreuten
Blickes sah er auf die Wurst, die mit ih
rem Atoma das ganze Haus durchfluthe
te, und nachdem er die Küchenthiir ge
schlossen, nahm er die Mütze ab, erklärte
feierlich, die Hand erhoben, als stände er
dar dem Kreisrichter: »Ich schwöre, diese
Wurst nicht zu essen, und sie am Weih
nachtstage dem Pfarrer zu schenken. wenn
Jeans Auge wieder heilt. Und was ich
gesagt habe, habe ich gesagt! Die Hand
soll mir absterben, wenn ich meinen
Schwur nicht haltet« Er liesz den Arm
Blen, deteruzigte sich und setzte seine
ütze wieder auf.
ll.
hatte der Himmel sich durch dieses
Gelübde rühren lassen? Man muß es
wohl annehmen, denn nach drei Tagen
was das Auge des Ochsen fast ganz ge
hern. Zean sah wie vorher; nur ein riet
ner Fleck mitten in der Krystalllinse war
gieiickgebliebem aber dadurch war das
hier nicht entwerthet. Uebrigens durfte
man hoffen, daß dieser Fleck selbst in ei
nigen Monaten ganz verschwinden würde.
Septoii war entzückt, und obschon
Weihnachten noch in weiter Ferne tag,
so entschlosz er sich dem gemachten Ge
lübde gemäß dem Pas stok seinen herrli
chen onig'« gleich hinzubringen. Es
blieb jedoch bei dein löblichen Vorsatz.
«Bah!« dachte er, »eine Wurst von dieser
Größe und diesem Aussehen macht mei
nem Hause Ehre. Sie hängt hier ebenso
gut wie im Psarrhause. Ich kann sie ja
dein Pfarrer hinbringen, wenn der fest
gesetite Termin da ist« « Er ließ also die
prächtige Blutwiirst zum Entzücken Al
ler aus ihrer Stange hängen. Die Tage
vergingen Die Wurst schien mit jedem
Tage imvosanter zu werden. Mit der
Zeit hatte sie eine röthliche Farbe ange
nommen, welche das Auge erfreute, und
der Stock, aus dem sie hing, schien unter
seiner Last breche n zu wollen. «Donner
wetteri« dachte der Bauer, »der Psarier
wird sicher die 2 esper nicht singen tön
iieii, wenn er diese Wurst gegessen hat!«
Und er seus zte ties bei diesem Gedanken
und blickte tiefsinnig in die höhe.
Mehrmals besah er das Auge seines
Dehl aber es war tein Zweifel mehr
mZg Zgl :der graue tleine Fleet ver
nach chund nach. Das
sent, vollständig geheilt! D· tust
te folglich dein Psarrert «Meine
verstorbene Mutter hat es mir oft zum
Vorwurf gemacht,« sagte sich Sei-weh
»ich bin stets leichtsinnig gewesen und habe
gesprochen, ohne mir auch nur die ge
ringste Zeit zum Nachdenken zu lassen.
Es ist sicher, daß ich an dem Tage, wo
Jean sich am Auge verwundet hat, wie
ein Schafsiops gehandelt und nicht die
gewünschte Geistesgegenwart bewahrt ha
be!« Und traurig fügte er hinzu: »Wenn
, es noch eine gewöhnliche Wurst wäre, eine ,
, von Js- Pfund, ober diese muß sicher ihre «
Izwei Pfund wiegen.« Er nahm die ;
. Wage, holte die Wurst herunter und wog L
i sie. Die Wage lzeigte 1 Kilo 200 Gramm.
i Septou legte die Wurst mit betrübtem
; Blick auf den Tisch und überließ sich sei
; nen Gedanken. »Und wenn es keinen
. Gott gäbe? sagte er ganz laut und stützte
. das Kinn in die Hand. »Wenn es Nie
. mand im Himmel gäbe, die Gelübde der
! Menschen anzuhören und diejenigen zu
! bestrafen, die ihren Schwur nicht halten?
? Der Herr Pfarrer behauptet, daß es ei
’ nen Gott giebt, aber der Lehrer versichert
i das Gegenthen und ek sieht nicht
dumm aus, unser Lehrer! Er hat sein
) Examen in Paris bestandent«
Weihnachten tam immer näher.
Ja, es mußte wohl einen Gott ge
! ben, denn der Kalender sagte Schnee
I fiir den 20. Dezember an, und an je
! nein Tage schien die Sonne herrlicher
; und wärmet als je. Was konnte man
E daraus schließen? Daß der Pfarrer
j recht hattet Es giebt einen Gott! —
F Septou entschlosz sich denn, wenn auch
s schweren Herzens, die Wurst von dem
T Stock zu nehmen, um sie in’s Pfarr
. haus zu bringen. Die arme Wurst! —
; Arn liebsten hätte er sie selbst verspeist.
j »Wenn es mir wenigstens vergönnt wä- :
- re, beim Braten zu seini« und der;
Bauer seufzte ties auf, »dann hätte ich ;
«fmth strrvrä bannt-» —- nm Roß m »R
.. sten, dachte er an die andere Wurst, die I
er von seinem zweiten Schwein, welches F
« er während der Karnevalszeit zu schlach- I
; ten gedachte, machen würde. — »Ach! «
die bekommt der herr Pfarrer aherk
; sicher nicht zu sehen, selbst wenn meine
Z Stute sich beide Beine brechen sollte, ich
; schwöre es!« rief er aus· »Nein, ganz
tgetoiß bekommt er sie .nicht!« Dann
« packte er die wunderbare Wurst in einen
» mit grünen Kohlhlättern sorgfältig
ausgelegten Korb, zog seinen Sonn
» tagsroel an und machte sich auf den Weg
zum Psarrhause. Aber taum war er
H draußen, so stieg ihm ein siarler Ge
i ruch von gebratener Blutwurft in die
; Nase. Es waren seine Nachbarn, die
) ihren .König« brieten. Ja, die wa
s ren nicht so dumm gewesen, solch lächer
j liches Gelübde zu thun; ; die konnten
f ihre Wurst behalten und sich nach her
» zenslust daran gütlich thun. »Es ist
: mir egal«, sagte Septou, die Thiir wie
! der hinter sich zurückziehend. »Ich will
I wenigstens etwas von der Wurst haben!
, Jch bringe sie dem Pfarrer gebraten hin
» und leiste dem würdigen Herrn dadurch
s einen Dienst.« Er stellte den Korb hin,
machte ein großes Feuer, nahm die
Pfanne vom Haken und legte die Wurst
Ihinein. Ah, die liebe Wurst! Mit wel
i chem Wohlgeruch erfüllte sie das haust
l Sie wollte ihm höchst wahrscheinlich das
I Herz schwer machen. Sieh, Septou,
I schien sie sagen zu wollen« sieh mich an,
s erfreue Dich an mir und athme meinen
, Duft ein· Glaubst Du nicht, daß eine s
t Wurst wie ich, angenehm zu verzehren
, fein würde? Septou hätte weinen
können. Um ihm den Todesstoß zu
i versetzen, platzte die Wurst, und etwas ;
i von ihrem braunen Fleisch wurde sicht- 1
bar. »Diese schöne Wurst belommt der s
» Pfarrer nicht!« sagte Septou laut. »Ich l
I kann ihm doch jetzt die geplatzte Wurst -
; nicht anbieten, das wäre nicht höflich« :
; Zittede zog er die Pfanne vom Feuer,
i nahm die Wurst mit einer Gabel heran-»
I legte sie auf eine Schüssel und nahm i
I schnell das herausgequollene Fleisch Z
, von der Schüssel weg. Dann machte er
i die Augen zu und aß es andächtig auf.
Was war das für eine teuflische Ein
t gehung? Sobald er den Geschmack der
; Blutwurst auf der Zunge verspüri hat
F te, wurde er wie verruar. Ur konnte
H nicht widerstehen; er erbleichte, und
’ seine Kinnbacken zitterten heftig. —
» »Nein«. sagte er wüthend, »der Pfar
j rer bekommt sie nicht«; und er stürzte
f sich auf die Wurst und verschlang sie in
» großen, gierigen Bissen. Ein Kilo 200
! Gramm! —- »Natürlich, der Lehrer hat
recht«. sagte er von Zeit zu Zeit, urn
sein Gewissen zu beruhigen. Und als
er die Wurst verzehrt hatte, da leerte er
nacheinander drei Glas Weißwein und
legte sich dann schlafen.
Ill.
Eine Stunde später stöhnte nnd ächz
te er jämmerlich. Er war leichenblaß,
seine Lippen waren blau wie bei einem
s Sterbenden. Mit zitternden Blinden
; rieb er sich den Magen und hin und wie
der tniete er im Bette und sagte mit
stockendem Athem: »Mein Gott, ver
zeih mirl« Bald wand und trümmte
; er sich vor Schmerzen und schrie. Flo
rentin, der Knecht, lam ängstlich herbei
gelausen. »hole den Pfarrer. schnell!«
rief Septou. »Ich sterbe!" Floren
tin stürzte fort. Eine halbe Stunde spä
ter war der Pfarrer aus dem Hose, ein
Chortnabe begleitete ihn. Als er in die
Küche trat, tonnte er sich nicht enthalten
zu fagent »Nicht wahr, August! Es
scheint mir, daß es hier nicht nach dem
Tode riecht.« Dann lenlte er feine
Schritte nach dem Schlafzimmer des
Dausherrm »Ich möchte beichten«, er
klärte dieser sogleich. Der Pfarrer seh
te sich an’s Bett des Reuigen, welcher
mit großem Eifer an die Brust
chlns nnd anfing. das «Confiteor« her
—W
zusagen. Er beeilte sich, einige kleine,
unbedeutende Sünden zu nennen, dann
als er an das Kirchengebot kam, welches
hauptsächlich auf Fraß und Völlerei«
hinweist, sagte er mit zitternder Stim
me: »Mein Vater, ich tiage mich an,
diesen Morgen eine Wurst von einem
Kilo zweihundert Gramm gegessen zu
hasbe-n.«——
Der erstaunte Pfarrer rief : »Wie,
was. ein Kilo zweihundert Gramm»
Septou?« — »Ja, mein Bater.«——»Ei- »
(
nen ,,.K·onig« also?« —- »Jawohi, mein E
Vater, einen ,,König«.,, — Dann fügte ;
er fast schluchzend hinzu : »Und ich hat- !
te mit zum Himmel erhobener Hand ge
schworen, Ihnen diese Wurst anzubie- i
ten!« —- »Mir?« — Das Gesicht des H
Pfarrers röthete sich ein wenig. »Bah!«
sagte er zerstreut, und seine Nasenflii
gel schienen den letzten Rest des Wurst
geruches, welches noch» in der Luft
schwebte, einzusaugen. Dann sprach er
ernst und würdig: »Was Sie da gethan
haben, mein Sohn, ist sehr schlimm!
Ein Gelübde ist etwas Heilige-N Der
Himmel verzeiht dem sSiinder nicht, der
seinen Schwur vergißt!« — Septou »
stieß herzzerreißende Klagen aus; er
fürchtete zu sterben. Der Pfarrer trö
stete ihn, so gut er konnte. Aber das
genügte dem Kranken nicht. »Die Ab
folution, mein Vater! Die Absolu
tion! Jch bitte Sie darum!« stammel
te et. — Der Pfarrer beeilte sich nicht;
er fuhr träumerisch fort, über den Mein
eid zu predigen . . .. Da sagte Septou T
plötzlich: »Mein Pater, wissen Sie,
daß ich Fastnacht ein zweites Schwein :
fchlachte ?« — ,,Ach!« —- ,,Ja, Fast- s
nachts-montag spätestens. Jch schwöre "
diesmal in Jhrer Gegenwart, daß Sie
den neuen ,,Konig« b: kommen! Und »
:-t- -..!tt .
u» tueu uctuultutu full, Wulu lu; lllclllcll
Schwur nicht halte.« s
Der Pfarrer erröthete leicht und —- H
gab dem Bauer die Absolution. —- .
Bald fand er jedoch seine Geistesgegen- :
wart wieder, fühlte den Puls des Kran
ten mit Jnteresse und fragte: »Jszt Du
die Blutwurst gern mit einem gelinden
Geschmack von Mustatblüthe?« —
»Nein«. antwortete der Landmann, des
sen Schmerzen im Abnehmen begriffen
waren, »aber wenn Sie wünschen, so
wird man etwas hineinthun.« — »Und
ein wenig Lorbeer, Septou, eine Jdee
Lorbeer, und am Mittfasten wirst Du
mir das Vergnügen machen , und
sie mit mir im Pfarrhause essen.« —
,,Jch nehme Ihre Einladung mit Dank
an,« rief Septou aus, »aber dazu-gehört
zu allererst. daß ich gesund werde.« —
»Ach, das det nichts zu sagen. Eine
schwache Tasse Thee, Septou; Thee mit
einem Schluck altem Cognac, und Du
wirft in einigen Stunden wiederherzu
stellt sein. Adieu! Jch komme wieder
und sehe nach; vergiß nicht die Mus
tatbliithe und eine Jdee Lorbeer! . . . .«
—- Der Pfarrer verließ mit dem Chor
lnaben schmunzelnd den Hos.
.-—-——
Ier Mailenlsnueidireitton
—.-—
Erzählungvon Paul von Schön
than.
—- . .«- ....——
Es war in der Zeit, als gewisse deut
sche Baden in we lchen die lurgemäße
Langeweile durch die Aufregungen eines
hohen Hazardspiels abgelöst wurde, ei
nen Versammlungsort der buntesten in
ternationalen Gesellschaft bildeten.
Zu dieser Zeit befand sich im Hom
durg ein junges E,ep1ar: .,Mister Par- H
ter mit Gattin, « die der Kurliste nach di- s
rett aus London gekommen waren Mi-;
sier Parter war ein Mann von den sein
sten Manieren, gros-« blond, ein Reprä
sentant englischer Männerschönlyeit mit
blauen, träumerischen Augen und den
schönsten Zii ·,nen, die fast zu drei Vier- T
theilen sichtbar wurden, wenn der etw s ’
breite Mund sich zu einem Lächeln öff
nete. Die Gattin des schönen Englän
ders erregte bei ihrem ersten Erscheinen
--.-- -«:- ,
Uus Ucc Institut-tue un neu-r Hund unv
lofe Bewunderung der Damen. Man
pries den Herren gegenüber die bekannte «
Kunstfertigkeit der englischen Damen
schneider, die jede Figur in eine junoifche
Gestalt zu verwandeln verstanden. Mrs.
Parter konnte indeß auf die Unterstütz
ung der Kleidertünftler verzichten, ihr
Wuchs war in der That von seltener
Schönheit.
Mister Parler verachtete das Spiel.
Er schien es auch gar nicht nöthig zu ha
ben, aus einen Glücksfall zu bauen, mit
um fo größerem Eifer betrieb er in dem
südliche Theil der Anlagen Schieszübuw
gen mit einer stummen Pistole, und schon
am zweiten Tage verbreitete sich unter
den Badegäften der Ruf feiner unerhör
ten Geschicklichkeit Mister Parker hatte
nach seinem Geständnisse zwei Passio
nen: die Elephantenjagd und die Wohl
thätigleit. Ersterer Leidenschaft zu
Liebe verbrachte er, wie er sagte, alljähr
lich eine gewisse Zeit in Indien« die an
dere menschenfreundliche Leidenschaft
füllte seine Wintermonate aus; er sprach
von einem Waisenhaus, welches er in
Hamarby, Grafschaft York, gegründet
hatte, und dessen Entwickelung und För
derung ihn lebhaft beschäftigte. Er ließ
die großen finanziellen Opfer, die er die
fem edlen Zwecke brachte, unerwähnt, und
dadurch vermehrte er den guten Eindruck,
welchen seine anfpruchslose Erzählung
von einer Sache machte, die er fiir etwas
durchaus Unerhebliches, Selbstverständ
liches zu halten schien.
Das bescheidene und ruhige Auftreten
Mister Parlers, der sich indessen seines
Werthes wohl bewußt zu sein schien, ge
wann ihm zahlreiche Sympathienp »ein
schöner Manns ein Gentleman!« flüster
ten die Damen, »ein Teufelskerl!«
rühmten die männlichen Bewunderer.
Ein zufälliger Dienst, den ein junger
Baron der Mrs. Parker im Kursaal zu
erweisen Gelegenheit fand, begünstigte·
seine Annäherung an die schöne Englän
derin.
Der Baron erwies der liebenswürdi
gen Frau die üblichen Aufmerksamkeiten,
welche die Einleitung zu weiteren Bewei
sen von Sympathie zu bilden pflegen, und
Mrs Parier, welche für die Schießübun
gen des passionirten Gatten kein Inter
esse bezeugte und an dem Umgang mit ,
dein jugendlichen Baron. der sein elegan
testes Ollendorfsches Englisch anbrachte,
Gefallen fand, ließ sichsdiese Galanterien
mit einer größeren Bereitwilligkeit gefal
len, als die übrigen Damen verzeihen
konnten.
Schneller aber alsman es erwarten zu
dürfen glaubte, folgte die Katastrophe:
Mes. Parker warsin den Augen der Ge
sellschaft von Hamburg kompromittiri
und einem boshaften Gerücht waren über
Nacht tausende Beine gewachsen; es war
überall hingedrungen, —- felbst, und
wahrschei ich zuletzt — zu den Ohren
des beleid ten Gatten. Mister Parter
that, was jeder Mann an seiner Stelle
für das Richtige erkannt haben würde:
er ließ dem jungen Deutschen eine Forde
rung zugehen, eine Forderung auf Pisto
len.
Der Baron, der selber nicht recht be
griff, wie er in den Zauberbann jener
unwiderstehlichen Frau gekommen war,
gerieth durch dieses Ereigniß in eine er
tlärliche Beftiirzung. Eine Forderung
Parier’s war ja als ein Todesurtheil an
zusehen: wollte sich der Beleidiate eine
vollkommene Genugthuung verschaffen,
so war es ja zweifellos, daß er, der ge
wandte, vielgeiibte Schütze, sie erlangen.
daß er ihn tödten werde. Er gedachte der
wahrscheinlichen Folgen, die ein solcher
Ausgang des Zweikamper, ja selbst eine
erhebliche Verwundung für seine zärtli
che Mutter haben müsse, und unter dem
Eindrucke dieser beängstigenden Vorstel
lungen entbot er zwei zufällig anwesende
Freunde zu dem Beleidigten.
Mister Parter empfing " die beiden
Herren mit dem vornehmsten Anstand ei
nes Weltmannes, der selbst in der Rolle
eines beleidigten Gatten nichts oori sei
ner Würde einbüßen kann.
»Ich begreife den Zweck Jhres Besu
ches nicht!« sagte Mister Parter in fran
zösischer Sprache, »die Details des Han
dels sind, wie ich meine, genau verabre
det . . . ."
»Wohl, mein Herr,« erwiderte der Arl
tere der beiden Vertreter des Geforderten,
»indeß sind wir gekommen im Vertrauen
auf Jhre Menschenfreundlichkeit, und,
wie wir wohl wissen, gegen das Herkom
men, aber gedrängt durch die Rücksicht
aus eine würdige alte Dame, die in dem
Geforderten ihr ganzes Lebensglück ver
lieren würde, und wollen zunächst von
Ihnen irgend eine Modifikation des
Zweikampfes, einen Aufschub erbit
ten . . . .«
Und nun setzten sie in eindringlichen
Worten auseinander, daß der Baron der
letzte Erbe eines ruhmreichen Adelsge
schlechsts sei, daß das bloße Gerücht von
einem bevorstehenden Zweikampf der un
glücklich-en Mutter das Leben tosten
könne. -
Mister Parter ließ die Anwälte seines
Begeidigers ruhig sprechen, und als sie
mit einem warmen Appell an seine Sitte
geendet hatten, erhob er sich und sprach,
ohne die leiseste Veränderung seiner
strengen Miene: »Ich werde die alte
Frau nicht tödten lassen Sie mir
Zeit, einen Weg zufinden . . . . ich schreibe
Jhnen morgen . . . .«
Am nächsten Morgen erhielt der Arl
tere der beiden Herren ein Billet des
Inhaltes :
»Meine Herren ! Sie haben an
meine Menschtichteit appellirt, ich will
der Frau Baronin ihren Sohn nicht
rauben, ich glaube nicht, daß in Hom
bura ein anderer Ausgang des Zwei
kamper zwischen mir und dem Jüng
ling erwartet werden würde. Jch
trete von dem Zweikampf zurück. Fiir
meine Pflegebefohlenen, die Elternlo
sen von Hamarby, verlange ich aber
von dem Baron ein Geldgeschent, def
sen Höhe von ihm zu bestimmen sein
wird, —- voraussetzend, daß ihm sein
junges- Leben wenigstens eintaufend
Pfund werth ist. Theilen Sie das ge
fälligst dem Herrn Baron rnit.
Schließlich, meine Herren, muß ich·-be
tonen, daß ich es —- da ich übermor
gen abreife —- Jhnen überlasse und es
Jhnen als Ehrenpflicht empfehlen
muß, Jedem, der etwa nicht überzeuit
ist, daß ich ehrenvoll aus dem Handel
hervorgegangen bin, den Sachverbalt
mit allen zwingenven Motiven mitzu
theilen."
Mister Parler erhilt noch am selben
Tage ein reumüthiges Schreiben des
Barons, dem der Poftaufgabefchein
über eintausend Pfund, die an die »Di
rektion des Waisenhaufes zu Hamrrby«
adrefsirt waren. beilag. Der Baron
bat gleichzeitig, diese Sinne seinerzeit
entsprechend erhöhen zu dürfen, es stän
de ihm augenblicllich eben nur dieser Be
trag znr persönlichen Verfügung.
Zwei Tage fpäter waren Mifter
Parter und dessen Gattin in Hom
burg nicht mehr zu sehen, und am drit
ten Tage sprach man ber:its von
einem anderen Kapitel der Badechro-nik.
Der junge Baron hatte sich gleichfalls
beeilt, der Region der Gerüchte und
Klatfchereien zu entgehen; et war am
Tage darauf mit seiner Mutter, der
merkwürdi erweise der ganze Vorfall
verborgen lieb, nach haufe gereist. I
Seiner Zusage war er eingedenk ge
blieben, und als er einige Jahre da
rian das vollständige Verfügungsrecht
uber sein Vermögen erlangte, sandte
er weitere dreihundert Pfund an die
Direktion des Waisenhauses zu Ha
marbh, Grafschaft York
Seltsamerweise kam der Brief un
eröffnet zurück er war auf der Außen
seite mit Bemerkungen und Notizen be
deckt; die inhaltreichste Anmerkung
erhielt folgenden interessanten Auf
schluß des Gemeindevorstandes zu Ha-"
marhy:
»Das ,,Waisenhaus des Mister Var
ler« ist, nachdem die baufällige, nur von
einer alten Frauensperson und einem
Cretin bewohnte Hütte eingestürzt ist,
vom Erdboden verschwunden Der
Schwindler Parker hat sich schon vor
zwei Jahren der polizeilichen Verfol
gung, die wegen allerlei Betrügereien
gegen ihn und seine Geliebtye Mary Co
wen, eingeleitet wurde, durch die Fl ucht
entzogen.«
-———«-·s.-.-——
Das Hält-nun
Pariser Arabesle von A rs L- n e A r -
tus.
H—
Herr von Grand’allure hdrt mit Be
dauern, daß Frau von Embuche ausge
gangen.
Nach kurzem Zögern aber entschließt
er sich zu warten. Der Groom führt ihn
in winziges Boudoir, dessen Thür er so
fort wieder schließt. Es ist ein kleines,
warmes Zimmerchen, cr('-mefarbige
Stores verbreiten ein HalblichL Von
einem Korb mit Heliotrop steigt ein be
täubender Duft empor, und auf einer
hohen Stange knuspert ein rosenfaröiger,
indianischer Rade Maistörner mit sei
nem schwarzen Schnabel. Herr von
Granrrauure setzt sich uno nehr sich in
dem Zimmer um.
Da er ein Frauen-Portrait in Re
naisfancelostiim bemerkt, erhebt er sich,
um es zu betrachten.
»Ah, ah, Frau von Embuche. Sehr
ähnlich. Und die Unterschrift? Mil
lais, London» Sieh da, sie war also in
England? Freilich, ja, sie hat es meiner
Frau erzählt. Aber, nein, sie sprach we
nig von sich selbst, sie hatte zu viel Talt
dazu. Sie sieht jung aus auf dem Bil
de ...... Donnerwetter, wenn sie mich
hörte! Sie hätte Grund, mir böse zu
sein, denn alt ist sie doch auch nicht. Wie
alt mag sie fein? Dreißig? Zwei- . . . .
Dreiunddreißig, mehr nicht! Ich habe sie
am Strande gesehen, bei hellem Trges
licht, und sie ist . . . . sie ist reizend, wahr
haftig!« ,
Herr von Grand’allure läßt sich wTeder
in seinen Lehnsesset sinken und indem er
nachdenklich mit seinem Spazierstöclchn
die Rosetten des Teppich-Z nachzeichnete,
murmelte er:
»Sonderbare Frau, o, untadelhan
— Eliane, mein liebes Weib, b.«hauptet3,
daß ein Stückchen von dem Lebn dieser
Frau hinter einem Vorhang verborgen
bleibe, wie gewisse Bizder in d n Muse-n.
Aber es ist ihr nichts vorzuwirfn Eine
einfache Eleganz, — ein musterhaftrs
Benehmen, —- etwas zu freundl:ch:å Li
cheln. —- Aber welche Zurückhaltung!
— Der lleine Vicomte Pochevike hat es
spüren müssen. Er hat ihr genug den
Hof gemacht. Gott! .»ie er mich geärgcri
hat! Man mußte nur sehen, wie Frau
o. Embuche ihn kurz zu halten wußte-, ja,
aber ..... Eliane pate, sie stellte sich
nur so. Sie th sehr Unrecht gehabt.
Denn zwischen Frau o. Enduche und
mir ist naht soaiel umgefallen Wann
wäre denn Die Ztit dazu gezoesens —
vier Weichen im Sccho zusammen! —
däs Iniicl,.e ich nur wissens«
»Da-e ist ft111!«lr«jcl;,:,teder Rrbe und
richtet feinen Schopf in die Hiihe.
Nun, d r hat eine nctte Sprache«,
seufzt Hezr v. Gian"o’allitre. ,,J.1, wo
find kenn eifrntjich die kleinen Hunde?«
f:-s«t TO L— -I’t-.- III
lciktlc LI» ist«- IIsQYls IILV lll Plule UULAI
des Boxidoirs um. »Die haben unsere
Bekanntschaft einzxeleitei. Toto und
Lili, d;e wahrhaft-g die zwei unerträg
lichstcn Fijnoer auf er weiten Welt sind,
haken die Hunde immer gehätschelt.
Dann hrben si: Frau von Einbuche er
zählt, daß sie während der Messe sam
meln würd-n und sie hat ihnen 10
Franck- gsegeben Man müßte sich bedan
ten, eine kleine Annäherung . . . Eliane
iiissmer so sie-f wie Fischbein, natürlich!
Jhre ewige c« fersuchtt — »Sie kokettirt
mit Dir. Se wirst Dir Blicke zu«; —
und dabei immer stolz: »So gieb doch
Frau von Embuche den Arin!« hier;
»So führe doch Frau von Embuche« da.
—- Höflich — und schmeichelhaft. Glück
licherweise gab diese arme Frau von
Embuck;e kein-en Anlaß zu medisiren.
Sie ging nickt in’s Kasino, sie sprach
mit keiner Seele, und, meiner Treue,
neben Eiianens ausfallenden Toiletten
sah sie recht aus wie ein-e vornehme
Dame mit ihren einfachen schwarzen
Kleidern. Freilich ist sie in Trauer . . .
sie trägt sie seit dem Tode ihres Man
ne2, der bei Plervna gefallen ist« Ein
Oesterveicher —- oder Walache —- ich
weiß nicht mehr recht.'«
Herr v. Grand’allure erhebt sich und
sieht sich die Photographien an, die aus
einem Tischchen liegen.
Komischt Oberst von Einbuche ist nicht
hier. Arme Frau! sie hatte Thränien in
den Augen, wenn sie von ibm sprach.
Sie hatte versprochen, mir selmn Tod zu
erzählen, den Tod eines Helden, wie es
cheint. Wir hatten teine Zeit mehr
azu. Meine Tante hatte den dummen
Einfall krank zu werden und um jeden
Preis nach Hause zu wollen« — weil die
Macrlust sie tödten- wiirde, wie sie be
MAX
s is ,auptete· So mußten wir denn M
heute auf morgen abreisen, wir konnten
,n nur noch unsere Karten austauschen. Ich
- dachte von Zeit zu Zeit an sie . . . Ein
s mal sagte ich vor Elianex »Was mag
. aus Frau von Embuche geworden sein Z«
? und meine Frau antwortete nur: »Das
Ed ist mir sehr gleichgiltig«; und so kurz-—
daß ich es mir gesagt sein ließ.
s Herr von Grund allure saugt, immer
". nachdenklicher werdend an seinem Stock
kncpf.
»Sollte Eliane Recht ,abcn? Sollte
Frau von Embuchse für mich,e i·was
Wer weiß? Mrnchmal waren ihre Bl icle
spunbegreiflich Eines Tages- sprach ich da
von, daß man am Glück vorbeigehen
; könne, ohne es zu ahnen. .da hoh sie
« die Augen zu mir aus. . aus eine
J Weise. ich kann nicht sagen, wie mit
« tvurde.«
; Herr von Grand’allure thut ein paar
l Schritte.- Er bleibt vor dem Portraik
: stehen
s »Waö·erir Augen die Frau hat! Ge
s stern, als unsereWagensich aus dem
Boulevard begegneten und sie mir lachend
mit dem Finger drohte war ich wieder in
demselben Kreis gefangen und, Teufel
auch! — El: ane ist nicht hier, ich werde
l ihr sagen, ich hätte nicht anders .können.
s Was ist auch böses dabei? Werde ich mich
, denn gleich verlieben? Wir werden ein we
nig slirten, das ist Alles.«
j »Das ist start!« rief der Rabe.
F - »Ich sage meiner Frau lieber gar nicht
daß ich hier war. Wozu sie ärgern? Sie
hat mich so lieb, und ich sie auch, wahrhaf
s tEg! Aber sie ist lächerlich eisersiichiig.
Itach achijahrx get El»e Und wenn ich
» noch je daran gedacht hätte, sie zu täu
sck,:n! Jch habe einen Horror vor Aben
teuerinnen. Eliane und meine Tante
mögen immer behaupten, daß Frau von
Entwirkte eine Ilbenteuerin ist« Aber mein
Gott, jeder Mensch braucht doch nicht
gleich M.ll.onär zu sein. Freilich, sie
; tann auch nicht arm sein. Diese Woh
’ nungt hmt das mag an 5·.)Ut) FrancZ
» herankommen- Nun, das ist auch noch
J nichte- Ui.ert,örtc2. Sie muß doch eine
; M; tgift gehabt haben, die gute Frau . . . .
j denn mir ihrer Pension arg W etwe eines
l Oberst. .. nein das ginge denn doch
nict,t."
; Halb in Gedanten streckt Herr von
Grard’allure die Hand aus und nimmt
ein Phorvgraphie-Atbum vom Tisch, um
darin zu vlartern.
»Sieh da, Herr von Montplö . . . . da
mals muß er woll noch e: n paar Haare
gehabt haben. Frau lJncvrnprise. . .
das ist Ei ne, die ich nicht ausstehen taan
Sie ist von ihrem Manne geschieden sie
hat leinen Sou mehr und lebt wie eine
Prinzessin Wovon? -—— Und gefährlich
. in sie und eine Wortverdreherin
Wenn man sie anhört, möchte man schwö
ren, daß der gute 1’Jncvmprise allein
» schuld war. Sieh, sieh, auch General
s Badin, der alte Narr. Und seine Enke
s ljnnen werden sich nächstens verheira
t tk,en.«
F Herr von Grand’allure wandte schnell
! ein paar Seiten um. Dann hält er plötz
J lich mit Blättern inne.
i »Meine Kinder! Toto, Lili! Sins
l sie es wirklich, Jhr lieben Kleinen!«
z Er verwendete kein Auge von der rei
i zenden Gruppe; dem kleinen Mädchen,
das ihr Brüderchen umarmte .. .Und
plötzl ch kommt es Herrn von Grand’al
lure vor, als ob das ganze Zimmer er
röthete.
- Nach einer Minute llapvte er das Al
i lum zu, legt es auf den Tisch, nimmt sei
nen Hut —- und geht in das Vorzimmek
zurück.
» »Der Herr wollen nicht auf die gnädig
» Frau warten?«
» »Ich habe leine Zeit.«
l »Der Herr wollen m: r seine Karte nicht
lassen?«
»Es ist überflüssig.«
»Der Herr werden wiederkommean
Nein.«
Und man hörte des Raben Stimme,
der drinnen sclsrei t: »Das ist aber starkt«
Hof-—
i
i
i
i
i
i
)
I
Miss- »n»mssrfsf1i Ist-II In
Saigon hat Zwillingen das Leben gege-«
ben, die genau in derselben Weise zusam
mengewachsen sind wie die berühmten sia
» mesischen Zwillinge. Die Kinder sind
I außergervöhnlich lebenskräftig und wur
t den von der Mutter oder deren spekulai
i tiven Verwandten sofort zur Schau gh
i stellt. Die Kinder sollen nach Paris zur
i Weltausstellung geschickt werden. Der
! »Courier« Saigonnais« protestirt scharf
s gegen die Jnhumanitiit, die darin liegt«
; Kinder in so zartem Alter in solcher
Weise zu strapaziren, und hat auch ver
sucht, ein gerichtliches Verbot gegen die
s Schaustellungen zu erwirten. Das Ge
richt fand indessen keinen genügenden
Grund zum Einschreiten.
Vom Glück in den Tod. —
Ein sehr tragischer, in den Motiven völ
lig unaufgeitlärter Fall spielte sich zwi
schen Budapest und Wien ab, ein Fall,
der in den vornehmen Kreisen der un
Igetrischen Hauptstadt großes Aussehen
! erregt. Vor Kurzem wurde in Budapest
die Baronesse Flora Glaubitz, eine auf
fallende Schönheit, mit dem Gutsbesitzer
Arthur Palil-chevny standesamtlich
getraut. Das Paar reiste sofort naey
Wien. Jnt Hotel brach der erste Streit
zwischen dem jungen Ehepaar aus; die
, junge Frau drohte, den Gatten zu ver
s lassen. Darauf erwiderte er: »Geh,
? wenn Du willst!« Die Frau ging und
« reiste zurück nach Budapesi. Während
der Fahrt aber schoß sie sich eine Kugel
ins Herz und starb sofort.
St. A tnold. Ein Unterofsizier
des 69. Regtments erstoch einen Kamera
den in einer Wirthschaft bei einer math
z tpilligen Fechtübunp