Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 06, 1900, Sonntags-Blatt, Image 14

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    Frau Bankiek . Haktwig. ·
CttminalsRoman von Friedrich Thema
w· sama-»
»Ich muß fest unbedingt ins Ge
schäft — wiirdest du nicht einmal nach
der Pension fahren, die der Brief nn
gielsx und nach der Fremden Ertundi
ringen einziehen? Jch vergehe der
ngeduld, zu erfahren, ob wenigstens
die äußeren Angaben des Schreibens
sutressend sind.«
Jch itdcrnahin bereitwillig den Aus
trag. Die Pension fand ich leicht, die
Jnynheriin Madame GöpeL empfing
Inich mit der sprichtoörtlichen Lievenss
stirdigteit aller· Bermsiethen Gatt
lpirthe und Hotelhesiyen Meine Frage,
ob die am Abend vorher zugereisie Dei- j
see aus Peteerng zu sprechen sei. be- H
antwortete sie. wie vorauszusehen per
neinend.
.Sie ist in die Stadt gefahren und
kehrt vor dein Diner nicht zurück
«Schade — sie hat mich aus drei
Uhr bestellt, da ich indessen verteisen
möchte. hoffte ich, die Angelegenheit
ietzt schon erledigen zu können-"
»Sie sind der Herr,- den sie heute
Mittag erwartetf
, n dienen." «
»Dann bedaure ich nin to sieh- Jhre
vergeblich-e Lunis-eng- Die Dame
schien hohen Werth auf die ahnt
rnenlunft zu legen; wenn ich te recht
verstand, ist sie eigens deswegen ans
Rußland nach Berlin gereist."
.Jn der That? ’Uni so gespannters
bin ich, ihre Bekanntschaft zu worden«
«Sie kennen sie noch nicht?"
.Der Brief war russisch geschrieben,
nnd ich hin dieser Sprache nicht mech
ti genug, den Inhalt völlig zu ent
it?sern. Selbst der Name erwies sich
Its so nndentlich, daß ich ihn nicht le
sen tonnte.« —
Mi- fee-ne III-O III-VA- itb bfi fes .
« s-«.«s—.«s-«-«-«»—--««W..
«»-,«
quscs —«-»«.·«-.-s.
,,,,,,,
Kett Pensionsindaberin nur auf den
Ich wünschte vor allem zu er
hren wie die rentde hieß, oder wie
sich nannte. uszte die Wi rthin
fällig, daß das Billet keine Unter
Entft trug. so ristirte ich weiter nichts
bei da ich die Schrift eben nicht
vollständig zu entziffern vermocht
hatte. Jch zweifelte aber, daß sie auch
nur iin geringsten ins Vertrauen ge
rn n worden war. Ihre Erwiderung
btEkcititzgte meine Vermnthung denn sie
beand ein kach in der philosopdi schen
Glosse, es Sei wirklich oft fchver un
sere modernen handschriften zu ent
sisferm
»Wie heißt denn die Dame?« er
sühnte ich mich nun zu fragen.
»Sie hat sich in unser Fremdendnch
unter dem Namen Sei-bin Wassi lasf
eingetragen.«
»Aus Petetsbuta?«
Ets
«Wie lange gedenkt sie zu bleiben?«
»Sie sagte, das dringe von den Um
sänden ab. Vielleicht einige Tage,
vielleicht einige Wochen —«
»Ist sie jung?"
,Jung und hübsch —- wenn auch
ihre Reize von der Art sind daß nicht
jedermann Geschmack an ihnen finden
Iuichtek
Warum nicht?«'
.Sie hat eins jener Gesichter, die so
scharf geschnitten sind wie Keinem
Midne Formen nichts Graziöfes und
Liebliches dabei ist sie teineswch
Otto-S Its-d non fand-n- IIII »ein nnd
mager."
»Hei ihr Auftreten vornehm i«
»Wenn man in Anschlag bringt«
daß sie eine Russin ist —- ja«, antwor
tete Madame Göpel etwas gedehnt
uSie asft wie ein Stadtsoldat "
e Russmnen thun dass« versetz
te ich lachend. »Mir die Qualität dcr
Sorte macht den Unterschied.« ·
»Ja diesem Punkte bin ich leider
Iicht sachverständig,« bemerkte diePen
sionsinhnberin mit leisem Spott.
,,Alles in allem erscheint mir die
Dame interessant genug, meine Reise
Frei derschiebenf schloß ich, mich erhe
nd, die Unteriedutig. »Nimm-naß
iich die Frau vier Tochter eines Ge
schästssreundes oder so etwas Umsi
thes« warf ich nachiässig hin, um nicht
zu viel Oel in ras Feuer der Wißbe
«gier der guten Vermietherin zu gießen.
,,«Udieu.
Mein Freund ze: gte sich Eveni be
Fiedigt vom Ergebniß meinerMission
stet durchmaß er sein Privatinian
tt«,ir wie ich ihm den Napport abstat
tetr. Seine Lippen und Hände ver
ctu den Zustand seit- .es Innern
- qch bin nicht im stande, eher nach
ne zu gehen, bis ich die Dame -e
prvchenhabe . Der Buchyalter ssll
Kaus telephrmiren das-, man mit dem
ans mich zu warten
sei geschäftlich ab ehst
Mkeqn du mir Gesellschaft eisten
onebtnen wir in einem in der
diichen Restaurntionsgatten
r Bissen zu uns. «
itditsetu Bot-schien einverstan
gegen ein Uhr in
tmRest-nennt Von fast
MDich neuf mit wil
i
;
riethen durch ei n leises neroöieå Hu- »
gewühl des Centme Berlinj wohl
nimmermehr zu finden erwartet hätte
Kein Laut drang von der geräufchvols
len Straße herein, nur die assenhafren
Sperlinge brachten ein wenig Leben in
die friedliche Abgefchieoenheit des Or
tes. Wir fanden hier nicht nur dor
zügliches Pilfener, sondern fpzifien
auch recht leidlich —- wenigftenz kann
ich das oon rnir behaupten, denn was
Arthur betraf, fo rührte er das gebra
tene, Hahn sowohl wie die vortreffliche
Beoarurtlefuppe kaum an
: Dagegen trank er das Bier in ie
rigen Zagen und sog rnit trantbafter
« haft an feiner Ciaarrr.
Der arme ZanauierL Für einen
Fremden erschien sein Anblick. wie er,
ei anna schrnauchend, ir· den
Garten tuhl zurückgelehnr faß, oor sich
das’goldtlare Geteiinh behaglich e
nug«- für mich aber, der ich in das IF
dertoert feiner Bruft blickte. bot er ein
Bild aualooller Aufreguna. erner
undjimrner wieder befragte er feine
goldene Tafchenubr um die Minute-—
o, wie langsam rückten die unerbittli
chensZeiger vorwärts!
Endlich war es balb drei —- wir
konnten aufbrechen. Eine Drofchke de
fisrderte uns an unfer Ziel. zeig
die Klingel der Pension, meins reund
ftand rnit hleichenr Gesicht und tlopfens
dem Herzen hinter mir.
Zu meiner Verwunderung verging
einige Zeit, bis die Thür von innen
mehr aufgerissen als geöffnet wurde.
Eins alte Frau tauchte hinter der
Schwelle auf, in einein Zustande der
Auflösung, als habe sie sich oon einein
eben gehabterL gewaltigen « Schzeclen
nochnttyr oourornruerr erwir. Mig
trauisch und mürrisch zugleich erkun
digte sie sich nach unserm Begehr
»Wir wünschen die Dame zu spre
chen die gestern Abend aus Peters
burg eingetroffen ist«
»Wen?« Die alte Frau hörte o seu
bar nicht gut und brüllte uns ihre« ra
ge mit wahrer Kommandostirnme ents
gegen.
»Madarne Wassilofs', schrie ich ihr
ins Ohr, »die Dame aus Petersburax«
»Madame Wassilossk trächzte hie
Alte mit fast wütvenvein Lachen. »Da
kommen Sie zu spät.«
»Warum — ist sie abgererst?«
forschte ich bestürzt
«Abgereist nicht, aber abgeholt«
»Von wein kenn Z«
»Von der Polizeik
Ein panischer Schrecken ging mir
durch alle Glieder. Der Bari aier
athmete tief, er mußte sich an die nd
des Hauses lcynen urn nicht zu fallen.
»Von der Polizeis« setzte ich, m ch
beherrschenv mein Verhörsort »Wir
rum denn? Was ist vorgesallen«i«
»Das wissen die Götter. ich nicht.
Nein, so ein Standes —- die Unsiait
r. einer Tochter ionnnt dadurch inVer
ruf aus Jahre hinaus Daß uns das
auch gerade passiren muß!'
»Wo isi Fhrek Frau Tochter —
rann iche orechenk
»Siei noch aus der Polizei wird
iuo lsau vor einer Stunde nicht zu
ein-«
etEsset hat denn die Dame verhaf
t I
»Sie sind wohl mit ihr verwandt
daß Sie das wissen wolle-if
.—-.—— L — t.- t-——4 St
»O(clUUls-Uc lccwä wä« UND Ucl UW XII
Dame hatte uns hierher bestellt um
uns eine wichtige Mittheilung zu ma
chen. Erzählen Sie uns, wie alles
gekommen ist« liebe rau, vielleicht
vermögen wir etwas iir die Unglück
liche zu thun.«
Die Alte bedachte sicki einen Augen
blick, dann siegte ihr Mittheilungshr
diirfniß; re wischte sich den auf ihrer
Stirn ha tenden Angftschweiß ab und
betichtete:
.Gerade als die Dame aus der
Stadt zurückgekehrt war und sich eben
cn den Tisch setzte, um ihr Diner ein
unehmen, sprach ein militärifch ans
iehender Herr vor der mit der Rus
f n zu reden begehrte. Die Dame ließ
sich seinen Namen sagen und als die
ser ihr fremd war, wies sie ihn zurück
Statt aber seines Weges zu gehen, le
gitimirte sich der Mann als Beamter
der politischen Polizei und drohte,
wenn die Fremde ihn nicht empfangen
wolle, sie abfühten zu lassen. Beide zo
seen sich daran in das Zimmer der
usiin zurück, wo sie etwa zehn Minu
ten in angelegentlicher Conversatian
verblieben Danach ertheilte der Be
amte Auftrag, eine Droschle zu ho
len, nnd fuhr mit der Dame und ihrem
j scmmtlickzen Gepäck nach der Polizei.
" Eine hal Stunde später lam ein
Schutzmanm um meine Tochter be ufs
Ertherlung einiger Ausdünfte e en
falls dahin zu hei’telleri.w
.Eine merkwürdi W
Folgte denn die Reisig Beamten
antwilligio
Elsas wagäste Fische-I Ebers
an ware unn es us
älackgquodsgnm lich. da lief-TM
used Date-. imBöse
als sie in den
GesW that tin-III s-· aber lieber
Jot. M s ei- Mi
· M«
—
—
-f
«Sprach die Dame denn deutsch.
konnte sie sich mit dem Beamten der
ständigenk
»Ach nein. sie wußte nur wenige
Worte. Jn ranzösischer Sprache ver
mochte sie si da eaen eher auszudrü
cken, und Franzöisisch wird wohl der
Polizeibeamte verstanden hat-ein' .
Die alte Frau begann darauf. den
Schaden, welcher ihrem Institut aus
dem Vorfall erwachsen könnte. so ein
ehend auszumalem daß ich weis-r
ätimmung noch Zeit hatte, ihrer Red
seligleii weiter stand zu halten« sen
dern mich kurz empfahl und meinen
Begleiter nach unserm Gefährt mit
fortzog.
Das Aussehen meines Freundes
flii e mir Besorgnisz ein. Er liebte
ichaela mit aller Kraft seines Her
Fens, die Liebe rrar die Mutter jener
Hoffnung, die ihn so lange allen An
fechtungen zum Troh fest im Glauben«
an seine Gattin erhalten hatte. Noch
estern wähnte er alle Zweifel aug dem
ld geschlagen, nun traf ton ein
neuer Schlag, schwerer und folgen-Tei
cher als die andern. denn das sah er
wohl ein. die Briefschreiherin hatte in
der That Nachrichten von Bedeutung
u verbringen Fiederhaft war seine
rwartursg espannt, als wir uns
n der ension begaben, endlich
hos te erKlarheit zu erlangen, Klar
heit im Guten oder im Bösen. gleich- j
viel, wenn ei nur Klarheit war« denn
die inigende Ungewißheit der les
ten age drohte ihn zu vernichten.
Und wieder sah er sich in seinerEr
wartung, seinem Verlanaen ent
tiiuschts im selben Augenblick, als er
das Siegel zu brechen gedachte. riß
man ihm grausam den Brief aus der
Hand, der die Wahrheit in sich ver
schloß
Æelch ein Unglück«, stammelte er,
als roir wieder im Waan saßen. Ich
sp ergriff mitleidsvoll seine band —- sie
zitterte merklich.
»Ur-net Freund —- du mußt under
ziiglich nach hause und dich met-erle
gen. Du disi tränken Atti-un als du
glaubsi.«
«Jch"fithe es. Walter.«
»Nun wohl, so solge nur diesmal
meinem Rath und leg dich zu Bett.
Laß den Ar t rufen; wenn mich nicht
alles trügt, steht der Ausspruch eines
nervösen Fiebers bevor.«
»Ich will est-. Walten Nur —— nur«
n ließ plößlich den Kopf auf die Brust
falle-n und erstickte ein klägliches
Stöhnen in sei-irr Kehle —- »nur sage
mir in aller Welt, wie das wieder zu
sammenhängt.'
»Wie es zusammenhängt, weiß ich
nicht —- doch nehme ich für gewiß an,
dcß hier wieder ein Streich des Ba
ron-? vorliegt. Er·hat von der Anne
senheit der Dame gehört und sofort
Schritte gethan. die Ausführung ihrer
Absicht zu hintertreiden. Daß der selt
same Mensch die geheimnißvolle Macht
dazu besitzt, hat er an sieh selbst genug
sam bewiesen-«
»Glaubt du, daß —- daß Michaela
ilttn die ittheilung von der Antunst
der Fremden hat zugehen lassen?«
»Ich glaubte eg. Warum sollte ich
es verbergen? »Ich hin überzeugt da
von,« erttaete ich nachdeiictlich
»Und doch — es tann nicht sein, es
kann nicht sein«, wimmerte er. »Sie
hat mich gerettet —- fie ist so schön, g
gut — sie liebt mich aufrichtig! -
Gott« a Gott!«
»Betuhege dich, Arthur. Jch bringe
dich nach hause, dann eile ich nach dem
Polizeigedaude und versuche, die Er
laubniß zu einer Unterredung mit der
Russin zu erlangen. Vielleicht korn
Zerk wir aus diese Weise doch noch zum
« ie .«
Der Banauier nickte. antwortete
aber nicht. Seine Züge nahmen im
mer mehr den Ausdruck einer deunru
higenden Verstortheit an. Ali wir
vor der Van in Westend aus Umwa
gen stiegen, vermochte er sich kaum
mehr aufrecht suerhalterr. Mit Aushies .
tung aller Uraite geleitete ich ihn die
Treppe hinaus; er wünschte nicht« Laß
ich um hilse ries, da et jedes Aufsehen
vermeiden wollt-. Unterwegs rerliesz
ihn jedoch oie mühsam behauptete Be
herrschung —- er sant ohnmachtig in
meinen Armen zusammen in Demsel
ben Augenblick, als seine glänzende
Eauipnge Unten vor dem hause hielt,
unt seine eben urücktehrenoe Gattin
aussteigen zu la en.
Stolz rauschte Michael-r in einem
hocheleganten Visitenileid von irrati
gelber Seide, mit schwarzen Spigen
besetzt, die Treppen hinaus. Die sunge
« rau sah wie eine Fürstin aus« ihre
altung, ihre Gestatt, ihre Totlette
hatten Ite an dem vornehmsten Plan zu
einer aussehenerregenden Erscheinung
erhoben.
Da siel der Blick ihrer braunen Au
en auf den zusammengehrochenen
ann in inåineanrmen st s
« i ige « ung rau, was i ge che
hen«sh«eries sie erschreckt und faßte rnit
der behandschehten Dant- das Trep
pengeliinter.
»Dier ist unwth gnädige From«
«Untvohl —- doeh nicht todt?« stam
nielte sie erhebend.
«Beruhi en Sie sieh, er ist nur ohn
in" ig. Oft-sen Sie. bitte hie Diener
scha , wir wollen ihn hinauftragen«
Michan geht-echte mit jener seltenen
Mesgegmlpart, welche einen heroori
rasenden Eharalterzug dieses immer- .
—
hin außerordentlichen Weibes aus-«
in
Meine Augen ruhten mit. liebevoller
Trauer aus meinen-Iran aber selbst
in dieser Situation unterqu ich
den Verdacht . das sich hinter» der
ritt-g der
III-stin- i cis-c mer«-ist«
Wut
der Wurst-e
—
f SIiebteP erian verberge. denn das
todt« en Wen Stunde mi
to eigentbs bjsimlM ongun —- ei
floß fasi wie ein Trinmpliruf von ilj
nLippen.
teNein ich tbat ibr unrecht. Soebe
kräajk e ansie. dan der tpdblassenergarl
dem Diener begleitet, wieder di(
Stuen herab, und als leich darau«
der nquier Einem « immer au«
dem Safa aus reckt lag, sank sit
rnit einem schri Webschtei an fei
nem Lager nieder erfaßte seine Hän
de preßte sie wit der nni teit tei
Verzweiflung und zittern
deyschmerzdurchdrungener Stimme
.Artl:ur mein Urtbur —- a reitet ihn
rettet ibn!« -
Während der Diener nach dem Arg
telepbonirte ftrengten wir uns an der
Bewußtlolen ins Leben zurückznrnfen
was nach wenigen Minuten gelang
Verwirrt schaute der Kranke um sich
dann ertannte er uns und feine Umge
bung. Schwach lächelte er mir un.
Jemaard äu, und als sein Auge den«
tbriinenva en Auge Michaelaö degeg
nete· zuate es wie der Widerschein tie
fen inneren Wehs iiber seine Züae.
»O, du lebft mir wieder, tdeurer
Manni« rief Michaela entzückt, intem
sie sich wild über ibnwertend seinen
Mund, feine Wangen, seine Stirn mit
glühenden Küssen bedeckte »Ich babk
dich wieder —- o, was hab’ ich um dich
« gelitten in den wenigen Minuten!"
.Wirklichi« fragte der Kranke matt.
»Du zweifelst an mir«’s« rief sie mit
vorwurisvolbtlagendem Blick. »O, dag
ift das Wert jener Elenden, die unsere
Herzen von einander reißen wallen· O.
mein Oktan wie gliictlich waren wir
bis vor wenig Wochen! War ich dir
nicht ein treues, binaebendes Weib, eb
du durch eine entsetzliche Vertetiung de:
If-kL«-·-L- —-:—-- O:-I.- L- MU-.-I
Useenuust eilst-sit »Ist-s- Usu UIUUWII
veriaateiti Nun bin ich schuld un dei
nem Leiden, um meinetwillen dulkeit
du, liegst du aus dem Schmerzensbetti
Und doch bin ich so tchuldlos daran,
denn. beim ewian Gott, ich bebe dir
nie Anlaß zum Mitktrauen geriet-em«
Und nskn rann es sich aus der Brust
Michaelcs wie mit elementarer Gewalt
Ton für Ton ein Webgeitöm transpi
licft wvate die selbe Seide« ihres Bu
sens-: wie ein Tismantreoen perlten vie
Thränen die samtnctnen Wangen her
ab. Was ich auch von the erdacht ish
kennte ietzt nicht anders als sie tief be
itritt-idem Ich hätte dieser ruhigen.
selbstbewußtem mniettätiichen Frau die
Fähigkeit eines so heftigen Glitt-läute
druchs nicht zugetrnut. Wenn nicht al
les Niibrende aus Erden zu Riiae nnd
Schein zerstob, so mußte Wahrheit in
diesem SWsiein —- das fühlte aust
thnqard, und binaeritsen von ihrem
edlen Sinn. wars sie sich theilnehmen-soll
an die Brust ihrer Stiefmutter wäh
rend der Banouier mir einen Blick voll
Reue, Ergrittenbeit und Vorwurf Zu
sendte, worin sich vie stumme Frage
»Esme ob ich nun noch nicht von der
Reinheit und Ausrichtiqteit ihrer Seele
überzeugt sei·
göttlich preßte er Elrke Band an die
Lippen, ihr Jammer war die beste Arr
nei fiir ihn.
.Sei endig, Michael-, es war nn:
ein Ansall von Schwäche ich werde bald
wieder der Alte sein'
.Bald wieder, tbeurer Mann —- Du
riet-it mit Inir sort von hier« wo man
uns unser Gliut nicht gönntx an inei
ner Seite wirst Du genesen zu neuer
Lebeniwonnr. Nicht wahr, die Ber
leunrdunqen der schlechten Person« bei
der Du warst. haben Dich so eingenom
men? O. die Nichtswiirdiaem wag sie
nur davon bat-ent« schluchzte die junge
IM- unsibig, sich es beherrschen
Bier erachtete ieb es itir gerathen. die
M.WIW: .Sie-ireen.
gnädige Fran, wir haben iene Person
nicht getroffen-«
Nichts«
JSit tout selten fort. Cis mir eintra
fen. — verhaftet von der politischen
Polizei.'
Michaela starrte mich an, als fei fie
im höchsten Grade durch meine Worte
überrascht Der Banauier aber flü
fterte:
Das ifi das Wert des Baronö —
Du haft ihm von dem Brief gesagt,
Mitwelt-K
Die junge Frau richtete sich boheitg
voll empor. Einen Augenblick alitt es
trie eisiger Dahn über ihr Gesicht.
»Ich? Und-immer wieder W Was
werdet Ihr mir nicht noch zur Laft le
geni« Dann löfte sieh ihr Stolz in Häh
ren auf «Arthut Du weiß nicht, wie
bitter Du mir unrecht thust. Doch ich
kenn es ettragen Die Zeit wird mich
fteifmchens«
Der eben jetzt eintretend-. Arzt un
terbrach die sieh wieder äußerst ern-at
gestaltende Scene Seine Unterfmfy
ung daterte nicht lange. »Unser-einend
Viein Fieber im AnzuaF .autete feine
agnofr. «Sicherei liißt sieh indessen
noch nicht fasten. Möglich auch, dafz
die ftarke Natur des Herrn Commis
Unsraths noch jetzt iiber den Anfturm
Krankheit den Sieg tavontriigt
Jedenfalls ift die grsßte törpertiI
und feeli ehe Schonun- Mr
ftarten miitbiaffeete find a nftlich
Hi verhindern. stinken Sie den nKran
n in Bett laer te ihn unter gu
ter guter Pfke e allein halten Sie al
les Beunenh gende von ihm fern
Sollte fein Zustand ich wider Erwar
i ten inden Wen tunden verfchtirns
; mein. fo fehieten Sie nach mir, Denn
es auch in der Nacht ift. «
Doktor stiithnn wollte si entlers
nen —- Michaeia hieit ihn sur
fah eine Mwiehe Frage auf ihre-es p
Mundusiesichis
»Den-chau- nicht gnädig-! Zegnih
Wir beabsichiigten morgen einecsr
drängte-eile any-treten —- dat Ena
Iiirlich nun unmöglich-P Ihre agen
hingen in gespannt-r Erwartung on
feinem Mund.
«Ganz und gark .
Und wann — wann könnte mein
anrer Mann daran deuten — er de
atf so dringend einer -— einer lange
ren Anspannung gi·
Der rzt guckte die Achseln Jn ei
nigen Wochen vielleicht —- friiher tii
. nei- alls, eher später!
ichaela dankte mit einer leichtrn
Regina des upiei Doktor Blick
net entfernte I,ch ich hielt ei im Jn
tersxkie der Riilx des Kranken iiir gut,
ilpsx s zu folgen.
Mein Freund drückte mir mit einem
schwachen Versuch, ;u lächeln, dieznnlz
e»Wier hielt mich einen Augenblick
Fumin umfangen.
Komm bald eder," iliiiterte Ar
thust mir zu, »ich ünscht zi. wissen,
was-« Tssu augaericht naiis
»Ar- sgerichieti'
a —- aui der Polizeik
ch so. " ich hatte in der-Aufregung
der leßten St Inde mein Vrrhaben to
tal vergessen.
«Laß das.21ril.«ur. es wird Dir
schaden —- denke fest nicht daran.«
»Ich muß Jiachticht haben, Walter
lauft verzeyre ich mich"
Nun gut —- so will ich sofort hin
gesen
Jch verdenqte mich zum Abschied vor
der Frau des eM zu meinem Er
staunen iolgtei ernir vor die Thär
und bedeutete mich durch einen Blick
zu warten.
.Gna·diqe Krani«
Alls-f est-Oa- DK an m- - 'T- S
- »sp- --..-., -- ... .... .»..
enöbcdiirsniß, Jhnen innig zu danken
Lin den warmen AntheiL den Sie on
»Mit-r nehmen«
O, wir sind alte Freunde.'
»Ich weist es —- Sie sind ein edler
Mann.« Sie ergriff meine hand. .Sie
haben zur Zeit eine falsche Meinung
von mir, - ie sollen einst noch des«e:
ron nite denken. Sorgen Sie sich nicht
um rAthur, es wird alles iiir i ge
schehen. Ich selbst werde seine siege
isternehnien, Jrrngard roird nur zur
Seite stehen«
Jch wußte nicht, was ich hierauf er
widern sollte, daher degniigte ich mi.h,
ihr mit schtoeigendeni Ernst zuzustinis
men, dann stritt ich, froh, der mir
einlichen Begegnung entronnen zu
»ein, rasch die Treppe hinab.
Meine Bitte um eine Unteredung
mit Stint-in Wafiiloii wurde nicht ge
währt. Meine Versicherung, es handle
sich um eine rein private Anzieleaens
heit, fiir deren Ausgang die Mitthei
langen der Gefangenen von ausschlag
gebend-r Bedeutsan seien und es stehe
das Wohl und Wehe einer Famgtie aus
dem Spiel, hatte teirie Zuriietnahme
der Meigerung ur Folge.
»Wir haben strenge «:.Beis.1ng. jede
mündliche oder schriftliche Aeußerung
der Arrestantin zu unterdrücken-«
lautete der unabänderlich Bei-beid.
.Aher ieh will is nur in Gegenwart
eines Aufseher-s rnit ihr reden.«
»Man eorrespondirt auch durch Zei
chen und B«tiete."
.Oder« in der Ihrigen, Herr Justier
tor.« «
»Ist-at rnir leid, ich darf nicht«
. «Dars ich wenigstens wissen, proz
der Dame zur Last gelegt wird?«
»Ich bin nicht in der Lage, die
Fraåe zu deuntroorten.·
. o dars ich doch hoffen, eine Zu
sammentunst mit ihr hervilligt zu er
halten« wenn die Untersuchung Abge
schlossen ist?«
»Auch das nicht, denn wir siihren
keine Untersuchung. Die Dorne ist aus
FWsitidn der ri- iichen Regierung
verhaftet und ihre uitieierung bean
tragt worden«
«Die Arme —-«
»Dein Ersuchen wird nicht stattgege
den werden, da sie leines neu-ähnlichen
Verbrecheni beschnldiqt ist. Do enen
wird ihre nnverzeigliche Aus-wes une;
« nach den iiher sie einaeaanaenen Mk -
dunaen schon mit Rücksicht cui unsern
russiichen Nachharitaat eine Maßregel
der Nothroendiateit sein-«
»Sie kann atio hin-Jedem irr-hist sie
willi«
»Sie roird aefraat werden, wohin sie
transportirt iein will. Die Wohl des
Landes sieht ihr frei. Sie kann nach
Enaiand. Frankreich Betgikn, seit-k
reieh. aanz naeh Belieben; da jedoch zu
befürchten sieht, daß sie dem Prämi
innasbefehl«nicht Folge leistet, sondern
sieh ihm zu entziehen und sich hier zu
oerberaen sucht, hie sie ihre Pläne ver
wirtlicht hat. to wird ihr nicht einfach
day Verlassen des Landes innerhalb
einer bestimmten Zeit anheim gestellt,
icndern sie wird auf den Schuh ge
bracht. Soviel ich weiß, hat sie sich. da
sie ohne thsisienzmittel ist, bereits
für die Rückkehr nach Nusiland entschie
den: noch heute Abend oder spätestens
morgen sriih wird sie in Begieituna ei
nes Polizeibeamten nach der russifchen
Grenze ahaeiiihrt werden«
So geschah es, spie ich später erfuhr,
in der That. Sovhia Watsiloss der
schrvand aus Berlin, olöhtich«toie sie ge
temrnen. und ihr Geheimnis nahm sie
mit sich von dannen. Wer te war· was
sie zu erzählen hatte nnd was in Rus
iand ans ihr werden wiirde — wer
tennte ei innenf Vielleicht würden wir
nie wieder von ihr hören!
qIch fand meinen Freund to schwach,
da meine Wic- tamn einen Ein
druck ans ihn hervorbrachte. Der ArztI
rote von neuern am- mrden und
harte eine stärkende rznei verordnen
lese net edezr out der Ado
M users-befand er
Bin n r Ader-die Natur des
dens- rnsa wette, betonte er.
»
sc
M
liegt ein eigentliches physisches Uebel
gar nicht ver, da die bis dahin zu Tage
getretenen Symptom ebens. O Mi
eine bestiae Gemüthsasseetion chließen
ließen als aus irgend etwas andres.
Jch ging don ihm. als eben die Me
dizin gebracht wurde. eraard nahm
ge in Emdsan um ihm einen Lasset
avon einzule , daher mitten wir
uns zum Abschied nur freundlich ju.
IJLichrrela stützte den Raps des Patien
ten. Hinter mir r klang ihr wohl
lautendes Organ, e bat mi»cb, morgen
stills so bald als möglich mederzutehi
ren, ich sei ia der liebste Freund Agr
thuti und sein und ihn sowie Jem
gards bester Trost in dieser Nota. Von
ganzem Herzen sagte ich «Ja«, woraus
ich, reicht erschöpft von all den illuires
minnen der let-ten Tage, nach Hause
subt. um sofort mein Lager zulachen.
Ich empfand ebensallk das dringende
Bedütsniß nach Stärkung und lag
bald in tiefem. erquickendem Schlas
O I
Ich bin lein Freund der Träume
Fteilich erscheinen sie uns vielfach als
anmutniae Elim, die aus ihrem MAT
schen Spiegel liebliche Bilder var unser
inneres Aune saubern; weit Zster lam
men sie aber als unheimliche Dämme-,
die nne mit dbantaltischen. derzerrten
Gesichtern quälen, uns mit schrecklichen
Katastrophen peiniaen und uns den
Atbem stocken und das Herz schlagen
machen. Ein gesunder Schlaf ist mit
lieber als die süßesien eIräume der
Welt. Entweder sind sie Zeichen eines
unruhigem ausgereaten Schlummer-b
eder die Symptom langsamen Ein
schlasens und Erim-ebens. Selbst im
gisten Fall locken sie uns sasi immer
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wirklichen Genufk aber enthalten fie
uns var. Wir trinlen Eimer Wasser
aus, ohne das Gefühl der Erquickung
zu empfinden; wir fchauen Berge von
tiiftlichem Kuchen und ·aelangen nie
zum Essen. verführerifche Frauenges
ftalten tauchen rot uns auf, aber wir
vermögen die immer ZurWtchenden
nic zu umfassen
Alles in allem ein tolles Zauberwe
frn. das mir widersteht Trohdem
träume ich häufig und lebhaft. Die
Träume fraan eben nicht nach meiner
Neigung, fie treten als unaebeteneGiifie
vor mich bin und äffen mich oft mit fo
aranamen Bist-zuers, daß mich das Er
rracben eine wahre Rettung und Wahl
tlzat dünkt.
In jener Nacht fchlief ich ein, ohne
durch Träume behelliat zu werden.
Und doch fchenlten die Kobolde mir
auch diesmal ihren Besuch nicht.aber fie
iiberrumpelten mich mitten in derNacht.
Jraend ein Geräusch-das meinenSchlaf
ftbrte, rief die immer Lauernden herbei,
und fa befand ich mich plötzlich mitten
in einem fürchterlichen Feuer, während
rund um mich die Sturmaloelen ihr
fchrilles Gelöut erfchallen ließen.
Eine entfetzliche Situation! Wild
streckten die feurigen Arme sich nach
mir aus, überall ziinaelten die Flam
men wie glühende Schlangen, die Bal
ttn trachten, die Wasser-strahlen zisch
ten, eine dichtgedrönate Menfchenmenge
briLllte und rafte. Mit verzweifelter
Kraft llammrte ich mich an ein Fen
fterlreuz an, von dem ich hilflos herab
hing, in Gefahr, ieden Augenblick in
die Tiefe hinabzuftitrzem Jn gräßlich
fter Anafi ließ ich meinen Hilferuf er
tönen. Immer lauter tobte der Lärm,
der Wirrwarr von Signalem Gelöut
und Gefchrei —- immerslichter wurden
aber auch meine Gedanken, der traum
hafte Charatter des Bildes kam mir
inzrner deutlicher zum Bewuhtfeim
Sanderbar —- das Rufen und Lauten
dauerte fort, auch als ich fchon wach
genug war, um mir über meine wahre
Lautllae zu werden. Was war dass
Hörte ich nicht foaar meinen Namen
n for-I
Jn der That, man pochte an meine
Tl,ii:, man lautete meine Filingeh ries
rnexnen Namen. Mir selbst galten die
Stimmen nnd Geräufciie, die meinen
analvoslen Traum veranlaßt hatten.
Mir dieser Tbatsache bewußt werden
isnd aus dem Bett springen. war eins.
Meinen Schlaer überweisend, flimiik
Tei- nach ier Entreetbiir und riß sie nnt
der Frone, ever da sei-nnd was man
welle, stürrnisch ans·
Draußen stand —- der Kutscher des
Bonauiers . . . ,
Erschrocken taumelte ich zurück.
»Was ist geschehen?«
ff .Der here Commissionskatb ist —
i e —«
«Todt —- doch nicht todt?"
»Nein« nicht todt —- aber erliegt im
Sterben. Wie es zusammenbangt,
weiß ich noch nicht. Ein furchtbares
Unaliick ist geschehen die aniidige Frau
schickt mich: sie läßt den herrn Doltor
bi tten, sofort hinauszukommen. Den
Wagen habe ich mitgebracht.«
Einen Augenblick sah ich dem Un
glückspropbeten starr ins Gesicht- Das
Entsetztiche brach zu jin iiber mich ber
ein, als daß ich sofort irn Stande ge
wesen wöre, es zu verarbeiten. So
bald ich den Inhalt jedoch ge aßt, hielt
ich rnich nicht in it Frae en aan sondern
biesz den Boten einen tick war
ten. kleidete mich mit nerviiser Eile an
und folgte ibtn n der Oauipage der
selben welcher ge ern Michaela in
owntooller Teilette entstiegen war
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