e Frau am Bote Ludwiag Xt V. « uno Ludwigs XV. JWelche Rollen Weiber-extra Hofe.Frant MS spielen konnten, ’ » ie unter tim nden fiir die Geschi «,·der Nationen « Bedeutung waren, das hat Wilhelm « n Rülow zu schildern versucht in ei erem soeben bei Hugo Steiniti (Berlin) etfchienenen Buche: »Das Weiber-regi ; ent am Hofe Frankreichs unter Lud » ig XIV. und Ludioig XVI « Jst Der Amor beniin oietsach die Membr » der Frau von Motteoille und andere ellen, aber die von ihm hervorgehobes « Porfönlichteiten und Ereignisse er «-.ern wieder einmal daran, oon wel - Umständen das Wohl und Wehe nntreichs abhing. Literatur nnd Ge . site haben sich schon oft mit dem Ein «. der Frauen am französischen Hofe T akt, aber trotzdem erscheint jede wei Beschreibung dieser spinnt-politi en Zustände aufs neue interessant nd lehrreich. Die Art, wie Ludwig j- IV. einstens um die jüngste Prinzesz U argarete von Savoyen ward, ist ja Geheimnis mehr, aber immer be isnend siir die Launen und Neigungen mächtigften Königs. Bei herrlichem , bftwetter brach der französische Hof m Sonnabend. 26. Oktober 1658, von M auf. Jm vollsten Glanze, mit rn größten Gefolge. Unter den Hof riiuleine der Königin-Mutter besan srch die drei Schwestern Mancini, nter denen Marie ganz besonders des ss "nigs Wohlgefallen erregte. Der Kö ig. den die Fahrt im Wagen feiner J utter langweilte, stieg zu Pferde und e jüngeren herren und Damen folgten inem Beispiel. Er hielt sich während «"— I stundenlangen Rittes stets in der Nähe Mariens. Jn Driom wo gerade Fdie Stände von Burgund eine Sitzung ielten, verweilte der Hof 14 Tage. Eine estlichteit verdrängte die andere, jeden s bend tanzte der König, Niemand störte " ine vertraulich-en, leidenschaftlichen Ge — pröche mit Marien. Die Benennung mit den Damen von Savonen sand in Lyvn arn 2. Dezember 1658 statt. Lud Ets« XlV. tvar ihnen, ungeduldig und ? Jflieh zugleich, eine weite Strecke vor oie tadt entgegengeritten. Die Herzogin son Savoven und ihre Tochter Marga rete hatten sich über den Empfang nicht zu beklagen. Die Prinzessin schien dem z · Znig zu gefallen. »Sie hat einen oli farbigen Teint," sagte er zu seiner -«ntter. »aber ertlesidet sie aut, sie hat ,- sehe Augen und ich finde sie nach mei » is m Geschmack.« An- Abend erschienen « ist utter und Tochter in der Hofgesell - it, die Königin-Mutter und der Kar s lMazarin überhäusten sie mit Lie nswiirdigteiten Zwischen dein Kö ige und Marien tam es zu einer hef gen Auseinandersetzung Die Gunst, er sie bei dem Könige stand, hatte zu « .indsck,aft und Neid bei den ande amen erregt, schedensroh wurden r von allen Seiten die sreundlichen eußerungen Ludxoiag iiber die Prinzeß on Saoohen mitgetheilt. Rasch ent: slossan faßte sie ihren Plan. Gleich . us die ersten Worte-, die der König mit slblauter Stimme an sie richtete, ent gnete sie ihm: »Sck,ämen Sie sich " t, daß man Ihnen eine- io häßliche u ausdrängen willi« Ihre Leiden ast, der Zorn, der in ihren Auges » iihie, Unterjochten ihn völlia. Am Ideen Tage erstaunte der Hof iiber den Sinneswechsei des Königs. Mit stiger Höflichkeit begegnete er fortan Prinzeß. Während er in ihrer Ge nroart eine lange Unterhaltung mit z orien führte, sagte er ihr nur ein paar "»tie gemessener Begriißung.« « s e der interessantesten Freundinnen tvi I XIV. irae die ebenso schone deicheidene Herzogin von La Val , , die mit der Umgestaltung des Hof. s unter Ludmig le., sowie mit Tcutstehun des Schlosses zu Ver « I e zulgmmenhängt Das erste Izu otiailles sollte alles übertref Die Vorbereitungen dazu wurden, ist-Ists» L · As last-u No norugv get-ruh, uruu Leitun des Herzogs von Saint tgnan dem Plane des Italieners siarani ausgeführt Nach dem dama , Geschmacke mußte sich die zeitlich - eines jeden Tages an einen bestimm Ge«enstand tniipfenz Viaarani lte fiir den ersten Tag den Palast Alcine nach Ariosts Dichtung uns ’ te das von dem Könige selbst mit vornehmsten lidlen feine-«- bofstaateg zuführende Garrousel »les vlaisirz jte enchants1e«. Sowohl hierzu, als s zu den theatralischen Vorstellungen olgenden Tage waren besondere mit . . rn Luxus auggeschmiicttsGebäude - worden. Am ersten Tage satt «udtoig XIV» vom Kopfe bis zum - , mit Brillanten und Diamanten be Eins-» von einer reichgetleideten II r vät Waffenhserolden, Pagen und - pen umgeben Die glanzvollen « zu Versailles, die angeblich zu ««s der Königin abgehalten wurden, chlich aber den Triumph der La ? It verherrlichten, haben auch eine Eiern-historische Bedeutung; »sei! puntvollen Veranstaltungen natiiklich auch das Theater nicht - utden sum ersten Male die drei site von Molicksres noch nicht dell Tattii e espielt. Die Her von La all isre war trot- ihre . eine feinfiihlige Frau und der i- iiterliche und vielleicht edlere welcher den hos noch in Ludwigs « «o ten belebt haben mochte, ging · C Valliesre ins Kloster. Am - i11674 hatte dieselbe in den Ge - der Frau von Montespan zu von dem hose feierlich Ab W ,,. IS schied genommen, um bei den Carrnelite « rinnen der Straße St. Jacques zu Pa i ris ais ,,Soe.ur de la Mist-ricorde« ihrem · Schmerze, der Erinnerung einer glan zenden Jugend und der Uebung guter Werke zu leben. Die schlau-e, verfciunihje und gewissenlosr Marquise d-: Monte: - fpan hatte ihre Freundin, die Herzogiu, « E verdrängt; der König hatte die Mar « quife im Königlichen Lustgarten gesehen, : I sie mußte lange im Königlichen Schlosse bleiben, ihr Gemahl erwartete iie verge- 7 Nach-Hagen konnte es ihm nicht länger verborgen bleiben, daß seine Gemahtin deg- Königs Geliebte geworden war. Der J Marquis ging aufs Land. Dort war · tete er ein ganzes Vierteljahr vergebens aus die Rückkehr der ungetreuen Gattin. Dann erschien er ptötzlich in Paris am f bens zu Hause. Endlich nach mehrfachen ! mantel und in einer mit schwarzem Tuch bezogenen Kutsche. Der König sragte ihn, weshalb er in solchem Aufzuge er scheine. Die Antwort war: »Majestät. mir ift meine Frau gestorben!« Der später verwiesen werden. Frau von Montespan selbst aber wurde fiir eine lange Reihe von Jahren der allmiichtige Mittelpunkt des Hofes. Die Nachfolgerin der Montespan wurden die Maintenon und dann die Pompadour, und wie diese Frauen Land und König beherrschten und der Politik ihrer Zeit ihr«Gepriiga gaben, ist zur Genüge bekannt. Ludwig xV. lebte in glücklichfter Ehe mit Maria Lesczhnsla, bis auch er, Ver feine Gattin liebte, durch allerlei Hof intriguen eine Freundin erhielt. Frau non Fmaikln men- his Aus-klarem- Nrrb Hofe in einem langen schwarzen Trauer- . Marquis mußte, weil er sich diese Thei- » lung nicht gutwillig hatte gefallen lassen » wollen, in die Baftille geworfen und « i i ! l i l l der ersten Zusammenkunft eilte Frau von Main ganz verzweifelt und scham roth zu der Prinzessin von Carignan und tlagte ihr unter Thriinen, daß sie gar tesinen Eindruck auf den König her dorgebracht hätte. Es tostete sehr viel Mühe, sie zu einer zweiten Zusammen tunst zu bewegen, und nach dieser tarn sie ganz entzückt zu Frau von Carignan. Die Freundinnen des Königs tornrnen und gehen, ihr Einfluß verblaßt trotz ihrer körperlichen Reize vor dem Ein flusse der Pompadout. Die Marquise starb 1764, unsd Ludwig XV. begleitete ihren letzten Weg, als er von weitern den Leichenng gewahrte, mit den Worten: »Die Marquise wird kein gutes Wetter aus ihrer Reise haben.« Die Königin, als sie- von der Krankheit der Marquife unterrichtet wurde —- um deretwillen sie 20 Fahre gelitten hatte, sandte zu ihr, um ich nach ihrem Besinden zu erkundi gen. Der König hörtedavon und sagte-. »Das sieht rder Königin gleich, der Schritt ist unter ihrer Würde, doch wür dig ihrer Tugend-« Marie Lechnsta . äußerte sich iiber ihre Führung bei die ser Gelegenheit: »Wie glücklich wären wir, wenn wir dadurch, daß wir Men schen Verzeihung g-:währen, die sie nicht verlangen, bei ihnen den Gedanten er weckten, Gott um Verzeihung zu bitten, der weit mehr beleidigt worden ist als wir.« ——«-«s————-.s.-—- — —-—-— Bettlrrtiotk, ——-. —,..«-..-.-»· Erzählung aus-dem Arttsten-Leben. Ein eleganter Fiater, ganz nach Wir ner Art, wie wir sie jetzt häufiger in den Straßen Berlin-H antreffen, tam von der Kronprinzenbriicke her die Karlstrasze entlang. Lässig zurückgelehnt, saß in den Polstern eine extravagani gekleidete Dame, die gleichgiltig, scheinbar ver ächtlich, die Fußgiinger musterte, wäh rend von diesen das Gefährt und na mentlich dessen Jnsassin mit neugieri gen Blicken betrachtet wurde. Jetzt bog der Wagen in die menschen durchfluthete Friedrichstraße ein« tvo Fuhrioerte und Passanten den Weg veriperrten. Ein til-er das andere Mal .—«k..- III tlclz Dcl UULIWU sciuku Iwurpui Wur nungåruf erklingen. Umsonst. Er konnte nur Schritt vor Schritt vor wärts tommen und hiitte trotz aller Achtsamkeit beinahe eine Frau übetsah renl Die Unoorsrchtige gerieth glücklicher Weise nicht unter die Räder. sondern wurde nur von einem der Pferde bei Seite gestoßen; immerhin so unsanst, dasz sie taumelnd am Rande des Bür gersteiges zu Boden siel. Des Fiaters herein stieg eilig aus, um sich nach det Verungliickten umzu sehen, die sich jedoch unverletzt erhob. Die Blicke der Frauen trafen sich. Fast gleichzeitig schienen sich beide zu erken nen, und jede von ihnen ries erschrocken, unwillkürlich den Namen der Anderen aus : — »Marietta?!« »Charlotte!!« Aber es war lein Ton der Freude, kein Laut der Herzlichteit, der aus den Worten llang. Jm Gegentheill Et was Fremdes, Kaltes, Feindseligesl Und doch gab es zwischen diesen bei den Menschen, die sich wie zwei Wesen aus verschiedenen Welten ausnahmen, wischen der üppigen Mondaine in der ätzarrem prunthasten Toilette und dem ärmlichen, blassen Weib etwas Gemein sames: Bande des Blutes, die sonst sich nie zu verleugnen pslegenz Marietta und Charlotte waren Schwesternl Sie ammten aus einer alten Arti stenlam te, in welcher die Kunst höher eschiiht wurde als jede andere Lebens istellt-rig. Den Falront’ö galt es als Schande, wenn ein Kind nicht siir ir gend einen Zweig der Gymnastil heran gebtldet werdens konnte. Man wußte l fogar einen Fall zu erzählen, daß ein zwölfjähriger Knabe, ein Sohn Ernefto «5-alconi’5 des Großvaters, weil er zu jchwächlich gewech, um Atrobat zu werden, fich aus Verzweiflung erschaffen hatte. Auch Marietta nnd Chariotte waren zu dem gleichen Berufe erzogen und gr meinfam, unter der Leitung ihres Ba ters von Kindheit an unterrichtet wor den. Aber während die ältere Charlot te eifrig ihrem Ziele nachftrebte, ging Marietta von jeher mit Unluft und Wi derwillen an die Arbeit. Als vierzehn-— jähriges Mädchen floh sie dann zu gu terletzt aus dem Elternhaufe, um den Strapatzen der Lehrzeit zu entgehen. Der Vorfall galt als unerhört, un verzeihlich Eine Falconi —- Abenteu- - rerin?! Nicht, wie Alle, eine ehrliche 7 Artiftini Sie wurde ihren Angehöri- « gen ein Gegenstand unverföhnlichen Hasses-. Obgleich Marieita heute als elegante Modepuppe der Schwefter wieder gegen iiberteat, war für Charlotte, welche Ar tiftin geblieben, jene Empfindung nicht verfährt. Stark und unabweisbar lo derte sie empor, noch gefchiirt durch den Anblick des üppigen Wohlstandes in dein Marietta lebte. »Du fcheinft ja keine Noth zu leiden,« fagte Charlotte, und aus dem Ton klang Etwas wie Neid. Marietta fühlte sich in ihrer Situa » tion überlegen und antwortete ten-animi rend: »Nein, Gott fei Dank! Jch habe mehr, als ich brauche. Anfangs ift es mir . natürlich nicht berühmt gegangen. Was » habe ich nicht Alles gethan, um mich durchzufchlagen. Aber jetzt kann ich nicht klagen. Jch bin Sängerin gewor den, —- Chanfonetie!! Ja. Man hat meine Stimme entdeckt! Was fagft Du dazu-! Originell, wie? Aber die Sa sb- b-» sich wenn-itan vollnui minan · i l i i Was hätte ich, wenn ich Atrobatin ge l, blieben wäre?« s Sie warf einen mitleidigen Blick auf i Charlotte, die rasch, wie zur Entschul digung, erklärte: »Wir hatten auch immer glänzende Sagen. Aber mein Mann verstand nie, zu sparen. Von einem halben Jahre ist er gesiiirztx ben Rückenwirbel ge brochen. Seit der Zeit konnten wir kein Engagement annehmen. Das bringt Einen natürlich zurück.« « »Ja, ja —- man sieht’s. —- Na, wann werdet Jhr denn wieder arbeiten könreen?« »Ich übe mit meinen Kinder ikarische Spiele. Wir müssen erst mit ber Ein studirung ganz fertig sein; vielleicht in zehn bis zwölf Wochen.« »Ach du lieber Gotttt Ein schöner Beruf! Na, ich danke meinem Schöpfer, dafz ich so was nicht mehr kenne, daß ich zur rechten Zeit durchgebrannt bin!« Charlotte stieg die Zornesröthe in die Wangen. »Ich glaube gar, Du rühmst Dich noch Deiner Schande! Wer weiß, wem Du Deinen Putz und Krani zu ver danken haft! Wir sind arm: aber wir haben unseren ehrlichen Fiiinstlernamen und den haben wir uns selbst in rastlos ser, harter Arbeit errungen!« Marietta zuclte die Achseln. »Ich bin Artistin, fo gut wie Du!«« »Nein! Leute Deines Schlage-s haben tcin Recht, sich Urtisten «u nennen! Das bischen Singen und Grimassen schnei den, soll das mit unserer Kunst, die Jahre des Studkums ersorderi, auf einer Stufe stehen?! Darf es sich mit unserer Arbeit veruleichem für die wir unser Le ben auf’s Spiel setzen?« »Es bringt uns mehr Geld ein, als Euer Hansdwerk!« »Geld oder nicht! Und wenn ich hun gern miißte, —- mit Dir möchte ich nicht tauschen!!« Ohne ein Wort des Abschiebs wandte Eharlotte der Schwester den Rücken und ging eiligst von dannen. Marietta blickte ihr verbutzt nach. Dann schritt sie auf ihren Wagen zu und, während ein ironiiches Lächeln ihre Mund-wint« umspielte, murmelte sie kopfschüttelnd: «Bettleritolz! Bettlerstolz!!« —- — Charlotte drängte sich mit raschen Schritten durch das M:nschenge.viihl. Ein Haus des nötolichsten Theites der Mitllerstraße war endlich ihr Ziel. Sie stieg bis zum obersten Stock empor und betrat ein enge-S, oiirftiges Zimmer, ihr heim, in dem, ärmlich und trübselig, ihre drei Kinder hockten. Cora, die Aelteste, ein Mädchen von 13 bis 14 Jahren, kam ihr schluchzend entgegen »Mutter, der Wirth war wieder hier« Wenn wir nicht in drei Tagen dseMethe bringen, will er uns vor die Thüre ieheni« »Hast Du ihm nicht gesagt, daß wir bald wieder ins Engagement gehen und dann Alles bezahien iännen2« »Ja, aber er will nicht länger war ten-« »Mein Gott« woher soll ich denn das Geld schaffenW Jch habe es doch nicht. Krum die nöthigiten Möbel find uns ge blieben. Alles ist schon verpfändet!« Auch Charlotte fing zu weinen an. »Er iagte«. fügte Cora hinzu, »wir wären blos zu fault Die Artisten, die ar beiteten, hätten alle große Gagen. Eine Chansonette im Wintergarten betäme 10,000 Mart im Monat!« Charlotte zuckte zusammen. Sie dachte an ihre Schwester. Von Neuem übermannte sie blinder Zorn. Sie ballie die "uste und rief leidenschaftlich: » nd ich möchte doch nicht mit Ma rietta tauschen!« «Moriettai« fragte Cora erstaunt. l— — Dann ergänzte sie zaghaft, als fürchte sie sich, das Wort auszusprechen: »Tante — Marietta't« I »Ja, sa, sie meine ich! Sie ist auch , Chanfonette geworden und schwelgt im Ucberflufz. Eben bin ich ihr begegnet. Sie, die unseren Stand mißachtet, un seren Namen gewiß mit Schande bedeckt hat« sie wühlt im Golde, während wir hungern! —— Hungern!!« Cora war in Allem die Vertraute ihrer Mutter, wie eine gleichaltrige Freundin. frühe-eif durch den Ernst des Lebens, der an sie herangetreten. Sie be ruhigte Charlotte mit sanften Worten, und Beide beriethen zufammen, was zu thun fei. Endlich wurde der Entschluß gefaßt, versuchsweise mit den itarifchen Spielen ein Engagement zu absoloiren. Ein Agent hatte ihnen unlängft den Antrag gemacht, in einem kleineren . Variötfs aufzutreten. Jeyt drängte die Noth. Wenn den Produktionen auch noch die Sicherheit fehlte, dort konnten sie es wohl immerhin schon wag-en, sich dem Publikum zu zeigen. Noch am gleichen Abend ging Charlotte mit Cota zu dem Direktor des Speziali täten - Theaters und unterzeichnete den Vertrag. 500 Mark Monatsgage. Welch geringes Aequivalent für die Gefahr rnit einer unsicheren, halbfertigen Arbeit zu debiitirent Charlotte war trotzdem muthig und derirauensvoll · Jn zwei Tagen sollte das Debut der Falconi’s stattfinden. Die Proben auf der Bühne des Barifstfss fielen schlechter und unsicherer aus, als die früheren Uebungm Charlotte’s Zuversicht wurde wankend und namentlich Cora’s be mächtigte sich eine nervöse Unruhe, die sich bis zum Abend des ersten Auftretens mehr und mehr steigerte Es war eine Sonntags - Vorstellung und das Spezialitäten - Theater zeigte sich bis aus das letzte Plätzchen gestillt. »Ist es noch nicht so weit?« fragte Char lotte ungeduldig den Regisseur. l »Gleich. — Fräulein Bertrand singt . nur noch eine Zugabe.« l Draußen aus der Bühne fing die Chansonette an, ihr Lieblings- - Kouplet vorzutragen: »Die Gigerltönigin.« Tändelnd wiederholte sieh der Refraim »S-eh’n Sie, das ist ein Geschäft, Das bringt noch was ein, Ein jeder Mensch, der tann das nicht, » Es will verstanden feint« t Seltsam! Wie tarn es, daß Cora jetzt J urplötzlich wieder an Marietta denten mußte? Jhr war’s als ob etwas Geheim rrißvolles ihr zuflüsterte: »Noch ist es Zeit! Laß Alle im Stich, wenn Du leben willst und glücklich werden! Jn wenigen Minuten tann es zu spiit feint« Der Vorhang siel. Die Sängerin hat für heute wieder mit ihren drei Liedchen mühelos ihr Geld verdient. Sie eilte lachend in die Garderobe. »Nun Muth«, flüsterteCharlotte, selbst blaß und zitternd vor Aufregung. Dann lies sie mit ihren Kindern auf die Bühne hinaus. Schon ihr erstes Erscheinen machte kei nen günstigen Eindruck aus das Publi tum. Man ist gewöhnt, von Kraft und Gesundheit strotzende Körper in derlei Künsten zu bewundern, nicht schmächtng irlkwärhlidze Menschen, deren Aussehen aus eine lange Reihe von Fasttagen schlie ßen läßt. Die Produktion begann in der bekann ten Art der ikarischen Spiele. Charlotte Legte sich aus einem rothen Sommetkissen nieder. Bald auf ihren ausgestreckten Armen, bald aus ihren Füßen sührten Harrh und Edith, die beiden Jüngsten, Handstände und leichtere Uebungen aus. Jetzt sollte Harrh, nach einem Wurssalto, aus ihren Füßen wieder landen. Der Versuch mißglücktr. Cora, die noch un thätig im Hintergrunde stand, überlies es heiß. Nocheinmalt Wieder mißlungen! Ebenso der dritte Versuch! Die Leute irn Parquet wurden schon unruhig. Einzel ne lachten. Endlich glückte der Tric. Gott sei Daan Cora athmcte aus. Charlotte richtete sich empor, als er wartete sie Applaus. Aber teine Hand rührte sich. »Weiter, Mutter, weiter!" slüsterte Cora in Todesangst. Die Frau nahm ihre Lage wieder ein, und das Mädchen stellte sich in angemes sen» Entfernuna hinter ihr auf. Cora sollte jetzt Harry auffangen, den die Mut ter zu ecnem Salto mortale in die Höhe schleuderte. Aber der Kleine flog zu sehr seitwärts-» sodaß rr von den Schul tern der Schwester abglitt und beinahe Zu Fall kam! Das Lachen in den Sitzreihen wurde deutlicher. DLe armen Menschen auf der Bühne verloren allen Muth, die folgenden Uebungen mußten erst recht mißglücken. »Aufks·oren! Aufl-ouan schrie man den Artisten zu. Die Zuschauer lärmten und zischten. Der Regisseur winkte aus der Coulisfe und rief: »Schluß! Genug! Abgehen!« Er wollte den Vorhang fallen lassen. Aber Charlotle bat, keuchend vor Aufre gung: »Mir noch den Doppel-Salto von Co ra! Nur noch-das Eine!!« Haftig hatte das Mädchen ihre Stel lung eingenommen, und die Mutter schleuderte sie mit der lehten Kraft em por. Wie eine Kugel drehte sich Cora zweimal im Fluge herum. Aber sie ver fehlte, landend, das Ziel! —-— Mit dröh nendem Klang fiel der schwere Körper aus den Boden. —- Betvegungslos lag das Kind da, —- ohne ein Lebenszeichenlt Der Vorhang fiel und entzog das Bild den empörten Zuschauern. Charlotte kniete, halb ohnmiichtig, ne ben ihrer Tochter, deren Glieder sie zit ternd betaftete. .Cora, Cora,« rief sie la wilder Ver —l zweislung. »Du·darfst nicht sterben! Was soll aus uns werden?!!!« Das Mädchen schlug die Augen auf, — i die Augen einer Sterbenden. Schwer « athmend, wollte sie sprechen. Aber nur E ein kaum verständliches Flüstern brachte sie hervor. Sie drückte die Hand der Z Mutter und rächelte. . « Gerade in diesem Augenblick verließ i, Fräulein Bertrand ihre Garderobe. Sie l schritt hinter dem Prospekt dem Ausgan- » ge zu und trällerte den Resrain ihres » Liedes: s »Sehn’n Sie, das ist ein Geschäft, f Das bringt noch was ein!« J a c q u e s B u r g. . I Bin letzten Änqcnliliktn Kriminal - Geschichte von R o b e r t B a u e r. i Die Verhandlung neigte ihrem Ende zu und wie anders konnte sie wohl enden als mit der Freisprechung der beiden An- ; geklagten, die nun schon stundenlang mit der gleichen vornehmen Ruhe die Fragen des Präsidenten am Schwurgericht zu .berg beantwortet hatten, ohne Zö gern, präzis und in voller Uebereinstim mung. Schwere Verbrechen waren ihnen zur Last gelegt; unter der Anklage des Ein bruchsdiebstahls saßen sie seit mehreren Monaten in Untersuchungs-hast und heute vor den Geschworenen. Es war nach einer stiirmischen kalten Herbstnacht gewesen, als drei der reichsten Goldwaarenhändler in der Stadt in frü her Morgenstunde fast gleichzeitig Je Sllloellutlg Ums-frech uukz sie m urr grau-r schmählich beraubt worden waren. Feine, schwere Jungens ; so hatte der Polizei hauptmann nur gesagt bei der Untersu chung der exatt ausgefeilten Schlösser, beim Ansehen der Nachschlüffel, und der Blick, den er dabei auf die um hohe Baar summen und werthvolle Gegenstände be raubten Juweliere warf, war nichts soe niger als verheißungsvoll. Waren doch seit mehr als vier Mona ten in einer Reihe von benachbarten und entfernteren Städten ebenfalls solch schwere Einbrüche verübt worden, mit dem gleichen Erfolg, mit derselben Kühn heit· Aber nach den Thätern suchte man heute noch vergebens. Und hier hatten sie zu den alten Verbrechen neue ge fügt ..... Die zwei jungen Männer auf der An tlagebant aber konnten unmöglich so ver wegene gefährliche Burschen fein. Vor einem halben Jahre erst von Amerika zu rückgekehrt zu einem längeren Besuch in der süodeutschen Heimath, hatten sie zu nächst den gemeinschaftlichen Geburtsort F. ausgesucht und dort bei ihrer Tante Weinand eine freundliche Aufnahme ge funden. » Von F. aus wollten sie ihre Touren J unternehmen, denn es lag in ihrer Ab sicht, das alte Vaterland erst noch recht tennen zu lernen, ehe sie der Heimath für lange Lebewohl sagten, um jenseits ch « großen Wassers zur Ruhe zu kommen und den längst ersehnten Haus-stand zu griinoen. So hatten sie der freundlichen Gastge berin erzählt, und wochenlang hielten ihre Touren sie fernab vom Hause. Aber immer wieder zog es sie dahin . zurück. Des Hauses Töchter hatten es ! ihnen angethan und an einem fröhlichen I Berlobungsabend wurde beschlossen, für zwei junge Ehepaare baldigst Plätze auf einem nach Amerika abgehenden Dam - pfer zu belegen. Da fuhr wie ein Wetterstrahl in die ses heirnliche Glück der Mädchen die ) Nachricht von der Verhaftung der gelieb f ten Männer. f Dem ersten Verhör folgte eine Haus » fuchung, gründlich und peinlich, wie sie j nur die gefühllosen Männer des Gese - tzes vornehmen konnten. Diese unaus j hörlichen Fragen, dieses Mißtrauen und diese versteckten Antlageni Und als dann nichts mehr übrig ge tUJus »mi- tmä den Oboe-san Incikfon Ustsskss s-»·-, --·- --» -.. s----.. I und tastenden Händen der Beamten ent sangen war, da begann die Tortur auf s Jteue bei der Berathung der Frage, ob die drei Frauen nicht dennoch noch zu verhaften seien wegen Beihilfe zu den Verbrechen, sei es auch nur, um der Be seitigung von Beweismitteln vorzubeu gen. » Gottlob, man stand davon ab, aber die Frauen fühlten instinktiv, daß sie der Gegenstand schärfster Beobachtung ’ waren, tauin wagten sie das Haus zu verlassen, und unter diesem Druck J schleppten sich die Tage in peinigender f Ungewißheit träge hin bis zur Ge s richtsberhandlung. « f Binnen einer Stunde mußte die Ent scheidung fallen. Nichts war den An getlagten bewiesen worden, auf keine Frage waren sie die Antwort schuldig geblieben, und immer mehr Milde legte der Präsident in seine Fragen; er schien selbst von der Unschuld der Angektagten überzeugt. So würden sie bald frei sein von dem schmählichen Verdachte, diese wie jene; schuldlos wieder dastehen vor den Mit menschen, die sie so schnöde behandelt hatten und denen sie nun endlich, endlich fden Rücken kehren konnten, Seite an l Seite mit den geliebten Männern, und ! glüelverheifzend leuchtete es in den Au f gen der beiden Mädchen auf in diesem » Gedanken .. . »Zeugin Anna Weinand, treten Sie vor; einige Fragen an Sie zu richten!« Bestürzt erhob sich das Mädchen, zögernden Schrittes leistete sie der Aufforderung Folge — da war es .-..--« - « M wicdek, das einem-Hunde Gefahr — und als der durchdringende Blick des Staatsanwalts sie traf, da senkte sie verwirrt den Blick zu Boden. »Was können Sie mir über Ihren Briefwechsel mit dem Angeklagten sa gen, haben Sie oft Briefe von ihm er halten und ihm Briefe geschrieben?" »Er hat mir oft geschrieben, und alle Briefe befinden sich in Händen des Gerichts, denn sie sind bei der Haus suchung beschlagnahmt worden« »Und sonst hat er Ihnen nichts ge schickt, nicht einmal Ansichtskarten von den schönen Punkten, die er auf seinen Fußwanderungen besuchte?« »O doch, auch die wurden — doch nein, diese sind ja noch in dem Album enthalten, welches mein Bruder in die Buchbinderwerkstatt seinesMeisters mit genommen hat, um den Einband zu er neuern.« Einen Blick des Erschreckens wechsel ten bei diesen Worten die beiden Ange tlagten, kaum mertlich, und doch nicht entgangen dem Auge des Staats - An walts, auf dessen Antrag der Gerichtshof alsbald beschloß, eine dreistündige Pause eintreten zu lassen, da sich weitere Erhe bungen nöthig machten. «Angetlagte, wollen Sie noch länger leugnen angesichts dieses erdrückenden Beweis-materials das, wie Sie seibst wissen, in diesen Ansichtskarten enthal ten ist, wollen Sie noch weiter die un schuldig Berfolgten spielen, wo Sie doch längst in’s Zuchthaus gehören ?« Hart und schneidend durchdrangen diese Worte des Präsidenten die lautlose Stille, verschwunden war die Milde, als er fortfuhr : ,,Jhre Tagebijcher, die hier hnkliwwv nnd fri- Esp MH sitt-f npfnftkätk rührenden Sorgfalt führten, sodaß sich beide aufs Wort gleichen, verzeichnen unter’m 24. September als Aufenthalts ort das kleine Waldstädtchen ....forst, das sie laut Eintrag in das Fremdenbuch Jhres dortigen Quartier-T des ,,Gasthof zur Tanne« früh gegen 2 Uhr verließen. angeblich um Jhre Fuszwanderung an zutreten. Und wohin Fing diese ? Zum Bahnhos, um den 2 hr Schnellng zu benutzen, der um 3 Uhr in unserer Stadt eintrisst. Jn jener Nacht aber sind die Einbriiche hier ausgeführt worden und zwar nicht vor 3 Uhr, das bewies der Zeuge LehberngrachZ Uhr nach Hause ging und einer alten Gewohnheit folgend, die äußere Ladenthiir im Vor beigehen untersuchte und konstatirte, daß sie geschlossen war. Früh stand sie wezt aus und der Mann war um Tausende beraubt. Daß Sie aber den fraglichen Zug in jener Nacht benutzt haben, dafür ist diese Ansichtskarte hier Beweis genug, welche, wie der Poststempel zeigt, zwischen 9 und 10 Uhr hier an Fräulein Anna Weinand in F. ausgegeben wurde. Da wollen Sie noch behaupten, in ....berg gewesen zu sein ? Das ist aber nur ein Glied der Kette. Wunderbarer Weise waren Sie am nächsten Abend schon wieder tief in den Bergen, jenseits von ....sorst — mittelst Schnellzuges geht ja so etwas rasch «——, wieder brachen Sie in den er sten Stunden des neuen Tages auf, wie der iam in jener Nacht ein schwerer Raub Vor, und zwar in . . . . hausen, das sich von ....sorst aus gar bequem mit dem Zuge erreichen läßt, sriih genug, um noch an die nächtliche »Arbeit« zu ge hen. Und wollen Sie noch leugnen, daß Sie auch die Einbriiche in ....hasen, ·...stadt, . burg und . . . .heirn ver iibt haben, wobei Sie, wie aus Grund Jhrer Tagebücher und der hier vorlie genden Ansichtskarten festgestellt ist, ganz in der gleichen Weise operirten: stets in einer kleineren Bahnstation als harmlose Touristen sich einlogirten, aber immer einen Ort wählten, von dem aus sie in nächtlicher Stunde mittelstSchnell km» Ervrefuuaes binnen kurzer Zeit eine große Stadt erreichen konnten, die Sie dann zum Schauplatz Jhres verbrecheri schen Handwerks machten. Und dann, wenn Jhnen das gelungen war, da schrie ben Sie in der Freude Jhres Herzens stets Ansichtspostlarten aus der gebund schatzten Stadt an Jhre Mädchen, und diese Karten bringen Sie heute ins Zuchthaus. » Der Gerichtshof hat beschlossen, wieder in die Beweis-aufnahm einzutreten . . .« Je fünf Jahre Zuchthaus und ebenso viel Ehrvetlust ! Schweigend nahmen die Angeklagten das Urtheil auf. » Auf der Zeugenbank aber saßen zwei . tiefungliickliche Mädchen, die durch einen ’ geringfügigen Umstand vor dem trauri gen Geschick bewahrt worden waren, auf Lebenszeit an Berbrecher getettet zu sein — im letzten Augenblick. - - -«-...---- --..—..« Der 400jährige Gedenk tag der Schlacht bei Hein min gst ed t, welche die Dithmarschen vom Dänenjoch befreite, wurde überall im Dithmarschen festlich begangen. Den Glanzpunkt der Feier bildseten der histo rische Festzug, der sich von Meldorf nach dem Schlachtfelde bewegte und die dort ersolgende Einweihung des Denkmals. Jm Zuge waren geschichtliche Personen und Gruppen aus dem Befreiungetriege dargestellt. Ein Unverdrossenet. Fräulein: »Was würdest Du se f » wohl thun, lieber Vetter, wenn Du wii » test, daß kein Mädchen auf der Welt Dich i neben könnten Herr: »Dann. mein liebes Biizchserh ging ich jetzt sofort mit Deiner Hätt-u Erlaubniß ins Kloster-« F