Mag liegt daran? Novelle von Mavagiorschseln .—--.f .—-.-.—.... Gottleisuuw Ein solcher Besuch wäre in der That etwas Ungewiihnliches genåeysen da er dem Vormund seit seiner iindigleitss erllärung mer außerhalb dessen Woh nung begegnet war. Der alte Rath, von konservativen Ansichten durchdrungen, liebte es die neuerungssiichtige Jugend sur Rede zu stellen Mit solchen Män nern distutirie Edgar nicht gern, da er Ech eindildete, von ihnen nichts lernen zu Diesen letzteren Anspruch ader heilte er an Jeden, der sich mit ihm nicht ein alltägliches Gespräch einließ. Er mochte eine Viertelstunde in der Illee aus- und abgegangen fein, als er unter den Passanirn den Reaierungörath bemerkte. Er trat an ihn heran, grüßte ihn und bat sich ihm aus dem Spazier Zunge anschließen zu dürfen. Die Er bnisz wurde mit sichtlicher Befriedi- E gung gewährt « Der Rath war ein hagerer, ein wenig I galt gehender Mann, dessen Haar nnd nunhart bereits ergraut waren. »Ich hatte Sie selbst schon einmal aus? der Straße angesprochen, lieber Edgar, i aber ich hlade Die ja niemals anders ge- ; trofer a lz in Damengesellschast « sagte ; er. »Ich hätte Jhnen gern einmal mein : Kompliment gemacht, man erlebt es sel ten, daß Menschen sich so nach der guten Seite hin ändern Sie haben wohl da ran gethan. den Leutnantsrock an den Nagel zu hängen als Philosoph sind Sie weit besser an Ihrem Platze. Sie « Ellen ja ein wahres Genie sein, Profes- Z t Wild hat mir Wunder von Jhreri ssertaiion erzählt, «- aher noch mehr I als mit Worten philosophiren, —- das i ist Sache der angeborenen Befähigung E — schiihe ich es wie ein Philosoph zu le sen. und das scheinen Sie zu thun. ob gleich es Jhnen wohl schwer fallen muß.'« z I-:- l--s--- -I2 --I jw quer-Ue now »u- usnxh arg eu ibr, Herr Regierungsrath Gerade um setehrt, —- das frühere unbändige Leben ? war es, das mir schwer fiel. Meine E anze jugendliche Einbildung gehörte gasti, utn dieses haliloso Treiben als das wahre Leben betrachten u tönnen. Die Philosophie war es, diä mir oie sagen geöffnet hat, zunächst Schopen- : sauer, der durch seine leichte Schreidart i den Eintritt in das Wunderland des ; Geistes erst ermöglicht —- Worang aber E ehließen Sie, Herr Regierungsrath daß . so exemplarisch philosophisch lebe Z« »Nun, lieber Freund, der wahre Phi- · losoph ist Joch Derjenige. der seine Be- E dürfnisse auf das geringste Maß zu b-- « schränien weiß. Die geringsten Bediirf· I nisse aber hat wohl der, der am wenigsten , Geld braucht, und da Sie schon lange ; mit Jhrenr Taschengelde reichen »Y« »Halt, Herr Vormund« ich darf Sie nicht weiter sprechen lassen, denn Sie bei . schämen mich. Ich habe jetzt eben nichts : anderes beabsichtigt als Sie um den « Rest meines Vermögens zu bitten.« Erst sah ihn der Regierungs-roth er staunt an, dann lachte er. »Dann wette ich, Sie sind zur prak chm Philosophie übergegangen Ge wollen Sie das Geld nat-dringender cnleaem vielleicht damit spekuan — das entspräche ja dem heutigen Zeitgeist.« MS von alledem, ich will mich nur von meiner Mutter gänzlich unabhängig machen und von dem Gelde so lange leben, bis ich im Stande bin, neues zu verdienen.« « »Das würde Ihnen vielleicht schwebet fallen, als Sie denken-« »Ich dente es mir eben nicht schwer. Geist ist auch eine Waare, die man in Geld umsetzen tann.« »Ihr Geist ist aber in Philosophie an setegt, und das ist ein Werth, der sich nicht so leicht umsehen läßt-« «Geist und Philosophie betrachte ich nur als das handwertszuig und das-, Iereint rnit einem redlichen Bemühen, Ieicht wohl immerhin, um einer Familie send zu schafme «Einer Familie i« Hei diesem Falle einer einzelnen Per son« erwiederte Edgar erröthend. »Es können aber schwere Schicksals schiäge eintreffen —« »Ja-whi, diese Welt ist ja o einge richtet« daß inan über diefsth hin dernisse hinwgszhezrkdf Yießliet doch —--I- IS -ce--— I - »--- — IW UND EDIIDOIOCOUHIJUZIOO VIULULSIS DUÅIÄII . Nun gut, was liegt daran ! Ein Men- ; schenleben mehr oder weniger !·' l »Ich wünschte, Sie hätten Ich die neue philosopr nicht so bedingungslos an- l ignet, « sagte der Reaierungsrath, « Einen etwas verstimmt, »un- gewöhnli- s cheuMenschen liegt an einem Menschen- « leben viel, unb der ganzes-c- Itaai ist eigent lich aus dem Prinzip ausgebaut, das lief-Ietzleehen möglichst lange zu erhal- s «szi Beispiel im Kriege,« wars Ed- ! sur ein. »Auch irn Kriege, ber bei ber Verschie t der Völker einmal unvermeidlich me den bie Regierenben zuerst werd-n wenn es angänglich LIW uch ins Krie sind umfassend-e Mkbaltung bei Men JWIMN Aber wir wollen ägim Leben zurückkeh Inn« sngte lächelt-b ber RegierungsraQ M vor allen Dingen feststellen baß sit m im Eifer des Gespräch-s weiter m der Stadt entfernt beben, als bat MAT- meines Spazierganges Dir also nicht nur nach MUJMMM auch zu unserem ur Sie wollen ÆÆ »Da-W nd die old us, in Iris-M M «- W mi- Si tverden mich ent chuldi ,toenn ich an dem Sohn eines alten reundei einigen Antheil nehme. Jhr ntschluß scheint mir ein Zerwürsniß mit Jhrer Frau l Mutter vorauszusetzenf ; »Die Anschauungen meiner Mutter stimmen allerdings mit den meinen fast in keinem Punkte übereink« , »Es ist immerhin die Mutter - —- ein . uns heiliger Begriss.« -’ »Wifsen Sie, Herr Regierung-Brach wie Anzengrubers Drama »Das vierte ? Gebot« schließt i »Ehre Vater und Mutter — aber sie müssen auch danach sein i« Wenn mir irgend ein fremder Mensch nur Liebes und Gutes erweist, wenn er auf meine Wünsche Rücksicht nimmt, wenn er meine mit den seinen nicht übereinstimmenden Ansichten nicht J feindfelign fie duldet seid seine nender Weise äußert, soll ich einen der artigen Menschen wenn ich ihn auch erst vor kurzer Zeit kennen gelernt lsätte nicht dem nächsten Verwandten rotziehen der E mir das Gegentheil von all den guten nen erweist ?« D«»«-ie stellen die Gegensäse allerdings etwas zu schroff hin.« »Aber, wenn diese Gegensötse nun eins mal so schroff vorhanden sind i« »Darf man fragen, wer denn diejenige Person ist, welche den Geoensay zu Jhrer Frau Mutter bildet i« »Ich sprach nur im Allgemeinen,« er wiederte Edgar verwirrt. »Und doch dürfte eine Bermuihung meinerseits nicht allzu gewagt sein — als ehemaliger Vormund darf ich mir wohl diese Anspielung erlauben ——--— man spricht in der ganzen Stadt von Ihnen in Verbindung mit einer jungen Dame — »Es ist nicht nöthig, den Namen zu nennen, Herr Regierungsratb.« unter brach ihn Edgar nett-ös, »ich würde doch nichts weiter thun tönnen, als die allge meinen Gerüchie zu bestätioen, und Sie können mir glauben, daß alles. was sich gegen mein Benehmen in dieser Angele genheit sagen läßt, von meiner Mutter bereits dor bracht worden ist. « ann ich mir denken und ich nd gehäf ämpft, ondern ; Mansichtxn scho- i rrle miay works auch urspr, wenn icg all nehme, daß in diesem Punkte die haupt uriache Ihrer feinvfeügenStimmung gegen die Frau Gräfin zu suchen ich. Ich witrne darüber nicht anders denken. Nur diese eine Frage gestatten Sie mir: wal len Sie alles Glück, welches das Schick sal Ihnen in die Wiege gelegt hat« die fern einem kurzen Glücke zu Liebe preis geben?« »O. das sogenannte Glückl« rief Ed gar sartaftisch. «Eine wie lächerlich kurze Zeit bringen wir auf dieser Erde zu, und da spricht man noch von dem Erringen eines Glückes! Wenn ich nun das halbe Leben hingebracht habe, und wenn das Glück nun wirklich errungen ist, wie lange kann ich es genießen? Und wenn ich es lange genießen kann. was liegt daran, wem liegt darani Nein. ich will mich nicht von allen diesen trämerifchen Erwägungen leiten lassen. Ich will Den schweren Kampf gegen vie Kcnuenienz kämpfen —- sder nein· nicht gegen fee kämpfen will ich, das hieße, ge gen Windmühlen tämpferh — aber ent ziehen will ich mich ihr.« «Sie wollen fliehen nnd die beiden Mädchen welche Sie ins Gerede gebracht haben. verlassen?« .Wer ift die Zweit-ei« »Ich weiß nicht, welche Ihnen die Erste ist, denn in Verbindet mit der Einen nennt Sie die ganze tsdt, tn Ver bindung mit der Inneren Ihre Frau Mutter.« »Meine Mutter täuscht sich, wenn sie gelaufen daß ich jemals wieder zu Ara llu von Belgart in nähere Beziehung treten tönnte.« »Und doch habe ich erst gestern aus dem Munde der Frau Gräfin selbst hört, daß sie Fräulein von Belgort g: reits als lere Verlobte betrachte. und daß die Veröffentlichung der Verlobung bald zu erwarten fei.' »Das hat sie Ihnen gesagtk »Mir in Gegenwart einiger betannten Damen —- erber hier sind wir an meiner Wohnung ang angt. Bitte, treten Sie ein« unser Gef äft wird bald erledigt trink Blei-h rnit zufammengetnissenen Lin pen, innerlich von einemStnrin der Cin pörung gepeitfcht. folgte ihm Steg-r. s- h-- O--s-- mit - --k-- II-- L Es entqer »u- san-kost, »He-ps- ufsa Uh Regierungsrath einhöndigie, in Em pfang, ohne einen Blick darauf zu wer sen, und schrieb ganz mechanisch seinen Namen unter die vorgelegie Quittun . Dann stürmte er davon, dem hause sei ner Mutter zu. nur von dem Gedanken ersiillr sie wegen des Berlohungöges rüchts zur Rede zu stellen. Er fand zu feiner Ueberraschung Arabella im Gespräch mit seiner Mut ter, und durch dies von beiden Seiten » nicht erwartete Zusammentreffen wurde « sein Zorn nur noch mehr erregt. Er fühlte, daß es bei einer Aussprache schwer fein würde, sich zu beherrschen, - und wollte sich daher mit einer flüchtigen ; Entschuldigung zurückziehen « »Warte noch ein wenig!« sagte dje Sizii-n .Drr hist hier im hause ein s seltener Gast, daß ich nicht gern mit diesem flüchtigen Erscheinen verlieh neh-« men möchte. Gewiß kamst Du nicht ohne Grund hierher ?« »kenn eiidenäcgteirxchmsgßäfxiieh Ed; wor, « o m« e i agen, o Skmhr ist, daß Du mich durch Aus sprengungen von Gerüchien zu eurer heim zwingen willsW Ur lla harte f erschreckt erheben und wollte sich mir e ner Verbeugung ge II U- SIIUI MW Qleiben Sie, states-P fag te die Oriifiw .Sesen Sie fich ruhig niedett Was hier verhandelt wird, geht auch Sie an denn ex ift allgemein bekannt daß ich teine Andere als Sie zur Schwieger tochter wünschek I »Meine Braut habe ich gewählt«, fuhr Edgar dazwifchen. s »Du haft Dich wie gewöhniich von der k Leidenschaft des Augenblicks blenden T lassen. Mit der Zeit —- —« s Eflliein Verstand bill: gt meine Leiden scha t »Dein Berftandi Hättst Du Edith Trendiins Mitgift für fo bedeutend?' Eine heftige Antwort schwebte auf Edgars Zunge, jedoch erwiderte er rn hig: .Jch hoffe, ohne Mitgift und ohne Deine hilfe dem Zuge nieines herzens folgen zu iönnenk »Seht vernünftig, daß Du bei Deinen Plänen meine Kaer nicht in Rechnung siehst. die Dir natürlich offen fteizt io lange Du auch auf meine Wünsche ein wenig Rücksicht nimmst. Oder vielmehr nicht meine Wünsche sondern die Deiner ganzen Familie Ich muß Dich daran erinnern, daß der Stammbanrn der Fet dern, foweit er sich verfolgen läßt nicht - ein e n bürgerlichen Namen aufweist.« I ·Mit wie vielen Opfern nnd Thriinen rna dieser wundervolle Stammb.iurn er iauft fein! Aberglaube, nichts ais Aber- , glaube!« i »Mit Deinen modernen Anfichten un- " ponirft Du mir nicht. Was der Stolz nnd das Glück nnferer Vorfahren war H will ich nicht leichtsinnig verfchieudern.s Der wahre Adel liegt irn Blut -—- das muß rein erhalten werden« »Ich tenne alle diefe Theorien übers den ««wahren Adel Nicht eine einzigej davon wirft Du mir glaubhaft machen! können. Wie lange noch nnd der Adel hat bei uns ausgespielt, wie in den mei- . ften anderen Staaten.' s Er hat noch nirgends ausgefpielt«, : behauptete die Uräfin rnit einein trium- ; phirendern Lächeln, .fetbft in Amerika-z hat unfer Adel Ansehen genug, und ins diefeni «freien' Lande reißen sich die s reichen Erbinnen utn die adligen Sprofs i fen welche wir in unferern Lande ihres i gesunkenen Ansehens wegen nicht mehr ! dulden. Von allem Dekadenten am Ende - unseres Jahrhunderts ist der Adel am ! wenigsten detadenL So lange es noch j einen Bürger giebt. der mit ehrfurchtzi z voller Scheu zu uns empor-blickt, so lange g ist der Adel eine Macht. Und es giebt Z noch Millionen solcher Bürger. Der i Adel ist der Empfehlungöbries mit dem i ausgerüstet auch nicht das geringste Ta- T lent umkommt.« i »Alles, wag Du gesagt hast, Mutter. « is: siir die Adligen sehr beberziaenswerth, s besonders wenn sie Karriere machen wel- Z len. Jch fühle mich aber weniger als T Ewigen mehr als Mensch« ! .J)U sollst Dich aber ais Adiiger süh- T len Zu sollst nicht ein armselige-: Bü chern-arm werden. Wenn Du meine Be fehle nicht tnehr achtest, so bitte ich Dich darunt, Esgat.« .Bitten? Es handelt sich ja hier nicht unt Gesälli teiten. das ist ja eine Le bensfrage ein« nicht Soldat, nicht Di plctnat will ich werden. Ich bin ja nicht der einzige Allge, Der die Moderlust in nerhalb unserer tanventionellenSchrans ten nicht mehr athmen kann. Ueberall bricht sich die Ertenntniß Bahn, daß wir in unserer Uhgeschlsssenheit nicht gerade das höchste menschliche Glück genießen. inaus wollen wit. den Verkehr aller bildeten suchen wir, mögen sie auz been Schloß oder aus der Bauernhiitte stammen. Der ist der Unser-i e, der was Rechtes kann, nnd der das echte thut, nicht Der, der von seinem Urahn etn staubiges Ver arnent ererbt hat. Wir woaen tein Geschenk das wir nicht ehr lich verdient· haben. Wir wallen die hände regen und mitschassen, nrn den Armen nnd Elenden ein würdige Men schenlos-s zu bereiten nnd so un er eige nes Dasein zu rechtfertigen« Irabella hatte ihm niit glänzenden A· en zeig-hört nnd nickte beisällrz als er annierf während die Erwidernng der Gräfin nur in einem verächtlichen Lö cheln bestand. »Und Sie. Arabella«. sagte sie, .Sie scheinen die Lächerlichteiten dieser Schwärmereien nicht einmal In süh unf« Ehe das su Mädchen daraus ent- » ges-Ists kennt- Igts EBOO- . I «3ry Wie um Lierzeuzung, aoer niqr » deshalb bin ich hierher gekommen. um unfruchibare Debatten anzuiniipfen, und es ist rnir gleichgiltig, wie Dieser oder Jener über rnich denkt. Nur das Eine wollte ich Dir sagen. Mutter. baß ich rnieb vollständig unabhängig fühle, und das keine äußeren Micksichien mich be wegen werden« anders zu handeln, als es in meinem Belieben steht-' »Du scheinst Dich hier bereits als tr n fühlen«« sagte die Gräfin mit unle nden Auges-» »aber noch lebe ich. und es sieht in meinem Belieben, über bat Feldernsche Vermögen zu verfügen. Ferner erinnere ich Dich an jene Ma » joraisilansel —« i »Ganz übersiiissig«, wurde sie von Ebgar unterbrochen, »ich oerzichie auf Vermögen und Majorat, und wenn es fein muß, auch auf meinen Titel.« Arabella erhob sich, um sich zu verab Geden «Jch will Sie nicht länger zuriickhak ien, liebes Heini-N bemerkte bie Grimm ibr die band reichend, »bennErfrenliches bsren Sie hier doch nicht. Lassen Sie deshalb ben Muth nicht sinlen, ich weiß es enau, baß diese Jugenbiborbeiten oerpliegen werben, and dann wird mein So n nicht nur zu mir, sondern auch zu bnen zurückkehren.« » inne-ID, niemals!« ieß EdZZr bef JII W. Du mei nicht« umr, Das Du ihn « wenn Da in Fräuleins-on se rt so ungern-easy die sich nie er llen nnen. n ich liebe sie nicht. — im GegentheiL ihre Anwesenheit ist mir itberall lästig!« Mit einer kurzen Verneignag wandle er sich und schritt hinaus. Lichtes Kapitel. N a che. Urabella hörte kein Wort von den trö sten-den Zuspriichen der Gräfin. Wie bewußtlos starrte sie vor sich hin, wäh rend in ihrem Jnnern das Blut wie in ei J nein Vulkan tobte. Endgiltig war der s diinne Schleier, welchen sie selbst künst lich um die Wahrheit gehüllt hatte. zer rissen, und die unerbittliche Thatsache war ihr nun zum Bewußtsein gekommen, daß Edgar in seiner riictsichtslofen Le bensanschauung seine erbliche Charakter schmäche überwunden habe, nnd daß in der That für sie alle Hoffnungen. welche sie an die Person des jungen Grasen » knüpfte. dahin seien. I Sie wußte nicht, wie sie aus die ! Straße gelangte. Mechantsch eilte sie ; ihrer Wohnung zu. nnd sie empfand es ; als eine Erleichterung, auf dem Wege nach ihrem Zimmer Niemandern zu be gegnen. Ohne den Hut dont Kopfe zu « nehmen« brach sie auf dem lleinen, alten · Sopha, das ihrem Bette egeniiber stand, zusammen. Sie wand ich hin und her. wie von Krömpfen geschüttelt, und rang vergebens nach lindernden Thrönrn. Wie einem Pilger, welchem die Fata Morgana. die ihm nach langer Wüsten wanderung eine Oase darspiegelt. ent schwindet. so sah auch sie nur eine trost lose Oede vor sich. Die Röthe des Zornes und der Scham bedeckte ihr Antlih, als noch einmal alle I jene Szenen vor ihr dorüberzogem welche sie mit Edgar erlebt hatte. Wie betäu bend drängte ihr das Blut nach dem Kopfe. «Wie ist es möglich gewesent« dachte ste. »Wie hatte ich so verblendet sein tön nen!' Ein fchrneezlicher Ausschrei endete mit einem Schluchzem das ihr wundes setz »Ja-II Ost-b »Und mich haben sie immer »die Klu ge« genannt! Wenn man nur lauter Verstand wäre. vom Kopf bis zn den Füße-il Aber diese Leidenschaften denen die ruhige Ueberlequng so fremd gegen übersteht als gehörten Kopf und Herz nicht derselben Person ant« Dann gingen ihre Gednnlen wild durcheinander, es tobte und brauste in ihrem Kopie. als liige sie in einein wilden, verzehrenden Fieber. Sie überbökte es, als an ihre Thiir getlodft wurde. Georg trat ein. Er ichrni unwilltiirlich zufammen, als ihn die glühenden-, toirrblitlrnden Augen aus dem weißen Antiin heraus trafen. Un schliifsig blieb er an der Thiir stehen. Er glaubte, feine Schwester hätte sich, wie es öfters vorkom, iiber einen Dienst boten hefti geärgert, und in solchen Au genblicken iitete er sich. in ihre Nähe zu kommen. »Bleib’ hieri« sagte sie mit heiserer Stimme, indem sie den- hut ablegte. Beim Anblick des Bruders waren ihre Gedanken in heilige Bewegt-no gerathen. -Jch stehe doch nicht to ganz ichudlvs do,' dachte fie; Weshalb sollte ich nur leiden und immer ieideni« Der feste, nnurnstößliche Entschluß, sich an Edgor zu rächen, stieg is ihr snf und erfüllte sie mit neuer Lebenslrrp Das war noch eine InFabtz ein Ziel. das zu erstreben lohnte. n ihrer Phan tasie hatte sie das wollüstige Gefühl, mit der blutenden Hand sein zuckendes setz Insoweiter fein herz, dein er ohne Zit sern folgte, die Stimme der Vernunft gänzlich verachtend. »Du siehst nicht gut eines sagte Georg. Joaz hakt denn geschmi« «Edgor!« stieß sie hervor. «Ah, wie endete Eure Unterreduntzk »Er hat mich unerhört beleidigt Nicht einmal den Schein suchte er zu wahrer-. Und nun hat die Griijin noch die Thorheit begangen, von meiner be vorstehenden Verlobung mit ihm zu Un detea zu sprech-w Jch ich-« schm- vie die Einen mich bedauern. die Anderen mit Schadenfreude über mich tlatschen werden« Ich ersticke. wenn ich diesem Voll begegne.' l Nun endäich brachen ihre The-irren her- l dor. . »O mein Gott, mein Gatti« schluchzte ste «Nur Ruhe, Bellal Die Sache wird sich ja noch irgendwie arran iren lassen. Mir ift der Mensch sicherl« noch ver haßter als Dir, und ich habe schon da rüber nachgedacht — -—-«« Er brach plödlich ad und ichwie . »Das-sit einen Manf« fragte se mit gisrig funlelnden Augen. uheraus da m t!« »Nun, io höre. Vielleåcht räthst Du mir davon ad. und das würde mir nicht unangenehrn sein, denn im Grunde bin ich eine gute Seele. Was meinst Du dazu, ich reize ihn, beleidigt ihn, er bleibt mir die Antwort natürlich nicht schuldig, es kommt zum Duell, bei der Schwere der Beleidigung natürlich auf Pistolen. Er war der fchiechreste Pisto lenschüse im RegimenL Ich ichieße ziem lich ut, sich werde ihn zum Krüppel ichie und dann halt Du nicht nar Deine Rache, sondern auch ich werde ie hen, ob Editäs Liebe zu ihm noch so heiß iein wird. w zu dem jungen Mann mit den geraden Gliedern« »Und Du glaubst, sie würde ihn nicht heiraten, wenn er lahm märes Der G r af ist es, nach dein sie angelt. That Ideal dieser Bürgermädchen ist ed ja. «Irau Gräiw www M II W von der Pension her. Und dann der Edelmulh, wenn sie einen Krüppel heira thet, aus puree Liebe, — Adel und Edel muth, das ist ja romantisch!« »Ich könnte ihm auch die Nase weg schießen!« .Aber nicht im Prosili Kurz Und gilt- ich habe mit allen Sentimenlaliliitcu gründlich abgeschlossen — ich würde es nicht ertragen, ihn noch länger lebend zu i Msskm Der Gedanke, ihm zu begegnen, ! vor ihm erröthend iiber meine Dummhei s ten die Augen niederschlagen zu müssen, s das derwinsde ich nichts« T Mit ihrer siebernden hand ergriff sie ldxsesidez Bruders und drückte sie trat-erpf .Du mußt ihn erschieszen, hörst Du! Todt, todt will ich ihn sehen! hat er mich nicht mehr als einmal zurückgew ßeni Hat er mich nicht verächtlich von sich gewiesen? DamalL bevor er Edilh tennen lernte, wie war er glücklich, wenn ich ihn nur beachte!e. Und dann, — plöslich war Alles auf-. Wenn ich Dir nur damals gesagt hätte, wie sehr er mich getäuscht und betrogen hat, — vielleicht hättest Du ihn dann schon damals aus dem Wege geräumt. Jetzt aber isi es in aller Leute Munde, Du wirst überall meine Schande hören, und mit Recht wird man Dich einen Feigling nennen. wegr; Du ihn nicht zur Rechenschaft sie .' . »Aber ihn erfchießeni Bedeute, ich sahe hier schon genug aus dem Kreb olz —« »Es-en deshale unterbrach sie ihn lei denschaftlich »Es wäre Zeit, daß Du Dich einmal als ein Mann von Ehre zeigtest und die Verpflichtungen müssest die Du egenüber Deiner gamilie und Deinen erfahren hast« at er nicht auch Dir das Mädchen entrissen, aus das Du dieselben Ansprüche hattest wie er? Soll dieser Mensch noch länger mii uns dieselbe Lust alhmen? Du wärest mein Bruder nicht mehr, Du wärest mir ein deriichtlicher Prahler —« »Nun laß es gut sein!« ries Georg är gerlich. »Du thust auch gerade so. als handele es sich um eine Schneva die ich niederschießen solle, nicht um einen Men laren!« «Liegt es denn nur in Deinem Wil len, wo der Schuß ihn trisst?'· sagte Ara bella beinahe stüfternd, und während sie neben ihn trat, hatte sie das Aussehen ei nes höllischen Dämons. «Eine Bewe gung, ein Zittern, und die Kugel nimmt eine Richtung, die Du selbst nicht ge wünscht hast. Ertläre dorher im scher zenden Tone, Du wolltest ihm nur den Hut durchlöchern. Ein Sinken des Ar mes, und die Kugel geht —- ins Herz.« »Ich wünschie, Du wärest an meiner Stelle. Jch glaube wirklich, Du triegtest es settig.« .Willst To nichts .Laß mir sein« Forschend suchte Arabella in den Augen des Bruders zu lesen. Sie kannte ihre Macht über ihn, aber sie war sich be wußt, daß sie dies-mal etwas Ungeheuer ltches von ihm verlangte. Das sprach er auch aus. Es würde ein riesiges Aussehen kna chen,« sagte er, .nnd wenn man heraus spiiren würde, daß es sich hier nur tun einen Racheatt handelt, dann wäre un sere ohnehin durchlöcherte Stellung ganz unhaltbar, und in der einen oder der an deren Weise würde nran uns den Pre ied mache-I ·Ja, wenn es herauskommen solltet Ilder daran ist nicht zu deuten. Wer dllte se erfahrnen. daß ed sich unt eine rahredung handelt ? Und Verabre dung? Ei handelt sich ja nrn keinen Meuchelmord, und ich habe dabei gar nicht-du thun. Sol Duelle kommen fast a Tage vor. er ntnnnt daran Anstoß ? Kaum das Geses ! Jrn schlimmsten Falle ein Jahr Festnn und nach eine-n Monat Begnadtgung . Ja noch nies, nicht nur« daß unsere Stet lung dadurch verschlechtert würde, —- irn Gegentheih man würde Deinen Muth bewundern,s- Du würdest der held des I sein.« . der doch nicht« wenn ich das Dne suthwillig drodozke f« s «Du wirst klug genug sein. vorher Mem- stsmtvn ist«-trittst m sinken-L daß er Dir Edith entrissen habe, daß Deine Schwester von ihm auf's Tiefste Kiränlt und beleid· t worden sei, ich nie, das allein w rde niigen, um Dich nicht nur in den ugen Deiner leichtsertigen Kameraden. sondern der ganzen aristolratischen Welt gegenüber zu rechtsertigen.' «Jch taan ihn nicht ieiden," murmelte Georg, »das ift wahr ; aber so tief geht mein Daß schiießlich nicht, daß ich ihn la mir nichts dir nichts niederlnalle. Jm Grunde war er ja immer ein guter Kerl, und ich habe manche Schuld bei ihm lon trahirt, an die er mich nicht wieder erin nert hat-« Held !« siel Arabella schnell im ver ächtlichen Tone ein, »m«chts ist weniger derpslichiend als Geld, das aus einer voi len Kasse gespendet wird. Wenn man mir die Wahl ließe zwischen Edgar und seinem gesammien Besitz, ich würde lei nen Augenblick zweiselhast sein, ich wiirde ihn wählen.« »Du hist immer wunderlich gewesen, und dies ist eines Deiner sonderbarsten Stückchen Dei siehst ihn allen Reich thiimeen vor. aber morden würdest Du ihn mit laltem Blut.« «Ueder dieses Kapitel wollen wir nicht s prechen, davon versteht ein Mann nicht-, Du am allerwenigsten Wenn sich noch irgend ein anderer Auiwe chsei e, aber nein, nein, ich bin sest entf la en, nur dies eine Ziel im Auge zu beha ten. Da somit in- wir-n W « damit. Jsi ein Menschenleben denn« « diese Sorte nie aus. Oder wenn i n t Jdre Wager dallten sias kra se xmls schlössen sie sich utn den full ne « i Opfers, das sie erwürgen woll e. Jn eh . rein Antlip spiegelten sich die Bilder ihr i « Phantasie Es war von Zorn, Schnee ss und Schrecken verzerrt. »Und wenn es umgekehrt kommt, J bei Duellen tann man nichts voraussa l gen. «— wenn er mir eine Kugel in den l Leid sendet f« » »Was liegt daran I« hätte zitabelltr sssy - beinahe laut geäußert, aber sie war sich wchl bewußt, daß sie alle Mittel der i T Ueberredung anwenden müsse, um ihren · « Zweck zu erreichen, nnd daß Geer begie - rig daraus wartete, in eine Brei ihm ! Darlegungen einzudringen. um »dieses I Auftrages, der ihm jedenfallssiir die Zu «« tunfi manche Undequemlrchterten irr-Aut sicht stellte, ledig zu werden. · · .Ein Belgart.« sagte fre, die Lippe aufwersend, »iann zwar verlninpt, ah. » nicht seige sein-« · ( »Das hin ich nicht« das weißt Du. s Ader einen Menschen von solcher Bedeu tung. der ein solches Ansehen genießt; niederzaschieszen —- --—« »Icva mit doch nicht innner wieder etwas stdares ? Jn einein Krie fa » len sal Grafen und Majorats esiie zu But-enden -- nnd doch stirdt auch eine Krankheit hinioegrasfte, -—— wiir sich die öffentliche Meinung darüber nur einen Tag erregen i Ich sehe wirklich nicht ein, weshalb es so sehr aus die To desart anlomrnen sollte !« »Wenn Du so gering von einem Men schenleben denkst, dann dürfte e§ Die i dern solltest, so würde ich selbst Deine Z zeigt-need Ehkipsigieit izk gn- aoen · schließlich auch von teinern großen Be lang sein, wenn er leben dleibt.« »Da hast Du Reckt nnd wenn an rnir nur alles Vernunft wäre, so würde mich Edgar und sein ganzes Tdun und Ecker den talt lasse-. Silber ebenso wenig wie den Hunger kann man Leidenschaften mit Vernunftsgriinden austreiben. Doch wozu diese Augeinandersehungen t Wenn Du ihn nicht vor die Pistole sor- " s hinausschreiem uno wenn Du inn nich tödtest. werde ich Dir keine Ruhe lassen, » bis Du ihn zum zweiten Male vor bie Pistole gefordert haft. Jetzt magft Du es Dir überlegen.« E Dumit eilte sie heraus, ben Brude ’ seinen wenig angenehmen Gedanken überlassenb. NeunteSKapitel Ein heftiger Entschluß Sobald Trenblin einmal auf das Stadtgespräch aufmerksam gemacht wor den war, welche-Z sich mit dem Graf s. Feldern uns seiner Tochter beschäftigte war es, als sei eine Schleuse geöffne worden, durch welche das Wasser in im— , mer stärkeren Strome hervorbrach. Balk · 3 Von Dieser, bald von jener Seite wut ihm etwas zugetragem das sich auf da· Berhältniß der beiden jungen Leute b zog. Dazu machte er selbft Wahrne mungen, welchen er frii r nur flüchtg, « oder gar keine Aufmert atnkeit esche Z s hctte, so daß ihm allmälig ein ilb val der starken Neigung der jungen Leute Z vor Augen trat. bat ihn erschrecke « machte. " Er ging ernstlich mit sich zu Rathe, It es noch möglich sei, bat Unheil, fsr « cheg er hielt, tiictgötg zu machen. und obwohl fsch ihm die erigteiten die fes Unterfangens, besonders in - blicken, in denen er weni r erregt war-· klnr vor Augen stellten, fa te er doch en · lich den Entschluß. mit Ueber-edit oder Gewalt seine Tochter ans dem heiß « . chen Banne hinan-zuführen H ers-, . neute Versuche, auf Ebtth in diesem Sinne ein uwirken, fanden, wie er M « Schreiten fah. mit der Zeit immer deren Widerstand Weber betnliny Vorstellungen noch Drohungen dem ten eg, Cocth zu dem Versprechenju be . wegen, daß sie auf Ebgar fiir immer nee zichten wolle. J Es kamen Augenblicke, in denen ·. Trendlin überlegte ob er nicht nachqeben solle. Er khskkt Nicht zu Denjenigen welche im lter die Leidenschaften Thorheiten der « ugend vergessen. — « H war wohl die acht jenes Gefühls e wußt, das in dem Wort »Liebe« seinen,W Ausdruck findet. Es »Aber,« tagte er sich mit einer bitterer Empfindung, .iiegt eg denn nur darar . von meiner Seite nachzugehen f Wür« - ich fee nicht an den ärmsten Burschen ver . heirathen an dessen ehrliche Zuneigung ich glauben tann ? Nein, hier handelt es- fich nur darum daß ich me ne Toch- ; ter vor der Schande bewahre, — vor der« Schande die im besten Falle darin be steht, daß diese Liedes efchichte ihr fiir alle Heiten eine Art tatel ausdrückt Ge n den jungen Feldern hättst i. tli einzuwenden — obwohl. wenn ich» njahlen dürfte, -— — aber die sache bleibt immer daß feine keine Jntrigue scheuen wird. Its - heirath zu hintettreihen, nnd ip « . « dieses Weib kenne, halte ich ei « zJ gerathen, sich mit ihr in einen , einzulassen Jch würde ritt DE » Kiirzeren ziehen — das tft OZL ." würde es auch verstehen, mir iouIR theile zuzufügen, mich an Stellen mun greifen, an denen ich sie ain wenissen ers. wartete Ja, ich will Edith rume Mein ich will ihr das alles noch eins-alk iiellen, « sie iii ja nicht dumm. ts« Jentheil — — « Er wollte nach der Glocke ie, dann aber mit einein ichmerz -- -«" der Lippen die hand zuriic L Spuk-sung Wile