Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 16, 1900, Sonntags-Blatt, Image 13
Ygavoooooooooaooooo 0 G a . . o s- Fiir die Jugend. g HSUIIUUUIOUQUDOOOQQZ Die Geschichte eines Degcniz Jn dein prächtig .«xu«.-gestatteten rrenziinmer eins-; vornehme-n Heu s zu London lpcinat iider dein Kainin in kostbar-S Meinst-change ein kuner «.Degen, deisen Grif( aus edelsteinbes « Untern-Golde, dessen Scheide ans ioi - tem Maroauinleder, nnd dessen Guns kette auo purem Golde besteht. Auf diese wertvolle Waffe schaut aus brei tem Gokdrahnien das Bildniß eines » englischen Seeossiziers, eines Manne-J « in teiferen Jahren mit kiihnen energis .. schen Gechtszügen, herab. Das n«t;e — Beisammensein von Waffe und Vor trat scheint an udeuten, daß ein ge schichtlicher Zusammenhang Zwischen beiden besteht. Die Uniiorin auf dein Bilde verrät, daß ihr Träger in längst , verflossenen Zeiten lebte, —- der Herr s dagegen, der in einem dunkelgrünen : Sammetsessel in den Morgen- und » « Abendsiunden vor dem Kamin mit sei « « nen ta den geil-toten Flammen zu sitzen p legt, bekundet durch den Schnitt seines Civikanzuges, daß er der allermodernsten Zeit angehört. Es war an einem kühlen Sommer abend. als ein allerliebstes Kind, ein dlondlockigeg Mädchen in weißem Kleidchen mit himmelblauen Schleifen, ins Zimmer gehüpft kam und sich an die Kniee des träumerisch ssinnenden herrn schmiegte. »O, Papa,« ries das niedliche Ding, .endlich« treff ich dich ohne deine große Zeitung auf den Knsieenk Ihm wirst du mir doch die " Geschichte von dem Degen erzählen·»·die du mir schon so lange versprochen hast« Nicht wahr, Papa, lieber Papa, du Ohr-se ss bin-s- tliiven Wmm u- MO fallen? Du hast mir immer gesagt, der goldene Degen sei in unsrer Fa milie ein Erbstück, woran sich eine schöne Geschichte knüpfe, und ach! ich möchte diese so gerne wissen, — da ich doch auch zur Familie gehöre,« schloß etwas alttlug die kleine Schwätzerin Der Papa blickte seinem einzigen Kinde liebeer ins Antlitz und ant wortete: »Eiaen"llich, Marti, bist du noch zu jung fiir meine Geschichte: es ist eine schreckliche Flibustiergeschichte, und manches wird darin enthalten sein, wag du nicht recht verstehst. Da du inich aber so herzinnia bittest, so will ich deinen Wunsch erfüllen. Also böte! »Im siebzehnten Jahrhundert wa ren die Flibustier der Schrecken der Meere. Das Wort stanimt von dem französischen l?lil)(·t, leichtes Schiff, vielleicht auch vonienglis"chen1s’rcc bo()tcrs, Freibeuter, und es bezeicky net iene kühnen Seeräuber, welche sich zusammengethan, um auf die Laus fahrteischiffe der spanischen Kolonien Jagd zu« machen. Das einst so mach tiw Spanien war Mach geworden, seine Sieinacht iin Verfall· Der Neid der andern Seeinächte auf Spanien-Z Reichthuin und Länderbesitz unter stützte die Seeräuber so lange, bis de reii immer mehr wachsende Macht iiiid Frechheit auch ihnen verderblich wur de. Denn die erfolgreichen und ges-Iß losen Abenteurer, die leine Furcht lannten« schien sich auch iiber alle Rücksichten hinweg. Die Flibustier herrschten aus der weiten See, teine Flagge war voi ihnen sicher, auch nicht die der Staaten, welche ihnen früher Vorschub geleistet hatten. »Die ersten Flibustier, sagt man. waren Franzosen, und zwar verwe aene Abenteurrr aus der Norniaiisir. Die buchtenreichen Ufer und Verstecke der Jnsel Sankt Domingo waren ihr Sammelplah, ihr Rückzug-Bord ihre Festung; hier verbanden sie sich mit den Stierjögern der Wildniß, die ein wüsteö, wildes Leben führend, von den Spanietn in die Enge getrieben wa ren: von diesen staiiiint ihr zweiter Name «Bouraniers« —— vom laraibi schm- Worte Boukan, d. i. Rost zum Wn des Fleisches. Franzosen, s. Umständen Holländer trafen und ver banden sich hier zu gemeinschaftlichen Thalern alle leich frei, gleich wild, kaum durch andc des Gehorsams, der Unordnung siir die Zeit eines Un ternehmens zusammenzuhaltenz den noch standen sie unter einein Anführer, der ftir jeden Beutezng erwählt wurde. Bald tarnen große Heldennanien unter ihnen auf. Der Engländer Mang field plünderte mit seinen Gesellen die Insel St. Catharina, der Engländer Moreiein unternahm 1668 mit seinen Leuten einen förmlichen Feldzuxn marschierte nach Panarna, erstiirmte, vlilnderte und verbrannte die Stadt. Jeder glückliche Beutezug erzeugte Zwanzig andre. Die eroberten besse ren Schiffe vertauschten die Seeräuber mit den ihrigen oder bemannten die selben: waren sie dagegen schwerfällig ( I oder nngeschielt, so wurden sie in die , lsTiefe des Meeres retsenti. Die ge fanaene Mannschost ward nur im schlimmsten Falle dein Tode überlie fert: in den meisten Fällen lief-en sich die Matrosen gern zu einem Dienst nun-erben, welcher ihnen, miszer der Freiheit, reiche Beute nnd endlose Hchmlgerei in Aussicht stellte. So »Du-es der Fltbustier Flotte mit ihrer » Arbeit Ihre Unternehmun Hrrs waren um« Rai-heitern nie Erobe tpnaszüoez nie behielten sie die ne IMIIWU Städte und Inseln, nach dein sie dieselben nusgepllindert hat W ten. Ihr Grundsatz war Freiheit nnd Genuß. Sie tenten :v.·t die Beute nnter n.h, nlsirt alter, unt ne in ingen :..:x.1 zu Zeus-anheim fein-ern uin fi: schnell wieder zu vermissen Des Heut-saftier Dahin-non nur; »Un niefzc den Angenonch du« Dem ist; en weint nicht-, ob Tcr Morgen dir :«-.«.ch gehör-n :oird.« Wer nüchtern blieb, nachdem die Flibnfticr den ruhiger-. Hafen gewonnen hatten, wer dngiit nmging, sich mit seinem Erwerb zit riickzuziehen, um irgenoloo ein sein-li ches Leben anzufangen, beging schon den Verrat. ,,llnter den gefiitchteten Helden der Flihnftier fiand Bttrthelemy Roberts in erster Linie. Er war ursprünglich Steuermann auf einem Stlavenfchiffe gewesen« als dasfelbe von einem nam haften Bouccnier, David, getapert ward. Der gesungene Roberts ließ sich ohne fonderliche Mühe bereden, Dienste Unter den Seeräubern zu neh men« und zeichnete sich bald so aus, daß die Schiffsmannfchaft, als David in einem Kampfe gegen die Portngie fen gefallen war, ihn zu ihrem Kapi tän erwählte. Modertå führte seine Spießgesellen von Sieg zuSieg, mach te ungeheure Beute und vollbrachte Heldenthatem die eines besseren Zwe--f ckes würdig gewesen männ. Wo feine fchwarze Flagge erschien, da tahmte der Schreiten die Arme der Angegrif fenen: der Steuermann Philipps auf dem großen Schiffe »King Salomon«« welches der königlich afritonifchen Ge sellschaft gehörte, erklärte feinem kamvfesmutigen Kapitiin Trahern laut vor allem Schiffsvolte, er werde nicht gegen solche Piraten wie die Manier Nimpr und warf die «Flinte von sich; die übrigen Matrofen folgten gern feinem Beispiel, und der Kapitön allein konnte sich nicht gegen die Piraten wehren. Das große Schiff ergab sich der Schalnppe der Indu « k.z'f EZIMAI Ihn-I- msßssså mol- k4: I . ...... -......-. ........ ...,.-...» sp ner kleinen Flotte nach thab, einem Hafen, welcher damals von den Han delgfchifsen aller Nationen besticht wurde. und fnbr nnter Entfaltung al ler Schreckenszeichen seines Berufes ein. Das englische Banner, freventlich mißbraucht, flatterte vom höchsten Muste. schwarzseidene Flaggen aber webten von allen andern Masten nnd von dem Tantverl der Schiffe. Auf der einen Fahne sah man ein Toten aerippe, in der einen Hand ein Stun denalas, getreuzte Knochen in der an dern: eine Lanze aber war durch die Brust des Gerippes gestoßen und von dein Ston flog ihm das blutende Herz vor die Füße. Auf einer andern Fahne stand ein Mann, welcher mit einem stammenden Schwerte Hirnschalem die zu seinen Füßen lagen, zufammen stiefe. Solchen Schreckbilkern wider stand don den elf im Hafen liegenden enalischen, franzdsischen und portugie sischen Schiffen keines-. Auf den er sten Schuß ergaben sie sich sämmtlich, um sich jedes später durch acht Pfund i Goldsand wieder loszulaufem Nur ein englisches Fahrzeug, »Das Sta chelschwein«, wollte sich nicht lostausen und ward deshalb von den Seeräu bern den Flammen überliefert. Es befanden sieh achtztg Reacr darauf. nnaliielliche Sklaven, die immer zwei und zwei aneinandergelettet waren. Roberts ließ ihnen die schreckliche Wahl, entweder ins Meer zu springen, oder zu verbrennen. Die sich in die Wellen stürzten, wurden sofort von den Haifischem die dort in großer An zahl waren, verschlungen. Die Ketten und die Zusammenschiniedung be wirkt-Jn, daß lein einziger Neger sich rettete. »Aber der Krug geht so lange zu Wasser-« bis er bricht —- und bald nach jener unmenschlichen That sollte Ro berts von der gerechten Vergeltung er eilt werden. Doch zunächst tam ein Teil seiner Leute an die Reihe, dann er selbst mit dem Neste seiner Sprieß gesellen. »Das englische Kriegsschiff »Die Schwalbe«, unter dem Kapitän Oggle, Nsps du« siehst, liebe Math, fein Bildniß hier iiber dem Kantin, nnd wir dürfen stolz sein« ihn unter unsern Vorfahren L ... .«.:I.I«.. »te- U- can-mer« ev-« » ·,...,.... — -..» .,.. »H......», ..-. pitän Oggle, machte sich zur Verfuls T guna der schändlichen Seeräuber auf und bekam am 5. Februar 1722 auf der Höhe von Kaki Lapez ihre Schiffe in Sicht. Die Seeräuber hielten das englische Schiff für einen Brutus-ie sch der wahrscheinlich Zucker geladen habe. Diefe Täuschung sollte den Pi raten verhängnißvoll werden« Zucker und Rum fingen an, ihnen zu man aeln. Deshalb rief Robert-Z: »Seht ds. Zucketi Dran los-, Jungens-, füllt eure Taschen und trinkt, was ihr Lust habt!« Von seinem Hauptschkssk stürzten sieh Freiwillige über Hals und sion in die Schaluppe, die Roberts außerdem rnit erprobten Gesellen be inannte: er selbst blieb diesmal auf dem Hauptfchiffe zurück, während die Schaiuppe gegen den Feind steuerte Der Kapitän der Schwalbe ließ die Flibuftier ruhig herankommen, ergriff dann scheinbar die Flucht und lockte sie immer weiter ins offene Meer, bis sie in folcher Entfernung vom Knp wa ren· daf; ihre Genossen auf dem Hauptfrhiffe den Kanonendonner nicht mehr hören konnten. Die tolltühnen Seeräuber zoan plöhlich auf allen Maften ihre schwarzen Flaggen auf, und unter wildem Geschrei schossen sie zum Entern cuf das feindliche Schiff los. Aber im selben Aunenblick ent iud sich die ganze Manienbatierie auf sie, riiurnte furchtbar unter ihren Rei hen auf und fchosz ihre schwarze Flagge herab. Noch einmal richteten die Piraten die letztere nach dem erften Augenblick der Bestiirzung wieder auf, Sie ward ein zweites-mal herunterge-v fchossen. Eine neue Salve der engli schen Artillerie streckte neue Leichen und Vertvundete auf das Verdeck. Die tyildefte Unordnung wurde wahr nehmbar unter den Seeräubern; die einen schrieen und brullten, sie wollten entern und Rache nehmen« die andern nisten die Segel auf zur Flucht und drängten den Steuermann, zu wen rien. Da zerfeyineiteue eine Kanonen tugel ihren Mast, gerade ais es den Tollriitinften gelingen wollte, ihr Schiff zum Entern heranzutreiben. Nun war alles verloren, auch die Hoff nung, im Kanin auf dem Berdeck we nigstens einen Heldentod zu sterben. Einige stürzten sich ins Meer, urn nicht gefangen zu werden, andre fchleuderten die schwarze Flagge ins Wasser, damit die Feinde sich nicht mit der Erobernng dieer Feldzetchenz brüsten könnten. Die Engländer fan den.«da sie als Sieger das genommene Schiff betraten« eine grausige Wai itatt. Von ihrer Seite war tein Tropfen Blutes geflossen, von den Flibuftiern lagen auf demVerdeck zehn zerfchoffene Leichen und zwanzig Ver fttirnmelte und Verwundete. Fünf der heil gebliebenen Flibuftier machten noch einen Versu? fich mit der Pul vertonne in die uft zu sprengen. Aber das nur geringe Pulver blitzte ohne eine andre Wirkung auf, als daß es die fünf Seeräuber zu Boden schlug Die Gefangenen wurden dann auf den« englischen Schiffe in Ketten und » Banden- getegt. Die einen« tobten ent setzlich, die andern derfnnten in dum er Gteichgültigteit Alle merken präch tig mit seidenen Kleidern und Hemden von der feinften Leinwand angethan, alle hatten wertvolle Uhren, auch Dra Ziagten und andre Kostbarleiten am ei e. c- ps- - - - -. »Nun iciuuyic sich ocls siegreich-J Schiff, die Schwalbe, zur Verfolgung der andern Seeräeiberschiffe auf; aber erst am 10. Februar bekam Kapiiän Ogale dieselben zu Gesicht. Der Pi ratenfiidrer Roberts saß gerade bei ei neni schwelgerischen Frühstück aus ei nem englischen Kaufsahrer, den er ain Tage zuvor getapert hatte, als ihm ge meldet wurde« daß große Masten mit vollen Segeln hinter dem Kap sichtbar würden. Roberts verlor nie die Ruhe. »Ein Stlavenfchiff««' meinte er, »also eine neue gute Beute« Aber einer der Piraten erkannte das gesiirchiete Kriegsschiff, die Schwalbe, von dem er vormals als Soldat Desertiert war. Auch da verlor Roberts nicht seine Un erschrockenheit, obgleich er allen Grund zu Besorgnissen hatte, indem dieMe1)r Fahl seiner Leute völlig betrunken um herlaa. Er ließ zur Rüstung imm meln und wart sich selbst in seinen vol len Staat. Jn einem tostbaren ge fiickten Oberrocke, mit zwei Pistolen in der Schärpe, einen Degen mit edel steinbesetztem goldenem Griff, roter Maroquinscheide und goldener Gurt tette an der Seite, eine goldene Kette mit einem funkelnden Dianianttreuz am Halse, auf dem breittreniwigen Hute eine rote Feder, so stand der kühne Seeräuber auf dem Verdeck, wie der ftolzefte Admiral, der seines Sie ges gewiß ist, und sah das englische Kriegsschiff in die Bucht steuern. «Zuerst wird versucht, mit vollen Se geln an deni Feinde vorüberzusaly rent« tommandierte Roberts. Fast wäre dies den Piraten geglückt; sie hielten die volle Artilleriesalve der Schwalbe aus und erwiderten sie aus allen Stücken hätten sie nun die Seael richtig entfaltet, hätten sie lei nen Fehler in der Lenkung des Steuerrudeis begangen, so würde dar Viratenschifs dem Englander den Wind abgewonnen haben. Aber es fotlle nicht sein. Eine Mustetentu gel, die von ungefähr von der Schwal be herüberpfisf, traf den Piratensiih rer tödlich in der Kehle. Er fiel auf eine Kantine nieder. Sein Steuer mann, Stephenfon, der ihn hinsiiirzen fab, spranq herbei, und da er keine Wunde kr.tdeclte, schrie er ihm zu. er solle aufstehen und sich wie ein Mann wiegen. Als er jedoch bemerlte, daß er zu einem Toten rede, übertam ihn Schmerz und Reue dermaßen, daß er fein Steuerruder und die Wichtigkeit des Anaenblicks vergaß, sich auf den Leichnam des geliebte-i Anführer-s ftiirzte und, zur Vermehrung des Schreckens unter den Piraten, allen unter Schluchzen und Verwünschun gen zusehen-: »Er ift tot!" Einer der Seeräuber fiieß den unnützen Schrein init dem Fuße hinweg, umfaßte mit beiden Armen den Leichnam des Ka vitcins und fchleuderte ihn, wie er war« mit allem Gold- und Diamant fchmuck, ins Meer, womit er den Wunsch, den Roberts oft im Leben ge äußert hatte, erfüllte. Nur die Gurt tette mit dein Degen hatte sich, als der Leichnam den Schiffsbord berührte, gelöst und war auf Deck gefallen. Hier fanden die Matrofen der Schwalbe, da sie als Sieger das Piratenfctiitf ftiirmten, die kostbare Waffe und über reichten sie als Trophäe ihrem Kapi tän Oqale, welcher der erste qewefen, der def- feindliche Schiff betreten. Die Flibufiier hatten fich, durch den Tod ihres Führers völlig bestürzt, sogleich ergeben. «Barthelemy Noberts war, als er .zelnen edlen Charakter-küssen Sein sund dort über dem Kantin- unter dem starb, kaum vierzig Jahre alt. Alle, die ihn kannten, schildern ihn als den tübnsten Seehelden; er sei ein Mann wie zum Herrschen geboren gewesen, von finsterer Natur und doch von ein Blick war scharf und lebhaft, sein-Haar ! schwarz und traus; seine scharf aus geprägten Gesichtsziige gaben seiner Erscheinung einen Ausdruck von Här te; seine braune Gesichtsfarbe war un ter der Sonne des Aequators und dem stürmischen wüsten Leben fast abschn ckend geworden. Der Tod im Gefecht ersparte ihm vor dem Gericht Rechen schaft über sein vergangenes Leben zu geben. Seine Genossen suynten ihre Verbrechen auf Kap Cvrso mit dem Tode, teils im Gefängniß, teils in der Verbrennung von Botanybay. »Der Sieger, Kapitän Oggle, (r bielt von feiner Regierung Ehren und Auszeichnungen; unter anderm wurde ihm der Degen des Seeräuber-S feier lich als Eigentum zugesprochen. Die Waffe blieb als Ehrendentmal in der Familie und vererbte sich von Ge schlecht zu Geschlecht, bis sie, meine liebe Mary« — so schloß der Vater seine Geschichte —- ,,inir als Erbleil von meinem lieben seligen Vater zufiel Bilde des tapferen Kapitäns, — ihren Ebrenplatz erhielt.« »Sind jetzt noch Seeräuber auf dem Meere?« fragte die kleine Mart). »Nein, mein Kind,« antwortete der Vater »Als sich Engsländer, Hollän der und Franzosen in Westindien fest setztcn und die den Spaniern abge nonimenen Inseln anbauten oder tolo nisirten, wie man das nennt, vermin derte sich die Zahl der Flibustier, nnd um 1730 hörte der Seeraub ganz aus,. als ibn die Seemächte s. rsut wie Spa nien verfolgten, weil .:- sur Handels vorteil aebot.« Photoskulptiir. Von Tr. Karl Rohwaldt. · Noch sind die großen Erfolge, welche - ki- Phoiographie in unserem zur Ruhe gehenden Jahrhundert zu verzeichnen hat, in unser Aller Erinnerung. Abge sehen von der umgeftaltenden Bedeu kl Ug, welche dieselbe mit Hilfe der pho trchernischen ReproduktionsWerfahren aufdie Jünstrirtunsi und den Buch-: diiick zu gewinnen wußte, haben auch die Versuche, die Photographie mit der Farbe zu vermählen, bedeutend an Ter rain gewonnen, so ist z. B. der photo graphische Dreifarbendruct schon heute als eine schöne Errungenschaft unserer Tage zu verzeichnen. »G:r·adezu stauneiierreaend sind auch die Dienste, welche die Photographie in Verbinduna mit anderen Techniken der Wissenschaft geleistet hat. Das Neuefte in dieser Richtung ist die plastische Nechbildung von Körpern mit Hilfe der Photographie Photostiilptur nennt nicin offiziell diese Kunst, und ein Herr Selte ist ihr Erfinder Versuche sind bereits früher von dem Franzosen Willeme gemacht worden. Ei hoffte dadurch zum Ziele zu gelan gen, daß er mit einer größeren Anzahl rhotographischer Apparate, die er trete formig um dasModell aufstellte, gleich zeitig Aiifnahme machte. Wurden die hieraus refuliirenden Silhouetten ver röfzert und mit geeig neten Instrume. ten auf den Modellir bloct übertragen, so kam ein Abbild heraus, das in seinen groben Uinrissen dein Modell nicht ganz unähnlich fah. Der Hauptfehler lag nur darin, daß die tieferliegenden Stellen wie Auge, Ohrmuschel u.- s. w. in keiner Weise durchmodellirt wurden. Infolgedessen Anwendung nicht recht geeignet. Erst ietzt, nachdem der Kinemato grcph über das erste Stadium seiner Entwickelung hinausgetonimen war, ist es dem Bildhauer und Photographen beies Verfahren zu finden. Dasselbe besteht im wesentlichen da rin, daß zur Aufnahme nicht eine ge wkhnliche Ateliercamera, sondern ein photographischer Apparat Verwendung findet, wie solche ziiin Zwecke tineina tographischer Aufnahmen gebräuchlich sind. Jn diesem Apparat wickelt sich während der Aufnahme. die nicht län ger als eine gewöhnliche Porträtaufs na·hme«d»auk«rt, ein«nii·t derLichtenipfinw ,--,!k t, , ( i ioar dieses Verfahren zur praktischen; Selte gelungen, ein prattisch verwend- » tlllkll Lucan- gcuuuuce Grau-umfun sen ab, aus welchem während der tut zcn Expositionszeit nicht eine, sondern etwa 40 bis 50 Momentausnabmen ge macht werden. Das Modell befindet sich während dieser Zeit aus einem Podium nnd isi von einem halblreissörmiaen, balda chinartigen Ausbau umgeben (vgl. die Abbildung Beschattnnasapparat). Jn dem letzteren hat das zur Erzielung einer gleichmäßiaen allseitigen Beleuch tung nöthige, aus einer Anzahl von Bogenlampen bestehende Beleuchtungs system Aufstellung gesunden, dessen arelles Licht durch vorgesetzte blaue Glasscheiben etwas aemildert wird. Außerdem wird aber durch das violette Licht jegliche Farbenwirlunq ausqeho ben, so daß nur die Form zur Wieder gabe kommt. Zwischen Idieser Beleuchtungsanlage und dem Modell befindet sich außerdem ein ans verschiedenen Gliedern zusam n.engesetzter, stellbarer Gürtel, welcher das Licht von dem Modell z. T. ab blendet und bei geeigneter Stellung durch Erzeugung eines starken Schlag schattens das Relies grell beleuchtet her rsortreten läßt. Dieser Gürtel steht mit dem photo- « graphischen Apparat in Verbindung« — und bewegt sich, während das Modell still sitt, zwischen einer Momentaus nahme und der anderen um mehrere Millimeter gegen die Cameta zu. Da durch dassVotrücken des Gürtel-s das auszunehmende Modell mehr und mehr beschattet wird, bis schließlich die höchsten und Oletzten Punkte im Dunkel verschwinden (vgl. die Abbildung), so bilden die einzelnen Momentausnah men, — eine allseitige gleichmäßige Be leuchtung vorausgesetzt, —- jede siir sich eine Silhouette der in derselben Be leuchtungsebene gelegenen Punkte. Währnd also das erse Bild der gan zen Aufnahmenserie den größten Pto Fig « Bela- ttunnösivpnat zut- Ausua me vcu Phantasieen-ein filumriß zeigt, weist die zweite Auf nahme bereits ein lleinech Prosil aus nnd so fort; bis allmählich die tiefe-i liegenden Reliestheile, also Rase, Auge, Mund eie. verschwinden, und nur die heichaelegenen und daher länger beleuch teten Gesichtstheile wie Wangen, Ohr . und Haare sichtbar sind-. ; Aus diese Weise erhält man 40——50 - Ausnahmen desselben Objeltes, deren jede nach Maßgabe des immer weiter verrüclenden Schlagschattens jedes-mai einen anderen. etwas höher gelegenen Durchschnitt des Profils giebt, so je drch, daß die einzelnen Ausnahmen pa mllele Länasschnitte durch das Prosil bilden und jede derselben die in einer Beleuchtungsebene gelegenen Punkte enthält. Alle diese Bilder werden nun in dem selben Maßiabe bis aus Lebenggrdße Eine Photoc.ulxstue- Aufnahme vergrößert, in starkem Kartonpapier ausgeschnitten und in der Reihenfolge der entsprechenden Aufnahme über einander gelledt, so daß man ein an den Rändern treppenartig sich abstu: sendes Relies erhält, welches schon in diesem Zustande eine fprechende Aehn lichkeit mit dem Originale aufweist. Zum Ausgleich der oorerwähnten Urebenbeiten wird dieses Kartonrelief aber noch mit der Modellirmasse iikep gc.ngen, gewissermaßen retouchirt, wo rauf das-zur Herstellung der Photo stnlptur benöthigte Modell fertigge stellt ist. Von diesem Modell nämlich kann nrnmehr in der bekannten Weise die Form genommen werden, aus welcher Abgiisse je nach Wunsch in Bronze, Gips, Elsenbeinmasse, Terracotta etc in beliebiger Anzahl zu gewinnen sind· Die Erfolge, welche mit diesem Ver fahren bereits erreicht sind, und von welchen- wik in eine-r unserer Abbildun Fsg I s·s « Liii « UT crucem-eignet it weite-Ausnahmen gen ein Beispiel bringen, sprechen sür sich selbst, die gebotenen Vortheile lie gen aus der Hand. Abgesehen von der relativen Billig keit der Photoskulpturen ist durch deren Herstellung aus photographischem Weg-. djc srappanteste Aehnlichkeit verbürgt; die Schnelligkeit, mit welcher der ganze Vorgang sich abspielt, erspart außer-« dein siir das Modell die ertniidenden Sitzungen, so daß in den meisten Fäl len bei Abpnssung des geeigneten Mo nkentes ein gesälliger, urigezwungener Gesichtsnusdruck erreicht wird-. Kein Zweifel, daß dieses iijnqste Kind der photographiscan Technik einer bedeutenden Zukunft entaegengcht und in ähnlicher Weise dazu beitragen n·ird, den Sinn siir die Plastik zu trecken llnd zu fördern, wie die Photo graphie das Verständniß silr die Ma lerei in weite Kreise getragen hat. N I dienende-. . ,,König Milan,« so schreibt das Wie ner Extrablatt, »der oft durch längere Zeit als Gast des Grafen Eugen Zi in Ungarn jagt, ist vor einiger « dein Ungariscpen Landes-Jagbschup verein ais Mitglied beigetretery hat aber bei der Fülle seiner Geschäfte da ran vergessen, die Mitgliedgtaxe fiir . das Vorjahr zu bezahlen. Nun veröf fentlicht der Verein in seinem amtlichen Organ, dem ,,Vadaßlap«, die Liste der mit der Jahrestaxe im Rückstande be · findlichen Mitglieder. In dieser Listr figurirt auch unter »Ur-. disk-i Ucilan der Erste, geni. ser bischer stönig . . . . 53 fl.« Röniq Milan kann es wohl zum Troste gereichen, baß außer ihm noch thsz Personen in der Reftantenliite fi guriren, rie ivohj nicht pensionirte Kö nige, aber zum Theil active Millionäre sino.« Wie froh wäre ver gute König Milan, wenn er nichts weiter schulkig wäre als diese B Gulden. st- ät It Eine interessante Persönlichkeit ist Pio Centro, der alte treue Kaminerdie net des Papstes. Tag und Nacht ist er um den greifen stirchenfiirstcm Ein ganzes Menschenleben hat er in den päpstlichcn Gemächern verbracht M kennt beinahe, wie sein Gebieter, die Stadt Rom nur mehr Vom .5;-örensaaen. Cao. Pia Eentra (»Cavalierc«, nämlich des Orden-s- von S. Gregorio), der mit Recht als ,,alter Ego« des Papsteg be zeichnet wird, ist ein Landsmann Lebs. Daher die grrsße Gunst, ja Freund schaft, deren er sich bei dem hohen Herrn erfreut. Geboten 1848 als Sr bn eines aus Carpineto stammenden, aber in . Rom lebenden bntmarherä defizi f Kundschaft fast nur aus Cardinslety Prislaten u. s. w. bestand, ward Pia ron des Papste-Z BrudexspdemE en Petri, fiir den persönlichen Dienst eos des Dreizehnten ausersehen und stieg binnen Kurzem bis zum Posten des »A(ljut;mtc rii Camcra« (Kammet adjutanten) Seiner Heiligkeit Jn die sem verantwortungsvollen Amte stellt nun Centra, der mit seiner Familie im Vatikan und zwar dicht bei den Most lichen Gemächern wohnt, seinen Mann. Er weiß, daß von ihm und seinem Dienst zum guten Theil dasWohlbefin den des Vapstes abhängt, und so viel an ihm liegt, versäumt er nichts, seinen Herrn zu befriedigen. Früh Morgens ist es ,,Piuccio« (,,der kleine Pius«. wir der Papst ihn vertraulich nennt), der Leo den Dreizehnten weckt; freilich fin det er ihn auch häufig genug schon bei der Lectüre, denn Leo ist ein Frühauf fieber. Dann iit Pio ihm bei der Tof lette behilflich, gießt ihm Kölnisches Wasser in die Waschschüssel, trocknet ihn ab, hilft ihtnbeim Anziehemwobei er ihn zum Schutz gegen etwaige Erkal tung wie ein Kind in eine wollene Decke einschlägt. Kurz, die ganze Toilette des Papstes liegt in Centra’s Händen» zu dem derPapst jüngst scherzend mein te: »Nicht wahr, Piuccio, ich brauche länger als eine Dame, um mich anzu ziehen? Und dabei gehe ich- nicht einmal in Gesellschaft.«· Piuecio dient dem Pavst auch alg Friseur und Barbier. Als Leo der Dreizehnte sich der be kannten Operation unterziehen mußte, wurde Ecniraaus Angst um seines Herrn Leben so weiß wie die Wand und schluehzte herzzerreifzend so daß der Papst alle Miihe hatte, den Aufge regten zu beruhioem »Aber Centra· fcssse Dich doch! Nicht Du sollst operirt werden, sondern ich!« II s- di( Erland Nordenstjöld, der Sohn deg Polarforschers, beobachtete an der s. iiste von Patagonien aus dem ruhigen vier nur leicht aeträuselten Wasser des langen engen Meeregtanals vonUltima Ceperansa lleine Schieferstiickchen die« in größeren oder kleineren Hausen zu semmengepaclt, anf dem Wasser zu schwimmen schienen. Sie trieben in der Nachbarschaft der Kiiste hin und her, bis sie von der starken Strömung, die zuweilen durch den Kanal fließt, sortaerissen wurden. Die kleinen Steinpliittehen waren in so großer Menge vorhanden, daß innerhalb we niger Minuten etwa 700 Stück davon aufgefischt werden konnten. Da die Ufer der Meereestraßen aus einem scinvltttigen Shiefer bestanden, so krnnte kein Zweifel darüber sein, daß die kleinen Steine vom Ufer ausge waschen und so in das Wasser gelangt traten. Die obere Seite der Schieser fiiirfrkwn innr- nkinxiisk ten-san nnd si senken sofort unter, wenn sie durch Be riilxrung oder durch dieWellendewegung befeuchtet wurden. Nordenslsöld präste das spezifische Gewicht der Steinchen und fand es zu 2.7, also nahezu dem Treisachen der Schwere des Wassers-; danach hätten natürlich die Steine so srrt untersinken sollen. Allerdings waren sie nur sehr tlein und das größte Stück loog nur (),8 Gramm. Die Ver muthung, daß etwa kleine Luftporen in ihnen vorhanden sein könnten. durch die sie iibcr Wasser gehalten würden, wie etwa vulkanischer Bimsstein, der ja auch auf dem Wasser schwimmt, lurdc nicht bestätigt. Der Forscher erklärte die eigenartige Thatsache vor läufig daraus-, dass sich an der unteren Fläche der Steinchen kleine Gasblasen ansetzten und dgdurch die Last iibet Wasser halten. Woraus diese Gasblck sen bestanden, lonnte nicht mit Sicher heit festgestellt werden, jedoch hatte es den Anschein, daß sie von winzigen Pflänzchen aus der Familie der Alqu olssaesondert waren, die sich aus den Steinen festgesetzt hatten. Daneben diente gewiß die settige Eigenschaft des Schieserg zur Verhinderung der Be seuchtung durch das Wasser.