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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 2, 1900)
kc Ziiir die Jugend. Iris-, der Judianen Nun will ich euch eine Geschichte er zählen, in der ein Jndianer vorkommt. »Eh« denkt ihr« »das ift schön, von Zier dianern hören wir immer gern.« r Jndtaner aber, von dem ich euch er äh len will, das ist einer von ganz beson derer Art, und ich bin neugierig, wie et euth gefallen wird. Alio gebet ach·:! Es war einmal ein kleiner Junge in Deutschland, Fritz hieß er und wohnte nicht weit von einem großen Wilde; dem ging es gerade wie euch, er hörte nämlich Jndianergefchichien sur sein » Leben gern. Und weil er bisher immer ein lieber und fleißiger Bub’ gewesen war, ver seinen Eltern Freude machte, so hatte ihm das Weihnachtgkind ein großes-, schönes Buch gebracht, in dein lauter Jndianergeschichten standen; darin las er nun, so oft er Zeit hatte, und manchmal auch, wenn er nichtZeit hatte. Wollte die Mutter etwas von ihm« dann rief er: »Gleich, gleicht« blieb aber ruhig bei feinem Buche sitzen; denn ex mußte doch erft wissen, wie es weiter mit dem «ipringenden Panther« gegangen, und ob er die «Blunie der Prairie" wirklich gerettet; und kam er dann endlich, und schickte die Mutter ihn zumKaufmanne, etwas zu holen, dann brachte er sicher etwas ganz Verlehrtesz denn er war mit fei nen Gedanken noch viel zu fehr bei ten tapferen Delawaren und den lebt-in- s enziingigen Sioux, als daß er auf einen Auftrag geachtet hätte. Noch ärger aber ging IS in der Schule mit ihr-. Sonst war er immer der Stolz des Lehrer-· geweien, jetzt oder gab es jeden Augenblick Tadel oder Strafe fiir ihn. Rief der Lehrer ihn auf, dann mußte er feine Geden ien immer erst mühsam aus den Ur wäldern Ameriias hervorholen. und das dauerte meist so lange, daß ter Lehrer ihn ungeduldig niederfetzen ieß; und als er gar neulich auf die rage: wer Amerika entdeclt bate, Fhingagok statt Columbits"anttvor:ete, da war de: Lehrer ernstlich böse ge worden, und Fritz hatte zum erstenmal eine Stunde nachfitzen müssen. »Im-, Fris, iag vie Jnoianerge schichten,« mahnte der Lehrer alle-Tage, aber Fritz ließ sie nicht; im Gegenteil, . er hatte setzt nicht mehr genug an sei nem Buche, sondern oerschaiste sich, wo er immer lonnte. eines der kleinen Jn dianerbüchel, die man siir wenig Geld kauft, die aber auch diese geringe Summe nicht wert find, und da las er und las, bis ihm über all den eben teuerlichen Geschichten sein Leben in der Schule und zu Hause so einsörrnig Und langweilig vorkam. daß er es nicht mehr zu ertragen meinte. Kam Vertrauten seiner Pläne hatte erYtachbars Fran gemacht, und gar ost sasz er mit dickem in irgend einem heimlichen Winkel zusammen und malte sich aus, wie schön es sein müßte, nach Amerika zu fahren und dort unter die Rothäute zu gehen. Daß man aber nicht »so ohne weiteres nach Amerika reisen könne, sondern erst iiber das weite Weltm er müsse, das wußte er doch; aber anEWald fehlte eö ja auch in der Heimat nicht« und so machte Fritz eines Tages den Vor schlag, daß sie bei nächster Gelegenheit in den Wald ziehen und dort«r:lö Jn dianer leben wollten« Franz hatte nichts gegen den Plan einzuwenden. Vor allem gingen sie daran, sich Waffen anzufertigen. Hin ten in einer Ecke des Hühnerhofes, wo niemand sie sah als die alte Henne, die ihre Kiichleii spazieren führte, richte ten sie ihre Werkstatt ein« Ein paar alte Bohnenstangen wurden zu Lanzen zu gespitzt und mit buntem Federschniucl versehen« ein verbogenes blechernes Be cken in ein Schild umgewandelt und das Eisen einer alten Axt durch einen langen Stiel zum Tomahowt gemacht. Am großartigsten aber fiel der Konf puh aus. Um einen Padvreifen herum leiinte Fritz bunte Federn an, die er auf dem hofe und der Scheuer gesun den. Wann sie ihren Auibruch ins Wert se en wollten, wußten sie noch nicht re t; da ward die Entscheidung durch einen bösen Zufall herbeigeführt Ueber dem eifrigen Waffenoersertägen atte Fritz nämlich ganz vergessen, eine ausaufgabe, die er aufbetommen ,atte, auszuführen, und als nun alle Schüler die Arbeit ablieferten, stand Iris mit leeren banden da. «Jch werde heute Nachmittag deinem Vater reden,« war alles. .rsa der Lehrer sagte. Was er mit dem Va ter reden wollte, dariber hatte der Lehrer nichts gesa t, aber Frit; ahnte sehr wol, daß ie änterredung iir ihn nicht angenehm ausfallen werde, und ko beschlon er, ihr zuvorzutommen nnd ein Jndianerleben lieber gleich heute sie beginnen. so zog er denn bald nach dem Mit togktserh von dem er vor Aufregung taurn einige Bissen zu sieh genommen, met Franz, feinem Bundesgenosse-in dem Walde iu. Dort warf er Hesnd und Jacke, Schuhe und Strümpfe von sich so daß er nichts anbehielt als sein kurzes Höschenx dann mußte Franz ihm mit Rötel Brust und Gesicht be malen, damit er »rötlich strahle« n-ie ein Delaware, setzte seine Federlrone aus« und dann -—- o, daß seine Mutter ihn gesehen hättet s-— fing er an, mit einer zu diesem Zwecke mitgenomme nen Schere feine Hosen unten liernm auszufranfenz denn Fransen snuite ein Jndianeranzug haben. das wußte er. Nun nahm er seine Waffen, ————- ————.—.—-«« -- , — W ists-sang den Tomadawl und forderte granz aus, ihm in den Wald zu folgen· ikranz aber hatte sich die Sache prop tnsy anders iioerlegt, er warf noch einen belenllichen Blick auf Friy ein«-.- lief «r«-nn spornstreichs davon und dem el lirlichen Haufe zu. Brftürzt starrte Fritz ihm einen Au genblick nach, aber den Mut des «liil) nen Adlers«, so hatte er sich selbst ge nannt, vermochte tiefe oerriiieriske Flucht nicht zu erschüttern. »Ist-he trin, feiges Bleichgesicht!« rief er nur stürzte allein mit erhobeuem Tomatsawt in« oen Wald, dem Feinde entgegen. Von einem Feinde war nun allerdings zu naeijt nichts zu sehen. Eilsertiq schritt er uber den moosigen Boden tiefer in den Wald hinein, wenn er auf eine scharfe Wurzel oder eine trockene Ast spitze trat, den nacktenFuß schmerzhaft an sich ziehend. Jetzt war er frei, non niemandem brauchte er sich meyr tue-ji tin zu lassen! Welch herrliche-Z Leben nollte er führen! Saftiges Reh- unt Hirschslei rb srllie seine Nahrung sein, cin Zelt, aus Zweigen gebildet, werde ihn in der Nacht bedecken, am flam menden Feuer wollte er rasten und-auf neue Thaten sinnen. Scheide nur, das; sich einstweilen we ter Reli- noch Hirsch, ja, nicht einmal ein "schrn zeigen wollte, während sein tagen ihn doch sehr lebhaft da ran erinnerte, dasz er seit dem Moran so gut wie nichts genossen hatte. Von Baumfrüchten aber, von denen sich die lden in seinen Gefchichten oft wo nlang nährten, lonnte er nichts ent decken als dürre Tannenzapsen, die sei nen Appetit eben nicht reizten. Je weiter er lam, desto dichter und unwegsamer wurde der Wald. Nichts rührte fich, nur zuweilen lief eine - Wnkdmauj über den Moosboden, oder ein Eichhörnchen huschte an seinem Baumstamm in die Höhe und sah ver wundert mit feinen hellen Augen ouf ihn herab Schon ward es ihm etwas unheimlich zu Mute. Dazu brach der Abend herein, und unter den Bäumen wurde es düster. Jhn sror, denn der Abendwind strich kuhl durch den Wald, und er hatte nichts als sein dünnes Höschen an. Jetzt war es Zeit, sich eine Hütte zu « bauen und ein Feuer davor anzuma chen; kaber die jungen Fichtenstämm chen wollten sich von seinem Tomahatok s nicht fällen lassen, und verqebens be » miihte er sich, Feuer zu belommen. Ge » lana es i m auch, mit seinem Messer ; ein paar s unken aus einem Kieselftein, ! den er gesunden herauszuschlagem so ; erloschen die Fu nken doch immer wie l l der, ohne die durren Blatter die er be ; teit hielt, zu entzünden. Wenn es nicht » nur schon so dunkel geworden wäre! i O und nun sing es auch noch an zu . regnen! Wol suchte er Schutz unte den i dicken Bäumen. aber der Wind z uste die Zweige, daß sie die Regentropfen in ganzen Stromen aus ihn herab schütteten. Die bunten Federn hingen kscld schlass oon seiner Krone herab, das Höschen klebte ihm an dem nack ten Leibe, ihn sror, ihn hungerte, ach, und er fürchtete sich! So ungern er es sich elbst aestand, der Löhne Adler« » sii ete sich ganz schrecklich Wenn I er nur aus dem Walde herausgefunden hättet Aber da war kein Wea und kein Steg, er war ja absichtlich recht mitten hineingelaufen Er sina an zu mei nen Und zu rufen; wer aber hätte ihn hier hören sollen! Noch eine Weile tatpte er vorwärts. dann aber konnte er nicht mehr. Er kroch unter ein dich teä Jschtenoebijich dort kauerte er sich zusammen, so eng er lonnte, und ver- : l ttrckte den ston in den Armen, um i nur von dem schrecklichen Walde, in - dem es immer dunkler ward, und in » dem sich allerhand seltsame Töne ver i nehmen ließen, nichts mehr zu sehen s und zu hören. — ! Wie sich der Lehrer vorgenommen, ! so war er am Nachmittage nach der Schule zu Fritzens Vater gegauaen » und hatte ernstlich mit ihm über Dess. n l Sohn gesprochen Der Vater ries nach ; Fritz, aber dieser war niraends zu sin- s den« »Aha, er hat gemerkt, wag itn Anzuae ist« " dachte der Vater, »er kommt schon wieder, sobald er hungrig sein wird. « Ader der ganze Mach-nume- lernt-ich und dagAbendessen gina vorüber, ohne daß Fritz sich gezeigt hätte, und als es tsun dunkel svurde und ein heftiger Re gen sich einstellte, da fingen die Eltern an, unruhig zu werden. Endlich fiel ez der Mutter ein, daß sie Fritz nach dein Mittagessen mit Nachbars Franz rei sammengesehen Franz wurde geholt und ins Berbör genommen, und nach dem er eine Weile zu leuanen vernicht hatte, estand er endlich ein, daß Fritz als Jn ianer in den Wald gezogen lei Jedt erschraken die Eltern ernstlich. Was konnte dem Knaben alles zusto en, wenn er die Nacht bei solchem etter im Walde verbrachte! Wo abee sollten sie ihn suchen. jetzt in ftoetfinstei iee Nacht und bei ftrömendem Regen! Es blieb nichts übrig« als den Morgen abzuwarten. Es konnte gegen Mitternacht fein die Sorge hatte die Eltern noch nicht zu Bett geben lassen: da klopfte es draußen an das Hofthem und eine Männeeftimme begehrte Einlaß. »Vielleicht bringt jemand Nachricht von Jst-ist« rief dee Vater nnd eilte famt der Mutter, welche die Lampe mit sich nahm« in den hof. Vor dem Thore ftand der ihnen wolbelannte alte Waldhüter. »Da bringe ich etwas, was ich im Walde gefunden habe,« laate er ktnd reichte den Eltern eine duntle Gestalt hin, die er wie ein Bündel iiber dem Arm pe ttagen hatte. »Dachte, wer weiß, toas fiir ein seltsames Wild mein Hund l i aufgeftiiberx 's wird wol hierher ge ören. ’s war aber gut, dasz ich noch so pät durch den Wald ging." Damit wandte er sich um und stopfte mit sei nem Hunde durch die Nacht davon. Betroffen starrte der Vater auf den Knaben in seinen Armen. War es denn möglich, daß diese jämmerliche, halbnackte, durchnäskte Gestalt, an der hier und da eine bunte ; eder klebte, sein Fritz war? Er schlief so tief vor Ersckspspmn daß er es gar nicht merkte, als die Mutter ihn sorg lich trocken rieb, mi: frischer Wäsche beneide-te und zu Bett brachte. « Die Sonne stand hoch am Himmel, als Fritz am nächstenMoraen erwachte. Er konnte sich gar nicht besinnen, was mit ihm vorgegangen. War er denn nicht ein Jndianer gewesen? Wie kam er Ietzt in sein Bett? Da sah er auf oem Heime einen Stock lieaen, und um einem Male fiel ihm alles wieder ein. und auch, daß der Lehrer gewiß mit seinem Vater gesprochen heite. O tret), das war ein böses Erwachch Ganz lleinlaut schlüpfte er in seine KleiderAlH aber jetzt Vater und Miit cer bereintraten, da wars er sich in iksre Arme und versprach mit solch auf richtiger Reue. sich zu bessern und ih nen keinen Kummer mehr zu bereiten, daß die Eltern ihm fiir diesmal nich verziehen und den Stock auf dem Tische unbenuizt liegen ließen. Von dem Jndianerleben aber hatte Fritz ein für allemal genug, und toenn er in der Schule aesraat ward. wer Amerika entdeckt habe. so sagte er Columbus und nicht mehr Chingagok. ArmLAtTnettckjen Jn dem lehten Häuschen der Straße wohnte die Wittwe Graner mit ihren sechs Kindern. . Aerrnlich, elend. wie das Häuschen von außen war. zeiate es sich auch im Innern. Küche, Kammer und Stube, diese drei Raume bildeten die ganze Wohnung. In der Küche stand ein gebarstener Kochofen und ein alter, wurmstichiger Schrank, welcher nur ein Schwarzbrot und etwas graues Buchenweizengnehh nebst einer Handvoll Salz beherbergte; in der Kammer bildeten abgesägte Kisten und Kasten mit hartem Stroh und den Fragmenten von Decken die ganzen Betten; in der Stube standen ein wackeliger Tisch, eine Bank und etliche Binseniiiihle. Aber überall herrschte die größte Sauberteit und Ordnung; auf dein Fensterbrette bin ter den kurzen weißen Mullgardinen, die nicht größer waren wie Taschen tiicher, standen einige feuerrot blühen de Geraniumsiöote in Tövsen, -—-— alles Reichen, daß die Wittwe Groner eine sinnige, ordentliche Frau war. Ja, sie war brav, sanst und thiitig. Sie; scheute vor keiner Arbeit zurück. Sie that bei fremden Leuten Gartenarbeit, schrubbte und putzte, wusch und be sorgte Ausgängr. Aber sechs Kinder zu ernähren, Kinder, die stets eßluitig sind, das war eine zu schwere Ausgabe tiir die arme Frau, besonders als der strenge Winter tarn mit seinen An sprüchen an Feuerung und Licht. Da zu stiegen die Preise der Lebensmittel gewaltig in die Höhe, selbst das Pfund Schwarzbrot erreichte einen bis dahin unerhörten Preis. -.--o · i- « Ulltcb L’·sc»lgcll, UlV Ulc Unng Hule tlirrende Winternacht alle Fenster scheiben des armseligen Hauschens init den weißen Blumen aus dem Nordpols lande bemalt hatte« hinter denen jetzt der rote Feuerschein der aufgehenden Wintersonne spielte, ries die Wittwe Groner ihre sechs Kinder in das Wohnstübchen und sagte: »Da sieht euer Kassee, wir müsan ihn von jetzt an schwarz trinken, weil die Milch zu teuer geworden ist. Auch Brot kann ich euch nicht mehr so viel geben, daß ihr satt davon werdet. Jhr wißt, wie sehr ich mich plage, aber mein Ver dienst langt nicht mehr, um uns alle zu sättigen. Wie dürfen fortan nur mehr so viel essen, daß wir nicht ver hungern. Aber wir wollen redlich miteinander teilen.« Thriinen erstick ten die Stimme der armen Frau. Als die Kinder die geliebte Mutter weinen sahen, singen auch sie zu schluchzen an. Nun nahm die Frau den Rest des Schwarzbrotes und zerschnitt ihn in sieben Teile; einen nahm sie für sich, die andern legte sie neben den schwar zen Cichorientaffee der Kinder. Das älteste Töchterlein, Annettchen, ein Kind von etwa zwölf Jahren, schob sein Stückchen Brot zurück. »Ich mag nicht« liebe Mutter,« sagte es; »ich have gar keinen hunger, ich glaube, ich werde traut Iß du von meinem Brot und das andre gib den Jungens. Jch fühle rnich wirklich nicht gut und möchte mich wieder zu Bette legen." »Ach, auch das noch!« seufzte die Mutter. »Me) fehlt es dir denn, An nettchenP Kopfweh, Ziehen in den Gliedern? Wenn das nur tein Fieber gibt! Nun sa, so leg dich zu Bett nnd deckt-ich gut zu! Du kannst Karls und heinrichs Decke während des Ta ges zu deiner nehmen, dann liegst du wärmer. Ach, wie gerne blieb’ ich bei dir, aber ich muß bei Richterö die Oefen vatzen.« Annettchen blieb den ganzen Tag im Bette. Als ihr am Mittag die auf ein Stündchen zurückgelehrte Mutter auf einem Zinnteller ein paar Salz tartoffeln brachte, schüttelte sie weh mütia das braunlockige Köpfchen und sagte: »Ich mag noch immer nicht. Iß du die Kartoffeln, und die du übrig läßt, gib den Junacsnsi Die werden sie wol niöaen.« Nur etwas Wasser trank Annettcheu. — - Als am andern Morgen Annettchen noch immer im Bette blieb, ging di Mutter, ohne etwas zu sagen, zum Doktor Stetnberg, von dem die ganze Stadt wußte, daß er ein Herz für arme Leute hatte und nie einen Cent von ihnen nahm. Der alte freundliche Herr stand schon eine halbe Stunde später an dem armseligen Lage des Kindes. »Nun, mein Braunlöpfchen, wo sehlt’s?« sragtc er gikrig, fühlte den Puls und ließ sich die Zunge zeigen. Er konnte jedoch keine trrantheit entdecken. Nur eine Troß-: Schwäche glaubte er on cln nettes-sen zu bemerken, weshalb rr sagte: »Ich wkrde dir etwa-z Stär tendrs versc:7reihen, incin Schrifcheik davon nimmst du alle Stunde einen Eßliifsel voll· Verstande »Ach, Herr Dottor,« erwiderte ArmAnnettchem ,,«l,un Sie es nicht, verschreibe-n Sie mir nichts-! Jch darf es doch nicht nehmen« »Wie? Du darfst nicht?« wieder holte der Doktor und warf einen sm aenden Blick hinter seiner großen, fil berrandiqen Brille hervor. »Du darfst nicht? Sag lieber: Jch will nicht« »O nein, Herr Doktor-, ich wollte wol aber ih darf wirklich nicht; es wäre Sünde, wenn ich die teureArz nei nähme. « »Die teure Arznei!« wiederholte der Doktor. »Sie soll dir keinen Pfennig kosten-« »O, bitte, lieber Herr Doktor, ver schreiben Sie mir teine Arznei!« flehte das Kind, sichtbar von innerer Unruhe gequält. ,,Annettchen, daß du eigensinnig sein könntest, hätte ich nicht gedacht,« bemerkte ietzt der Doktor ernst. »Pfui, schäme dicht« Dadrängten sich zwei dicke blanke Thränen in die braunen Augen An nettchens, und ganz gedrückt hauchte das arme Kind: »O nein, Herr Dok tor, es ist keinsEigensinn!« »Doch, doch, doch!« polterte der alte Herr. »Wart, ich werd’ es deiner Mutter saaen!« · Da faltete das Kind seine maaeren Hände über der dürftian Bettdeele und saate in beschwörendem Tone: »O liebster, bester Herr Doktor, thun Sie das nicht! Dann rvill ich anen lieber alles- nesteben, wenn nur meine kleinen Briider aus der Kammer gehen wollen« , Von dem sonderbaren Benehmen des Kindes betroffen, kommandierte der Doltort ,.Marsch, Junaen5, bin aus auf hie Straf-let Vor der leiir ist eine schöne Schleifbabn.« Als sich ArupAnnettchen mit dem Doktor allein sah richtete sie sich aus ibrem Ltaer auf und saate: »Ach, lieber Herr Doktor, meine Mutter ar beitet und plagt sich den ganzen Ina, um uns Essen zu verschaffen· Aber der Verdienst ist so gerina, und die Le bensmittel sind diesen Winter so teuer. Da bat Mutter qestern Moraen das Brot in frei-en gleiche Stückchen ge schnitten und jedem ein Stückchen ar aeben. So will sie es jetzt immer ma chen. Aber Mutter lann nicht satt von ihrem Teile werden, und die Jungens auch nicht. Da hab’ ich ihnen mein Stückchen zugeschoben und gesagt, ich wäre krank. Wenn der Herr Doktor nun Mutter etwas sagt, dann muß ich mein Brot essen, und die andern wer den nicht satt.« »Aber, Kind, Kind,« sagte der Dok tor qerührt, »verspiirst du denn gar keinen Hunger?« »O doch, Herr Doktor!'« lautete die traurige Antwort. »Ich habe schon an dem Stroh von meinem Bette ge taut. Aber ich will alles gern ertra nen, wenn nur die Mutter und die Junarns zu essen haben.« »Licb Annettchrn, das ist gewiss recht brav von dir acdacht,« entaeqnete de-( Doktor. »Aber weißt du wol, daß, wenn du nicht essen willst, du immer schwächer und elender lvirst und zuletzt sterben mußt?« L D . , Es -«.s s!,-., A.». ».8U, UUV IL’clh IW HEle Ilcucc JJLLL Dottor,« erwiderte das Kind eraeben. »Ich will aber web aanz gerne sterben. Tann bat Mutter sür ein Kind weni ger zu soracn.« Nun glänzten hinter der großen sil berrandigen Brille ein paar helle Tro pfen wie Thränen — Thrönen edelster Rührung und Bewunderung. Der aute, alte Herr leate seine Rechte um den tnochiaen Rücken des Kindes und sagte; Annettchen, du brauchst nicht zu sterben, aus daß deiner Mutter und deinen Brüdern geholfen werdet Hab nnr noch ein Weilchen Geduld, dann deines ich euch Hilfe!« Damit entfernte er sich. Aber schen nach einer tleinen halben Stunde lehrte er mit seiner alten Hanshälterin zurück welche am Arm einen mächti gen, braunen Markttorb trug. Der war bis obenan mit Weißbrot, But ter Wurst mit Tüten voll Kasseebob nen Reis Graupen Erbsen und Salz gefüllt. Auch ein tüchtiqu Stück fri sches Rindsleisch, sauber in weißes Pa ier aewictelt, und allerlei überwinter tes Grün-kenn warp da, Um eine träf tiae Fleischsuppe zu kochen. O, wie strahlten jetzt die Augen der halbver hnnqerten Kinder vor Freude! Die kleinen weißen Zähne lnirschten vor Wonne. im Voraesühl des lament bchrten Genusses solcher Leckerbissen. Die alte, gute Haushalterin bereitete Butterbrote und gab jedem der Kinder eines in die beaieriq ausaestreckten Hände. Das erste sollte Aunetteben haben, aber ihrem Edelsinne getreu I bat sie: »Erst die Jungens!« Dann machte die Haushälterin Feuer im Ofen an und setzte die Rindsleisch suppc aus« wobei sie Annettchen An weisung gab, wie sie dieselbe schäumt-n müsse, denn sie selbst mußte nachHause und sür ihren Herrn, den Doktor, ko chen. Als die Wittwe Groner am Mittag ahnungslos mach Hause zu rückkehrte, da sprangen ihr sechs ju belnde Kinder entgegen, welche des Erzählens kein Ende finden konnten. Von jetzt an schickte der mildherzige Doktor täglich Nahrungsmittel, und viele seiner-Bekannten, denen er die Geschichte von Arm-Anncttchen er zählt hatte, brachten Bettzcng, Klei dunassttjcke, Kohlen nnd Geld. Auch lolmcnde Arbeit qab man der Mutter. Nun herrschte Tag sür Tag Freude in dem ärmlichen Häuschen der Dorf ausse. So wurde die edle That Annett chens die Rettung der bedrängten Fa m;(; ssssssss sTie junge Schwale « »Was macht ihr da? fragte eine junge Schwalbe die emsigen Ameisen. »Wir·sammeln Vorrat siir den Win ter!'« war die geschwinde Antwort. »Das ist tlug,« sagte die Schwalbe, »das will ich auch thun.« Und sogleich fing sie an,veine Menge toter Spinnen nnd Fliegen in ihr Nest zu tragen. »Aber wozu das?« fragte endlich die Mutter. »Das ist Vorrat für den bö sen Winter, liebe Mutter. Sammle doch auch, die Ameisen haben mich ge lehrt, vorsichtig zu sein." ,,Lasz nur die Ameisen!« versetzte die Alte. aUns Schwalben hat die Natur ein holderes Los gegeben. Wenn der ichöne Sommer sich endet, so ziehen . irir fort in wärmere Länder und sin- ; den auch dort wieder unsere reichliche : Nahrung.« -—....-— Kriegsschätze der Nationen. »Wer Krieg führen trill, darf « die Kosten nicht scheuen,« ist ein »geflügel tcs Wort« und »Zum Kriegführen ge liört Geld, Geld und nochmals weibl« ist ein anderes. Die Wahrheit des Sprichworteg be-« unruhigt die breiten Massen des brin schen Volkes schen heute, nachdem der Krieg gegen die beiden Vuren-Republii ten noch keine drei Monate lang vom Zaun gebrochen und Tommh Attins auf seinem Spaziergang nach Pretoria über britisches Gebiet noch nicht hin ausgelommen —.st. Einstweilen tröstet las britische Voll sich zwar noch mit dem Gedanken, daß die Regierung ei nen riesigen Kriege-fonds in den Ge wölben der Bank ron England ruhen hat« der groß genug ist, um die meisten Kosten der bisherigen Kriegsführung zu decken und daß schließlich für den Steuerzahler die Rechnung nicht beson ders hoch ausfallen dürfte. Diese Hofs nuna aber ist eine trügerische, wie der britische Steuerzahler mit der Zeit zu seinem Leidwesen erfahren wird, denn .John Bull ist für den Krieg stnanciell weniger gut gerüstet, wie beispielsweise der deutsche Michel und bat nicht, wie dieser, einen sogenannten Kriege-fonds in Baargeld, der jeden Augenblick an gebrochen werden tann. Die Bank von England führt natürlich eine riesige Goldreserve, die im Nothfakle von der Regierung beschlagnahmt werden könnte, doch würde eine solcheBeschl-.ig nrcbme die Regierung verpflichten, Ein lösung aller auf-stehenden Noten der Bank zu garantiren. Auch oersügt die Bank Von England über bedeutend mehr Bacrgeld als diese Goldreserve in der Höhe von Plf55,000,000, doch dieses anzutasten. wird die Regierung selbst im äußersten Falle sich wohl scheuen, neil dadurch der aeschfistlåche Banlerott der Banl herbeigeführt wer den würde. Für die Kriegstosten ver laßt die Regierung in London sich " ti her hauptsächlich aus ihren Credit unr der ist ein so guter, daß, ganz gleich gegen welche NationKrieg geführt wer den soll. Grossbritarxnien in anderen Ländern der Welt ohne Schwierigkei ten genügend dcld zum Kriegfuhren bogan kann « »P- s · L ri-.-I i. ch Jst-Ach Uklcgpswutz lll UcL Mcu ist der deutsche und tun anderes Land der Welt ist für einen Krieg sinanciell so gut geriistet, als das deutsche Reich. Von den fünf Milliarden, die Deutsch land nach dem Kriege von 1870—-71 von Frankreich herausschlug, wurden zunächst rund 830,000,000 in die star ken Gewölbe des Juliugthurmes in Spandau niedergelegt, und in diesen Gewölben hat das Geld seither desAu genklickes geharrt, wo es, seiner Be stimmung gemäß, zumKriegfiihren ge braucht werden mag. 80 Millionen Dollars sind bald aufgezehrt, wenn es zum Kriege kommt, doch würden die selben immerhin geniigen, die Kosten der ersten Wochen zu decken, nährend welchen weiteres Geld geborgt werden kann. Hätte das Deutsche Reich diese 830,000,000 imJahre 1870 aber zins .bringend angelegt, dann wurde die Summe sich heute ungefähr verviel fältig haben. Uebrigens machen diese 830,000,000 nicht die ganze Summe aus, die das deutsche Reich im Noth falle fiir Kriegszwecke ohne Schwierig teiten flott wird machen können· Von 3 den französischen Milliarden wurden J weitere 1()0.000.000 in Eisenbahnen ’ und in guten ausländischen Seturitä-· s ten angelegt und diese Anlage bildet den »Jnvaiidensond«, der seither auf l JUWIOOOOO anaewachfen und für Krieasznsecke disponibel ist. Die der-t sebe Reichsban und andere große Fi tsaizzmstitute haben natürlich Goldke fernen so ant wie tiie Bank von Enas I land und diese bezisfern sich zusammen ; — auf weitere 8165,000,000, die im Nothfalle sur Kriegszwecie siott ge macht werden können. Für Kriegs zwecte stehen dem deutschen Reiche dein nach .8800,000,t)00 zur Versiigung,« ohne borgen u müssen. Fürwahr, in der ganzen elt giebt es kein anderes Land, das siir den Kriegsfall finan ziell so gut gerüstet ist, wie Deutsch land, denn obwohl das Reich seine Nationalschuld hat« gerade so gut wie die Ver. Staaten, Großbritannien oder irgend ein anderes Land, sind seine Eisenbahnen,Kanäle, Minen nnd Forste im Werthe von mehreren hun dert Millionen Staatseigenthuni» und würden, als Sekurität, die Regierung befähigen, Geld, so viel sie nur wün schen mag, auf leichte Bedingungen hin zu borgen. Uizceiiiari ist das einzige andere Landv in Europa, welches einen-Kriegs schaiz von Baargrld führt, doch ist der dänische itriegzsschctz seit Jahren schon start ·.n der Abnahme begriffen. Vor dreißig Jahren beziffertc derselbe sich auf rund PL38,()00,000; heute zählt terselbe kaum noch ti;5,000,000. Jn Dänemari aber, wie im deutschen Reiche, sind Eisenbahnen, Kanäle etc. Staatseigenthum, welches im Nothfall leicht verkauft oder verpfändet werden könnte. · , Rußland hat einen schönen Kriegs schatz in Form von immcnsen Vorrä then von Verpflegungsmitteln für Litensch und Thier, genügend für den Bedarf eines langen Feldzuges. Diese Vorrathe sind viele Millionen Dollars werth. Außerdem ist das russische Schatzamt gewöhnlich mit SJ.10,0()0, ls00 Baargeld zur Deckung der laufen den Staatsinsten versehen und arm, wie Rußland gewöhnlich betrachtet wird, hat es in den Gewölben seiner Nationalöani mehr Gold und Silber, als irgend eine andere Bank in der Welt. Die Gold- und Siiberbarren in den Gewölben der Bank von Rußlazid gaben einen Werth von 8680,000,000, zw. viermal so viel, als der Werth derdGoldreserve der Bank von Eng lan . " Die Bank von Frankreich verfügt über Gold nnd Silber im Werthe von 861,5000,000. Streng genommen ist dies kein »Kriegsschatz«, · denn in Wirt lichkeit bildet die Summe einen Theil des Reichthums des französischen Bol- . kes, welches die Noten der Bank hält Immerhin aber ist das Gold da und unzweifelhaft wird die französisc! ge Regierung im Nothsalle über dassel verfügen können Alle anderen europäischen Länder haben Schätze derselben Art. Jn der Bank Von Oesterreiseh liegt Gold und Silbertullion im Werthe von 8205, 0()(),U()0; in derjenigen von Italien slw,000,000: in der Bank von Spa nien 8102,000,000; in der Bank von Holland M9,000,000 u. f. f. Washington einen riesigen Vorrath von Gold und Silber. der im Noth falle für Kriegszwecke verwendet wer den kann. Streng genommen ist auch dieser kein »Kriegsschatz«, doch wird er, wie gesagt, als solcher verwendet wer den können und dann gar nicht zu ver achten sein, denn sein Wert-h beziffert sich aus rund 8770, 000, 000 —- eine Folge der eigenthümlichen elrt und . Weise, nach welcher hierzulande das Bankgeschäft geführt wird. Jede Bank J in den Ver. Staaten ist nämlich gehal i ten, einen bestimmten Betrag in Gold T oder Silber als Sicherheit ihren Kun den gegenüber im Bundesschatzamtc zu « deponiren Außerdem leat die Regie- « rung für jeden »Greenback« in Circu- « » laiion dessen Nennwerth in Bullion . bei Seite. Natürlich würde diesesGold im äußersten Nothfalle für Kriegs- , zwecke angegriffen werden, doch ist es immerhin eine Genugthuung, zu oi-s sen, daß da s »in-teil c: ish« da ist falls man seiner bedürfen sollte ! —-. und Silber des Bundesschatzamres nur Der kaiserliche Geburtstag war in Sicht, und überall im deutschen Reich . rüstete man zu patriotischem Geden len. Auch in der Schule zu Mühlhau sen i. Elsaß war sreudige Beregung und das Angenehme mit dem Nützli- » chen einend, gab die Lehrerin das kai serliche Geburtstaaslind als Parole aus fiir den nächsten Aufsatz. Daraus hat das Bärbele, nach der ,,Oberels. Landes«an folgendes eigenartige Schriftstiick verfertigt: »Am 27. Ja nuar war unser Kaiser das Licht der Welt. Seine schönste Jugend brachte er aus Friedrichs-from Hier Verfertigte er Klassendienste und wasch den Schwamm spitzte die Kreide und putzte auch wohl die Tafel. Fleiß und Piinktlichleit bringen den sleiszigen ei ne Dentmiinze. Da wurde er Ofiizier. Das Reaiment schickte unser Kaiser in die universität nach Bonn. Sie traten zum zweitenmal in das Reaiment ein. Jm Jahr 1888 wurde er wach. Seit ber wurde er ein gerechter Fürst·" Bärbele hatte ihre Reinschrift mit sreudiaem Stolz der Lehrerin einge bändigt. Und nun ist sie sehr trau ria; denn unter ihrem Aufsatz steht die Censur: ,,Sch-lecht.« Jst die Lehrerin vielleicht reichsLeinLlich gesinnt? s-— II Die Chicaaner Grabsteinbiindler be treiben das Gelassen eines Gesetzes vor der Legislntur Von Illinois, das ihnen neitatten soll Grabsteine wieder Von Gräbern zu entfernen, wenn keine Zah 11:na dafiir aeleisfet wird. Da werden weht nächstens die Zahnärzte ein ähn liches Esset-. beantragen das ihnen das Recht verleiht nicht bezahlte Zähne wie der aus dem Munde ihrer Kunden zu entfernen. Si- Iit si Vnston schickt Geld nachEnnlnnd nnd den Buren-Rekruten. Umgetehst wäre drastischer.