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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 19, 1900)
l Aus den Mienen. Etäe«Sen-t:vneg-Mtchrc m W i i r, e tm « y i s s o n. - . Der Badnmeistet Hang Georg Veh ronll stand in der offenen thür der Stett vzrttdnoe und pfiff· tscit sein ziveis Filiria-s kleine-T Mädchen gestorben war, its-Ue sein Pfciisxlithttdir eine demut dare Veränderung etlictetn Finder war eö das Lied des-n »dieses-rat Einsichtige ling« oder Mitten Morgen, Herr FI scher« ; nnn waren eåsnteist frei-: Phan tasieen nnd fte hörten sich ttiazt lnstig an. USE-: tun-. eil: süße-z lteineså Balg! Noth nnd rnnd mit Knattern Fleisch! Wer lziiltc das glauben sollen nach der schweren Gehirn Und Lungen lzatte sie! Acht Nächte schlossen wir tcin Ange. Am Tage tvar iie still und laclzte und griente — aber um punlt zehn, wenn Mutter nnd ich meinten, ivir wollten nun zu Bett gener-, dann legte sie los. Man konnte es bis itt die Dachstnde hinaus hö ren. Ader trotzdetn,«es ist seltsam, wie leicht matt iiber solche Widerwärtigkeiten hinwegtonnnt. Und ihr ssaht ja, wie das Mädel gedieh —— dreißiginnnd, wie ein hesiopfter Wollsacl. Ader-dann larn do diese verdammte Diphtlteritis. Jhr könnt glauben, es ist schwer, hilflos da zuftelzen und zuzusehem toie so ein klei nes Wurm daliegt und sich quält. Man ballt die Fauste und möchte dreinschlas gen, weiß abernicht auf wen ! Und wir otten sie so lieb; Mutter nnd ich. t-«Danl ür die Kränze, Christian. Wilhelm nnd he andern ! Das war nett von Euer-t« Am Tage nach dein Begräbniß des Kindes hatte Bedrens in der Bat-ndon Reitaucati n diesen Vortrag gehalten. Und dir ichenwärter Christian, Peter, Wilhelm und Rnamtis nippten am Be gräbnißdier, dar- Belsreno gab, und sa gten einander stusnnt an. Das war ein rzleid, das jie verstehen konnten. Seit dem Ia e hatte Beitrens wieder de onnen zudfeisen ; ader er hatte, wie gesagt sein Repertoir gewechselt. Beheens dsiss seine freien Phantasien nnd blickte auf den Stationsdlan hinaus. Alle Laternen waren angezüssdet, der Schnee lag hoch und weiß zwilchen den Mietsety es evar lnarrender Frost. Die alte »Lotte«, das Rangietpserd der Sta tion, schleppte mühsam ein paar Güte wagen aus das dritte Geleig hinüber. Unten bei der Uebel-fahrt llinpelten csie Pierdedahnwaeen mitten im Menschen ewirninel vorbei —-—— es war Feierabend. lleö wanderte del-n. Jn den gewalti gen Mietltstasernem die sich wie Riesen manern der Station gegenüber empor Ltercettem wurde Licht dei Licht angezün t. Es täntete in der Stellwectsbude, eine Etappe am Apparat fiel herab. Betztens meldete «ZUg von Berlin« durch«s Sprachrohr ZW- Buteau und bebloctiete. Die Glocke des Sckjlagbaumes bei der Uebetfahrt erklang, die Schwingen des Semaphoeö an beiden Enden vee Sta tkon wurden aufgezogen. und ein Weil chen- später jagte tret Eilzug vorbei. " Der Assisient Semdbeeg war auf den Bahnstrig hinauågetommen und txt-s pelte unruhig hin und het. .Guten Abend, Herr Saudbeeg t« «Guten Abend-, Beheens !·' «Wtr werden wohl Ruhe habest ! Kein Exttazng und ftslles Wetter S« .Ja —- tvenn nichts passiet.« .Was sollte passen-n ? Haben Sie bsfe Ahnungs- ?" fragte Beine-w schee send »Ach, ich weiß wirklich nicht. Aber mir ist so dumpf im Kopf gewesen und o wunderlich bedriidt und unruhiq, seit ch herkam. Es war gerade so wie da mals, als wir dem Neinhard die Beine abfuhren. Damals ahnte ich auch vor aus, daß etwas geschehen würd-e. Possen Sie heute Abend aus, wenn Sie die Zuge 110 und 94 rangiren !« .Das werd ich schon !« Sandberg trippeite weiter. blickte sor schend über den Platz hin und schlich dann wieder in das warme Bureau hinein Belieens steckte einen Priem in den Mund. Ja, ja, dem Reinbard ging re schlecht ! Beim Zusammentoppeln kam er zwischen die Pusser ! Die Beine wur den ganz zerquetscht. Nur ein paar Sc lunden, und ein gesunder Mann ist ein hilsloser Krüppel! Ja, ja, dergleichen kommt ost vor ! Und dann die Selbst morde! Wie oft haben schissbriichige Existenzen der Großstadt hier unter den Lotomotioen der Nachtziige den Tod ge sucht ! Man steht ja nichts bei der Fin sterniß aus der Linie ! Unter solchen Gedanken ging Behrens aus dem Bahnstieg hin und her. Was einem alles einsiel, wenn einer mit sol chen «Ai,.nunaen« kam ! Na, er wollte heute seine Augen ossen halten. Wieder lautete ei in der Sucht-erin dude. Behrenö debloetirte, ein Weilchen später rollte ein Güterzug in die Sta tion. Es sollte rangirt werden, und ei ner der Weichenwarter toppelte ab Danii sprang der Bahnmeister aus den Lotomoiiventritt und psiss »vorw«arts«, und davon ging es, hinaus über die Uebersahrt und zurück, hinein aus das Seitengeleise, während die Pseisensig nale die Lust durchgellien --—- es war lan e her-, daß Behrenz so schars ge osi en hatte! « riig!« der Zug rollte weiter. « I war ein Zug!« murmelte Beh M »Aber der verdammte Sandderg mit sei Iknungent Ich tann heute keines-i n Frieden tauche-at Mk di e teu. r war unruhiger, alt er sich selbst einer-en Doste. Zwischen lb neun und l- ieh als einen lich viele su- ans der Statt-n muten und die Cilziige durchsausten. war er mit ge « xtpannter Aufmerksamkeit aus dem Po ; ,en. « Dann trat mehr Ruhe ein. Es fehlte nur noch der letzte Zug nach Berlin und der Nachtzug l)inaug. Sie hielten nur drei bis vier Minute-er. Der Lindherg mit feinen Ahuungeu hatte sich alfo bla rnirtl Das wollte er ihm auch fagen beim Heimweg! Aber vielleicht hatte gerade seine Vorsicht einen Unfall verhüten Zug sechsundzwanzig von Berlin lief brauseub ein. Vehrens fah lächelnd nach Sandberg hin, der unruhig hin-· und hertrippeltr. Natürlich, so ein alter, net vöser Junggeselle! Dan ist gar kein rich ; tiger Mann! . Vehrenii tarn nicht weiter in seinen Gedanken. Sandherg ftiirzte an ihm vorbei, so daß er ihn fast überrannte. Auch der Zugsiihrer lief spornstreichs zur Maschine hin, unt Behreno eilte - ihnen ganz verblüfft nach. Der Lokomotivführer war von ver Maschine herasbgeklesttert —— er sah trotz »ves Kohlenstaubes ganz bleich aus — s und-meldete, daß er irn Vorbeifahren - ungefähr bei Wärterhaus vierundvier — zig einen menschlichen Körper im Nord geleis habe ausgestreckt liegen sehen. Sandberg sah Behrens an und feufzs te dann erleichtert auf. »Das ahnte mir!« sagte er. »Aber Gott sei Lob, nun wissen wir wenigstens, was es ist. Zug H vreiundfechzig, der letzte Zug von dort , her, hat nichts davon gemeldet, daß ein j Mann fehlt; es kann also keiner von den « Unsern sein, eher ein Lebens-trüben der da draußen «egt!« Der Lokomotivführer kletterte wieder zur Maschine hinaus, und Sandberg lautete den Zug ab. Sobald er abge gangen war. gin en er und Behrens ins Bureau. Der A istent gab sogleich Te legramm andie Nachbarftation ab. « «Lotomotivfiihrer Zug sechsundseche zig meldet, menschlichen Körper im , Nordgeleis bei Wärterhauo vierund : virzig liegen »esehen zu haben. Brat sine geht von hier ab. Senden Sie auch eine große mit Manner7aft!« « »Ja, da miissen wir eben hinaus und i sehen, was da ist!" sagte Sandberg. s Behrens nidte. ; »Wir können die Draifine nehmen, j die der Oberbahnmeistcr heute benutzt z tjat!« Verteue- arng nachdenrney rnnaug· »Fertigen Sie den Nachteslzug ab!« sagte Sandberg zu seinem jüngeren Kol legen. »Und sorgen Sie, daß ein Arzt da ist« wenn wir zuriietiomrnent Man kann ja nicht wissen!« Er büllte sich in einen großen Schassnerpelz ein, holte Die Handstgnatlaterne und eilte aus den Babnsteig hinaus. Bettrens stand bereits mit der Drais sine da. Er hatte eine Plane geholt nnd hinten die rathe Laterne aufgesteckt Sanrberg stieg aus, machte die Bremse los, und dann rollten sie mit langen, kräftigen Stößen hinaus. Die Bahn toiirter, die Bebrens bei der Draisine ge bolsen. starrten ihnen nach, bis die rothe , Laterne bei der Geleisbiegung ver l schwand. i s Untern-eng sprachen sie nicht viel. Weinens meinte, es tönnte vielleicht auch ein Jrrthntn von dem Lokomotivführer sein. Aber er war selbst nicht recht von ; dem iiberzeuat, was er sagte. s Es war starker Frost. Sandberg I machte manchmal ein paar Stöße rnit, « unt warm zu bleiben. Die hohen Hänge e ans beiden Seiten der Babniinie waren « schneebereckt. Nun mußten sie bald da sein. Sie s subren langsamer und starrten aufmerk sam voraus aus das Geleise hin. Nichts zu sehen! Ter Schnee lag kreiß, glatt usd unberührt. Sie fuhren wieder schneller zu —- plötzlich feste Beinen-i die Bremse ein. Die Draisine stand. »Da ist est« sagte er und zeigte aus das Geleise hin. Sandberg spranq herab und stellte sich neben den Babnnreister und Beide starrten eine Weile sprachlos nie der. Mitten aus dem Bahngeleis lag eine Frauengestalt, scheinbar leblos —- av:r es war keine Spur von Blut zu sei)en. Sandberg ließ den gelben Schein der La terne aus ihr Gesicht sollen: ein mag-us und sahles Gesicht mit blonden haarbiLs scheln über der weißen Stirn-Nase usio Mund hatten einen bläulichen Schim mer; die eine Hand, die ein Bündel Zeug urntlannnert hielt. war auch blau und talt wie Eis. I .Sie ist gewiß todtgesroten,« sagte » Beste-is »Wir wollen« ihre Kleider ausmachen und sie mit Schnee reiben, vielleicht bein gen wir sie noch zum Leben,« erwiderte ; Sanobekg. i Beheens nahm sein Messer Und schnitt 9 vorsichtig den Aetcnel des Kleides ans ! und begann den Arm zu reibens der steif Z und kalt war. Sandberg wollte dasselbe ; mit dem anderen Arm thun, der aus dem ; Biindel tag. Ader kaum hatte er ihn « davon aufgehoben, To stieß et einen Ruf E der Ueberraschung aus. i »Was giebt’tt denn 's« stante Beiz ; Teils. . " »Sei-n Sie ——— das Bündel t« I Sandberg zog den Shawl ein wenig I zur Seite. Da ertönte ein leises Wim Hintern. " »Nun schlag doch gleich ein Donner l wettet drein !" sagte Betjtens bestürzt. »Das ilt ja ein Kind !" Er ergriff das Bündel und schob et was von alt den Tüchern sue Seite. «Richtig ——- ein kleiner Junge, halbtsodt dar Mitte und aus Mangel an Nah run .« . tot-treu Sie noch ein wenig bei dee ter. tch will mich einmal mit det sletnen dtee abgeben t« sagte sehemt »So ein kleines Dingelchent Und et begann mit tundiger Hand das Kind ani ganzen Leib zu reiben, bis allmälig mehr Wärme und tieizre tht;-eniziiss- du ipureu reiten. Dann biilltc er JQJ i:t Landmer gut-tu Pelz und undin das Bär-del auf dm Arm. " »Sie ist« und bleibt todt,« sagte Sand berg erschöpft »Da ist nichts zu ma chen i« « »Wenn nur die andere Draisine bald hier wäre, daß'idir sorttönnten,« meinte Beherns ungeduldig, »Der Kleine hier muß schnelle Hilfe haben nur ein bis chen warme Milch, dann erholt er sich gleich-« - Ein Ruf draußen von der Bahnlinie · unterbrach ihn. Sie entdeck:en eine totLt Laterne, die sich von dorther näherte: das mußte die Draisine von der Nachbarster tion sein. »Nun lönnen wir die Mutter in die Plane legen, und dann lann die andere Draisine sie nach hause fahren —- das können drei Mann wohl besorgen. Dann kann der vierte unsere Draisine treiben und ich den Kleinen im Pelz in Acht nehmen. Sie sind ja Junggeselle und verstehen nichts von der Meint-miter psleget« sa te Bei-unt Die gro e Draisine war auch ange kommen: die Schieber sprangen ab und bekamen schnell Aufklärung. Wie be sprochen, wurde die Frauenleiche auf die roße Draisine gelegt, die drei Schieber stiegen hinaus, der vierte setzte sich aus die »Draisine, die voranging, und dann war Alles parat, und aus Sandbergs Kom mando setzte sich der merkwürdige Zug in Bewegung. Aus dem Hintersitz der Draisine saß der Bahnmeister mit dem « Pelz im Arm. Jeden Augenblick guckte er in ihn hinein und sah jedesmal immer heruhiater aus. »Ist es ein Mädchen?« fragte Sand Sonn »Nein, das nicht —- es ist ein Junge! So ein richtiger Teufelskerlt Er beginnt schon mit den Augen zu blinzeln. War ten Sie nur, bit- wir zu Haus sinds-dann sollen Sie einmal sehen, wie schnell ich den kleinen Kerl wieder hergestellt habet« Und Behrens begann einige freie, fast lustig klingende Pseisphantasien. »Nein, Behrens, pfeifen miissen Sie nicht! Jch sinke. das paßt hier nicht!« »Na, dann pseif ich nicht! Aber es ist samoä daß wir den tleinen Bengel hier haben. Zehn Minuten später hätte der Nachtng ihn zerrnalmt.« Es ging langsam vorwärts. Unter wegs brauste der Rachtzug vorbei; der Lokomotivführer streckte sich von der Ma « schine hinaus-· und guckte rern tout-dedi chen Transport nach. Und bzi einigen Wärterhäusern standen die Bahnträrter in der Thür, fragten und bekamen schnelle Antwort im Vorbeisal)ren. Endlich er biiekte man die Laternen der Siation· S Die Schnelligkeit wurde gemäßigt, und bald hielten die beiden Fahrzeuge vor dem Bahnstekg, wo der Arzt und alle Ve « amten warteten. Vehiens sprang ab und lief schnell mit seinem Bündel in’73· Bureau hinein, Sancberg nahm die Plane von der LePebe ab und erklärte dem Arzt, wo sie sie ge funden hätten und wag sie gethan, um sik zum Leben zu bringen. Der Arzt lief-, s sie in's Pack-Esaus tragen« nahm alle mög lichen Belebungsoersuche dor, aber ver ! gebens —- sie war todt. i »Aber dann war da noch ein anderer l Patient,« sagte Sandberg, und alle An s wesenden machten große Augen. »Wir » fanden draußen auch ein kleines Kind — k der Bahnmeister hat es wahrscheinlich " in’is Vureau getragen.« i Die ganze Schaar eilte auf die Per ronthiir zu. · Auf dem altmodischen Sopha des Stationevorstehees lag ein tleiner halb nacttrr Junge und zappelte und schrie. Der große Hund des Stationsvorstehers, Aiax. der seinen Herrn von einer Abend gesellschast zuriiekerwartete, stand und glotzte den kleinen seltenen Gast dumm an. Und beim Kachelofen saß Behrens und wärmte fiir den Kleinen eine Fla sche Milch. — n diesem Augenblick kam die ganze S aar vom anderen Bureau herein, mit dem Arzt an der Spitze, der besorgt und 7 amtgeisrig war, und die übrigen in einer starken Spannung. die sich aus allen Ge sichtern ausdrückte —- bis sie die Stube « überschaut hatten. Da löste sich alle Be sorgnisz und Spannung in einem einzi : gen, großen Lächeln aus. »Das ist recht. Geben Sie ihm nur ein Bischen warme Milch, dann wird er · schon wieder lustig werden,« sagte der Arzt. · «Solch ein Prinz,« meinte der alte Christian und neigte sein großes, bät tigeit Gesicht mit der rothen Nase und den gutmiithigen Augen ganz zu ihm hinab, - während Behcenø ihm die Milch saugen ; ließ. »Das ist eine Mirtur, die hilft. ; Noch besser wäre ein ordentlicherSchnaps, Behrenst Denn Du weißt, wenn einer . so nahe daran ist, vor Kälte zu sterben, « dann ist ja so ein tleiner Wuppdich das Allerbestet —- Aber ich will einräumen, daß für so einen· Kavalier der Brannt wein nur schädlich it,« fügte Christian mit tiefer Ueberzeugung hinzu «Na,« sagte der Arzt. »Hier ist wohl i siir mich nichts weiter zu thun. Die Lei E che tann ja über Nacht im Packhauö lie « en bleiben. Aber der Junge da — wo fallen wir ihn unterbringen?« «Dafiir sorge ich schont« sagte Beh rent. »Hu-zu : — ,«,Vehtens, Deine Frau will Dich spre chen«, sagte einer der ganz hinten in dem Den-n stand n san-, was hast Du denn da befi« fragte Frau Uhren-, die I «—««« l— » «» Hi durchgedriingt hatte und nun vor Eri staumn die Dauoe zufacnrnenfaflug. »Jer had’ zu Haus gewartet und gewarten m Iiuihrzug ging, Bu kamst nicht-—- jc:;;irfs, · lich girrtiri’ :.«-) s.i;on, es make ein ltngrucks grfa;;·i)en!« s »Ho, Du haft auch böse Alfnnngen!« sag: e Behiens und olinzelte laumg dem ’ Tlfsistenten zu l ’ »Wo haft Du denn deir fiiszen, kleinen « Puffel her, Vater?« "« . »Wir haben ihn draußen auf der Bahnlinie gesunden. Die Mutter lag neben ihm und war erfroren.« Sie llopfte lieblofend den Kleinen der auf Behrens Schoß lag und mit den Beinen ftrampelte unr- offenbar nicht recht wußte, ob er in feiner Lage weinen oder lachen sollte. « »Pas3 auf, Hansl« rief fie plötzlich und - ergriff den Kleinen und hielt ihn übe r ’ die Waschfchiissel Jhr scharfer Mutter hlick hatte aus der Mimil des Säuglings die drohende Gefahr erkannt und das ; Sopha, den Pelz und die Hafen ihres Mannes noch rechtzeitig gerettet Die « Leute zogen sich dislret zum vorderen Bureau zurück, bis der »Prinz« wieder Toilette gemacht hatte. f »Was wollt Jhr nun rnit dem Kleinen anfangen?« fragte sie dann. i »Hm, auf die Polizeiftation bringen!« fagte Behrens gefehäftsmiißig und ver fuchte ein böses Gesicht zu machen. « »Aber Gott, Hans, wie lannft Du das iiher s Herz bringen, —- da kann er ja . bei Nacht keine Wartung findenl« l l i ! »Ja, was sollen wir denn oher thun?« Vehrens fah feine Frau gespannt an, und fie sah ihn wieder an. Sie lasen ge genseitig ihre Gedanken. .Jhn mit nach Haus nehmen, natür lich »Du bist doch ein gutes Weibchen! Das mein ich gerade auch! Denn was wir brauchen, ist ja doch gerade so ein ; Weines « Damit war die Sache abgemachi, und sie packte den Jungen sicher in ihren Shawl und in Behrens Unisormmantel und gab ihm das Bündel. Auf der Sta tion wurde alles dunlel gemacht und ab geschlossen, nnd Sandberg und Behrens gingen zusammen bis zur Vahniiber fahrt, wo sich ihre Wege trennten Sandberg schritt langsam heim zu sei nem einsamen und kalten Junggesellen heim. Er war noch nicht weit gegangen, da hörte er ein taitsestes Pseisen, das durch die Entfernung schwächer und schwächer wurde: »Hurrah und Tsching für Tinaelingeling!« Ja, das war wirklich der Bahnmeister, der wieder seinen »General Tinaelingaes ling« pfiff, indem er taitsest mit seinem Bündel heimmarschirte. Sandberg lä cheltr. Na ja, dann bekommen wir wohl auch bald wi der »Guten Nitorgew Herr Fischer« zu börent Sandberg irrte sich nicht. Der Vahnmeister hatte wirklich sein altes Repertoir wieder ausgenom men» Leicht, wie eine Feder lief er die Treppen hinauf und in seine Wohnung hinein. Und als die Tbür geschlossen war und seine Frau die Lampe angezün det hatte, begann eine unglaubliche Thä tigkeit. »Die Wiege, an die sich so viele wehmüthiae Erinnerungen knüpften, an Stinterliicheln und Kinderweinen, wurde ; wieder vorgesucht und neben das Doppel: , bett gestellt. Kommodenschubladen wur , den ausgezogen nnd durchwühlt Wasser · warm gemacht, den Kleinen zu baden, ; reine weiße Bezüge über die Kissen der Wiege gezogen. s Als dann aber endlich der Kleine neti und sauber und frisch gewaschen mit den , weißen Spitzen um sein blondes Köpf chen in der Wiege lag, sagte der Bahn meister begeistert: »Ist es nicht süs-» das kleine Pusselchen? Fein nnd weiß und drall! Und so ein paar Augen -—— na! I Und sieh nur!" »Still, Behrens, laß ihn nun! Es ist über zwei Uhr, und wir müssen morgen sriih aust« Behrens ließ ihn in Ruh, wenn es ihm auch schwer stel. Als er aber im Bett lag und wieder mit stillem Behagen die Wiege schimmern sah und den kurzen Kinderathem hörte, war es ihm, als wenn eine gähnende Lücke in seinem Leben ausgefüllt wäre —- als t wenn erst jetzt wieder sein Dasein einen Zweck bekommen hätte. Und seine Frau lag neben ihm und-dachte ganz dasselbe -—.0-— —Wohlthiitigteit. Eine gro ße Anzahl von Legaten Mohlthätigen Zwecken enthält das Testament des kürz lich in Hamburg verstorbenen Herrn Marcus Nordheim. Chess eines großen Wollaeschästs, der keine Leibeserben hin terlassen hat. Verschiedene Hamburger Wohlthätigkeitsanstallen erhalten zu zu gleichen Zwecken etwa 100,()00 Mart überwiesen. 20,000 Mark sallen nach Memnrelsdors in Bayern, woher der Verstorbene stammte. Ferner sind den alten Angestellten der Firma. den Die nern, Kutschern u. s. w. erhebliche Sum : men ausgesetzt Endlich erhalten die Verwandten große Theile des Vermö gens. Die Summe, über die das Testa ment verfiigt, belaust sich auf 10 Mil l i Der Ueberschnsz muß nach dem Willen ! des Testators nach dem Gntbesinden der L Vollstrecker, jedoch ausschließlich zu f wohlthätigen Zwecken verwandt werden. Uebrigens ist auch die dem hambnrgis I schen Staate als Erbschastssteuer zufal lende Summe sehr erheblich; da keine direkten Erben vorhanden sind, erhält er W present dei Vermögens sammen t·)0—--s-60,000 Mart. Der israe- , litischen Gemeinde in Hamburg wurden I lionen Mart. Das wirtlich vorhandene , » Vermögen jedoch ist noch erheblich grö- E . szer und wird aus14 Millionen geschätzt. « i i i i s sent-Wie Triedtsitsr. —.—....... Ins Zelle eineslllraberi der algerischen Steppr. Der junge Abdallab ist schwer , trank. Er liegt ausgestreckt auf seiner I Matte und blickt schweigend aus die An gehörigen die ängstlich um ihn sich sor gen. Man Harrt in ängstlicher Erwartung. Alle Mittel, welche die Frauen des Zelt dorfes wissen, sind angewandt, um den Leidendrn zu retten. Jetzt erwarten sie den Taleb des Dur-in (den Schriftgelehr ten des Stammes), dessen Hilfe Ster brnde zu neuen Kräften weilt. Der Ta leb kommt, ein vertrockneten zerlussnpter Greis mit dem träumerischen Blicke ei nes Heiligen. Er schreibt auf ein kleines Täfelchen ein Amulet, das stärkste und kräftigste, das er kennt, und schiebt es dem Kranken unter den Kopi. Dann schlachtet er ein Hahn unter beschwören den Gesten und läßt das frische Blut in einen irdenen Topf fließen. Die Federn und Knochen des Thieres wirst er dam. « Ein Kind der Familie muß das Gefäß mit seinem zauberlräftigem Jnhalte zum nächsten Kreuzweg tragen. Begegnet ibm kein menschliches Wesen, so wird der Kranke genesen. Das Kind springt ; in fieberhastem Eifer davon. Die Wün- E sche aller begleiten es. Freudestrahlend H tebrt es zurück. Niemand bat seinen Weg « getreu-It Ein Jubel bricht aus. Das Amulet wird also seinehzilwirkung nåcht verfehlen. Man drängt sich zu dem Kranken, ihn beglückwünschend und er- « muthigend. Die Sonne neigt sich. Sie legt einen Lichtlranz iiber das Blättergewirr der » schlanten Bambusstämme und über die breiten Kronen der Palmen, die sich am Eingange des Zeltdorfes zu einem llei- i« nen Walde zusammenschaaren. Der Kranke folgt der Lichtspur der Sonnen- ! strahlen, die langsam weichen und erblas- . sen. Jlsn überschleicht eine erschlaffen-de Müdigkeit Der Ausdruck des Glejckp mutle in feinem Antlitze wandelt sich nicht in Furcht. : Ueber das Feld her kommt das Maul- - thier getrabt, das sonst zur Abendstunde Abdallah mit seinen Fruchttörben zur Stadt trug. Es reibt seine Schnauze un ruhig an den Pfosten des Bettes-. Un- Z sicherer wird der Blick des Kranken; des ; Blicken, das von Zeit zu Zeit seinen stär- I per überläuft, sagt denen, die um ihn Z versammelt sind, dass der Tod sich dts « Leibes bemächtigt Der Vater bält fein Haupt und schlägt den Burnus fester um ihn. Die ganze weibliche Hans-genossen schaft, die Mütter, Sckweitern, Gattin-— nen schluchzen Der Taleb lehrt wieder. · Die Achtung dor ihm ist trotz seiner dies: E mal derseljlt angewandten Künste nicht « gewichen. Was vermag er gegen Allalsssx Willen! Am Lager n?ede:«t.1uernd, ’ spricht er langsam die Verse des storam »Wo immer Ihr seid, der Tod geht mit Euch. Er reifst Euch von den höchsten i Odem Das Leben lsier unten wiegt we- ; nig. Die wahre Freude ist dass Leben da l droben siir jene, so Allah fürchten und l lieben.« ! Abdallah hat geendet. Ter Vater zieht den Burnug über das Antlitz des- Ver schiedenen. Das Wehklagen der Weihtr und Kinder beginnt. Die Frauen seuf zen, stöhnen, jammern, sassen sieh geneni . seitig an die Schultern, Kopf an Kopf pressend, und wiegen sich im Takte d:8 Klagegesct;!eies, bald diese mit jener, bald jene mit dieser, von Zeit zu Zeit ge- » meinscheistlich in ein lonoulsioifehcå, lau tek Weinen ansbrechend Tag heilt eine , Stunde und länger an, bis der Ausdruck des- erften exaltirten Schmerz-es vorüber ist. Doch um weniges später beginnen H sie von neuem, ihre Klsgelieder iinm;r wieder anhebend, so lange derTodte nicht unter der Erde liegt. Die männlichen Bewohner der Nachbar,;elte finden sich ein nnd betrachten schweigend den Ver storbenen. Würdevoll und patriarchalischen Sin nes, ein Gemisch von Gottvertrnuen und Aberglauben, wie die Gewohnheiten am Lager des Stett-enden sinv auch die Todtengebräuche der Araber. Eltern Brüder, Freunde, teine Fremden, keine besoldeten Personen, waschen den Leich nam, hüllen ihn in ein Leintuch, breiten ihn auf eine neue Matte, höhlen ihm das Grab Die Friedhöfe liegen auf freiem Felde, meist auf einem leicht sieh abdachenden Abhange und in dei- Nähe einer Land straße. Und wenn Verwandte das Grab « bereiten, so treten die Vorüberwandern den heran und fragen, wer starb. »Ab dallah, der Sohn Messauds«. »Allah empfange seine Seele in Gnaden«, heißt die Antwort. Dann legen sie mit lHand an, forschen, was ihm fehlte, welche Heil mittel man versuchte nnd sprechen schei dend ein Gebet siir den Todten. Wer nicht in Geist und Denkungstveise des Araberrs einzudringen versuchte, glaubt, dasz Todtentultns und Pietiit für die Verstorbenen ihm sern liegen. Die ungepslegten, weder von Mauern noch Gittern umschlossenen Begräbnißplätze. verlassen zwischen freien Feldern gele gen, geben dieser Muthmafzung Raum. Keine kunstgerechten Wege giebt es, keine Marinorgrabsteine mit breiten Namens infehriften, leine reichvcrzierten Erbbe- s gräbnisse. Vier braun oder schwarz la ckirte Holzbohlen, denen arabische Figu ren oder Zeichen eingeschnin sind, um schließen, in Rechtectgestalt zusammenge fügt. die aufgeworfene Erde des Gra bes. Die beiden kürzeren Holzbrettchen s finden eine Verlängerung in einem unge fähr einen Meter hohen, ebenfalls mit arabischen Ornamenten verzierten Ober tbeile. der in einer halbmondförmigen oder lovsartigen Rundun endet. Allein sitr ie Kafds un Schritts oder die sonstigen Angehörigen einer alten re ligiös oder militeirisch besonders hervor rasenden Famiiie werden obelitkenstiise Grnbdenlinäler errichtet. Arn meisten-T Schmuck erhält die Ruhesiätte des »Ma r:ibui«, eines »Hei!igen«. Ueber feinem Grade wölbl sich ein tempelattigeysmeljc - oder minder hoher Rundbogenbau mii reichem Faycnceschmuck. Einfachheit ist im wesentlichen der Charakter ver anbi schcn Grabsiälir. Nur der Staoiarabck, der sogenannte Maure, eine Verschuld znng der titoberet mit der von römischen " Kiillureinfiüssen vielfach berührten, seß bcifien phönikisch-libyschen Ueber-Blie rimg giebt Den Friedhöfen der größccm Nicacriassungcn ein lebhaften-z und ans falicnderes Gepräge sicine Nainenglcttern finden sich qui den («s5ralnnijlern, höchstens einige Verse des-s Fioran sind an dchnnensciie Der oben gefchilderten Holzvcrlieidnng eingeschrie ben. Zufällig hier und dort nich-nachstel de Palmen nnd Psatnnen, Johannis brotbiische oder Ot.:ngenL-säume, ie ihre Friiciiie zwischen die Griilser streuen, ge ben den Friedhöfcn nicht das Merkmal gleichmäßig angelegiec Treuen sondern die Eigenart ungeznsnngenet, üppig aus fchießender Natur« Die hier Gedettetem deren Warnen leine nschrift nennt, sind aber nicht der VergeFeiiheit verfallen. Am Abendw cken da die alten Leute des Dorfes-A schwa tzen von alten Zeiten und Dencn, die nicht mehr sind. Oefters pilgern gan e Familien des ,,Duiir«, der Altdorf schaft, auf de: J:iedl)of, beladen mit Brod, Milch und allerlei stärker-dem Vorrath. Man setzt sich zwischen den Gräbern nieder, manchmal auf« den Steinplatten des Grabes selbst, man schlägt in der Somniergluthhitze ein Zelt im Schatten einer Baumgruppe auf, die Frauen plaudern, die Kinder tunnneln sich umher-, man träumt nnd schläft, man ißt und trinkt nnd gedenli dei- Todten« indem nicn ein Stiiel Brod auf seine Ru heftijtie legt und einen Krug Milch da neben stellt. Ein ritiid(5, ungefähr H Zoll tiefeELoch, das in den steinernen Un terbau des Grabmables einzelzöhlt ist, und zwar da, wo der Zion des Verstor benen ruht, wird mit Wasser gestillt »damit der Todte nicht verdurste«. Für den :Utol;sme:·-aner lpat ein Fried hof nichts-, was Vzngen oder Echandern wachener könnte. Er ist mit dein Ge danken des Tode-S von Jugend auf durch Sitte und Lehre vertrxiizt Den Tod nimmt er restzknirt als smrdittliches Ge setz der Natur nnd Allebe seines Schö rsers, hin. Er weicht leincn Augenblick von dein Veriiotkenen, so innge er noch nicht bestattet ist. Die Kinder ein pfinten keine Scheu Vor if)i:i. Sie sitzen end liegen neben dem starren Körper, der so lange unter Ebnen vers-Exist, bis er ins Grad gebettet wird. Und auf dem Fried infe, im Ader- -l-.1nde eine Steinean grausen Märcljen nnd ikjcipenitcrin ver träunien nnd Verschiean sie gelassen Stunden ch Tag-ed wie der Nacht. Dr.L. H.Grotl)e. — Die in Preioria erschei nend-: »Volk-siem« oruclt aus ein Jlnao - Litatie ,,!liatal Edelsinn-« einen Bericht dariiber ab, wie eine Anzahl ge fangener Buun nach Laonsmitls hinein gebracht worden ist. Die grfangenen Buren befanden sich in eineniEiseanljni ioaaen, ausdem drei erbeutete Falnen ausgestedt waren. Die eine Fahne war eine transoaalsche Fahne, die andere eine Medium-Fahne lind die dritte war eine grüne Fahne. Tie Soldaten und das Publikum beariiszten die Fahnen mit ironischem Beifall. Die Draaonesr hielten eine erbenlete transvaaksche Fahne umgekehrt, um sie zu beschimpfen Die staffern schlossen sich den Englän dern an und beschimpften die Buren mit den Worten: »Was op! Waar is iu dir-IV (,,Paß aus! Wo ist Dein Paßt« Das ist die Frage, welche der Johan nesburger Polizist an den Kaffern zu richten pslegt.) Die ,,Voltsstem« stellt in einem Leitartikel dazu die Frage: »Was würde auf den herzerhebenden Jingo - Versammlungen gesagt werden, wenn die Buren beim Hereinbringen britischer Kriegsgesangener vorn nnd hinten den Union - Jack durch den Koth schleifen würden?« Und dann bemerkt die ,,Vollsstem« weiter: »Wie hoffen von Herzen, daß man nicht Böses mit Bö sern vergelten und daß man bei uns die englischen Gefangenen weiter so behan deln wird, wie es uns als einem gebilde ten Volke zukommt, was auch die Leute in Ladyfmitb zusammen mit ihren Hot tentotten - Freunden den Unscriaen zu gefügt baben mögen. Aber wir hoffen ebenso herzlich, daß Europa undAmerita eg lfiiren werden, mit welchen Schand tbaten das britische Reich unsere Huma nität vergilt.« —- Ein Preisausschreiben fiir ein Standbild des jungen Goethe in Straßburg erliißt der geschäftgsiilsrende Ausschuß s- — Schristfiihrer Professor Dr. Martin in Straßburg —-- an die Künstler Deutschlands-. Die Kosten tür fen 110,00() Mart nicht überschreiten Die Oauptfigur soll den jungen Goethe darstellen und ist in Bronze gedacht. Entwiirse sind in der Zeit vom M. bis BU. Juni 1900 beim Bürgermeisteraint in Straßburg einznreichen Als Preise werden 3000, ZOUO und 1000 Mart ver lieben. — Der »Rhein. - W. - Zig.« schreibt man: Von dein in Forbach (Lothrirrgen) garnisonirenden Traja bataillon No. 16 sind in diesen Tagen 183 Pferde als der Rotztrantheit ver dächtig getödtet worden. Wie sich jetzt herausstellt, ist kein einziges dieser Thiere thatsächlich mit der Rohtrantbeit behaftet gewesen. DieWerdelei en sind glitt 20 Matt pro St vertan t wor I«