« « Indes-Mk W m Klaus Ritiland. Ase ihr wollt doch auf den Wildw fchen Das heute Abend? Selbstverständlich, liebe Mama. Ich dachte nut, du habest Angst we · gen Bubis Hälschen? Ach. das bischen Katanh! Und dann —- Mademoifelle bleibt ja auf. Ja, freilich, Mademoiselle! Jht - könnt wirklich froh sein, Lena. daß ihr diese Perle gefunden habt. ( Sind wit auch, titsig. Mamachen. I Wenn ich denke, was sie leistet. Und dieser unbeschreibliche Takt. Grabe so junge Mädchen aus gut-en Familien sind manchmal unausstehlich in dienender Stelluna. · Freilich, freilich, Mamachen. Na, ich behandle sie aber doch auch wie ein En gel. Das mußt du zugeben. Und nun, nicht wahr, du verzeihst . . . ? Die Schwiegermama ging und Frau ; Lena machte Toilettr. Bildschön sah sie aus in der neuen rosa Cis-de de Chine- ; Robe, gradezu blendend! Sie wars ih rem Spiegelbild einen verliebten Blick zu und patschte sich wohlgesiillig aus die glatte. volle schneeweiße Schulter. Da I fiel ihr noch etwas ein. Schnell zum Schreibtisch, Frau von Bülows Brief " wegschließen. Die gutmüthige alte Da me hatte gebeten, ob man die charmante kleine Franzosen nicht mitbringen woll te. Ader das ging doch nicht an. Schon der Kinder wegen. Und dann — Ma- : demoiselle hatte so sehr geschickte Fin- J gerchenx sie mußte absolut heute Abend » noch Lenas Rococo-Kostiim instand-. sehen. Lena sollte ja morgen bei der . Kommandeuse in einem lebenden Bilde ’ eine Watteausche Schäferin darstellen. Nein. Mademoiselle war daheim zu nö thig. Und nun noch ein letzter Blict in das KinderzimmeL Mademoiselle stand eben vor Bubies Bettchen und lösfelte dern heftig Widerstrebenden Medizin ein. Sehr niedlich war sie, die lleine Französin mit den schmalen absallen den Schultern, der seinen Taille, dem braun gescheitelten brünetten Köpfchen, alles an ihr zierlich und korrekt, so recht der Typus des wohlerzogenen französi schen jungen Mädchens aus dem bessern Mittelstande. Mit zerstreutem Lächeln trat Lena an das Bettchen. Sc. Mademoiselle. und nicht wahr, Sie messen nochmals die Temperatur? Und sehen Sie nur zu. daß der Ueber wurf den richtigen Romeo-Schwung kriegt. nicht wahr? Apropos, Sie es sen ja so gern Salz-Cates zum Ther. m Wisset stehn noch welche. Adieu! na rauschte hinaus und tam sich sehr aiitia vor. Mademoiselle war anderer Ansicht. Da kam auch der Herr Hauptmann noch einmal herein, küßt-.- die beiden klei nen Mädchen, ermahnte Bubi. Wade moiselle nicht zuviel Noth zu machen. und reichte dann der tleinen Französin freundlich die hand: Adieu Cäcila Sie sehen ja so triibselig aus. Fehlt Jhnen was? Schade, daß wir heute nicht wie der miteinander Walzer tanzen können, nicht wahr? Günther, wo bleibst du? rief es drau ßen. Komm schon· Und er eilte hin aus. Madernoiselle schaute ihm nach mit einem heißen, sehnsüchtigen Blick und ein Laut drang zwischen ihren Lip pen hervor, der halb wie unterdrückte Leidenschaft, halb wie oerbissene Wuth klang. Ja, das wäre Seliateit gewesen, noch einmal mit ihm zu tanzen, wie neu lich aus dem Casä dansant im säuse. Eigentlich hatte Mademoiselle nur den Kassee serviren, mit der alten tauben Excellenz Kriegern, die eine Genserin war, durchs hörrohr sranzösisch plan dern und einen distinguirten Eindruck machen sollen. Aber der Hauptmann hatte das Programm durchtreuzt, in dem et gleich zum zweiten Walzer das bescheiden abseits stehende kleine Fräu lein geholt hatte. Andere waren gefolgt. Und Cäcile hatte einen töstlichen klei nenTriumph gefeiert als graziösesBall «. dämchen. Der Hausherr war immer so gut, so ritterlich zart, und manchmal wollte es Cis-eile scheinen, als ob in seiner Freundlichkeit noch mehr läge als bloßes Mitleid mit der Heimathlosen, in der Welt Umhergestoßenen. Erst vorgestern als sie miteinander musizirten -- das schwere, seltsame, feurige Stück von Tschaitowsti — da hatte er sich plötz lich zu ihr niedergebeugt: Herrlich, nicht wahr, Cdcile? Und wie Sie begleiten! Sie verstehen immer sofort, was man will. Das ist überhaupt Jhr Talent, ' auch im Leben. Sie lesen dem andern die Gedanken aus der Seele heraus. Eine gesiihrliche Gabe, kleine Cäcilet · Sie ljatte zu ihm ausgeschaut — zwei Lchwiirinerisch leuchtende Blicke hatten neinandergeschaut —- zwei schwärme risch leuchtende Blicke hatten ineinan dergebranni. Nur siir einen turzen Moment. ,,Je t"a1me, o Ie immer sinnene ne vor stcks hin. Dann preßte sie ungestüm den Kopf zwischen beide Hände. Thor beiten, annähe, gefährliche Träume, sie wollte nicht mehr daran denken, sie durs te nicht. Arbeiten, ftch nützlich machen; nett, flink, geschickt, taltboll sein. dann erhöht vielleicht die gnädige Frau zu Neujahr das Salär. O die garstige, laltherzige. grausame gnädige Frau! Weshalb sie CAile nur heute Abend die Freude nicht egönnt hatte? Denn selbstverständlich tte Taf-eile das Einladungsbillet gele sen. Sie war von Evas Stamm und betrachtete herumliegende Briese als Ge meingut Und in diesem Augenblick M He Leim. « se Drei Kinder schliefen bald ein. Cis-Ue Halte das grclßgebliimte Rock-co r s Mt, um halb zwei Uhr, hörte sie den Wagen. Aber weshalb fuhr er nur so langsam vor? Und was hatten die die len schweren Männerschritte aus der Treppe zu bedeuten? Cöeile eilte den An kommenden entgegen, aber erschrocken blieb sie inmitten des Korridors stehen. O Gott« die gnädige Frau, von zwei fremden Leuten getragen, bewußtlos, mit verbundenem Kopf, blutiiberströtnt das lustige Ceöpe de ChineiKleidl O monsieur, quelle horreur! schrie die kleine F:·anzösin auf. Aber der Haupt mann beruhigte sie: Es ist gottlob noch j nicht fo schlimm wiss aussieht. Ein ; Wagenunfall, auf der Heimfahrt. Nun . nur schnell ins Bett. Z Sobald manLena hingelegt hatte, lam I sie wieder zur Besinnung, klagte über . heftigen Durst, fühlte sich aber sonst ganz wohl. Und nun erfuhr Cfscile das Na- « hete. Die junge Frau war aus dem Wa gen geschleudert worden, hatte sich an ei ner scharfen steinernen Stufe Kopf und : Half- oerletzt und man hatte sie ohnmäch: tig, start blutend in das erste beste Hans getragen. Ein« schnell herbeigerusener Arzt hatte R verbunden und den Zufall gepriesen, ihn so rasch zur Stelle ge führt, weil die große Hals - Schlagader verletzt wäre und die Patientin sich leicht hätte verbluten können. Die Nacht verlief ruhig. Der Arzt war am nächsten Morgen sehr zufrieden Ge gen Abend trat jedoch etwas Unerwarte: tes ein: heftiges Fieber. i Die ersten Tage besorgte Cäcile die Pflege allein. Dann aber bestand der Hauptmann auf einer Wärterin, wenig stens für die Nacht: Sie sollen sich doch : nicht ganz aufreiben, Sie kleines zarte-S « Tingl Mademoiselle aberssblte Riesen- - träfte. Seit lange war sie nicht so glück lich gewesen wie jetzt. Jhrn so viel sein« I so den ganzen Tag für ihn sorgen dur- ; scn, allein, ohne Frau Lenas strahlen- i de, hochmüthige, anspruchsvolle Gegen- . wart. Das war eine Wonne! Und der - Hauptmann? Ja, er war entschieden ein treuer, verliebter Ebemann und doch: wenn sie jetzt so miteinander bei Tische saßen und Meile in ihrer freundlichen : leisen Art die andern bediente, den Kin dern lustige Geschichten aus dem Pariser ; Kloster erzählte und ihm seiber so an- s dächtig zuhörte, wenn er dienstliche Er- ; lebnisse rnittheilte oder eine feiner guten J alten Leib - Aneldoten zum besten gab, ; iiber die Lena immer so ungeduldig die s Achseln zuckte,dann machte er sich manch mal geradezu Vorwürfe über das un beschreibliche Behagen, daher-empfand « Lena hatte oft so etwas Lautes, Herri- s sches und zantte bei Tische so viel aus ; die Dienstboten, während sich unter Cö- ( eiles Leitung das äußere Leben glatt I und ruhig wie ein Seidenröllchen ab- s wickelte. ’ Es war am Sonntag Abend. Cäcile , hatte die Kinder zu Bette gebracht und , las nun dem Hauptmann einen Aussatz j aus der Revue des deux mondes vor. s Man wollte doch von ihrem Pariser Arcent profitiren. heute aber fand der z Hauptmann den Revue - Aussatz entsetz « lich trocken. 1 Lesen Sie doch lieber mal was Dra- s matisches, Cäcilc bat er, so wie neulich, « aus irgend einem Stück von Ihrem Lieb- ? ling Viktor Hugo! Cäcile holte Le roi s’amuse herbei und l las die Seene, wo Triboulets Tochter i siir den Geliebten in den Tod geht« so s herzergreisend wahr, so leidenschaftlich « mitempsindend, daß der Zuhöeer ihr voll s Bewunderung die Hand reichte. Bravo, Cäcilh Wunderschön gelesen. Wissen Sie was? Jch glaube, Sie sind so eine Natur. Sie wären auch zu so was fähig · . . . wie? Sie sah zu ihm auf, fast erschrak er vor der Gluth dieses Blickes. i ’ O Monsieur! Und ihre dünnen Fin- I gerchen umiranipsten fest seine große » weiße hand. Sie stand auf. Jch glaube, ; Monsieur, ichmuß nun hinüber zu den ; Kindern. ; Schön, schön. Ja, ich muß auch mor- s gen sriih schon wieder um halb sieben j Uhr aufs Pferd. Gehen wir zu Bette. l Aber sie sollten noch nicht so bald zur ! Ruhe kommen. Die Kranke war heute J ganz besonders erregt· ! Jch werde diese Nacht bei ihr wachen, « beschlon der besorgte Gatte. Sie, Maves moiselle? Nein, Sie brauchen den Schlaf wie das liebe Brot· Sehen ja entseilich blaß und abgemiidet aus. Gute Nacht t und marsch zu Bettes Cäcile gehorchte. Aber einschlafen konnte sie noch nicht. Und sie wollte auch s nicht. Diese wachen Träume waren so süß! Als sie etwa eine Stunde so mit ossenen Augen dagelegen hatte, oermiszte sie plöslich ihre Uhr. Gewiß war sie aus dem Nachttischchen der Kranken liegen ge blieben. Und Cäctle mußte doch morgen frühzeitig aufstehen. Leise stand sie aus und trat ans den Korridor hinaus. Was drangen da aus dem Krankenzimmer sitt seltsame Töne hervor? Leiseöfdurnpses Aechzen . . . abgerissene Worte . . . Cäcile Miit-. Natiärlich. die Wär terin lag aus dem Schlossosa und schnarchte. Unto auch der besorgte Ehe rnann war friedlich eingeschlurnmert. Sein Geist war willig gewesen, schwach das Fleisch. Die Kranke aber war in einem schrecklichen Zustand. Nein, nein, ich will nicht, stöhnte sie, mit den Armen in der Lust herumgreisen:d. Günther, dils mir doch, sag’s ihm doch. ich wfll das nicht haben. Er soll mir den Kops nicht so sestschraubrn zum Photographiren. Und mit einer wilden Bewegung zerrte sie an dem urn ihren Hals gelegten Ver bande. Jch ersticke, ich will nicht . . . . Jetzt bäumte sie sich hoch aus Und jetzt: was war dass was sicketie WM Mswsstw l - We dunkle-the sahn; ba - färbte sich auch die Schulter dunkelroth . . . . . immer mehr, immer dunkler. Die Kranke sprach nixht mehr. Sie stöhnte nur noch leife; wie ermattet von heftiger Aufregung fanten ihre Arme herab. Ringsumher Alles todtenftill. Und dort im Rahmen der Thiir —- ein Gespenst? Leblos, starr, wie ein Mar morbild ftand sie da, die kleine. schmäch- f tige Mädchengeftalt in dem fchlaff nie- ; derhiingenden grauen Schlafrock, bke ( Hände trampfhaft ineinandergefchlun- ’ gen, die Augen weit aufgerissen. Unverwandt hielt sie den Bäick auf das Bett dort geheftet und auf den grausigen f rothen Strom, der das faubere Weiß des Nachthemds undeer Bettdecke besudelte, den Lebensftronu Lenas Leben, da floß es hin, langsam, sicher, ungehemmt . . .. die Halsfchlagader . .. Verblutung . . .. eine Stunde rinnt es wohl noch so hin . .. oder nur eine halbe Stunde? Dann ist es zu Ende. Und wenn die Anderen er wachen, finden sie eine Leiche. Niemand hat es gesehen! Cöcile lag ja fest ruhig im Kinderfchlafzimmer, wer wollte fa gen, dafz fie hier bei der Kranten gewesen wäre? Jene dort, die schöne üppige Frau mit dein schweren Blondhaar, die hatte das Leben ausgetoftet, die hatte sich ge badet im warmen goldenenSonnenfchein reichften Erdenglückes, alles hatte sie ge nossen, was fiiß ift und wonnevoll. weg halb sollte fie nun nicht aufstehen von der prunkenden Tafel und andern Platz machen? Er würde jammern, der traftoollexttce senrnensch mit dem weichen Kinderher zen, gewiß. er hatte ja seine Lena lieb gehabt, lange würde er um sie trauern. aber nicht ewig. CeTcile war ja da, die kluge, reisende, geschickte tleirteCöcilz die ihm das Leben so behaglich zu machen derftand, die ihn liebte, liebte mit wahn sinniger Glut! Dann wiirde auch sie end lich. endlich frei ausathmen dürfen in der Höhenluft des Tascinsi Frei ausathmen, sie? Mit dieser Last auf der Seele? O Thorheit! HirngeJ spinste! Lasti Schuld? Hatte sie irgend etwas gethan? Jst Nichtåthun Verbre chen? Wie still es geworden war, so grabeg ftill. Auch die dicke Wärterin hatte zu schnarchen aufgehört, als ob sie sich scheu te, die grausige Feierlichteit dieser Stun de zu stören, Lenas Todesstunde Friedlich jchlumnrerte der nichtsahs nende Mann. Fiir dich, fiir dich! hauchte Coseile vor sich hin. Da. regte sich nicht etwas? Nein. Nur oor CAiles Ohren rauschte es ; wohor tam nur die-fes unerträgliche zischende Sausen ? Jetzt röthete sich auch der Bettftellen tand, wie ein dünnes rothes Schlönglern troch es herab aus den Fußboden Pfui, der widerliche Anblick ! Weshalb Cäcile nur überhaupt noch hier stand ? Sie wollte hinübergehen, fchlasen, nichts hö ren noch sehen. Aber es war, als ob Geifterarme sie auf dieser Schwelle fest hielten. Da, o Gott, was wollte denn nur die Kranke, die Storbende ? Wandte sie nicht den Kopf ? Und richtete sie nicht zwei große, unheimlich große blaue Au gen auf Meile ? Entsehriebe Augen, sie wuchsen aus dem Kopfe heraus, immer größer, gewaltigen wie zwei blau flam mende Riesenlichter — und dann erlo schen die Lichter ; nur schwarze Höhlen waren jetzt noch da, aber auch die Höh len ftierten noch gräßlich ausdructeooll jammernd, anklagend. Mörderin ! stand in den todten Höh len geschrieben. I Kaltes Entfeken packte Cöcile. Rein, das war nicht zu ertragen. Sie stürzte aus den fchlafenden Mann zu und ritt telte heftig seinen Arm. Monsieur Mon sieur, elle se meurt ! Dann warf sie sich über das Bett und griff nach Lenas Hals, da, wo das Blut am reichlichften quoll, da preßte sie, was sie fassen konnte, mit den Fingern zu sammen; sie hatte teine Ahnung, wo die Schlagader Lag« aber sie mußte die richtige Stelle getroffen haben. Die Blutung hörte auf. Schreckoerwirrt, oon Angst und Selbstdorwiirsen aefoltert, eilte der so jäh aus sanften Träumen ausgefchreckte Ehemann in die duntle Nacht hinaus, ohne Hut und Ueberzieher, so wie er war, im Haugrock. Nach zehn Minuten stand er wieder oor dem Kran tenbett, mit ihm der Arzt. Dem Him mel sei Dant. es war noch nicht zu spät ! Am folaenden Tage war Lena sehr, sehr schwach und müde, aber fieberloö. Eine wunderbare Füguna, nicht wahr, sagte sie zu der am Bett sihenden Schwie gerrnama, daß Madernoiselle gerade in dem Moment hereintommen mußte, wo die Gefahr am höchsten war ? Ja. meinte die Schwiegermama, ich sag's ja immer-die Madernoifellei Die hat geradezu ein Talent, zu jeder Stun de da zu sein, wo man sie am nöthigsten braucht. Jch werde ihr auch Innfzig Matt zu legen, verkündete Lena in wohlwollen «detn-Xine, und dann Meni ich ihr.auch zu Weihnachten einen pelzlcesehten Pliischlragen. Weißt du, ich kann ja meinen alien braunenPliifchmaniel dazu verwenden. — Cfscile stand im Redenzimmer am Fenster, starrte in die diister graue Win ierwelt hinaus und hörte die Pläne, die man dort drinnen siir ihr Glück schmie dete. : Ach Gott, ihr war alles so gleichgiliig. So müde und abgeilattert kam sie sich vor. Aber das wird bald vorübergehen. J Bald wird sie vergessen haben, daß ein T Mal in verfchwiegener Nachistunde ein Dämon das stille wohlerzogene Seelchen durchrast hat; sie wird wieder werden, II Immu Mi: Imt - schienst-me LWÆpersqtewdÆs eifrige, geschickte kleine Madernoisellei ——-—. kleine und grosse Sorgen. Familienbild von E lis abeth L Liwanna —--..» »sp Waben Sie schon bei Leutnant von 1 Krenmanns Gegenbefuch gemacht i« « föaste mich Frau Hauptmann Deren t al. Jch verneinte. « «O, dann müssen Sie es bald thun; ich sage Ihnen, die sind esinaerichterkJ Man kommt sich recht armselig vor« wenn man die Pracht gesehen hats schon im Entree liegen wundervolle Teppiche; ich habe in meinem besten Zimmer nicht so etwas aufzuweifen, und erst die Gar dinen! Eis ist wahrhaft lächerlich, wie einfach sich unsereiner behilft. Meinem ; Manne habe ich aber schon anaotiindigL " daß nach dem ersten ein neuer Sofade- « zug getauft wird; man muß sich Is. schämen, solch einen alten ausgeblaßten « Stoff den Leuten vor die Augen zu fün- s » rent« s » Jn dieser Tonart plauderte die ileine » J Frau noch eine ganze Weile fort und » : verliess mich endlich mit rotaem Gesicht ; und vor Errogung glänzenden Augen. Verdrießlich ging ich durch die Zim » mer; meine Augen sahen alles, was darin war, viel kritischer und schärfer H als sonst an. Ja. wir waren eigentlich j doch recht unmodern eingerichtet. Die ; Mahagonimöbel hatten so untiinstleri i sche Formen; die Servante, ein Erbstück von meinen Eltern, fiel mit ihrem bunt zufammengewiirfelten Inhalt so grell in die Augen. Jch beschloß, mit meinem Manne zu reden, ob es nicht besser sei, die Servante aus dem Empfangs-- in » das Wobnzimmer zu versetzen; ein Aus bau von Blattpflanzen könnte ja die leergewordene Stelle recht geschmaclvoll verdecken. »Tu,« sagte mein Mann beim Mit-— tagessen, »es wird Zeit, daß wir unsers Visitenschulden abmachen; ich hab: mor gen einen sreien Tag; da wird es am besten grian »Ach, könnten wir das nicht lieber noch ausschieben?« erwiderte ich mit el was gepreßtem Ton; »ich bin mit mei ner Toilette nicht so recht im Stande, und man wird so leicht beredet.« Mein Mann zog verwundert die Au genbrauen in die Höhe. »Nicht ini Stande? Du hast mir ja vor ein paar Tagen erst erzählt, wie schön deine Man tille und das grauseidene Kleid wieder hergerichtet seien.« «Ja·« bemerkte ich schüchtern »es iit zum Straßenanzug ja noch recht gut « aber« —- —- — »Das thut mir wirklich leid, liebes ; Her3,« unterbrach er mich; augenblick lich kann ich dir nicht helfen; auch mits sen wir nothwendigerweise spätestens im nächsten Monat eine tleine Gesellschaft geben, welche unsere Rasse immerhin et was angreist; oder kannst du’e vom Haushaltgeld?« siigte er schmunzelnd hinzu. Es durchschauerte mich eiskalt bei die- « ser Frage; ich vorn Hausstandes-gele ich mußte ohnehin die größten Anstrengun gen machen. um in diesem Monat tein « Desizit zu haben. »Deshalb sagte ich einlenkenv: »Nun, es wird mit dem Anzug ja noch gehen, besonders wenn wir erst in späterer Nachmittagsstunde Besuche machen ; dann ist es dunkel, bevor wir zu Aren manns kommen.'· »Warum soll es denn«durchau5 Kreu manns wegen dunkel sein?« «Nun,« erklärte ich zögernd, »die Oerenthal sagt, Frau von Krenmann habe soviel Schick.« »Das verstehe ich nicht recht,« brumm te er; »das ist auch wieder so ein ver zweifeltes Modetoort!« ; Er griss zur Zeitung, wie dies jeden Tag nach dem Mittagessen geschah, und ich stand etwas pikirt aus und spedirte die Kinder zur Schule wobei ich mit Schrecken wahrnahm, daß Lieschen-z Mantel erstaunlich kurze Nermel habe " und Fritzens Mütze dringend einer Aus srischuna bedürfe. »Weißt du Arthurf begann ich, als der damvsende Mokta genossen war und er eine von seinen täglichen vier Eigen k rm tauchte, «du könntest mir wohl neue Gardinen siir das Vor-Zimmer tausen; zu Weihnachten brauchst du mir dann nichts zu schenken; die alten sind schon i sehr stark ausgebessert und wenn wir ) nächstens Gesellschast geben muß man i tich ia schäme-rn« l s »Na, adieu, Kind,« sagte lachend mein Gatte, »ich habe wirtlich viel zu thun und kann alle deine kühnen Angrifse auf meinen Beutel gar nicht abschlagen. Die Gardinen sinde ich noch ganz prachtvoll; ich ing vorhin vorüber und dachte noch im ziillem ach, wie ist’s bei den armen Losbergs doch sein!« Dabei gab er mit einen Kuß, nickte ver nügt und sort ar er. irrtraten die htiinen in die Au gen; solch ein Mann! Nichts konnte man vernünftig mit ihm besprechen; aber warte, ich werde schon zu den Gardinen kommen nnd zu einer neuen Tischdecke obenein; es ist ja noch die Altie über fünfzig Thaler da,«ivelche ich von dem Guten bekommen habe. Bis seht hatte ich sie immer trampsbast festgehalten und jede Versuchung tapfer abgespeier nun aber mußte sie daran; man konnte sich doch vor diesen Leuinants nicht blami ren. So schlechte Sachen wie wir hatte onst Niemand mehr in unserem Krei e.-—-——-— »Gniidige Frau,« meldete das Müd »der-users ist eine Dame, selche IsW MEPHI- · e.« bete wundert gin i dem Be entgegen. Es war ene blasse, kleine Frau im schwarzen Anzug, die sich mir verlegen näherte: »Ach Gott« wie beginne ich nur,« Zchluchzte sie; «es wird mir so schmet o schwer —- ——« Jch führte sie zum Sosa und suchte die Aermste durch freundliches Zureden zu ermuthigen. Nach und nach wurde sie ruhiger und erzählte mir eine ergreifende Geschichte von Jammer und Noth. Der Mann war ein kleiner Beamter; sie hatten sechs Kinder, alle gesund und bei gutem Ap petit. Diesen zu stillen, reichte das schmale Einkommen luum hin. Die Frau wurde lr.1nl; der Haushalt kostete viel mehr; alles Uebersliissige wanderte ins Le.ikkl)aus. Der Mann verlor seine Stelle. Die Frau wendete die laum wieder er langte Gesundheit zu mühiOmCL ab« sehr wenig lohnender Arbeit an; sie sticlte sür ein Tapifseriegeschiifki Da Mann bemühte sich um eine neue Stelle —- lange vergeblich. Jeyt endlich tonnte er einen kleinen Posten erhalten, aber hundert Mart Kaution sollte er stellen. Die Aermste war schon überall um hergelausen; sie llopfte vergeblich an alle Thüren· Eben wollte sie jeder Hofs nung bar die Schritte heimwärts len ten, da fiel ihr Blick aus unseren Namen an der Hausgloctr. »Ich habe Jhren Herrn Gemahl ge kannt, als ich noch in meinem Eltern hause und er ein Knabe war; er ioar so gutmüthig verschentte stets all sen Spielzeug an ärmere Kinder; da regte sich in mir nochmals die Hoffnung bei Ihnen vielleicht Hilfe zu finden!« Sie schwieg und sah mit den ber weinten Augen starr durch das Fenster. Unwilltürlich folgte ich ihrem tieftrauri gen Blick; da strahlten mir die heut so hart verurtheilten Gardinen in tadello ser Frische entgegen; denn ich sah sie mit thriinenduntlen Augen an. Leise erhob ich mich und eilte zuxn Schrank; hier lag wohlverwahrt mein Schatz, mein Nothpsennig; ich athmete ordentlich frei aus, daß ich ihn seiner Bestimmung gemäß, wenn auch, Gott sei Dant, nicht sür mich verwenden konnte. — -——— — Abends-, als die Kinder zu Bett waren, nahm ich eine Arbeit und setzte mich in das Zimmer meines Man nes; er schrieb eifrig, die Feder slog nur so über das Papier. Endlich legte er sie beiseite und wendete sich zu mir: «Na, Mariechen, hier habe ich eine Arbeit vollendet. die mir wohl ein Sümmchen einbringen wird; du sollst es haben für einen neuen Anzug; es hat mir den ganzen Nachmittag recht wehe ethan, daß ich dir deine Bitte erst ar Zchlagen mußte; du quälst dich ohnehin so in der Wirthschast und ich tann oir so wenig Vergnügen oerschassen.' »Ach nein, Arthur, ich danke dir,« sliisterte ich, denn es stiegen mir Thra nen in die Augen« »das- Kleid ist wirt lich noch recht gut; heut Morgen war nur die Beleuchtung zu unvortheilhast.« »Na, denn auch gut, Mariechen, wenn du meinst. das-, es noch geht. ich tann es nicht beurtheilenx mir gesiillst du jin mer. Aler kann feltit du die Gardinen haben« - -- »Nein, nein« auch die sind noch hübsch genug; ich habe mir schon überlegt« wie ich sie vor der nächsten Wäsche ausbefsern kann, daß tein Mensch ibre schwachen Seiten entdeckt; ich danke dir, mein gu ter. einziger Arthur!« Jch hatte meinen Arm um seinen Hals gelegt und das Gesicht an seine Brust gedrückt, damit er meine Thriinen nicht sehen sollte; es zog ein heißes Dantgebet sür seinen Besitz zum him mel; er aber ries verwundert: »Da ver stehe einer die Weiber!« So snudeu iie lich. —-..---.. Novellette von Martin Behrend. Seit einein Vierteljahr war data junge Paar zurückgekehrt Die Hochzeitgreiie, die anfänglich aus zwei Monate festgesetzt worden war, hatte durch den Umstand, daß der Gatte sich betreffs Regulirung eines undorhergesehenen wichtigen Ereig nisses in Rom aushalten mußte, eine Ausdehnung aus die doppelte Zeit ersah ren. Die Freunde und Bekannten des jun gen Paares hatten ob dieses Vorkomm nisses ganz verwundert die Köpfe ge schüttelt, und rnanche ironische Bemer « kung iiber die romantiiche Anwandlung F der Neudermählten, wirkliche Fluteer ; chen sernab dem geräuschoollen Pariser ; Leben in irgend einem abgelegenen italie E nischen Dorfe abzuhalten, waren laut ge ’ worden. Die e Ansicht wußte man. als das junge ar nun endlich nach Paris zu- I riietgekehrt war, rnit einer nicht mißzu derstehenden Deutlichkeit an den Mann , Musen, und ien Klub mußte Tugen, I Rhieß der junge Gatte, durch unzwei I deutige Erklärungen dem Gerede ein . Ende machen; während uliette sich i veranlaßt fühlte, ihrer intim ten Freun Z din, einer als lebendige Zeitung bekann « ten jungen Dante, zu versicheru, daß es i wirklich nur eine geschäftliche Angelegen I heit ihres Gatten war, die die Verzögu - rung der Heirntehr veranlaßt hatte. I Von diesem Zeitpunkt an begann das Leben des jungen Ehepaores ohne einen nennenswerthen Zioijchenfall regelmäßig l zu verlaufen ; nur mit dem Unterschied egen früher, daß man öfter geineiniani esellfchastem Biille, das Theater etc. be suchte, was bis zur Verlobung, der sehe ists vie ochzstt set-las IM. II s geschehenoiisnnem Die Stellung t · » en Gatten, wie such dtederkss . - s Trau, legte ihnen viele geisllschsill . erpslichtungen aus« denen sie denn ·a « ohne Murren nachtarnen. bis der Winter« und rnit ihm das gesellschaftliche Lebs ein Ende nahm. Seit mehreren Tagen waren Madante und Monsieur in ihrem eleganten Vetterff aus sich selbst angewiesen; und man X mußte es Juliette lassen, sie verstand es, dieses Heim gernüthlich zu machen. Sie that ja nicht viel dazu ; aber das, toas sie « that, geschah mit vollendetem Chir. Es « war wohl nur eine Laune von ihr, daß sie eigenhändig den Thee eingoß und all « die tleinen Handreichnnaen beim Abend brod nicht von dein Diener ausführen ließ. sondern selbst übernahm. Sie wußte eigentlich selbst nicht, wie sie dazu getornmen war, aber sie that es nun ein« . mal und fand, daß es fie gut kleidete. Und ihr Gatte ? Er hatte geglaubt duß et sich langweilen werde, wenn er mit Juliette allein sein miisse. Monsieur sank-I es aber gar nicht so wenig einziehend Wie er es sich dargestellt hatte. Jrn Gegen theil, eg war wicllich ganz nett! Ein · Leben zu Zweien hatte er gar nicht ge- s wollt, und nun sah er, daß es sogar ganz s wünschenswerth sein konnte. Ob es wohl möglich sei, dem Klub mehrere Abende hintereinander sern zu bleiben? Es wäre vielleicht gar nicht unmöglich, wenn Juliette —- abet lächer lic1. Er lonnte doch don seiner Gattin nicht verlangen, daß sie ihm allabendlich Thee bereite; das wäre dann doch zu sehr gegen ihre und seine Erziehung ge wesen. Aber, obgleich er dieser Anfiohk war, geschah es dennoch, daß Juliette Abend für Abend den Thee bereitete. Eugen fiihlte sich don Tag zu Tag wohler in seinem Haufe. Er beeilte sich sogar, « «in er, was häufig geschah, dem hause abwesend war,bald wieder zurück zu koni men; und immer hatte er eine kleine Ausmerlsarnteit, eine tleine Ueberrafchs una für Juliette in petto. Er war auch als Bräutigam aufmerlsain gewesen; aber feine Aufrnerliamkeiten waren nur der Galanterie entsprungen. Jetzt war es etwas IAnderes. Er wollte sich voll Dankbarkeit fiir Juliettens Liebenswiirs digleit redanchiren. Und eigenthiimlichl Seine jetzigen Aufmertfamkeiten machten Eindruck auf Juliette; ganz anders als früher. Alle diese Gegenstände, bald eine Blume« bald ein Schmuckgegenstand oder eine andere Kleinigkeit erfreuten sie heute fo sehr, während alle früheren Ge fcherrte, auch die, welche sie an ihre-Wer lobungeiage von Eugen erhalten hatte, die doch an Pracht sicherlich nichts zu wünschen übrig gelassen hatten, sie nur wenig, faft gar nicht erfreut hatten. Sie fühlte wirtliches Jnteresie für Eugen. Sie deunruhigte sich, wenn er abwesend war, und empfand Freude. wenn er ihr zur Seite faß. Und Tugen? Er hatte bereits seit ei niger Zeit angefangen, den ftillen Beob achter seiner Gattin gegenüber zu spie len. Er fand nicht nur, dafz sie entzückend aussah, wenn Julrette den Thee servirte, sondern er fand auch alles Andere an ihr. was er früher nie Gelegenheit zu beob achten "genommen hatte, ebenso ent zückend. Wenn sie in ihrem einfachen und doch eleganten Hauslleid durch die Zimmer fchritt, dann fah er ersi, wie an mrrthig ihre Bewegungen, wie graziüö ihr Gang und wie zierlich ihr Fuß, der durch das kurze Kleid sichtbar wurde, war. Die Einfachheit, die sie zu Haufe zur Schau zu tragen beliebte, hob ihre Schönheit weit mehr als die elegant Toilette, in welcher er sie fonft nur gefe hen hatte. Die Dienerschaft fing an, ihm lästig zu werden. Diese Menschen, für die er fonft feinen Blick hatte, waren ihm liber sil sitz-Du m Music-a Himme rirwuisz us ers uuzar Idqu rur Uo nicht, sie waren ihm trotz der vorzüg lichen Schulung, mit der sie ihrer Pflicht nachlanren. zu indiökret Er war am liebften mit uliette ---— allein. Und diese rnertte mit i rein feinen Eint-finden sehr bald, was Enden veranlaßte, fo barsch geaeri die Dienerschaft aufzutreten. Ein Gefühl don Glück tam über fie, und feit diefer Zeit befleißiate sie sich, ihren Gri ten, so weit es angängig war, selbst zu b:dienen. Sie merkte es wohl, daß-Fugen, ihm selbst vielleicht nicht vollkommen tlar, um sie ward, und durch ihr Entge aenlommrn warb sie wieder um ihn. s " Ein herrlicher Frühlingsabend wie eingebrochen In den Kronen ver ural ten Bäumen-ruscht es süß und geheim nißooll. Sonst war ee still. Die Blät ter und Blüthen an den Sträqchern nn ren voll entfaltet und ein Dritten. voll und rauschend, zog durch vie Luft. Juliette hatte ein Buch zur Hand ge nommen. Aber sie las nicht darin. Jhte Gedanlen waren wo anders. Stark fah sie in die Nacht hinein, die sich vor ihr ausdehnte, endlos und unvurchxringlich. Das leichte Tuch, Das sie sich um die Schulter gelegt hatte, war herabgetallen und ein lerchteizröiteln ging our-l ixzren « « Körper· Das fah Eugen, und ei" hob «e: das Tuch auf, um es dann ijber den Kopf und die Schultern Juliettmg zu H legen. Wie ein-e Mavonna sah sie ietzt atrzz » » unr) leise, leiie erfaßte Eugen ihre Hände - ; und drückte glühende Küsse d.ir.1us. Und sie ließ es geschehen, voll Seligleit ein«-s Glück. Jm fernab liegenden Gebian sit-) sehnsuchtsvoa ein-rea.-»lig.1ci ixzk sey-Ei Lied Julietle halte ihre Arme um lsimekie Halse geschlungen, aliz wolle sit iisn r:i.-, nie wieder lassen. Und weiter Fang die N.:-.l«tß;;:l1.