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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Jan. 12, 1900)
Die vernehmen Leute »hahen demsel ben Herein angehört«, oder sie haben »sich im Bade kennen gelernt«, oder sahen sich zum ersten Mal aus einer Zoirfpe«, over e waren Brautsunasern und Braut lsret aus Vetter Lttog Hochzeit«. Die einfachen Leute haben »bei Amt nrannt zusammen geoient«, over sie wa ren ·Nachbam aus dem Jahrmarti«, oder «sie gingen zusammen in die Predi get-stunan · Die seinen Leute haben »Flirt«, Die ge: wöhnlichen Leute »gebn miteinander-C Aber es ist Doch immer dieselbe Gesel;irl;te: hier wie Dort Herzen, die sich in Zehn sucht verzehren, die hossen, leiden und- - entsagen. Johannes und Stasoa waren zusam - men erngesegnet, sie hatten in ver Stun-: de beim alten Pastor sich gegenüber ge- . sessen, hatten Zuckerdiiten uns Bretzeln » sin einander gehabt und hatten in ver Kirche zusammen »aus dem Gang« ge standen. Daraus Blut und rothe Wangen, » Katechistnus und biblische Geschichte, ; starke Arme und llare Augen, dies Al- I les hatten sie Beide; aber Stasva war die » Tochter des »Kirchenvorstehers«, und Johannes war nur ein armer Köhler- » junge. Man konnte auch nicht sagen, daß sie sich gern hatten, denn es waren Die rei- . nen Kinder. aber oft genug wünschte Stasva im Stillen, daß vie reichen Guts- ; besißerssöhne, die doch ihreggleichen wa ren, das Exterieur Des Röhlerjungen ge habt hätten, und dieser -—-- ja, der arbei- E tete wie ein Sklave den ganzen. geschlage nen Tag und liess, sich des Nachts nicht den ihm so nöthig-en Schlaf durch eine hoffnungslcse Sehnsucht stören. Als Sasva neunzehn Jahre alt gewor den war, kam der reiche Sohn von Grö nota und hielt um ihre Hand an. Er war nicht so schön von Gestalt wie der Johan: nes, die Beine waren etwa-«- schies gera then und das diinne Hmr etwa-S roth. aber er war doch ein gutniiiti.ig.r, jun ger Mensch und bekam einmal die ganze Höiste des großen Besitzes; sonst tladpte auch alles Andere, und so beiratheten die Beiden in der heiligen Weibnachtszeit. Es tras sich nun, daß Johannes im vorigen herbst sich aus dem Gute als Knecht oerdungen hatte; aber Satoa fürchtete Gott wirtbschastete sleiszig, hielt ihren Sven in Ehren und stellte nie Vergleichungen an. Wenn schon ich gar nicht leugnen will, dasz die Kösestiiete, welche sie egerade siir diesen Knecht aus s Brod legte, etwas größer als nöthig aus steten. Einmal im Spätherbst, als das Ge treide schon geborgen und die Feldsriictre in den Kellern lagerten« ertältete sich- de: gute Sven und starb. Die Trauer war ties und aufrichtig ,und Stasvn ließ ein großes, schwarzes Kreuz-, am Grabe er richten, mit goldenen Lettern Ruf-« und Vatergnamen einschneiden und noch ver schiedene schöne Gesangbnchverse nkit ei: nein brennenden Herzen darunter, denn Sden irae immer gut zu ihr gewesen. Und wenn er nicht gemeint hätte, dass ein großer Käse, ein Rieseneiertuchen nnd drei Kasseetuchen genug gewesen zum Grabgelage sür ii;re Kante, wo sie ndih einen zweiten Käse siir nö:hig hielt, so tönnte man mit Recht sagen, daß sich diese Beiden in der Ehe nie gezankt hät ten. Johannes verblieb aus dem Gute, wur de »Den Jnidettor« genannt und war treu und gewissenhast in jeder Weise. Die Zeit verging, und als das Trau— erjabr vorüber war, tauchten hin und wieder einige Verderber aus, denn die Wittwe zählte nur v erundzwonzig Len ze, hatte teine Kinder und besaß nun das schöne schuldensreie Gut ganz allein, da die einzige Schwester ihres verstorbenen Mannes ihren Antbeil schon herausbe tommen hatte, und so war die Stasoi m Gröneta die beste Partie ans Meilen i:n Umkreise. Erst tam des Pastors lsnhraim der aus der landwirthschastlichen Hochschuie studirt hatte; der hatte eine Sammet weste und lange Kniestiesel und alle Andere, was man so als Landwirth ge braucht, aber tein Land natürlich. here Ephraim jagte tätlich hasen und immer wurde er miide und mußte sich gewöhnlich etwas augrulkem wenn ei das Gut der Wittwe pasiirte Er trat ganz bescheiden ein, liess sikti aus der Truhe nieder, streckte die Beine in den langen Stieseln oon sich, itrins immerzu die Zamnretweste glatt und senszte: .A:b, Frau Stasoa, wenn Sie es ahn ten, wag ich hier empsinde .. " Und Stall-a hielt das Spinnrad an, « schaute fette freundlich zu Deren Cplmim auf und befahl dem Dienstmädchen: .Stina« hole lchnell die Flasche und mache einen Bitteen für Herrn Ephtaixn zurecht! Der arme here hat sich den Magen erkaltet Der Pfeffer fleht auf dem Fenstetbtett, Du dummes — ss ! !« Da ärgeete sich der gute Mann, ging heim und klagte dem alten Paltoe feine Noth. »Vater, ich lann nicht! Sie ill doch aus gar zu rauhem Holz gelchnitzt; si-; versteht mich nichts« Und kaum hatte et sichs «le hause be quetn Macht« so lam Der Adjuntt an dem f önen Gut Dort-ist und der mußte sich doch auch nach dem Befinben der jungen Wittwe ertundtgen Die dedu dann gewöhnlich den Tisch. ließ Eier luchen, Rippen-eh Sätze und blinde-ek laft aufttasetu Und der Adiuntt schnitt die- Siilze Devise-Flug an, hielt den Kopf schief, damit et genau Eis-g und Pfeffer l abmesse und sprach milde. »Es-· Worte u dem sangen Weibe. und dann legte er sich ein Stiiel Eierluchen vor und meinte, daß es immerhin nicht leicht sei, sein Verse zu bewahren wenn man jung und schön nnd reich ist. Wenn aber Frau Stasva ein-e Stütze bedürfe-, dann . .. Hier unterbrach ibn gewöhnlich Frau Stafva mit dem entsetzten Rus: »Ach, du meine Güte. entschuldicen Sie einen Auge-redlich Pastorck,en! Die Schweine sind aus dem Stalle -:nt:Vick,en!« Und sie schlug die Hände zusammen und lies srbnurstrarlg aus der Stube in den Hof hinan-Z. Als sie dan- wieder hin-ein lam, ja da muß ieb sagen, war weder oon dein Niprespeer noch von der weichherziaen Stimmung viel übrig mehr. Jcbanneis aber arbeitete siir Zwei-: und mit jedem Sommer wogt-: reicher die Saat und mit jedem neuen Herbst stand eine Kuh melir im Stalle und des Sonn tags saß er selber mit seinem srl warzen Tuchanzug angethan, den braunen Filzhut aus dem Kopfe im Waan und fuhr seine Herrin zur Kirche· Er war ern tiichtiaer Mensch und gut su den Leu ten, — das heißt, das leytere manchmal auch nicht« da zanlte und brummte er, daß eånur so seine Art batte und immer anz unmotioirt. Und wären die nechte und Mägde nur einiqermaszen bessere Psychologen gewesen« sie hätten bald gemerkt, daß die böse Laune des Jnsrettors sich stets-gleichzeitig mit ei nem neuen Bewerber um die Hand seiner Herrin einzufinden vileate. Solch ein Bewetber mußte natürlich die Ställe, die Felder, den Wald besichti gen und Johannes mußte den Führer abgeben. Wenn dann der zukünftige Bräutigam manchmal that, als ob das Alles schon ihm gehörte und meinte, dies und jenes wäre nicht praltim eenua hier tönnte Wald ausgehauen und da müßte eine Schonung angeleat werden, da schien es dem armen Menschen, als wollte sich ihm das Herz in der Brust umdrehen und er nahm sich oor, zum Herbst beistimmt zu kündigen. Wenn dann aber im Laufe des Som iners, wo der Lein gelangt wurde und zum Abendbrod Speck mit Niihrei auf dem Tiscke stand, die sunce Herrin in dem einfachen Kleide-, die Aermel hoch iiber die vollen, runden, fonnengebräun: ten Arme geschützt, mit freundlichen, braunen Augen zu ihm aufsa« und so herzlich sagte: »Lieb« Johannes, Du bleibst woil auch irn nächsten Jahr noch bei mir, we gen des Lohnes werden wir schon einig werden«, da hätte er, und wenn es sein Herzbiut gegolten, doch nur die eine Ant wort gehabt: »Ja, wenn Sie mst mir iu srieden sind, werde ich schon bleiben.'« — Der gute Johannes! Eigentlich dachte er nie über seine Lage nach, hätte er es aber gethan. so wäre ein langes hartes Elladenleben für die geliebte Herrin seiner Wünsche Ziel gewesen, und er wäre der glücklichste Mensch unter der Sonne gewesen, wenn er nie mehr heim einen verhaßten Freier erblicken dürfen, dafür aber sie selber, die Geliebte, wun: deisitjiin und mild und sonnengebriiuiit und so oft heiter lächelnd, difz die wohi gefarmten weißen Zihne zwischen den rollen Lippen glänzten. Schließlich wurde es doch Ernst mjt rer zweiten Heirath Etaioas Dir jun ge Gutsbesitzer in Stepplinge war im blaulactirten Einspiinner oorgesaliren und hatte das Herz der junqu Wittwe im Sturm erobert, denn diese sagte sib selber: »Jetzt oder nie«. Es schien, -1.s ob es »sehr« was werden tonnte. Der Gutsbesitzer war jung und reich und stattlich-, ihm gefiel auch Grönotra aui nehmend gut; zwar die junge Braut hatte er sich gern anders gedacht, so schien wobt, aber nicht so furchtbar tiihl, so merkwürdig ruhig; sie tonnte wohl aber nie verliebt werden. Tas dachte sie so gar selber und einmal mußte sie doji wieder heiratlen und ein-n solch schmsg den, hochaclxtbaren Freier durfte sie ncht abweisen. Sie wollte ihm also das J: wort geben. Aber nach rechter, echt-r Bauernart sagte man weder »ja« noch »nein« beim ersten Besuch. Jetzt war Pfingsten und zu Johannis würde Etaioa nach Stepplinge reisen, um mit zu fet;en, wie es ihr dort gefallen möchte. Der Sommer kam, das zarte, junge Laub der Bitten fiirbte sich in sattein Grün, die Rosenheclsn blühten und dirs teten, es iarn Leben in die Bienenstöcke. Tie Sonne meinte es aut. sie schien Tag fiir Tag vom wolkenlosen Himmel her ab, westliche, sanfte Winde tosten und spielten. Das Wiesenblüthenoolt hoo dir farbenpriichtigen Köpfchen in dern saftigen Gras und dort unten im See schnellte dann und wann ein spielenotr Fisch an die glänzende Oberfläche empor und tleine tanzende Ringe plauderten aut, daf; auch da unten in der liihlen Fluth Sommer war, der das Leben uno die Liebe brachte. An dem bestimmten Tage brachte nun Zehannes seine herein im bixnten Ty rolerwagcn nach Stepplinge und der junge Gutsbesihet stand ans der Frei treppe, heiter lächelnd und stolz den lie ben Besuch begrüßten-. Es war doch Al lee wunderschön. Ein schönes, großes Haue-, prachtiae Leinenschräntr. grünen de Saaten, üppige Wie en, saubereStiii le, viel blantes Kupfer an den Küchen wänden, und ebenso viel Silber in der Lade nnd noch viel mehr Feuer in des Liebendn VlicL Arn nächsten Vormittag wollte Frau Stasoa wieder heimreisen Da wollte der feurige Bewerbxr klaren Bescheidh1 ten. Ter sollte ihm dann auch bald weiden nnd die freundlichen Worte der jungen Wittwe ließen ihn das Beste hof fen, aber das entscheidende Wort wollte Fe doch erst dann aussprechen, nachdem te in der Einsamkeit ihres Hauses reis lich überlegt uns sich selbst geprüft hatt-. Während nun der glückliche Hausherr zu seiner Zungen Schwester, die bei ihm das Haue-wesen leitete, eilte, um einen tleinen Abschiedsschknaug zu bestellen, ging Frau Stasva den Johannes suchen, um ihm zu sagen, daß er jetzt vorn-an nen solle Sie wandte sich der lleinen, hinter« den Ställen liegenden Anhöljes zu, wo . sie ihn vor einer Viertelstunde noch ge . sehen. Da hemmte sie plötzlich den s Schritt, scharrte gerade aus und steckte den net-gierigen Kon zwischen das Laub des Haselstrauclxes, der am Fuß des Hügels stand. Da lag ihr Jnspel tot im Grase, das Gesicht mit den gro ben Händen bebe-leid Aber was tvar » s ihm nur in aller Welt ?! «Die breiten « Schultern zndten tonvulsivisch, ja ein « Schütteln ging durch seinen Körper, « und sie vernahm es jetzt ganz deutlich, der große, starke Mann schluchzte wie . ein Kind. i Stsavas hübsches, blühendes Gesicht Echen wurde todtenbleich. Deshalb also mußte sie sich so lange auf eine zweite Heirath besinnen ! Dieser arme Mensch liebte sie still und hoffnungslos, ohne Wunsch nach ihrem Besitz- aber auch ohne die Kraft, sie mit einem Andern glücklich zu sehen. Das wurde ihr mit einmal klar. Doch diese demüthige, nichts verlangende Hingebung hatte ihr eigenes Herz mit unsichtbaren, starken Fäden umgarnt. Ja, jetzt wußte sie es, sie hatte den Gefährten ihrer Kindheit unbewußt geliebt. Seit wie lange wohl? —- Ja, das wußte nur allein der liebe Gott; vielleicht seitdem sie —- »aus dem Kirchen-Gang« zusammengestan E den. Das also war es. Stasva hatte achts ; undzlranzig Jahre lang auf die Liebe ; gewartet. Nun aber wurde es ihrem Herzen zu eng in der Brust. Leise schlich sie sich hinzu und legte sanft ihre Hand auf seine Schulter : »Johannes!« Der fuhr herum, blutroth im Gesicht und stammelte unwirsch: ,,Psui, wie Sie mich erschreckt haben, Frau Stafval - Jst es recht von Ihnen, einen armen . Kerl in dieser Weise zu iiberrumprln ! I —-— — Ich. . . . ich« . . . . Aber da glitt sie neben ihm aus’i« Gras nieder, legte ib ren Arm um seinen sonnengebräunten I Nacken und zog sein Haupt an ihre ; Brust »Johannes !« sliisterte sie noch ein mal ziirtlich und lieb. Und sie sliisterte ihm viel, viel Liebes noch zu, und Johannes empfand eine wilde übernatürliche Lskonne, die ihm schier hätte mögen die Brust sprengen, und es war ihm, als hätte er vor lauter Glück aus der Stelle sterben mögen : und wie er endlich Worte sand, da mein te er: »Aber liebe, einzige Frau nein. ieh wollte sagen, geliebte Sta . .. Stasva, was werden die Anwohner und die Leute aus dem Gut sagen ? —- Und der Gutsbesitzer erst, der doch ietzt . .. ?« »Was l? das Nachsehen hat ?« Und sie l:ichte, das-. die Zahne glitzerten. richtete sich stolz und gliicklich hoch ein bor, und mit einem seligen Blick aus den geliebten, treuen Mann loininandii te sie ganz wie zu Hause : »Aus froh-an nesl Frau Stasva in Grönolra ist reich genun. da tann sie sieh selber in ih: rein eigenen Wagen einen Freier heim . fuhren l« Die rotkie !lo«e. —--- .--.-. i i IEine alte Geschichte von l Anders Geile-holen I .-.. .« i Das Paftorat lag still und friedlich s gleich neben dem Dorf. Aus der ! Wohnstube hatte man die Aussicht aus ein langes Stück der Landstraße, bis « sie nach Westen abbog und im Walde ? verschwand Und wenn einmal ein Leichenwagen lam, dessen silberglänzende tsckstangen zwischen den schwarzen Gardinen her vorschimmerten, ergingen sich Vater und Tochter lange in Vermuthungen darüber, wer es wohl sein könnte, der I einen so weiten Weg zurücklegen Z mußte, um die letzte Ruhe zu finden. . Wenn es zu dämmern begann, stand der Pastor aus, legte die Zeitungen « weg, zog seinen Ueberrock an und nahm sei nen Hut, um seinen gewöhnlichen « Libendspaziergang zu machen. lind zu gleicher Zeit begab sich Fräulein Augusta in die Küche, um Vorbereitungen siir das Abendefseu zu treffen. Fräulein Auqufta deckte den Tisch im mer fetbft uno that das sorgfältig und mit Geschmack. Man fah es dem schnee weißen Tifchtuch an, daß es mit peinl chJr Genauigkeit gedeckt war, und im Tafel-— auffatz fehlten fetten Blumen oder grüne Zweige. Wenn der Paftor wieder heimkehrte, tvar der Tifch aedeckt und das gemind liche Singen der Theemafchine lud zur Ruhe und Erholung ein. Der Paftor nahm seinen Platz in der Sophaecke ein« Fräulein Augufta setzte sich in den Korbstuhl ihm gerade gegen über. Jhr Gedeck befand fich immer auf demselben Platz, auch wenn Gäste da wa ren. Nach dem Abendeffen zog sich der Pa ftor zurück, um bei einer Pfeife Tabat einige Seiten theologischer Literatur zu genießen. Wenn er wirklich guter Laune war, fo las er feiner Tochter aus einem belletriftifchen Werte vor· Aber wenn die Bornholmer Wandubr in der Wohnstube zehn fchtug, war es ftill und dunkel im Paftorat. Die bei den alten Leute gingen zeitig zier- Ruhe« um am nächsten Morgen dasselbe ein förmige, stille Leben zu beginnen. Und so hatten Vater und Tochter ge lebt, seit die Pastorin vor mehr als zwanzig Jahren gestorben'wnr. II st- It Aber in den letzten Tagen hatte Leben und Bewegung im Paftorat geherrscht Das hatte die Landstraße gebracht — die Landstraße, welche die einzige Ab wechselung in das stille Einerlei der Stunden brachte. Wo Hiiter und Fuhrleute, Ganller und Scheerenfchfeifer vorbeizogem da hatte es von Unisornien und blanlen Waffen geblitzi. Solcaten zu Pferde und zu Fuß, in größeren und kleineren Abwei lungen, hatten den breiten weißen Weg bevölkerL Und ein ganzes Betaillon war mit Trompeten und Trommeln und wehenden Fahnen dorbeima:schirt. Die Trupp-en waren auf dem Marsche zu Manöoerübungen, die in der Um gegend stattfinden sollten. Einige don ihnen rafteten im Dorfe, we ihnen Quartiere angewiesen wur den. Jn den großen stillen Zimmern im Pastorat wurden viele fremde Stimmen laut, und Fräulein Angusta mußte ihre Zeit zwifdxen der Küche und den kleinen Tachstuben theilen, wo das Nachtlager siir die Geiste bereitet werden sollte. ’ Es hatte Leben und Bewegung im Pastorat aeherrfcki. Auch heute erwartete man eine Ein quartirung. Husaren wurden erwartet Um die hübschen Unisvrmen aus der Nähe zu sehen, waren die Kinder dts Pächter-T zwei goldlvetige Mädchen von acht und zehn Jahren, ins Pastdrat her übergekommen. Die Beiden hielten die Zeit am Fen ster Wache, während Fräulein Augusta sich unaufhörlich zwischtn der Wohnstube nnd der Küche hin und herbewegte, von wo ein starker Bratengeruch jedesmal wenn die Thiir geöffnet wurde, herein drang. Plötzlich gab dag jüngere der beiden Mädchen ein Zeichen Din am Walde wurde ein schwarzer Punkt sichtbar. Und der schwarze Punkt kam näher. Nun sah man deutlich die ersten Husaren im Ga lopp heraniprengenund dann eine lange, lange Reihe· Mit halbverdrießlicher Miene trat Fräulein eliigusta ans Fenster. Sie schien gar nicht ausgelegt zu sein, die kindliche Freude der beiden tlrinen Mak chen über den stattlichen Neiterzug zu theilen. Es schien fast, als zwingt sie siIh aus den Pdmp zu sehen. Aber ein neer ses Zacken des Mundes verrieib, daß sie nicht als ein vollkommen gleichgiltiger und uninteressirter Zuschauer dastand. Als die Schwadrvn aus einem in der Nähe gelegenen Felde Halt machte, ver schwand sie scknell in die Küche. Zehn Minuten später klopfte es an die Thiir und ein junger Husarenleuts nant stand im Vorzimmer. III It III Sie saßen am Mittagåtisch der Pa stor, der Leutnant und Fräulein Au gusta, und das Mittagessen war angege icichnet und machte dem Fräulein Eint. Der Leutnant erzählte kleine Gescheh: ten aus dein Manäver und der Pastor lächelte und war von ausgesuckter Lie brnkwiirdigteit gegen seinen Gast. Fräulein tlugusta aber sasz stumm da. Wenn sie sich unbemerkt glaubte, b:-s trachtete sie den jungen Fremden. Sein klonch dichtgelocktes H.-ar, die leicht ge bogene Nase und die seinen regelmäßigen Ziige hatten eine alte Erinnerung in ihr geweckt. Er hatte sich gleich vorgestellt und sein Name trug dazu bei, die Erinne rung festzuhalten »Leutnant Bang, Leutnant Brng«, klang es in ihren Ohren. Und der Name fuhr fort, wiederzutommen m«n:-iv.r und ermüdend, wie einförmige-, Glocken geläut. Jm Laufe des Gesprächs nannte der Leutnant die Namen von einigen seiner Verwandten, und der P.1storsra.;te: ,.Sind Sie nicht ein Sohn des Ober sten Bang?« »Ganz recht. Sie kennen also meinen Vater, Herr ««stastdr?« »Ja, das t;eis),t, Jhr Vater hat ein mal hier im Pastorat im Quartier gel: gen ---- so wie Sie jetzt« »Das ist amiisantk Und er hat hier in diesem selben Zimmer gesessen Is« »Ja, und aus demselben Platz wie D· « Olc . »Um wieviel Janren war dass ,,V.or sünsundzwanzig sechxundzwan zia Jahren, wenn ich mich nicht irre.« Die alte Karen tam mit dem Desert ins Zimmer· Fräulein Augusta natnn ihr die Schüssel ab und servirte. »Bitte, Herr Leutnant!« Jhre Stimme tlang scharf und sreind, so das; der Pastor seine Tochter ansah. Sie hatte rotlje Flecke an den Schläsen und ihre Hände lzitterten. »Ach, wie unvorsichtig war das doch von mir,« dachte er, »diese Sache zu be rühren.«« »Liebe Augusta,'« sagte er so weich er konnte, ,,nun hast Du wieder die dum rnen Kopsschrnerzerr?« Man stand vom Tisch aus. Der Leut nant erhielt die Erlaubniß, sich eine von den vielen Pseisen des Pastors auszu wählen, woraus die Herren das Speise zimmer verließen. Der alten Karen war ausgetragen worden, den Kassee im Bib liothetzinnner zu serviren. Fräulein Augusta war hinaus in den Garten gegangen. Dir Lust war srisch und tlar. Am Spalier unten vor der Veranda bliihten Ttsecrosem gelbe und rothe. Fräulein Augusta blieb lange stehen und betrachtete eine rathe Rose, die von den grünen Blättern halb verdeckt war. s Jhre Hand ballte sich zusammen, aber et ; was später umspielte ein spöttisches Lä l ehelrrjhren Mund. , Wie schwach war sie doch gewesen. Sich s durch eine so alte Geschichte, eine so alte, s dumme Geschichte aufregen zu lassen Mein Gott, wo hatte sie ihren Verstand » gehabt? Das, was so lange Jahre todt » und vergessen gewesen war, -— sollte es wieder Macht über sie gewinnen und ihre - Sinne mit Unruhe erfüllen? Sie hatte ja da drinnen im Speisezimmer ihr Herz klopfen fühlen und das Blut haiiein ih ren Schleifen aehiimniertz. Ob, wie lä cherlich war das von der alten Jungfer, ’ die sie war. Aber warnm war das Schicksal so un- . barmherzig, diesen jungen Mann zu ihr ’ zu senden? Nie hätte sie eg sich träumen » lassen, daß se i n Sohn in ihr Hang tre » ten, mit ihr an demselben Tische speisen » und unter demselben Dach wie sie schlafen würde. Und die rothe Rose dort am Spalier begann die alte, dumme Geschichte wieder s zu erzählen. die Frä in Augustas i Hand veranlaßt hatte, sich u ballen. i Die alte Geschichte von zwei jungen ! Leuten, die einmal in diesem Garten, un iter diesen Bäumen spazieren gegangen I waren. Er hatte eine rothe Rose gepflückt ! und sie ihr an die Brust gesteckt, und sie ) hatte seine Gabe lächelnd, erröthend und gliielerfiillt entgegengenonnnen. Als er Abschied nahm, hatte er gesagt, er werde wiederkommen. s Aber er war nicht wieder-gekommen. i Sie hatte der festen Hoffnung gelebt, s daß er kommen werde, sie hatte lange, ’ lange auf ihn gewartet. i Die rothe Rose verwellte und die Ro " sen aui ihren Wangen welkten mit ihr. « Ein Jahr verging nach dem andern. ! Auf Umwean idrte sie, das-, er geheim thet hatte-. Seitdem fragte sie nicht mehr nach ihm. Z Tie rotize Rose bewahrte sie wie eine « cljeure Reliquie auf, ask eine Erinnerung an den kurzen Sommer ihrer jungen Liebe ..... J- u« st Fräulein Augusta ging in der Linden allee aus und ab. Wie sonderbar war es, daß er gekom men war, ging es durch ihre Gedanken, wie sonderbar war eg, daß er gekommen war. Und sie fah den Schimmer von altem Schmerz und alter Bitterkeit, der den Namen, welchen er trug, umgeben hatte, wiederum klar und deutlich, wie früher, vor sich. Aber allmählich wurde sie ruhig. Der Schmerz verklang, die Bitterkeit gleich falls. Und ein stiller, milder Frieden blieb zurück. Der Pastor und der junge Leutnant traten auf die Veranda und tamen in den Garten. Fräulein Augusta ging ih nen entgegen. »Es ist jetzt besser,« sagte sie, als sie dem unruria fragenden Blick ihres Va ters begegnete. »Die frische Luft hat mir gut gethan.« Der Leutnani hatte die Rosen ent: deckt und brach in Verwunderung iiber sie aus-. . Fräulein Augufta pflückte lächelnd eine rothe Rose und reichte sie ihm. »Wie schön ist sie,« sagte er und roch an den feinen Blättern. »Die Herbst blumen sind sowohl die schönsten, als auch diejenigen, an denen wir die größte Freude haben.« »« a«, sagte sie, und ihre istedanten kehrten zu den vergangenen Jugendjah ten zurück. »Die Rose-, welche ;u früh ihre Knospe entfaltet, wird oft vom Frost oder dert rauhen Frühlings-winden ge tödtet.« · Hof-« Ier Ti·unlrentiold. . , »Heute nur, nur heute bleis- bei mir. mir ist es so schrecklich bang!« Das arme blasse Weib saltete bittend die Hände und blickte mit rührend slehenden Augen auf den kräftigen Mann, der vor ihr stand. lfr aber wurde nicht weich. »Ich gehe ja nur aui eine halbe Stunde, Du lannf eiJ nur glauben,« versickerte er. Sie aber wußte wohl, wag sie von seinen Versureihungen halten konnte. Wenn er erst ging, kam er vor dem Morgen nicht wieder. Eis verstärlte darum ihr Bitten, indem sie ihre Arme zärtlich um seinen Nacken schlug, doch umsonst, er schüttelte vernei nend den stopf. Da tani es mit heißem Unmuth über sie. sie wandte sich von ihkn ab und sagte kalt: »So geh’!« Ali-« die Thür hinter ihm ins Schloß gefallen war, sank sie aus einen Sessel und starrte eine Stunde lang mit thränen losen Augen« aber weinenden Herzens vor sich hin. Dann lzogen vergangene Tage, Tage der Liebe, des Glückes an ihrem geistigen Auge vorüber! Sie lä ehelto jetzt, jetzt zuckten ihre Lippen in schmer»elicl)er Bitterkeit! Unter zwanzig Mädchen, mit denen sie in der Fabrik gearbeitet, war sie die einzige, die eine siedenlose Reinheit mit Abracht hatte m die Ehe, die einzige, die rxnjentgen geheirathet hatte, den sie Ilcbtc. Jhre Freundin Clara satte ed ent ( schieden weiter gebracht. Sie batte nichts l aus Tuaend, desto mehr aber auf ein l lustiges Leben nnd aus Puti gehalten, der ihre Schönheit erst ins rechte Licht jsetzte und alle Männeranaen ans sie slentte, nnd heute war sie, trotz du j Schmutze-Z ihrer Vergangenheit, eine Dottorkaattim die die ebemalire Rolle ain nicht einmal mehr kannte-, wenn sie ihr zusallia auf der Strrsie beaeanete Die blasse Frau dachte daran wir nett-los sie damals das glänzenden Looi der Freundin betrachtet hatte. als die glückliche Braut des schmücken san wer-· lers geworden. Sie dachte daran. wie schön sie sieh das ärmliche aber glückliche Leben ander Szite ihres Franz ausge malt hatte, nnd nun! s-- Nun hatte er sich als Trunkenbold entpupptl Alle ihre Versurhe, ihn dem Laster abzuringen, waren gescheitert Jhre Vergangenheit war Arbeit, Ar beit, Arbeit gewesen, ihre Geaenwari und Zukunft Elend und Entbehrun ! Wäre es nicht klüger von ihr gewesen, Be hätte wie Clara und manche Andere ihre Jugend genossen? Nein, nein, es war besser so, wenigstens hatte sie sich nichts dorzil«T-ersen! Sie seufzte tief auf. Plötzlich kam es wie Verl;seißutig bes serer Tage über ihre betrübte Seele. Wir Sonnenschein kam es über das zarte, abgehärmte Antlitz Ja, ja, der Himmel hatte ihrer nicht ganz vergessen, er hatte ihr süßen Trost in der Noth gewährt, ein Mittel gege ben, das ihr helfen konnte, um ihren Franz wiederzugewinnen, ihn aufs Neue zum Menschen zu machen. Jn iiirzester Zeit würde ne ihm sein Kind in die Arme, an’g Herz leaen, und wenn noch ein Funken besseren Gefühles in ihm wohnte, mußte der Anblick dieses unschuldigen Wesens ihn bessern. Jhr ward es auf einmal so frei, so leicht im Gemüthe, sie saltete wie im Gehe-te die Hände und suchte dann mit stiller, fro her Zubersicht das einsame Lager aus« Wankenden Schrittes, wirren Sinnes stieg er die Treppe empor. Er öffnete die Thiir und taumelte in das finstere Stäbchen, nachdem e-r unbewußt, mecha nisch, den schweren Riegel vorgeschoben, und fiel dann auf das nieder- Kanapee hin. Jm Halbschlaf der Trunkenheit war es ihm« als ob er ein leises Gewim mer bernehme, aber er hatte weder die Kraft der Besinnung nrch dir körperliche Macht, si-« "i erf;eben; dann aninaclztete sich sein Geist immer mehr und mehr. Der Taa war längst hiereismikbrorhen die arbeitende Klasse länait in Thiitig leit, als er aus dem bleiernen Sctjlas derl Rausches erwachte. Er erhob sich beschämt, der helle San » nenschein brachte ihm immer Reue. Eine unheimliche Stille waltete in der Stube Was? Sein fleißig-es Weib mar noch nicht an der Arbeits Die Estäberei laa unberührt auf dem stommodetasten « Schlief die Frau noch? l i Er war-feinen Blick auf ibr Lager und ein gewaltiger Schreck, Entsetzen lähmte seine Glieder. Sein Weib hatte die schwere Stunde und mit ihr alle-, alle srhxveren Stunden · des Lebens überstanden Nicht er selbst« Niemand hatte ihr trö stend, beruhigend zur Seite aestanden Er hatte in thierischem Schlafe- ihren Jammerruf überhörtt Mit dem Beben kam die Erinnereung iiber ihn. Die eis I gene Hand hatte die Hilfe Anderer, die i 7 Rettung unmöglich gemacht, sie hatte an » Der Thiir den eisernen Riegel vargescho « ben! Ein Schauer schiitlrlte ihn, kalter « Seh-reist trat auf seine Stirne-; sa, er war ihr Mörser gerardent Schluch ,;eiid brach der starke Eli-kann vor dem Bette seines-« dalxinaesehiekenen Weibe-J auf die Knie. Ussd da, da lag sein Kind, kalt und todt. Wäh. und er auf das klein: Geschöpf nieder sali, tam ihm die Ucbrrzeuguna wiun ei- gelebt hätte, dann tviire es im Stan de gewesen, ihn mit iibernatiirlicher straft aug- Der Vrannttueinschenke zu ziehen in die vier Mauern zu locken und da festzuhalten zu einem Leben der Ar beit, aber auch der Liebe, Der-, Glückes-« lser Reinheit! tsr hatte also sein besseres Selbst ge muri-et sich selbst den Riegel vorgescho lseni — — Lllg die besorgte Nachbarin nach lan a(n, Vergeblicben Versuchen keinen Ein lasz fand, erbrach man die Thiir und fand drei Leichen-. — Cis-— - Im Spätherbst lig iallen non den Bäumen Die weilen Vlatter ab, er manzlsj still in Träumen Den Felsens-fah hinab. Die Wollen, uvic sie sagen, Jin «leenr;»clde bliii)n, Von 3-liiri:-«n fortgetragen, lind in Dir Nacht veraliihni Ja Setz-warmen lonnnr gezogen Der Wandcrvdkgel Schnar, Dem Siiden zugeslngem Zu Ende getji Ins Jahr Die Blinken an dzm Bache Vom letzten Thau gesliiitl, Verblijhn in stillem Ache, AllmälJlich, unvermerkt Vergangne Jahre srlnreben Mit Wind nnd Wolken sovi· Bergangen rLeib und Leben, Verklungen Lied nnd Wort. Der Wind entlanbt die Bäume-— Mir ist es einerlei — Verronnen sind die Träume-, Die Freuden sink- vorbei. TO- ISL slt Der Pril).1id.)cent »Das hätte iclz nicht von Dir gedacht, an Die süns Jal) re schreibst un-) liest Du überxbec.ligiii11: unk- l,·ei ratl- ,es! jetzt eine L reiche ällli clJe Witwen « »Ehe n, um now tocitsiis Jahre darüber " lesen nnd schreib-» . zi« tdxxnen.« Optik-n stisciie «ls.1e!i».ns(.i)ux» U Z. z »(55'aub7 «u Denn, ras; der Oderlehses Dr zulb siir Tich .2ter.« ssc lsi äf« »Ja, wenigstctsg Vr.icl).eer s:--..1.e,-e«j-,..sr Mal dass Gespräch schen Ins Jii-i;·e.-..«' s