Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 01, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Sonntags
beiiage des ,,liuzeiger uncl hemm«
latt
J P Windolph heransqebet Grund Island Nebr:den1 Dek.189)
Jahrgang 20. No.13
W Mille-lauft ist«
CW
l Riesen-Locoiiiotiden tiik den
f« Frachtvertehr.
- Iisks der EIN-ists Staats-Zus«
-« s So lange die Eisenbahngesellschasten
Hurch eine derhältnißinaszig engbe
grenzte Zugtrast ihrer Lotomotiven ge
zwungen waren, ihr Frachtgeschäst auf
Feine gewisse Klasse von Frachtgiitern
on mäßige-n Gewichte zu beschränken,
mußten sie die Beförderung der schwe;
-ren Fracht, der sogenannten ,,Bulk
« Freight«, -der Kanal- und Seeschiss
fahrt überlassen Jn neuerer « eit sind
r hier in Amerika in dem otomoi
tivenbau so gewaltige Fortschritte ge
macht worden, daß, während in En -
land und auf dem europäischen Fe i
lande die Wasserstraßen noch immer
ersotgreich mit den Eisenbahnen con
ciirriren, unsere Bahngesellschasten der
Kanab und Seeschisfsahrt bereits es
nen großen Theil des schweren Fracht—
geschöstä entrissen haben Sie Ver
danten dies lediglich, wie gesagt, den
Fortschritten im Bau·schWkFek Loko
motiven, die es ermöglichen, ihre Ziiqc
so schwer zu belasteii, daß ihnen in Be
zug auf das Gewicht der Frucht keine,
das Geschäft zu sehr brennende Gren
zen ge oaen sind.· Das großartigste
Zeug-riß sitr die Lerstunggsähigteit un
serer modernen Lcsloniotiven liesert
diejenige, welche vor Kurzem von den
«Brools Locomotive Worts« in Dun
·rl, N· Y» für die Illinois Central
sendahngesellschast gebaut wurde
te hat ein Gesammtgewicht von 232,
Pfund, während das Gewicht von
Lolomotive und mit Kohlen beladenem
Tender zusammen 864.900 Pfund
beträgt; und dieses Riesendampsrofs
libertrtsst an Größe und Schwere selbst
die gewaltigen Maschinen, welche vori
aes Jahr sitt die Union - Bahngesell
schast von Pittsburg erbaut wurden.
» Allerdings gehörte diese schwerste Lo
"konrotive der Welt nicht einer der gro
pßen Hauptbahnem welche die Produkte
des Westens nach der atlantischen Kü
«"ste befördern. Sie ist sür den besonde
ren Zweck gebaut worden« diese Pro
dulte aus einer kürzeren und billigeren
INoute nach den Märtten zu bringen,
einer Route, welche sowohl das Ueber
’stei en der Alleghenies, als auch den
aro en Umtveg nach Norden, längs des
Eriesees und des Mohaul und Hub
pson - Flusses, vermeide:. Sie wurde
gebaut, um Zitae mit Fracht bis- zu
;2,000 Tonnen Gewicht über die Divi
sion der Illinois Central - Bahn zwi
sschen Carbondale, Jll» und Fulton,
Ky» zu ziehen. welche einen Theil der
Hauptlinie dieser Gesellschaft von St·
Louis und Mittel : Jsllinoiiz bis nach
New Orleans und andern Hasen am
ols von Mexico bildet. Daß die Jllis
ois Centralbabn sich genöthigt sah,
« tir ihren Frachtvertehr aus dieser
YStrede eine so mächtige Lotornotive zu
stauen, beweist, wie start das Fracht
äeschäft schon von den nach den atlan
stischen Hasen sührenden »Trunt«
Bahnen weg nach dieser Richtung ab
k aelentt wird.
Wie niedrig schon fest, in kjoige oer
größeren Zugfähigteit der modernen
»Lotornotiven, die jetzigen Frachtpreise
Fgerade siir schwere Fracht sind, mag
,folgendes Beispiel zeigen. Die Durch
fchnittsrate, welche don der Ehrfu
veate die Ohio - Eisenbahngefellschaft
für alle, im legten Jahre tvom l. Juli
1898 bis dato lief-W nach der See
tiiste beförderien Kohlen berechnet
wurde. betrug nur 2.21 Millg per
Meile und Tonne. Und es ist dies nicht
etwa, wie behauptet worden ist. ein
Preis, bei dem die Gesellschaften nicht
auf ihre Kosten kommen nu) den sie
nur deshalb so niedrig ansetzen, nm
sich diese Brauche des Frachsgefchästs
zu sichern, während sie den Ausfall
durch Berechnung von übermäßiq lies
hen Preisen für Frucht erster Masse
wieder ausgleichen. Die Kosten des
Transbortä lassen si gerade fiit die
schwere Fracht, wie ohlen, Erz etc-,
sehr genau berechnen und steilen sich
außerordentlich niedrig, wenn nur ge
nug Aufträge da sind und eine genü
gendeMenge auf einmal befördert wer
den kann.
Auch isi es keineswegs etwas Unge
wiihntiches mehr, daß Züge von Levis-»
Tonnen Gewicht befördert weiden. So
ersieht man aus den Bericht-zu der
Pittoburg, Bessemer cke Laie Erke
Bahn, welche vor ein paar Tag-en ge
baut wurde, um Eisenerz oosn Eriesee
nach den Cornegie’schen Schon-liessen
in Pittgburg zu befördern, während
des letzten Sommers durchschnittlich
eine Frucht von 1644 Tonnen ver« rig,
oder mit Einschluss der Wagen iige
don 2137 Tonnen Gewicht. beförder:e.
Die Strecke dieser Bahn ist 145 Mei
len, die Durchschnittszeit der Fahrt
15 Stunden, oder 10 Meile-i per
Stunde, und die Durchschnitts-Fracht
rate betrug im ahre 1898 «t.l Millz
der Tonne und eile. Die Kosten leer
den bei dieser Bahn dadukis erhöht
dass die Züge meistens nuc mich ein-er
Richtun hn befrachtet weroen.
« Der zahresbericht der New Ymst
trunqu e- hudspn Nivek - Bahn be
sagt, daß sie durch die Einführung orn
28 neuen ,,Mogul« - Lotomotiven, von
denen jede einen Zug mit 2400 Ton
nen Fracht, oder e nschließlieti der Wo —
.. gen sitt-M Tonnen Gewicht ziehen lann,
»;605,114 Zugmeilem oder stz Procent
"-erspart bat; geaen Ende des ahreo
Miar 20 weitere Lolomotiven eitel
MJJIPS bestellt. Unter solchen Um
Jstooeu läßt sich wohl behauptet-, daß
eine Frucht von 2000 Tonnen r Zug I
bald der Durchschnitts - Maß tab für ;
viele Art von Frachtbeförderung auf J
durchgehenden Zügen sein wird. Man -
rechnet, daß eine solche Last gewö nlich «
auf 66 Cars von je 30 Tonnen apa
cität vertheilt wird.
Einer der größten Vortheile, der sich
aus der Vermehrung der Zugföhigtett
ker Lotomotiven er iebt, liegt in der
bedeutenden Zunagme der Beförde
runqscapacität der Bahnen. Angenom
men, eine Bahn befördert an 800 Ta
qen im Jahre ieden Tag einen Zug
mit 2000 Tonnen Frucht nach e ner
Richtung hin, so ergiebt das 600,000
Tonnen per Jahr-, und da sich, zumat
Das hier entstehende Gas ist in der
That nichts orderes als Leuchtgas.
If II If
Gläserner Meeres-baden s
Eine bemertsnswerthe Mittheilung
leate kürzlich ler Mineraloge Ter
mier der Pariser Atadernie der Wis
senschaft vor. Der Gelehrte atte von
einem Jngrnieur der sranzö 1schenTe
legraphentabel - Gesellschaft einige
Gesteinsplitter zur Untersuchung er-.
halten, die aus einer Tiefe von 9000
Fu aus dem Atlantischen Ozean her
au geholt waren. Jm Jahre 1891
sollte in diesem Meere etwa in der
Monstncsokcmotspe ver Illinois Central-Dahin
auf einer doppelspurigen Bahn, die
Zahl der Züge per Tag bedeutend ver
mehren läßt, so isi die Capacitäi in Be
zug auf Frachtbeförderung geradezu
unbeschränkt, fo lanqe die nöthige An
zahl Wagen beschafft werden kann.
Eine genaue Berechnung der Kosten des
Frachttransports bei einem starken
Verlehr und unter den günstigstenVer
bältnissen bat als Resultat 1 Mill per
Meile und Tonne ergeben, sodaß also
die Eifenbahnen sehr wohl mit dem
Wassersiraßen - Frachtverlehr entwur
riren können. und alle Versuche, den
, letzteren wieder zu beleben, können un
ter den bestehenden Verhältnissen nur
einen temporären Erfolg haben.
i - e- se
Gnsfabril in der Tabakspfeife
So conidlicirt auch der Eindruck ifi,
den eine Gasanstalt auf den Befucher
kracht, fo einfach ift doch das Princip
v
Gustav-it m der Zahn-spie Ic.
der Gaserzeugnng. Um Leuchtgas im
Kleinen zu erzeugen, ist in der That
nichts weiter erforderlich, als eine der
bekannten holländischen Tonpscifen
mit mö lichst langem Rohr und ein
genöhn icher Küchenofem Den Kopf
der Pfeife stillt man mit kleinen Koh
lenstiiachen und verschließt dann die
weite Oeffnung des Pfeisentopfes mit
Thon oder Lehm. Hiernach erhitzt
man den Pseifentopf zunächst im ge
linden Feuer. damit das von demThon
und der Kohle mechanisch gedunoene
Wasser verdunisten kann, was sehr
bald der Fall it· Hiernach bettet man
den Psetfenlopf n die ledhasteite
Guth des Feuers, so daß ee Ell-it
rothgliihend wird. Jst dies der - all,
so beginnt die sogenannte trockene De
stillation der in dem Kopfe eingeschlos
senen Kohle und das hierbei cntwrklel
te Leuchtgas strömt aus dem Pfeilen
rohe hinaus, wo es angezündet wer
den tann und mit hellleuchtender
Flamme brennt. Die Gasentwiele
iung hält eine ziemlich geraume Zeit
an, je länger, eine je fettere Koer isian
in den Pseisentovs hineingethan hatte.
Eine noch weit einsachere Massa
brit aber kann man sich auf die sol
gende Weise selvst herstellen: Man
rollt ein gewöhnliches BlattScheeibpa
pier zu einer engen Röhre zusammen,
so dass diese Röhre aug vielen Logen
von apier besteht. Zitndet snan nun
das eine Ende der Röhre mit iineski
Streichholz an nnd hält das bren
nende Ende der Röhre schräg nach nn:
ten, so entwickelt sich in der ittijtkre in
Folae der langsamen Verbrennung
des Papier-es, die gleichfalls mit einer
trockenen Destillation verbunden ist,
ein start gualntendesGa6« das an dem
oberen Ende der Röhre entflammt
mit hellleuchtender Flamme brennt.
geogtaphischen Breite von Paris und
der eogtaphischen Länge der Azorcn
ein etegraphentabel gehoben werden,
und zu diesem Zwecke ließ man einen
eisernen Gkishaten über den Meere-'s
boden hinschleism Die Arbeit lvat
an dieser Stelle von außerordentli
chen Schwieri« leiten begleitet, da ge
rade dort der cälsteeresboden eme ganz
un ewöhnliche Ausbildung besitzt.
et Grund des Ozeans bietet in
jener Gegend nämlich ganz den Cha
rakter eines Gebirgeslandes mit hohen
Gipseln, tiefen Thalern und steilen
Abhange-n Die untermeerischen Ge
birge sind selsig und nackt, nur auf
dem Grunde der Thaler findet sich et-«
was Schlamm. Aus diesem unebenen
Meeres-baden versing sich der Gescha
len oft an harten Felsspitzen anbiß-lis
;acken, er kam mehrmals in zerbroche
nem oder zerbogenem Zustande on
das Tageslicht herauf und zei te an
seinen-. Eisen tiefe Risse und schwin
men. Zuweilen fanden sich zwischen
den Zähnen des Haken-s kleine Ge
steingfplitter, die einen ganz frischen
Bruch zeigten und demnach eben esst
von einem unternieerischen Felsen
los-gerissen ein mußten; alt-. diese
Splitter gehörten sichtlich derselben
Gesteinart an.
Es sei noch erwähnt, daß die Unter
suchungen des Meeresgrundes das
Ergebniß geliefert haben« daß sich dort l
die höchsten untermeerischen Berge be
finden, die man bisher überhaupt an- l
getroffen hat« und daß auch die Nackt- (
heit und Schlamnilofigteit des Grun
des auf eine weite Flächenausdehnung
hin im höchsten Grade auffällig ist
Die Sache wird aber nur noch zum- l
derbarer, wenn wir nun das Gutach
ten des Mineralcgen über die Beil
schaffenheit und den Ursprung jeners
Gesteinssplitter hören. Sie sind s
nämlich Theile eine-«- echten Glase-Z, .
eines Erzeugnisses der Natur, wie es
sich in vultanischen Gegenden oer trib
; oberfläche nicht selten findet
Wenn eine flüssige glühende brilla
nische Masse aus dein Erdinnern auf
dringt nnd sehr schnell erkaltet, so
entsteht ein solches glagartiges Ge
stein, weil zu der Ausscheidung der
einzelnen Bestandtheile zu besonderen
Mineralien und Krostallen keine ge
nügende Zeit bleibt. Je schöner die
Firhstalle in einem Gestein ausTevildet
find, desto langsamer muß die es Ge
stein erlaltet fein. Am lang ancften
geht die Ablühlung einer aluthfliissis
gen Gesteinsmasfe in großen 4ief3n
vor sich, wenn sie nämlich die Erhabn
fläche gar nicht erreicht. Man sollte
nun denken, daß auch in der Tiefe des
"Meerei«, wenn dort große Woraus
· brüche aus dem Erdinnern erfolgen,
ähnliche Bedingungen gegeben find, die
eine langsanie Abtühlung der oultanis
schen-Ergüsse gestatten. Dies tann
aber an jener Stelle-— im Atlautischen
Ozean nicht der Fall gewesen sein«
denn sonst könnte dort der Boden nicht
aus fotchern Glase bestehen.
Dieer gleicht durchaus dem soge
nannten Obsidian, der dadurch ent
steht, daß eine flüssige Masse von Ba
salt an der Erdoberfläche sehr rasch
crlaltet. Das unternieerische Glas
«aker ist faft ganz undurchsichtig, und
die Bruchflächen sind etwas weniger
glänzend als beim Obsidian. Die che
mische Zusammensetzung tonnte leider
wegen der geringere Zahl der Glas
splitter nur unvollständig ermittelt
nseiden, aber die milrostopische Antei
seichung hat keinen Zweifel über die
disltanische Entstehung dieser Fels-T
lsrnchstücke gelassen. Besonders die
arrfze Zahl winziger Olivin-Crhsialle.
die sich im Basalt beinahe stets finden.
zeigen deutlich die Gesteinsart an.
Unter dem Mikroskop erscheint das
untermecrische Glas in hellbrauner,
gleichmäßiger kiirbung, aus der sich
nur lleianr tolle von undurchsichti
gem Olivin und noch zahlreiche Grup
pen haarsiirmigrr, schwarzer Gebilde
herausheben. Die Olivin-Crystalle.
ron denen die größten höchstens Js10
Millimeter lang sind, enthalten Ein
schliisse vanlas und gelegentlich auch
vrn Glasblasen Die haarförmigen
Gebilde stellen winzige unvollkommen
ausgebildete Crystalltörperchen tar,
die nicht über 1s20 Millimeter lang
send und sich zu parallelen ,Biindeln
Zusammenschließm Die übrigeMasse
des Gesteins ist vollkommen gleichmä
siig und zeigt mit Ausnahme einiger«
Einschlijsse Von Glas-blasen keinerlei
Ausscheidung. Die Ieereskunde ist
durch diesen Fund um die interessante
Thatsache bereichert, daß der Boden
des Atlantischen Oceans in einer Er
sirkckung von den Azoren nach Island
bin aus einem glasartiaen vulkani
schen Gestein besteht. Termier nimmt
an, daß dieser Meeresqvund zur Zeit
jener vulianischen Ausbriiche weniqu
ties gewesen sein muß-als heute, da
die Lava sonst nicht zu einem Glase
erstarrt sein könnte.
II !- Oe
Trotzdem die moderne Chemie eine
Reihe von Ersatzmitteln des Chinin
geschaffen hat, wie Antipyrin, Phena
cetin etc. etc., in einer Reihe von Fäl
len hat es sich nicht ver-drängen lassen.
So bleibt es z. B. das einzige wirksa
me Mittel gegen Malaria Eine Vor
stellung von den Mengen Chinin, die
jährlich consumirt werden, ergiebt sich
aus dem Bericht des «Scientific Am
riran« iiber ten Verbrauch in den
Vereiniaten Staaten. Sie eonsnmis
ren ein Drittel der gesammien Pro
duction. Nach den osficiellen Anga
ben des Statistischen Burean wurden
1898 gegen 200»000 Pfund dort im
tsmtirt, und da kein nennenswertizer
Crport statifindet, so wurde diese
Menge in-. Land-e selbst verbraucht
Die amerikanische Armee consumirte
taron 1f;,00:«) Pfund; das hängt mit
ten Kriegen auf Cuba und den Phi
lipPinen zusammen. Manche Kranke
in den Hoipitälern nahmen gegen 2s3
Uiiie per Woche ein Man darf nickt
claubem das; sämmtlichegs Chinin in
An erila nur vonMalariatranlen ver
braucht wird. Eine Menge xvird auch
zu Mageneliriren, Haartvassern etc.
etc» verarbeitet.
.
Der Lohnarbeiter.
Nach dem Französischen von Victori.1,
von Kreuter.
Maiire Halapie war ein Bauer al
ten Stammes, vorsichtig, hartnäckig
bei der Arbeit, ein guter Beobachter,
und hatte nach 60 Jahren unermüdli
rkven Fleiszes so viel Geld zusammen
gebracht, dasz er die schöne Ferme ,,Le5
Vlubrier5« kaufen konnte.
Jetzt konnte er sich erlauben, einen
Diener-, der ilnn bei der Arbeit helfen
:oiirde, zu halten. Er suchte einen »
Mann in seiner nnd in den benachbar- «
ten Gemeinden, aber tonnte keinen
passenden finden. Wir müssen zugeben,
daf; der gute Bauer schwer zu-befriedi
gen war. irr sattelte also seine sene
Stute Lolotte, die nur ein Auge besasz
und welcher drei gute Beine zur Ver
fügung standen, das vierte aber etwas
lahm war, und begab sich zur Stadt.
4ur Schente der »Vieilles Halles«.
ort war das Rendezvous aller Arbei
ter ohne Stellung, Aller, rrelche sich fiir
das Jahr, auch derer, welche sich nur
siir den Sommer eine Anstellung such
ten. Sie saßen da immer auf den
Stufen der Schente und man konnte
sie an einein Eichenblatte. das sie atn
Hute trugen, erkennen. Der Bauer Le
obachtete sie von Weitem und hatte
schon seine Wa")l gemacht, bevor«er die
Schenle erreichte. Der Bevorzugte war
ein großer-, haaerer Mann, der aus
lauter Knockssen geschafer zu sein
schien, einge sinkene Wangen, eine
braune Gesichtswer eine ungeheure
Nase und unbewegliche Augen hatte.
Maitre Halapie sagte zu ihm:
.Suchst du cme Stelle?«
Der Gesragte gab keine Antwort.
»Ich gebe dir 20 Pistolen das Jahr.
Die Rost ist dieselbe wie die meinige.«
Er erhielt teine Antwort
,,Komn1st du ntit sogleich?«
»F -«
Papa Halapie hieß ihn aus dieStute
hinter ihn steigen und beide begaben
sich nach »Er-Z Aubriers«. Er war mit
« seinem Arbeiter zufrieden. Der Mann
war start, hatte ein besonderes Ta:
lent, die Ochsen beim Psliigen anzu
festem, mähte, drosch, in einem Wort,
einen fleißigeren und besseren Arbei
ter konnte man sich gar nicht wünschen.
Eines gesiel dem Papa Halapie nicht-—
nach Verlauf eines Jahres tannte er
feinen Mann nicht besser als am ersten
Tage-, wo er aus der Ferme antraf. Er
svrasb nie. Nach Mittag lsog er sich in
[ sein Zimmer zurück. Was er da that,
konnte Niemand erbsorschem da die
Tbür immer berschlo en war. Zwei
Sonntage im Jahre verschwand er bei
Tagesanbruch und kam am Montag
Morgen zurück. Kein Mensch wußte,
wo er gewesen war und beide Male
waren seine Kleider mit Kohlenstaub
bedeckt. Papa Halapie fragte ihn, wo
er die Zeit verbracht habe, aber er er
hielt teine Antwort.
Er blieb auch fernerhin auf derl
Ferme. Niemand liebte ihn, doch
nichts konnte man an ihm aussetzen.
Die anderen Arbeiter aus den benach
barten Fermen sürchteten sich vor ihm
und schwatzten allerlei Zeug über ihn.
»Er ist ein Preuße«, sagten die Einen;
die Anderen meinten, daß er seinen
Militärdienst in den Kolonial-Trup
pen absolbirt hätte. Man behauptete
auch, daß er zweimal des Jahres,
wenn man den Lohn auf dem Lande
anszahlte. seinen Lohn im Walde ver
grub. Diese und noch andere Verläum«
dringen wurden dem langenLouis mehr
als einmal wiederholt. Er aber lachte
still in sich hinein und gab keine Acht
darauf.
Das dritte halbe Jahr kam zu Ende
und Maitre Halapie schien es, daß
sein Louis sich wieder bald aus seine
aelyeimnißvolle Reise begeben würde.
Die Bauern, welche an einer gewissen
Unruhe den tomn enden Heimzug der
Schwalben und Störche erkennen, ha
ben auch einen Einblick in die Pläne
ihrer Mitbewohner. Jm benachbarten
Dorfe hatte man angefangen, das
Gras zu mähen. Die Lust war mit
Dust der sterbenden Blüthen überfiillt,
leichte Flocken weißer Baumwolle
schwebten hin und her und der lange
Laufs sah sie sehnsüchtig an.
»Was schaust du immer in die Lust
hinein?« fragte ihn Papa Halapie.
Der lange Louis antwortete wieder
teine Silbe.
»Ich wette daraus, Louis, daß du
die Bliithen anguctst. Sieh, wie sie
dahin fliegen und dir vor der Nase
schweben«
Jetzt tam eine Antwort, welche den
guten chaitre Halapie in’S Staunen
brachte.
,,«« a,« sagte Laute-, »sie gleichen wei.
sier Leinenwäsche, wie Mädchenhanben
sehen sie aug.«
rlin sonderbarsten war es, daß der
Arbeiter es nicht im Scherz, sondern
im größten Ernst sagte, ja selbst mit
einem gewissen schmerzlichen Ton, wie
Leute, welche weder Klagen noch Leid
in Worte ergießen, indem sie ihren
Kummer still tragen.
Am anderen Morgen, einem Diens
tag, fand Maitre Halapie die Thiir des
langen Louis verschlossen und keine
Spur des ManneTEr hatte das Haus
ebenso geheimniszvoll verlassen, wie die
beiden ersten Male.
Der Arbeiter wanderte anfangs
durch die Felder in seiner blauen All
tagåiblouse, unter welcher er seinen
Sonntagganzug aus seinem blauen
Tuch verbarg. Späterhin nahm er die
Eisenbahn und reiste etwa vier Stun
den; das brachte ihn weit von der
Ferme »Les Aubriers«.
Vor zwölf Uhr verließ er die Bahn
nnd nahm einen-Sack mit Kohlen, krel
chen er am vorigen Tage getauft bette,
auf den Riieten. Den Hut tief in die
: Augen gerückt, den Sack auf denSchul
tern, betrat der Arbeiter- von Maitre
Halapie die große Burg, wo er jedes
Jahr zweimal erschien. Anstatt hie
breiten Straßen zu nehmen, schlich er
sich durch die engen Gassen. Man sah
ihm an, daß er nicht gesehen sein
wollte. Die Glocken läuteten zum Llni
getilg. Als der letzte Laut verklang.
ging er auf ein altes Haus, welches un
längst frisch angeftrichen war und dicht
an einem Kornfelde am Ende let
Burg stand, zu. Es war ein dreiecki
ges Gebäude und bestand nur aus
zwei Zimmern. Ein Rosenstock um
rahinte die Eingangsthiir, eine Fuchsia
blühte unter deinFenster und imSchot
ten einer Linde stand ein Brett zum
Vögeln
Eine Frau, welche auf der Schwelle
des benachbarten Hauses stand, be
mertte den langen Louis·
»Ha, der Kohlenhändlert Es muß
der Mllc. Francine gut gehen; die
Kohlen kosten ihr ein gutes Stück
Geld; aber, Gott sei gelobt Arbeit hat
sie immer genug.
Der lange Louis Hatte inzwischen
das Haus betreten. Er ging in’s zweite
Zimmer hinein und ein blutjunge5,
aber ungemein biißliches Mädchen mit
settem, tandem Gesicht und kleinen
blinzelnden grauen Augen, wandte sich
zu ihm mit schlecht verborgenem Wi
derwillen. Die Aermel ihres niedlichcn
Kleidchens waren über den Ellenboge n
mit rothen Bändern geschmückt Sie
sasi am Tisch. die Löckchen ihres rothen
Haares kräuselten um Schläfe und
Stirn. Eine Menge weißer Hauben
ans seiner Leirwand lag aus dem
Bett.
Mlle eFIrancine sagte etwas scharf:
»Ach, Sie sind es wieder. Es ist aber
noch nicht Johanni. Sie missen eigent
lich nicht so ofi tommen,sBater.«
Er blieb stehen und betrachtete sein
Kind mit schlaff herabhängenden-han
den, offenem ENan und sehnsuchtsvok
len Augen. Es swar fein Kind, seine
einzige Tochter und er liebte sie so in
nig, daß er nicht in Zorn über ihre
herzlosen Worte gerathen konnte, ver
theidigte sich aber mit zitternder
Stiiz me:
,,Fiinf Monate und zwölf Tage
sind verstrichen, seit ich dich gesehen,«
sagte er. »Ich sah die weißen Flocken
fliegen. Das gab mir Lust, dich wieder
zu sehen. Jch bin etwas früh gekom
gieem aber ich konnte nicht weg blei
n.«
»Jn der Burg hat man Sie aber
nicht gesehen?« fragte Francine un
ruhig.
»Nein, ich bin vorsichtig, sei unke
sorgt. Jch habe dir wieder Kohlen ge
bracht, daß die Leute glauben, ich sei
Kohlenhändler.«
»Das ist gut.«
Er näherte sich ihr und beugte sich
herab, um sie zu küssen. Das junge
Mädchen reichte ihm die « tirn rnit ei
nerGeberde, als wäre es eine besondere
Gefälligteit ihrererseits, den Kuß zu
leiden.
,,Gef«cillt es Ihnen aus der neuen
Ferme?«
Anstatt zu antworten, fragte der
Vater:
»Die Leute hier lieben Dich alle?Sie
glauben, daß ich gestorben seis«
»Sie sind dessen nicht so ganz sicher,
ili eksnche glauben, Sie hätten mich ver
a en.«
Der lange Louis ging zum Tisch,
legte eine Rolle Goldstücke auf densel
ben nnd sagte:
»So ist es besser, als wenn sie die
Wahrheit wüßten. Ja, es ist ut.«
Er blieb noch etwa eine tunde
sitzen. Still betrachtete er seine Toch
ter, wie sie fleißig arbeitete. Sie
schwieg auch und ließ sich nicht stören.
Als er sah, daß er kein Wort mehr von
ihr erhalten würde, stand er aus und
verließ das Haus mit den Worten:
»Nach sechs Monaten also. Auf
Wiedersehen, Francine.«
»Auf Wiedersehen.«
Das erste, was Maitre Halapie
that, als er den langen Louis erblickte,
war, ihm zu sagen:
»Ich erlaube nicht meinen Arbeitern
einen anderen Tag als den Sonntag
das Haus zu verlassen. Nach einem
Monat kannst du dich auf den Weg
machen. Bis dahin kannst du noch
mein Brod essen.«
Eine Woche war noch verflossen, als
gerltFermer die Visite des Maire er
,ie .
»Hört mich an, Maitre Halavie,«
sagte der letztere, vergebt eurem Die
ner. Dem armen Kerl ist ein Unglück
im Leben passirt einen Fehler hat
es· begangen, den muß ich euch der
trauen, um ihn zu vertheidigen Er
hat einen Mann getödtet, im Zorn hat
ei es gethan, mit drei Jahren Zucht
haus hat er es gebüßt Das hat
ihn so unnatürlich schweigsam ge
macht. Aber der lange Louis ist des
Mitleids werth; er wurde mir hoch
empfohlen, ihr könnt ihn ja nicht ge
nug loben; er hat eine zwanzigjährige
Tochter, welche ihr Heimathsdors ver
lassen mußte, weil sie als Tochter eines
Verm-theilten dort keine Arbeit mehr
sand. Sie besucht er heimlich zweimal
das Jahr . .. Er geht hin wie ein
Kohlenhändler, um sie nicht zu kom
Priinitiren. Zweimal des Jahres
sein Kind zu sehen, denkt mal daran,
für einige Minuten, es ist ja so hart.
Vergeht ihm, Maitre Halapse und
schickt ihn nicht fort. Ihr braucht euch
seiner nicht zu fürchten, es wird ein
Barmherzigkeitswert sein, ein großes,
seltene-s . . . .«
Er war ihm von den Augen noch
nicht geschwunden, als der Fermer den
langen Louis zu sich rief und ihm noch
für denselben Abend kündigte. Der
arme Mann fragte nicht warum, sagte
kein Wort und ging schweigend wie er
gekommen Er hatte ein kleines Bün
del auf dem Rücken, in welchem eine
Sense, ein Anzug, zwei Hemden und
ein kleiner Holziasten, welcher ihm als
Sparbiichse diente, war. Auf demselben
war eine Karte angebracht; anf dieser
hatte er mühsam das Folgende ge
schrieben: ,,«’Fräulein Francine, im
Falle mir ein Unglück passirt, zu über-.
geben« Nur den Vornahmen hatte er
geschrieben und die Adresse, sonst gar
nichts, selbst seinen eigenen Namen
hatte er nicht gegeben, kein Papier,
keine kompromittirende Zeile war da.
Auf diese Art konnte er die Tochter
selbst im Tode nicht verrathen.
- A,,
Es ist sonderbar, daß ein junges
Mädchen jünger ist« als ein jüngereg
Mädchen.
st- ät Il
Wenn man für ewig Vergessen trin
ien könnte, würden alle Menschen
Säufer werden«
III-III
Jn Bcnttic, Kas» besteht die ganze
Municipalverwaltung aus Frauen.
Wieviel Kaffee mag da geflossen fein,
um das- zuftande zu bringen.
se -· si
Nach der Wiener Allgemeinen Zei
tung sprechen ein heirathslustjger jun
ger Mann und ein Heirathsvermitt
ler in ,,Gefcl:"ciftsanaeleqenheiten«. Der
Vermittler schildert dem jungenMann
die Borsiiqe eines- Mädchens in den
glänzendften Farben nnd schließt mit
den Worten: »Ich kann Ihnen nur
Eines sagen: Sie ift reich, wie Erö
fus, schön, wie Venus und unschul
dig — wie Dreyfn«5«« . . .