Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 01, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14
City Sehen-muß aek Palilauen «T Nach einein vorhandenen Etosi neu bearbeitet (1. Fortienung.) »Ja wohl, ich warne Dich» Du nnkt mich lange genug, um zu wissen, daß ich an Alles denke. Aber darf ich nicht weiter " erzählen? Ich komme jetzt zu dem von Dir inzenirten Knalleffett Also Ada und ihre Tante inqu eines Abends nach dem kleinen Gasthof, in welchem die Betrug-Z Coniodie vor sich gehen sollte. Alles Ilnppte Vortrefflich. Ein von silber netn Mondenschein überaossener Gar ten, der zu dem kleinen Hotet gehörte, in dein Garten eine. schlanke, hübsche grau, ein reizendes Kind ans dem tm tragend und endlich der Linne iant Lilien welcher die Frau und das Kind auf das Zärtlichfie begrüßte. Hätte Aha hören tonnen, was da ge sprochen wurde, fe- träre Dein Schur kenftreich vereitelt worden, aber Du Bist doch nicht etwa mitbe, Freund Reuters« .Möchtest Du mir nicht sagen, wie lange und wie weii Du mich noch hie-: heeumfiiffren willst?« »Wir md bald am Ziele.« «Wo ist das Ziel?" »Bei einer Leiche.« Es war eine Antwort, die Neutter augenscheinlich nicht erwartet hatte. Hastig trat er einen Schritt zurück. »Du fürchtest Dich,« hohnlachte Berg-traun »Nein.« erwiderte Reutter kurz «.ch bin auch bald mit meiner Er zählung zu Ende, doch ehe ich sie fort seU eine Frage: Wo war Deine Frau, als Du das Haus verließeft?« »Wozu die Frage?« »Sie könnte zur Sache gehören.« -..Zu welcher Sachke« c ,«Zum Teufel, zu Deiner; antworte mer.·· fsvMeine Frau war vor mir ausge gangen.« »Wohin?« »Ein einer Freundin.« »Vin. hm, und wie lange wollte sie fortbleiben?« «Bis neun.u ,,Jeht ist efH noch nicht sieben. Also bis nenn. Aber vergessen wir nicht« wo wir stehen geblieben sind. Am Morgen nach jener verhängnißvollen Entdeckung gab Ada Behringer Dir ihr Jawort. Frauen sind schnell in ihren Entschlussem wenn sie sich von einem Manne betrogen wähnen und wunder bare-r Weise am ehesten geneigt, sich Demjenigen-zu eigen zu geben« gegen den-bis dahin jede Faser ihres Jnnctn hestiq rebellirt hat. Vielleicht glauben sie der» immer noch geliebten, als treu los erxannten Person gerade damit den größten Schmerz zuzufügen, wenn sie ihr eigenes, armes Herz mit Füßen treten. « Meinst Du nicht auch?« ',,-Jch meine gar nichts.« »Ah so, in eigener Sache soll man sich nicht incriminiren,« ticherte der Quellng »auch gut. Es wird Dich aber jedenfaklz interessrren, mehr von jener angebiichen Geliebten Villers zu er sah-ren. Sie war seine Schwester, sei-ne trnit allen Ehren verheirathete Schwester, vonder ich Dir schon früher erzählt habe, daß sie einen nomina schenBauern gehrirathet hatte. Die Ehe war leider nicht glücklich ausge fallen und die junge Frau mit ihrem Kind-nach Stettin gekommen, um des abgöttisch geliebten Bruders Rath und Hülfe einzuholen. Sie fühlte sich so unglücklich, daß sie schon deshalb von keines«Menschen Auge gesehen werden wollte und dann glaubte sie auch, daß der Verkehr mit ihr, der einfachen Frau und dasBeianntwerden seines geschwi sterlichen Verhältnisses zu ihr, dem Bruder in seiner Carriere nur schaden könne. hiller wußte ihren Gründen umso weniger entgegen zu sehen, als sie fest erklärte, nur unter dieser Be dingung bleiben zu wollen. Er kannte die Welt und seine Umgebun und hielt es gerade Adckz wegen, ni t siir nö thig Stoff zu unnützen Conmentaren zu gebet-. Das-, die Bosheit der Welt von dem Verkehr der Beiden dennoch erfahren und ihm eine andere Bedeu tung. die schlechteste natürlich· beilegen würde, daß sie selber l;crauf»c1chworen, was sie am messien verhindern wollten, daran hatten die beiden arglosen Men schen nicht gedacht. Ein Schutte, ein elender Spi)n, gab der Sache die Ve deutuikg, welche für seine Zwecke am besten paßte, nnd sorgte dafür, daß auch Ante-e mit seinen falschen Augen sahen. Erst Frau Aha Reutter erfuhr die .Wahrheit. Erfuhr sie erst, als sie schon die Mauer Deiner Kinder war.« Mutter war merkbar zusammen gezuckt · »Gehst Du, ich kennte Dir also wirklicher-pas Neues sagen, Freund senkten »Ja, ja, das hat mein kluger Freund beim doch n· gewußt· daß feine Frau Jahre und ahre mit voller Kenntniß seiner Schurke-em- neben neben ihm gesonnen schade-! Ei sgeseiich i it M Dir man noch Von « Miene-ne R Schicksaleu spre U ·Dsk IMMEngR halber will sei-M Staub-I kichihngeth der grausamsten Enttäuschung seines Lebene denAbschied, versuchte dies und das und tam später mit mir nach Ame rica. Das-, Dir solches nicht bis zum heutigen Tag verborgen geblieben, be weist mir Deine Anwesenheit an dieser Stätte, oder sollte es sich wirklich um einen bloßen Spaziergang handeln, mein lieber Freund?« Reutter antwortete nicht. Uebrigens bin ich nun zu Ende mit meiner Erzählung und auch arn Ende unserer Wanderung, die Dich weit we niger aus Deinem Wege geführt hat, als Du in diesem Au endlict glaubst. Siehst Du das trübe Licht dort unter den Bäumen? Aber gehen wir lang samer und tritt leise aus. Wir müssen im rechten Moment eintreffen und dürfen vorher nicht stören.« Sie stiegen immer noch abwärts. Um sie her lag die vollständige Fin sterniß der Nacht, welche jäh an die Stelle des Tages getreten war. Sie gingen aus einem Pfade, den sie nicht sahen und der doch so ties ein gedrückt war, daß sie ihn nicht verseh len konnten: Menschen waren ihnen nicht he gegnet und Häuser hatten sie nicht Passirt. Kaum ein Laut hatte das Ohr der schweigsamen Dahinschreitenden ge troffen. Jn einiger Entfernung vor sich aber sahen sie, durch die Zweige der Bäume schimmernd, Licht, welches feinen trü: ben, flackernden Schein dur ein Fen fter zu ebener Erde zu we en schien Auf dem Wege lag ein umgebauener Baumstamm. »Gegen wir uns einen Augenblick,'« schlug der Bucklige bor. »Ich bin ganz außer Atheni.« Reutter folgte ohne Weiteres der Aufforderung seines Gefährten. Er war in diesem Augenblick wohl mehr in der Gewalt einer großen Neu gicre und Spannung, als in der des Buckligen, welcher ihm vor einer Vier telstunde hohnlachend oersicherk hatte, daß er fein Teufel werden wolle, sein Teufel schon sei. ,,Stehcn wir auf, Freund Reutier.« sagte Bergmann, nachdem sie eine Weile stumm dagesessen hatten, »und gehen wir zu Deiner Frau!« »Zu meiner Frau willst Du mich führen?« Reutter sprach es ohne meet bare Erregung. «Jawohl,« rief lebhaft der Buck lige, «zu Deiner Frau." »Du redeteft von einer Leiche?« Obwohl Reuiter sich Mühe gab, ganz ruhig zu erscheinen, war seinen Worten doch die ängstliche Spannung feines Jnnern deutlich anzumerken und auch das tiefe Erblassen feines Gesichts hatte er nicht verhindern tön nen. Bergmann lächelte befriedigt. »Ganz recht, auch von einer Leiche. Du wirst mich nicht Lügen zu strafen brauchen. Komm!« Sie erhaben sich und schritten auf das Licht zu, welches immer noch sei nen trüben Schein durch die Zweige und Blätter der Bäume und Sträu cher wars. Langsam, vorsichtig mit leisem Schritt gingen die beiden so unglei chen Männer eknber. Nur wenige Augenblicke und sie sat ten ein kleinre-, niedriges Haus er reicht· Scharf hoben sich dessen Umriss-. Von der herrschenden Dunkelheit ab. Es war leicht und freundlich, wie cin Schweizerhäuschen ebaut, Wein-. reben ranlten sich an en Mauern hinaus, alle Fenster waren dunkel bis aus das eine, dessen slimmernder Lichtschein ihnen als Führer gedient hatte. Aus dem ganzen Hause braun nicht ein einziger Laut, auch in drin Ge mache, aus welchem der Lichtschein kam, schien nichts sich zu bewegen »Treten wir näher,'« sliisterte der Bucklige, »und hiite Dich, was Du auch immer sehen magst, den gering sten Laut von Dir zu geben« Die Mahnung war überflüssig, denn Reutter trat ohnedieg weit lei ; ser auf, als sein nervöser Begleiter i und nun standen Beide vor dem er » leuchteten, niedrigen Fenster. »Blicken wir hindurch,« zischte Bergmann, »aber ver-rathe Dich nicht.« Das Stäbchen, in welches sie schau ten, machte einen recht freundlichen Eindruck. Eine helle Tapete bedeckte die Wände, auf Consolen standen weiße Miste-h alle Möbel waren von salidc Eleganz. An der inneren Wand befand sich ein niedriges Sopha, auf dem die an scheinend re ungslose Gestalt eines Mannes zu Zehen war, vor welchem eine tau an den Knieen la . S hielt die beiden Bande des Mannes in den ihrigen nnd ihr Int lis ruhte aus dem seinigen xhes beleuchten die ampe ans dem runden Tische neben been Sense die W· W Wisse-« «W ne .- Hs » s Hasen see-tief- selnen W« Der Betragea hatte von einer Leiche gesprochen. ren zwei daf« . Beramann lieh den iodernven Blick fiir keinen Moment von des Anderen Angesicht dann sprach er, die stumme, angstvolle Frage des gehetztrn Mannes anbeantwortend lassend, ebenso leise wie vorhin: » .Kennst Du die Frau?« Aber Reutter, welcher das Bild in Zimmer mit seinen heißen Blicken ver schlang, hörte nicht auf ihn und unge duldig fliisterte der Buckliae ihm zu: »Du antwortest mir nicht. Haft am Ende wohl schon errathen, wer sie Frau da ist, die ·Deinige natürlich. Auch über den Mann, vor dem sie kniet, kannst Du nach Dem, was Du von mir gehört hast, kaum im Zweifel sein. Es ist —'« Reutter fuhr säh herum und jetzt fand er auch Worte fiir die Frage, welche vorher in feinen Aug-en gestan den hatte: »Mensch, sage mir, sind sie todt-« ,,Hm, hm,« hohnlachie der Klein-, »vielleieht eine aemeinsebaftlichc Ver aiftuna. Aber still, regt sich dori nicht etwas?« Es hatte sich in der That etwas ac regt, aber nicht in dem Gemach selber, sondern es war laut an die Thiir desselben gellopft worden, ein Mal, zwei Mal. Man mußt-. es in dem Zimmer ohne Zweifel hören, wenn dort Je mand war, der hören konnte. Aber der Mann auf dem Sovba und die Frau vor ihm rührten sich nicht. Da wurde das Klopfen lauter, dringender-. Reutter’s Augen sogen sich in qual disllsier Spannung an den beiden Per sonen im Zimmer fest. sein Herz schlug zum sit-springen Am liebsten hätte er laut aufge schrieen Da beweate sich die tnieende Frau, langsam erhob sie ihr haupt, das auf dem des Mannes geruht hatte. Das Gesicht desselben wurde frei· es war das blasse Antlitz eines Todten. Die Frau beugte sich noch einmal darüber hin und drückte einen langen inniaen Kuß auf die für immer stumm gewordenen Lippen. Dann streckte sie ihre hobe, edle Ge stalt und wie sie sich wandte, zeigte sie den am Fenster Lauschenden ihr schö nes-, iurnmervolles Gesicht, das bleich irar wie das des Todten. »Nun. wie aefällt Dir Deine Frau?« sraqte Beramann mit schnei dendem Hohn den arofzen stattlichen Mann zu seiner Seite. Durch Reutterkz Körper lief ein bestiaes Rittern, aber er sprach nicht, dinn die Thür des Zimmers hatte sich leise geöffnet und eine tief verschleierie Dame war darin erschienen. »Aha« sprach sie bittend. Die hohe Frauenaeitalt beugte sich noch einmal zu dem Todten hernieder, ihre Lippen prekten sich aus seine Hände, seinen Mund, dann schwanlte sie zu der verschleierten Dame, welche sie sanst aus dem Gemache zog. Der Todte war jetzt allein. »hasi Du ein Messer bei Dir?' srcate der Vucklige seinen Beqleiter, welcher immer noch regungslos da stand. »Wozu die Fraan« entgegnete Neutter schwer athmend. »Was, das errätbst Du nicht Mensch? Sie war treu bis in den Tod. Aber ihm, dem Geliebten. nicht ilkrem Manne Hast Du kein Messer bei Dir?« »Nein." »So babc ich einen Dolch Ich steckte ibn aus Vorsorge zu mir, ich glaube aus Vorsorge siir Dich, falls Du kein Messer haben solltest. Ein Dolch ist zudem poetischer und praktischen hier nimm!« Mit diesen Worten zog der Bucklige einen Dolch hervor und hielt ihn vor die Augen des Anderen Obne zu antworten. stieß Neutter die Hand,ivelche die blitzende Wasse hielt, zurück. »Ab, mein Lieber,« lächelte der Kleine, .b(3si Du keinen Muth, keine Galle mebrii Sie soll leben? Zum Teufel, Du verdirbst mir noch mein ganzes Spiel. Jch bin eine poetische Notar. Wir hätten die Beiden zu sammen begraben, sie womöglich in ein Grab betten können, die beiden, treuen setzen. Noch ist es Zeit. Die blinde und dumme Welt würde natür lich glauben, sie habe sich selber den Todesstoß gegeben, um den Geliebten nicht zu überleben. Aus Dich fiele iein Verdacht, gewiß nicht der ge ringsie.« «Satan,« knirschte Neuiter. »Es-mach mein Freund,« hohnlachte der Kleine »und ereifere Dich nicht· Du wirst doch nicht im Ernste glau ben, daß ich Dir diesen schöner-, klitzenden haarscharfen Dolch wirklich zu anderer Benutzung als sitt das eigene Herz lZur Verfügung gestellt has . ben würdes« »Ich glaube, daß der Teufel selber egen Dich ein armseliger Stümper ; ist « sagte Reutter hart. In diesem Augenblick öffnete sich die Hausthür, Bergmann und sein Begleiter traten zurtirh Voll fiel der Lichtschein auf zwei verschleierte Damen, welche, von einem alten Manne geleitet, in der Richtung nach der Fähre zur 14. Straße da- « vvngin en. Als eauszer "rtveite waren, wen detächsichieder Ruck ige Zeuttekfh n Händ pr n e nein a en hn n « on, dnr den aber eine seltsame Irrt-rights werte R ,cpnftnntin Mich » tät-W Deine-Weges sllr heute. Ich ; halte Wache deipdern armen Todten. ’ der doch seliger entschlasen ist, als er es sich in seinem durch Deine Schuld zerstörten Leben wohl hätte träumen lassen-« O I f Am anderen Tage schreckte eine sen sationelle Kunde die deutsche Gesell schaft von New York. Frau Ada Reutter, Gattin von Constantin Mutter, Chefs der großen Jmportsirma Reutter F: Co» war von den Palisaden herabgestürzt und hatte dcbei Verletzungen erlitten, welche ilzren Tod herbeigeführt hatten, ehe noch örztliche Hälse zur Stelle ge schafft werden kennte. Und um so erschiitternder und tragischer war der jähe Abschluß des Lebens dieser wegen ihres WohlthLi tiateitssinn’s allgemein verehrten Frau gewesen, als sie sich gerade aus einem ihrer Samaritergiinge befunden tratte und ans dem Wege gewesen war ciner armen deutschen Familie Trost rind Hiilse zu bringen, alk- die entsegs liche Katastroplie sie ereilte· So lautete die Auskunft, welche im Hause der Verungliickten gegeben wurde. Und so derichteten übereinstimmend die Blätter der Metropole. sämmtlich in langen, stimmungsvollen Nekrolo aen die seltenen Eigenschaften der Verewigten bervorhedend und symp tl.isch des von dem surchtbarenSchlage gänzlich niedergedrückten Gatten ge tenlend, der so rnit seinem unendlichen Schmerze beschäftigt sei, daß er sich nicht in der Lage befande, irgend welche Angaben zu dem in seinen De tails noch nicht völlig ausgetlärten, grausigen Unglück zu machen Als Bergmann von dieser neuen Mendung der Dinge hörte, erschien in seinen Auaen ein seltsames Leuchten. Zum ersten Mal in seinem Leben war er unschlüssia. Zum ersten Mal traf sein rasch ar beitender und scharf abwägender Geist nicht sofort dasRechte oder weni stens nicht Das, was ihm als das echte erschien. Zwei Mal machte er den Weg nach dein Polizeigedöude in Mulberry Street, zwei Mal stand er vor der Thür des Chess der Detectiv-Abthei lung und zwei Mal tehrte er vor jener Thier wieder um Als es zum zweiten Mal geschah, inurnrelte er trotzig: »Nein, das nicht. Jch weiß mir etwas Besseres-F Und der Ausdruck einer furchtbaren Entschlossenheit erschien auf seinem — Gesicht Die Anordnungen für das Leichen begängniß Hiller’s waren bereits ge troffen, aber Bergniann hob alle Ar rangements unverzüglich wieder auf. Erst wollte er sich über Tag und Stunde des Begräbnisses der Frau Reutter und über so manches Andere vergewisserm dann mochte das Ver hängnisz seinen Lan nehmen. - Die Freundschaft des Buckligen für Hiller war der einzige lichte Punct in seinem verbitterten Leben. Als hillcr damals fein Lebensglück in Trümmer sinlen sah, wurde der Wunsch, die alte Heimath mit allen aualdollen Erinnerungen zu verlassen, täglich stärker in ihm und dieser Wunsch fand immer neue Nahrung, als Ada Reutter nach einigen Jahren mit ihrem Gatten, dessen ausgedehnte geschäftliche Beziehungen an der ande ren Seite des Oceans ohnedies seine persönliche Anwesenheit dortselbst wünschenswerth machten, ebenfalls nach America übersiedelte. Auch Berginann, den sein diaboli sehe-Z Verlangen, die alte Rechnung mit Reutter auszugleichen, teinen Augen blick verlassen hatte, zog es inii magi schrr Gewalt in die Nähe dek- Bewuß ten und so bestiegen die Freunde denn eines Tages in Breinen oen Dampser und fuhren nach New York. Es war eigentlich Bergmann’s Ab sicht gewesen. sieh mit Hiller in Chi raao, dem damaligen Wohnorte Neut ter's. niederzulassen, allein der ehema lige Lieutenant, sehon zufrieden, daß er die Lust eines Landes mit ver im mer noch Geliebten, aihmen konnte, widerlegte sich, weil er um teinenPreis die Ruhe Ada'i stören wollte. Bergmann versuchte nicht, ihn an deren Sinnes zu machen, vielleicht des halb nicht, weil er schon damals wußte, daß. die Familie Reutter daran denke, ihr Domieil von Chicago nach New York zu verlegen, eine Absicht, iiber deren Ausführung allerdings immer noch nahezu zwei Jahre vergingen. Daß dann nicht sogleich die Explo sion erfolgte, obwohl sich in der Be weistette gegen Reutter längst Glied an Glied zum geschlossenen Ganzen ge siigt hatte, wurde durch die Krankheit sich's verursacht, eine Krankheit, von der er sich nicht wieder erholen sollte. Als Bergmann mit tiesem Schmerz die tödtliche Natur des Uebel-!- erkannt hatte, wußte er, daß lein längeres Säumen mehr geboten sei. Er weihte die ties erschütterte rau Reutter in alle Vor ilnge ein, er chit derte mitleidslos, w e auch sie um das Glück ihres Lebens betrogen worden und wußte zu bewirken, daß ihre Ge genwart dem- Kranken in dem kleinen freundlichen Häuschen an dem Abhang der Palisaden den le ten Trost brachte und Her mit dein se igen Glauben an ihre Liebe die Augen zur ewigen Ruhe schließen darste. Der wilde Schmerz um den Verstor benen Ieigeeie das brennende Verlan OI M sticllgeh IN an WM i - F—-—-—-W ’ Zu üben, der Augenblick des handeln war gekommen. Beramann wußte, daß Mutter nicht mehr ahnungslos, daß er Verdacht ge schöpft und von den Furien des Ge wissens gejagt, nach Gewißheit lechze. Dastrat er dem Verhaßten auf ten Palisaden entgegen, da zeigte er ihm mit erbarmungoloser Deutlichkeit, wo vor Reimen-Z Herz in auälendem Zweifel bannte, da gab er ihm die Ge Wkßhckit. daß er i.i den tiefsten Winkel feiner Seele geschaut, das-, wenigstens TM Mensch auf Erden wisse, wer Con stantin Reutter sei. . . . Und nun! Und nun! » Der Vorhang hatte sich gel) ten uber dem Schlußart des Dramaz, das Ende war da . « Inzwischen al- eö noch Vielerlei in Erfahrung zu ringen, Verschiedene-H von Dem, was sich in den letzten vier undzwanzig Stunden ereignet hatte, war noch duntel und unklar und Berg mann sah ed nur durch einen-Schleier, aber dieser Schleier war roth wie Blut. Erst als das Begräbniß der Frau Reutter’6 auf dem Greenwood-Fried l-,-ofe angeordnet war, nahm er die Sorge für die Beerdigung des todten Freundes wieder auf Es sollte nun doch einDoppeldegriibs nifr geben. Er kaufte mit theurem Gelde eine Grabftätte neben der, die siir Frau Reutter bestimmt war und ließ den Leichenzug von der Fahre an 23. Str. zu einer Zeit abgeben, daß beide Züge fast zusammen ans dem Friedhofe ein trafen· Kaum war das große und glänzende Trauergesolge, welches Frau Adr Reuttet zu Grabe geleitete, durch die Kirchhofs-Pforte gezogen, so tam der tleine Zug Leidtragender, welcher dem Sarge Villeer folgte, Bergmann, feine heftig weinende alte Haushalterin und eine Deputation des Kriegerlzum des« die dem verstorbenen Kameraden die letzten Ehren erwies. Es war ein seltsames Paar, der Buellige und die schluchzende alte Frau zu feiner Seite, aber wer cie Beiden fah. dein mußte das Herz schwer wer ten. Des-E Gesicht des kleinen, verwachse nen Mannes blickte mit fo finsterern, wilden Schmerz drein, daß die, welche ils-m begegneten, ein Grausen übertau ten wollte. Als Hiller’s Sara in die Gruft ret senlt und die letzten Adschiedswerte Verklungen waren, wandte Bergnnnn sey plötzlich an feine Begleiterin und agie: »Wenn Jhr Vater Ihre Mutter ne iddtet l,·aite, möchten Sie es dann lie berwiffen oder rndchten Sie es nicht wissen-"' »Um Gotteswillen, Herr Berg mann,« rief tief erschrocken die alte Fran. »Antworten Sie mir, ich seye ja nur den Fall« »Aber wie tcnrmen Sie zu einer so entsetzlichen Frage und an diesem Ort dei- Friedens«-» »Sie lag mir nahe, gerade an die sem th des Friedens. Und Ihre Ant wort -« O Die Frau sann lange, lange new. »Es wäre sdnccklich,« sprach sie mehr siir sich als siir ihren Bealeiter, dann aber war sie mit sich selber in’ö Reine gekommen »Jch möchte es um Alles in der-Welt nicht wissen,« siigte sie mit sester Stimme hinzu. Beramann sab sie mit einem unbe schreiblichen Blicke an, sagte aber nichts. Jn diesem Augenblick,suhr einer der Waaen vorüber, die zum Reutter’schen Trauergesolge gehörten Der Buckliae schaute aus und heftig begann es in ihm zu arbeiten, dann verließ er mit der alten Frau eilends den Friedhof. Jn dem Wasser-. welcher Bergwann xa außer Fassung gebracht hatte, sa en Canstantin Reutter und sein Schwiegervater Berthold Behringer. . Ali Renttefs Blick den Augen set nes Todseindes begegnete, war er jcils erblaßt. Der alte Behrinqer hatte es bemerkt nnd grübelte befremdet darüber nach. Er war erst kurz vor der Beerdi ,ung seiner Tochter von einer Ge schästbreise zurückgekehrt und harte mit dem Schwiegersolsn noch wenig über die Vorgänge der letzten Tage sprachen können. Je t aber wendete er sich ihm zu und agtez »Sie haben mir in Jhrern ersten Schmerz nur wenig über die nö eren Umstände des entsenlichen Schick als xchlageh der uns genossen, Ja en önnerr. Durste ich Sie um deren Ell it tdeiluna bitterst« « ,.Es wird mein herz— zerreißen, ves sen Wunden noch so hefiiq bluten.« « »Ich denke es mie. Aber wiitde es später weniger so feins« »Sie haben Recht, here Schwieger vater und zudem darf ich mich auch der schmerzlichen Pflicht, Ihnen Aussta rung zu eben, nicht entziehen. Am vorigen iensiag machte meine Frau einen Spaziergang Ich hatte sie gebe ten, nicht auszugeben, da ich sie nicht begleiten tonnir. Sie war jedoch wie eii Tagen schon, in einer fondetsaren ufregunf, olene daß sie mir oen Grund m tthe tie, ohne daß ich ihn ek raihen konnte. Dienstag Na mitiag trat sie dann plöslich in mein immer und sagte mir kurz, sie werde einen Ausgana machen müsse auch noch nach einer k amiiie se n, in der Noth und Kraut it herrsche, wenn sie spät wie derkomme, so möge ich mich nicht äng Mgem it U sit. init wem e - hen merk Reich antwortete eke Und wohin?— Das wisse sie nicht o genau. —- Jch machte ihr weitere orstellunlfety aber sie en egnete nee oiis, te m" sse geben« es du e sie im Hart e nicht mehr. Als ich ihr dann, obwohl es meine Zeit nicht eere, dennoch meine Be leituna anbot, rotes sie diese auf das stigste Zurück. Sie kennen, Herr S wiegervatet, Ada? bestimmtes Wesen. Ihren einmal ze saßten Entschluß änderte nichts-L o gab ich ihr nothgedrungen ZWE« « Behringer unterbrach seinen chioies gersohn. « »Habcn Sie Streit mit ihr gehabt?" Reutter entsärbte sich und senkte desi Blick. Er erholte sich aber schnell und sagte, tief athmend: »Nein böses Wort war Zwischen uns aefallen.« »Und Sie haben teine Ahnung, tras lea beunruhigen, autregen trnnte?" Reutier zögerte eine Weile« ehe er antwortete: »Nein — indeß kommen wir nach her daraus zuriid.« . Nachdentlich schwieg Bei-ringen »Ein häßlichesz Gefühl iibertam ihn, wahrend seiti Schiviegersohn surtsuhrx »Ada ging alzo wirklich. Kaum war sie fort, so esiel mich eine unbe schretbliche Unruhe. Bald litt es mich nicht mehr zu Hause. Jch kleidete mich also an und folgte ihr, denn ich hatte eine Bermuthung, wohin sie gegangen iein könne, zu einer armen deutschen Familie in Weehawten. Jn solcher Stimmung fühlte sie immer den un bezwinglichen Drang, Bedürsiigen Wohlthaten zu erweisen. Als ich di Fähre an 14. Straße betrat, um die andere Seite des Hudson zu erreichen, begegnete mir der ZeitungssReporter Herzbergen Er sah mich so eigen thümlich überrascht an, daß ich un willkürlich auf den Gedanken sam, er habe meine Frau getro en, die ihm wohl von röszeren Festl chleiten der ersten deut then Vereine betannt sein mochte. Und richtig, du sing er schon aani von selber an. zu erzählen, das; er vor wenigen Minuten an der New Jersey’er Seite des Flusses Ada ge sehen habe. Jch bemerkte in leichgiili tiaem Ton, das! wir uns der ehlt hät = ten, ich iie aber wohl leicht einqolen würde. Die innere Unruhe wollte mich verzehren, ich weiß nicht, wie es kam, riefenschwer siel die Abnnng eines entsetzlichen Unglückz aus mich und diese Ahnung, sie sollte zur Ge tvißbeit werden, zur Gewißheit in furchtbaritek Weise vor meinen eige nen Augen. Jch eilte den Weg hinan, der zu den Palisaden führte, es gab . keinen anderen, den sie eingeschlagen haben konnte. Ich stürmte weiter nnd weiter, es begann bereits zu dunkeln. Niemand war mir begegnet und ich konnte auch leinen Laut vernehmen, der die Gegenwart eines Menschen« außer mir angezeigt hätte. Plötzlich bemertte ich auf einer scharf vorsprin aenden Gesteinlante eine duntle Ge i italt nnd glaube, ein menschliches We- « . sen zu erkennen. Ada will ich rasen, ; denn mit tausend Stimmen schreit es ; in mir, sie, sie ist es, aber ich kann ; nicht rufen, das Wort erstirbt mir ans i den Lippen. Die Gestalt da oben I schwanlt, beugt sich vor, stützt nieder i und vekschwindki in vek Dunkelheit IAber entsetzliche Laute dringen an ,mein Obr. Das Gestein bat var sspringende Spitzen und Zacken, auf jede Spitze, auf jede Zacte höre ich» einen Körper fallen, snit reißender lSchnelle und bei jedem Ausschlagen l höre ich ein unterdrücktes Wimmern, das thmern einer Frau. Ich stütze l · lich entstelltem Gesicht. hin, meine Pulse fliegen. lea kann ich jetzt rufen, ach rufen, verzweif lnnqgooll hinangschreien Jch be komme leine Antwort. Nur auf einem großen Uinrvege lann ich die Stelle erreichen, wo die Abgestiirzte sich befinden muß. Endlich, endlich bin ich da und nun sehe ich, meine arme, unglückliche Frau. mit furcht bar zerschmettertem Körper mit rass Sie at ete noch schwach, es dauerte nicht lange, aber fiir meine brennende Ungeduld viel zu lange, bis Hülfe herbeikam. Zu spät. Zu spät!- Sie hatte schon den letzten Atheinzug gethan. Soll ich, tann ich Jhnen meinen Schmerz schildern, die marternde Angst bei dein Gedanken an meine Kindes- Erlassen Sie Inir das Weitere.« Geraume Zeit schwieg Behringer, sein Gesicht war bleich geworden, in seinen Zügen zuckte es. Endlich sprach er langsam und mit erstickter Stimme, als fürchte er sich vor seinen eigenen Worten: ..Denten Sie an einen unglücklichen Zufall oder an Selbstinord?« »Wie sollte ich an Selbstmord glan ben?« rief Reutter fast lebhaft. »Was könnte sie zu einem solchen veranlaßt haben?« Behringer schaute seinem Schwie gersphne ernst in's Ge ichi, sagte aber kein weiteres Wort. Und nun hielt der Wagen vor dem Reutter’schen hause an Madisos Aventin n An der Thür befand ein Trauer or. - gis « alousietn waren geschlossen. « wiegervaer und S w« stiean aus. ch Wem-h »Sie entschuldigen mich wo l s . kurze Zeit,« sagte der Letztere se E lich, »ich mochte siir eine Weile« « meinen Gedanken allein sein und II ßerdem sehnen si die Kinder so nach ihrem Gro vater, von III alle Sage spreche-R « Gortseßung solan s