i f. W timqu Idee. Von Paul Juni-L .Mama, wo ist denn Papa?« Frau Adrienne von Levignac scheut zufammen. Seit den zwei Tagen. da sie ihren Gatten verlassen hatte, erwartete sie diefe iindliche Frage. Wie hätte man auch alauhen sonnen, daß Georget fein Vätean nicht vermissen würde, mit dem er fo unermüdlich fpieltr. sei der Erinnerung an dirfe fröh lichen Stunden, an das frohe Lachen des Vaters und die iubelnde Lust des Kindes fiihlte die junae Frau, wie fxch ihre Augen mit Thränen füllten. Und Georget wiederholte mit dem unermüdllchen Eigensinn der kleinen Kinder-: »Mama, wo ift denn Papa««s" Frau Adrienne hatte sich fchon vie lerlei Antworten für Georget zurecht-« gelegt Doch jetzt wollte teine dreier sei-reden über ihre Lippen, als sie ist wie das Kind fein nie lches Gksicht mit den ernfthlickenden, ftagenpm rohen Augen zu ihr erhob. Um ihre bericgenheit zu verbergen, ftreicbelte fis dem Kinde die blonden Haare und sagte dann to nebenbei: »Papa wiro morgen kommen. mein Herqchen.« Beruhigt sprang Georqet mit fchnel len Säsen davon, und seine goldenen Locken flatterten im Winde. . Die Mutter hatte geglaubt, sich auf das magifche Wort »morgen« verlassen He können, mit der man die unwissende nqeduld der Kleinen beruhigt; doch fie fah sich getäufrht, denn am folgen den Tase ftiirzte Georget triumphirend in’e Zimmer: .Mama, nicht wahr, heute kommt Var-of Von der Furcht gequält, das Ver trauen des Kindes zu erschüttern, half lfee fieh von neuem mit einer Noth USE «Aber, mein Derzchen, iJh hatte dir d morgen gesagt!'« orget überlegte lan e Zeit; es war ihm doch ganz deutliig erinnerlich, daß die Mama gestern gesagt hatte: Ewigen tomtnt Papa!« Doch er tannte mit dieser Zeitrechnung noch nicht zu Stande totnmen, das war fiir einen fünfjährigen Kopf noch zu ihn-er. Jmmerhin ging Georget dies-· inal mit sehr ernster Miene von dan nen. Das erste, was Frau von Levigna: am nächsten Morgen bemerkte, als sie ihr Zimmer verließ, war das tleirie. eiit ückte Gesichtchen Georget's, der iii srö lichem Tone zu ihr sagte: »Ach, Mania, jetzt weiß ich aber ganz genau, daß morgen heute ist.« Von dieser unerwarteten Kindes logii verwirrt und gereizt, versuchte die Mutter, ihm zu beweisen, das-, zerrte niemals morgen ware; doch orget wollte sich durch teinerlei Eli-tr nnnftgriinde von seiner Ansicht abbrinis gen lassen. »Siehst du, Maina«, sagte er mit dem Selbstbewußtsein einer genau orientirten Person, »ich habe mir da von meiner Bonne ertliiren lassen . .. Josephine hat mir gesagt: dairit es morgen werden iann, muß eine Nacht vorüber sein·.. eine Nacht ist aber vorüber, seit du mir versprochen hast, daß Papa totnmen sollte; ich have ganz enau daraus acht gegeben, als ich »sich schlaer legte . .. draußen war es ganz chwarz und die Sterne schienen... das ist die Nacht, das weiß ich wohl . . dann schläft man, und wenn inan wie der die Augen ausmacht, dann ist es hell und die Sonne scheint; das ist morgen... Also lommt Papa gleich, nicht wahr?« Von der Vortrefflichteit dieserWorie überzeugt, erwartete Georaet mit etwai stolzer Heiterkeit die Bestätigung sei net Schlüsse; doch sein kleines Herz then schnürte sich vor unllarer Angst zusammen und seine Lippen zitterten, während er die Antwort seiner Mur ter anhörte, die über die Enttäu scheng, die sie diesem tleinen, zarten Wesen bereiten mußte, noch unglückli iher war als er. »Ich dersiazere dich, mein Herzen-n ich weiß es wirklich nicht.... Papa lann zurückgehalten, er lann verhin dert worden sein. Jedenlalls lann er nicht so schnell zu seinem leinen Geor get lornmen, wie er gern möchte-« Die Stimme der jungen Frau brach sast vor verhaltenem Schluck-sen Zu viele, aus immer entschwunden schei nende Freuden zitterten in diesen stil len, zögernden Worten. Sie wandte den Kopf ab. Das Kind sah sie aus rnerlsam an und subr dann sogleich nit hestiger Neugier fort: »Wo ist denn aber Papa nur?« »Aus dem Lande, mein Herzchen!« Georget lächelte, sein kleine-, zier li s Gesichtchen verklärte sich bloß l· in der Erinnerung-« Aus dem Lande! . . . Diese Worte riefen so viele Freuden in ibm wacht Dort aus dem Lande war ein qrosze5, weißes baut-, wo man sich in den Kor rtdoren verlor. und dieses haus war von einem großen Barte umgeben, der stets der Schauplatz der lustigen Spiele mit dem Papa gewesen war. Manch mal fielen beide aus den Rasen und wälzten sich lachend im Grase, weil-. rend t nen der Atbem ausging. Das wars ’n, ach, so schön! Diese reizende Zeit sollte also nicht wiederkehren? hartnäcktg nahm Geor get seine Fra en wieder aus. »Warum it denn Papa aber auf dem Lande geblieben. während wir lett-· hier sind, Mama? Warum gehen wie denn nicht zu ihm, wenn er uns n abholen kann?«' · rltch und nervöo verabschiedete drienne das Kind. J- -—-k —I »Du bist unerträglich mit deine-il Fragen. Geomet. Wenn dein Vater tominen wied, werde ich es dir aleirli sagen; bis dahin laß mich in Ruhe und spiele!« » . » Sie tehtt in ihr Zunniek ·z:iei..·.«. deen Tdük mit lautem Geiauich « tlappt. « » Mit langsamen Schritten steigt Geokget t toeten hetan die Treppsj inunter. tot det msllttttlichen Auf » fordetung nnd ganz gegen feine sonsti- s gen Gewohnheiten spielt et nicht; ins einen Winkel des Gattens niederge taueet, fttzt et neben der Holzschaufelf und dem Sandeimet und denlt an fett: ! same Ding-. ; Nach und nach klärte sich das Prc » blem in seinem erregten, kleinen Hirn auf. Er sah die Din e, wie sie feiner Ansicht Noch waren. zapa mußte siayl wohl irgendwo in einem dichten Bo§ lett versteckt halten, um Mama zsi necken, und Mania wußte nicht, wo sie ihn finden sollte. Sie fes-O ihn ia übrigens nie, die Mama! Stets ent deckte Georget Papa in den unglaub lichften Winkeln, wenn man zu dreien spielte. Und Mama wollte nur nicht zugeben, daß sie nicht recht wußte, wo Papa sich in diesem Augenblick versteckt ist« Ja, ja, die großen Personen siid einmal so den kleinen Kindern gegen über; sie wollen es nie zu eben wenn» sie einmal etwas nicht roi en Nun, die Sache ist sehr einfach. Ei » wollte Papa eben suchen; das war alles! s Mama und Georget auf der einen Seite, Papa aus der anderen —— einI solches Leben konnte doch nicht so wei- ( ter gehen, nicht nahrk Der Papa, die Mania und ihr kleiner Junge müssen zusammen, sein. Dazu sind sie da. Georget kannte nichts weiter. Urii den Plan, der dieses so durch aus berechtigte Resultat verwirklichen sollte, zur Ausführung zu bringenl brauchte man nur fortzulaufen, ohne gesehen zu werden, und nun warf. Georget einen sorschenden Blick nachi dem Hause. Aus der Terrasse saß Mama in einem RohrsesseL drehte ihm ! den Rücken und las die Zeitung. Blieb ( nur Josephine, die speziell mit derAus- « ficht des kleinen Georget betraut war. Das Kind bemerkte sie am Fenster der Wäschekammerx sie plauderte geradel mit dem Burschen eines Lieutenantg, lebhaft bewunderte und der einen be- : nachbarten Pavillon bewohnte· l Da er aus Erfahrung wußte, daszj diese Unterhaltungen Josephine sehrE start in Anspruch nahmen, so huschik Georget mit größter Seelenruhe, mitl» jener erstaunlichen Gewandtheit, die nur die Kinder, die Thiere und die Wilden bei der Ausführung ihrer Listen und Ränke besitzen, an der Mauer unter dem Laubwerk dahin und schlich sich durch eine kleine, hat-.- ofan tehende Thür auf die Straße, wo er, so schnell ihn seine Beine tragen koni len, zu laufen begann. Einige Augenblicke später meldete man »rein von Levignac, eJ wäre auf getragen; die junge Frau erhob sich und ries: ,(Beorget!« Nichts antwortete, die Mutter erhob ; die Stimme: ,,Georget, komm zum Frühstück » mein Her-; chen, eLs giebt Frucht s speise!« Erstaunt, daß diese verluckcude Aus sorderung vollkommen unbeachtet blieb trat Frau von Levignac bis zur-Munde der Stufen vor, loarf eineu schnellen Blick aus den Garten und wiederholte, in der Ueberzeugung dac- Fiind halte sich versteckt, ihren Rus: ,,-ijeorget, wo bist du denn, mein Kind-P Wiederum keine Antwort!» Nunmehr von emer unbestimmten l Furcht ersaszt, eilte sie schnell die Stu- · sen herunter und lief durch den Gar l ten. Georget war nicht zu finden. Ueberrascht und überzeugt« er wäre nicht in’5 Haus zurückgegangen wäh rend sie las, denn er hatte dann an ihr vorüber müssen, eilte sie zu denis Dienstmädchen: «Josephine, wo ist mein Sohn?« Diese Frage erscheint in dem Mundes einer Mutter stets wie eine Anklage, und so gerieth auch Josevhine in Beri wirruna. »Ja, Madame, ich weist nicht . . . . Herr Georget war doch noch even da. »Er ist aber nicht mehr da," ries Frau von Levignac, plötzlich von jenerl Angst gequält, die sich eines Mutterher s zene so schnell bemächtigt. Ein ganzes Drama baute sich bereit-Z in ihrem Hirn aus, in dem Erinnerun gen an aelesene Roinane wieder aus tauchten. Sie sah ihr Kind gestohlen, von Zigeunern oder Gauklern entführt, und wie eine Wahnsinniae stürzte si nach der ossenaebliebenen, lleinenThiir, während sie wie eineVer,iweiselte schrie: »Georaet, Georqet!« Ein alterMann, der aerade vorüber tam, ein braver Gärtner aus derNach birschast, blieb stehen« legte die Hand an die Mütze und staater Waben Sie, Jhren Kleinen verloren, Madame?« I »Ja , Vater Lantier," versetzte sie athemlos, »haben Sie ihn gesehen?« »Ich bin ihm aus der Landstraße be gegnet!« »Aus der Landstraße . . . vor lan ger Zeit?" »Ja, vor unaesäbk einer halben Stunde . . . Ich habe ihn soqar ge fragt: »Was machen Sie denn so weit von Hause, herr GeoraeM —- »Ich will Papa holen," bat er mir geant wortet. . . »Ich habe nun gedacht,« gar von Levianac wäre hier im Ge ’lz. . . se, wenn ich qewußt hätte« .«« Die innge Frau blieb unbeweglich vor Entsetzen Jn einem Nu heiiriff sie die Arbeit, die sich in dein Geiste, ’in der treuen Seele des stindes vollzogen hatte. Und eine tiefe kliiibrnng iiberiam sie. »Ja, sie wollte ihm seinen Vater zu rückgeben! Sie wollte das Unrecht ver gessen, das eigentlich gar nicht sehr große Unrecht, das dieser reizende nnd fröhliche Mann, der oft freilich ein bis chen zu lebhaft und leichtfertig war, gegen see begangen hatte. Sie wollte anertennen, daß auch fie ihm nicht im mer tadellos begegnet war, daß sie sich nervös, übertrieben reizbar gezeigt, tur,i, daß sie ihre Rechte einer launen haften, verwöhnten, hübschen Frau ein wenig mißbraucht hatte. Dursten diele elenden Erbärmlich leiten zwei Leben trennen? Darf man, wenn man ein Kind hat, in dieser Wei se Zweifel nd Traurigkeit in das kleine, vertrauensvolle Wesen siien, filr das die beiden Worte »Was-a« und »Mama« doch das Höchste, Alles auf der Welt sind? »Nein, nein!« rief es in ihr, nnd dem Gatten wieder durch das liebende Herz ihres Sohnes zurückerobert, lief die junge Frau, wie sie war, ohne Hut auf die Landstraße nnd stürzte dem Kinde nach II II It An diesem Morgen befand sich Herr von Ledignac, was bei ihm selten vor kam, in absehen-lieber Laune.« Er war der Ansicht, daß sein erstes Frühstück schlecht bereitet war, daß die Morgen zeitungen langweilig waren, daß es ir: seinem einsamen Hause unordentlich aussah. Auch ein Scherzt-out Jem mes, seines alten Kammerdieners, der ihn erzogen hatte, verbesserte seine Stimmung keineswegs. Er ging in den Park hinunter, wo er mit einer Gerte, die er aus dem Bestibule mitge nommen, die Blumen abzuschlagen be gann die ihre anmuthigen, mit Tau trovsen bedeckten Köpfe zu ihm neigten Als er dann aber sah, wie die Blüthen sich iiber den Erdboden zerstreuten, em pfand er gleichsam Mitleid, und un, klare Gewissensbisse mischten sich hin ein . . . Früher. als seine Frau noch mit jener sie so reizend kleidenden Au torität, die nur ihr eigen war, daHHaus regierte, hät«c er sich wohl gehütet, die hübschen Pflanzen, die sie so liebte, zu verstümmeln, doch was iümmerte ihn das jetzt, rvo sie nicht mehr da war? — An der Ecke einer Allee lag ein Rei sen an der Erde, und angesichts diese-Z werthlosen Spielzenaeg fühlte der jun ge Mann, wie sich sein Herz zusam menlramvste. Mit einemmal erkannte er das Geheimnis; seiner unendlichen Traurigkeit und jener Müdigkeit, die ihm das Leben heut so schrrer und so qualvoll erscheinen ließ. Der arme, kleine (d·eorget! Jetzt ge stand er sich’5 ein, wie er ihm fehlte» Herr von Levingnac hätte ed nicht ge glaubt,·d.1ß das Fehlen eineH kleinen Kindes-«- eine solche Leere in unsrerSeele zurückläßt lir versuchte zu lachen und sich über sich selbst lustig zu machen. sieineSens timenialität! Da wir, Adrienne uno ich, ung nicht mehr verstehen tönnen, so ist eg ganz gut, daß eg so gekommen ist. Ein so junge-«- stind gehört zu seiner Mutter-! Doch das Lacher erstirite ihm in ver Kehle nnd vor dein verlassen daliegen den Reisen, den eine bekannte kleine, liebe Hand nicht mehr mit glücklichen Geschrei durch die Alleen treiben sollte-, ergrijs ihn Welmiuth. tir konnte dieses Gefühl nicht mehr ertragen und empfand das heftige Ver langen, Georget um jeden Preis und sofort wiederzusehen Jalooyk sosoll . . . lVllkUlll Nichts« iliur einiae Meilen trennten oaH Land haug von dein am Einga ia der Stadt gelegenen Familien Hoiel, in welchem Frau lerienne mit Georaet zurückge vlieven war. Das war doch nichts weiter ais-; ein kleiner Soaziergangk Mit ein bischen Gewandilieit und Vors sichi lonnte er nahe genug herankom men, um den Kleinen zu beobachten. der wie gewöhnlich im Garten spielen wür de. Er wollte ihm dann ein Zeichen geben und ihn vielleicht umarmen. — Wenn seine Frau ihn bemerken sollte, so wollte er ihr sagen, daß ——— Jawohl, et wollte sagen, daß ohne sie alles schlecht ginge,'oasi die Schoio lade nichts werth war. wenn sie sie nicht bestellte, und daß die Zeitungen nur in teressant wären, wenn er sich mit ihr darüber streiten konnte. Außerdem wollte er gar nicht den Anspruch erhe ben, ein vollkommener Gatte zu sein. Er wußte, daß er im höchsten Grade sartastisch war und jene alte Jronie be saß, die die Fraucnnerven ausregt. weil sie eine spöttische Verachtung da rin zu sehen glauben. Dann wollte et mit Georgetsllnterstiiyung versprechen, »artig« zu sein und ,,es nie, nie wieder zuthun,« wenn sie ihm ein tlein wenig von ihrer Zärtlichkeit zurückgeben und die Liebe ihres lleinen Kindes von neuem mit ihm theilen wollte. Er lächelte gerührt und mit besseren Gefühlen, wie man sie stets empfin det, wenn man mit seinem Gewissen aufrichtig und ehrlich Ahrechnung ge halten und mit sröhlichem Schritt be trat er die Landstraße und wandte sich dein teuren Hause zu. in welchem sein Glück geboren war. I I s d» Georget begann recht müde zu wer en. — Wie weit lag doch die Stadt! Man fuhr gewöhnlich im Wagen hin und zurück, und Georget hätte nie geglaubt, dasz der Weg so weit war. Seine klei nen Beine brachen unter ihm zusam men, und er fürchtete, er würde nicht ankommen. Als er die lange Landstraße erblick te, die sich endlos von ihni hinzog be mächtigte sich eine ljestige Angst seine-. Herzen-H und ei- tven3e.i: i!,ii die Lus an, aus dem großen Wege verzioeiielj zu schlau-gen und iu weinen. Ach was! iiian inzisz Muth hat-en Georget, und ein Mann sein« ioie Pa pa sagt . . . was sollten denn die Leu te aus der Straße denten? . . . Wi· ist es denn aber, wenn man sich ein we nig augruhtes . · . Der Graben ist ai· dieser Stelle gerade mit einein einlo deii dichten Gras bedeckt, und Georgel lässt sich niit einein Seusger der Erleich terung hineinsallen. l Um sich die Zeit zu vertreiben, be trachtet er den Horizont. Die Land t straße ist leer . . . doch nein, rechts unt links erblickt er zwei schwarze Punkte i und diese Punkte sind Fußgänger, dii , immer näher tommen und größer wer den. — Wenn das Zigeuner wärean Ach, warum nicht gar! Die Zigen ner ziehen ja in Schaaren, das weis jedermann, und Georget beiniiht sich möglichst muthig erscheinen. Er betrachtet die beiden schwarzer Punkte abwechselnd . . . der links isi eine Frau und der rechts ein Mann man unterscheidet sie schon ganz deut lich. . . »Ja, er gleicht Papa, der schwatzt Punkt rechts . . . ja, Papa geht ge nau so · . . und die Gerte mit dem gol ’ denen Knopf, der in der Sonne leuch tet . . . Kein Zweifel mehr, es ist Pa pa, der sich nicht mehr verstecken wil und es errathen hat, daß sein George ihn sucht. Und Georget vergißt seine Müdig teit, springt vor Freude und läuft au« Papa zu, der jetzt schon ganz nahe ist. »Ach, Päterchen, ich wußte ja, id würde dich wiedersinden.« Ein doppelterSchrei antwortete ihm »Ach, mein Georget, endlich . . . Maurice, du auch?« ,,Adrinne, mein geliebtes Weib!« Georget dreht sich uni. »Sieh, sieh, Mama ist ja auch da . . dann ist ja alles gut!« Georget begreift. Natürlich aus Ei telkeit hat Mama Papa auch suchet wollen. Aber er, Georget, hat Pape zuerst gesehen und ihn angerufen. Entzückt sitzt er jubelnd und lachent aus Väterchens Schulter, dicht bei dei beiden Gatten, die sich eng umschlungei halten, uiii sich nie wieder zu verlassen Die Liebe zum Kinde hatte sie wiedei zusammengesiihrt f Der Kater und der Kochlöffel. Eine chinesische Erzählung Eine alte Frau, die von der Mild thätigkeit ihrer Verwandten und Nach barn lebte, wohnte in der nächster Nähe ihres uerwiltweten Schwagerz rer einen einzigen Sohn besaß. Die ser heirathete ein hübsches junger-Näh then. Wie eg- die Sitte erheischte, lan die Tante, um die Reuoermiihlle zi besuchen. Jm Laufe deg Gespräche erkundigte sie sich theilnehman, ob si dieseNacht nicht ein verdächtigesstratzu in renKistein die ihre Augstattung ein hielten, vernommen habe. Das Frau chen verneinte. Nach wenigen Tagen wiederholte di· Tante ihren Besuch und wurde vm der Nichte mit den Worten begrüßt ·,,Denle Dir, ehe Du mich darauf auf merksam machtest, hörte ich keinerle Geräusch; seither aber lausche ich jed Nacht und glaube wirklich ein eigen ihiiinlicheg stratzen und Nagen in inei. nen Kossern zu vernehmen.« »Du mußt sehr vorsichtig sein unl Deine Kleider oft nachsehen, denn Ju scheint Mäuse zu haben. Eines Tages kannst Du die unliebsame Entdeckung dachen, daß Deine besten Kleider zei nagt srnd. Habt Jhr keine Katze-V Die Alt-e wußte ganz gut, daß rein-. im Hause sei. Als die junge Frau vcr neinte, bot sie ihren eigenen schwarz weißen Kater an. »Das ist der beste Mauser im gan sen Ort, Du sollst sehen, wie bald Ih: von der lästigen Plage befreit sein wcr bet.'« Die junge Frau nahm das Aner bieten dankend an, holte den Kate: noch an demselben Tage ab und setzt· ihn zwischen die verdächtigen Kisten Als sie aber nach einigen Stunden it das Zimmer trat, war er verschwun den« Sie sagte sich, daß das Thier gewiß nach Hause gelaufen sei unt bekünimerte sich nicht weiter darum. Der Kater war wirklich daheim; di fchlaue Alte aber, die ihren Vorthei wahren und die junge Frau nebenbe ärgern wollte, versteckte das-Thier sorg fältig und ging nach einigen Tagei wkiser zu ihren Verwandten hinüber-. ,,Jch komme, um meinen stater zi. holen. Ehe ich ihn Euch borgte, hatte ich teine einzige Maus im Hause. Jr den wenigen Tagen seitdem der Katet bei Euch ist, wimmelt es bei mir von Mönsen, so daß ich heute nicht einmal schlafen tonnte.« »Der Kater ist noch an demselben jTage davongelaufen. Ich dachte, das er nach Hause gegangen sei", antwor «tete die junge Frau. l »Keine Spur! Jch habe ihn nicht « wiedergesehen Was mag mit meinem Kleinod nur geschehen sein? Nichte auf der Welt kann mir das liebe Thie lersetzen«, jammerte die Alte. »Jet, Iselbst habe es großgezogen und tvii ein Kind gepflegt. So einen Mau ser giebt es nicht mehr! Auch ist die weiß-schwarz gefleckte Rasse so selten, daß man sie bei uns um Lieures Gelt nicht bekommt. So geht es, wenn man gegen seine nächsten Verwandten freundlich sein will! Jch beansprucht zweihundert Unzen Silber Schaden ersatz.« Die junge Frau war über die hohe Feuerung fur einen gewöhnlichen Mater dermaßen erstaunt, daß sie so fort Ehren Schwiegervater aufsuchte sind ihm sie ganz-e Geschick-te erzählte. Dieser-, der den bösen Charakter sei ner 3.;.-ioägerin zur Genüge kannte, verbrachte eine schlaflose Nacht, denn er wußte, daß sie seine Schwiegertorh ter so lange übertauer und auälen werde, bis diese ihr die zweihundert Unzen Silber bezahlen würde. Die junge Frau, eine Fremde in ie ner Gegend, nahm die Sache leicht, bis die Alte ihr das Leben zu verbittern anfing, indem sie fie wegen des Katers täglich besuchte. Endlich wurde es ihr klar, daß sie sich energifch dagegen ver wahren musse, und sie erkundigte sieh bei ihrem Schwiegervater, ob sich die lAlte niemals von ihm etwas aus-ge sborgt habe, ohne es zurückzugeben ,,Meines Wissens nicht.« » »Bielleicht ein Werkzeug, eineSchi.s sei oder etwas Neis2« beharrie die Schwiegertochten »Nein, das nicht, aber da fällt wir ein, daß ich ihr vor langer, langer Zeit einen alten werthlosen Holzlöfsel gelie ihen habe.« eben?. Bestimmt nicht«-» »Da er werthlos war, dachte ich nicht daran, ihn zurückzufordern.« Als das alte Weib wiederkam und » auf Schadenersatz fiir ihren Kater «drang, erwiderte ihr das kluge Frau chen, daß sie ihr denselben bezahlen l wolle, sobald sie den Löffel bringe, den sie einst geborgt habe: »Der Löffel war · alt und werthlos ich «habe ihn Nach tbarlindern zum Spielen gegeben und Idiese haben ihn zerbrochen, worauf ich ihn in s Feuer warf. « s »Das kann Dir leid thun. Du - willst Dich und Deine Familie durch Deinen Kater bereichern? Jch und meine Familie brauchen auch Gelt-. Da Du mir unseren Löffel ebensowe - nig wiedergeben kannst, wie ich Dir , den Kater, wollen wir zum Richter " gehen und ihm unsere Klagen vorle l»gen. Wenn er DeinenKater fiir werth voller erklärt, als meinen Löffel, will ich Deine Anforderungen befriedigen, widrigenfalls Du die Summe mir zu bezahlen hast. Das ist mein letztes szrgtC erklärte die junge Frau ener ’ ill . »Es sei«, entschied die Alte, welche überzeugt war, daß jeder Richter ihre Katze fiir werthvoller halten müsse, als einen alten HolzlöffeL Noch an dem selben Tage begaben sie sich zu einem Richter. Die Jüngere gewährte der Aelieren höflich den Vortritt und lief-; sie zuerst sprechen. Diese erzählte aug fuhrlich den Fall, schilderte die Vor . ziige ihre-J Katerg und beharrte bei den , zweihundert Unzen Silberg. Nun for — rette irr Richter die Junge auf. sich zu - certheidiaen. »Ich kann nicht leugnen, daß sich die Sache so verhielt, aber ich habe eine «- Ojegenforderung für einen Holzlöffel « zu stellen, den sie sich von uns geborgt » und nicht zurückgegeben hat. Jm .Vollgmunde heißt eg, daß man in der Scheibe des Vollmondeg den Namen, die Zweige und die Blätter eines « Zimmtdaumes genau sehen kann. Nun denn, der Wind wehte eines Tages einen Zweig dieses Baumes vor dis: Thiire meines Schwiegervaters und er ließ einen Löffel davon machen. Jn « welchen Ton man diesen Löffel auch steckte, ob in Wein, Oel, Reis oder Geld, es verminderte sich nicht. Ein Wirthshausbesitzer, der von der Wun » derlraft dieses Löffel-) Kenntniß ers langt hatte, bot meinem Schwieger vater zehntausend Unzen Silberg da » für, aber dieser schlug das Anerbieten ab. Und diesen Löffel, der wohl aii und abgebraucht war, lieh meinSchwies : gervater der Klägerim und sie verni-.t«U tete ihn. Jetzt urtheile Du, weiserRich ter, ob Du die Katze oder den Löffel für werthdosller hältst.« Dem Richter wurde nach dieser Ver .- theidigung klar, daß die Katze der Alten nur als Vorwand zu einer Cr pressung diente und daß die Junge dir - Geschichte mit dem Löffel, der vom s· Mond gefallen, nur erfunden hatte. ! um die Alte zu übertrurnvfen. Ei . schien einen Augenblick nachzudenken, . dann sagte er mit der Würde, wie sie - chinesische Richter zur Schau zu tra « gen pflegen: »Die eine Klage hebt dir andere auf. Die Katze scheint wohl ein nützlicheg Thier gewesen zu sein, « aber durch den Verlust des Wunder I löffelg erwächst dessen Besitzer auch ein beträchtlicher Schaden, sospdaß ich keine von Euch zur Zahlung verurtheilen kann. Gehet in Frieden heiml« Ein wenig Mutterwitz hatte der jungen Frau fiir immer Ruhe vor de: boshaften Alten verschafft. , »Und sie hat ihn nicht zurückgeg — Jeicrl die gesittet-Strich Feiert die Geburtstaae, denn sie ge hören zu den süßesken Erinneruugen san das Vaterhaus. die der Mensch mic Hich hinauf-nimmt in’s Leben. Laßt Nichts Euch verhindern zu beweisen, daß Jhr deHGeburtstagSkindes in Lie lbe gedacht, und sei es durch eine noch so kleine Aufmerksamkeit Geburtstage sind großeEreignisse für Kinder. An e i ne m Tage des Jah res wenigstens sind sie die Hauptpers son. Ihr Lieblinaspudding oder -Kn schen wird gebacken, eine neue Jacke oder Idie Erstlingghose »mit Taschen«, oder wohl gar das erste Paar Schaststiefet werden freudestrahlend angezogen. Die großen Brüder und Schwestern sind unbedeutende Menschen neben »Karl — chen«, der »heute fünf Jahre alt ist«, nnd »bald ein Mann sein wird«. Miit ter, welche für ein halbes Du end Klei ne zu sorgen nnd zu scha en isan nehmen es nicht so genau mit den Ge burtstagen » sie kommen zu ost vor, Wenn sie aber wüßten, wie lieb nnd theuer solche Erinnerungen ihrer Klei nen in späteren Jahren sind, wenn sie weit weg vom theuren Elternhauie I)eilen, und Niemand da ist« der sie daran erinnert, daß sich wieder ern Jahr ihrem vielleicht müheseli en Le ben angereiht hat« und ihnen G ück und Segen wünscht —- so würden sie sich durch Nichts in der Welt abhalten las sen, die kleinen Herzen an ihremEhren tage zu erfreuen und ihn zu einem Freudentage zu gestalten . Kinder sind ja so leicht befriedigt und beglückt Lord Vnron über die Engländern Jn der Berliner Wochensghrist »Das Echo« finden wir eine, grade jetzt be sonders interessirende Zusammenstel lung der Ansichten eines echten Britcn über seine Landsleute. Die Söhne Al bions, deren übler Wille und schlechte Interessen dies-mal zu einem Kriege mit der südafritanischen Republik ge trieben haben, sind in ihrer nur zu ost hervorgetretenen Gesinnung schon zu Anfang dieses Jahrhunderts von einem ihrer eigenen Landsleute aus das Schärfste gekennzeichnet worden. Kein Geringerer als Lord Byron ist es, wei cher sie mit seinen aristigen Waser cha ratterisirt. Frei von nationalemDiirk lel, aber beseelt von Großsinn weist er im ,,Fluch Minervas« nach Indien und prophezeit dem alleinstehenden Albiom »Blicl’ nach dem Ganges, —- dessen Sklavenherden Den Grundhau Eures Reichs erschüt tern werden« qund weiter in »Harvlds Pilgersahrt«: »Dich mahnt Venedigs Fall; du auch dereinst wirst sallenP Jm zweiten Bande seines »Don Juan« läßt Byron seinen Helden diplomatischer Mission von der ru; - schen Katharina nach England zie en und sagt im Angesichte dieses Landes. das zu lieben er wenig Grund habe: »O lönnt es doch recht klar und wahr erkennen. Wie seinen großöntNamen Haß der ze r, « Wie alle Völker auf die Stunde bren nen, Die seine Brust bloßlegen wird dem Schwert. Wie alle Land’ es Feind und Todjeind nennen, Schlimmer als Feind, den Freund, den sie geehrt, Den falschen Freund, der Freiheit erst verheißt Und dann sie leiten möchte, Leib und Geis .« Mit der ihm eigenen Wucht bezeich net Bnron schließlich die Engländer in demselben Espas als ein Volk . . . das die Welt Zur Hälfte schlachtet und zur Hälfte prellt. « Er retwirst den ungerechten Krieg und ruft: »Krieg ist, wenn ihn das Recht nicht beiliq macht, Blos Hirnzerschmettern und Luströhs renschneiden.« Damit geht er nun keineswegs unter die Friedenssreunde. Kriege um in nere und äußere Freiheit hält er stir unabwendbar und nothwendig. Und hier sind es wieder Verse aus keinem berühmten »Don JuanC die seinen Standpunkt vertreten und uns zugle den berechtigten Kampf zeigen, den feig auch die Vuren kämpfen miissen, nam lich: . . . um ein würdiges Pein Um Freiheit, Vaterland um Her und Haus. « E. Andreas, Berlin. Aue-I eine goldene Hochzeit. Er saß im Lehnstuhl und nicklttz Sie las in der Bibel und strick e; Sie saßen stumm und alleine Bei der Amvel düster’m Scheine. « Sie hatten in grauen Haaren Des Leidetz gar viel erfahren: Die Fiinder waren gestorben lLder weit in der Welt verdorben. Sie wußten nichts Neues zu sagen. Erschöpft war Hoffen und Klagen, Bersiegt und vertrocknet die Thränen, D’rum fingen sie an zu gähnen. So sind sie den Abend gesessen s Und hatten es gänzlich vergessen, Daß heute ed fünfzig Jahre, -—— Da sie sich geführt zum Altare! F. J. Stritt. W Immer wird die Gieichgiiltigteit und die Menschenverachiung dem Mitgefiiht und der Menschenliebe gegenüber einen Schein von geistiger Uebertegenheit an nehmen können. s- · Die Summe unserer Erkenntnisse besteht aus dem, was wir gelernt, und eins dein, was wir vergessen haben. « i i Nenne Dich nicht arm« weit Deine Träume nicht in Erfüllung gegangen -find; wirklich arm ist nur, der nie ge träumt hat.