Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 24, 1899, Sonntags-Blatt., Image 12

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    Yiocet
Itzåhlung aus Arkansas von
Friedrich Innmkrmxmm
l.
Es war irn Anfang Mai des Jah
res 1872 Ueber der wilden Waldes
wiiste, durch welche der Mississippi, der
Vater der Gewiisser, in seinem unteren
Laufe seine gelbbraunen Fluthen
wälzt, spannte sich ein trüber blau
grauer himmel Die düfteren Urwiil
der, welche zu beiden Seiten die
Stromufer einfassen und deren dunkle
Linien auf Hunderte vonMeilen durch
keinen Hügel, keine Lichtung unter
brechen werden« boten mit ihren me
lancholisch über den Fluß geneigten
Baumkronen. ihren mächtigen, von
Bartmoos überwucherten Aesten, dem
dichten Unterholz, den sich tausendfäl
tig treuzenden und verschlingenden
Lianen, die es zu einer faft undurch
dringlichen Mauer verbinden und den
in den Wipfeln tastenden Nebelwollen
ein Bild trostloser Oede, starrer Ruhe.
wilder Berlafsenheit. Keine Ansied
lun , kein Leben, soweit das Auge
rei e. Der Schla der Axt, der Ge
sang fröhlicher Ar eiter schienen un
bekannte Töne in dieser Einöde zu
sein« Keine Farrnerwohnung, aus
deren Scher blaue sich lriiuselnde
Rauchwolten qen Himmel wirbelten.
kein bebautes Feld, auf dem der Pflug
feine Jurehen zog, verriethen die An
wesenheit menschlicher Wesen. Die
gewaltige Stille, die über der Wildniß
lag, wurde nur unterbrochen durch
das Klopfen der fleißigen Spechte,
durch das Pfeier des Spottvogels
und das dumpfe Brausen der Strö
mung, in deren Mitte entwurzeltes
Bäume zu Tausenden trieben, welche.
ron ihrer nordischen Heimath losge- f
rissen, unaufhaltsam dem fernen
Meere zugeführt wurden. Auf den
von Begetation gänzlich entblößten
Sandbänken, die allenthalben über
die Oberfläche des Stromeg hervorra
nen und durch ihre fortwährenden
Veränderungen das Fabrwaffer zu ei
nem so gefährlichen machen, lagen
häßliche Krotodile, starr wie abgeftori
bene Baumstämme, wartend, bis ihnen
der Zufall irgend eine Beute zuführen
würde, und hoch in den Lüften zogen
die großen Truthabn - Buffarde ihre
ruhigen Kreise, mit ihren scharfen
Augen die weite Wüste durchfpähend
nach einem verwundeten Büffel, dem
das mörderische Blei des Jägers noch
Zeit gelassen, sieh in’s Dickicht zu
Innre-Pein um von zu verenueu —
oder nach einem Hirsch, der von blut
gierigen Wölfen niederqerissen, mit
lehter Kraft aegen die Feinde kämpf
te. Jmmer engere und engere Kreise
ziehend, näherten sie sich den Baum
wipfeln, um den Kampf mit ihren ge
fräßigen Brüdern um die Leichname
der Getödteten auszusechtem
Plötzlich störte ein dumpfer Ton die
Ruhe, die über der öden Landschaft
log. Das Klopfen der Spechte, das
Locken des Spottvogels verstummte
mcsmentan, die Krckodille drehten
schwerfällig die gepanzerten Leiber,
um sich bei herannahender Gefahr in
ikn nasses Element zu wälzen, höher
schossen die Raubvögel wieder in den
Luftraum hinauf, Und ein Dampf-r ;
eines jener schwimmenden Häuser, wie »
sie zu Hunderten den Verkehr zwischen »
New Orleans und St. Louis unter
halten, arbeitete sich schnaubend und
puftend, mit seinen gewaltian Schau
felrädern die trüben Wellen zu
« Schaum schlagend, den Strom herauf.
Einer schwimmenden Burg ver
gleichbar leuchte das Boot heran.
Kolossale Baumwollenballen von den
Feldern Louisiana’3 füllten das Deck
bis zur ersten Etage und schienen, in
dem sie der Bootrand durch ibr Ge
wicht bis zum Wasserspiegel sinken
machten, selbst auf dem Wasser zu
schwimmen. Die Gallerie der oberen
Etage, welckp rings um das Schiff
hinlief und nur für die wohlhabenden
Klasse von Reisenden, die Kajütew
passagiere bestimmt ist, war dicht mit
rsonen beider Geschlechter, jedem
ebensalter, jeder Berufsklasse ange
börend, gefüllt, die, theils auf Schau
kelstiihlen hingestreckt, durch Lesen die
monotone Langweile der Fahrt zu
verkürzen suchten, theils lässig über
das Geländer gelehnt, mit gleichgilti
gen Blicken in das ewige Einerlei der
wilden Landschaft starrten oder auch.
m Gruppen zusammenstehend, über
Politik, Tagesneuigkeitem Witterung
und Ernteverhältnisse ein lebhafte
Gespriich unterhielten.
Noch ein Stockwerk höher befand
sich die Kuche, an deren vorderemEnde
das kleine herrschen des Steuermann-«
ankebracht war. der. von diesem er
go ten Meer das Strombett weithin
begchanennäkxizgeändigs Hasnåodas
zeu . rt rge rn
Æl , Je schwarze Säulen die weiße
Rasse des Bootes haube überra
d, entsagt-ten aus ihren dunklen
seh-engen dichte Roms-vollem die,
m der ruhte-U Luft Ists-Fa gleich
W Laut-schleift weit nter dem
" sichtbar bliebe-n Das große
U der W Seite der Sal
die W an der « des
O
Durch die Kraft der gen-alt en
Maschine getrieben, Iderwand r
»Robert Mitchell« sa spielend die
starke Strömung des lusseö, schwenk
te leicht um die drohenden Sandbiinle
und lief dann nach der rechten Seite
hinüber, wo die zahlreicher treibenden
Baumstämme den hauptstrom und
somit tieferes Fahrwasset anzeigten.
Der glänzende Salon der oberen
Etage mit seinem teppichbelegten Fuß
brden, seinen dilder- und spiegelde
deckten Wänden, mit seinen eleganten
Möbeln, seinem prächtigen Kronleucky
ter, mit allen jenen Bequemlichkeiten,
jenem Luxus ausgestattet durch wel
chen amerikanische Verkehrsanstalten
den Vorrang über jene aller anderen
Nationen errungen haben, die lustige,
gegen Sonnenstrahlen durch ein
Schirmdach geschätzte Galletie: dies
sind die Räume, in denen der vermö
gende Reifende die achttägiae Fahrt
mit jener Ruhe und Behaglichteit zu
rifsckzuleqen im Stande ist, die ihm die
Entfernung vom Haufe fast gar nicht
fühlbar wachen, die Strapazen der
Reise auf ein Minimum reduzircn·
Ein Stück echten, unruhigen Reisen
bcns, ein wechselvolles Bild bieten Da
her auch die Salons nicht. Man be
findet sich ganz wie im Gastzimmer
eines roßen Hotels und man lang
weilt ich auch genau so wie in einem
solchen.
Welchen Gegensas bildet dagegen
das Deck. Ein wir-ers Durcheinander,
ein wildes Leben und Treiben, Rufen
nnd Drangen gestattet keinen Augen
blick Ruhe. Die Mississippi-Dampfe:
mit ihrem geringen Tiefgang besitzen
keine Räume unter Dekl. Die Dampf
kessel, die Maschine, der anze trei
bende Apparat, die ganze tzsracht de
finden sich über dem Wasserspiegel,« die
Maschine ungefähr in der Mitte des
Schiffes. Die Osenthiiren glühen
und strömen eine versengend-e the
aus, die hebel und Kolben zisehen und
stampfen, Neger, nur mit dem Aller
nothwendigsten bekleidet, rühren, in
der mit dem büfselledernen Handschl
bewehrten Hand die eiserne Schär
stanae schwingend, in den glühenden
Schlünden umher, um die Gluth Zur
lischften Höhe anzufachen Rechts und
lintsj ausgeschüttete Kohlenhaufen ver
sperren selbst den schmalen Durchaanq
kirch, den die aufgesiapelten Frucht-gü
ter frei gelassen haben. Decknrbeitcr,
cllen Menschenrassem allen Nationen
anaehiirend, verrichten emsiq ihr Wert,
rillen Kisten und Fässer sinaend und
schreiend hin und her mit der vollkom
niensten Nichtachtung der Gliedmaßen
aller im Wege Stehenden. Wer nicht
ausweicht, wird mit einem rohenWart
zur Seite gestoßen. Wer ist es denn
auch, der sich hier aufhält? Schlech
tes Volk, das keinen Cent in derTasche
hat« das sast siir »gar nichts« fährt,
auf das man also auch teine Rücksicht
zn nehmen braucht. Eine erstickende
hine füllt diesen entsehlichen Raum,
von dem die aus allen Seiten wie eine
Mauer ausgestapelten Gütermassen je
den Luftzug abhalten.
Beilagenswerth sind Diejeniqen,
welche der Mangel an allen Mitteln
zwingt, in dieser Hölle von Feuer,
Tosen und Qualm acht Tage zu leben I
ohne jede Bequemlichkeit, ohne einen
Stuhl. selbst ohne eine Schlafftiitte.
im Hinterth des Schiffes befindet
sich gewöhnlich ein kleiner eiserner
Ofen, aus welchem es ihnen gestattet
ist sich ihre Mahlzeit zu kochen. vor
ausgesetzt, daß sie Mundoorräthe mit
genommen haben Das Zwischendeet
eines Auswandererschisses ist einEden
geaen diesen Aufenthalt:
Den Tag über ist es noch zu ertra
gen, aber wenn der Abend herein
biicht, offenbart sich das Elend in sei
ner ganzen Größe Jeder, ohne Un
terschied des Alters und Geschlechte3.
siehst sieh da ein Plötzchen wo er sich
arssirecken kann, ohne gestoßen oder
getreten zu werden, ein Plätzchen wo
er dem Schlas ein paar StundenRuhe
und Vergessenheit abringen kann.
Und sie schlafen, die Armen, troy des
stampfenden Getöseå der Maschine
trotz Hihe und Qualm, si nd auf
Kornsäcken, hingestreckt an Baum
wollenballen, und die düstere Gluth
der Desen wirst einen vertliirenden
Glanz aus die von Noth und Elend i
gebleichten Gesichter der arbeitsamen
Armen oder auf die trotzigen und
rohen Physiognomien der Rowdies
und Verbrecher.
Ganz an der Spi des Bootes,
nicht weit von der s aggenstange, wo
der kühle Lustzug den Aufenthalt zu
einem halbwegs erträglichen macht
saß an dem Tage, von welchem wi:
sprechen, ein junger Mann aus einem
kleinen Fasse den Rücken nachlässig
an einen Baumwollenballen gelehnt.
Die zierliche, kaum mittelgroße, aber
biegsame und elegante Gestalt des
etwa sünsundzwanzigjährigen Jüng
lings war mit einem gewöhnlichem
Hist ärmlichen Anzug bekleidet, dessen
neednung indessen eine gewisse
Sorgxalt vereieth Deebe amerikani
iits he, ein paar weite
braungrane ntleider, ein roth und
weiß aeftteiites Baumwollenhemd,
dessen iibergeschlagener Kra en durch
ein sehntzed haldtnch zu Unmenge
lten wurde, bildeten den anzen
nzng des Mannes. Eine ntle
Zacke. ein kleines Reisebiindel und ein
keitteiiinpiqer Strahl-un der ebenso
wie die til-eigen Gegenstände von lan
gem nnd anhaltende-n Gebrauche
te- WMW ihm am Beideni
MEDIZPW , die auf
Baues PW thut-etc hinkt-it
Mcsl MMFJÆM und
Sohn besserer Stände, Die Gesichts
züge waren regelmäßig und einneh
mend, von jenem interessantenSchnitt,
der das Auge des Beschauers unwill
tiirlich fesseln Blondes Haar um
rahmte in natürlichen Locken die weiße
Stirn und das tiefgebriiunte Antlit,
ei tiese schrnerzliche Falten Hosen
ich von der seinen Nase um den tei
nen, sestgeschlossenen Mund. Die
großen blaugrauen Augen blickten·un
verwandt in träumerischem Braten
aus die rauschenden Wellen nnd die
düsteren Contouren de- Urwaldes.
Die kleinen, braunen und schwielrgen
Hände, denen man es ansah, daß sie
schwere, vielleicht ungewohnte Arbeit
hatten verrichten müssen, waren aus
dem Schooße tramvfhast gesaltet.
Das Leben an Bord ging seinen
lärmenden Gang, Mittag war schon ;
Veriiber und noch immer saß der ju- s
acndliche Passagier aus derselben ;
Stelle. Selbst die schweren Regen-· i
ttcpsen, die langsam zu fallen began- i
1
i
i
l
nen. vermochten nicht, ihn aus seinem »
Brüten auszuschreckem als plötzlich
: eine Hand sich aus seine Schulter leate ’
und ihn seinem Sinnen entriß. Ein
Mann in schwarzem Anzug, eine
Mütze mit breitem Goldreif, die ihn
als Cassirer des Dampsers legiti
mirte, aus dem Kopfe, stand vor ihm. «
»Billet. Sir!« saqte der Mann, in- s
dem er ihn durchdringend musterte. i
Der Anakredte sprana aus und
stand einen Augenblick wie aus schwe
rem Traum erwachend, unschliissig,
was er erwidern sollte.
»Ich habe lein5!« sagte er dann
und schüttelte trüb mit dem Kapse.
«Wohin wollt Ihr's« fuhr der An
dere fort, indem er eine Brieftasche
hervorzog, aus welcher er ein zur
Hälfte bedrucktez Stückchen Papier in
Frer einer Visitenlarte entnahm und
sich anschickte, mit einem Bleistist ei
nige Notizen daraus zu machen.
»Ich wollte nach St. Louis, Arbeit
s:rchen.«
Wem Jhk seid schon seit New 7
Orleans an Bord?«
Der Jüngling nicktr.
»Al! right! St. Louis — Dreherei
sage — macht stins Doktor-W subr der
Andere fort, den Endpuntt der Fahrt,
s.«wie den Preis ans der Karte noti
rend. »Hier ist Euer Billet, Monnt«
Der Passagier zögerte einen Augen
blick, während tiefes Noth seine Wan
gen übergoß, dann sagte er leise:
»Ich babe kein Geld! Jch tnill ar
betten. was Sie mir immer anstraqen
werden« um meine Passe-ge til-zuver
dienen."
Arbeitens Hem« —- murmelte der
Kassirer, indem er die Zierliche Gestalt
des Spec-spenden vom Kopf bis zu den
Füßen tnusteite. »Aedeiten! schlechtes
Geschäft, Sir! das will Jeder, da
möchten wir bald umsonst fahren.
Nichts da, Mann! Dreht Eure Ta
schen einmal um, vielleicht sollen noch
drei Doktors heraus. Jbr seid ein
crmer Teufel, seh’ ich! sollt siir drei
Dollarb fahren!«
»Ich habe nicht- einen Cent!« wie
derholte der Jüngling, »lassen Sie
nich arbeiten, ich bin start nnd werde
Alles thun« wag Sie verlangen. Glan-v
ben Sie mir, nur die Noth, die voll
ständige Unmöglichkeit, in New Or
leens noch Arbeit zu bekommen, hat
mich sortgetrieben, um zu versuchen,
ob ich nicht in St. Louis mein Brod
verdienen kann-« .
»Seht nicht, Sir!« murrte der Be
cntte, »wenn Ihr kein Geld habt,
müszt Ihr aussteigen. Der Kapitän
hat streng verboten, noch irgend Je
issand als Arbeiter mitzunehmen. « u
riel von der Sorte, Sir! Also hier tit
Euer Billet, zahlt oder ich lasse Euch
an’s Land setzen!«
Bei dieser Drohung. deren Ernst er
in vollem Maße zu würdigen verstand,
versärbte s:ch das Antliß des blinden
Passagiers.
»Um Gottes willen," ries er, »Sie
treiben mich doch nicht in dieser Wild
niß hilflos an’3 Land setzen? Seien
Sie barmherzig, lassen Sie mich ar
beiten« es soll Ihr Schade nicht sein«
nihmen Sie auch noch meine Sachen,
Alles, was ich habe, nur setzen Sie
mich nicht aust«
»Unsinn!« erwiederte der Kassiter,
,lann Euren Kram nicht brauchen
ebnso wenig als Eure Arbeits«
,,Nehmen Sie, nehmen Sie! Oder
nenn Jhnen die Sachen zu werthlos
erscheinen, so slehe ich Sie nochmals
an: lassen Sie mich arbeiten! Jch wil!
in St. Louis Tag und Nacht mich Id
miihen, um Ihnen das Fahraeld he
zadlen zu können. Jch bin tein Be
triiaer, ich bin ein ehrlicher Mann. die
Noth, die entse liche Noth hat mich ge
trieben. das oot zu betreten, ohne
die Mittel zu besihem meine Passnge
zahlen zu können. Lassen Sie iich er
weichen, herr! ich werde es Ihnen
mein Leben lang danken!« Die
Stimme des Sprechenden zitterte und
er hatte Mühe, die heraussteigenden
Thriinen niederzutiimpsen.
»Kann nicht helfen,« brummte der
Beamte, »schlechte Zeiten« weiß ich!
Sollten wir Jeden mitnehmen, der
bittet, gingen wir ebenfalls izu Grun
de. Sport Eure Worte, S
r! habt
Ibt Geld. so gebt schnell. ich habe nicht
Hei-. mich lange mit Euch auszuhals "
en.« -
Der junge Mann biß die Zähne zu- ’
samtnen tind schüttelte mit wildem
Blick den Ko .
»Weil! Die Maschine hemmen —
linis an's Uset halten, Pomtini —
Jemand will ais-stehest« schrie der
Architek
CMWI W-)
WUOOOOOOWW
Ifür die Jugend. Z
WW
Wenn d.r Arzt kommt.
Wie man sich zii verhalten bat, wenn
der Doktor kommt, ist Sache deg an
gebornen Tattgefiihles. Eigentlich
wäre tein Wort darüber zu verlieren.
Man gebe sich einfach- ausrichttg und
natürlich, was überhaupt immer der
beste Weg durchs Leben ist.
Und doch tann der Kranke oder seine
Umgebung deni Arzt sehr oft eine
schwierige Ausgabe erleichtern —- oder
erschweren.
Manche Patienten —- besonders tie
fer an elegte Naturen —- rieigen dazu,
ihr Leiden schwer zu nehmen. Oft fehlt
dcmit die auptsache zum Gesund
ihrien das ertrauen zum Arzt und
treiben: nämlich die freudige, zuver
sichtliche Grundstimniung, aus der her
aus der Leidende ruft: »Ich will ge
sund werden: ich will es; und du
wußt mir helfen; du tannst es."
Wenn die Kranken nur immer be
diichten, wieviel sie selbst dazu thun
tönnten, um ihre Krankheit schneller
zai überwinden!
Dazu gehört in erster Linie der feste
Wille« Energie gegen sich selbst!
Und Vertrauen zum Arzt!
Der Kranke wird ruhiger, wenn
sein Ohr die nahenden Schritte des
Helferg vernimmt; erleichtert atmet er
aus« wenn er seine sieberbeiße Hand
in die vertrauenerweetende Rechte ds
Dottorg legen kann; er lauscht auf die
beruhigenden Worte, und stiller Friede
zieht in seine Seele. »
Es gibt aber auch Kranke, die nicht ?
gesund sein wollen; junge Mädchen, s
die es interessant finden, die Leidenve s
zu spielen. Kaum vernebmbar ani- l
irrrten sie mit schwacher Stimme auf
die gestellten Fragen; manchmal auch s
gar nicht. Zieren und genieren, das s
ist allerdings dem Arzte gegenüber am
allerwenigsten angebracht.
Denn der Arzt muß ein richtiges
i:iid vollständiges Kranlheitsbild aes
minnen; das i aber ganz iiiimiialich,
wenn man, wie mir ein junges Mäd:
chen harmlos erzählte, grundsätzlich
seine sämtlichen Fraaen mit »Ja« be
antwortet, nur iuii moglichst schnell
das lästige Eramen beendet zu habet-«
Sei auirichtig dem Arzt gegenüber!
Du thust dir selbst damit den größ
ter· Gefallen. Natürliche Dinge mits
seii so natürlich und selbstverständlich
wie mögtich behandelt werden.
Sei gehorsam!
Sind alle Vorschriften des Arztes
gewissenhaft erfüllt? . . .
Wie war es init dem nächtlichen
Umschlagi . . .
Nach kurzer seit war er dir lästig,
du haft ihn ein ach beiseite gelegt und
nigeerneuert wie verordnet war.
r Arzt aber wundert sich am an
dern Tage, den Zustand nicht gebessert
zu finden.
.Wiederholen Sie die Packungt«
sagt er.
Nun aber heraus mit der Wahrheit
und offen gesagt: Wir haben den Uni
schlag beiseite gelegt, da er uns lästig
ital-.
Wie soll sonst der Arzt einen richti
gen Ueberblick über den Verlan deä
Gesundungsprozcsses betommeni
Ein sonst recht tlugeö, träntliches,
jun es Mädchen. sagte uns einst, man
mit e dein Arzte gegenüber etwas
übertreiben. damit er auch dem Krani
heitsfall seine volle Aufmerksamteit
zuwende. s
Als ob das nötig walks
Natürlich oerordnet der Arzt dann
viel einareisendse Mittel, als der Zu
stcnd bedingt· «
Oder er durchschaut den Patienten
nnd ist unangenehrn davon berührt.
Goethe sagt: »Man mertt die Absicht,
und rnan wird versiiinrnt.«
Warum nicht lieder ganz offen, ohne
alle Nebenaedanten, dem Arzt eine
möglichst getreue Schilderung feines
Zuftandes neben?
Durch liebenswürdige Offenheit er- «
weckt man am eheften sein freundliches
Interesse.
Auch der Arzt ift ein Mensch
Und es ist einfach menschlich, daß er
dein liebnswiirdiaen Kranken mehr
Interesse entgegenhtingt, als unanae
nehmen launenhasten, verdrießlichen
Patienten.
Da heißt es: »Herr Doktor, Sie
haben wieder schlechtes Wetter mitge
drachtl« Nun, wenn der Arzt auch
fiir denBarorneterftand verantwortlich
gemacht wird, dann wird er auch ein
mal unliebenzwiirdig.
Wie selten dentt jemand daran, dem
bezahlten Arzt noch besonders zu dan
ten es sei denn, dasz er sich außerge
wöhnlich angestrengt hat.
Und dann wenn das Töchterchen gar
Arantenwiirterin fein mußt
Jeh las einmal den Ausspruch:
»Eure gute Tochter sei der Sonnen
schein des hemmt'
Mild und helebend wie ein Son
nenstrahl soll sie dann walten im Zim
iner der tranken Mutter Geräusch
loj sieh bewegend sorgt sie siir kühlen
den Trant, und riiett die tiissenu Tuc;
re t le t die tleine band aus
bei ie St rn, und hält Störung und
Unruhe seen. Auch ohne viele Worte
Tverriitf sie, was die Vlies-te Mutter
I haben will; sie liest die ilnsehe an den
Au en ab .
A t kommt.
Ohne und ohne Unruhe geht sie
ihm ent sen. ft Berti-zu erstat
ten fo gut sie d s tin Reben-immer,
L
uin nicht die Kranke durch die Schil
derung ihres Bestandes und etwa da
ran geknüpfte ossnungen und Be
sttrch un en auszuregen «
Der rzt fühlt den Puls und zeihit
die Schläge. , . .
Da tritt das Mädchen mit einer
geslüsterten Frage an ihre junge Her
rin heran. «
Küstern im Krankenzimmer! «
ieg umsonst gilt es stir anschick
lichr ier besonders ist es unstatthaft;
die Kranke dentt natürlich: Es geht
etwas vor; du sollst es nicht wissen.
Und meistens hört sie es doch.
Denn während ost die andern
SMAL. Geschmack und Geruch beson
ders, durch die Krankheit beeinträetp
tigt werden, ist der Gehörssnm hoch
xsradig erregt; daher die Empfind
lcchtett der Leidenden gegen laute I
Schritte, knartende Schuhe, gutes-i
schende Thieren, Teppichkiopscn uziz
Hrse u. s. w
Abcr nicht nur die Rücksicht cus den
Krantem auch die Rücksicht aus den i
Arzt verbietet das Flüstern; es stört
ihn ebenfalls. Darum wird die takt
Volle Tochter des Hauses dem stören
den Mädchen einen Wink geben und
nicht in den gleichen Fehler verfallen
Mit gespannter Aufmerlsamkeit
nimmt sie die Anordnungen des Ar tes
entgegen; gewissenhast wird die Fie
berliste geführt, und jede Vorschrist
peinlich genau befolgt.
Und welch schöner Lohn winkt ihr.
wenn die genesende Mutter sie liebe
voll anblickt, und die blossen ände
liegen segnend aus dem Scheite des
guten Kindes, das sie gesund pflegt.
Der Doktor aber nickt, und sagt aus
das junge Mädchen deutend: »Mein
1
bester Assistent!«
Ein musikalischer Papagei. «
dummele
Reinhold Werner, der belannte
Reuter-Admiral in der laiferlich deut
schen Marine, erzählt in seinen Erin
nerunaen und Bildern aus dem See
leben folgende wolaeratene Ausschnei
derei eines Schiffsföhnrichsr »Vor
vier Jahren war ich mit der »Wefpe«,
einer ameritanischen Kriegshrigg, in
Rio de Janeiro. Wir lagen mehrere
Menate dort, machten allerlei Be
tcnntschaftem und unter anderen
lesrnte ich auch eine-« Tages einen deut
schen Herrn kennen, der etwa 5 Meilen
von Rio sich angsiedelt hatte. Wir san-«
den Gefallen aneinander und wurden
bald recht befreunden Er lud mich
dringend zu einem Besuche auf seiner
Besitzung ein, und ich ritt mit ihm
hinaus-. Unser Weg führte durch ein
prachtvolles Stück Urwald, ehe wir an
fein Haus gelangten, das am Fuße
eines ziemlich steilen Berges elegen
isnd von üppigen Laffen und« urtei
plantagen umgehen war. Jn dem
Walde fielen mir große Scharen schö
ner Papageien anf. Sie zeichneten sich
nicht nur durch ihr wundervolles Ge
fieder, sondern namentlich durch den
melodischen Klang ihrer Stimme aus«
während man doch sonst von diesen
Vögeln nur widerliches Getreifch ver
nimmt. »Sie werden ein schönes
Exemplar in meinem Hause sehen,"
erzählte mein Freund. »Ich habe es
vor einem Jahre aus dem Neste gehott
und auferzogen. Merkwiirdig ist seine
musikalische Begabun und seine
llangvolle Stimme. r Versucht alle
in meinem hause gehörten Lieder
nachzufingen und bei e nigen gelingt
es ihm vortrefflich Namentlichfcheint
ihm »Wer hat dich. du schöner Wald«
u gefallen, das von meinen Kindern
ofan als Quartett gesungen wird.
Er reproduziert es ohne den leisesten
Fehler und volltommen rein." Als ,
wir vor dem Hause meines Freundes
antamen, hatte ich Gelegenheit sofort
die Bekanntschast dieses merkwürdigen
Vogels zu machen. Jch blieb einige
Tage aus dem Landgut und fand die
erniihmten Vorzüge bestätigt. Gar zu
gerne hätte ich den Papagei gehabt,
aber er war offenbar meinem Freunde
cne herz gewachsen, so daß ich aar
nicht wagte, ihn darum anzugehen
Zwei Jahre daraus kam ich wieder
mit dem »Bu2hear« nach Rio und be
schloß, sobal als thunlich die Be
sihung meines Freundes auszusuchen
Ich mietete ein Maultier und trat, von
einem Führer begleitet, den Weg an.
liben vor Dunkelwerden gelangten wir
. auch glücklich an den Ort unserer Be
stimmung, aber wer beschreibt meinen
Schrecken, als wir aus dem Walde
traten und uns statt des einladenden
Hauses, das mich vor zwei Jahren so
acstsrei aufgenommen, nur einen
Trümmerhaufen entgegenstarrte. Ein
Bergsturz hatte den größten Teil der
Gebäude begraben: das Uebrige war
niedergebrannt, alles öde und verlas
sen. Mit taser Trauer schickte ich
mich zum Rückweg an. Es war jedoch
so duntel geworden, daß wir den Psad
durch den Urwald nicht zu erkennen
vermochten, und so blieb uns nichts
übrig, als die Nacht unter srerem him
mel zuzubringew Wir sesselten unsere
Maultiere, schnittten dann die Hänge
nsatten, die wir siir alle Falle mitge
nommen, zwischen den Bäumen auf
und ruhten unter dem dichten Laub
dach des Urwaldes ganz behaglich.
Am andern Morgen erweckte mich
ein aus der Ferne ertönender Gesang. .
Jm halbschlase konnte ich mi zuerst
nicht recht orientiren; als ganz
wach wurde, erkannte ich edoch das
Lied: »Wer hat dich, du s «nerWald.««
Es ward vierstimmig gsungem klang
aber so voll, daß jede timme wenia
stens zehnsach besth sein munte; Ver
gebens sah ich mich nach den Sangern
inn; niemand war zu entdecken. Da
auf einmal verstummte der Gesang.
Ji. den Kronen der mächtigen Bäume
rauschte et mit tausend-M Flügel
fchlag. Eine ahltose r Papa
eien erhob ich aus dein dunklen
Daube, um sich ganz in unserer Nähe
niederzulassen Ein besonders MS
Exemplar setzte sich keine zehn Faß
von mir ent ernt. Ich freute mich hq -
das prachtvolle Tier —- da öffnet e· -
den Schnabel und intoniert. Mit wun
dervoller Prärision fallen die übrigen
Paoageien oierstiinmiq ein und der
zweite Vers des Liedes ertlinatjnit
einer Schönheit und Fülle des Ton s
wie ich es nie gehört. Jch war au
tiefste erregt; mein Führer glaubte an
Zauberei. Auch die Maultiere waren
wie wirr. Eine Weile standen sie mit
qcspitzten Ohren und geblähten Niik l
inm. dann stieß das eine einen Laufs1
arg, der wie fchmetternder Trompeten
tcn durch den Wald klang. Die Papa-il
anen wurden dadurch so erschreckt, daß i
fis plotzlich ihren Gesang unterbrachen i
und sich in dichten Scharen erhoben, -
um davon-ilsliegen.
Nur ein Tier blieb zurück; es war
dasjenige, welche-z intoniert hatte;
aber sein Bleiben war lein freiwilliges.
Jst offenbarer Angst flatterte es auf
dem Zweige, wo es saß, hin und her.
Jch spkang hinzu, und nun löste sich
US Mittel des gehörten Quartettä· «
CI war der Papagei meines verun
.uckten Freundes. Er hatte noch die
Mk Um Fuß Und sich mit dieser in
dem Ast Ptkschlungem so daß er nicht
kaT UND Ich th gktiftn konnte. Wahr
schkmlich war er bei dem Bergsturze
entlonirnen und hatte nach dem Bek
luft seines Herrn die alte Waldesheis
Inst FUfgefucht Dort muß er dann (
in seiner außerordentlichen Vorliebe
itzt Musik, seinen Kameraden jenes!
Lied oierstimmig einqeiibt haben . . . .
Sie werden mir zugeben, meine herein
daß dies fiir einen Vogel alles Mög
liche ist, und wenn ich nicht alles er
lebt hatte, würde ich es selbst kaum
glauben-« l
Eine tapfxre That. «
Ein furchtbarer Brand hatte im
«al;re 1766 mehrere Häuser einer grö
fzuin Stadt er kiffen. Trrfelde ver
breitete fich um To fchneller und loderte ».
um fo heftiger empor, als jene Häuser «
fehr arinfelig und faft ganz aus Holz
acbaut waren. Dazu entfachte noch ein
ftarler Wind die Kraft des Feuers;
die Flcmmen schlugen aus den Dö
chern, alle Balken brannten, und da ·
schon mehrere Giebel in das Glutmeer
gestürzt waren, fo tiirchtete man einen
allgemeinen, baldiacm Zufamrnen
titsch. Die Speisen niitzten nichts, wie
fel;r sie auch ar eiteten, und niemand
wagte sich mehr in die Nähe diefer
dräuenden Mauern.
Inmitten des Geschreis einer auf
gereqten Menge zog eine fchmerzbe
rregte Frau durch ihr erqreifendeöGes
bahren alles Augen auf sich; es war
eine Mutter. Die Unaliieiliche, deren 4
Antlitz von Tl tönen itberftrömy
wurde. fah, wie die wütenden laws-N
nien sich einer Kammer im verten
Stockwerk näherten. in welcher sie,
durch Schrecken und Aufre uns ver
wirrt, zwei Kinder in ihren etten zu
rückgelassen hatte. Auf den Knieen
liegnd, die Hände zum himmel erho- «
ben, den Tod im Herzen tragend, die
Augen auf die Flammen geheftet —
welche unaufhörlich um sich griffen ·
und die Unglückliche faft mit ihrem
heißen Atem verfenaten —- bezeichnetei
sie die Stelleroihre Kleinen lagen,
flehte um Hilfe Jnd — erweckte nur «
das nutzlofe Mitleid der umherftehen
ten Menschen. «
Da stürzten zirei Bruder —-—— zwei
Grenadiere eines Jnsanteriereqimentst«
das in jenem Städtchen vorübergehend
in Garnison laa, üter brennendeBal
ten nach der Kammer hin. in der sich
die bedrohten Kinder befanden. Plötz
lich verschwanden die beiden Männer
in den emporivtrbelnden Nauchiwlten,
und kam waren sie in die Kammer ein
getreten. als auch schon die Hälfte des
Hauses laut krachend zusammenbrach.
Doch plößlich erschienen die beiden
tat-irren Brüder wieder.
Jhre Kleider waren halb verbrannt,
ihke Haare dersenat bis aus die Wur
ze n.
Doch jeder dersellen trua ein Kind
in seinen Armen und reichte es der
Mutter, die bei dem Anblick ihrer noch
nnrsrsehrten Lieblinge ihre Kriiste
schti Zwieder gewann, während die
Zeschauer Nute der Bewunderung
aus-stießen und der Rest desGebäudes,
eine gewaltige Jeuersiiule emporivirs
belnd, voll in sich iusammenstürztr.
——s—.-—-—
Biiesmarlenscimmler wird es inte
resstren,» daß die Ausgabe neuer
deutschlandrscher Briesmarten in den
Renniverthen von 40, 80 Ps» I, 2, Z
und 5 Mart bereits nahe bevor teht.
Die deutsche Geschiistötvelt hatte schon
lange wegen· der Anfertigung derarti
ger Werthzetchemdie namentlich sur
aujwartige Briesschasteii sehr er
ivun cht waren, beim Reichspostumte
Var ellungen gemacht, doch wurde
srliher stets »die Bedürfniszsra e ver
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ist out Imng der Staatskunst-E
b. Vodbielslr zurückzuführen Die ·
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