m Wenn einer gklitt Ini. Novelleile von J. Da l d e n. Der Schnellqu von ranlfuri .kommend, durcheilt die Na i! Wie eine dunkle, durch List-wankte erhellte Schlange windet er sich stöhnend und schnaudend durch schweigende Felder, über iosende Flüsse und dunkle Abs runde, an Wäldern vorüber, die wie chwarze Colosse sich aus dem blauwei en Mondnebel heben. Das Rauchers oupe erster Klasse ist nur von einem «· einzigen Reisenden besetzt Der blaue Wollschirm verhüllt die eine Seite der grell strahlenden Deckenlampe, eine weiche blaue Dämmerung erfüllt den kleinen, warmen Raum. Du Reifende ist ein junger badischer Offizier. Er hat den grauen Mantel lose umge hängt, und das feurige Noth des Kra gens hebt den brünetten Typus dieses aussallend schönen Gefichtes noch Mehl hervor ( , Ethatte versucht zu schlafen, schleiii derke aber jetzt mit einem Ausdrucke der Ungeduld den seidenen Puff in die andere Ecke. i Müde ist er zum Umsintem direttj vorn Dienst zum hauptmann vom hauptniann zum Bahnbof, und acht-l zehn Stunden unterwegs — —- keine meitiigteiti Und wenn er nun dennoch zu spat kämei —- Zu spät! Ubet nein, er sieht zu schwarz! Das Schicksal hatte ihn bisher durchaus nicht schlecht behandelt —- im Gegen FUU Es hat« ihm eine siebenzackige rone zu dein hübschen Namen Gregor von Gellingen gelegt, ihn mit Brüdern und Schwestern verschont, und dafiir ans ihn allein die dunkle Polenschön heit der Mutter concentriri. Es hat ihm die Gabe verliehen, die wenigen Goldkärner seines Wissens stets zur rechten Zeit an’s Tageslicht zu för dern, und eine verblüffende Ungewitt it, überall sich den besten und ersten las anzueignen Nur Eines hat di: laumnhafte Göttin bei diesem ihrem Lieblingblinde vergessen: »Die asi dene Wünschelrutbet Gregor von Gel lt en kümmerte es wenig. Gab es eixi sch neres Leben, als das Soldaten lebeni Die Kameraden lehrten es ihm, bis er schließlich fiir Alle der Lehrmei ster war. Denn Keiner verstand ein Pest reizender zu arrangiren, einen ed en Tropfen tiessinniger zu probirei-., den Souderän »incpgnito« besser zu markiren, als er, der schöne Gregor-I Man war empört, man war einfach staftlos, als das Lieblin zkind des Essindtisches urplößtich versetzt ward, und zwar in das iämmerlichste Fröh winket der schlesisch-pdlnischen Grenze Aber man war sprachlos, als kaum nach einein Vierteljahr ein feingesiochc: neö Cartonblatt in die Casinorunde wirbelte: Der schöne Gregor ·—- dei Herzenöbrecher und flüchtiaste Schmet terling — er hat sich verlobtl . Natürlich war sie bürgerlich und da iuni gedie en reich. himme , was hatte der Mensch, der Gellingem fiir ein Heidengliickt Wie tte man ihn bedauert, als er dem chönen Badener Land hatte Ade sagen müssen, wie viel Liebeigaben und Wünsche hatte man dem scheidenden Kameraden mit auf den Weg in die Pollackei gegeben. Und nunk Kaum den Fuß in das Nest gesetzt, und schon fällt ihm ein reizendes, rei cher Mär-ei vor vie Fuße Ach, ch or — Gregor! Wie viel neidvolle åeufzer klingen in Deinen Namenl Wie gerne ginge man gleich Dir in die Berbannung, um nach Jahresfriit zum alten Regixnent zurückzukehren mit dem ersten Stern auf der Achsel-v klappe und schöner und lebengfrischer, denn je. «Bist Du glücklich, Gregor?« lsu Bitte sein bester Freund, der kleins: ii aw, ihn einmal gefragt. nd er hatte init seinem langsamen, gefährlichen Lächeln geantwortet: »Wenn Du derlobt wärest, niein Jun ge, würdest Du nicht fragen!« . , Seltsam. daß er gerade jeßt an diese grage denten mußte in der Stille der acht, auf dieser schtvei nden Fahrt, wo er so ganz allein au sich angewie sen war. »Bist Du wirklich glücklich, Gre York —- lo hatte sie auch gefragt, die leine, blondhaarige Braut, die er in Schlesien zurückgelassen hatte. »Bist Du wirklich aljictlich".«-« s «Eine o maßlose Zärtlichleit hatte in den « oeteu gelegen. und etwas so Bittenbes, Angstvolles in den dunkler Augen bee Fragerin. Wie genau er sich der Abschiede stunde zu entsinnen wußte! Wie deutlich er ihn vor sich sah, den tiefen, großen Salon mit dein roth sprühend-n Kaminseuer im hinter Stunde, ten dunklen, hochlehnigen Stühlen, den breiten Fenstern, zu ve nen das satt-le Tageslicht noch mühsam herein bönnnertr. «Sas.·,. ach sag’, hast Du mich lieb, Eise-Tor Ncht weit von dein hohen Ecktrui meau hatten sie gestanden, und über ihren blonden Kopf hinweg hatten seine Blicke bat breite Glas gesucht. »Warum schaust Du immer in den Spiegel, Gregch -—- Jch mag ihn nicht, er sa t mir nur« wie schön Du bist, und its. . ." Das wren ihre lehten Worte gen-e len, erstickt von feinen Küssen. Und doch nicht die leytent Noch im Treppen us hatte ihn der bi erreicht, wie e n let er, heiäzeee · : »Gregcr!'« Uni- et tte : . einmal umlenken müssen. breiten Stufen herab irae sie ihm ent egen ge legen in ihrer rais ieu, kkgvmschqifnichm Ledhqiiigüitx »Deinen-; mir, daß Du mir bald schreiben wirst! Jn jeder Woche nur Ieine Zeile —- ist das zu vielf« I Jn der ersten it hatte er HWcrt ge halten. Jeden onntag schrieb er ein Briefchen an sie in seiner schonen run sden Handschrift. Dann? — I Wie lan e hatte er ihr eigentlich nicht geschr ben? f Zum Reqimentsfest hatte er ihren iletzten Brief erhalten — vier, nein, »sechs Wochen waren darüber verstri. s n. I Arme Kleine! — Aber er würde sie .entsehiidigen, Ia, das würde er! » Er griff in die Brusttasche, da steckte noch die zerlnitterte Depesche seines zu stiinfti en Schwiegervaters: Hall fUrlau möglich, sofort kommen. Jrene ertrantt! - - Ratting.« Er schob das Blatt in die Tasche. »Auch nicht der Schatten einer Sorge idammerte ihm auf. « Es war ihm ja nach nie etwas fehl geschlagen in seinem schönen, glänzen den Lieutcnantsdafeint Sorgen? Hatte nicht ber alte Ratting für im« mer reine Bahn geschaffen mit den Worten: »Das ist nun meine Sache, Gregor! Mache Du das Jrenerl glück lich -—- das ist mein bester Dant!« O ja, er hatte eine gute Wahl ge troffen! Selbst vor der berüchti ten Schwiegermama hatte ihn sein ·ck: sal bewahrt und ihn nur mit einem äußerst generösen Schwiegervater bes dacht. Gewiß· er würde sie liicklich ma-— chenl —- Die Ferne erst tte ihn ge lehrt, wie gut er ihr war! Es tte Stunden gegeben, wo er sich that äch lich in das häßliche, polnische Nest zu rückgesehnt hatte, wo der Tag nur dem anstrengend-en Dienste gehörte und der Abend ihr! Jeden Nachmittag war er nach Romiclow hinaus geritten, und meist war sie ihm dann aus dem Gold suchs entgegen gekommen. Er sah sie gern zu Pferde Der tnappe, einfache Reitanzug der schleierumwehte Cylinder ileideten sie besser, wie die grellfarbigen Modetoi leiten. Und während er die lässigc. Kühnheit bewunderte, mit der sie ein J Hindernis nahm« verglich er sie heim- ! lich mit den Damen seines Regiments, und sein triumphirend Refume blieb immer: »Sie wird ihre Sache ma chen!« Ein greller Psisf zerreißt die Still-» «Gnefen! FünfMinuten!« feifere Stimmen wiederholen den Nu . die Coupefenster fliegen auf und schallend wieder zu. Gregor von Gellingen blickt suchend über den leeren Perron. Ein Mann in blauer Linne, die Mütze in der Hand, iomnit ihm ent gegen. »Da sind Sie ja, Friedrich!« »Der Herr lassen uin Entschuldi gung bitten, er tonnte nicht selbst fays ren wegen unserem Fräulein!« »Besorgen Sie mir schleunigst das Gepack, t’sriedrict)!'« Ein scharfer Wind fegt um die Ecken des Bahnhoss - Gebäudes, und fru stelnd schlägt der junge Osfizier den Mantellragen hoch. hart an der Bahnlinie fährt jetzt ein prachtvolles Juckergespann in schlankem Trabe vor. Der Blick des Angelomnienen streift die tönzelnden Pferde. »Neues Gespann, Friedrich-« »Zu Befehl, Herr Baron!« Weit aus greifen die Füchse, in Windeseile fliegt der leichte Wagen die niorgenstille Chaussee hinab-s Der stürmischen Nacht scheint esn Sonnentag folgen zu wollen! Strahlensörmig blitzt ei- gluthroth im Osten auf, die geil-weißen Wollen zu slatternden Nebelfetzen zerreißend. Ein weißlicher Reif liegt iiber dein bunten Laub, über den zur Winterxaat gerüfteten Feldern. Frühling du tetc und blühte längs den Hecken, da er die sen· Weg zum letzten Male gesehen! Der Wagen biegt lints ab, eine Al lee von hundertjiihrigen Eichen hat ihn aufgenommen. Sie fiihrt in fchnurg . rader Richtung zum rrenhause h n auf, das grau un wetterzerrissenl durch die entblätterten Bäume grüßt Mit eine scharfen Curve nehmen die Füchse das grosse Rasenrondell, ums hart an der tleinen Terrassensront zul Ucll- . Jn der offenen Thük des Hauses erJ scheint jetzt ein großer-, breitschulteri get Mann in grüner Jagdjoppe und» hohen Stulpstieseln. Er trägt der Bart, sowie das eraraute Haar sehr turz geschnitten, wie Jemand, der nicht Zeit hat, sich lange mit dem Spiegel zu» beschäftigen. s Greqor von Gellingen verläßt den Waqen »Guten Morgen, Papa!« ,,Gnt2n Morgen, mein Junge! Des ist schön, dass Du gleich aelommen bist -—-aber Du kommst zu spät!« »An spät . . .?' »Wer einer Stunde ist sie gestorben . . . . ganz still . . . ganz plötzlich!« Der Alte spricht jetzt schleppend und langsam, ohne sede Errequng, ohne eine äußere Bewegung des SchmerzeL «Geb’ nur in Dein Zimmer, Gre exor, nachher führe ich Dich zu ihr.« Es ist dasselbe qemiitbliche Gemach, das er stets bewohnt hat, und doch lommt es ihm verändert vor. Freilich, heute dusten teine Blumen in den großen, schweren Vasen des Kas mini, letn welcher Arm schmiegt sich in tosender Zärtlichkeit um seinen Nacken, tetn rosiger Mund iliistseet in sein-. Ohr: »Ist habe ich Dich endlich — endltck niederl« Uns dem Spiegel schceet ihm sein Autlts blas« lädt-W entgegen und doch verspürt er weder VII-gar noch Müdigkeit Abersw ich Jre«ne sehen, Pape-N r Schlinsigendß durchschreiten sie den tie sen Corridor. Die Früh-sowie sendet blaurothe Lichter durch die Buyenscheiben ice-J Treppenhauses, es ist so still in de-: grossen, reichen Haus. Jn dem Musilzimmer ist der Flü ael noch geöffnet, ein aufgeschlagen-Z Notenhest liegt aus dem Pult; auch in dem anstoßenden Boudoir herrscht die geniale Unordnung, die der Besitzerin eigen war. Mitten aus dem Tisch die Reitgerte mit goldenem Knauf, dane ben ein Strauß zerdrückter Wiesenbluis men. Und doch,- in all’ dem Durcheinan der kostspieliger Launen, kostbarer-klei nigleiten ein geniales, geschmaclvollce Arrangement, eigenartig und doch nicht ist-arr Eine grüngoldiae Dämmerun herrscht in dem anstoßenden Schlag e.mach Weit offen stehen die beiden nster, die Jalousien sind zur Hälfte derabgelassem Jst das Jrene Rattingi So fremd — so schön liegt sie da vor ihm in Spitzen und seidenen Decken. Weich und schwer sluihet das blonde Haar über die Kissen das schmal ge wordene Gesicht unnahmend. Die lan gen, dunklen Wimpern malen dlarli che Schatten um die geschlossenen Au gen und um den seinen Mund lagert sein sremdet, ernster Zug. : »Drei Wochen hat sie ohne Besin « nung gelegen! Vorgesdern habe ich noch Professor Willerö herberusen——Alles umsonst! Die gelehrten Herren, wenn es an’s Sterben geht, haben sie nur ihr Achselzucken und einen lateinischen Brocken. — Mein einzig Kind — rnein Stolz! Wozu habe ich nun ge lebt?« Der Schmerz des alten Mannij greist packend an das Herz des Ande-; ren. »Komm Papa —- lomm!" Und er zieht ihn sort in das reizende Boudoir, wo derweltte Blumen von der Bewoh nerin sprechen. »Es liegt nd Alles, wie sie es ver lassen hat. Da die Blumen hat sie noch heim gebracht von dem unseligen Ritt. Ein Brief siir Dich liegt noch dort un ter der Mappe2« »Danle, Papa!« ——— Gregor hält das Entwert, das seine Aufschrist trägt, in der Hand. Er öffnet es alsdann, während der Alte jetzt dasZinimer ver läßt. Mein Liebsteri Wenn Du diese Worte lesen wirst-— dann bist Du frei! — Jch habe heute einen weiten, weiten Ritt gemacht, quer durch die Heide bis an den Waldes rand! Der Tag war so schön! Und doch, schöne Herbsttage haben etwas so Schwermiithiaes in all’ ihrer Schön heit! —— Es ist wie bei einem Schwer lranten, der noch lächeln kann! Alle Blumen habe ich aepfliiclt« die ich sand,· noch ein schöner, bunter Strauß ists geworden, dann aber bin ich geritten immer querfeldein, daß die Halla mir beinahe zusammengebrochen ist. Und so heiß —- so glühend —- so athemles habe ich von dem eisgetühlten Wasser getrunken . . . denn ich will sterben, Gregor! Jch liebe Dich! Weißt Du, was lieben ist? Noch treisit Du es nicht! Wenn Du aber jetzt zu mir tämst, ohne Deinen glänzendenNamem ohne Rang, ohne Deine Schönheit, ohne das Alles-, was Dich siir die Welt so reich und be neidenswerth macht, wenn Du so zu mir läinst, nur mit dem Wort: »ich liebe Tich!« —- das wäre das Glück sin mich gewesen« das Glück, das Du mir nicht geben kannst! Was nützt mir der äußere Schein, -«« der Glanz, der Rang, den Du mir geben willst—-——wenn ich Dein Selbst, Dich selbst nicht errei chen kann . « Immer noch starrt Gregor auf das Briesblatt, das hier ganz plötzlich ab bricht. Und es ist ihm, als fügten sich die zierlichen Buchstaben zu einem bunten, sarbenreichsen Bild zusammen. als lässt« er aus ihm jedes Jahr seines glänzen den, oberslachlichen Daseins! Hatte sie sterben müssen, damit er sie verstehen lernte? Hatte sie sterben müssen, nur um ihm zu lehren, wir reich, wie unwie derbringlich schön sein Leben hätte sein können, und wie werthlos es ihm fort-l an bleiben würde? l »Ja, wenn Einer Glück hat! Solch’? ein Sonntags-lind wie der Gregor vonj Gellingen!« wiederholt die näselndes Stimme des haaeren Oberleutnantsl von Ranken, während er die strohblon-» den Schnurrbartspigen zur nadeldiiws nen Spitze dreht. i ,,Gellingen? Was ist’s mit ihn1?s Schienen Sie doch los, Ranken!« sc! schwirrt es durcheinander. « Und der Vorsitzende der kleinen CaJ sinotafel bemerkt mit Veto-tilgen, wies Alter Blicke sich spannend in dem sei-H niqu treffen. ( »Na, der schöne Gregor ist seit ge stern Großgrundbesitzert Der alte Rat ting hat ihn zum alleinigen Erben ein gesetzt . . .! Nicht ’mal eine Mesali liance hat’s dem Gellinqen nett-steti Ja, wenn Einer Glück hatt« —-—-....» ..«-——· " Man wird dich beneiden, » Hast Glück du im Leben, « lsederuertafwtizrstdeduU schl Mk- a - r n r doch die Erfahrung G- « ird stets der erqebenr ·. » » tsBedsuerntst ichs-z ,·k» «DeeRetdaber-— c-, « W Etwas oom Küssen. BonlirtvinSchmitL Vor der modernen Wissenschaft hält selbst die Poesie des Kusses nichtStand. Die moderne Forschung wagt sich ganz ketzerisch seldst an die Dinge her fan, die von den Dichtern aller Zeiten e und aller Orten in begeisterten rsen efeiert worden sind· Die moderne » hgiene hat den Kuß längst für ge ? undheitsschtidlich erklärt, und in Eng ;land, wo man die Theorie stets in die »Praxis übersetzt, hat sich in diesem FJahre eine Art Anti-Kuß-Klub gebil det, eine Vereinigung, die gegen das Küssen a itirt. Besonders die soge nannten z milien- und Konventians küsse sollen, mit Rücksicht auf die Mög lichkeit von Krankheitsübertragun en beim Küssen, bekämpft und womög ich aus erottet werden. uch in Deutschland ist verständi rweise die Gewohnheit, daß hübsche leine Kinder von Fremden auf den Mund geküßt werden, schon lange be kämpft worden und im Schwinden gzeilich toird im Allgemeinen in utschland noch viel mehr geküßt als in England, tvo man öffentlich nicht küßt und wo vollends der Kuß unter Männern ganz verpönt ist. Der eng lische Schriftsteller O’Clarus hiedslac, der lanae Zeit auch deutsche Verhältnis se studiert hat, erzählt in seinem aller liebsten Buche »Englische Sprache Schnißer« auch vom Küssen in Eng land. Wie er berichtet, küßt der Vater die Mutter und die Töchter, die Mut ter die Söhne und die Töchter-, der-Bru der küßt die Schwester, aber niemals seinen Bruder, und niemals küßt der Vater den Sohn, sobald er der Kind heit entwachsen ist. Bezieht der Junge die ferne Schule, so küssen ihn Mutter und Schwestern, aber niemals Vater und Bruder. Sie scheiden mit einem Händedruck. Mädchen küssen sich al lerdings wohl noch öfter, als in Deutschland s Küssen unter Männern ist eine erst von Frankreich nach Deutsch land gebrachte Mode; unter den deut schen Landleuten kommt es nicht vor. Jn allen Fällen aber, so röth O’Cla rus Hiebslac, vermeide der Deutsche, einen Freund in England in Gegen wart von Engländern zu küssen, und niemals lasse er sich einfallen einein englischen Freunde selbst unter vier Augen einen Kuß anzubieten, da dieser einen solchen Kuß mit Entschiedenheit zurückweifen würde. Die englischen Damen freilich scheuen trotz ihrer Priiderie nicht davor zurück, Küsse zu wohlthätigen Zwecken öffentlich oersteigern zu lassen. Selbst in kleinen Orten kommen solche Aut tionen von Küssen bei Wohlthätigjeitg veranstaltungen nicht selten vor, und diejenige Dame fühlt sich natürlich am meisten geehrt und entzückt, für deren Küsse von Verehrern und Bewunderern am meisten geboten wird. Im ver gangenen Herbst fand eine derartige Aultion zu wohlthätigen Zwecken ·o·f-« fentlich in London statt; da wurde ein Kuß der ebenso bedeutenden und geach teten wie schönen Schauspielerin, Miß Mabel Harlotre, versteigert, einer Künstlerin, die die öffentliche Auf merksainleit in ganz England beson ders dadurch auf sich gezogen hatte, dafk sie einen der reichsten Ariftolraten we gen Bruchs des Eheverfprechens ver klagte. Es wurden ihr 60,0()0 Dollars Entschädigung zugebilligtx Miß Har lotve machte das- Urtbeil in allen Zei tungen bekannt, verzichtete aber auf das Geld. Sie ist eine wirkliche Dame, der auch der bösefte Neid nicht das Ge ringste nachsagen kann. Ein Kuß von ihr mußte also für die Wohlthätigkeitg: lasse einen hohen Betrag einbringen Jn der That wurde alg höchste-«- Gebot die Summe von 800 LfirL für einen Kuß von Mifz Harlowe abgegeben, und der glückliche Ersteigerer war ein alter Oberst. Der alte Herr indeß erilärte, er habe nicht für sich, sondern für seinen fiebenjähri: gen Enkel, der an diesem Tage seinen Geburtstag feierte, den Kuß erfteigert, und der vielbeneidete kleine Knabe er hielt öffentlich den Kuß der schönen Schauspielerin. Wtctn steht aus Ver Akt UND Wette, wie hier die Kußauttion vertief, dasz die Engländer derartige Dinge ,,gent lemanslite« behandeln. Was die Engliinder thun, alnnen die Ameritaner oft genug nach. In den kirchlichen Abendnnterhaltungen der Stadt Donongh, loelche Gelder zum Umban einer alten Kirche sam melte, aber bei den jungen Herren we nig Sympathie gefunden hatte, began nen die jungen, ledigen Damen Küsse an die Meistbietenden zu vertauer und ließen die Einnahmen dem Umban fonds zufließen. Aber die Einnahmen waren nicht sehr groß, denn die jun gen Herren boten niemals mehr als 10 Cents. Jnsolge dessen gab man zunäch die Auttionen auf und hängte ein Pla tat mit der Inschrift auf: «Kiisse zu allen Preisen von 25 Centg bis 100 Dollars. Geborgt wird nicht« Das Geschäft wurde nun, wie damals ein New Yorter Blatt berichtete, ein groß artige-T man verkaufte manchen Abend mehr als 100 Kjifse, und dem Kirchen Umbau-·’sonds floffen reichliche Bei-: trä e u. sag es in Europa jemals Länder gegeben hat, in denen das Küssen änzlich unbekannt war, dürfte wenig annt sein. Als aber Cromwell, der englische Dittator, einen seiner Ge treuen, den Butstroda Whitelote, als Gesandten nach Schweden fendete, mel Ite dieser in seinen Beetchten aus Stockholm, da den Minnen das Mi en änzli unbekannt sei. i leiclse Unkenntniß herrscht heute noch in China. Die Chinesen erklären die Art und Weise, in der der Europäer küßt, für barbarisch, ja für nicht men schenwürdig. Dabei haben sie auch eine Art von Zärtlichkeitsbezeugung, die wenigstens einigermaßen an den europiiischen Kuß erinnert. Der Chi nese legt die Nase aus die Wange der geliebten Person, dann folgt eine lange Einathenung und ein schmaszendes Ge räusch mit den Lippen, ohne daß diese die Wangen berühren. I Als ein merkwürdiges Ueberbleibsel alter Sitten ist wohl der in dem ru mänischen Orte Halmagen heut noch übliche Kußmarit anzusehen. An ei nem bestimmten Marittage kommen alle jungen Mädchen und Frauen der Umgegend in Halmagen sammen i und küssen jedermann, der sichuihnen in gebührender und höflicher Weise nähert und ihnen eine kleine Münze schenkt. Die Frau oder das Mädchen erwidert das Geschenk nicht nur mit einem Kuß, sondern auch arit einem Schluck Wein aus einem Kruge, den fee bei sich führt. Die Münzen werden zu wohlthätigen Zwecken abgeliefert. Dieser eigenar tige Brauch stammt der Tradition nach daher, daß nach einer fürchterlichen Be-; drückung durch die Türken sich die Ru-? mänier in einem Ausstand von den Feinden loszureißen suchten, und daß nach glücklich vollendeter Befreiung die Frauen damals in ihrer Freude alle ihnen begegnenden Männer küßten. t Hoffentlich werden die englischen Anti-Kuß-Vereine wenigstens den »Handiuß« bestehen lassen, mit dem der Herr der Dame sein-e ritterlicheHul digung erweist. Betreffs dieses Hand lusses hat tFürst Bismarcl einmal in einer Familien-Gesellschaft erzählt, er habe die Gewohnheit jungen Damen die Hand zu küssen, von Kaiser Wil helm dem Ersten übernommen. Der greise, ritterliche Monarch habe ihm einmal gesagt: »Küßt uns eine Da me die Hand, so ist das das Patent der ossiziellen Ernennung zum Greise. So lange es uns aber gestattet ist, kleine ändchen an die Lippen zu führen, regt ich in uns noch ein Tropfen jugend lichen Blutes.« I Wie man guten Honig erkennt. Der beste Honig ist unstreitig der Garten-, Feld- und Baumblüthenho nig, aus dem Raps, der Esparsette und andern Kleearten, den Stachelbeer--, Apfel- etc. Blüthen, aus den wunder schön haftenden Blüthen der Alazien und Linden. Buchweizen-, Heide- und, Blatthonig gilt als geringere Sortes Schleuderhonig, d. h. der Honig, wel-. eher aus den Wachszellen durch die so-! genannte Schleuder- oder Schwung-l maschine befreit wird, hat seine charak teristischen Merkmale, die Peter Leoni-! das Kaltenegger, ein Fachmann, in sei nem Wert: »Der Honig vor dem Mich-I terstu.hl'«, folgendermaßen schildert:« «Naturreiner Honig muß, wenn er kalt und dickflüssig ist, bandartig abslieik szen, sich auch bandartig aber immer« schmäler regen und schließlich sich in ei-! nen langen, dünnen Faden ziehen, ohne zu zerbrechen. Er muß wohlriechend, süß, lieblich, klebrig, goldgelb, krystal lisch und fast durchsichtig, und wenn er unter Speisen gemischt wird, leicht durch seinen eigenartigen Geschmack wahrzunehmen sein.« Reiner Schleu-i derhonig behält seinen ursprünglichen! Geschmack und seinen würzig-en GeruchE aus Jahre hinaus, während dem am· syeuer ausgelassenenHonig beides größ- l tenlheils verloren gseht. Frisch von der Wabe weg ist der Honig flüssig, klar und durchsichtig Mit der Zeit verdicktj er sich, tandiert oder lrhstallisirt, und zwar ist dies sehr verschieden, sein oder groblörnig flüssig oder fester. Das« Fiandieren des Bienenhonigg ist ein Zeichen seiner Reinheit und Güte, ge fälschier Honig landiert nie, aber statt dessen wird er sauer. der Zucker geht in Gährung über, der Honig geht ins die Höhe und läuft nicht selten aus dem Gefäß. Nur ein reiner Honig trhstal-I lisiert nicht: der Atazienhonig Der-— selbe wird indeß auch nicht sauer, son dern behält sein schönes Atoma und die liebliche Feinheit, die ihn vor jedem an dern Honig auszeichnet Aus Waldge genden kommt der Heide- und Buchwei ;enhonig, weniger fein wegen seiner harzigen und schleimigen Bestandtheile und weil in demselben sich gewöhnlich auch Fichtenbonig vorfindet. Jst Ho nig trübe und unrein, vielleicht sogar mit Fragmenten von Bienenkörpern. gemischt, so wurde er warm mitfammtl den Waben gepreßt Und ist alsdann! cninderwertbig, unappetitlich Und geht bald in Gährung über. Nicht jeder dunkle Honig ist« wie man gewöhnlich annimmt, verfälscht oder rührt von al ten Stöcken hier. Honig aus ganz jun gen Stöcken kann eine dunkle, fast schwarze-Farbe haben und deshalb doch gut, rein Und unverfälscht sein. Dies kommt, sobald die Bienen nur Wald zur Verfügung haben. Die Farbe des Honigs hat überhaupt keinen Einfluß auf die Güte desselben. Dies hängt von den vorhandenen Blumen, von des nen die Bienen den Nektar einsammeln, sowie auch von der Bodenbesehaffenheit ab. Honig von Kosnifern sieht grünlich schwarz ach, Lindenbliithenhonig gold gelb, Rapshonig weiß, Binbweizenho1 nig ist grünlich, Heidehonig braun Und gering, Rübsenhonig hellgelb, zu den besserm Sorten gehörend. Der Honig wird nicht selten verfälscht. Jst er blos mit Wasser verlängert. so ist er leich ter als sein natürliches, fpezififchseg Gewicht, 1.42——1.48, und schneidet bei dem Stehen an der Oberfläche eine dünne, wiissetie Schicht ab, Geistige, Möhrensast, elasse und Stätte-nan sind durch den Geschmack zu erkennen. Tragentschleim oder Leim scheidet sich beim Ver-mischen mit Weins-seist als Gallert ab» Mehl, Stärke etc. sindei man beim Verrühren mit Wasser als Bodensatz, der beim Anslochen Kleister giebt und durch Jodlösung blau ne särbt wird. Scheiben sich beim ruhi aen Sieben vonHonigmehrere verschie dene, konsistente Schichten ab, so ist dem Honig contentrirte Zuckerlösung beigefügt. Ost findet man, daß stir kein aarantirter Honia einen seht we nig reinen Geschmack hat. Dies kommt daher, daß die Bienenzüchter bei größe ren Beständen und mangelhnster Nah rung ihre Völker reichlich mit ordinii rein Zucker füttern, der dem Honig na türlich kein Aroma verleihen kann. Selbst Wabenhoniq muß man heutzu tage aus seine Echtheit prüfen, denn auch daran macht sich der Fälscher-. Man nimmt den natürlichenWaben den Honia und stillt die Zellen mit einem künstlichen Gemisch von qesärbten und parsümiertem Zuckerwasser, oder man stellt mittelst Maschinen künstliche Wa ben her und stillt diese. Man sollte also auch hier nur von zuverlässigen Züchtern tausen. J. B. —0-.-0-—— Die Königin unter den Herbst Blumen ist unstreitkg das Chrysanthemum, jene in allen möglichen Farben austre tende, aus dem öftliehen Asien zu uns herübergetommene Pflanze. Entgegen der allgemeinen Annahme ist das Ehrysanthemum oder die Gold blume (Ehrysos-Gold, Anthos-Blume) nicht in Japan, sondern in China zu erst kultiviert worden« Die erste Kun de von der Pflanze rührt von Greg nius und zwar aus dem Jahre 1689 her· Zu dieser Zeit wurden nämlich in Holland bereits sechs Sorten dieser Blume gezogen. Derzseit führte die Pflanze den Namen »Matricaria ja oonica maxima.« Der moderne Name Ehrysanthemum wurde sdn Pflanze erst von dem Botaniter Linne ge eben, welcher im Jahre 1753 dieser P lanze feine Aufmerksamkeit zuwandte. Heutzutage steht bezüglich der Chry santhemum-Kiiltur das Volk der Ja Ianer obenan. Bei demselben sowohl wie auch bei den Ehinefen gilt das Ehrysanthemum als die Bevorzugte unter den Blumen, demgemäß führt tuch der höchste japanische Orden den Namen: ,,Orden von der goldenen Blume«; in analoger Weise ist der höchste chinesische Orden der Chrysan :hemuin-Orden genannt worden. Das Ehrysanthemum scheint so alt zu sein wie das chinesische Reich selbst; denn auf den ältesten Bauwerken haben Nachbildungen der Blume als Verzie rung Anwendung gefunden. Jm Jahre 1712 war diese Pflanze in Japan unter dem Namen ,,Kiek« be reits in dein Maße eingeführt, da sie nach Angaben des Geschichtsschrei ers Känipher in jedem Winkel zu finden war. Auch heute noch ist das Chry santhenium fiir bös Japaner von sol cher Bedeutung, ß er seine Töchter mit Vorliebe nach ihm nennt Jn England soll das Chrysanthe rnum im Jahre 1764 eingeführt wor Ien sein. Es handelte sich um kleine zelbe Blumen, und der BotanischeGar ten in Chelsea war der Ort, an welchem ie zum ersten Male in England zur Blüthe kamen. Jn dem rbarium Des britischen Museums befindet sich ioeh jetzt in getrocknetem Zustande eine Blüthe, welche von diesen Exemplaren f;erstammt. Die Pflanzen selbst gin zen nach kurzer Zeit wieder ein. Vom Jahre 1789 ab wurde das erste echte hinesische Chrysanthemum in dem Ma ße kultioiert, das; man es als europäi sche Gartenpflanze bezeichnen tonntr. Jn diesem Jahre versuchte nämlich ein Kaufmann, Namens Blanchard, drei Exemplare nach Marseille zu bringen. Er verfchaffte sich ein weißes, ein pur purpurfarbenes und ein violettesExem plar, das letztere-jedoch, sowie das wei ße gingen auf der Reise ein, so daß die ivohlgelungenen Anpflanzungsverfuche sich auf das purpurfarbene Eremplar beschränkten Inzwischen haben sich in ganz Eu ropa zahllose Vereine gebildet, welche sich die Kultur des Chrysanthemum zur Aufgabe gestellt haben. Eine gan ze Reihe von Ansstellungen folgten der ersten in Not-wich im Jahre 1843. Auf oiese Weise hat man es zu Wege ge bracht, daß heute über 2000 Spielati cen vom Chrysanthemum bekannt sind, Eine Zahl, welche sich Von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat, vergrö ßert. Eine besondere Vorliebe sür das Chrysanthemum hegt der Amerikaner, was ja die alljährlichen Ansstellungen Der Modeblumen beweisen. Auch sin Det wohl kein größeres Herbstsest hier statt, an dem nicht die zu Riesen-Er emplaren ausgewachsenen Lieblinge der Blumenwelt in ihrer decoratioen Schönheit das Auge entzücken. ——...—-»-M — Zu spät. Staatsanwalt (zu sei ner Schwägerin, einer alten Jungfer): »Was seufzest Du denn immer ——- wie der ’mal verliebt?« —-« Schwägerim »Ach, ich habe in Deinem Zimmer ein Album durchgesehen, und da ist einer drinnen mit einem schwarzen Kraus lopf . . .« —— Staatsanwalt: »Ja dem schwarz-gebundenen Buche?« —Schwä gerin: »Ach ja . . ·« — Staatsanwalt: »Na, den tannstDu auch nicht mehr ha ben —- es ist nämlin das Verbrechers all-um« was Du nmscht hast!«,« « J »F