Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 13, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Tag Schisistitbewekt in
H .urichenhnrg.
Vm ti. Meinharo in »Die llinstiaum
Der Dprtmund - Eins - Canal, der
. erdindet die Hauptorte des so mäch
tig emporgedltthten westsälischen Jn
-. dustrielzezirles mit den hafenplätzen
. der Nordser. Er zieht wie ein silber
nes Band von Norden nach Süden
durch grüne Wiesenthäler und guts
eiche Auen. von der alten ostsriesischen
Handelsstadt Emden nach dem aut
blühenden Jndustrievrte Herne bezw
uach derHauptstndt der ,,rott)en Erdec
nach Dortmund Die gedirgige Br
dengestaltung hat on manchen Stellen
- die schaffende Hand des« Jngrenieiircs—
erfrrdert, eine Menge Brückm Ule
Vinducte überspannen den Conil in
-.,.;eite:n Bogen. Mauchesk Hindernis;
hat aus dem Wege geräumt, munte
Bauivert hat erschaffen werden miis
ien, um die Verwirllichunq rexs N
te nalprojeetes zu ermöglichen Tie be
deutendste und großartigste Blulnqe
, dieser Art ist das qtofze Ectnffssheve
L wert bei dem Orte Mectinqhoden in
der Gemeinde Heiirichenbiirn. Ve.
trachtet nmn dieses- iiuvosnnte Bau
wert, so weiß nmn nicht, ob man die
Grösse und Gewalt des Wertes- oder
» die Kunst der!«lusfiil)riin»a, der klugen
s Berechnung und der tvirthichnstlichen
Ausnutzung der Verhältnisse melir be
wundern soll. Des Hedewerl dient
dazu, den Höhennnterschied zwischen
dein Hauptcanal und dein Sticdcanal
Henrichendur - Dortmund auszuglei
chen. Diese göhenunterschiede werden
3 senst durch Schleusen ausgeglichen
» wenn die U iiberwindende söhe 16
k bis 18 Fuss nicht übersteigt a aber
» hier derhödenunterschied zwischen dem
x
Wanerspeegel des Vauprcanats nno -
I dem des Sucher-you 32 bis 48 Fuß
beträgt,so konnten die üblichen Schleu
[ sen teine Verwendung finden.
Das Seifsshebewert besteht aus ei
ner bewe li n Schleusenlanimer,dem
sogen. ssertrog Dieser Trog oder
« Wassettasten ist 10 « use lan , 24
P Fuß breit und gegen 1.) Frist tief An
, den beiden Enden ist der Kasten durw
Thore verschlossen. Der obere und
untere Canat sind gleichfalls oerschlos
« sen und zwar durch sogen. »Thor:
s sen«. Die Thore und die Thor
iihen können geöffnet und geschlos
sen werden, so daß die Schisse in den
s Wassertasten bezw. Canerl ein- und
I autfabren können. Wenn sich der
. Trog vor einem toberen oder unteren )
analtbore befindet. so wird durch ei
e leilsbetni e Dichtung ein wasser
dichter Ans lusz nnt dem Canale ber
gestellt.
Der Wasserlasten. der die Schisie
bebt, hönat in einer 27 Fuss hoben
Brücke, der sog. Trogbrücke und hat an
; den Seiten vier hohe Führringgsiiulen
Die Säulen sind untereinander durch
. Quer- und Lönasträger verbunden
- Jn der Mitte bildet dieses Berlin
, dungsgeriist eine Bühne, die in einem
kleinen Hause einen Electronic-for aus.
nimmt. « n der Jnnenseite hat jede
Führungö äule eine drehdare Schus
lenspindel, deren unteres Ende ir-.
Erdboden fest verankert ist« Diese vier
i Schraubenspindeln bewegen sich in»
Schraubenrnuttern, die an dem Was
sertasten bezw. der Troqbriicte besessigO
sind und die Drehuna nicht mitmacheik
Tiefe Schraubenmuttern steigen, so
bald sich die Spindeln drehen, aus nnd
ab. Die Schraubenspindeln sind aus«
eiuern einzigen Stablbloct qeschmieoet
end werden durch einen 100 vierdigen
csleetrornotor, der ans der Bühne des
Führern ogeriisteg ausgestellt ist« qe
dreht. r Electrornotor erhält ieine
Krast aus einem Electricitätsioertr.
welches zur Seite des hevewerkeg er
baut ist. Die vier Schraubenspindelis
sind im Nothsalle in der Lage,das;- Ge
wicht des ganzen Wasseriastenz nebst
Jnhaii zu tka en. Das Electricitäis
wert speist au er diesem Motore non
zwei 100 pserdige Eieeikoinotore, die
sich ans den Thurmbriicken besinnen
Diese Moioee bewirken das Ausziehen
und Falleniassen der Wasserkasteniyoke
and der Canalthorschüxem außerdem
treiben sie viee eleriris .Spills«, die
zmn Heranziehen der Schisse in den
Wasseriasien dienen.
Das Aus und Niederbeweaen des
acnzen Waise-lastend dauert 2 bis .'3
Minuten. Die ganze Bauzeii des he
beweries nebst der an dieser Stelle nö
thigen Canalanlage hat vier Jahre ge
dauert; die Gesainmtkosien sollen 23
Millionen Mart betragen.
II Es O
Gezische Literatmznstäadr.
Ueber dieses Thema weiß im neue
sien beste dee Halbinonaigfchriji »Das
. !iiietarische Geht-'s ein ianaicihriaer
Kenner der spanischen Verixiumssg
Dr. hanc Parlow (Granada), aller
band Erbanlichec zu berichten In
normalen Zeiten war es möaiich. dass
nxan sich in Hwöchiaek Arbeit. die
durchaus nicht angestrengt sein brauch
te« durch eiaene Leetiiee iider sämmt
« licht spanische litterarische Meinem-ei
maen uniertichten konnte. «Denn
Wes Land ist das Land. in dem man
W einein bekannten. in den Drei
IWacIven des Jahrhunderts- von
Sonntags Blatt
heilage cle- ,,Ilnzeiger uucl bekom«
J P Windelle Petansqebet Grund Island, Nebr» den13. Ort. 1899. Jahrgang 20 No (
Maria-m de Larta gebrauchten Wort,
nicht schreibt, weil nicht gelesen mirs,
und nicht liest, weil nicht geschrieben
wiev; ein Wort. Las deute noch wie va
nmlg feine ganze Berechtigung hat.
Es bestehen in Bareelona 4—5, im
ganzen übrigen Spanien, einschließlich
JJindtidS, 2——-.'i Verlagsbuchhandlun
gen, von denen indessen nur einige in
Barcelona den Namen von solch-n
verdienen Zum größten Theil sind es
weiter nichts als Druckereiem die un
ter dem Namen ihrer Firma das ver
öffentlichen, was der Autor auf seine
Kosten bei ihnen drucken läßt. Und sie
lassen alle auf eigene Kosten drucken,
auch die namhaftestem und missen
obenein auch noch die Betrieb-to ten
und fiir jedes einzelne verkaufte Ex
emplar Provisionen an den »Berleger"
bezahlen, die denn von dem Verkauf
preis des Buches abgezogen werden
So ziehen sie es denn vor, um zu den
Herstellungstosten des Buches wenig
sten nicht noch hohe Summen hinzu
zahlen zu müssen, ihre Arbeiten inei
stens im Selbstvetlage erscheinen zu
lassen. Es macht einen Eindruck, der
zugleich komisch und deprimierend ist,
wenn sie, die sich trohdem säuinitlich
siir Männer ersten Rangeg halten,
mit kindlichem Triumph iiberall und
jedem erzählen, sie hätten wieder ein
Exemplar verkauft, isnd noch eins,
und noch eins u. s. w. Der Eindruck
ist derselbe, wenn sie einem bei sich zu
Hause an der Wand bis zur Decke
ausgestapelte Auslage— ihres Buches
zeigen. Manche heben jemand ange
nommen, der site Provisienen ihr-Wit
cher vertreibt, und der den stolzen Ti
tel eines «Administrators« führt«
Seit dem spanisch - ameritanischen
Arie i- haben sich diese Zustände noch
vers limmeri, und was seit April
1898 im spanischen Buchhandel er
schienen ist« lann man bequem trners
halb 8-«-14 Taaen durchlesen. Neue
Talente giebt es schon lange nicht, es
sind immer noch die alten Herrschaf
ten, meist Leute in den Sechziger- und
Siebzigerjahren Das Schönste ist,
dass die in den spanischen Zeitun en
erscheinenden .Besdtechungen« von ien
Autoren selber geschrieben werden und
dasz man dies allgemein sür einen
durchaus natürlichen Zustand hält.
Die Eitelkeit der Autoren spielt Tiber
haupt eine un heute Rolle· ihr opsern
sie Familie, » reundschast, selbst die
Existenz. Parlow erzählt unter and-.
rcm, er habe in dem Empfang-Him
iner eines- belannten madrider Schrift
stellers ein pracht-toll ausgestattetes
Albuin liegen sehen, das die Inschrift
trug. »Verdienste und Auszeichnu
gen Seiner Erzellenz des«-6errn Mar
qney . . Darin befanden sich aus di
cke-; Velinpavier cusgellebt zahllose —
Zeitungsausschnitte, die sich mit den
Werken des Albunibesitzers beschLifti
gen und zwar nicht etwa nur »Rosen-·
sicnen« der eben gedachten Art, son
dern auch qewöhnliche buchhändlcrisehe
Notizin u. dergl. Der Gipfel ler
Komi! dabei ist die seste Ueberzeugnng
der spanischen Bitte-raten daß es in der
ganzen Welt so gemacht werde und
daß ihre Unrersrorenbeit dein Frem
den demaemiisx gai nicht ausfallen
tönnc.
st- nc «
Fortschritt in der Campagna
Immer mehr werden auch in des
stillen und malerischen komischen Linn-s
paana die Geister der großen Veraan
aenheit durch moderne landtoirtli
schriftliche nnd industrielle Entwicke
lung in die Enge getrieben. Jn diefei
Taaen sind die beiden ersten Rüben
zucterfabritem die eine nördlich von
IItotn bei illlonterotondo am linken Ti
berufer, die andere arn Abhange der
Voloterberae unweit der uralten, von
Entlopen Martern umgiirteten Stadt
Seani. inBetrieb gese t worden. Theil
weise mit deutschem Lapital haben sie-)
im vorigen Jahre zwei Actienaeielt
schaften gebildet, und mit erstannlichex
Schnelligkeit ist die Errichtnn der Fa
britaebände nnd die Anfste ung re-:
Maschinen vor sich gegangen. Die Fa
brit von Monterotondo wird iiirs
Erste nnr den dritten Theil des Jan
res hindurch im Betriebe sein, bis der
Zunerriibenbau eine größere Ausdelr
nuna erreicht haben wird. Die Er
gebnisse des ersten Ruban-Jahresz, in
dem 750 Hectare an ebaut waren, sino
äußerst zufriedenite end gewesen. Die
Fabrik von Segni hat fin jetzt den
Ertrag von 550 Hectaren zu verarbei
ten, die ie 300 bis 500 Doppeltentnet
Rüben hervor edra t haben; sie lau-:
täglich 5000 oppeeentner verarbei
ten. Schon im nächsten Jahre soll die
der Rübeneultur qetvtdmete Boden
fläche auf 2000 Vertaee erhöht werden
Besonderes Verdienst um dassnstande
lomtnen der Unternehmung, die in ib
rem tvirtblchastlichen Werthe nament
lich file die so übel aestellte und oft ar
beitölole Landbevölleruna der römi
schen Mva Ast nicht trug zu
schätzen ill. bat der Yevnt rte und
Geldmann Giarinto Frasearcr.
Mit-fide -Judnstrie.
z Die nach durchgeführter Vereini
gung der sämmtlichen Zwirnfabritan
ten Englands und Amerika-z gegrün
dete zur Geschäftsführung jener Ver
. einignng bestimmte Englifh Seming
« CottonComvant), limited, erstatt t jetzt ,
ihren Bericht über das erste, rnit dem
Bl. März 1899 beendete Betriebsjahr
Danach ift nach Verwendung von ZE
809 Pfund Sterling zu Abschreibun
en, nach Verwendung von 45,314
«-.. sur-d Sterling fiir Gründungstvsten
und nach Zahlung aller Zinsen, sowie
einer Dividende von mehr als 25
Cents ver Actie ein Reingewinn von
40,8'73 Pfund Sterling vorhanden.
Der Bericht fiiat hinzu, daß die Actien
der American Thread Companv zum
Preise von 82 ver Actie erworben Und
das-, nach Ablan des letzten Betriebs
iahres Verhandlungen beendet worden
sind, durch welche zahlreiche Jnteress
fenten der aufgetauften anierckanifchen
Unternehmungen veranlaßt worden
sind, 125,000 der noch nicht emittirten
249,920 Aktien der in Rede stehenden
englischen Gesellschaft zu 89 per Artie
zu erwerben· Dadurch fließt der Ges
sellschaft eine Prämie von 100,00s)
Pfund Sterling zu, die sich um 25 00
Pfund Sterling erhöht, welche aus
der letzthin erfolgten Begebung von
Debenture-Acticn erfloffen sind. Das
Gesammtagio von 102,500 Pfund
Sterling wird dein Reservefonds-H zui
gewiesen. Schließlich ist auch noch die
Fabrik des verstorbenen Lawrenceisro
riet in Stockpvrt angetauft worden.
Ja dem englischen Postamt wird ge
genwärtig die Avschaffung der Brisf
marte geplant. Diese Idee, in allen
wesentlichen Punkten entwickelt, nis:
dem Nachweife der Möglichteit :»-.«:i
k Kautfchul J Großtultur zuqänglich zu
J wachen, gelöst, nnd Nestntzbarmachung
yder großen Waldgebieie in Knmerun
um ein beträchtlicheg gefördert worden.
III III sit
« Photogrephissi e Kaper mit Hilfe
l ter Röutgenstrah en.
Kaum vergeht ein Tag, ohne daf;
i·:an von einer neuen Anwendunq der
findmgmstkahim Nachricht est-eile So
erläuterie liirzlich Dr. F. S. Stolle
I einVerf ihren, um mit dessen Hilfe pho
tographische Copien in Massen zu er
zeugen. Das Verfahren ift ebenso ein
fach wie praktisch- Das betreffende
Schriftftiich gleichviel ob mit Hilfe der
Feder oder im Druck hergestellt, wird
auf ungefähr hundert Blätter licht
cmpfindlicheH Papier, das in Block
form übereinander geschichtet ist, gelegt
nnd dann eine Drittel - Secunde Jana
mit Röntgenstrahlen beleuchtet. Da
init ift das Lichtverfahren beendet und
es brauchen die Copien nur mehr ent
sprechend entwickelt zu werden. Auf
diese Weise wäre es niii Hilfe einer
einzigen Röntgenröhre möglich, in nur
einer Minute 6000 Copien zu erzeu
gen, fo daß 10 Personen bei Voraus
setzung einer achtstündigen Arbeitszeit
innerhalb eines Tages die horrende
Zahl von 7,500,000 Copien fir und
sfertig herzustellen im Stande wären.
Die erite Idee zu dieser Anwendunq
aab übrigens fchon im Jahre 18965
Professor Elihu Thonison, doch wurde
eine praktische Durchführung bisJ auf
die letzte Zeit nicht versucht.
Die Helden von Vater-. l
In Barcclona kam Mitte voriqu T
Monats ganz unbeachtet der Dampfe
»Alicante« mit einer Ladung Nonnen. t
Mönchen und einigen Soldaten von i
den Philippinen au. Unter Den Sol
daten befanden sich auch die » lden
Vrn Balkr«, deren Geschichte fo gende
—
Zwist-schritten m deutsche-apum
Nothioendiateit der Adschaffung liegt
seit Juni 1897 vor. Nach derselou.
soll den Briefen nicht mehr die Un
stände oerursachende Marte ausgetlct«5,
sondern als Quittung fiir die erfotzm
Frantatiirslsebiihr ein Stempel aus
aedriickt werden« Das soll an des
Schultern der Postämten oder außer
halb der Post geschehen. Die Postoer
Ioaltuna müßte nur selbstregistrirendc
Stempel - ttlutotnatern deren Herstel
luna der heutigen Technit teinerlei
Schwierigtsiten bietet, anfertigen las
sen und an Geschäfte-häufen Bauten-,
Wirthe und andere Interessenten ad
geben. Eine Menge zeitraubender
Operationen und eine accoaltiae Ent
lastuua der Post toäre damit gewon
nen. Auch auf dein Lande wiirdeu
diese Strmpelautomaten zur Erleich
terung des Verteier beitragen. Jeder
Betrug wäre durch eine tadellos funt
tioniende Selbstregistratur ausae
schlossen. Die Postverwaltuna hätte
es außerdem in der Hand. eine Be
schräntunq des Gebrauchs durch Fixi
eunn der Giltigteit des Stempels für
den vermertten Tag und den Ortsbe
kkich festzuseyen Dadurch wäre eine
dauernde Gi tiateit wie bei den Mai
ten oerrnieden und die Post Ioöre stets
in der Lage« ihre Einnahmen für ge
lieferte Transdorte zu übersehen.
II- sf It·
Bo- einer staatschubEwedition
Von einer Flautschnt - Erz-edition
nach Westafrita lieqen ausführliche
Berichte ver. Es ist dem Leiter ders
selden, dem Botaniter Schlechten aes
lange-« die Mariabiiume, welche den
werthvollen Silt-rubber von Land-I
liefeen. im Innern des Laaosgebietee
aufzufinden, und 40,000 Samen nach ’
Kamerun überzufiihren, die theilweise
den Plantagen, theilweise dem bota
nifchen Garten zu Victoria übergehen
wurden und fast fämmtlich aufgegan
aen sind. Auch einige Kautschnt lie
fernde Ficusarten wurden von Herrn
Schlechtes tn Lagos und Kamerun
ausgefunden rnd in Kultur gebracht
Ei ist somit die exste Aufgabe der Ex
pedition, den Lagos Sill-rubber der
ist. Auf einer tleinen Insel welche
Lizzon gegenüber liegt, befindet sich die
stirche von Vater. Es ist ein inMauer
lrert arcsgesiilsrter Bau, der den Ge
niehrlngeln wohl aenit.1endeii Wider
stand entgegensetzt, aber nicht tanonen
tugelsicher ist. Die Wände sind aerad
lintge, ohne den geringsten Vorsprnnax
so daß die Spanier nicht die Anniihe
rizng der Belaaerer verhindern tonn
tut. Jn dieser Kirche quartierte sich
lsie von dein politischsmilitäriscveri
Nruverneur jener Zone, Hauptmann
Lag Morenas besehliate nnd aus zwei
stizieren, vier Unteroffizieren, eine-n
Trompeter nnd 45 Mann bestehende
Abtheiluna ein. Jn einer Ecke wurden
folgende Vorrätbe ausaespeichertt 18750
ätilrgramm Mehl lllZI Kiloqrannn
oerdorben), · 100 Rilogn Kichererbsen,
lt"- Säcke rotbe Riibm st87 Riloaex
Schtninlbobnen, i25 siiloqr. verdorbe
nerllteis,125 stilogn Erbsen,6(1.stilo
gr. Kassee («15 Seiloan nnbrauchsbart
lii Kilogr. Zucker, It7 Liter Oel, til-( .
Fjitogn Schmalz, eis)7 Kilogr. verdor
beneg Schweinesleisch und 12,0()032rs
dinenltiiichsen Hiervon wurde, am
Anfang des Feld,zrtgesp, einer Rolonne
von 400 Mann für mehrere Tage el»
Theil der Vorrätbe abgeaeben. Dnrn
tin-:- stanonensenen welches die Auf
ständischen qegen die Kirche richteten
wurde das Da abgerissen, so daß die
Regengüsse die chon verdorbenen Vor
röthe noch ungenießbarer machten. An
Munition waren 28,250Patronen.vor
»lianden. Seit Juni vorigen Jahres
ist dieses Häuflein Soldaten in der
lett-he eingeschlossen »geblieben uno
nurde täglich von den Ausstlindi chen
ange«rissen, die sie auch einige » aae
nsit einer Witbworthlunone beschaffen
Nachdem das Dach zerstört war, tout
den auch noch zwei Breschen in die
Wände gescho en. Es ist sast un
glaublich, da diese Leute sich unter
solchen Umständen über ein Jahr lang
halten lonnten. Alle sind verwundet,
viele mehesach. Und nicht nur richte
ten die seindlichen Kugeln unter ihnen
Verwüstungen an, sondern es stellte
ssch auch noch eine schreckliche Beriberß
Epidemie ein (Cingalesrsch beri, d. i.
Schwäche, beri-beri, d. i. zwei Schwä
chen, d. h. äußerste Ermattung. Es
ist diegx in dem orientalischen Indien
eine Krankheit, die sich durch Schwäche
und Zittern in den Gliedern und dier
fchmerzhafte Anschwellung der betrof
fenen Körpertheile tundgibt.) Jn weni
gen Tagen erlagen diesem Leiden der
Hauptmann, ein Lieutenant und zwölf
Soldaten. Als die Spanier mit den
Amerikanern Frieden schlossen, vergaß
nan, diese Abtlxeilung von der Been
digung des Krieges in Kenntniß Zu
setzen. Wohl benachrichtigten die Phi
lippiner verschiedene Male die Belager
ten, daß die spanische Fahne nicht mehr
in jenem Archipel wehe, doch glaubten
diese Helden, daf; die Nachricht eine
Kriegslift sei, und zahlten die Boten
für ihren Gang mit Flintenschiissen
auf-. Wie konnten diese Soldaten oie
so verzweifelt tiimpsten, um die Ehre
isnd Jntegrität des Vaterlande-Z auf
richt zu halten, auch nur annehmen
daß das übrige spanische Heer nicht
ihrem Beispiel folgte, sondern mutblos
die Waffen gestreckt hatte! Schließlich
nach langen, langen Monaten erfuhren
die Herren des spanischen Kriegsmini
steriums durch die Philippiner, daß sie
in Baler eine Abtheilung Soldaten
vergessen hatten (! !), was die Miß
toirthschast in der Oberleitung des spa
nischen Heeres drastisch illustrirt. Der
General Rios wurde daher beauftragt
den Posten zurückzuziehen Man sandte
einen Offizier ab, da dieser sich aber in
Civil präsentirte, so ließ man ihn gar
nicht heran. Manglaubte an eine neue
Kriegslist der Tagalen und ließ dein
Sendboten einige Kugeln um die Oh
ren pfeisen. Der Parlamentiir machte
sich darauf schleunigst aus dem Staube
und berichtete, daß die Kameraden dort
verrückt geworden seien. Später wurde
sogar gesagt, daß sie ihre Ofsiziere er
mordet hätten und sich ans Furcht vor
Bestrafung nicht ergeben wollten. So
fuhren diese heldenhasten Männer fort
ein Territorium zu vertheidigen, das
ihrem Vaterland schon seit fast einem
Jahre nicht mehr gehörte. Nach 307
Tagen unausgesetzter Belagerung nnd
täglicher Angrifse ergaben sie sich —
Fast verzimgern Am 2. Juni d. J
tieeiten ie die Waffen, nächdcm sie
freien Abzug erwirit hatten. Die Ta
galen nahmen ihnen die Waffen ab
nnd gaben ihnen eine Schutzestorte,
die sie bis nach Manila begleitete, was
aber nicht verhinderte, daß die Philip
piner sie bis auf’g Hemd aus-plünder
ten nnd sogar ihr Leben bedrohten.
Und diesen Helden, welche in der spa
nischen Schandgeschichte der letzten
Jahre die einzige glorreiche Seite mit
ihrem Blute geschrieben haben, diesen
Soldaten, welche sich inmitten so vieler
Memmen als die einzigen Männer be
wiesen haben, ,,bewies dag spanifclcc
J Volk,« wie der ,,Noticiero Universal«
; sich ausdrückt, ,,seine Bewunderung fiir
Ilianneessinn dadurch, daß es ihnen bei
ihrer Ansschiffunq in Bareelona in
einem Haufen entgegenlief, der sich
nicht auf 20 Personen belief.« -
»(5-l Hiraldo« thadrity veröffentlicht
hierüber einen heftigen Artikel, in
welchem er Jus das Hiirteste die Kälte
verurtheilt, mit der in Barcelona
die Helden von Vater empfangen wur
den. Schließlich hat wenigstens die
Regierung etwas- gethan. Dak ,,Dia.-s
rio Oficicl del Ministerio de la
tsinerra« (OffizielleZeituna deSKrieaLs
Iunisterinsz brachte eine königlich1
Ordre. nach welcher die Helden von
Baler einer Untersuchung unterworfen
irerden sollen, ob sie die Bedingunan
erfüllen, ioelche die Statuten des San
FernandosQrdeng vorschreiben Im
lsejcthenden Falle wird man ihnen das
belorbeerte Kreuz S. Fernandas mit
Pensions-Anrecht verleihen. Der Ge
neral Jaramillo nnd die noch in Ma
nila weilenden spanischen Jnfanterie
offiziere schenlten jedem Soldaten eine
tleine goldene und silberne Medaille
tGold nnd Brillanten fiir die Offi
ziere) mit dem Datum ihrer Ankunft
in Manila (8. Juli d. J.), dein spani
schen Wappen, einer Widmung nnd
dem Namen des Betreffenden. Wenn
solche Helden bei einem anderen Volke
heimgelehrt wären, wie hätte man sie
empfangen! .
—-—.- . — —
Ein tünflltmet Kehltapt
Seitdem Professor Billroth im
Jahre 1873 zum ersten Male die totale
stehllopfexftikpatioih die Herausnahmc
oes ganzen menschlichen Kehlkopfes,
mit Erfolg ausgeführt hat, ist durch
diese Operation bereits sehr vielen an
Kehltotsftrebs Leidenden das Leben
gerettet worden. Leider aber geht — --
nnd das schreckt Manchen mit der
Herausnahme des Kehltopfes auch die
menschliche Stimme verloren, und all:
Versuche, durch Einfetzung eines künst
lichen Kehltopfes aus Kautschui ode:
ähnlichem Material an die Stelle des
herausgenommenem die Stimme wie
derherzustellen, sind bisher so gut wie
erfolglos geblieben. Ganz neue Aus
.
W
I sichten au diesem Gebiet eer net nun
ein vor urzem von dein reslauer
Chirurgen Professor Mikuliez ausge
führter Versuch. Bekanntlich bildet
sich beim gesunden Menschen, in dem
die ausgeathniete Luft die Stimmbän
der des Kehltopfes in Schwingungen
versetzte, die Stimme. Diese aber wird
erst artilulirt, wird erst zur Sprache
dadurch daß aus ihr durch die verschie
dene Stellung des Gaumens, der
Zähne, der Lippen u. s. w. die verschie
denen Laute gebildet werden. Es ent
steht also beim natürlichen-Sprechen
zuerst eine unartiiulirteStimme, dann
aus dieser auf dem Wege durch den
Mund die artitulirte Sprache. Bei
dem von Professor Mitulicz durchge
führten Versuch ist die Reihenfolge
umgekehrt. Es handelt sich bei diesem
Versuch um einen 47jährigen Mann,
der an Kehlkopfkrebs litt, und den:
zunächst vor einigen Monaten der
ganze Schlion herausgenommen wur
de. Hierdurch verlor er die Stimme
derart, daß er sich nur noch ganz nahe
bei ihm Stehenden, die den-an seine
Mundbewegungen verfolgten, durch
ganz leises Flüstern mühsankoerständ
lich machen konnte. Professor Mita
licz hat nun, um diesem Manne die
Stimme wiederzugeben, eine Art Me
tallpfeife tonstruirt, welche der Patient
vermöge eines leicht zu handhabenden
Mechanisniiig, wenn er sprechen will,
selbst unmittelbar vor dem Munde be
festigen kann. Beim Einathmen de:
Lust tönt diese Pfeife nicht« ka dies
durch ein Ventil verhindert wird. Die
Luft tritt vielmehr frei in den Mund
und wird von da mit Hilfe eine-I
SchlauchesZ nnd einer in die Luftröhre
eingefügten Caniile in die Lungen ge
leitet. Beim Ausathmen nimmt die
Luft denselben Weg; im Munde bil
den sich jetzt in Folge der verschiedenen
Stellung der Lippen, Zähne u. s. w.
die einzelnen Laute, die aber leise Flü
stertöne bleiben würden, wenn sie nicht
beimVerlassen des Mundes durch die
nun in Thätigkeit tretenden Stimm
dänder der Pfeife ebenso laut und
vernehmbar gemacht würden wie die
natürliche Sprache Der Patient, an
welchem Professor Mitulicz diesen est
folgreichen Versuch unternommen, ist,
wie erwähnt, ein 47iähriger Mann,
der sich über die Wiedergabe seiner
Stimme sehr erfreut zeigt. Er ist
im Stande-, den Arparat selbst abzu
nehmen und wieder anzulegen. Hat er
ihn abgelegt, so vermag er nur ganz
leise Flüstertäne hervorzubringen,
trägt er ihn dagegen, so kann er voll
ständig deutlich sprechen· Die Stimme
des breitschulterigcn Mc«nneg klingt
fast so hell wie die eines 13-, 14jähri
aen Mädchens-. Doch läßt sich hierin
durch lestinnnen der Pfeife auf eine
andere Tonlage auch eine Aenderung
herbeiführen
I —,,4
Ladn Lomsa Ttghk.
Nahe Kilkennh, thänty am Ufer
des Flusses Note, liegt Woodstocl, daLs
riefige Besitzthum der Lady Louifa
Tighe, der Tochter des Herzogs von
Richmond, welche vor fast einem Jahr
hundert dem Lord Wellington nach
Schluß des Brüsseler Balle-Z den Sä
bel umgeschnallt hat, als er von dort
in den Kampf zog, dessen Schluß das
Schicksal Napoleons besiegelte. Außer
ihr leben keine der Theilnehmer jenes
geschichtlich gesellschaftlichen Ereigk
nisfeg mehr- Woodstock umfaßt 40
Meilen. Ein prachtvolleg Schloß liegt
in der Mitte dieses Besiythums. Mehr
als sechshundert Personen werden du«-e
Lady Tighe beschäftigt Unter anderen
Vergünstigungen hat diese Dame das
Recht, im Jahre zwei Verbrecher zu
begnadigen, von welchem Recht sie mit
großer Weisheit Gebrauch macht. Jn
jedem Jahre findet in Woodstock auch
eine Gesellschaft stati, zu der sich die
Mitglieder des königlichen Hauses ein
stellen.
-—--«— —- » -«
-Su)twpetit)auer«L-« Eitelkeit ist le
kannt. Ein Passtts aus einem Frank
furter Brief zeigt, wie weit sie ging.
Die ,,Jllustrirte« (Leip·tiger Zeitung)
trsird sein Porträt bringen, heißt es
da. Das von einem FranksurterPho
togroptzen ausgenommene ist aber
schlecht aus«-gefallen ,,Verdrieszt mich,
dem großen Publito en caticature dok
gezeigt zu werden. Die »Jllustrtr
te« soll sich nicht lumpig und schmutzig
geizig zeigen und eine neue Aufnahme
veranlassen. Von seinen »Paccrga«
erzählt er in einem anderen Brief, daß
er das Manuscript dreien Verlegeru
,,umsonst« angelsoten habe und abge
wiesen wurde-. Weiterhin äußert er sich
über den altjiidischen Philosopiten
Gebiroh daß der allerdings eine Art
Vorgänger von ihm sei, daß er sich
aber zu ihm verhalte »wir ein Nacht-is
unter dickem Nebel leuchtender Glän
tvurnt zur Sonne«.
st- si it
Die Weisheit beherrscht den Humor,
die Dummheit dient ihm.