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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 6, 1899)
M " mir Martin Ran. Von M a r G r a d. Eini. irr-ei. drei. vier, fünf! Hell nnd klar tönten die Schläge der kleinen Dimension-e- Uhr an sein Ohr Mit einem aanz überflüssigen Blick Ists das Zifferblatt erhob er sich vom Schreibttlch, wo bereits die Lampe brannte. trat an’s Fenster und sah auf die beschneitg hell erleuchtete Straße hinunter. Das hübsche Gesicht hatte einen miß muthign Ausdruck. und nervös trank-» melte er an die Scheiben, um dann wieder rascher und rascher auf dem weichen Smyrna - Teppich auf und ad zu gehen. Endlich ließ er sich ermüdet auf dem breiten Divan nieder und starrte ge danlenvoll in eine Ecke des behaglich erwärmten. matt erleuchteten Zimmers. ) Er fühlte sich heute müder als sonst und hatte nicht einmal so sehr ange flrenat gearbeitet. Ganz elend war ihm mit einem Male. Da fiel fein Blick auf die Theemafchine. Ja, das war sli So ein dummer Gewohnheitsmensch ist man doch! Fünf Uhr und leinen? Thal Er stand auf und trat zu dem Titel-Tut nrit dem TheelesseL Natür-l lich —- tein Spiritus! Wie lange hatte er sich auch selbst teinenThee mehr I bereitet! Ein lanaes Glockenzeichen und noch eines, — immer wieder drück te er auf den Knopf der elelrtischen Klinqel —- leine Menschenseele! l Frau Seidel war ja von ihm in die Stadt, zum Bucht-andrer geschickt war-« den: das hatte er aanz vergessen. Aus dem Walchtisch mußte noch ein Fläsch chen Eau de Cologne sein. Das sollte nun hat-cum Seinen Thee mußt-« er ia haben. Er trat in’s Schlamm nrer und bald daraut brodelte das Wasser in dem von Frau Seibel stets« blankaescheuerten Kessel. Die dichten Vorhänae mußten nun noch sester zu gezogen, aus der einen Seite der Rauch tisch, aus der anderen der stumme Die ner näher an den Dioan gerückt wer den. —- und jetzt war es erst gemiith lich in dem behaglichen Junggesellen- l nimmer. Professor Dr. Hans Berger konntet nun ungestört ein oaar Stunden der wohlverdienten Ruhe pflegen Die Zigaretten waren wohl feucht geworden; sie zogen nicht recht. Und ob das Wasser auch wirklich gekocht hatte? Der Tbee schmeckte trotz allem Zusatz von altem Rurn schaai. Er wollte sich bequemer legen, da streifte sein Arm ein Bild, das auf dem Rauchtisch stand, so dair es beinahe ber untergesallen wär:. Gerade hatte er es noch aussanaen können. Und nun besah er es, das schon über ein Jahr in seinem Besitz war, als sähe er es zum ersten Mal, und ärgerte sich, daß er bei. dem aedämpsten Licht die seinen Zuge nicht besser unterscheiden konnte Aber das helle Haar hob steh deutlich von dem dunklen hinterarunde ah. i Eine merkwürdige sehr seltsame Frau! Und ihm war es aus einmal, als höre er das leise Frau - Frau ihres Kleide-Z und als wehte ihm ein schwa-' cher Veilendust entgegen, der ihm wie der Alles zum Greifen deutlich vor Ruck und Ohr zauderte. Alles-, was einstens war, trie es kam! Die Erin nerung übersluthete ihn förmlich. So aar die unbestimmte Mattigkeit, die cr damals nach dem schweren Nervenfie ber verspürt, meinte er aus«- Neue zu fühlen und dann wieder das Prickeln de, Anregende, wenn die weißgetrönten Wellen rauschend über ihm zusammen schluaen Wieder meinte er, sich träge im warmen Sande zu strecken und das Jauchzen Singen und Schwätzen all’ der vielen Kinder tönte wie damals an sein Ohr. Mit ihren bunten Mützen und Kleidern. barsiißig, im Sande schanfelnd aradend and bauend, sahen sie wie leuchtende Blumen aus dem son nenheschienenen Strande aug. Den tleinen. braunaebrannren Bengel ton te er heu te noch malen, wie er mit der-! zierlich gekleideten, blondlockigen Mäd chen um eine mächtige Muschel gestut ten und endlich die «alte Dame« als Schiedsrichterin vorschlug. »Ja. ob sie heute wohl tamet Und ne würde dann aewiß dieischöne Geschichte vom »dem-en Marlenaten" nicht erzählen und sicher sehr böse über Essies Unvcr träalichleit werden, wenn sie -——" und da kam sie den Strand schon entlang. Ein neuer. weibliche-r Rattenfänger von Hamelm —- um sich, hinter sich e: ne Schaar Kinder, die eisrig aus sie hineinreiten-. Die «alte Dame« mußte sich großer Beliebtlieit bei dem kleinen Volk er freuen. Viel konnte er nicht mehr von ji«-r sehen. Nur daß sie groß und schlank »und ihr Haar sehr start gegraut, an oen cchläfen fast weiß war. Am Abend machte et die Entdeckung, date sie dasselbe HoteL sogar die glei che Etage bewohnte wie er und am an dern Mataen ganz früh, wie man vie Flutb erwartet, traf er sie am Stran de in einem nahe an der Dis-ne vorge schobenen Zelt, wie sie träumend die näher kommende-, sich überstürzenden Wellen beobachtete Er ließ sich auf ci nen Fett-stahl nieder und betrachtete in teresiut die alte Dame« Wenn dag weisre Hatt nicht gewesen wäre —- ver schlauen-, biegsamen Gestalt nach hätte sie das Pr rägtah das ihr die Kinder so qhsu Dei i ertheilt, nicht verdient. Sie deede etn wenig densops und nun fah et et- ettvas feharseQ aber tadel teiis M« Jst-a W sie wohl site see-fett Ue Its-es W et Its-M sie Miti- M er an sihr vorüber, die eben wegen der nahen den Fluth ihren Platz räumen mußte Der «Baigneur« schlug das Zelt ob, sie wandte sich diesem freundlich grüßend zu, — Hans Bei-get sah rnit einein ein ziaen Blick ein Paar traurige, dunkle Augen und bitter zudende Mundwin tel. Das Gesicht, das sie gestern bei den Kindern aexeiat hatte, war ander-« gewesem - — Zum zweiten Frühstück er schien sie sei-ki. Beim Direr aber kam sie pünktlich und nahm, sich leicht ver ke:eqeid, ihren rtlatz »in, den sie erst «wo anders vermuthe: hatte und der entschieden verrückt worden war. Der Keunir mit zu ihr, nahen ihre Wün sche. das Getränt betreffend, entgegen, und’lcliien ihr eine Ertläruna wegen des Platzwechselg aeben zu wollen. Sie machte eine halb ungeduldige, halb qleichgiltige Handbewegung, eß me chanisch ein bischen von all’ den vie-en Gänan und ließ die endlose Oedigteåt der »Tai-le d«·hote« mit der Resignation einer aewissen Gewohnheit stumm user sich eraehen. Taae und Wochen lang ging es so, ohne dass Hinz Berger das zu gekommen wäre, mehr als eisen Gruß bei der Tafel, ini Hausgeno, auf der Stiege oder arn Strande rni: der Dame iu wechseln. Ueberrnäiiia zum Gespräch mirs-legt fühlte er sich selbst nicht; die eben disk-. standene Krankheit lag ihm nczm in Gliedern und Nerven und das Wesen der Tischnabarin war nicht dazu anne than, ihn zu ermuntern. die Initiati ise iu erareifen. Verschiedene Male sah er dass-, rrie ije in denADiinen oder am Strande ·««ei: mndern Marchen erzahlte, daß ne ra bet junger aussah, und ibre Augtn in mildem Feuer glänzten. Wie eine Lacerte aber wußte sie den Anaehörigen der Kinder zu entschlü pfen, wenn diese Lust zu baden schie nen die «giitige, alte Dame« niiher kennen zu lernen, die ei verstand, die Kleinen to zu fesseln. Sie war und blieb allein. suchte und machte teineBes tanntfchaften und belam niemals Be such. Wenn während des Diners die Post vertheilt wurde, verrieth ihre Gleichailtigteit, daß sie kaum gewohnt war, Briefe zu empfangen und gar nicht darauf rechnete. Sie schien sehr,; lebt einsam! f Hans Berger wunderte sich täglich mehr darüber, sie war ibm ein völliges Nätbsel: aber eines jener traurigen,4; die das Leben so oft aufzugeben pflegt.l und dieses »Man-sen hatte herrliche! sprechende Augen« in deren dunklen; Tiefen Geheimnisse zu schlummern; schienen. die er sehnlichst wnnschte er-j ariinden zu können. An den lchlanten Fingern der schönen,bleichen Hände glänzte nicht ein einziger Ring. — auch-· tein Ehering. Aber F:au war sie! ——i Nach dem ersten Sehnen hatte er sich beim Kellner nach Namen und Her tunft erkundigt. So nichtssagend dünlte es ihm nun, den Namen zu wissen: »Frau Marthen Kaki aus Ver-: lin.« — Was sagte das nun? Aber ei-! ne Art tindischer Freude bereitete es ihm, daß sie die gleiche Stadt wie cr· bewohnte, in’·3 sogenannte Wäldchem das nichts war, als eine Gkuppe litixkss inerlichet Bitten; zufammengedrängt deschgtteten sie eine Vertiefung, die von mit Ginstern und Sträuchern bemalt-J senen Hügrln umgeben, ein bersteckte5. Bläschen bildete, das nicht so leicht Je dem in’s Auge fallen konnte. Ojtmals laß er dort Stunden lang, lauschte demMeereårauschen oder las und zeich nete ungestört, wenn nicht gerade eines der zahlreichen Ladins mit mächtigen Sätzen den Weg trruztr. Langfam ging er den schmalen Hügelriicken ent lang; draußen dehnte sich das weite Meer stahlblau aus, scheinbar ohne ei« ne einzige Welle zu werfen. An der Grenze, wo sich der wollenlofe hin-nie! mit der unendlichenWafieriläche misch te. glitt ein mächtiger Dampfer vorsä ber· eine lange Rauchwolt hinter sich zurücklassend Vom Strande bee sin te Stimmenaewirr, Musit, das schie ßen aus« den Baden, und ab und zu der lchrille Schrei einer Möbe. die aus der klaren Luft pfleischnell in das ruhige Wasser tauchte, um dann mit ihrer Beute weiter zu fliegen. " Hans Berger fog tief aufathmend die salzige. herrliche Luft ein und feine kräftige Brust dehnte sich unter dem weichen hemde, das eine schwarze Sei dendinde mit demBeinlleid zusammen hielt. Seine Augen leuchteten irr-b auf und die Mütze vonMopfe nehmend, schielte er sich an, den ginfterbewachfe nen hiiael zu seinem Bläschen hinab zusteigen. Unten aber blieb er erschrett sieben. Lana ausaesirectt in dem wei chen Sande lag eine Frauengeslalt und ver schlanke Körper- bebte in mit-en Schluchzen und scheantenlosetn, tiefem Schmerz· Das schwarze Kleid auf dem likschtothen Shatvl war hoch von Sand bedeckt und die eine Sand um schloß leampfhait eine lleine Bitt Leten zitterndes, grünes Laub wie sannijckend das ergraute, wellige Quer umgab. Leise schlich et sich den Hügel wic det hinauf, die Digue entlang, mit der btiickenden Gefühl einer und-ims Schuld. Er hatte, wenn auch unsre-. williq, einen Blick in eine fremde Uclt Heils-ein«A der ihm wie Diebstahl d«i·.ilte. Die frische Beise, die nun c-.s»«(ic.i, fühlte er kalt und ihm wurde weh its-s herz. L Er schlief schlecht und uniubsi diese » Nacht nnd meinte im sieht-unste ) Traum die arme Frau voe sich zu se hen, wie sie während de- Diene7-t Lein gesenkt-et gesessen vat, bleich suio nxitt m mit den weitem-ten Wen kee EMIWOWII »M . s Unten riisieten sie mit dein raneni l den Moran in dem großen e, das heute am Tage des Schuspatronr sein sollte; tin Hause war ei lebend e als sonst, Alles war helfend an dei: Beinen. . Hans hatte kaum geschla en.Sei:1 Kopf glühte, die Zunge kle te an dem Gaumen. Wasser! Er batte l: inel Klinael und Niemand lam. Einlichi meinte er Schritte zu hören, die auf dein dicken Läufer vor det Thüre an bielten. Er rief aber- und abermals. Aus seine Augen legte sich langsam ein Nebel und undeutlich meinte er noai eisn bekanntes Gesicht von grauen Haa-» ren umaeben, zu unterscheiden. Et« fühlte ettras Kaltes, Frische-s an den Lippen und dann lange. lange gar nichts mehr. Eines Tages aber durch rieselte es ihn eisig, nnd zum ersten Male wieder tlar dentend und sehend« aewabrte er ein dürre-z gra s Männ: l chen, das mit unglaublicher aichheit halb plaknisch, halb fmnzösisch auf Frau Markba einsprach, die, theil nabmsdoll auf den kranken blickend, die Suada des Doktors über sich erge hen ließ. Ein Heilgehilk der wohl eben bei der talten Wi.ckrluna qefx -ls"«u.· verliess gerade das Zimmer. Nach diesem heftigen Rückfall erbot-l te sich Hang Betger rasch. Vom Arzt hatte er erfahren, daß Frau Martha Kan Tag und Nacht ibn gewartet und gepflegt hatte, selbst dann noch, als endlich die erst vergeblich, geruseste Pfleaerin gekommen war. Wie selbstverständlich saß sie an set-l neni Bette. »Ob sie an Angehörige schreiben tolle?« .Nein." Er hatte teine, Niemanden Die in Rußland lebende. verheirathtte Schwester konnte er nicht rechnen. »Alle auch einsam!« Und es zuckte wieder bitter um ·h:en. Mund. —- . Dann kam eine schöne, erquicken de Zeit. s Sie Ida sich auch als Hins- tief-er, nnd besser wurde, nicht mehr or ibns in die alte Einsamkeit zurück Nur von Dank wollte sie nichts stsen : da mußte er ganz schweigen Stunde-Jana waren sie auch weiter-; bin beisammen, sie das dem, noch tm mer Schwachen, mit ihrer angenehmen weichen Altstimme vor und sie bespra chen das Gelesertr. Romane m neue jie nicht. « »Es ist immer dasselbe und doch nie das Leben, wie es ist.'· - Nach ihrem Roman fragte er ie nie-. Anfangs schien sie es fast zu s:.:.. nz und ihm später zu danken, Us. sr u auch nach Uäbeter Bekanntschaft anker lieb. Bei ibrem Salon war eine Veranda aeaen das Meer hinaus. Sie ließ oit seinen Liegeituhl herubertragen dann nahmen sie an warmen Abenden den Thee zusammen. Einmal hatte er sich in aller Stille heimlich seine Geige her: « uberschassen lassen und während sie drinnen den Tbee bereitete fing er an zu spielen; erst leise,«dann lauter an schwellenHiufache sladische Volks lieder. Als das letzte in sanften Moll tiinen dertlunaen war, sah er, daß sie an der Thüre lehnte Jhr edles Ge sicht hatte einen unendlich weichen Ausdruck, in ihren Augen schimmerte es feucht. Mit der Zeit siirbten und :e..-Ieten si-» ibre blossen Wangen nur« als- fe dann — Frau Martha m einen lanszen weiten Bade nantel gehüllt —· zmn er sten Male zusammen in den schmet-i chelnden Fluthert badeten, da klang von ihren Lippen, so est eine der schau-n qetrönten mächtigen Wellen über ihnen zusammenschlagen wollte, ein heltsin tindischs Jauch en. Ihre Augen ha ben gegliinzt in ugendieuer und wenn »der Mantel sich verschob, fahhmks Beraer einen tadellosen, el bein c-; tönten Nattern Jetzt wunderte er sich nicht mehr, wie vor ein paar Wochen als sie ibm ihr Alter- nannte, daß sie erst 30 Jahre Ziiblte Er hatte Takt genun, sie im herbst allein nach Berlin zurückkehren zu las sen. Ader als er nach wenigen Tagen nachsclate, besuchte ersie fosrsrt is ih rer, zufällig nahe der seinigen gelege nen Wohnung. Sie lebte allein mit einer alten Dienerin die ibrer schon zur Kinderzeit gewartet hatte. Die Wobnuna lag in einem arten. fbaelegen von dem Lärm de Groß tadt. t Die Einrichtung war reich und von gelchmaeltsoller Vornei,mheit. Sein Besuche schienen ihr angenehm, aber tie nahm sie mit ruhiqee Gelaiienheit auf. Verkehr hatte und suchte sie auch hier sonst nicht. Manchmal besuchte sie ein Tkeater oder Konzert, dann aeftattete sie ihm, sie zu begleiten Eines Iaaeg iichtete sie plötzlich ’und unvermittelt an ibn die Frage, « warum er -——— :—;4 Jahre alt und bereits Professor denn nicht geheieatnet » habe. i Er ickxilderte ibk fein Leben, wie es i war und wie es aerade lam, ernst und llseiter Dann lachte sie manchmal leise , und melodisch. Es hatte ihn niemals ,besvnderg zu den Frauen hingezogen uns die Wissenlchait del-errichte ihn ’ Jahre hindurch ganz. Seine tolle seit Watte auch er durchaeniacht, aber sie laä weit, weit hinter ihm. Und Die spat-kannte Gesesigteitl Das was er an Mem-S- Soupers und » Thees zwngsmiiehatte durchmachen lmüssen, hatte ihn nicht animiet, noch zweiterhin die Gastlichkeit bei darneb kngen Leute zu beanspruchen Die Möb eiw ans vieles Meile- isami mit Ikia III-M M Im is W erzngen", um jemals ein echies Gefühl in außern nnd Gedanken zu haben. Und ein Lotteriespiel?« Er mochte es nicht rislirem zum Mindesien eine Puppe zu betont-nein Ein Bischen verliebt daite er fees ein paar Mal hieri oder dort —- in anderen Kreisen —-—J flüchtig —- als Spielerei — geliebt( hatte er noch nie. Seine aanze Art schien ihr zu gefal len. Und ob iie ihm gefiel! underi Fäden der Sympathie zogen ich von Einem zum Anderen. Sie war eine treffliche Pianistin, da e einen schönen i vollllinqenden Ali und ihre Art zu sin-. aen entzückie ihn; jede Woche musizir ien iie ein paar Mal zusammen. Der Winter verging and der Som- » mer lam, ohne sie zu trennen; Mit den Ferien trafen sie sich wieder in esnem romnniischen Tvrfe des danetischen Hochgebieqes. Frau Marida sal- iünger und biiis dender aus, aber ihr hear war nun völlig weiß geworden. ! Oh sich Her Leute Mundibrer Bezi« hangen bemächtigte erfuhren und wußten sie nicht, es beliiarmerien fisii Beide niemals darum. ’ Anfangs Dezember, als draußen Dxr Schneesturm beulie und Hans, vm weißen Flocken bedeckt, zur Theesiunde kam, traf er ti: Freunkin ernster nnd stiller wie seit Langew. Sie war nicht asifgelegi zur Mußt, und als er eher wie fonfi auf-stechen wollte, hinderte sie ihn nicht. l Beim Abschied reichte sie ihm wie ins-s i mer die hand, hielt aber die seiisqez einen Auqendliec fest. , Duns, —-— in 2 Stunden reife ich!« . Sie fah, daß er erschrak. . »Ich komme wieder — baldi« Jhre Stimme zitterte. Und er wußt-» l sie würde wieder kommen. —-— — « Das war vor 8 Taan aeweiens --- i Jeht aber begannen dennoch Zweifel in ihm auszustcmim ein unllaresAtht gesiihl quälte ihn und ließ ihn nicht mehr aus dern Soph: ruhen. Die Ver gangenheit, die in allen Einzelheiten eben wieder so deutlich vor seinen Plu een ooriibergezogen war, hatte ihn so erregt. l Und nun war sie acht Tage sort! So « kurz erst nein — so lange, lange! Wie er sie entbehrte und wie es ihn aus einmal peinigte. nicht tu wissen, auch nicht eine Ahnung zu haben, wo sie nun sei! Ein zorniaes Gefühl gegen sie stieg in ihm aus, dasi sie ihn noch immer nicht für würdig zu halten schien, ihm ihr Leben, ihr Innerstes zu enthüllen. Zweifel an ihrem Charakter kamen ihm niemals-. Wieder nam er ihr Bild und ver sentte sich in den Anblick der Entbehr ten. Draußen schellte es Frau Seil-cl, die zurückaetommen war, öffnete iiziz ein Billet. z Beaieriq soa er den leichten Veilchen Zust, der dem Billet entstieg, ein« seine ! Anng hefteten tich verlangend aus die bekannten steilen Schriftziigr. . .Mein Freund! Soeben zurü-!«.«. lehrt, verlangt eg mich nach Ihnen Kommen Sie morgen iur Theestiino Llch bin müde und abgespannt und habe näsiliche Gedanken. Hei en Sie mir die oerscheuchen. An Jhrer ige zittern die Saiten und mir ist eg, als gäbe t» einen leisen, schmerzlichen Ton von stcki Alles bereitet mir Schmerz. Marth- « j Und er Lam. In dem bekannten run- : den Zimmer mit dem Blumen-riet brannte vie trauliche Lampe unt ewi- ! Fenster her wehte ein Dust von Mai- l qiöcichm uni- Vciichen... I Ein unendliche-«- Heimathsariiihl T dnrchslnthete ihn und in seinem Innern I wurde es ruhte-er. . Er wandte »ich um. Unter der ixrriien l Portiere, die zum andern Zimmer führte, stand sie wohl schon eine Weit-. Das weist-stocktge lose Gewand siel in weichen Falten von der schlanlen Ge stalt herab. Ihr Gesicht hatte«eineii mü den Ausdrull undsie schien gealtert. Er nahm ihre talte hand und koste s sie. Etwas Wehe-s stieg ihm im Herzen ; aus bei ihren traurig-n Augen. - i Denn osieitete iie en Ttee wir Pensi. « Ave seinem Mund tam teine Feige« obwohl ihm diese aus der Junge brannte, aber s- tonnte ei oon seinen . Lippen lesen. o warst Du?'« s Sie spra wenig und Beiden irar doch das he so voll. Der Dust des There, der Blum-n l der rosiae Dämmerschein der der-Raum nnd die in sich bersuntene weiße Gestalt umgaben« umwob Geist und Herz ze Maiines plötzlich wie mit ein-Hi "« Schleier. Er konnte nicht mehr ti« se- g hen und denken, seine Brust hob mik sentte sich schwer, die Kehle war ihtiii wie zugeschniirt » · Sie bog sich vor und strich ieni leise über das Haar. »Steine Ihce',eiten, han« Ich stets-te es· daß Sie ikn Begriffe sind, skie zu machen, -- die größte Jkikes Lebens vielleichi!« Sie natmi seine hand in di: meist .Sehen Sie mich an, ern-i sa --— gan fest und ruhig· Se ich aus sue « vie kaut und Frau von Hans Buqu ! Ich bin todt und vak. was Sis- ieti-:i..; ist :icie alte Zeaut Snxechen Sie sei-txt und sagen See nichts valgegem Idee En-. Augenblick sind Sie b ind. »wegen niitden Sie wieder sehend. Und ich Lsin Ihnen eine Geichiazte s uldig, Hast — ich weiß es, » e Gesichte meine-: Lebens-. Sie ist eigentli ganz kurz und traurig und dazu hat sie was ins cheetichee ihr Manche-L Wollen Sie die Geschichte höreni« Ist nieste stumm, sprechen tonnte ei ne . «haben Sie je ein Mädchen gekannt, spat gerann-, has haemlos und fest-. W me ks MW unt-»Im sie ein v « end sie-ein W i solches in Dingen, die die Welt amv Gatstigsten birgt. in den Tag hinein lebt? Nun, sehen Sie, solch’ ein barsms ’ loses, thökichtez Kind war let-, — Martba Kam« Jhte Stimme wurde nun leise nnd « bekam etwas etntönia Ttan iges. » »Meine Eltern, ursprünglich Bei ans hamburg, wurden endlich, —- als Jn- I genienr war mein Vater viel gen-ans l dekh —- nach Wien verschlagen. Dort wurde ich erzogen nnd lebte als »Ein Tint« ein sonntges Leben in meinem F BRANDqu Wir waren in vortreffli- ! chen Verhältnissen, Sorgen kannte ich taum. Meine Mutter, unendlich qutsp aber etwas enartersig, verstand den Va ter nicht immer, wenn er außer den? schwankenden Btüaem die er .««rts...s.—.3 Mute, auch solche ersteben ließ« die n-. goldener Pracht phantasnich mit Ieua;- i tenden Blumen nnd stimmean Stei- - nen geziert, hinüber sühnen ikx vzs Land der Ideale und der Rossi-, Ah-; sie liebten sich nnd waren gtüettich. Jca aber, ich verstand meinen Vater ganz. Meine sonniae Heiterkeit war ihm Le. bensbedürsnifr, und er war stob, daß ich te.nem meiner trüben Bewerber Ge bör schenkte. Dann aber tam ,,Er«'.f Der Vater brachte ihn selbst in’s Haus . nnd die aeistsprübende Art, Schönheit ? nnd berückende Lieben-würdigtest des " österreichischen Kavaliers hielt mich :n; Kurzem aanz gefangen. Neues und im- i mer Neues regte sich. wuchs in mir und endlich entsaltete eine große und mäch- i tige Liebe ihre Schwingen und tragt mich in ein neues, unbekanntes Land Jch liebte ihn iinsiiglich und sah zu ihm aus mit einer ehrtiirchtigen Betstunde-s rang, die ich nie geglaubt hätte, jemaks z siir einen Menschen fühlen zu binnen An meinem 21. Geburt-steige wurde ich sein. Hingebender hat nie ein Weib atr. i herzen des Geliebten geruht, wie ich an i dem seinigen. Ich sah die Welt in rosi gem Schimmer und aab mich mit alle-i aeweelten Sinnen undLeidenschast met rer roßen Liebe bin. Seine Art und Weise war unbeschreiblich zartsiihlen), ; aber fest und männlich. Wir waren seh· ? aliicklich.« ; Ihre Stimme zitterte und das lehte i Wort kam mit raubem Klana aus der · dichte. ! »Wollen Sie einmal mittommen? Ich will Jhneri etwas zeigen!'« Frau Martha stand auls und zog Hans Verger den Gang ent ang in eit. kleines Hinterzimmein Sie reihte ihm : die Streichhblzer, daß er den Gasliistes anzünde, trat zur Wand und zcg einen dichten Vo-hang vor einem dort hän « genden grokun Bild. --- »Das kisar Martia Kans« Ter belle Lichtschiiiimer « fiel darauf. Wie eitel Sonnenschein schien es auf dciii Bilde zu lagern. Eine schlanke Niiidchenaestalt in gelblichem Gewande stand wie lebendig vor dem Beschauer. In ihren händen einen Bis schel frilchaepiliickten Wahne-, schien sie die leuchtenden Blumen mit sonni gem Lächeln reichen zu wollen. Da seine Köpfchen, wellia umschlossen von einer Fülle tieischwarzen Haares, aus. dem sanft gersiheten lieblichen Gesicht blickten lebhaft dunkle, strahlende Au gene. - hans Berger starrte gebannt aus das Bitt-. --— dann aus die Frau an seiner Seite. i »Arme, arme Frank« Mit einer abwehrenden Bewegung bat sie tan, er möge das Gas aug löschen, zog den Vorhang wieder vor das-· Bild, »dann verließ sie müdinf Schrittes das Zimmer. Wie imTrauine I solate er. Tanii iubr sie sor« E »Ja-ei volle Jahre tauertk das Glitt Z Jch muß blind und taub gewesen sein X i i i i tut Bte es denn es wurde mir nicht ge stört Und eine neue Frei-de und Hoff nuna stieg in mir aui und zauderte neue-· Glücl iiir tiinitiae Tage vor meine Augen Es war schon gegen Ende dieser Zeit deg Hoffens und Harren-. ich fühlte mich wohl und frisch und sac; blühend aus. Da tam der schreckliche : Taa und rnit thtn die Stunde die to arattiarn Alles in Trümmer ichlnri , Es war ein berrlichkr Aprälniorgen« Draußen reracsldete rie Frühlings ionne das- tunae Grün und die Abg-P fangen irn Garten· Jin Beaeifie, tq mein Trilrttezinimer zu aeben, trai ic ibn, wie er eben durchs Ichlaizimmer aui den Flur treten tvcllte. , Unten sinnt pas a t«-IItte t- H- iierd is scharrte unaedulbia mit den Hufen; der .. Reittnecbt tonnte das ieurtae Thier taum bankiaen Wie vröchtia der ae liebte Mann aussah als er, ein heitere-z Lächeln auf den Lippen, in dem lnap H pen Neitanzua tm: mir stand. Ausge- - lassen ließ er die lange Gerte ein paar z rnal durch die Luft sausen, dann bog e-. ! itiirtniich meinen Kopf zurück, um « ichlana meinen Hals und drückte einen Kuß aui meinen Mund. Es war der letzte; Sinaend giqu er dann dieTreppe i hinab, lauschend blieb ich stehen, bis de « lebte Ton verklungen war dann lief, ich an i Ienitet, urn ihn auf s Pieris : steiqen zu sehen. Um Mittag wollte ers euriiet fein Etwa um 12 Uhr trat ich -- ganz gegen meine Gewohnheit eeir i «o spät —- bot meinen Spiegel, der rund und Tief-. mit einein kitniileriich ausgeführten solotprahneen dar-l Prachtstiick meines Toilettelabinsts ; bildete. Die Jan Täler hatte ich in I Bli gelzimrnee geich t da ich sie nicht be nötlti te. M war ein ziemlich jung-e, unichdnes Mädchen, geo und voll, mit lonttne prossi ein Ge t und breitem Mund. pbee e war ruhig und unstet lig und mir nicht unsympathisch Jch hatte fehan blchtes r und es imachte ente doch mehr M he als ich qes dacht, es ssein durch ntiinunem aber ibie Inna vol-ich mehr von bee leert-at Its-Demna- i mi- ip gut ichisnnie ete ich Im durch m bat streiche-« — von acstilrster Wäsche; Anna brachte sit s eben aus dem Wittdschasteraumr. Jm Begriff e zu rufen, hörte ich Schritte aus der reppe —- etne Schrittes Wie ich daraus qotchtel nn, — dann tas« es! Aus einmal silblte i es glühend sind eisig zuaieich zum erzen drin nen, vor meinen Augen, le wie ent aetstert in denSpiegel starrten, flammte und zuckte es aus und ad und dazwi schen sah ich dass geliebte Haupt meines Gatten, wie —- es sich dicht un das jenige Annae schmiegte, sein Arm ihre volle Gestalt umschlang und sein Mund sich oem ihrigen näherte. Und man sah es. — es war nicht das erste Mal! Es war namenlos häßlich! Aus met-H Kehle drana ein deuer Smrei. DM Ich selbst noch hörte, dann wußte ich nichts mehr. Als ich erwachte, waren es meis srernde Gtstalten, die mich umgaben. Unser Arzt, zwei fremde und eine Pileaeschwester. —- Als das Kind end lich kam, war es todt; es war Mk Knabe, - ich sah ihn niemals! Mona telanza schwebte ich zwischen Leben und Tod. Wenn ich in lichten Momente-i »sein Gesicht« über mich gebeugt sat) oder Anna das Zimmer betrat, wurde mein Zustand so bedenklich, meine Aus reaunq so furchtbar, daß man mich endlich ganz von der Vlußentvelt, auch tvnjhm trennt-. Ich wurde dann etwa-s ..— - s---- s lllqsgkh Illll III IW uns unten-pup transportfabig war, brachte man mich auf meinen dringenden Wunsch nach Hamburg, wohin meine Eltern nach meiner Verheirathuna wieder gezogei IMME- «Jhn« nochmals zu sehen, wei KFM Ich mich. Sehr. sebr langsam nur ging es mit der Erholung. Später dann an der See, wobin ich mit den Eltern reiste, erzählte ich ibnen Alles. Der Schrecken löbmte sie Beide sast. Die Mutter weinte Icg und Nacht, der Pa ter briitete iinstei vor sich bin. Jch bat sie. fdie Scheidung für mich etnzuleitein da ina die Mutter an, mir sanft drin gende Vorstellungen zu mache-s ..,Man dürfe ncht zu strenge trin. Männer brauchten manchmal Nachsicht, kleinen Berirrungen qeqeniiber könne man auch Milde walten lassen.« Eines Tages war der Vater verreist und als er wie deriam, war er ein alter Mann. Er schien aani aebeugt und mußte Furcht bares erfahren und durchlebt haben Um Abend zeigte er mir spübenden Augen und mit einer gewissen Genua lbuung die Reitpeitsche —- ich wußte. warum. cAber wag icnnte das Alles noch belienis Jn mir hatte zuerst noch VerachtiinoRa.:m. rann wurde ich ganz stumpf, AEles war todt in mir. Jin Laufe des Winters wurde ich dann ge schieden; ich iiibrie wieder meinen Mädchennamen und lebte ein Jahr isbeinbar rubia bei meinen Eltern in Hamburm Aber ven Zeit zuZeit loderte Jerachtunq unt-Haß wieder in mir ani, wenn ich noch immer neue Beweise sei ner kitiedtiiteit bekam und mir ineitr :.-nd mebr klar wurde, an weisen Seite ich zwei Jahre lang das höchste Glück gksunden atte. Dann tam abermals ein-s schrecklicher Schlag; als ich taum ange fangen. mich etwas zu beruhigen, raubte die Cholera mir in einer Woche Vater und Mutter. Nun war und blieb ich qanz allein und keinen Menichen tonn ich Ihnen nennen, der mein-m Herzen wirklich nahe stünde. Ich bin dann hierher gezogen, dabe meine alte Katharina wieder u mir genommen ixnd so vergingen-sahen Lassen Sie znich schweigen, was ich durchlebt in den Erinnerungen dieser Zeit, in der mein Haar ergrautr wie das einer Greisin. » Fünfmal kam der Sommer wieder und sab mich wandern von Ort zu Ort, ein sam, rastlos, —- wie Ahasver. Zur -—LÄ tstube kam mein Innerstes nieinatz aanzx von Zeit zu Zeit guckte das alte Web wild auf und ich weinte stunden lang um verlorenes Glück und wegge ivorfene Juaend. Das Einzige was ich liebte, waren Kinder und sie Musik die Kleinen las ich auf, wo ich sie iano, die Musik wurde mir Freundin Jud Trösterin Im sechlten Sommer kamen dank-. Ziel Hans oeraeben Sie mir baß it ip lang- schwi: g; ich tmnte nicht da von sprechen, auch nicht zu Ihnen. — Vor acht lagen, als er mich sterbend rief, - -— ich habe lange mit mir get-m aen, -- bin i endlich zu ihm gegankcn Jcb komm- nuu von einem Todten vor zwei Tagen ist er g: sioeben. Und, H; n -- ich bin nicht aut! Meine Lippen .« ben nicht mehr die seinigen berührt te haben mechanisch das Wort Vergehn-« qelprochen, aber meinherz wußte nirt « avon. Die bleiche Winterfonne bat des Todten Gesicht verklärt, aber inejn Auae blieb trocken und mein Jnneritez talt. Jch tiiblte nichts mehr für den todten Mann. Ja mir und aui mir ists Witwe-: Daue; verdorrt und erltorben, was ein blühte! Jch lönnte keines Mannes W b mebr werden, selbst nicht da 0einige, und anen vertraue ich und Dabess Sie sebr lieb. « Sie lchtviea. Es toar ganz ltill in dem sanft erleuchteten Raum man hörte das Blicken der Uhr, das aber-b menbe Sausen des Windes und da: ferne dumpfe Rollen der Wäan ans der bis belchueiten Straße han« kniete nieder und drückte b. e beiden lchmalen Gabe bie sich ihm eatae enfteeetten, an die Lippe-n Ai er am begleitete sie ibn bit qn den Garten. r argbeestlll unter dem jeyt zeitgetroeenen gliternden Schnee part Rmehret-reitet lag. Sternenklae EinenR Auaenblia rabte Martha cer Mr see-«- 22 » hcc W »H- «W";’..i’«t:. WILL Rest-bund Ists-sie M Miit-sites Spe- ens m seen Inaba-steh