Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 22, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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    Wie Krvnjuwelen
III-ZEIT H Itanckengtein :
Uebers-U von»
( .5. FortsehunaJ
»Gebt der Name dem Golde oder
den Juwelen der Königin mehrWertlfi
Geben Sie mit uns und morgen statt
auf dem Grunde der Thernse als Leiche
zu liegen nnd eine arme Waise hinter
lassen zu haben, können Sie reich nnd
irn alten Ansehen über die Schwelle
Jbres hauses treten.«
»Genug, ich bin der Jhre."
Lord Neagle wandte sich jeyt an
feine Leute und sagte ihnen, was der
Carl beschlossen.
q,Gut es sei!« rief hincheliff »aber
lassen Sie ihn zuvor den Eid schwö
ren.« Ein Eid, ,ZD u,furchtbar als daß
wir ihn hier zu orte bringen möch
ten· wurde dem passiv daliegenden
Manne vorgesprochen, der ibninecha
nisch und die furchtbaren Folgen kaum
ahnenb wiederholte
Das Boot wurde, nachdem Alles
noch einmal genau disponirt worden,
langsam an die Stufen des Totoer ge
rudert, als die Uhr auf dem Tower
ein Viertel über drei schlug. Zeit nnd
Umstände waren dem Unternehmen
äußerst günstig. Der Nebel verhüllte
den Tower selbst, aber die Uhr war ein
guter Steuermann.
Als die Barte nur noch wenige
Schritte von den Stufen entfernt war,
wurde sie in ihrem vorsichtigen Vor
gehen aufgehalten, und Hinchcliff und
Lord Neagle standen aus, um ihreWaf
sen in den Gürtel zu stecken. Es war
beschlossen worden, daß sie beide die
Ersten sein sollten, welche auf den stei
len Petron traten, und während sie
denselben entlang gingen, sollte das
Schiff unter einen Brückenbogen gern
dert werden indeß Folg und der junge
Mann· Georg, fein Neffe, auf das Kai
gingen: um die Rückkehr der Beiden
abzuwarten und ihnen die Beute an
Bord bringen zu helfen. Der Tower
war nur schlecht bewacht, da man aus
SchlZsser und Riegel mehr baute als
auf Augen: es aalt somit. wenn man
mit Schlüsseln versehen war, mehr
Muthzzu besitzen, als die Wachen zu
täuschen. Um sicher zu gehen, hatte
Lord Neagle zwei Tage zuvor als
Ameritaner den Ton-er besucht, und
sich unter andern Merkmürdigteiten
auch die Juwelen zeigen lassen. Mit
festem Blicke schärfte er sich Lage und
Zahl derselben ein und entwars sich den
Plan, wie er am sichersten ihrer Herr
werden könnte.
Hinchcliss trug in seinem Gürtel eine
totbe Blendlaterne, genau denen nach
gemacht, welche im Jnnern des Tower
im Gebrauche sind. Sie war in diesem
anblicke, da die beiden Männer
leise »auf der Brustwehr des Ton-ers
hinschlichen, geschlossen. Seine Klei
dung war die gleiche wie die der Die
ner des Towers. Dabei trug er einen
starken Bart und eineBrille mit blauen
Gläsern, die er ausgesetzt, um einem
Alten Partier der innern Lage ähnlich
zu sehen und damit unbelästigt sich hin
und berbewegen zu können. «Nun,
Mnlortz halten Sie sich fest an mich,«
sagte Hinchclifs, als er Lch von der
Drustwedt der Mauer aus ie des Pa
last-i hinabließ, dicht bei der obersten
Stufe der Towertreppe. Das Haupt
tbor war fest verriegelt nnd sie mußten
deshalb sich bis zu einem schmalen
Ærchen hinschleichen, zu dem sie die
Schlüssel besahen —
»Ist das der Haupteingang Hinchi
eliM« flüsterte Lord Neagle. »Es
scheint nicht derselbe, durch den ich stü
hn stets eintrat.«
»Es ist das südliche Wasserihor und
das einzige, zu dem ich den Schlüssel
besessen. Auch kracht es nicht in seinen
Angeln, da es am meisten geöffnet
sitt-. Folgen Sie mir leise!
Der Exschlieszer sieckte nun einen
Schlüssel aus dem Bunde, den er am
Mittel trug, in die Oeffnung. Die
Thüre öffnete sich langsam unter ihrem
Druck und beide traten in den gepfla
Derten Thormg Die Thüre verschlie
send gin en sie geräuschlos nach einer
anderen hüte im Tower und auch
diese aab ihren Anstrengungen nach.
»Das That trachte lauter, als ich
Muschef sagte Hinchcliis. »Wir wal
ten uns einen Augenblick verbergen,
um uns zu Vergewissetn, ob wir gehört
Ist-den«
Sie waren gehört wurdens Eine
Wache mit einer rothen Laterne in ret
Hand kam aus einem Seitenthnre hef
vot und sah sich um. Die beidenwiiin
net waren jedoch unter einem Maus-:
vor-sprung verborgen, und nachdem sie
einige Worte von »Geräusch da unten«
hatten mutmeln hören. trat die Wache
wieder in ihren Vetschlag und schloß
Ue Thüre, denn die Nacht war kalt.
gnehcliss berührte nun seinen Beglei
nnd sie schritten weiter, bis sie an
eine Treue-eanident kamen, die rcch
M Mibnke führte. Diese scheit
ien sie mit gepßerVorsicht hinauf, denn
ists stand gewöhnlich eine Wache.
»Ihr sahen He nicht, nnd einen lan
gen due dinabqehenb, blieb der
W set einer Thüre steten. die
Ists unter eim sogen versteckt lag.
»Diese führt in die Rüstkammer. Es
ist der geheime Weg, durch den die
Wächter aus- und eingehen und der
fiir unsern Zweck besser als der Haupt
eingang izr Sind wir ’mal da drin
nen, so i schon viel erreicht.« Diese
Worte richtete hinchcliff an Lord
Neagle, während er den nachgemachten
Schlüssel in dem Schlosse umdrehte.
Die Thüre gab nach und sie befanden
sich in der großen, alten Halle, welche
als Rüstkammer des Towers dient.
Jetzt öffnete hincheliff die Laterne,
nachdem er sich so weit durch Taste-:
und seine Kenntni des Weges that
fen. An den un imlichen Ge alten
der bewaffneten Ritter und den Rüst
ungen dortiter, die in dieser Beleuch
tung ein gespenstisches Aussehen be
kamen, traten sie in ein kleines Zim
mer und stiegen aus diesem in ein an
deres hinab. Es war das Borziinmer
des Kroniuwelengemachs. Die ein ige
Thüre, welche die Räuber von diesem
Schate trennte, war eben im Begriffe
auszusprin en, als eine Wache, welche
dorthin po tirt war, dor ihnen stand.
»Ah! Jhr seid’s, alter Martham,«
sagte er, indem er die rothe Lampe,
welche Hinchcliff hielt, drehte, daß sie
das Gesicht des Schließers hell be
leuchtete.
»Ja, ich dachte« ich höre ein fremd
artiaes Geräusch und lam, um nachzu
sehen,« antwortetHinchcliff und ahinte
die Nasentiine des alten Mannes nach.
dessen Berileidung er angenommen.
»Gebt zu Bett, Alter! Jhr träumt
immer und geht zehn gegen eins jetzt
im Schlafe."
»Weil fürchtet Jhr?«
»Räuber!«
»Minder? Wenn sie auch in den
Tower kämen, sie können nicht wieder
hinaus; und nicht ’mal Jack Sheppard
könnte durch diese sieben eisernen Thü
ren herein-, viel weniger hinauskam
men, Geht zu Bette!«
Ja- will noch einmal einen Umgang
machen,« antwcrtete hinchclifs
»Und wer ist da5?'
»Eine: von der-. Thürsteherm den
ich aus Furcht vor den Räubern mit s
mir nahm.'· ;
Dann wandte er sich fliifternd an »
Lord Neagle und sagte: .,DieserSol- «
tat ist ein resolutet Bursche, der sich
in alles- mischt; wir lönnen ihn nicht
los werden« Jch erwartete hier keine
Wache! Er ist uns irn Wege! Ess- gilt
I hier die höchste Gefahr!'«
Ohne ein Wort zu verlieren, packte
Lord Neagle mit der ihm eigenenEnt
schlossenheit die Wache so plii lich arn
Halse, daß sie nicht ’rnal um ilfe ru
fen konnte, und schleuderte sie auf den
Boden zurück· otrn nächsten Augen
blick hielt der er taunte, aber zugleich
höchlich erfreute Hinchcliff dem Solda
ten sein eiaenesSchwert auf die Brust;
dann banden und tnebelten sie ihn und
I drehten»sein Gesicht gegen die Wand
, f m nachften Augenblick ftai der
« echliisfel in der Thüre des Geheim
3 zimmers des Tawerg und die leiden
i Männer standen den heißersehnten
Schätzen gegenüber-. Ader plötzlich
stieß Hinchcliff einen Schrei der Be
siiiråung aus: »Die Krone Hi fortt«
» ch hätte das vorher wi en tön
nen,« sagte Lord Neagle, »denn mor
en wird die Königin den König von
äzreußen feierlich empfangen. Die
rone ist u der Festlichleit abge olt
s worden, aßer in diesen königlichen- u
tvelen ist Reichthurn genug sur uns.«
»Das macht uns freilich reich enug,
» aber um des Namens willen möårf ich
J auch die Krone,« sagte hi liff.
»Es ist besser wie es ift. as läßt
sich leichter bei Seite schaffen.«
Ohne weiteren Verzug nahmen sie
vier Kästchen mit Juwelen, die sich un
ter einein ver itterten Verschlusse be
fanden,zu we ckem der schlaueSchließer
ebenfalls den Schlüssel hatte, und
steckten sie in einen ledernen Sack, den
sie zu diesem Ende aus der Barte rnit
, sich gebracht hatten. So beladen folgte
» Lord Nea le hinchcliff aus dern inne
’ ren Gern und durch die übrigen
« Raume des Ton-ers, bis sie endlich das
l lehte Tdor und ihr Boot, nicht ohne
; roße Gefahr und jeden Augenblick er-) —
l Zchrocken anhaltend, erreicht hatten.
l »Wie sieht'S?« fragte der Schiffer,
! als sie in die Barte traten
i «Gut,« antwortete inchcliff, indem
j er den Sud in die M te legte und zu
s schle
»Vorwärts!" lautete der batiche Be
fehl, der den Rudetetn ertheilt wurde.
Die Barte schoß tn den Strom und
nach einer raschen Fahrt legte sie beim
ersten Grauen fes Tages bei einer
schlankem startgeschweiften Brigentine
an, welche drei Meilen unterhallo des
Towers vor Unter lag. Die Kiste
’ wurde an Bord gebracht und von ca
; pttain Fon der Befehl gegeben, die
E Anker zu lichten.
8. Kapitel.
Die M a s te.
Wir veele en dte Seene unserer Ge
schichte von get gerät-schva Stadt
nach dem einsamen, stillen Dorfe co
nsimp d, einige Meile- sin son
s don. El etn alter sehetttget Ott,
W harrt-Messe von den weittra en
den Armen ehrwürdiger Eichen ügbev
kchattet wird, die allerdings alt genug
cheinen, um dem normannisrhen Er
oebeter, der einst einen halben Som
F mertag unter ihnen ausgeruht,Schirm
" und « tten geliehen zu haben. Das
anze ors mit seinen niederen häu
sern trug ein alterthiimiilclps Gepräge.
i Nur das alte Schloß, das- der Carl von
Connbeare als Erbbesitz besasz und in
! welchem Ladh Jsabel geboren wurde,
; war so modernisirt, dasz es mehr einem
- Palaste als einem alten Baronensiye
glich. Die alten steinernen Thürme wa
ren nieder erissen und durch eine
prachtvolle armorsarade ersetzt; per
But raben war ausgefüllt und in ei
nen "nen Pakt umgeschassen, der die
aristolratische Wohnung von dem Lil
len und schrittigen Dorfe trennte, dem
das Schloß seinen Namen geliehen.
Gegenüber von dem Schlosse, in
dem Dorfe Conybeare-Ford, un esiihr
eine Viertelnieile von dem hore,
stand das Wirthshaus, von den herr
schaftlichen Gebäuden durch eine große
Wiese getrennt, die von spielenden
Kindern und weidendcm Vieh belebt
war. Das Wappen von Connbeare war
das Schild des Dorsioirthöhauses, das
seit undentlichen Zeiten wegen seiner
schönen Wirthstöchter weit und breit
berühmt war. Jn den Tagen unserer
Erzählung konnte sich die Witthstochs
ter aus dem Wappen von Conhbeare
rühmen, ihre scljinsten Rivalinnen ans
früheren Zeiten weit hinter sich zu las
en. Gegenüber von dem Wirthshau e
besand sich der Dorsbrunnen, an dem
mit großen Buchstaben zu lesen stand:
Aus diesem Brunnen trant Ladh Mree,
als sie durstig war.
Am Abend vor jener Nacht, in wel
eher unsere Geschichte beginnt und Lord
nglis, wie wir gesehen. durch desi
Verlust seines ganzen Vermögens zum
Selbstmord getrieben worden, stand
ein schönes Mädchen an jenem Brun
nen und wartete geduldig, bis dieIieche
an sie käme. Die Gluth der Abend
sonne zeigte ihr reiches braunes Haar
im schonsten Glanze und hob das
warme euer ihrer Haselnußaugen.
Sie war chön und jung, denn sie zähl
te nåcht über achtzehn Jahre; ihr Ge
sicht hatte einen tlugen wohltbuenden
Ausdruck und aus ihrem ganzen We
sen lag der Zauber anmuthiger Be
. scheidenheit Sie war gerade mit einem
s silbernen Krug von altertnumctchen
Sonnen herübergetommen, um ihn mit
« asser zu füllen. Das schöne Mädchen
wartete, bis die Aelteren ihre Kruge
und Kufen gefüllt hatten. Eine um die
Andere verließ den Brunnen und nur
zwei blieben zuletzt noch zurück und
plauderten von den Neuigleiten« die
von der Stadt bis in das Dorf ge
drungen, als ein junger Mann, nicht
in der Kleidung des Landmannez,
sondern in dem Auspuhe eines Maiw
sen sich dem Brunnen näherte und als »
er Rose sah, lächelnd und errötbend
ihr einen guten Abend bot.
»Guten Abend. Robert Murrah,««
antwortete sie, erröthete jedoch nicht
» und aus der Art ihrer Antwort ging
s hervor, daß er ihr gleichgiltig war.
l »?Soll ich Euren Krug für Euch stil
en «
»Nein, ich habe teine Eile."
»Komm, gute Maro, Rose wartet,«
sagte er zu den alten Plaudertascheu;
-»fiillt rasch Euren Krug und macht ihr
« law .
»Wer bist Du, daß Du so stolz mit
uns zu sprechen wagst? Sei höflich ge
gen alte Leute; Du hoffst, ein freund
li s Lächeln von diesem hübschen Ge
si zu erzas n, daß Du uns ver
treiben wi st. Aber nimm Dich in
Acht. daß sie nicht weit eher die Stirne
runzelt. Du spannst Deinen Bogen zu
hoch, wenn Deines Vaters Sohn Rose
Wild zu heirathen hofft.«
Der junge Mann sah zornig drein
und sagte mit einem verzweifelten
Blicke auf das junge Mädchen: »Achtet
nig: auf sie, Rose « Sie antworten
ni , sondern stellte hinter ihm vor
über ehend den Krug unter die Rühre
und fagtäöreundlic «Pump' für mich,
Muhme arb, bitte.·
»Laszt wicht« rtef der junge Mann
und sprang herbei. Robert war im Be
griff, sie in seiner ungestümen Galan
erie wegzudrängen, um Rosen zu
Diensten zu sein. Aber die Letztere
sagte rasch: Robert Murray!« Er
trat wie gelähmt durch das einzige
Wort zurück und wagte es nicht einmal,
den Blick zu ihr zu erheben, Er war
ein schöner ’unger Mann, der einzige
Sohn des ailifs des Dorfes und
stand deshalb Rosen an Geburt gleich;
aber er düntte sich mehr als die übri
gen Bewohner des Dorfes und derEin
ige, der es wagen dürfe, den Blick zu
osen zu erheben und auf ihre« hand
Anspruch zu machen. -—— eine Ansicht,
die er lange gehegt, ohne daß ihn ir
gend eine Ermuthigung hierzu berech
tigt hätte. Rose haßte und liebte ihn
nicht; sie tümrnerte sich nicht um ihn,
während in seinem Herzen eine ver
kehrende Leidenscheft für sie vorhan
en war und täglich zunahm. Die of
fene, un eheuchelte GleickUiltigteiL mit
; der sie ich gegen ihn benahm, tchüste
i sie vor einer Liebesertlärunq von Iei
F net Sitte. Er war dreiundzwanzig
; ahre alt und hatte die beiden letzten
a re Ver See u ebracht; nun aber,
mä en sein ·ss neu betrachtet
wurde, trieb er sich in der heimath
umher und suchte das herz der schönen
Wirt stochter aus dem Wo pen von
Eony are zu gewinnen. Elkr eid sehr
unfreundl , Rote th t« legte
er, als nach dem Wirt -
baut zu kehren wollte.
tt den lian Krug sit der
iäes Es , eine they-. die ihres
sitzen en
etue otche nmuth nnd
I Gran-· verlieh-, daß die Flamme de:
; »Liebe un her n des jungen Mannes
z in hellen amtnen ausschlu . Er
« folgte ihr mit ungestümen Sgchritten
und sagte: » »Rose, ich bin n· t der
»Man-n der mit sichs aszen läßt« nn
Jhr mich insolcher eise behandelt, so
sollt Jhr mit gleicher Münze bezahlt
werden.«
, Sie gab teine Antwort. aber ihre
Lippen bäumten sich voll Verachtun«
»Alle-» um was ich Euch bitte, ist, dasz
Jhr mir Filak macht. Ich verschtttte ja
ntein Wa er.
hr haßt mich!«
»Ein-naht tecn solches Zeug, Robert
z Murren oder ich werde böse,« und ihre
: Augen glänzten heller und ihre Wan
t acn wurden rötler·
»Ihr habt einen Anderen lieb.'·
»Ihr habt lein Recht. mich so anzu—
» reden und mich zu langweilen.'« Robert
I Murran solgte ihr und blieb zwanfig
! Schritte von dem Wirthe-haust plötz ich
E stehen.
! »; ch habe ein Recht« denn ich liebe
l
» Euch
,,Hier ist nicht der Ort zu solchen
I Reden.«
; »So versprechi mir, mich um neun
s Uhr an der Königseiche zu trefsen.'«
! »Ich will nicht,« antwortete sie ent
j schieden.
) »sehr wollt nicht?"
« ein, geht!«
Der Korn färbte die Stirne des
«nngen Mannes. Seine Hände hallten
sich und er war im Begriff. te zu
schlagen, als sie laut aufschrie un den
Krug sallen lassend davoneilte. Jm
selben Augenblicke gewahrte sie einen
Mann, der das Aussehen eines Con
stablers hatte und aus dem Wirths
hause lam. Er legte seine fand auf
den Arm des jungen Matro en sur-d
sagte: »Halt, elender Bursche! Du
wolltest nd an diese schöne Mädchen
Mark mit drehte er ihn mit einer
i« t im Kreise herum, der der junge
Men ch nicht zu widerstehen vermochte.
Dann wars er ihn in das Gras und
zog ein Pistol aus dem Gürtel. Auch
Murray’s Hut slog herab und heraus
; rollte ein roth und weißetl Band, das
s Abzeichen der «Peelrioter«, welche an
» jenem Tage den Truvven der Königin
Widerstand geleistet hatten.Augenblick
lich stürzte der Constabler aus den jun
aen Mann los, der ausgesvrungen war
und saqte« indem er ihn festpaate:
»Ein Nioterk Das ertlärt Dein ver
schlagenes Gesicht! Ich arretire Dich
cis einen doppelten Störer der Ruh-.
« ch ertenne in Dir den Anführer der
. iisriihrer!« Dann rief er einen stei
ten, siierartig aussehenden Mann uiid
hat ihn, den Gefangenen fortzuführen
Murrah leistete einen verzweifelten
Widerstand, wurde jedoch bald in Si
cherheit gebracht. Der Constahler hin
den Krug aus« siillte ihn mit Wasser
und reichte ihn Rese. welche staunend
Zeugin der Fanzen Scene gewesen war.
e, herr, aber ich hoffe, Sie
»Ah dan
schi n ihn nicht in’a Gefängniß —-— er «
würde mich nicht geschlagen haben.«
»Er ist ein verweaener Bursche und
des Aufruhr-i verdächtig. Jeh sah ihn
: zweimal sein Pistol aus Eonstabler
F abschieszen.« Die ruhige Entschiedeni
i heit, mit der diese Worte gesprochen
) wurden, schienen teine Antwort zuzu
i lassen und Rose, welche dem Constabler
noch einen Blick zumars, als sie in das
l Haus trat, war erstaunt, als sie dem
i seltiani tragenden Blicke des Fremden
« begegnete.
9. Kapitel.
EvaMaria,die tleineBett
lerin.
Die Nacht des Juwelendiebstath ist
noch immer nicht vorüber; ioir bewegen
uns noch zwischen Abend und Morgen.
Ter Le«er wird uns deshalb nach einer
engen Straße folgen, welche dicht unter
den Mauern von Sanct Gils vorüber
siihrt, —- nach den duntelsten Winkeln
ron London. Die Straßenlaternen
wurden eben von dem, mit raschen
Schritten sorteilenden Lampenanziin
der angesteckt, und die matten Strahlen
zehn Fuß nach var- oder rückwärts, so
dicht txt der Nebel. Die he n Fäuste
init i een vom Alter ge chw röten
Wänden machten einen fin eeen ·n
druck. Vor einein derselben, iiber dessen
niedere Thiir ein Shatespearelo s her
vorragte, und das nach diesem Zeichen
seinen Namen führte. bleiben wir
stehen. Die Bewohner des hauses,
wenn es überhaupt diesen Namen ver
dient, da es mehr einer Ruine glich,
bezahlten teine Miethe, da Niemand
außer Ratten und Mäusen ihnen den
Aufenthalt streitig machte. Die Thüre
des hauses steht weit offen und die
lalien Winde und Re enschauer drin
gen un ehindert in d e sinstere Flur,
durch ie wir über mehrere Treppen
nach einem der oberen Stockwerk ne
langen, bis uns eine weibliche Stimme,
die aus Furcht oder Schreiten heftige
Schreie — nein. Fläche alt-stößt an
der Lichter erhellten den Pfad kaum ’
die Schwelle fesselt Der ängstlig
stehende Ton eines Kindes mischt sc
in die wilden Flüchex die Thüre steht
halb offen und wir werfen einen Blick
in das Innere. Es ist ein schauerlichee
Ort: ein Bett von Stroh. einige
Sitzt-le, ein Tisch mit drei Füßen und
t ein halbes Duyend Geschirre bilden
den Oausrath während ein Brett we
das glaslose enftee gestellt ist. Ein
in di getan Tauende, das in C
Yem Kruge lieg , beleuchtet die nächt
Ae Seme
Oin Mann und eine Frau, beide alt
und in eelmnpte Kleider gehüllt, sc
Zen an mTifche, auf we m ein
»Es-WEIB- t"«' IN is
u e n en. n
das Und-te Weh damit eines
etwa set viel liest-ene. Die Strahlen des
Lichtes fielen aus ihre Gesichter. Jhre
, üge hatten etwas Leichenhastez und
orge und Noth, wenn nicht vielleicht
Verbrechen« hatten tiefe Furchen in
ihre Gesichter gegraben. Es warenBrus
der und Schwester, die vor dreißi Jah
ren aus Frankreich, ihrer Heima , ge
loben, um der gerechten Rache der Ge
e e zu entgehen, die sie durch den
« ·ord an ihrem Vater, welchen sie ver
grstet. um riiher zu ihrer Erbschaft öU
gelangen, verletzt hatten. Beide waren
VSMCU jung, der Sohn zwanzig und
W Sckxlkater achtzehn, beide etannt
wegen ihrer Schönheit Aber die Mör
Pkk hatten bald ihr Erbe verpraßt und
vie Gerechtigteit war ihnen auf den
Istan gesckfkckt und ohne Mitter, um
mit irgend einem Fahrzeug rasch ent
Ziehen zu tonnen, wanderten sie zu
uß und bei Nacht und senten, nach
dem sie einen armen Fischer seines
Bootes beraubt, in diesem über den
Kanal nach England. Unbeiannt mit
der Sprache jedoch und verlassen in
dein großen London fanden te nir- »
gends ein Obdach: aber dreißishJahre ;
lang bis heute hatten sie durch
chen aller Art ihr Leben zu erhalten
gewußt. « hr le tes Verbrechen war ihr
erbre- !
furchtbar res: te stahlen einen hübschen s
Knaben aus dem Garten von London.
nahmen ihn nach Hause und brannten
ihm mit mit einem heißen Eisen seine
schönen blauen Augen aus, urn rnit
seiner Blindheit in den Straßen der
Stadt betteln tu können. Aber schon
nach wenigen Monaten nahm dahint
tnel das Kind zu sich und mit teufli
schem Zorn über dies Mißlingen ihres «
Pl nes brachten die Mörder die Leiche z
des- indes nach dem Garten, aus dem «
sie es gestohlen und legten es aus die
Bank, auf der es ihnen einst zum ersten
Male entgegengelöchelt.
Doch wir lehren zur Gegenwart zu
rück. Es befindet sich noch eine dritte
Person in dem Zimmer, ein Mädchen
non dreizehn Jahren, dessen zarte-,
blasses und vom Hunger durchtvithlteg
Gesicht einst etwas ungemein Liebli
chee gehabt haben mußte, als dieKleine
noch gliietlich gewesen. Sie sah ängst
lich und tummervoll aus das düstere
Bild, das sich ihren Augen darbot.
Das Mädchen war barsiißig und selbst
das Kleid war an so vielen Stellen
zerrissen, daß der nackte Arm und Mii
cken herauf-sah. Aber an ihren zarten
Schultern, ihren lleinen und seinen
Händen lonnte man deutlich erkennen,
daß sie diesem Verbrecherpaar von
Haus aus fremd war. Sie war an
beiden Daumeik in einer Ecke des
Ziminers hinter der häßlichen Frau
sestgebnnden und hing mehr als sie
stand. Endlich hörte man sie leise wei
nen. Die alte Frau drehte sich nach
ihr urn nnd srgie in höhnischem Tone:
»Ha, nicht wahr, das nächste Mal wirst
Du mehr Geld nach hause bringeni«
«Ja,'« fiel Simon ein, indem er dem
Kinde mit der Faust drohte, »Du sor
derst nicht genu Geld. Das nächste
Mal bringe ich Sich unt-«
Die arme Eva ist so gewohnt an»
Drohungen, wenn sie Nachts ohne Geld
nach Hause kommt, daß sie seine Worte ’
aar nicht zu hören scheint. Sie schließt J
ihre Augen und sinlt troß ihrer qual- ;
vollen Lage in einen sansten Schlas, »
während die beiden Alten sich wieder
iiber ihren Alelrng hermachen. »Saere! ;
Du hast Alles ansgetrunlen, verfluch-.
tes Weib!« schreit Simon, indem er
den Alelrug seiner Schwester aus der
Hand reißt.
..s.)alt! die Hand ioeg oder ich
schlage Dir den Krug iiber den Kops.«
Da er jedoch das ersehnte Getränl
nicht los lassen wollte, biß sie ihm mit
den Zähnen in die Hände und spuelte
ihm in’-«e Gesicht. Darüber wüthend,
partie er sie bei ihrem kurzen grauen
Haar und schlug ihr dreimal den Find
hart aus den Tisch. Aber sie hielt no
immer den Krug mit aller Kra t in
beiden Händen und suchte zwis n je
dem Schlag ihn an ihre Lippen zu
bringen· Da er sah, daß er nichts
auörichtete, sprang er aus und wars sie
zu Boden. Sie stürzte unter heftigem
Fluchen und der Krug, der unter ihr
lag« zerbrach in Stiielr. Plötzlich stieß
sie einen lauten Schmerzenöschrei are-;
ein scharses Stück war ihr in die
Seite gedrungen und das Blut sloß
aus den Bogen. Sein Gesicht betam
in diesem Au enblick einen Ausdruck
surchibarer ildheits er suchte eine
Wasse, um sie zu schlagen und ver
sluehte sie, ioeil das Ale aus-geflossen
Er war so arm, daß er nicht einmal
ein Messer besaß und band nun das
arme Mädchen los, das er mit einem
Schlag aus ihre Wangen zur Thüre
binaustrieb, indem er ihm befahl an-«
mai-nich fortzugehen m soviel
Geld zusammen zu betteln, um einen
Krua und Ase zu laufen.
«Geb, verwünschter Teufel!« rief er
ihr nach, »und wenn Du nicht Geld
noch Bier brinast, bist Du des Todes.«
Das arme Mädchen gqu durch die
dunkle Straße, durch die wir gekom
men waren, und wanderte schauernd
in dem kalten Nebel und halb unbe
wußt fort und fort, bis sie aus dem
Labyrinth von Wintelgassen auf eine
Straße berarslam, wo besser geklei
dete Leute gingen. Mit trauriger
Miene streckte sie die and aus aber
Niemand achtete aus« Ie, bis ist end
lich der Carl von Connybeare auf
seinem We e nach dein Speisesalon be
sqneth les Zusammentreffen ha
ben wir früher ausfiihrlich geschildert
sit folsen fest der kleinen Eva, ader
Marie· wie sie sich ser nannte. trad
dern der Carl iiber die riicke gesprun
gen spat. Sie fühlte ein s tiefes Ju
tmsse flir deu, der t nur si
freundlich mit ihr gesprochen, sondern
ihr sogar Geld gegeben.
«Wer bist du, Whi« fragte der
Brückenwachten »Ist der Mann Dein
Vater-P
«Nein· o nein, Sir.«
Mer denni ich sah euch ja zusam
. men aus die Briicle tommen.«
»Nun, ich folgte ihm nur, er war
so sreundlich.«
»Freundlich — und doch brachte er
sich im nächsten Augenblicke um." «
»Er gab mir Geld und freundliche
Worte.«
»Du hist eine Bettlerin?« , »
»Ich bettle nicht, weil ich Lust va
ran habe, sondern weil ich muß-"
»Du bist arm!«
»Seht arm.« ·
»Da nimm dast« sa te er. »Meine
Tochter steckte es mir in Liiie Tasche, als
ich von Hause fortging, aber ich brau
che es nicht!« und damit gab er ihr ein
Stück Brod.
»Ich danke Euch!« antworteiesie
und drückte ihm die Hand. Dann eilte
sie grüßend fort und verschwand in
dein Dunkel der Straßen, um nach
Hause zu gehen und das Geschenk des
Lords ihrem unnatürlichen Pslegevas
M M bringen. Wie war sie zu diesem
aetommenf
Eva war das einzige Kind eines ar
FIMI sites-Wem der, durch Mißgeschick
in's Elend getrieben, vor zehn Jahren
endlich in den »Shakespkgkkkppf« ge
rathen war. Da er sranzssisch sprach,
nahmen ihn Simon und Therese bei
sich aus. Nach drei Tagen war er todt.
Auf seiner Brust fand man ein olde
nes Etui, in dem sich der Rest eines
Vermögens besond. Sie nahmen es
und behielten das schöne Kind, das sie
durch Schlage zu ihrer Sklavin mach
ten.
Die kleine Eva hatte den »Shate
svearetops« bald erreicht und trat mit
leichtem Herzen ein, da sie ja Geld
brachte. Aber die beiden Ungeheuer
schliefen —— Therese la in ihrem
Blute. Eva stand todes leich aus der
Schwelle, als sie des schrecklichen Ant
lihes der alten Frau ansichtig wurde.
Aber ein Gefühl der Freude beschlich
doch unwilltiirlich ihr herz bei dem
Gedanken, daß ihre Quälerin vielleicht
nicht mehr erwachen konnte. Bei ihrem
Eintreten fuhr Simon aus. Er schrie
laut. als er seine Schwester am Bode
liegen sah.
»Ist sie todt?« rief er.
«Ja."
»Wer tödtete sie?«
»Das Stück von dem zerbrochenen
Krua.«
Simon starrte aus die Leiche seiner
Schwester hin: es überlies ihn ein
Schauer bei dem Gedanken, welch’ ein
Leben voll Verbrechen sie mit einander
verlebt. »Tai-is todt! todt!« mur
; melte er zwischen den Zähnen.
. Drei Männer spielten im untern
Stockwert Karten. Der Eine sah mit
Staunen elf rothe herzen au seiner
Karte. Im selben Augenblick fiel ein
Tropfen Blut aus seine Hand.
,.Blut! Blatt« rief er und sie sahen
in die Höhe, von der es herabtropfte.
»Ein Mordt« riefen die Spieler, stürz
ten mit ihren Lichtern hinaus und sa
hen, was wir geschildert.
- Simon war alsbald arretirt, aus
; das Zeugnis; Eva’s, des Mordes ange
i tlagt; als man auch sie sestnehmen
i wollte, war sie entslohen, Niemand
I wußte wohin.
10. Kapitel·
D e r K e t l e r.
Wir lehren nun wieder zu der ge
heimen Expedition in den Totoer zu
rück.
Die Barte mit dem einarmigen Ca
pitain Fon und seinem Re gen George
nebst hlnchcliff und den bei en Lords,
die wir vom Totver we steuern sahen
mit ibrer enorm reichen ute, errei te
eine Brücke und landete zwei Mei en
unterhalb des Towers. Nachdem sie
ihre Schäd- sicher an’ö Land gebracht,
wurde das Anleriau in der Stille wie
der losgelassen und die Briganiine ie
aelte weiter. Die Dämmerung begann
und die Gegenstände konnten jeden
Augenblick deutlicher esehen werden.
Der freundliche NeFeL welcher die
balde Nacht wie ein Schleier über dem
Flusse lag, war verschwunden und der
Morgenstern, leich einer erlöschenden
Lampe. lchierzjkchmächer und schwächer,
je mehr das orgenlicht im Osten er
glänzte.
»Wir werden bald Ta haben,«
sagte Lord Neagle, sich zu gern Cupi
tain und Hinchcliss hinwendend und
den Earl von Coneybeare betrachtend,
der nahe bei ihnen, in seinen Mantel
gehüllt, aus dem Berdeck stand, denn
die Morgenluit war talt und schars.
»Ja,« antwortete der frühere
Schließer rnit einem rniirrischen Blick
nach den derschtvindenden Wollen irn
Osten· »die Sache hat zu viel Zeit er
fordert. Bis wir diese Kiste an’sUser
nach hart-MS Head gebracht, ist die
Sonne wohl eine Stunde aus egangern
denn es ist noch neun Mei en dahin
und Fluth und Wind sind gegen uns.
Die Mauthbearnten könnten neugierig
sein« obwohl es sie nichts angeht.«
»Wir können nicht zu vorsichtig
sein,« antwortete Lord Neugie. »Ja
einigen Stunden wird es in ans Lon
don bekannt sein« daß de r be
stohlen, nnd wenn man ti, daß
wir die Mste in haroldi head ab
sehen, so erinnert man M ter im
Sache wieder, nnd vie leht nd Et
ntse m nnd kannt«
Gor em- tslay