Im Dienste n r Jan-as Eine Seemanns-Erinnerung von Chri stian Bentard (Lsoer;trscl). »Motjen, Krischan!« »Morjen, Koch!" »Segg mal, min Krischam wullt Da nich inal tautielen, wat dat tvedder mit den ollen Schotnsteen is?« Obgleich ich als Volontiir diese Zumuthung einfach hätte zurückweisen können· und trotzdem mir die Wach mannschast mit boslyasten Seitenbliclen nach dem alten, schon etwas steifen Ftoch abwintte, stikg ich auf die Nagel bank am Fockmast und von da aus das russische Holzdach der Kombiise (Schisfs - Kuchen deren blanlgeputzikk Kupferschornstein ganz niederträchtig qualmte. Seine drehbare Oeffmlku stand gegen den Wind, ein Ruck und dem Schaden war abgeholfen. · »Jst’s nun gut so?« fragte Ich, als ich wieder unten war, und steckte tue Nase durch den Spalt der Kanibnsen-v thüre, die mit einem dankbaren »Ja woll, min Jung. min Jung tumm’ man Tim« ausgestoßen und hinter mi: rasch wieder geschlossen wurde. Jan Voller ließ sich nämlich in der Aus iibung seiner Kunst nicht gern in die Karten gucken; unbesugte Anbring lin pflegte er mittelst nachdrücklichea wasserspriyens zurückzutveism Jch fette mich aus die Herdbant neben den Koch und tniss die Augen pu, o ranchte es hier. Dagegen wan rrn reien· trotzdem wir im Kanal von ·Mozambique, also in den Tropen, segelten, in der letten Stunde vor Smnenausgang empfindlich kühl. und zudem hatte ich im ganzen Schiffe tei nen so guten Freund wie hier in der Kombtisr. Daß ich den alten Sapper schmied rein platonisch geliebt hätte, will ich freilich nicht behaupten —- mein «Gott, ich zählte achtzehn Lenze, ausgie bige Bewegung in frischer Seelust, so tvie ein feines Verständniß für dieVor iige mit Liebe zur Kunst bereiteter äreundschastsbrocken thaten das Mut-Je mmerhin war es in erster Linie der eigenthiimliche Reiz seiner Persijnlichi leit, der mich zu Jan Bauer hinzu-» n dein scharfgezeichneten Gesicht des geren Mannes standen die Abenteuer und Gefahren einer dreißigjährigen Seefahrtszeit förmlich eingegraben, und wenn er behaglich »ein Garn spann«, wie der Seeinann das Erzäh len seiner Erlebnisse nennt, dann war es eine Lust, ihrn zuzuhiiren. Dabei schnitt er nur selten wissentlich azik that er’s aber-, dann verrieth es in schelmisches Zacken der Hautfiiltcheu zwischen Auge und Schläfe. Augenblicklich saß er, den unver meidlichen Kaltstummel zwischen den Zähnen, neben mir und starrte den Wassertapf an, den er beigestellt hatte, der Wache ihren Morgen -Kaffee Fu kochen. Zuweilen spuctie er gegen die Feuerthiir, daß es laut zischte. Dann nickte er befriedigt: das Feuer brannte gut. »Wean uns nur nicht noch dieFran Hosen tapern, ehe wir Sansibar errei chen«. redete ich ihn nach einer Weile an Der Koch erhob sich. zog mit dein noch nicht abgebrochenen Zinlw einer Fleischaabel den Dacht der übe« des-i Herde schmälenden ItolosölsLampe ein Stück weiter heraus und entgegnete: »Keine Angst. die halten sich drüben int Osten von Madaaaslar auf, b:i Mauritius und Reunion. Vielleicht haben die auch gar leine Manuariis knach dem englischen »Man of war«, Kriegsschiff) hier draußen.« Jch hatte ztvarin Kapstadt gelesen, daß die Franzosen — wir schrieben den 30. Dezember 1870— fast all: verfügbaren Marinemannschaften In die Landarrnee eingereiht hatten, im merhin lag es nahe, daß die in den Kolonien stationirten Kriegsschisfe sich hier wie anderwärts die Zeit damit vertrieben, deutsche Kauffahrer als gute Prise aufzubringen. Jn« dieserBefiirch. s tun hielt sich auch unser Kapitän mög licht nahe an der unter englischem Schuhe stehenden asrilanischen Küste; iiber Nacht hatte sich jedoch der Wind gedreht, der uns ietst mehr und mehr vorn Festlande abdriingtr. Rachdem ich dem Alten meineBeden ien geäußert, meinte er trocken: »Wenn hatt lommi, lausen wir nach Mada gaslat hinüber ans den Strand, zie hen Seestiesel an und gehen dann an Land in den Busch· »Und lassen uns von den Wilden seessen«, eraiinzte ich. Jan klopfte seinen Kallstnnunel ausz. »Mir da! Die Don-as sind gewittersche Kerls, aber keine Menschenstesser, sonit wäre ich nicht hier. Hab ja doch unt-: ihnen geleht." »Unt» den Howas?« ries ich über rascht. »Das-on habt Jhr mir ja noch gar nichts erzählt. Das müßt Ihr nachholen und zwar gleich.« So schnell ging das nun freilich nicht. Erst mußte die Wachtmannschast ihren Lassee haben. Jan goß sich und mir ein große-Z Blechmaß voll »Molta« ein, und sür nnch schnitt er von dem gestern übrig aehliehenen Sacktuchen eine daumen dtcke Scheide herunter, ".. ich dankend acceptirir. Jans Sachlichen —— so as nannt, weil der der Hauptsache nach aus»Mehl und Wasser bestehende start gewurzte Teig nach englischer See mannsatt in einem Segeltuchsack ge kocht wurde —- war nämlich muster «ltig; man begriff, daß sein Erzeuger uweilen den hachtrabenden Namen din « heite ie. , selnd einen Kassee blasend, M Schluck trinkend und dann einen U nd, begann nun Jan Bol i ldeer sein Madagaökar-Erlebniß zu schil rn: »Anno 45 war’s'« — Gewitterböe im Kaffee - Geschirr-, Schlürsen und Glucksen — »ich fuhr damals noch als Matrofe«, — erneuter Windstoß. Drei männerschluck, — ,,tonnte aber schon verdammt fix lochen.« Wieder erfolgte die übliche Pause, dann sprach mein Gewährsmann etwas fließender:« « ; »Wir hatten in einem Tornado unser Schiff verloren-, und ich verheuerte mich in Lagoö auf einen englischen Manuar. Zuerst —- Kreuzbramstengenbomb —!« » Jan hatte getrunlen, ohne zu blasen und sich den Mund verbrannt. Mit einer energischen Bewegung stellte er sein Trinkgefäß bei Seite und griff wieder zum Kaltstummel So, jetzt konnte er fortfahren: »Zuerst lreuzten wir im Atlantic gegen amerikanische Sklaven - Schiffe. dann kriegten wir Segel-Ordres nach Port lilisabeth Ein ganzes Geschwu der fand sich dort zusammen, das nach der thtijste von Madaaaskar segelte. Wir sollten die auf der Jnsel ansäs-« figen Engländer schützen. Damit auch feinen Leuten nichts geschehe, hatte auch der Franzmonn eine Flotille hinaus geschickt »Borher war es ganz friedlich zuge gangen auf Madaaaskar«, holte Jan zu einem geschichtlichen Rückblick ans. »Der vaalönig —- Radama hieß er ja wohl —- hatte, da ihm die Englän der jährlich 8000 Pfund Sterling zahl ten, den Stlavenhandel abgeschafft, Schulen eingerichtet, und mit den Mii sionaren und Kaufleuten hielt er gute Freundschaft. Aber John Bull wollte . für sein Geld auch etwas für sich haben, set verlangte immer mehr Rechte, und » reund Franzmann nahm eine kleine » nsel an der Küste um die andere weg. - ie Königin, —- ein gewittersches Frauenzimmer. ich hab sie selbst ken nen gelernt, —- hat aber scharf auf gepaßt, und weil ihr Mann keinen sKrakehl mit den Weißen wollte, hat li-: ,ihn vergiftet, und seitdem war derTeuss fel los auf der Jnfel: die Schwarzröclc i wurden fortgejagt, die bekehrtenHowaZ mußten wieder beiden werden und wer »sich von den Fremden etwas heraus mahnt, wurde kalt gemacht. Die enn lischen und französischen Kaufleute sliichteten an die Küste von Tamatave und wir setzten Truppen an Land, die Schwarzschnuten Moritz zu lehren. Die Landuna verlief glatt. und wir rückten —- die Franzosen auf dem lin ten Flügel, die Eiialänder aus dem rechten — munter durch die Küsten ebene vor. Die Howas hatten sich iu ihre Berge zurückgczogen, nur hier »und da tauchte einer aus dem hoben ; Sumpfgrase auf, und t.:n tnallten wir weg.« » Der Erzöliler unterbrach sich und beobachtete mit scharfem Auge einen szolllanaen braunen Käfer, der hinter demHerd hervor an der machet-schwärz ten Kombiisenwand hinauskrpche einer jener berüchtigten Kalerlaten war’2«, sdie, aus den Tropen eingeschleppt, nuxi auch schon in Europa als-eine Haue plaqe empfunden wurden. Jan Bot ler mochte, in seine Krieqserinneru:i: saen versunken, den flinken Sechs-süss ler siir einen Howa-siundschaster ans heu, er spitzte den Mund. zielte und — plü! hatte er den Borwitziaen »weg aetnallt«, ohne die dort hängenden Topfdeckel und Löffel auch nur im geringsten zu streifen. Jan Voller war ein durchaus reinlicher Koch; wäre er seiner Sache nicht ganz sicher gewesen, er würde den «Schuß« nimmermehr gewaat haben. »Schon nach zwei Tagen waren wir aus der Sumpfebene heraus im trocke nen Hüaelland«, spann unser Sapper schmied sein Garn weiter. »Todte bat ten wir noch leine, aber über 8000 Kranke mußten zur Küste zurückge bracht werden —- das aetvittersche Fie ber! Jm Busch. durch den wir ietzt marschiren mußten, war’s gesunder, doch dasiir hatten wir umsomehr von giftigen Jnselten zu leiden und solchem Gezeug. ,-—— Auch die Wilden, die ietzt vor uns auftauchten, machten uns hier tüchtig zu schaffen; hinter jedem Fel sen, aus jeder Schlucht sckossen sie her vor-; aber zu fassen waren sie absolut ni t.« Am sünsien Marschtage lochten wir gegen Abend in einer großen Wald lichiunn ab. Wir hatten Pöielsleisch und Sacktuchen im Pott, und dazu sollte es eine doppelte Nation neben, denn der englische General seierte sei-— nen Geburtstag. Da lnatterten Mög lich die Flinten, und die Franzosen die weiter oben lagerten, kommen uns Hals über Kopf aus den Leib, hinter ihnen her die Wilden, nneählbar wie ein Matrelenschwarm. Wir lassen natürlich das schöne Essen Essen sein und laufen nach den Schieszpriiqelm do. sitzen uns aber auch schon die Howao aus dem Pelz, rennen dem einen den Speer durch den Leib, schlagen dem andern den Verstande-leisten ein, nnd so weiter. Nun hieß es: alle Segel beigeseyt und ansaerissent Die Osti ziete wollen den Strom aushalten, doch Pe werden von den einenenLeuten über eaelt, Lager, Waffen, Vorräthe, alles sällt dem Feinde in die Hände. Ein paar hundert der Unsriqen mußten in’s Gras beißen; wer esan en wurde, mußte über die linge fprinqem Auch mich hätten sie ganz gewiß abgeschlachtet, wäre ich nicht da malF schon ein so guter Koch gewe sen. Ob dieser Wendung überrascht, blickte ich meinen Gewäbrsmann etwas un aläubig von der Seite an· Er suhr » "doch mit unveränderten-c Ernst sort: » »Als ich mit durchsicchenein Bein in's Lager vor die Königin geschieppr wurde, hatten sich die Sieger schon über« unser Essen bergemachi, und um den Sacktuchen rissen sie sich förmlich. Auch die Königin, ein unschieriges Fabr zeug, breit und plump wie ein hollän discher Kuff, laute auf beiden Backen und hätte wohl gar nicht aufgehört, wäre nicht das metste schon weggefres—-» sen gewesen. Jedenfalls gelüstete sie nach mehr, denn sie fragte mich — sie konnte einen ziemlichen Mund voll Englisch reden —, ob ich dieses gute Gericht bereiten könne. ! Jch hätte den Teufel gethan und »Nein« gesagt, selbst wenn ich mein Lebtag noch keinen Sacktuchen gekocht hätte; so aber konnte ich mit gutem Gewissen bejaben. Aber meine beiden Mitgefangenen müßten mir dabei bel fen, sagte ich, denn in meiner Nähe standen zwei meiner Kameraden, denen ich bei dieser Gelegenheit den Hals zu retten gedachte. s Nachdem sie uns die Hände losge bunden, suchten wir aus den noch nicht geplünderten Proviantvortäthen Mehl. Zucker und Gewürz hervor, Eier muß ten die Howas herbeischaffen, und so gingen wir frisch an’s Wert. Die owas paßten genau auf. Wahr cheinlich wollten sie uns die Kunst abgucken und uns dann doch noch den Hals abschneiden, darum machte ich eim Teichanriibren allerlei Holuss pokus, so daß ihnen ganz unheimlich zu Mutbe wurde. Sie hielten mich für ’eine Akt Zauberei-. Der Sacktuchen fiel gut aus, und nun war ich als Mundloch der Mini gin plöhlich ein großes Thier. Man heilte sorgsam meine Wunde, und auch meine Kameraden, die doch um dieWelt nichts von Kochen verstanden, waren fein heraus, bis die Königin eines Tages ungniidig wurde —- der Sack tuchen schmeckte ihr nicht mehr. Es fehlte etwas daran, ließ sie mir sagen, und wenn ich? bis morgen nicht her beischaffe, dann setze es was. i ch wußte sehr wohl, woran et seh te: an Gewürz· Zimmi und Mus I katniisse waren noch genug da, aber das sKardamom war alle geworden. Woher nun Ersatz beschaffen? Einer meiner Mitgesangenen, ein Jrländer, wußte Rath. »Wachsen Mustat und Zimmi bier wild, dann weran wir auch Kardamom hier fin den«, sagte er und machte sich aus die Suche. Bald kam er mit einer Hand voll groszer Samentörner aus dem Busch zuriick und schwor, das sei Kar damom. Er battr, wie er sagte, ein-— mal in einer indifazen Gewürzplantaae »gearbeitet, wo irardamom gezogen wurde, das ganz genau so aus-sah Da das Zeug so sonderbar roch, traute ich ihm nicht recht, dachte aber, idcrderben kanns nicht viel, und rieb Hdavon unter den Sacktuchenteig Als .er gar war, versuchte ich eine Messer Espiue roll. Er sckmectte nicht übel, und der dritte stamerad lieferte das Gericht »ab, damit er doch auch etwas that. « Es dauerte indessen nickt lange, da tam er, blaß vor Schrecken, wieder angetannt und ries: »Flie2;, oder sie I schneiden uns dieHiilfe ab. cr Sack-— .tuchen —- Gist war’g, tein Kardamonri »Die Königin, die ganze Bande von i Schwarzschnuten halten sich die Bäuche kund trümmen sich wie harpunirte »Tiimmler. Nun aber ganz schnell fort Von hier, oder —« er konnte nicht melir weiter. » »Ich sah mich nach dem Jrliinder um, welcher uns die Gisitosi gebracht hatte, der war aber schon längst iiber alle Berge, und so rissen wir halt eben falls aus« da ich wenig Lust verspürte, mir von den schwarzen Hallunten den Garaug machen zu lassen. Das Bauch grimmen der Howas muß doch sehr arg gewesen sein, denn sie sind nicht dazu getommen, uns gleich zu verfol gen· Wir erreichten ungeschoren den Busch und nach achttägigem Umher irren Tamatave, das die Franzosen noch besetzt hielten. Hätte der qewittersche Jrländer nicht den Eselsstreich gemacht, ich tönnte heute ganz bestimmt der erste Mann aus Madagastar scin«, so schloß Jan Boller seine Erzählung Priisend sah ich nach den verrathe rischen Hautsältchenx sie erschienen uns beiveglich wie aus Stein qemeißelt. Das Erzählte war demnach der Haupt-· sache nach unzweifelhaft wahr; das übri e glaubte der Erzählen der sein Kupperaeschird mit einem Fettlappen abzureiben begann, selbst· »Haben denn die Engländer und Franzosen die Schatte nicht ausge wetzt?« sraate ich nach einer langen Weile. ,.Bis heute noch nicht. Sollten aber die schtvarzschnutiaen Howas —« Das unvertennbare Geräusch back schlagender Seael und-ein wildes Ge schrei außerbords ließen ihn verstum: men. — An Deck lief die aanze Wach niannschast durcheinander »Die Franzosen! Wir sind aeka pert!« ries ich erschreckt und stieß die Kombüsenthiire aus. Heller Tropen Sonnenschein blendete meinen Blick, dann aber sah ich mit Entzücken die grünen Berae Madagastars iiber die dunkelblaue Fluth herüberariißen, unn längs-seit schleppten an von der Wach mann chast ausgeworfenenTauen meh »rere howalanoes, deren braune Jnsas sen mit lautem Geschrei Bananen, Limonen, Kotosniisse und Süßkartos seln seilboten. Der erste Steuermann hatte als Tauschobjelte Schnaps unr Tabat an Deck holen lassen, und so leich begann das Handeln. Flugs war ich aus der Reilinq, und neben mir tauchte der Koch auf, zum großen Ertaunen der Insulaner seinen » unt-voll« « Madagassisch an den Mann zu bringen. Kaum war das Tauschgeschäft, wel ches mit großer Schnelligkeit ausge führt wurde, erledigt, da braßten wir wieder voll und verfolgten unsern Kurs weiter. Einer der Howas rief noch dem Koch zu, wie es denn mit dem deutsch sranzösischen Kriege stehe? Jan Bot ler, der ein herzhaftesPriemchen »achter de Kusen« hatte, spuckte in den indi-, schen Ozean hinaus, von dem ein er-« klecklicher Theil für einige Augenblicke. braun gefärbt erschien. Daran erfolgte die Antwort, begleitet von einer drasti schen Armbewegung, die von den fran zosenfeindlichen Howas mit hellem Jubel begrüßt wurde. Sodann steuer ten die braunen Händler singend nach ihrer schönen Heimathinsel zurück. Sonderbare Mondekunqen in der Thiermelt Von D r. E. P. Bei manchen Thierarten blüht der Reisesport so lebhaft, wie nur bei! irgend einem begeisterten Anhänger Bädeters, und die meisten dieser Thier arten sind, wenigstens ihrem Aussehen nach, im allgemeinen ganz gut bekannti Denn wer hätte z. B. noch keinen Lachs-; gesehen? Er ist sehr anziehend, wenn er in holländischer Sauee auf der Tafel erscheint; aber er ist um seiner Gewohnheiten willen doch noch viel» interessanter im lebenden Zustande.’ lEben der Lachs ist nämlich ein Tou-» »rist ,,comme il faut«. Seine Eier legt jer bekanntlich im Süßwasser nieder;s Lein wenig hübsches Fischchen entwickelt iftch aus ihnen, aber im gegebenen fMornente zieht der jungeLachC den sdie Engländer dann »smolt« nennen,’ lsein Peisekleid an, indem er den gan-« sen Körper mit einem prächtigen metal-» , ischen Glanze bedeckt, und die bis das-I hin isolirt lebenden Thiere formiren sich zu einer Cook’schen Karawane, um« die Seereise anzutreten. Es fehlt ihnen auf dieser Wanderung nicht an Hin dernissen, wie der scharfe Zahn des Igefräßigen Hechtz, das-Netz desFischers, leine gefahrliche Stromung u. dgl. m. » Endlich erreicht der Zug die Flußmiin Jdung und nach einem kurzen Akllima ltisations - Aufenthalte im halbsalzigen IWasser stürzt sich das junge Lache-ge ischlecht in den ewigen Okeanos. Was Yes da machi? Dies ist leider —- zus: iSclJaude der Jchthhologen sei«s gesagt »—— gänzlich unbekannt; wenn aber die Bart-se nach sieben bis acht Wochen wic »der an der Fluszmündung erscheinen, Zum die Rüctreise anzutreten, find sie fjedensallg dermaßen verändert, daß sie kaum wiederzuertennen sind. Der ’ »smolt«, der vor seiner Rundreise 2,—« 300 Gramm wog, hat jetzt eine Schwere bon eineinhalb bis zwei Kilowang ein schöner Beweis für die lräftigende Wirkung der Reisen für die Jugend Wieder machte der Zug erft eine kurze Zwischensiation, dann setzt er sich, die Alten an der Spitze, in Bewe ung. Bei diesem merkwürdigen Au tief-» Hätt bekanntlich die Lachse nichts auf. Netze werden zerrissen oder umschwom men; hat einer der Fische einen Aus weg gefunden, so folgen ihm die ande ren sogleich nach und rangiren sich wie der in der alten Ordnung. Sagt ihnen die Temperatur und Beschaffenheit des .Wassers zu, so reisen sie ganz »ron ;ainore«; wollen sie llnbequemlichkeiten oder Gefahren entgehen, so können sie bis zu zehn Meilen in der Stunde zu rücklegen Wasserfälle überwinden sie mit Hilfe ihres sehr kräftigen, ihnen als Ruder dienenden Schwanzes; oft fallen sie dabei zurück, aber immer wie der nehmen sie ihre Anstrengungen aus und besonders- wenn der Führer des Zuges den Wassersturz glücklich über, standen hat, wenden sie verdoppelten, Eifer an die Ausgabe. An allzu schwie-« rigen Stellen erleichtern ihnen dann die’ von den sorgsamen Fischern aufgestell ten «.,Lachsbriicten« den Ueberaana. i Andere Fische theilen die Reisepas-; sion mit den Sachsen. Die Elsen man-s dern. um zu laichen, die Flüsse sehr» weit hinaus; so bereisen sie z. B. dies Jsere bis hinter Grenoble. Die StinteJ Störe und Lampreten legen die gleiche; Nundreise zwischen Süßwasser und See regelmäßig zurück. Die Aale sindJ kühner und wandern, wenn es ihnen? bequemer i t, auch über Land. Als eini wahrer ,,« be--trotter« kann vollends-s der indosehinesische Kletterbars bezeich net werden, der durch die Felder, dies Reiepslanzungen spaziert und sogar; im Stande ist, aus die Bäume zu klei-! tern, um in ihren Zweigen frische Qui-« zu schöpfen. « i Doch genug von diesen stummen: Reisenden. Sie finden auch in der Welt der Säugethiere ihre Genossen, und da ist besonders der Leinming, die noriocgische Bergmaus merkwürdig Jhre weiten Reisen sind noch nicht in jeder Hinsicht aufgeklärt; sie erfolgten nidn periodisch, vielleicht einmal in ln oder 20 Jahren; manche behaupten häufiger. Gewöhnlich erfolgt der An tritt der Reise im Herbst, seltener im Sommer. Die Richtung der Wande rung geht nach dem nördlichen Eis-— meere oder nach dem bottnisehen Busen und ist gewöhnlich dem Laufe derFliisse und Bäche parallel. Wie aus ein Sig nal steigen im gegebenen Zeitpunktez diese kleinen Nagethicre in ungeheuren Massn von ihren Bergen in die Ebe nen und Thaler hinab, und formireu sich zu gewaltigen Kolonnen. Sie ver tilgen alles, was sie auf ihrem Wege finden, und pflegen in den Boden Fur chen von 4 bis 6 Cm. Tiefe zu graben,l die von einander mehrere Fuß entfernt sind. Nichts kann sie von ihrem Wege ablenken, nichts aushalten. Steht ein Mensch aus ihrem Wege, so gleiten sie durch seine Beine hindurch; Getreides oder Heuschober werden durchnagt;" Felsen umgehen sie, um sogleich wies der die gradlinige Richtung einzuschlaJ gen. Ein See hindert ihren Weg — sie durchqueren ihn in gerader Linie, wie breit er auch sei, und oft in sei nem größten Durchmesser. Treffen sie dabei auf ein Boot, so übertlei In sie es und werfen sich aus der anderen« Seite wieder in’s Wasser. Sie wer fen sich in den reißendsten Fluß, soll ten sie auch darin ertrinken. Diese Massen von ihren Bergen in die Ebe gang sich in Bewegung zu setzen. Um diese Zeit werden Mäüse, die man ge sangen hält, in ihrem Käfige unruhigi und beginnen an dem Gitter zu nagen.l Am Morgen machen sie wieder Halt und pflegen der Ruhe, wobei sie aber ugleich die Felder furchtbar oerwii-J ften Wo sie hinkommen, herrscht Zer-; störung. Freilich haben auch sie ihre Feinde, die sie unterwegs dezimirens Obgleich sie vorzüglich-e Schwimmer sind, gehen doch viele in den Flüssen unter. Der Fuchs, der Bär, der Mar der, die Raubviigel, dieKatze, das-Renn thier verfolgen sie Und selbst der Hund macht sich, anscheinend allerdings mehr zu seinem Vergnügen, über sie her. Endlich machen das Eismeer und der bottnische Golf diesen seltsamen Zügen ein Ende. Welches eigentlich ihre Ursa Then sind, hat man noch nicht feststellen onnen. Ein naher Verwandter des Lem min s, die Feldratte, hat ähnliche, aber rege mäßigere Gewohnheiten Sie be wohnt die Ebenen Sibiriens vom Obi bis Kamtschatia und verläßt nach Zub rowski mit seltenen Ausnahmen jedes Fahr diese Gegend, im Anfange des rühjahrs, um sich immer in gerade Richtung, quer durch Flüsse und Berge-, nach Westen zu bewegen. Diese aus Tausenden bestehenden Karawanen werden von den Zobeln und Fücher dezimirt und erleiden bei den Fluß übergiingen große Verluste; trotzdem verfolgen fie, kaum ein paar Stunden ausruhend, ihren Weg, kommen um die Mitte Juli in Ochota an und kehren im Oktober nach Kamtfchatka zurück, von den ärmlichen Einwohnern dieses öden Landes mit großer Freude be grüßt, weil die Vorräthe, die das This-r in Höhlen u. dergl. aufhäuft, fiir sie eine werthvolle Hilfe im Winter bil den. Jn Mitteleuropa ist dies Thier vielmehr als eine wahre Landplaqe keriichtigt, da es infolge feiner gera dezu erfchreclenden Vermehrung ganze Vrovinzen ruiniren kann. Nach Pan-« saniag mußten die Bewohner einiger ionifcher Städte, nach Diodor die von Cofa lheute Orbitello) vor der Inva sion dieser Nagethiere fliehen. 1818 erschienen sie in solchen Massen am rechten Rheinufer, daf; jeder Bauer den Befehl erhielt. täglich 12 Rattenkövse gegen einen Gulden Belohnung bei der Behörde abzuliefern. Jnfolae diese-J Erlafses wurden allein in Offenbach 47,()00 dieser Nagethiete binnen drei Tagen getödtet. Sehr interessant ist durch seine Rei sen ’der füdafritanifche Springbock, oer alle 4 bis 5 Jahre fiidwärts wandert, dann gleichfalls alles vertilgt, was et antrifft. und so in einer Nacht die ganze Arbeit des Pslanzers vernichtet. Gordon Cumming fah einmal solch einen Wanderng von Springböcleri.. Die ganze Ebene war buchftäblich von den Thieren bedeckt; fie bewegten fix-I) langsam vorwärts, drangen wie ern Strom zwischen zwei Hijaeln hervor und verschwanden etwa l. Meile nord weftlich hinter einer Anhöhe Wäh rend zweier Stunden passirten diese endlosen Massen zwischen den Hügeln durch. Gordon Cumming ritt in den Zug lsinein und erlegte mit fein-n Begleitern 14 Thiere: er hätte ebenso gut ZU oder 40 schießen können. Er schildert das Mauspiel als ein ganz unbeschreiblich aroßartiges und schätzte die Zahl der Thiere eines solchenZugey auf mehrere Hundertausend Aehnliche Reisen unternehmen aut) diessewaggas dise Zebraå, die Bisonå U. . w. Die größten Reisekijnstler undReise liebhaber der Thierwelt sind ja aber bekanntlich die Vögel. Sie sind wahre Virtuosen des Reisens und enragirte Touristen. Sie verschmähen nahe Vit legiaturen und suchen sich Somniersri schen in zuweilen vhantastifchen Ent· sernungen aus. Die Gründe dieser ungeheuren Wanderungen sind noch keineswegs bekannt. Nur in einzelnen Fällen vermögen wir die Ursachen zu erkennen; so bei den amerikanische-i Wildtauben, die in so großen Schw ren leben, daß sie binnen einein oder zwei Tagen alles verwiistei haben und daher genöthigt sind, andere Stätten aufzusuchen, um Futter zu finden Jhre Zahl ist in der That unglaub lich; ein Beobachter hat an den Ufern des Ohio einmal in 21 Minuten nicht weniger als 163 Itolonnen gezählt, dik zusammen aus weit iiber einer Mil liarde Individuen bestanden. Danach kann man sich eine Vorstellung von dem Schaden machen, den diese Vögel anrichten, wenn sie sich aus ein lut tibirtes Terrain niederlassen. Man schießt sie dann auch mitleidslos zu sammen. . t Jm ganzen scheinen die llimatischeni und atmosphärischen Momente bei denj Wanderungen der Vögel doch weniger» entscheidend zu sein« als die Nahrung-e sorgen. Die einzelnen Arrangement-Z der Reisen sind bei den verschiedenen Gattungen sehr mannigfaltig. Bei den Hähern reist nur ein Theil der Indi viduen; andere Vögel wandern immer erst nach mehreren Jahren aus; ganz besonders merkwürdig ist das Sied penhuhn, das uns nur alle 25 Jahre die Ehre seines Besuches schenkt; das nächste Mal wird man es im Jahre 1913 willkommen heißen dürfen. Die richtigen Wanderbögel suchen nicht beliebige Sommer- oder vielmehr Winterfrischen auf, sondern haben schon von ihren Vorfahren die Kennt niß guterPlätze geerbt und suchen Jahr für Jahr das wohlvertraute heim auf. Die Mehrzahl der europiiischen Wan dervögel bricht im Anfange des Herb ftes aus. Einige, wie die Betassmen, reis en einzeln oder paarweise; dieMehr zahl aber wandert in größeren oder kleineren Schwärmen. Die Störche z. B. sammeln sich fleißig tlappernd ain Rande eines Sumpfes und erheben sich alle zusammen zu großer Höhe. Dort drehen sie sich noch einen Augenblick, als ob sie mit Bedauern von ihrem Neste Abschied nehmen und wenden sich dann grade nach Süden. Jhre Zug ordnung ist keilförmig, eine Disposi tion, die höchst praktisch ist, Um di: Luft zu durchschneiden. Der führende Storch leistet offenbar eine erheblich schwerere Arbeit, als die anderen; er spielt die Rolle der »Schrittmacher« aus den Rennbahnen. Sobald er ermüdet ist, läßt er sich durch einen anderen Reiseanossen ersetzen. So geht’s in streng geordnetem Zuge dem Süden zu; kommt der Frühling, so erscheinen die Wandervögel wieder, doch nicht immer in der gleichen Anordnung wie bei der Abreise. Die Schwalben z. B. verlassen Deutschland in Schwärmen, aber sie kommen in einzelnen Paaren als glückliche Hochzeitsreisende wieder zurück. So fehlt denn auch diese beson ders interessante Gattung nicht unter den Rundreisenden der Thierwelt. Der Cäslcikt — ist neuerdtng Bin seiner Bedeutung als unentbehrliche Toilettenzuthat bedroht. Man spricht davon, daß er ans der Mode kommen werde, und es heißt, daß die Frauen von nun an mit ihren wirklichen Gesichtern herumgehen wol .1en. Bei dieser Lage der Sache ver sucht nun ein englisches Blatt eine Eh renrettusng des Schleiers. Es ist sicher, daß der Schleier nicht ohneKamps aus gegeben werden wird. Es giebt auch Beispiele, in denen das instinktive Ge fühl der Frauen gegen alle Schneider und Putzmacher Front gemacht Etat-Es ist noch nicht lange her, daß man in Paris die Neigung zeigte, die Reism line oder wenigstens eine Abart davon wieder in Ansehen zu bringen« Aber die sashionablen Damen von heute hat ten die altmodischen Bilder ihrer Mut ter nicht umsonst betrachtet. Sie er-« klärten, daß ek- nie eine tchendcehalss tere Mode gegeben hätte, als die Kri noline. und dabei blieb es. All-»Es an dere war nrch besser dagegen, de: Kuh lenkippehut, die abschijssigen Sti;1s.gisr,. ldie riesigen Bischof-Aernel. cis ist« also immerhin möglich, dass ds Scksleier um sekner Verdienste leid-Fi der Mode zum Trotz gerettet wierks kleine Gewebe von Tull stider Gan l:il det einen wichtigen Bestandthccl tisr weiblichen Tracht und dersehlt nicht, den erwünschten Eindruck hervor-zuru fen, lrenn seine Farbe derMode nrid der Gekgenhekt entsprechend gewählt werden. Mit Grg·2,ie getragen, erhöht er die Reize eines hübschen tkzesichtes und mildert die Mängel eines andern Antlitze5, das treniger vollkommen oder angenehm erscheint. Dieser Thatsache vielleicht, das; der Schleier fast alle Frauen gleich gut kleidet, verdankt er einen arosien Theil seiner BeliebtheitJ »Im Laufe dieses Jahrhunderts ljat er mannichfache Wandlungen der Mode durchgemacht Farbe, Gewebe nnd Material haben sich häufig geändert. Die Zahl, die Größe und die Verklei lung der lPunkte im Schleier hat fort während eewechselt. Erst in jüngster Zeit wieder wurde der Versuch ge macht. eine absurde, aber unleugbar vitante Mode wieder aufzunehmen, in dem man die Punkte des Schleiers vssn derselben Gestalt, Größe und Farbe machen ließ, wie die Schönberidpflcis sterchen, die unsere Urgroßmüttee mit so viel Antnutb trugen. Wann die Schleier zuerst als dekorative-) Toilet tenstiick aufzukommen begannen, ist schwer zu bestimmen Wir finden sie in der Kovfbetleidung des LI. Jahr hunderts uns-d in dem extravaaanisn siirchtburiw bei dern der Schleier hin ten, ausarbend von der Höhe des Ke gels, fast bis zum Knie hernniernakt dann aufgerafft und am Ende deä monströsen Thurmbaues beseitigt wird. Jm Miltelalter wurde ter Selsleier fast unverändert ins Mit-tm aelraaen. Von diesen primitivkn An fänan der Schleiermoden bis zu dem Anfang unseres Jahrhunderte ist ein treitcr Schritt. Jn den früh-en Tagen unseres Jahrhunderts waren die Scl".leier fast ebenso beliebt wie bei der letzten Generation. Man hört bier aucb von Brautfchleiern aus missen Spitzen. Sie hingen lose vons Rande des Outes herab, gleichsam wie einVnrs dana. Die jeniae Methode Schleier zu traacn, ist sicher vrat".ck.er nnd ge wälsrt qrößeren Schutz argen Sonne und Wind. —- In der Schule· Lehrer: »qu weißt Du von der Gans?« Schütkkz »Man kamt sie schlachten!« Lehrer: »Und was noch?« —- Schülm »Man kann sie essen!« Lehrer: »Mit weitere-« —— Schüler: »Man tann sie rupka!« Lehrer: »Nun und was bekommt mai-. dann. wenn man sie rupft?« -— Schü ler (schweigt). —- Lehrer: «Was habt Jhr denn zu Hause in Euren Bette-IS' s-— Schüler: «Wanzenl«