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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 1, 1899)
S o II n tag I- Dle t t beiiage cles ,,Ilmeiger mIci Jerolcl««. is P WIrIdolph, Herausgeber Grund Lin-ro Nebr» chIl SeIL IZSH , qJahrgang 19 No »W Kunst. willen-matt uns Geweka « Ha»el unsWettetschießm Vor Dr. Wunschan Nach dem heutigen Stande der Me ; terologie will es als Vermessenheit er F scheinen, das Wetter beeinflussen zu wollen und nun gar noch in einem mit so elementarer Gewalt daherbrausen - den Pyänomen, wie es der Eisschloszen dringende Gewittersturm ist. Ver schiedene physikalische Momente deuten ader daraus hin, daß gerade in hagel «».»,drohenden Minuten das- atmosphäFi-« « sche Gleichgewicht ein derart labiles Isi, dVase ein kleines im Bereich mens lichkk achtvolllommenheit liegendes tqu oment ausreichend ist« um die Ent v - idung zu geben, ob der Wasser ampf der Gewitterwolke in Form roßer Tropfen oder als Alles- zer chlagende Eisingeln zur Erde fSllL Jn den südlichen Theilen derSterw mart, deren intensiver Wein- und Obftbau alljährlichdurch Hagelwetter schwer geschadr t wird. begann man vor etwa 3 Ja ren, wenn eine gefahr- ; drohende Wetterwand vom westlichen ; Horizonte herauf og, auf das nahende sTv Ungewitter aus örsern und Völler " ianonen, die bei diesem alle Ereignisse « des Menschenlebens mit Böllerfchüsfen · feiernden Volks-stumm überall vorhan ,- den find, mit blinden Schüssen von starker Pulverladung zu kanoniren und glaubte die Wahrnehmung zu ma chen, daf; statt des erwarteten Hagele nur ein starker Regen niederging, der ; nach jedem Schusse, ebenso wie es nach » jedem Blitzschlag zu beobachten cit, « vorübergehend zunahm. . Aus dieser Erfahrung, welche ja al lerdings manchen subjektiven Jrril)ü- J niern unterworfen sein kann, baut M . das Wetterfchiefzen auf, welches jetzt in den Alpenlandern sehr fleißig betrie- « ben wird und in Oderitalien, wo der Hagelschlag noch viel häufiger und schädlicher auftritt. mit Begeisterung » und anscheinend auch mit gutem Er folge nachgeahmt wird. Es ist gewiß l richtig, daß nicht iede Gewitterwolke Hagel bringt und vor Allem steht auch fest, daß die Hagelwetter mit einer Launenhaftigkeit sonder Gleichenin :.. -k den verschiedenen Jahren die verschie densten Landstriche bevorzugen Es wird daher erst eine Reihe von Som mern vergehen müssen, ehe die verglei chende Statistik einen tlaren Beweis von dem Nutzen oder der Unnützlichkeit des Wette:schies3eng liefern kann. Deo-— wegen darf man aber die Sache selbst nicht von vornherein lächerlich machen: denn Laboratoriumeversuche sprechen «iir ihre Realität. Man kann im phy sikalischen Kabinet einen Hagel iin tleinen Maßstabe crperimentell auf folgende Weise erzeitaent Wenn man die beiden Poldrähte eines starken elektrischen Strenies so anordnet, daß der eine von unten in ein Wasserbecken eintritt nnd bis nahe an die Ober släche reicht, während der andere orn oben bis nahe an die Wasserfläche tritt, ohne dieselbe jedoch zu berühren und sodann einen starken und bochaespann ten Strom durchschiett, welcher, um seinen Aue-gleich zu finden, die Unter brechungsstelle zwischen beiden Pol drahtenden übersprinaen muß, so ver-— tieft sich zwischen beiden Enden die Wasseroberfläche in Form eines ai» sangs seichten. später aber immer stei leren Trichters, aus welchem kleine Wassertröpfcheii mit Vehemenz her ausgeschlendert werden. Breitet man um die Wasserschale Papier aus, so hört man deutlich den Moment, wo keine Wassertröpfcheii mehr heraussch len, sondern winzige Eisiörnchen von der Gestalt der Haaelkiirner. Das gan e Experiment mißlingt, wenn in der nigebung nichts die ab oluteste Ruhe herrscht; die Lufterschlitterung in Folge einer heftigen Handbewegung des Eperirrnentirenden und derStrom Einer Athinunaslust, wenn er dem pparat zu nahe kommt, genügen, um die Eisbilduna zu verhindern, und es verbleibt alsdann bei dein Not-sphä nornen. Gan ähnlicheVrrhältnisse herrschen in den inuten vor dein Ausbruch ei nes haaelwetters, nit deni einzigen Unterschiede, dasz das Wasser nicht un ten, sondern oben ist, und sich nicht in sliissiger Gestalt, sondern in Form die seiner Kondensation nahen Wasser dainpfes vorfindet, welche Verdichtung zu Tropfen bei Abkiihluna der Lust unter den Jhaupuntt n den in der Luft schwimmend-en taubtheilchen sofort beginnt. « m Uebrian sind auch in dem Gewitter ezirk aanz wie bei dem Versuche entgegengese te Gemi zitäten vorhanden« die si auszu lei-. gen bestrebt sind, und die unheiiniiche uhe und Windstille, welche dein ha gelschlag vorangeht, ist aanz analog r siir den Laboratoriumsversu er forderlichen Abwesenheit jeglicher ast wegung. Unter diesen Umständen ist die An , nahnie durchaus gerechtfertigt, dasz die I« hin- und heraehenden Berdichtungen und Berdiinnunaen der Luft, also tie Schallwellem genügen, um die riesel bildung zu verhindern, und au dies stimmt mit den Erfahrungen des La boratoriuniöversurhea überein, bei wel chen es zu keine-: Eiöbildunq kommt, wenn beispielsweise im Zimmer eine Trompete gebissen oder fortgesetzt mit den Zündpliittrhen einer Kinderpistole geschossen wird. Die Jdee des Wetterschieszens er k scheint somit nicht mehr so unsinnig, ji«-h wes jemals demselben beigewohnt hat, tote der Verfasser dieser Zeilen, i kann sich dem Glauben an seine Wirt s samieit schwer entziehen. Geschossen s wird tn den Alpenlandern aus Xurzen Morserm wie man see zum Völler schieszen benutzt, welche jetzt aber, dem besonderen Zweck entsprechend, fabrik mcifzig hergestellt werden. Da dee . Schall, der sich nach allen Seiten in : der Ebene verbreitet, ohne Nutzeffekt ist und es hauptsächlich darauf ankommt, die ganze Schallwirlung auf die Wol ken zu lonzentriren, setzt man den Mörsern langgestreckte Schalltrichter aus; die Pulverladetng bemißt man am besten auf 80 bis 100 Gramm. Jnteressant ist es, der Kanonade aus einer Wetterbatterie aus eini er Entfernung zuzuhören, nament ich wenn mit Bomben geschossen wird, die erst hoch in der Luft explodiren. Un mittelbar nach dem scharfen Knall des Abschlieszens erhebt sich ein Vibriren, welches nach einigen Selunden schwä cher wird. Jn dem Augenblick aber, wo dasselbe zu erlöschen scheint, ent zündet sich die 1800 Fuß hoch und hö her in die Wolle hinaufgeschleudcrte Bombe, und nun beginnt ein 10 bis 20 Selunden andauerndes Sausen und Brausen, die Folge der echt-artig von der Wolke zur Erde und umgekehrt hin- und bergehenden Schallbewegung. Es ist keine Uebertreibung, daß man saft unmittelbar darauf die Wolle sich an der betreffenden Stelle lichten sieht und daß sich dieselbe bei fortgesetztem Schieszen häufig gänzlich zertheilt. M I II Erhol, Erd-wuchs und Erdgeis. Von Prof. K. Roßmäßler. Die Entstehung des Erdöleö, Erd wachses und Erdgases ist auf der Zer setzung und Umgestaltung organischer Körper, sowohl thierischer wie pflanz licher Abstammung, zurückzuführen Diese Umgestaltung vollzog sich durch den Einfluß von hoher Tempe ratur, gewaltigem Druck und Wasser, dem einestbeils mächtige Wälder und ganze Vegetntionen früherer Perioden unseres Planeten, anderntheils aufge häufte Thiertötper, aus den Klassen der Weichthiere, Fische und Amphibien, bei die Erde umgestaltenden vultani schen Durchbrüchen, oder auch riesigen Ueberschwemmungen ausgesetzt wur den. Die elementare, chemische Zu sammensetzung des Pflanzen- und i Thiertörpers besteht der Hauptsache nach aus Kohlenstva Wasserstoff und Sauerstoff, zu denen sich bei den letz teren noch der Stickstoff gesellt. Diese drei Begleitftoffe des Kohlenftoffs, der als der Grundstoff aller organischen Körper betrachtet werden kann, sind nun durch die inr Erdinnern unter hohem Druck, ,Temperatur s und unter Abschluß der atmosphäri- ; schen Luft vorgegangenen chemischens Zersetzun entweder gan oder doch zum grö ten Theile vorn Ziohlenftoffe abgeschieden worden, haben unter sich neue Verbindungen gebildet, die als gassörmige Körper sich selbst einen Ausweg geschafft haben, oder durch Löslichteit in Wasser von demselben sortgewaschen worden sind. Auf diese Weise sind von den ursprünglichen Tbt r- und Pflanzentörpern entweder nur bloßer Kohlenstoff oder einfache Verbindungen von Kohlenstoff und Wasserstoff zurückgeblieben Diese bei den Arten von Naturprodulten sind die Bitumena, welche für die erste Form von den Steintohten und Brauntohlen, file die zweite von Arphalt, Erdwachs, Erdöl und Erdgas repräsentirt wer den. Das Erdöl. Erdwachs und Erdgas sind Verbindungen der beiden Ele mente, Kohlenstoss undWasserstosf, so genannte Kohlenwasserstossr. Das Borlommen des Erdöles, auch Naphta und Petroleum genannt, ist weitvers breitet, aber an nur verhältnismäßig wenig Fundorten tritt es in großen Mengen aus, wie dies z. B. in Nord amerika und am westlichen Ufer des Kaspischen Meeres der Fall ist. Die Gewinnung des Erdöles geschieht mit telst Tiesbohrungen, die nach verschie denen Snstcmen, gewöhnlich dem ame ritanischen Seilbohrversahren, ausge siihrt werden. Nach dem Dutchschnittsquantiim, berechnet aus der jährlich produzirten Menge an Erle und der dabei beides ligten Anzahl der Bohrbrunnen, ist die Ergiebigleit der russischen Brunnen eine bedeutend höhere, ca. das sünssache betragend, als die der amerikanischem Ganz riesig sind die Mengen von Erd öl, welche von den in der Umgebung Balus so häufig erbohrten Naphtason tänen emporgeschleudert werden, so daß eine Fontane von 250,000 Pud l 1 Pud gleich 35 Pfund) täglicher Erstie bigleit noch nicht u den besonders her vorragenden gezii twitd. Von der ungeheuren Kraft, mit welcher der Erdölsteahl dieserIontänen Kolilrnvergmeclke in China. Jn quantitativer Beziehung nehmen unter den Producten China’s Kohlen die erste Stelle ein. Die Kohlenlager dieses Landes haben eine Ausdehnung tvelche der aller anderen Länder zu sammen gleichkommt; aber ihre Aus 3 beutuna war bisher kaum der Rede j werth. Es liegt daran, weil gerade die i reichsten Minen schwer zugänglich sind, und es der Chinese nicht versteht, das Wasser in den Gruben zu bewältigen. Die Förderung geschieht nur durch ho rizontale Stollen. Unser Bild führt die Kohlengewinnung zu Tayuen Fu im nördlichen China vyr Augen, wo man noch die allerprimitivsten Metho den der Gewinnung in Anwendung bringt. » durch den Druck des über der Flüssig keit lagernden Gases emporgetrieben wird, kann man sich kaum eine richtige Vorstellung machen, wenn man nicht selbst Augenzeuge gewesen ist. ZurVer anschaulichung dieser großartigen Er scheinung diene die Geschichte einer der ersten, im Jahre 1873, in der Nähe von Balu erbohrten Fontäne. Zur damaligen Zeit fehlte es in Ba lu noch fast gänzlich an tüchtigen, prac tisch erfahrenen Bohrmeistrrn, so daß diese wichtige Arbeit vielfach Leuten anvertraut wurde, die nur äußerst mangelhafte Kenntnisse befaßen. So übernahm auch ein Mechaniker, der als Eomvaßmeister in der laspischenFtotte angestellt war, die Arbeit auf dem Lande eines armenischen Kaufmannes· Anfangs, so lange das Loch nur in den oberen, weichen Schichten vertief, ging das Bohren mit festem Gestänge ganz glatt von Statten, aber als er in der Tiefe von 120 Fuß sehr harte Thoma aer, die mit Sandstein durchzogen wa ren, durchbohrt werden mußten, ver lor man die genaue sentrechteRichtung, so daß zuletzt die Arbeit ganz einge stellt werden mußte, da derBohrmeister rathlos dastand. Während einiger Tage wurde bei eingestellter Arbeit darüber verhandelt, ob man das Bohr loch als gänzlich verpfuscht zu betrach i ten habe, und ein neues anfangen « sollte, oder ob es möglich sei, dem Uebel abzuhelfen Da beobachtete man zum unbeschreiblichem Erstaunen, daß Sand aus der Mündung des Loches herausgeschoben wurde. Von Stunde zu Stunde vermehrte sich das Ueber steigen des Sandes, der anfangs gänz lich trocken war, aber nach längerer Zeit Spuren von Erdöl enthielt, das sich immer mehr und mehr vermehrte und bald den Sand ganz durchdränat hatte. Mit starkem Knall wurde zu leht einige Steine herausgefchleudert, denen die von einem weithin hörbareu Brausen begleitete Eruption des Erd iilstrahles folgte. Jm Augenblick war das Jnnere des 45 Fuß hohen Bohr thurms in einen undurchsichtigen schwarzen Nebel gehüllt, den der an der höchsten Thurmsvihe anschlagende und sich dort zerstäubende Strahl bildete. Nach kurzer Zeit war die Brettervers schalung zerstört und der Strahl stieg noch 80 Fuß höher als der Thurm em Pot Noch waren leine Vorrichtungen aei trosfen gewesen, eine möglicherweise bald auftretende größere Menge von Erdöl unterbrinqen zu können un man mußte nun mit größter Geschtvin digkeit einen Graben ziehen, um die in unheimlicher Menge unaufhaltsam ausgefchleuderie Naphta in eine grö ßere Bodensenlung zu leiten, in der sich nach einigen Tagen ein kleiner See aebildei hatte, dessen Ufer bald über strömten. Dieser noch nie dagewesene Reichthurn brachte die Besitzer zur Ver zweiflung· Sie erließen einen Aufruf, in welchem sie demjenigen eine hohe Be: ; lohnung boten, dem es gelingen würde, ; die Fontaine derartig zu verschließen, daß man den Strahl nach Bedarf ab- . sperren und öffnen könne. · Jngenieur Lenz führte diese Arbeit aus, indem er aus der Mündung des Bobrloches eine helmartige Vorricipt sung anbrachte, die ein zur Seite füh rendes, mit Absperrhahn verseheneäi Rohr hatte. Aber schon nach Verlauf von vier Stunden war der Apparat vernichtet, der gußeiserne Heim von « 1s235lliger Wandstärle, war an vielen Stellen durchbohrt, das Erdöl schqu . wieder empor, wenn auch nicht mehr in einem Strahle nach oben, so doch aus ’ vielen Oeffnungen nach allen Seiten. Feiner Quarzsand, der dem Erdöle in großer Menge beigemischt war, hatte durch die rotirende Bewegung, in wel che er durch den nach außen strebenden Naphtastrahl versetzt war, das Guß eisen durchbohrt, zöllige eiserne Bolzen, mit denen das Gestell des Helmes ge- . bunden war, durchgesägt, aus den Ei chenholzbalken die weicheren Holztlkcile E berausgedrängt, odaß nur ein eigen tbijmliches Geri von denselben nach geblieben war Diese Fontaine schlug ununterbrochen zwei Monate lang, daran wurde ihre Thätigleit für eine lange Zeit unregelmäßig, ließ anfäng lich kürzere, dann längere Pausen ein treten, bis sie endlich ganz ausfetzie. Jahrelang ist dieses Bohrloch dann mittels Dampftraft geschöpft worden, ohne eine namhaste Verminderung der täglichen Ausbeute zu zeigen. Iß sit If Die beiden Fragen: »Was haben wir während eines Gewitters im Freien und was haben wir zu Hause zu thun?« beantwortet Prof. Krernser vom Meteorologischen Institut in Ber lin wie folgt: Es ist bekannt, daß der Blitz die höhere gelegenen Punkte sich aussucht. Dementsprechend heißt die Regel, von allem sich sernhalten, was über die Erde ragt, sei es ein Baum, ein Mast, eine Mauer oder ein Zaun Draht- oder Eisenziiune sind natürlich vollends gefährlich, nicht bloß deshalb, weil sie metalli ch sind, sondern weil der Blitz an i nen entlang läuft, und die Möglichkeit, getroffen zu werden, sich auf 10 oder 20 Fuß, je nach Aus-— dehnung des Zaunes, vermehrt. Nun bildet aber auf freiem Felde derMenfch selbst einen hervorragenden Punkt und als solcher eine Anziehungsftellr. Dem nach wäre es logisch, sich glatt aus den Boden binzulegen, und es ist auch viel fach dazugerathen worden. Aber die Sache hat einen Haken. Der Blitz schlägt dort in das Erdreich ein, wo die Grundwasserverhältnisse ihm zusa aen, und das lann gerade an dem Platz s sein« auf dem man sich hingestreckt hat. Denn wer ist hierüber wohl orientirt? So ist es mit dem Schutz im Freien übel bestellt, und die Lage verbessert sich für uns keineswegs-, wenn statt aus dem Felde aus der Wassersläche ein Ge witter uns überrascht. Wasser zieht den Blitz an und ist ein trefflicher Lei ter, also bietet das Land jedenfalls eine erhöhte Sicherheit. Nun aber unse-f Verhalten im Hausr. Da heißt es-: Fernbleiben von der Gaslrone, der Wasserleitung, dem Schornstein. Die Eise ist dem Blitz ein guter Wegweiser. Nicht nur deshalb, weil der Schorn stein einen der bewußten hervorragen den Punkte bildet, sondern auch des halb, weil der Regen doch auch in die Eise peitscht und Wasser ein so guter Leiter ist. Das Fenster mag geöffnet bleiben. Aug dem Grunde schon, daß, wenn der Blitz Jemanden betäubt und zugleich geziindet bat, bei geschlossenem Fenster der Betäubte dann ersticken würde. Nicht aber soll man am offe nen Fenster sitzen. Der Blitz folgt dem Regenstrom. Das ist gleichsam die Kraft, die ihn herab zurErde führt. Je näher den Regentropsen, desto nä her den zuckenden Strahlen und damit der Gefahr. So ist es besser, dem ge 1 T öffneten Fenster fern zu bleiben. Auf einen Umstand möchte ich ganz beson ders verweisen. Nur in den wenigsten Fällen sind die Erschlagenen ver brannt. Zumeist ist die Katastrophe durch eine Lähmung des Nervencen trun:«g herbeigeführt worden. Darum aber würde es für viele vom Blitz Ge troffenen noch Rettun geben, wenn rechtzeitige und energische Wiederbele bungsversuche gemacht würden. Diese Versuche sollte man unter allen Um ständen untcrnehmen, und sie würden auch sehr oft Erfolg haben, eben weil es sich meist nur um Störungen des Nervencentrums handelt.« Teries Von Ida Finzi I »Ich habe unrecht gehabt; verge sen s Sie meine bösen Worte, ich bitte Hie; : ich bin schlecht und launenhaft gewe i sen; aber ich bin Ihnen gut . . .« ’ Kaum hatte Olga Berrieri diese ; isoenigen Zeilen in Eile auf ein rosak « farbenes Blatt geworfen und in ein elegantes Couvert gesteckt, als sie das anmuthige, noch thränenfeuchte, aber Von einem lebhaften Lächeln erhellte 3 Gesicht erhob. Dann übergab sie dem Kammermädchem das unbeweglich, ehrerbietig dastand, mit einer ent schlossenen Bewegung den Brief: » »Geben Sie ihn rasch aus, beeilen Sie sich! Rasch, rasch!« : Das rosige Briefchen zitterte in den Fingern, die es hielten, wie die Flü qel eines Schmetterlings; es ist unge duldig, möchte bald eintreffen, denn es bringt eine gute Kunde; es ist un e duldig, zu sehen, wie sich ein daruü er aebeugtes Gesicht erheitert, ungeduldig, Licht in eine Seele zu bringen. Glück licher Weise ist der Weg, den das Briefchen zurückzulegen hat, sehr kurz; wenige Schritte vom Postamt nur be findet sich das Haus-, in welchem Je mand zitternd sich fragt, ob die so sehnlich erwartete Nachricht auch an kommen wird. Mit einem kleinen Sprung befreit sich das Brieflein aus der Hand des Kammerinädchens und hüpft fröhlich in den Brieskasten. Ach, der Arme! Er weiß nicht, wag ihn dort in der tiefen Finsterniß er wartet —— eine dicke Zeitung aus ge wöhnlichem Papier liegt halb offen, der kleine Brief fällt hinein und, was er auch thut, es gelingt ihm nicht, sich zu befreien . .. . O mein Gott, wenn man bedenkt, daß zwei Minuten darauf in den Brieftasten ein schwarz geränderter Brief, eine Todesanzeige, fiel; wenn man bedenkt, daß diese dort hätte hin eingerathen und so eine Trauerlunde um einige Tage hätte verschieben tön nen, daß diese in den Falten der ab scheulichen Zeitung nach Wien hätte gehen können . . . statt des artigen Briefchens, das den armen Enrico Mareni so zufrieden gemacht haben würde. Doch der ist dort oben in seiner Stu be, bleich, bebend noch vor Zorn und Schmerz über die am Morgen vernom menen Worte, immer noch im Zweifel, ob er sich ihrer auch genau entsinne. Endlich entschließt er sich, zu ihr zu rückzukehren; er wird sie sprechen, rüh ren. Und wenn nichts Anderes, so wird er wenigstens nicht mehr im Un gewissen fein, er wird wissen, was sie will. Nun möchte sie ihn aber ein bischen necken, sie ist ein wenig durch die Er niedrigung, die sie sich auferlegt, ge reizt und will durch Zärtlichkeit und Bitten entschädigt sein. Jnmitten ei nes Kreises von Anbetern lacht und scherzt sie und beachtet nicht den ar men Mareni. der einsam in einer Ecke des Saales sitzt· Aber mit Seiten blicken gewahrt sie ihn doch und be merkt an seinem trostlosen Gesicht, daß er den Brief noch nicht erhalten haben müsse. Mitleid erfaßt sie da . . . nun, schließlich, was liegt daran? Er wird ihn schon bekommen . . . Und Olga Verrieri zuckt mit den Schultern und fährt fort, kotett mit dem Gräslein Sarchi zu plaudern. Leichenblaß erhebt sich plötzlich En rico Mareni. der die Geduld verloren hat, und Olga fest ansehend, drückt er mit zuckender Bewegung ihr die Hand und sagt leise: ,,Addio!« «Addio!« antwortet, einen Lachen fall unterdrückend, die Signoran in demselben tragischen Tone. Und wäh rend er 1veggeht, während er, die Ver zweiflung in der Seele, die Treppe binabschreitet, malt sie sich, nialitids vor sichs hinlächelnd, sein Erstaunen aus-, wenn er das rosige Briefchen sin den wird. Aber ach, der tleine Brief reist ins zwischen nach Wien; ja, er ist dort bei reits angelangt, immer in den Falten des Zeitungspäclchens verborgen. i Wohin wird er sich je i wenden, der kleine Brief? Wird er « Ue- breite und herrliche Pratersiraße .kommen oder in ein Häuschen am Flusse, dessen blaue Wellen, schallend und lachend wie eine Aufforderun znr Freude sich zwischen den Ufern s wingeni »Un nichts von alledem; er macht in einem Haus der unendlich langen Mariahil fersirasze Halt, stürzt die vier Stock werke hinan, und aus den Händen des Briefträgers geht er in die des Fräu lein Marie über — das Töchterchen des Regierungsbeamiem an den vie Zeitung adressirt ist; sie eilt, sie dem Vater zu übergeben, aber plötzlich fliegt der Brief hervor und fällt auf den Boden. . . . . Wenn man schöne, blonde Haare und ein lächelndes, reizendes Gesicht hat, wie Fräulein Marie, dann muss, ein rosafarbener Brief, der in so seltsamer Weise ankommt, Einen auf regen. . . Sie zögert einen Augen H blick, ehe sie ihn uufhebt; dann nimmt sie ihn. . . Nichts, nichts, ein Irr thutn in der Adresse. ·.5)err Müller, der Vater des Fräu leins, soll den Brief zurücktragen, un glücklicher Weise ist’s so weit und der wurdtge Beamte hat sich stark erkältet; darüber vergehen zwei Tage. Endlich nimmt das Briefchen den Weg heimwärts; durch Steiermark, Kärnten, das Küstenland, es übersetzt die Adria, eilt nach der Lombardei: schließlich kommt es in das Haus, das es erreichen sollte. Allein der, für den das Brieflein bestimmt war, ist nicht mehr dort; er ist plötzlich wie ein Tol ler weggereist, um den Versuch zu ma chen, den schrecklichen Schmerz, der ihm die Seele zerreißt, zu vergessen. Dort unten hat inzwischen Signora Verrieri, ob seiner plötzlichen Abreise erstaunt und beleidigt, in ihren Frauengefühlen verletzt —- nachdem sie einen ganzen Tag geweint —- aus Acr ger die süßen Worte des Gräflein Sarchi anzuhören begonnen. Das rosige Briefchen geht von Neuem auf Reisen —- Enrico Mareni hat auf der Post seine Adresse hinter lassen — aber es ist um fünf Tage in Verspätung. Mareni hält sich an kei nem Orte lange auf, er versucht es ver geblich, zu vergessen, und tollt zwecklos und ununterbrochen von Stadt zu Stadt. Und so erhält der Brief immer neue Adressen; manchmal macht er un entschlossen Halt: man weiß nicht, wohin Mareni gereist ist; dann nimmt der Brief den Weg wieder auf. Aber er hat kein Vertrauen mehr, er hofft und glaubt nicht mehr. Sieh’, er be kommt Falten, er ist ganz zerknittert, an den Ecken stellen sich Risse ein; die italienischen, französischen, deutschen Postftempel, die überall ausgedrückt sind, haben sein vornehmes und zartes Rosakleid in ein düsteres, grauesReise gewand verwandelt. O, wenn er sich dem Winde anver trauen könnte, dem raschen Winde, der in berauschendem, schwindligem Fluge hoch und weit trägt! Aber nein, er muß von Amt zu Amt wandern, von einem Beamten zum an dern, von Zug zu Zug, Wochen und Monate hindurch, und immer mit Ver spätung. . . Das arme Briefchen be ginnt zu reißen; ach! es wird wohl nie sein Ziel erreichen. . . . Mit den anderen Briefen, die dem bedauernswerthen Reisenden, der fei nen Schmerz nicht aus der Seele zu reißen vermag, nachgeschickt wurden, empfängt er auch Zeitungen und auch das Blatt, in dem die Verehelichung des Fräulein Verrieri mit dem Graer Sarchi angeiiindigt ist. In dem holländischcn Städtchen, wo ihm diese Nachricht wurde, besteigt er den Zug und fährt nach Italien, nach Hause. Fünf Tage später folgt ihm das rosige Briefchen. Wieder Beamte, wieder Postftempel — das rosige Briefchen ist schwarz ge worden, traurig wie eine Todes-An zeige. Endlich trifft es an dem Orte ein, von dem es fortgereist war, es kommt in sein Haus und erreicht das zweite Stockwerk. . . . Alle Thüren stehen offen, die Fenster sind weit geöffnet, und dort im Hin tergrunde der Stube brennen Wachs kerzen. Als der junge Reisende eintraf, war Fräulein Verrieri bereits Gräfin Sarchi geworden. Verzweiflung er faßte ihn und. . . . Enrico Mareni hat sich getödtet . . . Der Liebesbrief ist eingetroffen. . . Die gesammte diesjährige Weizen ernte des Landes wird aus 535,000, 000 Bufhel geschätzt, was, obwohl um 140,0()0,000 weniger als letztes Jahr, doch nur zweimal übertroffen worden ist und zwar im Jahre 1891 und im Jahre 1898. Die Welschtornernte wird aus 2,200,000,000 Bushel geschätzt, 279,000,000 Bushel mehr als letztes Jahr und nur ein einziges Mal über troffen, irn Jahre 1896. In den letzten sechs Monaten wurde englisches Kapital im Betrage von 87, O00,000 its cubanischen Tabakspflan zen angelegt. Ruhe und Ordnung auf Cuba wieder herzustellen, daß über läßt John Bull seinem anaelsächsischen Vetter. Bei der Profiternte stellt er sich aber persönlich ein. Die Franzosen schmachten nach der Ehre ihrer Armee, als hätte diese keine.