Ver Bursche. sp — UphmsmischeanSpeyer Es war zu Anfang des Mai und tvir sasien in iGranada im hatel "Zu den biet Jahreszeiten«. Unsere Unterhaltung hatte sich schon ICUf alle möglichen Oebieh erstreckt: aus Baron den Grasen m Reichstadt,LUd wig den Siebzehntem de- PriesterJuan in Indien, Dan Sebastian in Portu galtmd aus-andere erhabene Todte, als wir — i weiß nicht aus welche Weise — von undeu, Axsem attentotten und zulett aan Osiziers urschen zu sprechen anfingen· Ein sehr junger, tapferer Haupt mann, dem ich diese Geschichte widme, ergris darauf das Wort und erzählte etwa olgendeö: .,. ch möchte anen etwas er äblen, damt Sie ich von der Grö e des Menschlichen rzens eine Vorstellung machen, und nenn Sie wollen, über das Manichäerthum den Instinkt der Thie "- :te und den Werth- oder die Zwecklpsigs Zteit menschlicher Bestrebungen disku tiren lönnen Jch als nachterner ·Mensch begnüge mich damit, eine nackte Thatsache zu berichten aus die Gesahr bin, mich selbst einer Schuld zu bezieh tigen.'« .,,Erzö·hlen, etziiblen,« riefen alle ein stimmig aus und rückten die Stuhle näher. Erzählen Sie, Hauptmann. Dieser zündete sich eine dritte Zigarre -.an und sagte ernst und traurig: »Seitdem ich die Schule verlassen und in das Regiment eingetreten bin, sind zelin Jahre verflossen und ich hat te während der ganzen Zeit nur zwei Burschen in meinem Dienst. Der eine der beiden biete Garcja und ist der Held vak- ask-schnipp Die Stimme des Hauptmanns zit terte bei Nennung dieses Namens. Er Fabm einen Schluck Kaiser und fuhr ort: »Gut-da war ein angeworbener Sol dat, ein Mann von etwa achtundzwan eig Jahren, aus Totana gebürtig, mit schwarzen Augen« braunem Teint, von arabaschem. oder besser gesagt, tune «sifchenr Typus, mrtkarg in jeder Be ziehung, in seiner Liebe und seinem Haß auch gleich leidenschaftlich Gar cra zwar durchaus nüchtern« stöhnte tei nemågjter und kümmerte sich nicht um die tber. Bei Tag und Nacht in guten und schlechten Zeiten, unter den versengenden Strahlen der Sonne und bei Sturm und Regen, stets harrte er meiner Befehle, stets diente er mir wil lig und treu. Jener Mann erfetzte rnir mein-e gan ze Familie, wenn ich tras iast immer der Fall war —- sern von den Meinen weilte. Aus all diesen Gründen muß te ich ihn ei entlich sehr lieb gewinnen ... und i liebte ihn wohl auch... oh ja, seitdem wußte ich eg, ahnte ich eg, ohne mir indessen jemals darüber klar zu werden. Mich zufrieden zu stellen, rnir jeden Verdruß zu ersparen, einen freundlichen Blick von mtr erha schen« das war das größte Miiek für diesen Mana. Und irr-T alledem —- warum weiß ich nicht — be andelte ich ilw fast stets mit der größten Strenge. Meine Unter haltung mit ihm beschränkt-e sich ausBe ghle und Verweiie wegen der geringsten ergehen. Und doch —- wenn Garcia krank ge worden wäre, wenn er mich verlassen und vor meinen Augen Tbränen ver gossen hätte, —- in rein Augenblicke, ha be ich mir seitdem oft gesagt, würde er aufgehört haben, mein Untergebener zu sein, würde ich ihm vielleicht gesagt ha ben: »Bleibe bei mir, Garcia!« da ich dann zu der Ueberzeugung gekommen wäre, dafe wir im Grunde-doch sehr an einander hingen und uns wie Brü der liebten. Ali der letzte karlistische A suhr sich regte, war ich in Cataluna, den e ehlen des Generals B . . . gehorchend. Garcia war bei mir. —- Etnes Tages befanden wir uns in dem kleinen Dorf Gtronella dem Feinde gegenüber. Seit dem frühen Morgen hatten wir uns tapfer geschlagen, aber als der Abend hereinbrach, und der Sieg schon last aus unserer Seite war, wurden wir tsnn einer tm Nachtrab befindlichen an sehnlichen Truppe überrascht. Wir wa ten zwischen zwei Feuern. Unser Oberst befahl den Rückzug weil er die Schlacht sur verloren brei, und in demselben Augenblick ergriffen saft alle Soldaten die Flucht. Jch hatte diefen Befehl überhört und harrte an der Spine meiner Kompag nie aus, die den äußersten rechten Flü ssel einnahm und deren Offiziere fast alle gefallen waren. Jch war damals Seiondeleutnant. Die Karliften drangen weiter vor. Meine Soldaten fielen um mich herum wie trockene Aehren. Und noch immer ertheilte ich keinen Befehl zum Rückzug! Es war Wahnsinn; die Epilepfie, je ne furchtbare Krankheit, die ftetö all’ meine leidenfchaftlichen Ertegungen be gleitet, hatte mich befallen. Nachdem meine blinde Wuth unzähli e Opfer e koftet hatte, flohen die ii eigen, o ne meinen Befehlen weiter zu gehorchen, den Tapferften das Feld überlassend. « Garcia, der wohl glauben mochte, ich hörte den Befehl zur Flucht ertheilt, eilte gleichfalls davon, in der fefien Voraussetzung, ich befinde mich an det» Spitze der fliehenden Kompagnie. So blreb ich, den Säbel in der Hand, allein zurück und drang weiter gegen den Feind vor. bis mich ein furchtbarer epi lepnfcher Aniall ja Boden niederwarf. i dPre Aufriihrer fchen hielten mich für o . So brach die Nacht herein. l Die übrig gebliebenen Truppen wa ten schon in Geronella, too sie sich ber-1 eint hatten, um am nächsten Tage mit vermeinten Kräften den Feind zu über fallen. » Gareia tatte inzwischen mein Hist-n bemertt und war iest entsuiossen, auf den Kanipivatz zurückzut br n, u:n meinen Leichna : zu holen. IVJUU TM gefallen, mir beizustehen, wenn ich ver wundet wäre. Um dorthin zu gelanaen, mußte er dastaknstische Lager durchschauern Nur ein Wahnsin..ia.r oder eine Mutter konnte sich zu dieser heldenthat auf rasseni Borsichtig Verließ er das Dorf und pas trte naus einemUmweg von drei Meilen ie seindliche Linie. Bald dar auf hatte er mich unter den Leichen ge sunden. Jch lag regungslos in jenem merk würdigen Zustand der Epilipsie, in dem man sehen und hören, sich aber nicht be wegen kann· Garcia errieth sofort, was mit mir war. Seine Thränen flossen, und mühsam nur unterdrückte er«das Schluchzen, während et mich aut seine Schultern lud, um mich in dag nachstgelegene Dorf zu bringen. « So erreichte er ernst, schweigsarn und m sein Schicksal ergeben das seindliche Lager. ——— Nur ein Wunder konnte uns retten! Das wußte er wohl, wußte aber auch, daß ich an einem solchen An tall ohne die geeigneten Meditamente nach Verlauf von ein paar Stunden, und bei diesem Schneegestöber in der kalten Winternacht unweigerlich zu Grunde gehen mußte. So setzte er seinen Weg fort. Noch hatte er das tarlistische Lager zu durch schreiten. Nur die undurchdringliche Dunkelheit der Nacht vermochte uns zu retten! Aber der Mond, der nichts ahnt von allem, was aus der Welt vorgeht, durchbrach plötzlich den lichten Wol tenschleier und erschien strahlend und schön, die ganze Schneelandschast mit seinem sanften Glanze beleuchtend. Garcia seufzte, ein Unaliick ahnend, tief aus. Auch ich fiirchtete mich, re gungslos auf den Schultern jenes un glücklichen Märtyrers lastend. Welch entsetzliche Bürde! . . . Aber oh Wunder! Garcia ging in einer Entfernung von etwa zwanzig Schritt an einer Schildwache vorbei, ohne von ihr gesehen zu werden« Viel leicht waren wir gerettet! Aber nein —-— das Verhängniß ereilte uns auf andere Weise. Schon hatte der Märtyrer seinenLeis densweg beinahe beendet, als die star listen ihn beim Schein des Mondes ent reckten. »Wer da ?'« rief eine Stimme aus der Ferne. »Gebt Feuerl« eine andere, nähere. « ,,Heilige Jungfrau!« murmelte Gar kra. Und meine Handgelente trampfhast umklanimernd, beschleunigte er seinen Schritt. - Da trachte ein Schuß, eine Kugel pfiff durch die Luft. Mein Bursche schwankte . .. ließ sei ne Last sinten und fiel tief aufseufzend mit dem Gesicht zur Erde · ch fiel uber ihn . . . Das Opfer war vo bracht. Welch eine Nacht! Großer Gott! Jch fühlte, wie Garcia zitterte und sich unter meiner Last trümmte· Alles blieb till . .. und es wurde immer käl ter, bis meine Glieder ganz erstarrten. Garcia war todt. « ch wußte es und tonnte mich nicht rii ren. So ver Ibrachte ich die Nacht auf dem Leichnam meines Untergebenen, meines Stlaven, meines armen Garcia! Das war die erste Umarmung, die ich ihm zutbeil werden ließ. Bei der frischen Morgentiihle begann der Anfall zu schwinden. Jch richtete mich auf und schaute ringsum. Jch war allein, allein unter Todten! Die Karlisten hatten während der Nacht das Schlachtfeld verlassen, alle Verwunde ten mit sich nehmend. Jch untersuchte Garcia und sah, daß die Kugel von der einen Seite einge drungen und aus der anderen wieder berausgetreten war. Nun naan ich ihn auf die Schultern und gelangte endlich zitternd, schwan kend, thränenden Auges und blutenden Herzens nach Gironella. Hier wurde der arme Garcia begraben. Heute ist sein Name sur mich ern Gegenstand der Verehrung und des Kultus. Wie ost, wie unzählige Male habe ich zu Gott gefleht, er möge ihn wieder auserstehen lassen, damit ich ihn wegen meiner Heftigteit und Härte um Ver zeihung bitten und ihm seine Opfer vergelten könne. Wie oft habe ich in Gedanken um Verzeihuna gebeten! Und wie sehr hat sein Tod mich geläu tert! Seit der Zeit bin ich sanft, nach giebig und liebevoll gegen meine Unter gebenen. Denn ich hatte eingesehen, daß unter dem einfachen Rock eines Soldaten oft ein besseres Her s lägt als unter der goldstrotzenden ilni vorm eines Generals.« f Der junge Osfizier schwieg. Wir: Triickten ihm die Hand und einer nach dem andern erhob sich und verließ nach denklich und ernst gestimmt die Gesell schqu Allein zu sein! Drei sWorte leicht zu agen, Und doch so schwer, so endlos schwer zu tragen. h a m i s s o. Empor zum goldenen Himmelslicht Heb» das vermeinte Angesicht, Statt muthlos zu verzagen; Wer immer um das morgen bangt, An nicht’gen Erdensotgen hangt, Kommt nie zu Feiertagen! Frcda von stonoft Its-n und Lieb-· Von Jeanne Matni, deutsch von F. , Gtäfin zu Reventlow. Madanie Degcles, 46 Jahre ali. ! Toniixur Des-klei» 50 »Hu att. wie-with ; Szene: Cine elegante Wohnung cxm Boulevatd Malesherbcs. Sieben Uhr Abends mitten im Winter. Draußen schneit es. s Madame Descles sitzt in ihremZims smer vor dem Schreibtisch und schreibt einen Brief. Sie ist zum Ausgehen angetleidet — einfache, dunkle Tot »lette, schwarzer Dut. Auf dem Stuhl ’neben ihr sieht man eine Reisetasche und einen PelzmanteL Bictoire geht aus und ein und bringt das Zimmer in Ordnung. » Madame Descles (schreibt): —- — ,,Um ihretwillen, um unserer Kinder willen verlasse ich Dein Haus-. Sie haben mich darum gebeten. Gabriel wird mich heute Abend abholen, wenn er aus dem Bureau kommt. Er will es nicht länger mehr dulden, daß ich Thier bleibe und wochenlang aus Dich warte, ohne zu ahnen, wo Du über haupt bist. — Er sagt, ich hätte genug gelitten, er will es nicht mehr mit anse hen. — Das Maß ist voll — es muß ein Ende gemacht werden. —- Und I ean denkt ebenso wie sein Bruder ie wollen von jetzt an mit mir zu sammenleben, siir mich arbeiten. So werde ich den Reist meines Lebens,l wenn ich auch nicht mehr glücklich sein kann, doch wenigsten in Ruhe und von meinen Mitmenschen geachtet, verbrin zgen. Jch hätte gewünscht, Dir das Alles müdlich sagen zu können — aber lseit elf Tagen bist Du nicht mehr nach Hause gekommen. Wenn Du nicht Deine Kleider und Deine Wäsche hät test holen lassen, so hätte ich anneh men müssen, daß Du todt seiest. Man zhat Dich gestern beim Rennen mit zMadame Fertil gesehen. — Hute Dich vor dieser Frau — sie ist schon, sie ist anziehend, aber denke daran, wie sie Monsieur de Saires zu Grunde gerich tet hat. Er hat sich aus Verzweiflung ieine Kugel durch den Kopf gejagt. nWomit gedenkst Du sie zu bezahlen? JJch kann Dir nichts mehr geben, ich fhabe nichts mehr. Du hast Alles ver ·than, meine Mitgift, meine Schmuck-: isachen —- Alles. Jch glaube, das kMobiliar hast Du auf meinen Namen 1schreiben lassen. —- Wenn Du es ver tausen kannst, so vertaufe es. Jch habe ivie Dienstboten obqeiohui Josef hat 1000 Fres. von mir verlangt, die er ;Dir geliehen haben will. Jst es wahr, jdaß Du sie ihm schuldig bist? Jch«bin Jnicht in der Lage, sie ihm wiederzus !geben. Jch habe nicht mehr so viel. 300 Francg nehme ich mit —-- es ist Alles-, wag ich besitze. Es ist mir sehr unangenehm, daß ich Josef das Geld nicht geben kann. Der Mensch hat einen schlechten Charakter und ist schioatzhast. Er soll die abscheulich sten Sachen iiber Dich herumerziihlt haben. Jch rathe Dir wenn Du nazh Hause kommst, gib ihm sobald wie möglich sein Geld wieder und schick ihn dann sofort weg. -—— Aber wann wirst Du nach Hause kommen?« Victoire: ,.Madame!« I Madame Degclesx »Nun, was gibi es?« Victoiret »Ich glaube, Monsieur iommt.« Madame Desileö: ,,SI.Itriisieur Gab riel?« I Bictoire: »Nein, Monsieur!« lJn diesemAugenblict wird rasch die IThiir geöffnet und Monsieur Descleg er cheint. Victoire entfernt sich·) Madame Descles: »Was? —— wa-) —--— Du bist es?« F Monsieur ’-Descles: »Ja, ich bin es. JEr ist leichenblasz und anscheinend erregt. Tiefe Schatten liegen unter iseinen Augen, er sieht seineFrau ängst »lich und verstört an). hat Niemand .nach mir gefragt?« : Madame Descles: ,,Nein.« s Monsieur Descles: »Ist das ganz gewiß?« » Madame Descles: Ma, ganz ge ivisi.'« » Monsieur Descles sinkt in einen »Lehnstuhl): »Ah —- ich tann nicht mehr. iDann schlägt er beide Hände .vor’s Gesicht). Ah!« — » (Patise. —— Madame Descles blickt stillschweigend aus ihren Mann, der »völlig zusammengebrochen dasitzL — -Dann zuckt sie leicht die Achseln, sal tet ihren Brief zusammen, steckt ihn in das Couvert und legt ihn auf denTisch Dann nimmt sie ihren Mantel und geht aus die Thiir zu. Monsieur Des. cles blickt aus). »Wol)in willst Du? Willst Du fort gehen?« f Madame Descle5: »Ja, ich gehe ort." Monsieur Descles: »Was? Du gehst sort —- ganz fort?« Madame Desclesz ,,« a«. Monsieur Descles: »Für lange?« Madame Descles: »Für immer." Monsieur Descles: »Du willst mich verlassen — Du hast wohl genug von mir?« Madame Descles: »Ja.« Monsieur··Descles: »Da hast Du recht. Geh’ nur. Es ist das Beste, was Du thun kannst. Gerade in die sem Moment (bitter) ja, gerade in die sem Moment. —- Nun, warum gehst Du denn nicht? Woraus wartest Du noch?« Madame Descles: »Ich warte aus Gabriel, er sollte mich abholen.« Monsieur Descles: »Du willst mit zu ihm gehen?« . Madame Deöcles: spa, zu ihm und Jean. Wir Drei wo en von jetzt an jgusammenlebem (Paufe.) Lei? wohl, ucien!« Monsieur Deseles (ialt): »Adieu!« i tSie macht einige Schritte vorwärts-. Ali- sie schon auf der Schwelle steh«, wendet sie sich noch einmal um und wirft einen lekten Blick auf ihren Mann Er hat das Gesicht wieder mit beiden Händen bedeckt, seine Finger lieben und ein dumpfes Schluchzen ringt sich aus« seiner Brust.) I Madame Descles Ohne näher zu treten): »Warum meinst Du? Was fehlt Dir?« I Monsieur Descles: »Nichts nichtsl —- es ist nichts. Lass’ mich allein — geh’ nur.« Madame Descles: »Was ist Dir geschehen? Sag’, was ist Dir gesche I nMonsieur Descles (läszt die hände sinken sein Gesicht ist von furchtbarer Angst entstellt) »Jch sag Dir ja, lass’ mich allein — ich muß allein sein. — Was kümmert es Dich jetzt noch, mir etwas geschehen ist. Du hast Dich ja für immer von mir losgesagt. — So geh’ doch —- geh’ doch. « Madame Descles (nachdenklich): »Ja -—- ja — ich — ich will fort (sce bleibt immer noch an der Thiir stehen) aber kann ich Dir wirklich nichts mehr helfen?« Monsieur Descles: »Nein —- jetzt nicht mehr.« Madame Descles limmer noch in der Thür): »Weißt Du das ganz gewiß — fer gibt leine Antwort). Sieh, wenn Du weinst, muß etwas sehr Ernstes vorgesallen sein Du meinst nicht leicht. So habe doch Ver trauen zu mir Warum weinst Du? Willst Du es mir nicht sagen?« Monsieur Descles: »Nein —- Du willst fort von mir. —- Du willst mich «verlassen —- mich aanz allein lassen — erade in dem Augenblicke, wo eine schwere Gefahr —« Madame Descles: »Gefahr? Was siir eine Gefahr?« Monsieur Desrles: ,,Kannst Du es denn Dir nicht denken? Hast Du denn nichts gesehen —- nichts geahnt? lEr steht aus und geht mit großen Schrit ten im Zimmer aus und ab). Du hast gewußt, daß ich ein wahnsinniges Abenteurerleben führte —- hast Du denn nie daran gedacht, daß ich eines Tages den Hals dabei brechen könnt-? Nun, jetzt ist es glücklich so weit --—- esJ ist aus mit mir. Jch werde dies Zim mer nicht wieder verlassen. Es ist ein Wunder, daß es nicht schon längst so weit gekommen ist Meine Söhne sind nicht so naiv wie Du, sie wissen ganz gut, wie die Sache liegt. Deshalb haben sie sich auch von mir zurückgezo en —-—- sie wollen nichts mehr von ihrem Vater wissen, sie empfinden nur noch Abscheu vor dem oäterlichenHausc. O, sie haben es rasch begriffen-»Aber darum handelt es sich jetzt nicht. — Willst Du wirklich wissen, was gesche hen ist?« Madame Descles: »Ja." Monsieur Des-klein .Nun, ich warte daraus, daß man mich verhaften wird — es kann jeden Augenblick geschehen. Vielleicht noch heute Abend — aber je denfalls morgen Früh« Madame Descles: »Verhaften? — Warum? was hast Du gethan?« Monsieur Degcleg: »Ich habe gestoki len — »O ich bitte Dich, sra mih nicht nach den Einzelheiten gniiae Dich mit der Thatsache —— die ich nicht ableugnen kann, weil man mich auf frischer That ertappt hat« iBeive schweigen.) Nun -—-— Du schreist nicht auf —-- Du wirst nicht ohnmächtig vor Entsetzen?« Madame Desrles tmit leichenblas sein Gesicht und weit aufgerissenen Augen, ihre Stimme klingt leise und pfeifend): »Schweig — es ist emand ini Vorzimmer Vielleicht ist es than-— (sie schaudert am ganzen Körper) viel leicht ist es die Polizei Hörst Du snoch leiser) hörst Du?« 1 Monsieur Descles iebenfalls schau dernd): »Ja, ja, ich hdre.« lEr faßti instinktiv ihre Hand und stützt sich aus sie Eine Minute der entsetzlichsteu Angst -— dann öffnet sich die Thüre und Victoire erscheint). Victoirez »Madame, Monsieur Gab riel ist da.« Madame Descles lathmet auf): »Ach lassen Sie ihn einen Augenblick im Salon warten« Victoirez »Der junge Herr ist wie-— der hinuntergeganaen. Er läßtMadame sagen, daß er sie unten im Wagen er wartet.« Monsieur Degcle5: ,,Haben Sie ihm gesagt, daß ich hier bin?« Victoirez »Ja, Monsieur.'« Monsieur Degcles: »Gut, tragen Sie die Reisetasche hinunter Madame wird Ihnen qleich nachtommen.« I lVicioire will die Tasche nehmen, aber Madame Descles faßt sie am iArm). Madame Descles: ,,Lassen Sie sie noch da.« Victoire fiiberrascht): »Aber Ma dacne!« Madame Descles: »Lassen Sie sie da.« Monsieur Descles: »Hast Du viel leich; Deinen Entschluß wieder geän-: deri-« Madame Descles: »Ja« f Monsieur Descles: »Du willst nicht ort?« Madame Descleis: »Nein.« Monsieur Deselest »Dann mußt Du wenigstens Gabriel Bescheid sagen lassen.« Madame Descles (lurz): »Das ist wahr. (3u Victoire). Gehen Sie hin-. unter und sagen Sie meinem Sohn,« daß ich nicht kommen lann. Er scll nicht auf mich warten. Jch werde ith schreiben.« Bictoire (örgerlich): »Gut Madame. Und der große Koffer?" « Madame Descles: »Lassen Sie ihn wieder herausbringen.« lVictoire wirft einen mißtranischen Blick auf die beiden und geht dann langsam hinaus). Die Teil-meisten- Tafel-. Von M.R.Credi. Jn Mittelegypten liegen nahe dein Nil in einer von Bergen umrahniten Ebene die Trümmer von Teil Amaena. Die Stadt, die hier einst gestanden, war eine Gründung des Königs Ame nophis des Vierten. Dieser Herrscher» der um das Jahr 1400 v. Chr. zur Re-· gierung gelangte, war zugleich ein ge-« waltiger religiöser Reformator, er ge dachte, einen monotheistischen Sonnen tult zu begründen. Auf daß nun seine junge religiöse Schöpfung von deni Einflüssen der alten Kulte unberührt bliebe, verließ er das götterreiche The ben, in dem bisher Egyvtens Herrscher residirt hatten, und siedelte nach Tell Amarna, der von ihm neu angelegten »Sonnenstadt«, über. Doch der »Glanz der Sonnenscheibe« (so nannte sich Amenophis) soll rasch verblassen. Seine Nachfolger, welche sich wieder der alten »ortshodoxen« Bielgötterei zu wandien und den letzerischen Sonnen lult des königlichen Reformers mit großer Strenge verfolgten, lehrten nach Theben zurück, und das nunmehr! verlassene Tell Amarna ward taschi ein Trümmerhaufen I Der Schutt der Jahrhunderte fant· auf die Ruinen, die unter dem heiteren; Himmel Eghptens in trostloser Oedek dalagen. Mehr denn drei Jahrtausen-: de gingen über die Trümmer von Tell Amarna hernieder, ehe die ungeahnten« Schätze, welche sie bargen, ihre Aufer-l stehung feiern durften. l Jm Jahre 1887 stießen daselbst Fel lachen bei ihren Feldarbeiten auf eine große Anzahl von Thontafeln, wie sie in Assyrien und Babylonien zu Tau senden gefunden werden, Mußte also schon das Material der neu gefundenen Jnschriften befremden, fo blieb zu nächst geradezu unerklärlich die That-— sache, daß diese im eqyptischen Boden gefundenen Thontafeln mit assyrifchen Keilschriftzeichen bedeckt waren. Doch schnell erkannte man, welchen hervor ragenden Fund die ahnunajplosen Fel lachen gethan hatten. Die Tafeln bildeten nämlich ein ganzes Archiv von Brieer, welche die Könige von Baby . lon und Assyrien, die Fürsten von Ch vern, Syrien und Palästina mn Ame nophis dem Bierten und seinem Vor Igjjnger ausgetauscht hatten. Die Ta Ifeln von Arnarna zeigen uns also zu i nächst, daß um die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends das Assy rische —- iihnlich dem Französischen in der Neuzeit —- eine Art internationa ler Geschöftssprache war. Die werthvollen Steine kamen, dank der Freigebigkeit eines Mäcens, zum größten Theil nach Berlin, woselbst sie eine Hauptzierde der vorderasiatischen Söle des Neuen Museums bilden. Die Briefe behandeln nicht nutFra zgen der hohen Politik, sondern gewäh "ren uns auch einen Einblick in die pri vaten Verhältnisse der Fürsten jener Zeit. So behandeln die Könige von Eghpten und Babylon in mehreren Brieer eine Heirathsangelegenheii. Der Egypter beginnt einen dieser Briefe mit den für den Stil der dama ligen Zeit charakteristischen Worten: »An Kallimasin, König von Babylon, meinen Bruder. Mimmuria (dies ist ein Beiname des Ainenovl)is), der große König, König vonEg "«ten, Dein Bruder. Mir geht es gut, ir seiHeil, Deinem Hause, Deinen Frauen, Söh nen, Großen, Pferden Streitwagen und Deinen Leuten sei Heil! Mir· geht es gut, geht es gut, meinem Hau e, meinen Frauen, Söhnen, Großen,l Pferden, Streitwagen, Leuten geht es sehr gut und meinen Ländern sehti gut«. Diese Einleitung begegnet uns auch in vielen anderen Briefen. Ty pisch sind auf folgende Ergebeiiheits sormeln, mit denen die meisten Briefe der kleinen Vasallenfiirften an den mächtigen Herrscher Amenophis be ginnen: »An den König, meinen Herrn, meine Sonne, meinen Gott. N.’ N., Dein Diener. Sieben- und sie benmal zu Füßen des Königs, meines« Herrn, falle ich. Jch bin der Staub unterhalb der Füße, die Sandale des Königs, meines Herrn« u. s. w. Der diplomatische Verkehr zwischen den einzelnen Höfen scheint nach den Amarnataseln sehr rege gewesen zu sein. Wir besitzen einen Reisepas3, den Alta, der Gesandte des Königs von Babylon, auf dem Wege nach Egypten mitbekommt. Der Geleitbries hat fol genden Wortlaut: »An die Könige von Kanaam die Vasallen meines Bruders: der große König. Hier Atia, mein Boote, zum König von Egyvten, mei nem Bruder, habe ich geschickt. Nie mand möge ihn aufhalten. Wohlbe halten bringt ihn nach Eghpten und bis nach der Stadt Luchli in Egypten, in Eile sollt ihr ihn bringent Und nichts Gewaltsames möge ihm zuge fiigt werden« Ergötzlich ist ein Schreiben, das uns zeigt, welchen Werth die Fürsten jener Zeit der diplomatischen Cour-ö toisie beilegten Der Egyptetkönig" schickt einen Gesandten an But-what jasch von Babylon. Dieser ist krank Und kann den Gast nicht zur Tafel iehen. Jm Uebrigen grrILZ er dein Heherrscher Eghptens darob, dasz er sich nicht nach seinem Befinden erinn digt habe. Der egnptiiche Gesandte bemüht sich nun, den Nachweis zu füh ren, daß sein König von der Kraniheit des Königs noch nichts wissen könne. »Der Weg it nicht nahe. Wenn Dein Bruder geh« rt hätte, so hätte er Dir einen Gruß geschickt, das Land ist aber fern. . . . Daß Du trank bist, sollte Dein Bruder gehört haben und nicht seinen Boten schicken?« Schließ lich wird Bunahurjasxh versöhnt und will das alte Einvernehmen mit Pein Egypterlönig wieder bestehen las en. Von weit größerer Bedeutung all diese Briefe sind für die Geschichte ie ner Zeit natürlich diejenigen diploma tischen Schriftstücke, in welchen politi sche Fragen behandelt werden. Unter ihnen nehmen eine hervorragendeStel lung ein die Briefe. welche Abdchiba, der egyptische Statthalter in Jerusa lem, an seinen Herrscher richtet. Ein mal um das andere bittet Abdchiba mn eine starke militärische Besatzung, da das valästinensische Land von den Chabiri überfluthet, und Stadt auf Stadt in deren Hände falle. »Es sor ge der König für sein Land und wen de seine Aufmerksamkeit ihm zu, er schicke Truppen nach dem Lande von Jerusalem! Denn wenn keine Trup pen kommen in diesem Jahre, dann ist verloren das ganze Gebiet des Kö nigs, meines Herrn«.——Jn jenen Cha biri glaubt man nun mit Sicherheit die um jene Zeit in Palästan einriicks enden Hebräer zu erkennen. Abdchiba war wohl bei dem Könige von Eghp ten verleumdet worden; denn er nimmt wiederholt Gelegenheit, seine unterthä nige Gesinnung zu versicheru. Um sich » aber zu vergewissern, daß der König von seiner Ergebenheit Kenntniß er halte, fügt er am Schluß seines Brie fes folgende Worte an den Setretär des Königs hinzu: »An den Schrei ber des Königs, meines Herrn: Add chiba, Dein Diener, zu Deinen Füßen falle ich. Bringe die Worte »Dein treuer Diener bin ich« deutlich vor den König, meinen Herrn!« Der glückliche Fund von Tell Amen na und die staunenswerthe Arbeit der Gelehrten, welche die oft nur mit der Lupe wahrnehmbaren Keilschriften entziffert haben« hat mit einem Schla ge ein fern zurückliegendes Jahrhun dert erhellt. Die Tell Amarna - Tor-i seln bilden eine hervorragende Quel-« le für die Geschichte des alten Orient-L für die biblische Wissenschaft und nicht Zum Mindesten für die Kultur-ze schichtk. I passive-. i Zwei Wanderer schritten selbander den Berg hinan. Er war steil und un eben, große Steine lagen mitten im We ge, Dornenhecken säumten ihn ein. Da «zu brannte die Sonne heiß hernieder. » Die beiden Wanderer stö nten. s »Welch schrecklicher - eg! und Mc lang er sich noch dehntl« g;o«llte der Mann, dem ein schweres Bundel·"iiber der Schulter hing, »ja, wenn ich we ’nigsteng allein ginge, wollte ich eher oben sein! Aber so, mir Dir, man kommt nicht dont Flecke, bald lleibst Du »mi: Deinem Kleide an einem Dornen zweige hängen, bald setzt Du Dich zum Ausruhen auf einen Stein, tein Bor wärtizlommen ift’s mit Euch Web-rul« »Und mit Euch Männern erst recht nicht,'« entgegnete murrend das Weib, »wir könnten längst oben sein, wenn Du Dich nicht im Wirthshaus amFutze dsg. Berges so lange aufgehalten hat te t. So scheltend und stöhnend gingen dfe Beiden weiter. Heißer brannte die Sonne, fteiniger wurde der Weg. Ein einzelner Wanderer holte das Paar ein: »Griis3’ Gott! ist’s noch weit bis zum Gipfelf »Sehr weitl« stöhnte der Mann. »Ich ja, sehr weit nochl« seufzte das ei . »Aber Jhr habt’s wenigstens gut·' tröstete der Wanderer, »Ihr geht zu sammen! Könnt Euch gegenseitig stü tzen! Euch unterhalten! Dte Zeit ber treibenl Aber ganz allein, da wandert sichs schlecht! Nun, grüß’ Gott! Auf Wiederseh’n, oben am Gipf«el!« Damit schritt er sürbaß. Der Mann nnd das-Weib aber schau ten fich an. Was hatte der Wanderer gesagt? Sich gegenseitig stützen, dann ging es besser. Ja, daran hatten sie ja tsoch gar nicht gedacht! Aber man könnte eg ja versuchen! Die Frau lud einen Theil von des Mannes Bsitrde auf ihreSchultem wie leicht wurde ihm da! Wie gut konnte er sie nun führen! Er :ing sie fast zuletzt und merkte es taum. Oder machte es die Unterhaltung, die jie jetzt zusammen führten? Nicht Vor würfe mehr, wie vorhin, nein, fröhliche Ccherztvorte flogen herüber und hin ijher, leise Lieber-warte, zärtliche Recke reien wurden getauscht. Plötzlich sahen sie, daß sie den Gipfel erreicht Zattem Sie Hainen etwas früher nach o en an, alS der einsame Wanderer. Wenige Sclritte vor dem Ziele stand auch er. Aber er eilte nicht freudig darauf zu, er stand und schaute zurück aus den Weg. Wie lang war die Wanderungäewefent Wie lang —- und wie einsam! r schau te feuchten Auges auf das fröhliche Paar und seufzte. J. W a l d a u. —- ZeitgemäsZ. »Gehst Du, liebe Frau, das Reisegeld hätten wir nun t-eifammen; jetzt müssen wir bloß noch ruf die Ansichtspostkarten spaten.«