Spiegelichetben Eine Skizzr. Doktor Geokge Frischlin war ein 1 philologischer Junggeselle unter dem — vZeichen des Schwabenalterzjet im aufe seines glücklich verheerattzeten Midematischen Bruders. des Unwet iikätsprosessors Hubett Fttsckzxim wohnte und für vieKindee einen prach tk en Onkel abgab, met der Frau Pro ) fefsorin aber und mit deren Schwester Agnes nicht ganz nach Wunsch zurecht , kommen tonnte. ,) l l i s b t f · Onkel Georg litt nämlich an der fkrcn Idee, daß Mutter Natur in ihm einen wahren Ausbund von Häszlichleit geschaffen habe, dessen bloßer Anblick schon jedes weibliche Auge deletdigen und jedes weibliche Herz im entfrem den tniisse. Daraus war auch sein hart näckiges Verbarren im Cölibat betäu leiten, denn einWeiberfeind nach Scho penhauer’schem System war er dickfl lonnte er nicht sein« denn er war ein begeisterter, um nicht zu sagen sanatt " scher Verehrer des Schönen. » So faßte er auch die schilt-loging seutlich als einen Kultus des Schauen aus« des Schönen in der Stil-Ochs 111 der Literatur. in der Kunst und tm Les en· - Er war also teinstvegs der trockene Wortllauber undSilbenstecher, der im mer nur in vergilqu alten Schwar teu und verstaubten Schartelen ster um « ,. dern ian war der beste Geist der ntile in Fleisch und Blut übergegangen und war ihm lein we ser Schatten. sondern eine let-en dtg waltende Macht, deren Fortwirlen er bis in die Gegenwart verfolgte und nachzuweisen suchte, wozu itzn eine griindliche und liebevelle Beschäftigung auch mit der modernen Literatur und Kunst ausgezeichnet befähigte. Er lebte, durch sehr günstige Vermö ensrerbältnisse dazu in Stand gefest, feinen Studien als unabhängiger Pri vatle rer, der sich durch aediegene klei nere Urbeiten in Fachgeitschristen selbst in den Kreisen gestiengster Ataoetn:ler einen Namen gemacht hatte. Nur einige anz alteHolzoapiertäfer fanden seinen til viel zu fließend und elegant und erhoben, da fte ihm sachlich nichts an haben lonnten, die schwere Anllage ge gen ihn, er sei seuilletonistisch entartet und lönne daher aus forntalen Grun den als Fachmann eigentlich doch nicht ernst genommen werden. Georg Frischlin liess sich aber durch solche Untenrufe nicht irre machen, ob gleich ihm seine Art zu schreiben lei neswegs so leicht von der Hand git.g, wie die meisten seiner Leser glauben mochten. Viermal oder noch öfter schrieb er seine Abhandlungen um «t«.d wenn er endlich das Manuskript ab schirlte, wimmelte dieses noch wicoer von Ae-nderungen, Einschiebseln und Nachträgen zwischen den Zeilen und auf den Rändern, so daß Herausgehen Schriftsetzer und Korreltoren ihre schwere Plage damit hatten Und derselbe Mann, der so tramps hafte Anstrengungen machte, jede Zeile, die er veröffentlichen wollte, sein säu erlich rauszttarbeitem bielt auf die äußere z rm seiner seidfteigenen Per son so wenig, daß ea nur der wachsa men Sorge seiner beiden Sehn-again nen zu danken war. wenn er wenig e- ftens öffentlich zwar recht altmodtsch, aber doch sonst tadellos gekleidet erschien. Dabeim lam er aus den ane getretenen Pantoffeln und dem bedenk lich mit allerlei Tinten getränkten Schlaer lau-n beraus. Ja, wie lonnte solche Nachlögigäeit neben jenem lobenswertlsen "n bettöftnn bestehenl Die einzige Ernä rung dafür istaus jener sier Idee dort feinerhählichleit herzuleiten, die ihn bis zum .f"ormlichen hast gegen sein körperlich-s Ich trieb. ; War sdamit aber wirllich so ! schlimm liestellti Er war weder mit ei knent .Klumpsusf, noch mit einem Buckel behaftet, -.tt schielte nicht. der Mund aus-r ihm .nicht nicht schief in’s Gesicht sschnitten und die mäßige Röthe sei ner narmalgebauten Nase lonnte tei uerlei allohalsschen Verdacht erregen. Qn Adams war er allerdings auch tschi, aber wenn seine Gesichtsbildung , wittlich zu wünschen übrig lassen « such-. io wurde das durch den stattli chen Vulldart bedeutend gemildert; die blaues Augen unter den buschigen staue- buchteten von Geist und strahlte-, wenn man näher zusah, eine her rtvättnende Gutmütliigteit aus« tva end ein sarkastischer Zug um den Mund freilich auch vertieid, daß mit dem Manne nicht zu spaßen sei. Gewiß. er hatte allerhand kleine Matten usdiible Latinen und konnte über atringsugige Dinge so leicht in bitterböse --tiinmuna gerathen, dass er in dem kleinen Freundeskreise, an des sen Unterhaltungen er zuweilen theil nahn1, mit dem Spitznanien errie Brummeleleanten belegt wurde. Mit den tleinen Nichten und Neser ina er wohl aus jeden Scherz und ge zs Spiel ein, sonst aber durste bei e « wölitem Himmel eigentlich nur a- ; ’"· gerin Agnez dem Brummelephanten H ohne Gefahr in die Nähe tommen xund ; mit einiger Aussicht aus Erfolg Be schwichiigungs- und Vezölyniungsvers 4 uche wagen. ; k. Er stand mit ihr aus einem harmlo- l sen Neckfuß und nannte sie nie anders als seine Juni-, ein Name, der dem vollerblühten, bildschönen, ernsten Märchen mitautem Grunde gegeben werden durfte. » « « « « una, war es, die GepraFrischkins ro esArbeitOziinmey das zugleich als 13 iothet diente, in Ordnung hielt, Minen Kleidern und nachgkimk « sah, ihm bei feierlich-a gläs lsen vie einem arm-m ruu s, qu Imä W »Ist besorgte — kurz und gut, das gro e Kind ein wenig bemutterir. Die herzes dieser beiden gutenPiens schen schienen einander aber tmcht näher zu kommen, wiewohl das Inno nische Freundschastsverhirltniß nun schon seit drei Jahren bestand. Wohl waete deFrau Prosessorin ihrem Manne gegenüber einmal eine schüchterne Andeutung ob sich nicht ein engeres Bündniß zwischen Georg und Agnes anbahnen ließe. - »Um des Himmelswillen!« rief der Mathematikus »iein Wort mehr da-· vonl Wenn org das Allermindeste von solchem Plane merkt, giebt’s Blut der essen, wenn nicht gar Mord und To tschiag.« Da kam Georgs Geburtstag. Der einundvierzigste. Juno wollte In bei diesem Anlaß mit einem großeni and sptegel beschatten Wieder gerieth der Mathematikus außer sich und erhob laut seine war nende Stimme. »Nu: das nicht! Es giebt ein Un glück! Jhr kennt roch Georgs heillose Marotte und seinen wahnwi i en Haß gegen Alleg, was Spiegel, Fig-to ra phie, Poetrait heißt. so weit Reine Person in’s Gesichtsield kommt. Seit mehr ulg zwanzi Jahren hat er in sei nen Zimmern teuren Spiegel eduldet. s Er laßt sich Bart und haare ets auf I seiner Bude stutzem nur um in der Barbierstnbe sein Bild nicht im Glase sehen zu müssen» Jch weiß. Agnes. der Kerl wir-d verrückt. wenn Du es « .men.« Aber Fräulein Juno, wie nun Frauen einmal sind, heharrte aus ih rem Willen. Sie meinte, den Brutma -elephanten im Laufe der Jahre so weit Flezähmt zu haben, um nqu auch das eußerste wagen zu dürfen. Am Geburtstagsmorgeu wird nun Georg zuerst bei Professors beschenlt und beglückwünscht. Etwas erstaunti vermißt er ein Angebinde von Juno, « die ihm diesmal nur eine förmliche, wie iinn scheinen will, talte Gratulation i gönnt. I wagst, ihm mit einen-. Spiegel zu inm Ein wenig verstimmt geht er In sein l Zimmer zurück Juno aeht ihm leise ; iscch Er tritt in die Thür; ein Blick; s ersteht einen Moment wie erftarrt;. dann aber stürzt er init erhabenen Ar- s iiirn wie ein Rasender vorwärts auf i den Spiegel los und zertrümmert mit geballten Fausten das verhaßte Glas-; ; das in tausend Splittern und Scher- ’ ben.zu Boden fällt, gleichzeitig aber i auch dein Bilderstiirmer beide Hände grausam zerschneidet und das Blut in Strömen fließen macht. Noch zittert er vor wüthender Auf-- « regung, als er hinter sich ein unter- I driidtes Schluchzen hört und, sich Ioene . dend, seine arme Juno erblickt, die einer Ohnmacht nahe ist. Er erblaßt vor Reue und Scham; unsagbar ilein kommt er sich in diesem Augenblicke vor, unsaabar dumm, wie ein ungezogener, trosiger Junge. Langsam geht er aus Aanes u. Zö gernd kommt es von seinen «ippen: »Juno, willst du mir verzeihen?« Sie nickt nur und faßt ihn bei bei den blutenden händen und siihrt ihn zuni Waschtisch, ihren Berwundetenzu « untersuchen und zu verbinden. Ohne u zucken, ohne ein Wort zu sagen, lä t er sich ihre Pflege gefallen. Wie weich und warm diese chöne, ! schlanke Mädchonhand ist und wie un ter ihrer bloßen Berührung aller Schmerz Zu verschwinden scheint, Sollte die tehre der »Christlichen Exi ler« von den Wunderwirtungen es Handaufle eng vielleicht doch nieht gan ohne seiri der Jana ist ja eine heidnischeGötsi tin. Und was für göttliche Au en sie hat! reilich sinds doch eigent ickf nur zwei f-piegel — aber, aber je tie er er hiiveinschaut, desto fester wird seinBlick ebennt, er kann sich gar nicht satt sehen darin, der alte böse Spiegelhaf ser. Daß ihnen Schwester und Schwa er nachgekonunen waren, haben die ei den ar. nicht gemerkt, und die Pan Professor hat ihrem Mann einen int geqåbem sie nicht zu stören. llein kehren Aanes und Georg zur Stätte der Verwüstung zurück. Und in all den Scherben aus dein Teppich spie ln sich ihre Bilder wieder, viele, viele undert Mal. Sie müssen Beide lächeln, von her sen lächeln. Und wie sich da vollends ein anderes Spiegelbild ausnehmen würde? Sie nehmen einander uin den Hals-. O. es macht sich ganz reizend —- und nicht nur im Spiegel. So wurde der Geburtstag zur Ver lobungsseier. Der Herr Professor aber meinte: «Nun. die Mathematik ist doch eine exakte Wissenschaft Habe ich's nicht längst vorausbercdniet. liebe Braut schtpester. daß es ohne Blatt-ergießen nicht abgehen würdet Aleph. Wenn die Frau nett ist ist. Von Paul A. Kiksteitr. ; »;2llsp, Mariechen, hör mal!« « C « Die junge Frau steckte den zierlichen Kopf mit dem breitkandigen Reifehui noch einmal lächelnd aus dem Coupw finster-. »Was ist denn, Männchens« »Als-I vergiß nicht —- in Dikschau umstelan ! l-« »Ja doch, Männchen, ich wegka« «Und verliert das Billet ni Am i Ger Industrieanlage in Mitten. Die na dem Bellatni-Ptincipe ge kündete ustingemeinde etwarb tm -ahre 1893 nahe bei Tennessee City 1000 Ackes Land, um ihre socialifti stehen Jdeen Jtattifch durchzuführen uf diesem ebiete befinden ich zahl reiche Höhlen, welche die lonisten als Fabritsräume und-Waarenhäuser verwertheten. Unser Bild zet d"e größte derselben Hier wirdf Eäig ricirt Sellerie zogen, und Conser ven, welche die gauxjtindustrie bilden, werden in Blechbüchsen verpackt und » zum Verfand aufbewahrt. — — besten steckst Du es gleich, nachdem es J durchgesehen ist, ins Portemonnaie.» Darauf giebt man doch am meisten Acht. Weißt Du — neben dem Ge päckschein. Das ist am sichersten.« . Die junge Frau reichte ihrem Gatten noch einmal die Hand. »Du bist doch wirklich ein lieber Kerl. Läßt mich so ganz allein reisen und bleibst hier so allein in der häßlichen, dumpfenStadL Sei nur nicht so fleißig, hörst Dui Gehe lieber viel spazieren und amiisire Dich recht gut. Das ist viel besser.« Jetzt lachte der Mann aus dem Bahnsteig. »Aber Mariechen, Du Machst Dir doch nicht etwa Sorgen?! — Ich sage Dir, ich werde mich so amiisiren —- — na, Du sollst Dein Wunder erleben." Frau Watte klatschie in die Hände. »Das ist Recht! Das ist eine gute Idee! Und weißt Du« —- sie beugte sich tief zu ihm herab und sagte ganz leise —- »Du steckst den Trauring weg und sagst gar nicht, das-, Du verheira thet bist. nicht? Paß mal bloß aus, was Du dann für eine Menge Erobe rungen machst!« Sie lachte glückselig über das ganze Gesicht, doch ihr Gotte drohte mit dem Finger: »Na, Mariechen, Du weist . . . das ist ’iie sonderbare Sache. Jch kenne so tleine Frauen, die in solchem Falle sehr -—— sehr . . »Ach Männchen, nein, nein! Sei Du nur recht vergnügt, das ist immer noch das Beste, was Du mir antbun tannst.« Sie reichten sich noch einmal herz lichst die Hand und gaben sich über das Trittbrett hinweg einen langen Ab schiedsiusv,· dann rief der Staiionsvor stehet sein lautes »Abfahren«, und langsam unter Aechzen und Keuchen setzt sich der Zug in Bewegung Viel weiße Tücher wehten durch die Halle die Hände flogen und die hüte der herre- schwentten in der Luft — dann bog der Zug um eine scharfe Ecke, und nur ein seiner Streifen grauen Rauchs bezeichnete seine Bahn. Langsam wandten sich die Zurückge bliebenen zum Fortgang. Auch der junge Ehemann stieg in tiefen Gedan ken die große Freitreppe hinab. Zum ersten Mal nun also allein, zum ersten Mal in vierjähriger Ehe! Jhm übertani ein eigenartiges Ge siihi. Oft, wenn seine Bekannten und Freunde, jung und lebenslustig wie er, von der Zeit gesprochen hatten, »wenn die Frau verreist« und sie alleine, bei nahe wieder Junggesellen waren . . . dann hatte er in seinem Innern mit unter auch so eine Sehnsucht danach verspürt. Dann hatte er sich ge-. wünscht, auch mal wieder frei, auch mal wieder ungebunden zu sein, wie . in jener Zeit wo das Mittagessen über flüssig erschien und der Tag erst be gann wenn auf die anderen Menschen sich die Nacht herniedersentte. Jetzt war er also wieder so weit, jetzt lag — oder tonnte das alte Leben wieder vor ihm lie n, wenn —- ja wenn er nicht seine Frau so eigentlich von Herzen lieb hatte, wenn ihm aus einmal nicht die ganze Welt leer und einsam erschien und er sich nicht so un glaublich überflüssig in ihr fühlte. Ihm fehlte sein besseres Selbst. Die Wohnung« in der sie sich trotz Kummer und Sorgen doch so behaglich gefühlt hatten, die ihm· besonders in den ersten Jahren, nach all seinen Plagen wie eiii kleines Paradies erschien, kam ihm auf einmal mit den überhangten Möbelii und umwickelten Kronen im höchsten Grade unwohnlich und un astlich vor —- und so groß, so übersliijisig groß! Was sollte er auch nun mit den fünf Zimmer-is Was sollte das zweite Bett. das ihn eigentlich immer nur an einen Verluskerinnerte? Jhm schienen die Freuden des Alleinseins doch nicht so groß. — Mißmuthig ging er seinen Geschäf ten nach. Nur, als er die ersten Briese von seiner tFrau erhielt, da änderte sich das alles ein wenig. Da merkte er, daß er doch nicht allein war, iind ganz heimlich, ganz wie zur Probe, zog er in neu erwachter Lebensluft den Trau ring vomFinger und besah sich lächelnd die Hand, die er sich eigentlich ohne den goldenen Reisen gar nicht mehr« denken konnte. Natürlich hatte er den bekannten Einschnitt unten am Finger . . . aber nach mehrfachem Waschen —- stehe, da verschwand auch der. Und eigentlich war ja der Ring auch recht unbequem, besonders jetzt iui Sommer, wo die Hand immer leicht feucht wurde und empfindlich war ge gen jeden Druck, auch wenn er nur so ganz, ganz minimal war — wie hier. ,,Halt,« dachte er sich, »nur zum Speis-, steckst Du den Ring nicht mehr an.« Da hatte er ihn auch schon in der Tasche —- und nun, den Hut ein wenig schief, die helle Krabatte leicht und slattrig gebunden, hinaus in die schöne Welt! Seine kleine Frau hatte ja extra gesagt: Er soll viel spazieren gehen und sich sehr viel amiisirenl Schon am ersten Abend, als er hin aus in die Umgebung gefahren war, hatte er nette und liebe Leute getroffen. Mr. Brown mit Frau und einer hüb schen, siebzehnjährigen Tochter Edith. ! Eigentlich hieß er ja schlechtwegBraun, T wie ein echter Deutscher-. Bis er aber T vor Jahr und Tag aus der Suche nach einer neuen Heimath in die ,,andere Welt« gekommen war, da hatte er sich amerikanisirt und hieß nun Browu, was dem Gleichtlange nach nun zwar auf ganz dasselbe hinaus kommt. Dieser Mr. Brown hatte sich an die sem Abend also an Weltners Tisch ge setzt, da er sonst keinen anderen Platz fand, und hatte sogleich mit ihm ein Gespräch begonnen. ,,!Uierkwiirdig,« sagte er, »die Stadt hat sich sehr verändert. Jch erkenne sie gar nicht wiedert« Weltner war in der Lage, ihn dar über aufzuklären. Dies gefiel dem Amerikaner so, daß er sich weitgehend in eine langere Auseinanderseßung mit ihm einließ und ihn endlich einlud. mit ihm verschiedene Etadlissementz der Stadt, die neu und sehenswerth waren, zu besuchen. »Nicht wahr,« sagte er, »Sie haben « ja Zeit.« Er sah auf seine rechte Hand. »Junggesellen haben ja immer Zeit — haha —« und dieses Lachen schmeichelte dem ’ Strohwittwer so, daß er gar nicht da ran dachte, diesen Jrrthum aufzuklä ren. Ruhig erklärte er sein Einver ständniß, dann kamen Frau und Toch ter des Mr. Brown, und er hatte auf einmal einen gan neuen Kreis, in dem er als Junggese e ausgenommen war und ebenso verkehren sollte. Im Jnneen war ihm das nicht ganz recht. Es kam ihm wie ein Treuhruch vor gegen seine kleine Frau; aber dann dachte er sich wieder, es ist ja doch nur ein Scherz, er kann ja jeden Mo ment aufgeklärt werden, und ruhig, mit dem Gleichmuth der Jugend und des guten Herzens, ließ er das alles über sich ergehen· Aber es kam doch anders, wie «er dachte. Durch tausend Zufälligkeiten hatte sich die Mär von seinem Jungge sellenthum immer mehr und mehr be festigt, er bemerkte bald, daß man ihm deshalb ganz besonders um den Bart ging, daß man ihn einlud, wo es nur irgend ging, ja geradezu, daß man seine Gesellschaft suchte —- und auch das wieder war für ihn so komisch, daß er mit Lachen immer nur daran denken konnte und sich schon darauf freute, wie er das seiner kleinen Frau, wenn sie von der Reise zurückkam, erzählen wollte· umsomehr, da ja die Amerika ner mit Ablauf des Sommers wieder hinüber wollten. Nun hatten sie ihn also eines Sonn tags zu Tisch geladen und er war, mit Blumen bewaffnet, auch pünktlich an aetreten. Sie hatten ihm zu essen ge geben, sehr gut und sehr viel, auch zu trinken — gute und das Herz erhe bende Sachen, und als das vorüber war, da waren die Eltern — »zur tur zen Ruhe«, wie sie sagten, in das Ne benzimmer gegangen, und er saß nun da, mit der jungen liebreizenden Toch ter »s« er in-einem großen, behaglichen Stuhle, sie — ihni fast zu Füßen 7 auf einer Erkerstufe. Und sie sprachen viel und schöne Sa chen, immer in dem angenehmen Flü sterton, den junge Mädchen so lieben und der die Eltern in ihrer —- »Ruhe« nicht stören sollte. Und da war es auf einmal über ihn gekommen —- er wußte selbst nicht wie. . . war’s in Gedan-« ten. oder in der Freiheit« die ein junger Ehemann mit unter sich schon heraus nehmen kann —- —- er ah ihre hellen, glänzenden Augen vor ch, i re zarten, sammetweichen und fo uns uldig ge rötheten Wangen, und er strich le se und zärtlich über diese einladenden Wangen und slüsterte dabei —- —— er wußte selbst nicht was! Sie aber nahm das alles für baare Münze, und noch ehe er sich’s versah, fiel sie ihm um den Hals und slüsterte ganz erregt: »Ich will Dich glücklich machen, so glücklich, wie ich nur lann!« Dann lief sie über und über roth ins Nebenziinmer. Auf einmal waren sie da alle um ihn versammelt, und gratulirten ihxn zu der Verlobung und drückten ihn ans Herz und küßten ihn, und er, er —- — Er hatte nicht den Muth, auf der Stelle Klarheit zu schaffen. Er ließ das alles über sich ergehen, wider ftandslos, hoffnungslos, ein bußbcrei ter Sünder. Nur Abends, als er nach all den Feierlichteiten mit schwerem Kopf nach Hause kam, da faßte er sich noch Muth und schrieb. . . Am nächsten Morgen ganz früh war Mr. Brown schon bei·ihm. ,.Herr,« schrie er, »zum Teufel, Herr — —« Das Andere verlor sich theils in deut schen, theils in amerikanischen Flächen; aber wenn Weltner auch nicht alles verstand, die Wirkung verlor es den noch nicht. Der Trauring prangt-: wieder an seiner Hand, und sein Herz war erfüllt voll Dankbarkeit, daß es hier —- die Entschädigungstlage, mit der der Hmeritaner drohte, noch nicht aab. A r seine erwachten Junggesel lengelüste —- — nein, die hatten nun doch ihren Reiz verloren. Nach drei Wochen lam seine kleine Marie von der Reise zurüeh, gesuno und braun gebrannt, wie die Lebens lust in eigener Person. Als er ihr aber in der ersten Freude gleich sein Aben teuer berichtete, da wurden ihre Augen zwar feucht, doch dann strich sie ihm s lieblosend und verzeihend über da-« s bittende Gesicht. » »Ja, ia,« sagte sie mit einem leichten Seufzer, »wenn die Frau verreist ist. . . - » - , » Eine versehlte Spekulation Von Schau Schand ;««;intfade, Grorerie- und Salnlmliepcr Misier Editor. Ich hen Jhne schon vor einige Zeit zuriicl von mei Beu geschriewe, wo uff die Jnhniwörsitie is änd da Lah schin die sollt.WelI, er hat so viel geschtötied, daß er jetzt en expert Vallvläher and Bootsman seie thut and im FuttbahL sei-viele, sagt er, könnt ihn keiner net net biete.Wo ich en denn geäslt hawwe, wie es mit sei Lah nör, so änßert er: »Oh, ahl reiht, Pa, böt wir thue das gar net Lah nenne, bist Jus, was des lateinische Wort sor Lah sein thut.« ,,Well,« iinszere ich, ,,des mag ahl reiht sein, es thut auch net viel Differenz mache, wie man es nenne thut, böt ich thu so viel davon verschtehe, daß Du uss die Jnhniroörsitie lei Lah und auch lei Jux getriewe hascht änd da derfor will ich kei Mannie net mehr schpende, bitohs Du thuscht doch Dei Lebtag nir rechts lerne. Jn mei Büsineß lann ich Dich net brauche, bist ich will Dir c Schtajt gewe iind Dir e Salan tause, .oo Du ennihau Dei Lewe mache tannscht änd wenn Du genug geßähvt hascht, um e Großerie dancbe zu schtarte, so lannschte for mei Pakt auch noch e Großetieschtohr anfange, wo plentie Monnie drin sein thut, wenn e Fellvh es richtig zu handle verschteht.« Der Bengel wollt mir erseht noch schwatze von intellettschuelle Sirt-erw eitie, bist-ich hen ihm gleich e PieP of mei Meind gegewe änd hen ern ge agi, wenn mei Batter in mei junge Tag net en Einsicht gehett hätte, so wäre ich jetzt auch so en Ass wie er und könnt ret e Mal mei Lewe mache. So fängt der sreche Bengel an: »Na, Bah, Du magst auch wohl e seine Vatier gehabt hawwe,'· böt da bin ich suchtig ge worde änd hen gehallert:»Was willscht Du frecher Lümmel, mei Vatter war e hnnnert Mal besser wie Deiner!« and damit hen ich en hinausgeseueri. Well, die Beus vomHönting-Klu«b wollte vor Lache verplatze iind wo ich ihne gesagt hawwe, ich sah tei Riesen net, was se zu lache hätte, sagt der Ruschian Hon ter: »Du bascht recht, Zintfadez es is traurig, aber wahr,« and denn hen se wieldter gelacht, als wenn se sich lugeln Wo L Well, ich hen die Fuhls net mehr ge meindet, böt hen die Päpers genoinme änd in dieAdvertisnieniS for e Saluhn zu deriaufe geguckt. Do hen ich denn eins gefunne, wo gefchtande hat: ,,E gut gehende Wirtbschaft im Centrum der Schiadt is wegen Alterthums des bisherigen Eigenthümers billig zu ver kaufe. Man adressire: Pomuchelstopp, eare von diese Zeitung« So hen ich denn e Leiter geschriewe, daß ich mei Meind uffgemacht hätt, e Saluhn zu kaufe. böt daß ich sehe gleicht, wie die Biisines gehe ihäte. Mei Nähm hen ich net unt-erschrier böt hen gesagt, er sollt sei Aenßer unter S. S. Z» auch care von die Zeitung sende. Nach zwei Täg hen ich denn auch e Leiter gehäti, wenn ich am Samfchtag einige Zeit komme wollt, so könnt ich mich kon vinße, was e feines Blifineß er thiit. Well, ich bin so am SamschtagVor mitiag so ebaut halb nach 10 Uhr hin gegange änd ich muß sage, ich war ßor preisd iiber den Aeinaunt von Büfine . wo se in den kleine Loch thate. Die Leit hen drei Mann hoch vor die Var gefchtanne, änd feineDrinks hen se alle geordeti änd das Monnie is man im mer so iiber den Kaunter gefloge. Die Slotmas tneö hen etassect da II nem der Topp weh tgat Jud dess luhnlieper hat mit mei sae» « U geind sei Bat ges anne Mid· die orinks gar net so schnell ri iire MI ne, wie die Kerls sie ausgexos e kommt Wo ich mich hinfsete toi , ho ert ei ner: »Helloh, Zint adel« wie kommscht denn Du in diese Gegend?« Aend wo ich mich umsehe, is es einer von die Beug, wo in die Fältorie nebe met Schtohr schaffe thut änd immer ei Lunch in mei Saluhn nehme thut. sag ich: »Well, Meik, thuscht denn heit net schaffe?« »No,« sagt er, »hei; n ich blau gemacht änd will mir e al gehörig die Hucke voll sause, denn heit thut’s nix koschte·« »So,« sag ich, ,,wie kommt denn dcks?« »Oh, well,« sa i er, »der Saluhntieper is e alter rein von mir, wo sei alte Bude los chlage will änd heit will derFelloh komme änd ihm e Offer mache. So hat er mir ge sagt, ich soll alle mei Freind bringe, er thät e Jede zwei Thaler gewe, die se bei ihm verschpende müsse änd die Kerls saufe auch wie die Bürschtebins der, ich muß nur Acht gewe, daß se das Geld net wo anners verschvende.« Da mit thut er sich zu mir setze änd ruft den Proprietor: ,,Jim, hier is noch e guter Freind von mir, wo uns helfe will, Dei alte Bude zu verkaufe!« »Ahl reiht,« hollert der, kommt von deheind sei Var änd schält Händs mit mir, denn giebt er mir e Zwei-Dollar-Bill änd sagt: »Der Meik hat Jhne doch e sagt, was Sc thun solle. Sie wi e, heitzutag muß man smart sein.« »Schuhr,« änßere ich, ,,je smarter man is, desto besser thut man in Biisineß sockßiede.« Well, der Meit hat denn seine Drints änd Cigars georderi änd e Lunch hen se uffgefahre, wo mei Alte net besser fixe konnt änd es swar e Hellob in der Bude, als ob see Dosend Börthdähs uff e Mal ßelebrate t "te. Wo der Meik so e halb Dosend al aetriete hat, hen ich die Drinks geordert dem Waiter e Deim aewe änd denn en ich gesagt, ich müßte gehe, böt icht cit am Ajternuhn wiederkommen »Das ist Recht, Zintsade,« iijijzert der Meik, »vor heit Abend wird das alte Kamel, mn hie But-e kaute will. auch Woh! net hier sein, änd kann wolle wir ihn sein einseife.« So bin ich denn los and wo ich drauße war, hen Ich oon die Zweidollar-Bill noch e Dollar and 80 Cents gehatt änd hen gedenkt:» »Mu Saluhn haschte net gekgug, bot haskht doch e feine Büsineß gema t.« Wo :;h heim gekomme bin, hen ich dem Sa luhntieper e Leiter geschriewe: »Wer ther Herr, ich war heit morgen in Jhre Saluhn änd muß sage, daß ich« o nischt war, was e Geschäft Sie i ue. Ihr Vier is fein änd ich ädweis J ne zu die Brauerei zu schticke. Mache ie auch keine Tschändsch in Ihren Cook, denn Ihr Lunch kann gar net gebote werde. Jhre Cigars sein exellent, ich möcht Sie bitte, mir den Nahm von Jhrem Fabrikante zu geben önd ich muß sage, Alles bei Jhne war gut änd wonderful tschiep. Bot kaufe kann ich Jhren Pldß nei, biiohs das Büsineß is größer-, als wo ich zu tende kann and wie-Sie selbst gesagt how-we, heutzutag » muß man smart seie, wenn man site-k ßiede will änd se imarter man is« desto l besser thut man söckßiedr. Ihr » SchanSchorchZrntsadr. Siena Autori Vor wenigen Wochen hat der Herzog der Abruzzen seine Nordpolexpedition angetreten. Bekanntlich hat sich der kühne Forscher kein geringereö Ziel ge steckt als den Nordpol selbst. Wir brin gen eine Abbildung des Schiffes-, das während vieler Monate die Expedition tragen soll. Noch im vorigen Jahre diente die norwegische Bart Jaso ihrem Besitzer lediglich dazu, um im Polarmeer Jagd aus Weile und ande res thranbringendes Seegethier zu machen. Der ,,Jason« war eines dee bekanntesten Fangschisfe des Nordens. und vermöge seiner guten Seeeigen schaften lenkte er bereits die Aufmerk samkeit anderer Forscher auf sich. Kein geringerer als Nansen unternahm an dessen Bord seine erste Grönlandfahri. Nach längerem Ueberlegen entschloß sich der Herzog Ludwig sür dieses Schiff, das-, nachdem es von dem Cr bauer des- Nansen’schen ,,·’5ram«, Coliu Archet, umgebaut und renoviri worden ist, sehr wohl im Stande sein dürfte, dem Eis und den Stürmen des Not dens zu trotzen. Zur Fortbeweguns stehen dem Schiff außer seiner Tate lage noch eine Maschine zur Versä qung, deren neue Kesselanlagen dem nunmehr in »Stella Polari« umge tausten »Jason« eine Geschwinding von 10 Seemeilen in der Stunde sichern.