sitt-Mut Ventlnton Tschechow. — Dein Mfsifchen stack-erzählt von E. v. M. Eine Gesellschaft von Jägern über nachtete in einein Bauernhause auf fri schem Pen. Der Lust-nd o.ta.e du«- s Z er, von der Straße her erklangen tie antmertöne einer Harmonika; das Zeu verbreitete einen sitßlichen, -die erben erregenden Duft. Man sprach den Hunden und Frauen, von Schneid fen und erster Liebe. Als die Herren schon alle Damen ihrer Bekanntschaft turchkritisirt und hundert Anetdoten erzählt hatten, ließ der Dickste unter ib nen, der im Dunkeln einem Heuschober lich, ein lautes Gähnen hören und agte: »Das ist keine große Sache, ge liebt zu werden« Die Damen sind da zu da, um Unsereins zu lieben. Jst aber Einer von Euch gehaßt, rasend und lei denschaftlich gehaßt worden« meine-Her ren? Hat Jemand von Euch die Won nen des Hasses kennen gelernt? Was :’« Es erfolgte keine Antwort. «Niemand, meine Herren-Z« fragte per Dicke wieder rnit seiner dröhnenden Baßstimnte. »Na, ich bin gehaßt wor den von einem hübschen jungen Mäd chen und konnte an mir selber die Symptom des ersten Hasses studiren. Des ersten, meine Herren, weil das et was der ersten Liebe direkt Entgegen gesetztes war. Uebrigens passirte das, was ich eben erzählen will, zu einerseit. alj ich noch keinen Begriff von Haß und Liebe hatte. Jch war damals viel leicht acht Jahre alt; doch das schadet nichts: hier« meine herren, spielt nicht Er die hauptrollr. sondern Sie. Nun hört zu! An einem schönen Sommer abend, kurz vor Sonnenuntergang, sa ßen ich und meine Gouvernante Si notschka, ein sehr liebes und poettsches, direkt aus der Pension kommendes Ge schöpf, im Kinderzimmer und lernten. Sinotschka blickte zerstreut durch das Fenster und sagte: «Also wir athmen Sauerstoff ein« Jetzt sagen Sie mir, Petja, was athmen mir aus-Z« »Stickstoff,« antwortete ich,aus dem selben Fenster guckend. »Richtig,« gab Sinotschla zu. »Bei den Pflanzen dagegen ist es umgekehrt sIe athmen Slickstoff ein und Sauer stoif aus. Stickstoff ist im Seines-mas ser und im Kohlendunst enthalten . . . Das ist ein sehr schädliches Gas. Jn der Nähe von Neapel gieth die soge-« nannte Hundehdhle, die mit Stictstoff angefullt ist; wenn maneinen Hund da htneinlaßt, so erstickt er und stirbt-" - Ueber diese unglückliche Hundehöhle. in der Nähe von Neapel kommt fast tetne Gouvernante bei ihrem Unterricht « in der Chemie inaus. Sinotschla plä- s dirte immer se r eifrig für den Nutzen! der Naturwissenschaften wußte aber FLH der Chemie schwerlich noch etwas-s ander dieser Höhle. , « » s Im· sit Hk Mitk, das Gesagte wie der len. Ich hat-T Dann fragte steJ toa derhhorizont sei. Jch antwortete., Und welkend wir den Horizont und die Höhle durchtauten. machte sich meins Vater unten auf dem Hofe bereit, zur « Jagd u fahren. Die hunde heulten,s die P erde stampften ungeduldig unds lvlettirten mit den Kutschern, die Dies . net stopften den Tarantas mit aller hand Sachen voll. Neben dem Tarans tas stand die Liniendroschte, auf wel-l cher meine Mutter nnd meine Schere-s stetn Plah nahmen —- sie fuhren zu vanihtis zum Namenstag. Zu hausel ieben nur ich, Sinotschta und mein ölteker Bruder, der Student, welcher Zahnschmerzen hatte. Ihr könnt Euch s meinen Neid und Kummer vorstellen. ’ «Il o was athmen wir ein?« fragte» Sind chta und sah aus dem Fenster. «Suuetstoss . . .« T . a, und horizont nennt man die Ste , wo, wie uns scheint, Erde und himmel zusammenlommen . . .« Da fuhr der Tarantaj ab, hinter drein die Liniendroschte . .. Ich sah, tote Sinotsehta einen Zettel aus der Tasche holte, ihn trampfbaft zusam menballte und an die Schlafe oreßte, M dunkelroth wurde und nach der Uhr ich « » »Als-) ver en Sie nicht,« sagte sie, .bei Neapel findet sich die sogenannte Hundehöhle . . .« sie sah wieder nach der Uhr, «tvo der Himmel und die Erde zu sammenzukommen scheinen . . .!« Das arme, kleine Ding ging ein paar Mal aufW durchs Zimmer und sah noch einmal aus die Uhr. Wie hatten uns noch mehr als eine halbe Stunde . zu beschäftigen » s .Jekt Arithmet1l!« sagte fie, schwer athmend und mit zitternden Händchen im Rechenbuch bliitternd. »Hier, lösen , Sie die Ausgabe Nummer 325, und ich · . . . ich komme gleich . . .« Sie ging hinaus. Jch hörte, wie sie die Treppe hinuntetflatterte, und dann sah ich durchs Fenster, wie ihr blaues Kleid hinter« der Gattenpforte ver schwand. Jhte raschen Bewegung-km die rothen Wangen Und das auiqeregte Wesen wetten meine Neugierde· Wo hin lief sie und wonach? Mulsant-ents lich entstickeli, wie ich war, hatte ich es sofort heraus: sie was, die Abwesenheit meiner Eltern bei-intend, in den Gar ten gelaufen, um sich an den Himbeeren und Kirschen gütlich zu thun. Und ich , AM, ihrem Beispiel zu folgen, warf W Recheybuch bei Seite und lief auch . is sen Genie-. — tue-se ssu den Kirschbäumen, ist schon nicht wehe dort. Bee «" sei as den html-ema« den Stachele M set iitie des Wächterl geht fie km den miisesaeieu zum Teich hin »s- m bist bei jedem Geräusch zu drein nnd M bexm Her im! Arn zmischen zwei dicken Hat-U Weidenan M mei- the siet Bruder Sascha; sein Gesicht sieht nicht nach hnschmerzen aus. « Zück sirahlend s t er Sinotschta entglsgi -en. IUnd Sinotschka gebt ans ihn zu, ais zwängt man sie, in die bewußte III-n dehöhle zn steigen und Stickstofi zu eths cnen —- srhwer athmend, mit schleppen dem GAK und zukückgeworsenemKovf . . . an sieht, daß sie sich zum er stenmale in ihrem Leben auf ein Ren dezvous begiebt . . . Nun steht sie vor ihm . . . Einen Augenblick sehen sich die Beiden stillschweigend an, als trau I ten sie ihren Augen nicht Hierauf ! scheints als werde Sinotschla von ei I ner unsichtbaren Kraft vorwärts gesto Ißery — sie legt ihre Hände aus Sa i schcks Schultern und lehnt ihren Kopf an seine Weste. Sascha lacht, numilt nnzusammenhängendeö Zestq und iaszt I Sinotschla mit der Ungeschirttiwteit ei nes sehr verliebten Menschen mit dcirrn Ihänden beim Kopfe. Dir-sei wunder I bcres Wetter, meine Herrschaften! Der Hügel, hinter dem die Sonne unter geht, die bei-den Weideanume, die grü nen Ufer, der immel — alles dieses spiegelt sich im. eich, und Sascha und ISinotschta dazu. Dabei tiese Stille rings umher. Ueber-n Schilf oinze ISchwarnie goldiger Libellen, hinterm GIaraenzaun die heimlehrendeBieth er de Kurz und gut —- ein Bild zum Malen I Wenn-heu- Jchiapieichk hinter ihr : Jch begriff von der ganzen Geschichte nur das Eine, daß Setscha Sinotschta geküßt hatte. Das war unschicklich Wenn Mama es erfuhr. so betamen sie Beide was auf den Pelz. Jch fühlte mich plößlich unbebaglich und genirt und ging in mein Kinderzirnmer zu rück, ohne das Ende des Rendezoous abzuwarten. Da ich ein großer Pfif fitus war, saß ich nun über meinem Rechenbuch und überlegte. Mein Ge sicht wurde von einem siegesbewußten Lächeln verklärt. Einerseits war's mir angenehm, Mitwisser fremder Geheim niffe zu sein, andererseits wars-» ein er hebendes Gefühl, daß ich jeden Augen blick solche Autoritäten wie Sascha uno Sinotschla des Nichtwissenss gesell schaftlicher Anstandsregeln über-führen konnte. Jetzt waren sie in meiner Macht« und ihre Ruhe hing vollkom men von meiner Großmutt; ab. Na, ich würde es ihnen schon zeigen. Als ich mich schlafen legte, lam Si nctschta wir gewöhnlich ins Kinder zimmer, um zu fragen, ob ich ebetet habe, und nachzusehem ob i nicht in« Kleidern eingeschlafen sei. - ch guckte in ihr hübsches, glückliches Gesicht und grinste. Das Geheimnis drückte mich und mußte heraus. Jch mußte eine An deutung machen und mich an dem Ein druck den hervorrief, ergötzem s Eber i weiß!« sagte ich grinsend.s CHLT »das « «Was wissen Sie?« « »in ——— hi! Jch sah, wie Sie sich ais-l ter den Weiden mit Saxcha litßten! Ich gan Ihnen nach und ab alles. . . . s Sinotschta zuckte zusammen, wurde diinlelrotb und lehn e sich schwer auf das Nachttischchen, au welchem ein Glas Wasser und ein Licht standen, — sie war gan niedergeschmettcrt von meiner Andeu ung. , « »Ich sah, wie Sie . .. sich küßten .. ." wiederholte ich lichernd und mich an ihrer Verwirrung ergößend. .. , Aha! soll ich’s mal Mama erzählen?« Die arme, leicht oerzagte Sinotschta sab mich orschend an, und da mein Aussehen ihr sagte, daß ich wirklich al les wisse, faßte sie verzweiflungsvoll meine Hand und murmelte lese mit zit txrnder Stimme: «Petja, das ist gemein. . . ! Ich flehe Sie an, um Gottes willen . . . Seien Sie ein Wann .. . sagen Sie Niemand Unständige Leute spioniren nicht . . . das ist gemein ich flehe Sie anl« Das arnie Ding hatte riesige Angst vor meiner Mutter, einer strengen und tugendhasten Dame —- das war eins; zweitens mußte sie nothwendig meine grznsende Frafe als eine seschiinp ung ihrer ersten. reinen und poetischen iebe empfinden. Sie lönuen sich also unge fähr ihren Seelenzustand oergegenwaei tigerr. Sie schlief meinetwegen die gan ze Nacht nicht und erschien beim Mor Haenthee mit dunkelblauen Schatten un :ter den Augen . . . Als ich nach dein Tbee Sascha be egnete, hielt ich’s nicht aus —- ich geil-Be und sagte prahlend: s All-er ich wei ! Jch sah-« wie Du ge stern Abend M. Sina tiißtest!« i Saschasah michan und sagte: »Du hin sammt : Er war nicht so verzagt wie Si noischia, und daher ging bei ihm der Effekt verloren. Das stachelte mich ioch mehr auf. Wenn Saschz keinen Schreck bekommen hat, dachte ich, lo czlaubt et augenscheinlich nicht, daß ich alles gesehen habe und weiß. So warte Du nut, ich wert-I Dir b.weifen! « Vormittan wahr nd d:s Unterricht-s fah Sinotschta mich keinmal an und iftottette beim Sprechen. Siatt mich in z nicht zu Jetzem suchte sie sich bei mir einzuschmeicheln, stellte mir gute Rum mern und ließ mir alle Unatten durch. lind da ich fo durchtrieben war, so ex vloititte sie ibt Geheimnis nach Belie ben; ich dachte auch nicht daran, meine Aufgaben zu lernen, stellte das Schul zimmee auf den Kopf nnd war un Iataubüch frech. Kurz »und gut, hätte ich's in der Weise bis auf den heutigen Tag weiter anrief-tm so hätte ich mich Zu einem großartigen Ehantagistm cui ebildet. ne Woche verging. Das feemdecei »Mit-ais M mir seine Ruhe und Ist keck nd ein Mike it du M Ich »so-«- G mn alles TI- der M Ist mplaudern und den Eindruc. der-. ins macht-· sehen. . . Uns ei ssc Gh rend des Mitta essens, wir hatten He rade großen Befan, sing ich wie nat risch zu grinsen an nnd sagte: »Aber ich weiß! Ort-hu Jch habe gesehen . · .« » »Was weißt Du?« fragte meine Mutter. Jch wars boghaste Blicke aus Si notschka und Sascha. Das mußte man seien, wie das junge Mädchen erglühte, und welch’ böse Auaen Sascha nmchtel äch b ß«mich aus ti! Zunge und schwi:g. s inctsckla wurde langsam bjeich, preß te die Zähne auf einander und aß kei nen Bissen mehr. An demselben Tage bemerkte ich während unserer Abend leltion in Sinotschtas Gesicht eine schrpsselieränderung. Es erschien streng und kalt, ur- nxomrx mir ins . - c aus Marmor gimeiße!i, und die Aug n blickten mir gerade in’s Gesicht —- ich gebe Euch mein Wort, ich habe selbst ver sjgdhundem wenn sie tinter einem Wo. her sind, nie splch’ einen unerbitt lichen, dernichtenden Blei gese ;n. Mir wurde klar, was in diesem lick lag, als sie mitten in der Stunde plöylich mit aus einander gepreßt.n Zähnen murmelte: »Ich dasse Dich! O. wenn DnSchen sal wüßtest, wie ich dich hasse,—-swie dein geschorener Kopf und deine dummen, abstehenden Ohren rnir uwzder sind!« i Und gleich darauf erschrak sie Und ngte: »Das habe ich nicht zu Jhnen gesagt, ich detlamirte nur etwas . . .« Dann, meine herren, sah ich eines Nachts, wie sie an mein Bei trat und mir lange i:-’L Gesicht schaut .Sie haßte eben leidenschaftlich und trnnte schon nicht mehr ohne mich leben. Der Anbxick meiner verbaßtenPhysio rnomie war ,-.ur Nothwcndigieit sur sie geworden. Dann erinnere ich mich eines schönen Sommerabends . . . heuduft, Stille und so weiter. heller Mondschein. Ich ginq in der Allee aus und nieder und dachte an Kirschensaft. Plötzlich tritt Sinotschta, bleich und schön, aus mich zu und sagt, nach Athem ringend: »Oh, wie ich Dich hasse! Niemand wünsche ich so viel Böses wie Dir! Verstehe das! Jch will, daß Du das br greifsi!« Wißt Jhr —- der Mondschein, Diebs bleiche. Leidenschaft aihinende Gesicht, dazu die Siille — sogar mir Schmut geljungen wurde angnehm zu Muthe. Ich hörte sie an, sah ihr in die Augen . . . . Plötzlich aber betam ich Angst, schrie los und lies halb über Kopf in’S haus. Ich beschloß, daß das Beste sein würde, mich bei Marna zu beklagen. Und ich ging tlagin und er,iäh'te bei der Gelegen«e t, wie Sascha Sinotschla ge iiiåt hatte. :ch war dumm und dachte ni t an die k olgen, sonst hätte ich das Geheimnis für mich behalt-n. . . Ma ina örte mich an, fuhr entrüstet auf und agie: »Es iß nicht Deine Sache, über sol che Dinge zu reden, Du bist noch seer sung. . . . Aber dich, welch« ein Bei spiel sür die Kinders· Meine Marna war nicht nur tugend ast, sondern auch tattdolL Um keinen »t:ndal zu machen, schickte si.Sinotsch la nicht gleich fort, sondern drangtetsie allmälia, shstematisch zum hause hin aus, wie inan übersaupt anstandege, aber untolerirbare eute v:rdrängt. Ich erinnere mich, dass Sinotschtas letz ter Blick, den sie beim Wegsahren aufs haus wars, hauptsächlich dein Fenster alt, an bei-nich sasi. und ich bersichere zu , ich habe diesen Blick bis heute nich vergessen. · Sinotzchia wurde sehr bald die Frau meines Bruders —- das ist Sinaide Nitolajewna, die Jhr ja kennt. Ich fah sie erst wieder, als ich schon Jun ker war. Sie tonnte schwerlich in dem bärtigem in der Junker-Horai ste ckenden jungen Manne den verhaßten Petja wiederfinden. b.hantelte mich aber its-idem nicht ganz verwandt schastlich. . . . Und heute noch, ungeach tet-reiner ehrwiirdigen Gl , meines mitthlichen Bäuchleinj un· meiner ansten Miene, sie t sie mich tinrner schief an und siihlt unbeha lich in meiner Tag-NOT des-is ns Hauch vergißt r e n o wenig eine die Liebe . . . horchl Der hahn trahe schon! Gute Rachtl Mylord, kusch Dicht« auch eine »3 staunt-Erinneruan Nach Mitiheilungen eines deutschen Kriegers von A. Goiiwald. Eine der köstlichsten Erwartungen meines Soldatenlebens verdanke ich dein Umstande, daß meine engeren Ka meraden irn Siedziger Kriege mich scherzweife »Bist-. 1rck" zu nennen pflegten. Wie ich zu dieser schmeichelt-Af ien Benennung getornmen ein, wein ta, heute selbst nicht mehr recht. Man nannte mich, wie ich glaube, nur des halb so, weil ich schon damals ein glü header BismarckWerehrer war Und bei Jeder Gelegenheit meiner Schwärmerei für den Mann in jug ndlich-.-nil;nsiaiti lchet Weise Ausdruck gab. Jch machte den Feld ug als Unter assizier im hanseatisegen Jnfanierie Regirnexei mit. Es war an e.nein schil nen März Morgen, alt un ·e: Lataillon aus der beeren-he von Nonen nach Dienpe marfch ie. x Die riedenspriiliminaeien waren Unter i und die frohe Aussicht, naeh o vielen Strapazen nnd Gefahren bald die liebe heimath wiederzusehen e alle herzes mit unbe ibcks chesn del. - schr » beten-it dies schön Schloß Fon tsine u sonnen Miit-. töteten wir mit »Um gefaßt« mit tling ntun Spiel in due-« reden Atques ein« b.r sich in ei nem « halkessel maletiich hindehnte. Jeb wurde beim Pfarrer des Ortes einqnertiett unv erfreute mich der lie benswürdigsten Bewitthnng. Beim Koffee l.nkte ich das Gespräch aufs die Naturschönhrit der Geaend und er uhr, daß die Ruine auf dem Berge da dro Ien einst ein Schlcß gew sen, worin Jlönig Henrich d:t Vi r e an der Seite seiner Gabriele die schönsten Tage fei nes Lebens verbracht. Ich beschloß, vie Ru ne qleich in Augenschein zu nehmen. Schon hatte ich mich dem Fuße der :«lnbd"r,e gexähe1t« als lauter Worin-ech iel aus dem nebenlieg nd:n Bauern haufe meinen Schritt hemmte. Eine unserer Reauisirionspatrvuillen Hatte dort ern Stück Rindvith entdeckt und wcllte dasselbe gegen die übliche B;stät.gung wcgfiibten. Es war die iegte Kuh der armen Leute« das konn «e ich nicht zugeben. »Gut,' entschied ni in Duzdruder Schmiedel, der Patrouillensiihrer war, »lassen wir den armen Ludersch die Kuh, wenn’s der Bismaret so haben will. Adieu· Bismarck!« Die Patrouille entfernte sich. Mir fiel aus« daß die Bäuerin und ihre Tochter, ein wunderschönes, schwarzäugiges Kind der Normandie, mich nach den Worten Schniiedel’s: »Adieu Bismarck!« aus r.speltdoller Lkntsernuna mit ossenem Munde wie et was Ungeheuerlicheö anstarrten. Das Mädchen gewann zuerst die Fassung wieder. »Ab, Sie sind Bismarck?« »Qui! Je suis si libre!« erwiderte ich. Da mein freundliches Ver alten sie iutraulich machte tara sie «u niir und drückte mir innta die Hände. »M.lle araces, Monsieur Bismant, Voug nous aoei ruidu un graud ser-. viee!·· iTausend Dant, Herr Bismant, Sie haben uns einen großen G fallen er wiesen. «) »Prie, prie, mon bell: en7ant,'« wehr te ich ab, »rein ssest passe voloniics·-.·" ( Bitte, mein schöne-e Kind« wehrte ich ab, »das ist aern aeschehen!«) »O, wie tönnen wir Ihnen danten, snein Herr Bismarck!« Eauchzte, noch feuchten Anaer das Madchen Jch wies jeden Dank ab und bat sie, mir nur den Wer zur Ruine zu zeigen. Sie eriliirte sich sofort d zu b. reit und wir schritten arme iisani der Ruink zu. Sie erzählte mir ,fre heiße Gabriele, sei erst achtzehn Jahre alt und habe schon drei Verderber aus-geschlagen den genri No net henri Millard und nri Poi ard Ich bemerkte ich rzend, daß ich auch Heinrich heiße, was dasselbe iei wie b: nrh, ich sei also Sie si Hti rich der Vierte, ob sie mein abriele sein wollei Sie ilatschte in de Hände vor Freude über dies mich selbst srapoirende Zu sammensti rnmen d. r Namen ohne die Frage zu beantworten. Alles an ihr war tbstlicke Naivetöi. Wir traten aus dem Waldesdunlel in den hellen Sonnenschein. Ein mächtiger Rundblick bot sich von hier dein Auae dar « der That, he. mich der Vierte ha e eines der schönsten Bläschen in seinem schönen Frantreich zu seinem «nid d’arnour" (Liebesneste) erwählt! Wir fetten uns nebeneinander aus die steinerne Bank irn Erter der Ruine. Gabriele war wieder ernster gewor den; sie schien sich daran zu erinnern, daß der mächtiae Bismar der größte Feind ihres Bat rlandes neben ihr site Nicht wahr meine heimath ist ein schönesLand!« ries sie, aus das herrliche Panorama vor uns deu end. »Und doch« —- ihre Augen füllten sich mit Thrsnen — »ein so unglücklichez Land! Der Kriea hat uns so viel gekostet, an Menschenleben und an hab und Gut, allii haben wir verloren und man s agt. Milliarden Kriegilosten seien noch aufzubringen 5 Mill arden! O, Mon sieur Bismant« -— ich wars mich i.n Gesiihl meiner Würde stol- in die Brust und bemiih e mich moglitst stutzt-ran nisch auszus s.ehen — »O, Monsieur mars« suhr Gabrtele ort und warf sich in einein Ausb leiden .chastlick, er Answallung schluchzend über mich hin, Minnen Sie wirklich so hart gänz Füus Milliarden iiir das arme n « Aha! -- Nun merkte ich, worauf di Kleine hinauswolltet Das fchlaue Dinq wollte mir etwas von ver Kriegstans iribution herunterfandelm Daran tonnte ich als kluger Staats-wann un ter reinen Umständen eingehen. «J5 nich!« war ich im Begriff zu rufen, Ia hatte fie das Köpfchen meinem Gesicht genähert und bl:ett- mich, mit der rech ten hand meine Wange liebtofend, mit der linlen meinen Schnurrbart zwie belnd, fa treuherzig flehend an, daß ich eine höchst undiplomatifche Rührung nicht zu unterdrücken vermochte. .- ch will Sie auch » recht lieb haben, cher onsieur Bismarck,« bat fie, fich zärtlich an meine Schulter fchniiegend. Donnerwettert CI überlief mich bald heiß, bald kalt. Ein Beben, wie ich ei in teiner Schlacht gefühlt, er fchiitterte mich bei der sanften Berüh ruræ diefer fchönen Feindin. . is ich noch zauderte, brach von neuem in Thränen aus. Das h lt ich nicht meer aus« Der Diplamct in mir machte kläglich icste m dem Unterpf fizier heineich ul e, der mit feinem leicht entsändlichen atueell im Frie-v den vor fp mancher Schätze lapitulirr nen. s nd, man tat Fa ens» »ber- Ti ger "--im Leibe. Dei-Eber ast sich Ia no denj« - ’ » « Mir siel in diesem Augenblicketn Vers ein, den itnser Einsahreger Schwarz gestern aus ein Pay-er »ge spielten nnd in- seiner Duseler natur giich verloren hatte. »Woh! nenn’ its meine Finde Frank reichs Söhne, Weil ihre Waisen unser Land bedroh en, Doch um fernem hieb ich vie skiintssche ijsne Mit ihren Aeuaeein süß, dem Mund, dem rothen.« »Ich will ja gerne ejneMilliarde her untergehen, mein Staselzen,« erklärte ich dann wohlwollend, »wenn Da mir e.nen recht hübschen Kuß giebst. Eine l,clle Glutlz ergoß sich über .hr Wangen. »Sagen Sie zwei Milliarden, lieber Biespas . eine in rrop tseu." »Nichts da, zwei Milliarden ist mir ircp viel siir einen Kuß. Unser Kriegs Realement tchreibt seste Preise vor. S.e schlzzs ihre vollen weichen Arme um meinen Bals, spitzte ihr Mündchen und —- schmakl war eine Milliarbs we . Zeider war mein Verlangen nach diesen rosigi srischen Mädchenlippen da mitnoch nicht gestillt. Jch ristirte noch eine zweite Milliarde, dann auch dee dritte, vierte und fünfte, so dasz binnen einer Viertelstünde di: ganze Arie s Kontriburion zum Teufel wir. er weiß, ab ich nicht noch weitere Lenzes sionen an den Feind gemacht hätte, der in so lieblich lockender Gestalt ; eben mer fast und mit dem Fuer se.ner zärtlich sten Blicke meine Position bedrohte; ich besann mich ab r noch rechtzeitig, daß ich meinem Namen lein- Schande ma chen dürfte, und ertob mich, ind rn ich erklärte, dase ich dxe V rnandlnngen siir abgeschlossen hielt; weitere Z ge stöndnisse irren unmöglich« ta sey aus keinen Fall Schulden aus die Kriegs tasse machen diir;t:. , Der seliae Kön a Henrich der Vierte tatte webt kaum aeah.rt, das-, an der stillen Stätte seines Libezsxliich der einst der Unteroiiieier .5:-e nsich der Vierte, Schutze aus Lüoeck mi: einer anderen Gabriele über des Wohl und Wehe Franireichs unerbrndeltt werden Am Waldeesa:.m: V;r»biisi deie ich mich von dem Feknte noch mit enigen herztxasten Wissen, die nur ebne jeden inetalliselxen Bsig:s.tzmack toiiin rei su gebLlliat wurden, da die Kleine osscns bar e n,:es lsen hat.e, daß j der Versuch, seien auch nxch zum Verzicht aui Elsaszs Zstlnsngcn zu bewegen, an mkner Fe itigteit geseyeitert wäre· Gabriele schärste mir noch ein« ja me n Versprechen bezüglich der Kring entschädisgung zu halten, und sprang dspn in munter n Sagen tie st ile Höse l.inab. — · Die zwischen tnir und der nieclichen Gabriele auf d.n1 Lustschlosse Heinrich des Vierten gesch.ossenen Friedensb: dingunaen wiird n bekanntlich durch den wiitliann Bis-mar- spiiter wesent lich modi;i3irt. Wir verbieben bis zurn Friedens schlust in Diepph dann ging es endlich zur Heimth zur-irdi Ein alijsimxrr Zufall für-te es. dif die Marsch-trut- unseres heimweges wieder durch Araues iibrte. Die turze Marschrast war mir äu ßerst willtommen; ich slo mehr, als ich sing, nach dem Hause zabrielens zu. Die alte Mutter, freudig übrrrascht, mich wiederzusehen. tbtilte mir rnit, Gabriele sei in den Wald, um holz zu toten. Jch schlug den Weg nach der Nuine ein, zu der es mich mächtig bin-— rog. Meine chsnuna m dort zi« «rsi sen, täuschte mich nicht. Als sie meiner ansichtig wurde, s.el ihr vor Freude ihr Bündel holz vorn Arm. Sie ließ es lie gen und eilte mir mit aniteuchtendern Blick entgegen. Aus einmal schien sie sich aus etwas zu besinnen; sie ließ die Aet ine, die sie zärtlich um meinen hats schling n wollte,wi der sinten und reich te niir statt jeder wärmxren Begriiszung nur ögernd ihr "ndchen. « ie haben rni getäuscht Herr Bis marck. wir werden doch di: Milliarden bezahlen müssen-« Jch suchte sie zu trösten. so gut ich konnte. »Es ging wirklich nicht, Kindl« ber sicherte ich aus vollster Uebetzeugung. »Du glaubst nicht, was mich der Krieg selber gekostet bat! Damit Du aber siehst, daß ich kein unebrenbaster Feind din, will ich Dir die Küsse alle do säb tig wieder-gebeut« Sie war rnit dieser Lösnna der Ent schädigungssraae sichtlich zufrieden. Bald verließen wir sen-er den rau tchenden Klängen d:r Musik das lieb liche Amtes Ich mußte noch einmal zur Nuine binauiblieten, da wehte rnir «in wei es Tuch vorn Erteestiibchcn den Abschie Bat-iß zu. ...-«..-’ ker Thee per herziger-. Nachdem der herzt-a Silvestro von Guafialla im ersten Viertel des Is. Jahrhunderts durch eine Belisa hebung eniihrani worden war, erwähl ie dai Ball feinen Oheirm den Herzog de’ Tedici, zum reicher des Fürsten isums, mit der dinguna jedoch, daß Silvester-S junger und allerliebsier Reife Zilippo d«Averardo dem Ander loien neuen herrschet ioiaen sollte. Der ThronfoigeD der während der lejien ahre in iaeenza gen-eilt hat ie, tm nun als id wieder in Gm sialla ein und wurde auf das Entge eniammendfie von der ganzen herng ichen Familie empfangen« mit Aus sname der deriagin Beairice, Gemahlin Insect-ö- WKIW zurücke-« blteieil Und i renr Mist nicht .n’«3 Exil gefolgt r, Im lassGehxcimcn ist lttne Wiedereinsenuna In wirken. ty- n M ihr auf ihr Ansuchm gest-nun m uastalla zu bleiben und sogar me ehemalige Residenz auch fürderhin an bewohnen Dort the sie. völlig vspk». elnfaml nnd zurückgezcnen ileto ist sich allein. Sie nahm niemals ttriz anv den Festen und Verniinaunaen bek- »Ze fes, verkehrte aber auf das Herrn-Ase mit ihrem Obeim, dem F»r«m NATU dici, der sie wie eine TrrItsr liebt-« nnd idr immer nach wie eine sen-teure Fürstin begegnete. s Trotz aller Zureden ipei-—..«ris Sie Oel-« aber auf das Entlchierrn.««"isc, lscn ThronsolgerFilippo anzuerlmnm nnd dieser hielt sich verletzt im Hintern-km de. Der Herzog d’ Tedici beichtoß endlich, dieser Spannung ein Ende zu bereiten und erstrebte die Qerzoain Ven trice dringend, den Tbrcnfolaer bei sich zu empfangen Die junge ent thronte Fürstin aab dem Dränger nach langem Widerstreben nach. Ein am hes Fest wurde in dem von Beatrice bewohnten Palast veranstaltet. und Fi lippo dazu eingeladen Man hatte ibm im Voraus mitaetbeilt. daß dieses Fest kein sehr heiteres sein würde, dr jede Musik davon verbannt sei infolge der trauernden Gemütbsstimmung der Herz-Hain und dasr allein das-· Karten spiel die Kosten der Unterhaltung zu tragen habe. Auch der ganze Hof und sämmtliche Vornehmen der hauptstadt waren u diesem Feste aeladen. Am bend vorher erhielt Beatrice durch Michele Valori. einen getreuen Diener ihres Gemahls. der diesen aus seiner Flucht begleitet hatte, die ak lzeirne Botschaft. daß Sicvestro in Ve nedia. wohin er sich aerdandt, plötzlich verschieden sei. Die Aerzte hätten ein bitziges Fieber als Todesursache ange sehen, es bestebe jedoch der schwersviei gende Verdacht, daß Silvestro durch Gift aus dem Leben geschafft worden ter. Beatrice, die mit iärtlichster Liebe an dem Gemahl bina. war Vbllia nie dergeschrnettert durch diese Unwis tunde, allein ibrer leidenschaftlich-en Natur entsprechend, begniiate sie sich nicht mit der Trauer, sondern toollte ten Todten auch gerächt wissen. Bei der Abneigung. die sie von ieber gegen den iunaen Tsilinpc aetzeat hatte, be turste es sür sie gar keines weiteren Beweises-· daß dieser ihr-n Mitten ba be beseitigen lassen, um sichdieTlJrcm solge aus alle Fälle zu sichern. Trotzdem getrurnn sie es über sich, bei dem Feste am folgenden Abend mit vollendeter Anmutb und äußerstem Entgegenkommen die Wirthin zu ma chen. Ja, sie ließ sich sogar herbei, mit Filivdd und zwei der vornehmsten Edelleute des hoses eine Partie zu spielen. Alle Welt war entzückt von ihrer Lebhastigteit und ihrem geistvol len Geplauder. Als das Spiel beendet war, wurde der Thee aereicht, und dor die Herzogin stellte ein Diener eine Platte aus mas sidem Golde mit zwei Lassen, eine site die Herzogin und die andere siir den Thronsolaer. Beatrice aosz eigen händig den winzigen Trank in die bei den Tassen und mit ihren schlankem weißen Fingern überreichte sie lächlnd Fikiddo die eine davon. Dieser streute bereits die Hand aus« nachdem er sich dankend und galant vor der jungen Fürstin bereist hatte. aber pliihtich fühlte er. daß semand nachdriicklich sei ne Schulter mit dem Finger berührte. Iilipdo besaß eine ausfr ewäbnlichr Geistesaeaenwart, er bear iæiosdrhdaß dieser Fingerdruet eine Warnung siir ihn bedeutt. Ohne seine Ruhe und Kalthliitigleit zu verlieren, ohne day eine Mustel seines Antlihes zuckte, erwiderte er das Lächeln der Der-data in ungeswunaendlter und freundlichster Weise. Die Tasse. die er bereits er ariffen hatte, auf die Platte zuriiets sehend. rief er heiter aus: »O, Ma dame, ich lann unmöglich zugeben, dass Eure Doheit sich bemühen sollte, mich eigenhändig zu bedienen.« Mit diesen Worten nahm er das kostbare Präsentierbrett in seine Hand, drehte es um und brachte auf diese « Weise die von der Herzogin ihm zune sachte Tasse auf ihren eigenen Plah Alsdann nabm er seinen Siß wieder ein und ergriff die zweite Taffe, wel che die hersoain ursprünglich fiir sich selbst eingegossen hatte. trant aber nicht« Beatrice wurde leichenblaß, sie warf einen verzweifelten Blick um sich, und ej schien. als verlöre sie die Besin nung. Aber nur kurze Zeit dauerte dieser Zustand. Rasch gefaßt lächelte sie dem Thronfolger, der kein Au e von ihr wandte, anmuthig zu, ergri s die Tasse und schlürfte langsam ihren Inhalt, ohne eine Miene zu verziehen. Arn nächsten Moran fand man die herzogin entseelt in ihrem Bette. Man nahm an, daß ein Gehirnschlag in solch plö licher, unerwarteter Weise ihrem Le n ein vorzeitiges Ende be reitet habe und fand ein besonders er geeifendes Schicksalölvalten und tra gischei Zufammentkefsen darin, als erst nach mehreren Tagen auch der TM US Hekzvsis von Silvestro m Guaftalla beannt wurde. Niemand ahnte, daß Beatrice seinen Tod an demjenigen, den fie — übrigens mit Unrecht — für seinen Mörder den« hatte rachen wollen und dann, als dies Vorhaben vereitelt sah, um X nicht zu verrathen, freiwillig dem · Listen Gemahl ins Jenseits ger t