Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 18, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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(8. Fortsetzung.)
.Das ist Monsieur Ehalas, Herr,«
grinsie der Regen »der Madame de
Pareet mit seinem Weine vergiften
wollte und es gethan hätte, wenn ich
ihn nicht beohachtet und Madame ge
reitet hätte. Frau von Strehlen muß
davon getrunken haben, ich konnte es
nicht verhindern. Befiehl ihm, sie zu
retten, vielleicht kann er es noch —- ich
weiß nicht, welches Gift er angewendet
hat. Doch muß eg noch im Glase
sein«
Von den Umstehenden verstand nur
Edaar ganz, was Jean Baptist in Iei
nem eigenthümlichen Negerfranzö ksch
sagte, und er war staat vor Entsetzen
bei dieser furchtbaren Anklage.
Er besaß noch Besonnenheit genug,
denen, die nahe standen, uzuwinken,
sich zurückzuziehen-- und fragte dann
den Reaer leise:
»Was faaft Du?· ;
Er war sehr bleich geworden. (
»Die Wahrheit, herrl« »
Dablvw fah rnit dem Blick eines »
sehenten Wolfes urn sich. i
Jedenfalls verfiebt Herr Doktors
Wenzel, der« wie er scheint, bier Dab- l
lvw heißt, wie ich aus Erfahrung (
weiß, vortrefflich mit Giften umzu- 1
get-ein« sagte Meibera; er hatte das s
wiederholte Wort »Gift« aufgefangen.
»Wenzel? Der? Dahn-OF fragte
Edgar.
»Kein—anberer, unv wenn ein Bu
benftiick hier vollbracht ist, hat er
r die Hand dabei im Spiele.«
»Halte ihn fest, Herr, ich will
fehenz ob ich Madame retten kann,
untersuche ihn, er wird Gift und
vielleicht auchGegengift bei sich haben-«
Eilig ging Jean Vavtift, fein Ta- -
fchentuch ziehend, nach Frau Von
Strehlen, um welche Maria liebevoll
beschäftigt war-.
»Sie hören, wessen man Sie be
fchulbiat, Herr,« sagte Evaar.
»Narrt,seiten eines verrückten Ne
ger5.« -
»Habtn Sie die Güte, mir zu fol
gen,« sagte Edaar.
Er winkte zweien der Diener unv
befahl ihnen, Dablow’5 Hände zu fini
sen und ihn in ein Rebengernach zu
führen. Er felbft folate mit Meiverg
nach.
Es geschaf- vies, da fast alle Frau
von Strehlerr umftanven und vie Re
Denden die Stimmen nicht erhoben hat
ten, felbft Jean Baptift hatte nach ver
Art zorniaer Neaer die Worte gezifcht,
faft ohne Aufsehen.
Er hielt Frau non Strehlen fein «
start vuftendes Hagel-much vor die
Nase, und Sie Wir una war, daß sie,
wozu sie si vergeblich bisher abge
mliM wie r sprechen konnte. Der
Arzt hatte bereits einen Schlagfluß »
ansinnen ihre ganze linte Seite war I
seistme i
.ȯoctes Gerechtiqteit hat mich ers -
eilt«,st:.1nnielte sie nur schwer vers
ständlich, »ich habe von seinem Wein
getrunken Ach, ar:ne, arme Lisa.«
Das halb aeleerte Weinala5, nach
welchem sie hinblictte. nahm sofort
Doktor Bertram an sich.
Er befahl den Dienerinnen, Frau
von Strehien aus ihr Bett zu tragen
und traf die Anordnunqen, die in
Folge eines Schlagansalles üblich sind
Maria war von dem Unglückgfall
so furchtbar erregt, daß sie die Worte
ihrer Tante nur mangelhaft verstan
den hatte. Sie fasz bleich und ver
stört in ihrem Lehnstuhl. Neben ihr
stand fast ebenso bleich Afra
»Rehinen Sie dieses Taschentuch,s
Madame,« sagte mit seiner höflichsten
Verbeugung Jean Bais ist, »und oth
men Sie die Essen-s ein sie ist für Sie
bereitet. «
Dann ging er und suchte sein Op
pser, Monsieur Chalaz, auf.
Dahlonp hatte in dem Zimmer an
Peelangh in welches ihn Edaar führen
seine Kaltbliitiateit einigerma
ßen wiedererlangt und fragte jetzt
trotzig:
»Was soll das alles? Was wollen
. Sie? Wissen Sie nicht, Maß Sie sich
strafbar machen?«
Nicht sehr, Herr Doktor,« entgeg
neie Edgar ruhig, »ich bin Gerichts
er von Vergheim, und die gegen
iegeerichteten Bescksuldigungen des
mir kunnten Haitiers sind wichtia
gen um Jhre Vernehmung zu:
acht rtigenf
ie üben einen Gewaltakt aus, ge
senWo den ich umrä rotestirek
re mir innen ob ich ei
neu Verm Dahlotv oder Wenzel vor
Ili- dabei«
. »Mein Name ist Dablonz wie Sie
fis-w der Herr tet sich in der Per
den«
Wet, Mitter sagte Meiberg ge- :
U LIM »Ist-Iwane Dich doch nicht. « J
Fujis- znelteS zusammen
Knktsnchens dem Herrn die
Wck besahiv War den Dienern
" » M NR dabei Eist
Fed- sM WEdst Hob eine
W
j» RIEMANN
Wirkung rneine geballten fünf Fin
ger ausiiben.««
Dahlow’s Gesicht drückte ein wider
liches Gemisch von Grimm und«
Angst aus, und feine Augen funkel-»
ten hinter der Brille, gleich denen
eines wilden Thieres.
Jn diesem Augenblick trat Jean
Baptisi behende ein.
l »»Wie befindet sich Frau von Streb
. ens«
I »Besser, der alte Doktor dat den
« Wein an sich genommen. von dem sie
T getrunken. Ah, Monsieur Cholas,«
; wandle er sich an den Gefangenen,
« »wir haben Dich, Du sollst on Jenn
Bapiisl denken, Du Verräthek.«
Edgar gebot ihm Schweigen.
Den Taschen des Doktors wurden
mit Andetem zwei Keistallphiolen,
welche Flüssigkeiten enthielten, und
eine kleine silberne Dofe entnommen,
welche geöffnet ein feuchtes Schwämms
Weil zeigte, wes-Des ersten Incetkliosrn
aber angenehmen Geruch ausstrocnte.
«Ach,« jubelte der Schwarze beer
lzei, »das ist gut für Madame de
Pareck, er kann es besser bereiten, als
ich. Sie ist mit Malisblättern vergif
tet worden, Herr, sie bringen Lähmung
und Krämpfe hervor, wean die Dosis
schwach ist —- diei hier in der Dose ist
Gegengist, es ist HachadaP ·
Ehe die beiden Freunde ihrem Er
staunen noch Ausdruck geben konnten.
erschien Doktor Bertram mit ernster
Miene. Er hieß die Diener, welche
von dem Allen, besonders da snit
Jean Baptist französisch gesprochen
wurde. nicht viel verstanden hatten,
hinausgehen und« sagte dann:
»Ich habe den Wein, von welchem
Frau von Streblen getrunken hat, an
einem alten Hunde probirt, die Folg
war plötilichc Lähmung der hinteren
Ertremitiiten, welchen unter Kräm
rfen der Tcd folgte. Was konnte
Sie Unglüdlicher veranlassen, Frau
von Pareck vergiften zu wollen Z«
Tückisch schwieg Dablkw.
»Ich habe gleich Anfangs auf Ver
aiftung diagnoftizirt und die Tavete
im Schlafszimmer Maria’s chemisch
auf Arsenit untersuchen lassen, doch
nat sich teini Spur davon vorgefun
den,« wandte er sich an Edgar.
»Und wer will mir beweisen, daß
ich den Wein — angenommen, er ent
hielt wirklich Gift, was erst nachge
wiesen werden muß —- bergistet habes«
Der Schwarze, dem dies übersetzt
«ourde, sagte:
»Ich! Ich kenne Dich, Monsieur
Chalaz, und hatte Dich im Auge. Ich
fah, wie Du Deine Hand über den
Wein hieltest, Du kennst die Art
meiner Stammesgenossem das Gift
selbst unter den Fingerniigeln ter
brrgen zu halten, und ich riß dem
Fräulein das Glas fort. Leider ent
fernte ich es in der Eile nicht weit ge-.
nug.«
»Die sehen, Herr Doktor Wenle I
oder Dahlow, der Gründe find genii i
aend vorhanden, Sie festzuhalten uns:
der Criminalbehörde zu überliefern,
wag augenblicklich geschehen soll.
Mit sinsterem Trotze sagte Buhle-m ;
der seine Ruhe wiedergefunden zu hn
ben schien:
»Ein solches Verfahren würde für
einige Angehörige Jhrer Familie urst
auch siir die seelische Ruhe Ihrer
Frau Gemahlin verhängnißvoll sein.«
Als alle hiernach schwiegen und ilin (
nur drohend anstarrten, fuhr er sort: .
»Gesällt es dern herrn Baron, mir T
eine Unterredung unter vier Augen zu
bewilligen, wird er einsehen, wie noth
wendig hierbei iede Vermeidung un
liebsamen Aufsehens ist.«
»Können Sie«. sagte Edgar, »meine
Frau und Frau ron Strehlen herstel
len?«
«Jhre Frau, ja, der alten Danke
T kann ich wenigstens das Leben erhal
ten.«
»Gut, ich will , hnen die Unten
dung unter vier ugen bewilligen«,
sagte Edgar nach einigem Nachdenken
»Bleibe nicht allein mit dem Bur
schen«, ließ Meiberg sich vernehmen
»oder laß ihn vorher binden, er ist ge
fährlich wie ein Raubthier·«
»Jean Baptist mag hier bleiben, e:
versteht kein Deutsch.«
Die beiden Herren begaben sich in's .
Nebenzimmey die Diener entfernten?
sich. Edgar und Dahlow blieben
allein. . -
Der Doktor begann zu sprechen, und
der Reger bemerkte mit Erstaunen, wie
heftig sein Herr durch die Worte des
Arztes bewegt wurde. .
Dahlenv sah seine einzige Rettung
in dem Dokurnent, welches ihm die
durch ihre sanarische Mutterliebe so
; sehr verblendete Frau ausgestellt hatte,
j- unv scheute sich·nicht, sie bloizustellem
Mit der tiefsten Verachtung des ver
worfenen Snbiettes, das vor ihm
stand, einig sich bei Odgar das Ent
sefeu über die grauenhaste handlungzs
weise Frau von Strehlen’i.
Das Dem-Wein daß, wenn Ma
ria sen-ON laut-ca erlaubte Mississ
m » o r gen n -
sales M, dies-Sess
ks Ist-II
vzsl
gung,· dasz eine öffentliche Gericht-ver
handlung die Familie in aller Welt
Mund bringen mußte, bestimmte ihn;
von einer Verfolgung des Mörsers
abzusehen
Er begab sich zu dem liarrenden
Freunde, Dahlotv uniee der Aufsicht
Jean Baptist s zurücklassend, und
:beilte ihm mit, daß die Vorgänge die
E fes Tages wie die eigentliche Ursache
der Krankheit Maria s, im Interesse
der Familie sitt ewig ein Geheimnis
« bleiben müßten, nnd der Schurke dei
lsalb nicht zu verfolgen sei.
Tabtow hatte angegeben, daß Ma
ria auch ohne Anwendung äußere-·
Mittel in wenig Zeit die künstlich her
vorgerufene Lähmung verlieren, mir
dem Gebrauch des in der Dole enthal
tenen Mittels aber in drei Tagen nnd
olme weitere Folgen hergestellt sein
würde
Der Schlaganfiill Fran Den Stren
len S sei nicht zu turiren doch würde
der innerliche Gebrauch der Flüssigkeit
eines der von Ihm bezeichneten Fläsch
chen den sonst unan-bleiblichen Tod
verscheuchen
Die Aetzte begaben sich darauf nur
den dem Doktor abgenommenen Mit
teln zu der sangen Frau, welche sie
freilich ties bewegt von dem UngiIC
welches ihre Stiefmutter betroffen
-batte, sonst aber in tresflicher Körper
versassunq fanden.
Jean Baptist hatte ans den Pflan
ien des Herbariums denselben Exil-act
bereitet, der ungleich stärker in dem
Schwamm-then in Dahlow’s Dose vor
handen war.
Man ließ Maria den Dust ein
atbmen, und die Wirkung war so
bedeutend, daß zum ersten Male seit
Monaten die sensiblen Nerven der
Füße wieder Leben zeiaten während
die motorischen ibren Dienst noch der- -
faaten. Zufrieden mit diesem Er-;
solge und setzt, da sie den Krank
beitgerreger konnten. nicht an vollstän- ;
diget Genesung zweiseind, begaben -
sie sich zu Frau von Streblen. «
Die Frau. an deren Lager dir ·
troftlosr Lisa saß, redete mit schmer
tälliger Zunge irre. Jhr drittes Wort (
war: .
»Lisa, arme Lisa.«
Man slößte ihr einige Trovsen der
von Dablons bezeichneten Flüssigkeit
ein, worauf ihr Zustand aussen
scheinlich besser wurde, ioch wich die
kalbseiiige Lähmung nicht« und der
Verstand tebtte nicht zurück.
Dablow hatte währenddessen in
Gifellichast des Neaers aualvolle Mi
nnten zuaebracht, denn Jean Baptist
in dem die wilden grausamen Jn
s:intte seiner Rasse lebendia geworden
traten, battt ihn wiederholt mit dein
Tode bedroht und nur der Respect tot
seinem Herrn ibn gehindert, die Droh- (
i.na zur Ausführung zu bringen. (
Nach seiner Wohnung geiciteL lie
ferte Dahlow Frau von Streblen’gl
Schrift aus Er bekam den Wint,
Marsberge schleunigst den Rücken zu
lebten.
Am- andern Morgen sand man !
ibn mit durchschnittener Kehle im
Garten seines hauses liegen. ein
Rastrmesser lag neben dein bereits er
talteten Leichnam. ;
Das Gericht consiatirte Selbst- j
mord, Edgar aber, der die Rachlust der ?
äajtier kannte und wußte, mit welcher
— eschietlichieit die Neger auf der bei
mathlichen Insel da Ra trinrsser, i re »
surchtbatste Waffe. nd» den, da.ie
enders iiber das Ende des sinds-stirbt
gen Mannes. Er schwieg zwar, sandte
aber den Regen reich beschentt, bald
taran nach Westindien zurück.
Maria war thatsachltch .n wenig
Tagen genesen. Die Freude, so dem
Leben wiedergegeben zu sein und an
der Seite des Geliebten einherrvcm
teln zu können, wurde durch Frau von
Strehlen’s Gesundheitszustund nnd
den Kummer Lisa’g qetriibt.
Die Lähmunaserscheinungcn schrit
ten bei Frau Von Strehlen nicht vor.
roch ihr Geist blieb umnachiet; acer
selbst dessen gestörte Thätggleit be
schäftiate sich unaufhörlich mit ih
rem Kinde. Nach wenigen Monaten
starb sie; die Nemesis hatte sie ereilt.
Asra hatte sich schon vor Monaten
entfernt, und man hörte nichts mehr
von ihr
Lisa führte im Schloß Bergheim
im Schutze der liebevollen Schwester
ein stilles, ergebenes, neidioies Da
sein, an ter Seite des glücklichen
Paares.
Meiberg ließ sich in der That in
Marsberae nieder, und oft noch hall
ten die Wände des Schlosses-«- Don sei
nes Basses Grundgewalt wieder.
Der so berhängnißoollen Vergan
aenheit wurde nicht mehr aeoacht, nnd
Maria hat nie erfahren, wie nahe Ihr
die Hand des-« Mörsers gelomnien war.
Sie tvar aliicllich an der Seite des
Mannes, der ihr von Jugend aus
theuer gewesen war.
Ende
-.--»
Auch aus Deutschland wird seht von
einer lEiern-ten Zunahme der tUnser-ande
runa richtet-. Es wurden im vergaff
aenen Halbiahr 79,367 Personen liber
Bremen und Hamburg befördert, tout
wettaus die betr. Zahlen sur die keck-.
riode l. Januar bis so. Juni in
vier dorautgeaanaenens . ahren über
steiat (1895: 54.151, 1896: 69,884,
lMt 39,684, MS: 51,4 . 1899
wanderten also im ersten hal nJahre
gerade doppelt so viele Personen über
Brauen und damburg ans wie tm sei
ben Zeitraum des Jahres W. Be
kanntlich ist aber dte Auswandewng
tiber deutsche Essen- nur zum kleineren
Theti- dentsche Indus-W
Die ljkptliuwelm
Roman aus d:m Englischen.
Ucdcmtkt von . . .
Her-inne frommqu
1. K a d i te l.
Ein Spielhaus. .
London! Eine talte stiirnrische
Nacht am Schlusse des Deremoer. Ein
dicler Nebel hüllte die Stadt und den
Fluß ein. Kein Mond schien und die
langen Reihen von Straßenlaternen
warfen ihr Licht kaum dreißig Schritte
im Umtreiä. Wagen, Kutschen, Dami
busse, Fubrioerte aller Art fuhren
langsam und vorsichtig, denn der Ne
I bel. die Nacht und der Wind, der«stch
; durch die Ritzen der Laternen seinen
, Weg bahnte und diese beinahe aus
» blies, machte die Straßen von London
. so dunlel, als oie Straßen von Kar
l nat und Luxor im alten Egdotern
Das war die Naht, in der unsere s
Geschichte beginnt. .
Zutreilen. —- eine zu dieser Jahress
zeit ungewöhnliche Erscheinung —«-— ;
uclte ein gelber Blibstrahl durch die !
unlelheit —- Niemand wußte, woher
er lam, denn rinag umher lag aus Al
lem tiefe Nacht —- und goß eine noch
tiefere Finsternis; über die Stadt aus.
Niemand ging auf ver Straße, toer
zu hause bleiben konnte. und die Wa
en, welche durch die gedrängt vollen
Flehergangåplähe nicht zu sahren ver
mochten, bogen in die engen Sei
tenstraßen und Gassen ein« um
den großen Vertearslanälen aus
zuweichenz denn in ganz Lon
don war auf allen Mögen ein
solcher- Gewsrr vor. Menschen« Neitern,
Wagen, Cabriolettert. starren und
Schleifen, ern solches Drangen und
Durcheinander,ein solches Latinen nnd
Treiber.,alg wenn die Stadt un Stunn
genommen würde und die Bürger aus
allen Puntlcn dern Vorschreilen ibres
furchtbaren FeindesEinhalt thun woll
ten. Es war eine Nacht. von der mar
!ange in London sprach, nicht allein
tregen ihrer ungewöhnlichen Dunkel
lieit· sondern auch wegen der vielen in
dieses cimerisckzen Kampf unt denWeg
ltrngelommenen. Nicht weniger als
dreißig Leidkrn wurden unter den Wa
aenrödern in jener Nacht deä Schre
elens herangezogen und zisch der
,27.7?oraue" ner Polizei gebracht. Wenn
die seltene Dunkelheit die Lunte nicht .
zF Hause l:ielt, so hatte der furchtbare
Sturm- und Regenwinv, der durch die
Straßen ieale, namentlich durch die in
der Nähe der Theinse gelegenen, Jede
Mann beimscheuchen sollen. der irae-id
rco ein Obdach halte oder finden tonn
tez Um zehn libr, zwei Stunden nack
Einbruch der Nacht, waren deßhalb di:
Straßen beinahe vollständig leer und
nur die Lagerlosen, die Dachlosen, die
Verbrechen die« Diebe und die Polizei
drener waren noch unterwegs-·
i
i
l
»Das- isi eine schwarze Naht," sagte
einer von den ltinlicemen m feinem
Collegen, als sie sich an der Ecke dek
Strand begegneten
»(«.ine sinstere Nacht, allerdings!
London sieht aus«-, als wenn der Him
mel berabgesallen wäre und ung alles
bedeckt hätte. Die aus dem Flusse wes-— s
den«-H heute schlimm haben« i
»; a, bei dem Nebel und der tiefen s
Finsternisz wird wohl manche BIM IU
Grunde gehen!"
Jn diesem Augenblick stieß ein
Mann, der rasch vorüberging, hart an
die linke Schulter dez Sprechenden.
»Bitte umVergebung!" sagte er in dem
Tone eines Gentleman; «aber ich konn
te Sie nicht sebeuI«
»Wer nicht sehen kann, sollte ein we
nig vorsichtiger gehen. sonst wird er sich
den Kopf einrennen und andern Leu
ten die Knochen zerbrechen-« brummte
der Policernan, Der »»remde, der seit
in einen Mantel gehiiit war und den
Hut in den Koos gedrückt hatte, als
wollte er dem Sturm und der Beob
achtung Trotz bieten, ging weiter und
verschwand in der Dunkelheit, ehe er
zehn Schritte gemacht hatte. »Das ist
ein Lord!« sagte der Polieren-rn. »Aber
dann sollte er auch langsamer geben«
»Sie-irren Sie ihn?« fragte ihn sei-·
Begleiter, indem er aushorchte, als
wenn er einen sernen Ton hörte, der
seine pflichtmäßige Aufmerksamkeit er
heischte. »Ich weisz bloß, das-, er err
Earl ist, den sie Lord Jnglis nennen.«
»Der große Jäger. Ich habe von
ihm «gehört. « as giebt es denn dort
unten? Jch höre Fluchen und Schim
pfen und Peitschen. London ist heute
wie toll. Wir müssen doch mal gehen
und helfe-M
»O bitte, Herr, einen halben Pennh
zu Brod!" sagte eine schwache Kinder
stimme und eine tleine, magere band
wurde gegen den Polierman ausge
streckt, als er sich umwandte, um in der
Richtung des Geräusch-d zu gehen, daf
die Straße erfüllte. «Brod und im
mer Brod! mache, daß Du sorttommst,
kleine Bettleein, oder i werde Dir
Logik aus unserer Staton verschaf
sein« lautete die strenge Antwort« wel
·che das zerlumpte tleskiee Mädchen-er
hielt. Kaum hatte sie se Worte ver
nommen und bei dem Lichte einer La
terne über ihrem Kopse ertanni, pag-:
ein Policenian war, fl- stksß sie e
Angstschoet aus und h in aber hast
davon, als site tete sie are et zu wer
den« während d beiden Männer ihren
Weg rasch mädmcttedesssmo
an der Straßenecke fortsestem Das
kleine Mädchen wußte nicht, wohin es
lief, bis es an einen qkoßen Mann in
einein Mantel stieß, der denselben Weg »
ging, den sie floh, und um sich vor dem !
Fallen zu schüyem ergriff sie seinen
Mantel. Er drehte sich rasch um nnd
Packte sie beim Arm, indem et faqte:
»Bist Du ein Taschendicb, l)e«««
»Es ist so finster; Herr! ich konnte
Mcht sehen. Bitte Vetieihen Sie :nir.«
Ek schka betrofer von der sanften und
Mkkvdilchm Stimme des Kindes und
«sf!.ktkk:. »Komm näher an das GJEU
hchtsx Am ich sche! Tu bist jung und ;
blaß Und so hübsch als elend! In ?
I flsgik Mcht wie eine Taschendiebin ’
, au « !
I
i
und stecktest Deine Hand in mein: ;
aDas bin ich auch wahrhaftig nicht« ;
»Warum liefst Du aber so schnell
« Tasche?« - .
»Es war nicht meine Absicht, Herr.
Ich lonnte nicht zehen und war nabe
daran zu fallen. Jch wollte mich nur
aufrecht halten«
»Warum liefst Du in solcher Eile.
während es doch im Nebel so gefährlich
ist«t« fragte er, indem er sich noch im
mer am Arme hielt und ihr fest in’3·
Gesicht sah, denn ihre große Schönheit,
trotz des Mangels an Farbe, setzte ihn
höchlich in Erstaunen: ihre Kleidung
war zerrissen« ihr Kopf blos, ihr Haar
nasi vom Regen und vom Winde durch
siiibert, ihre kleinen weißen Fuße ohne
Schuhe·
»Ich fürchtete mich vor den beiden
Policemcn. Herr."
»Die Unschuld braucht sich nicht vor
der Polizei zu fürchten, Kind.'
»Ich bat den Einen von ihnen am
einen halben Pennez da fuhr er mich so
heftig an und drohte mir, er wolle mich ,
hinter Schloß und Riegel bringen, daf:
ich so rasch als miiglich davoneilte.«
»Ich lain an deri beiden Männern
«doriiber. Und warum bettelst Du in
solcher Nacht und bittest um einen hal
ben Pennn?· fragte er freundlich.
»Ja, das wage ich nicht zu oaaen··'
»Du wagst es nicht zu staaan
Komm hier aus dem Winde, unter die·
sen Benennung und sage es mir.'
»Nein, Sir,« antwortete sie, »ich
siirchte mich, lassen Sie mich gehen.
lsiiic!« ·
»Warum bettelst Du von mir leinen
halben Pennn, ehe Du gehst?«
»Weil —— weil — ich mich schäme,
einen Genileman um etwas «in bitteth
»Gewiß bist Du leikier armen Frau
Kind, mit solchem Gesicht und solcher
Sprache!«
»Ich waae es nicht »in saaen, Herr.
Sie würd-en mich in das Wassergr
iänanisz sperren, wenn iilkg saae’
Bitte, lassen Sie mich gehen. Jeh
sriere so seteru "
»Armes Kind. Jch kann Dich nicht
aus solche Weise geben lassen! Jen·
fühle ein ganz besonders Interesse siir
Dich! Nimm dies Silberstiict und
rersprich mir eiwaii.«
»Ja, Sir.«
»Daß Du morgen Nacht wieder ur
ter diesen Bogengang um dieselbe Zeit
kommen willst —- es schlägt gerade
" Zehn! Nun habe ich etwas Dringetls
des zu thun in der Nähe. Aber ich
muß Dich wiedersehen und mehr von
Dir erfahren; mir ahnt, Du bist ein
armes Opfer derThrannei, Du wirst
in mir einen Frei-nd finden· Willst
Du tommeni«
»Ich werde, Herr. Sie sprechen so
freundlich, daß ich Sie am andern
Ende von London aussuchen würd-,
weiin’ö nöthig wäre.« . -
»Ob« seht und gieb das Geld denen,
die D· in solch' furchtbarer Nacht
aufs eiteln ausgesandt."
»Sie schicken mich nur dann fort,
wenn’s talt und regnerisch ist, weil si
saaen, die Leute hätten dann größeres
« Mitleid und geben mehr.«
»Diese Leute« diese berechnean
Menschen sind nicht Deine Eltern,
Kindl«
Ich habe leinen Vater und keine
Mutter, herr. Diese Leute halten mich
nur.«
.Und was geben sie Dirs«
.Brod und Ale und Wasser und
Stroh zum Schlasen —- und ich geb-.
, ihnen Alles, was ich erbettle.«
»Und hast Du noch Niemand zu grö
ßerem Mitleid bewegt Doch geh« und
erinnere Dich, dafz u Morgen Abend
wieder tonimen ollst. Denn ich will
es aut mit Dir machen. Wie alt bist
Du, mein liebes Kind?«
«Dreizehn Jahre, han«
»Halt wie heißest Deli«
» bo. '
»Ein hübscher Name-; der ut zu
Deinem ovalen Gesichte und den lauen
Träg-Zwist Weißt Du den Weg nach
u e «
«Ja. Sir; aber es ist so nebelig·« Er
hatte diese letzten Worte taurn gehöre,
denn ein Windstoii seqte in diesem Axt
aenblick durch denVogestgang und hätte
ihn beinahe in die höhe gehoben. Als
er wieder sest stand, befand er sich al
lein: das kleine Mädchen war ohne ein
Wort verschwunden. Er zog den«-Man
tel dichter um die Schultern, und rasch
durch den —-Bogenganq schreitend, sagte
er zu sich selbst: »Das Kind nannte
mich sreundlichi Sie schien mir ku
trauen und lief nicht davon var in r,
wie sie es bei den Policemen gethan.
Ich bin also nicht ganz ein Teufel ! ich
habe noch ein herz, in dein menschliche
Gefühle leben, aber ich muß auf dem
einmal betretenen Wege vorwärts
schrei diese Nacht muß sich mein
Schicksa entscheiden- ich wußte nicht
nahek. un hie ich dies-m nein-u tm
W
’ süßigen Betteltinde ’nrit der sanften
Stimme begegnete daß noch ein km
deres Gefühl in t· eser Brust wohnt
Gott sei Dant, mein Herz ist noch nicht
ganz von Eisen!«
In diesem Augenblicke stand er un
ter einer Laterne, welche über einem
Porticug angebracht war, der aus der
rechten Seite des Bogenganges zn einer
Treppe führte, und in welchen eben ein
anderer Herr getreten war· »Sie Paul
Barney?«
»Ja, Mnlord; ich kannte Sie im er
sten Augenblick nicht. Wir luben uns
aliicilich getrosfen,« sagte der Fremd-.
»Ich erwartete taum, daß Sie kommen
und meine Herausforderung anneh
mcn würden. Es ist eine schreckliche
Nagltt.«
»Sie Paul, hätten die Walten zseiier
statt Wasser aeregnet, und die Luft
wäre von Pest statt von Nebel ge
schwängert ich wiirde mein Verspre
chen gehalten haben» Der Andere
antwortete nicht« sondern lächelte fin
ster, indem er sich hoilich verbeuate und
schritt die Treppen hinauf, nachdem er
zuvor mit einer ieichtenHandbewegung
dem andern Gentleman den Vorrarrg
kknaeräunit, welchen dieser jedoch stolz
abkebntr. Die Treppe war breit, von
arunein Marmor, und die Wände, in
IMM Nischen Apollo und die neun
MUfM standen, mit goldverzierten
Feldern ausgefüllt Ein rosenfarbiges
Ljchk ftri aus den prachtvollen organ
dischen Candelabern, welche an der
sanft ansteigenden Treppe aufgesteckt
waren. Als sie den Ruhepla erreich
ten, gab Sir Paul Barneh in te Hän
de eines Thiirstehers, der in schwarzen
Sanimt gekleidet war und eine Ge
sichtsinarte hatte, eine kleine silberne
Karte, auf welcher die Devise dee
Carreauaß elegant einge raben war.
Lord Jnglis wars mit tolzer Miene
eine ähnliche Einlaßlarte dein Mann
uiii der Magie zu, welcher sofort an
einer silbernen Glocke läutete, die auf
einein kleinen, mit scharlachrothem
Tuch bedeuten und goldbefransten
Tische neben ihm stand und in eine
Schublade die beiden Karten wars.
Aus den Klang der. Glorie wurden ein
paar mit grünem Tuch beschlagerte
Flügelthiiren geöffnet. der Sie und der
Baronet traten ein, und die Thüre
wurde augenblicklich von einem eben- s
falls in schwarzen Sammt getleideten
Diener inii einer rothen Markte hinter
ihnen geschlossen Sie standen nun in
einem hochgewölbten Vesiibule, dar von
einein Kreise vcn dorisctien Säulen ngit
Broneeeaoiiälcn Heiraten wurde, iiber
dem sich ein Archiirav von der reichsten
Bildhauerarbett hin-zoo» Dies Besti
rule war mit weißem und blauein
Marmor gepflastert und, so prachtvol!
seine Gemalde und Sculptnren, war
es doch nur das Verziininer eines Saa
les-« dessen Glanz nicht seines- Gleichen
in London hatte. Dieser bildete eine
qrosze Halle, ils-O Fuß lang und 100
breit, und 70 Ellen hoch Bei Tag-:
wurde sie von eiiier Kuppel aus dem
reichsten Beinglag, bei Nacht von zwei
hundert glänzenden Gnsflainnien er
leuchtet, die aus den aninuthigften
Blumensornien von Geld, Silber und
Bronee hervorziingelten Die Mauern
waren in tleine Gemächer abgetheil:
und die Wände mit Gemälden ge
schmückt, welche die Aufmerisainteit je
des Besuchenden hätten fesseln müssen,
toenn man sich nicht in diesen Räumen
um ganz andere Dinge bekümmert
hätte. An der « nie war al freseo ein
Göttersest aus eineni zartblauen hin
tergrunde gemalt. An den Seiten die
ses glänzenden Saales standen saht
reiche Rouletie- und Farosische, uns;
die sich mit Ausnahme eines einzigen,
unb« gerade des auffallendsten, eine
Menge elegant eetleideter Männer,
ganz in das Spiel vertieft, drängten.
Andere standen in Gruppen bei einan
der. rauchend und plaudernd, während
wieder Andere zu Zwei und Drei in
dein Saale auf- und abgingen, was se
doch nicht das geringste Geräusch her
vorbrachte, da der dicke reiche schar
lacbne und schwarze Teppich das Auf
treten threrFiiße nicht hören ließ. Noch
Andere lagen in den umherstehenden
Fauteuils, oder beobachteten die Spie
ler. Bediente, alle in schwarzen
Sainnit gelieidet, bewegten sich still
zwischen den Gruppen umher und bo
ten Sorbet und Eiswasser den Gästen
an, die eine Crfrischuna wünschten.
Die Stimmen der zweihundert Anwe
senden brachten ein beständigeö mono
iones Gesumnie hervor, das durch das
scharfe Knirschen der mit Emphase an
de.n Tisch gelegten Karten, oder da
Rasseln der Rouiettetugel, oder das
Klingen des Silbert und der Gold- ·
stuae unterbrochen wurde, während zu
weilen ein pliihlicher Ausruf — sei es
der Freude oder desUnwillens, se nach
dein gewonnen oder verloren wurde —
uber die Versammlung hinschau. Jn
dieser glänan und stolzen Arena
waren un r der Maske vornehmer
Eleganz die ftnsterenLetdenschasten des
menschlichen hergen- losgelassem und
mehr Opfer waren hier gefallen, als in
den Amphttheatern von Rom, wem
Neroden Kampisptelen zusah. Dgx
etnTIUe Unteqztschied war, daß in Korn
Tb ere die enschen zerrissen, m
rend hier die Menschen sich unter ehe-—
auder ausrieberr. , sp
Osjtletuzna solaU
Wenn ein Achtstan Schwsche
fühlt, lehnt et sich an.
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Au der hochseimeise ist die Frau
das ndgepäck ihm Gatten, später
eins m Rossen