Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 11, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Sonntags - Blatt
beiiage cles ,,lslnzeigek una Berola«
J P äcndolptp Verausqkbrk Grund Island, Nebr» den 11 Aug 18.ISI. Jayrqanq 19. No 4I ·
c—-———— ——--—
Miit willen-Gan sum
Geweer
W
UNaphthwzndnsttie im Kaukasus.
Außer der Steintoble und dem Ei
r wird es wohl leinen Robstoss ge
- . der eine so eminente Bedeutung
Gebrauch derMenschbeit erlangt hat
Tisdab troleum. Obale im Al
m kannt, schwana ich dieses
turprodrct doch erst in den letzten
««E bkz Jahren von einein medium
« suriosum u einem Artikel em
r, der für die enschen gerader un
tbehrlich ist. Heute treffen wir dag
. leurn ebenso im Palast des Rei
« vie in der hätte des Armen, und
- « damit schon an und fiir sich seine
ichtigleit im socialen Leben gekenn
ichnet ist. so haben es doch erade die
sten Jahre mit sich aebra t, daß es
zischt mehr als ein bloßer Lichtspmdet
b betrachten ist, sondern vielmehr be
en zu sein scheint, eine lehr ausge
te und vielseitige Verwendung zu
-uden. Das Bestreben der modernen
Maschinenteitlmil ist dahin gerichtet,
ine bessere usnutzuna des Hetzltmtck
als zu erzielen, und sie bat dabei zwei
« ege betreten. Die eine strebt an, den
Tit -sserdamps, unsere heute am meisten
s rbreitete und angewendete Kraft, da- .
urcki wirksamer zu machen, dass man «
- überhitzt, die andere vertvirst den
sserdampf csls treibendesirast über
npt und strebt danach. brennbare,
»Es-.w. epxloswe Gase als bewegliches
"«edium zu benutzen. Die vom « nigr
leite Diesel construirte Ma chine
nt als Petroleummotor eine große
lunst zu haben und mit ihm das
troleum als treibende Kraft. Außer
m wird dieZeit lommen. da man aus s
sem Naturproduct auch Farbstosse, ;
edicamente, Süßstoffr und über
aupt Präparate wird fabriciren lon
en, ivie man sie heute schon aus dem
, teinlohlentheer in großem Maßstabe
rstellt.
Tas rohe, natürliche Petroleum
mmt in besonders großen Mengen
uptsöchlich in Nord-America, dein
« aukasiis, in Galizien. Rumänien, aus
) en Bunde-Inseln in Japans-Deutsch
: and und an anderen Orten der Erd
Es bersläche voi, wo es durch Bohrung
ewoiinen wird, um sodann sabritmä
.ig aus Bei zin, Leuchtöb Schmieröle,
I-4ciselin und Parasfin verarbeitet zu
- --erden. Die Tiefe, in der es sich besin
,«et, ist sehr verschieden und beträgt
mischen 50 und 500 Mir. ·
« Obgieichin der- oerschiedenen Erbot
strikten gewisse Abweichungen bezüg
ich der Geninnuna und Verarbeitung
«estehen, so ist doch im Großen und
banzen die Arbeitgioeisr. wie sie isn
» roßen Qeldistrict der Halbinsel Ap
cheron am Leonischen Meer, dem
weitgriiszten District der Erde, geple
wird, so ziemlich typisch, weshalb
,hre Beschreibung ein genügend tlareg
ild iiber die Erdölindustrie im Allge
« - -inen entrollen dürfte.
. m das rohe, braunschwarze, aka
atisch riechende Erle aus der Tiefe
iporzuheben, wird mittels eine-J
.s,-weren Stahlmeißels, der bis zu 2 1
us: Schneidenliinge besitzt, ein verti
t
i
)
- rles Loch in die Erde getrieben, das
solchem Terrain, wo lockere Sznds
chichten zu durchdringen sind, mit vor
chreitender Tiefe durch Herablassem
on Eisenblechrdhren befestigt werden s
; .usz. Der Meißel hängt entweder an s
seinem Seil oder einer Stange in einem (
« a 45 Fuß hohen Holzgeriist, dem
ohrthurm, neben dem sich die treiben-—
Maschine befindet. Wenn die ol
1iihrende Erdschicht angebohrt ist, so
ird das Erdöl entweder durch Pum
-en zu Tage gefördert, wie dies meist
«n Amerita und Galizien geschicht,
der man befestigt an dem Vobrieil"
inen Schöpfer, mit dem eo heraufge
hclt wird. Oft tommt es aber auch
.bor, und das ist besonders auf Abs-bes
an der Fall, dass das braune Naß uiit
fürchterlicher Gewalt aus der Tiefe in
einem dem Bohrrohr entsprechend di- J
elen Strahl emporgeworsen wird. Sol
che- Fonliinen schlagen oft bis zu Juli
z usz Höhe und geben innerhalb 2z
" tunden bis zu 170,()00 Doppelclr.
Manche von ihnen halten nimm-te
lcna an, so daß der qliictliche Besitzer
in dieser Zeit ein vielfacher Millionär
wird, wenn- er es nicht schon vorher
trsor. Wenn so eine tstiesensontöne
zum Ausbruch lommt, dann reichen
meist die großen Erdbassins, die sich
überall in der Nähe der Bohrthiirme
vorfinden und mehrere Millionen
Doppelcentner Oel fassen, nicht aus-,
um die reichen Schätze zu bergen« unr
eg entstehen Ueberschwernmungen im
tradrsten Sinne des Wortes. Diese
Ueberschwemmungen in Gemeinschaft
mit den großen Menaen brennbarer
Gase, die gleichzeitig ausströmen, die
ten bedeutende Feuersgefatir wegen der
vielen Dampslesselseuerungen aus dem
Bohrseld und den häuslichen Feuerba
den der Umgebung.
So kommt es denn auch nicht selten
vor, daMolche Iontänen in Brand ge
atbem it schrecklichem Getöse schießt
xe Feuersiiule gen himmel, aus Hun
rte von Metern irn Umkreis eine un
erträgliche Gluth verbreitend. Lln ein
Löschen ist da nicht zu denken, und der
Mensch ist gezwungen, dem Wiitben
der entsesselten Elemente ohnmtichtig
u usehen, bis ihm die Natur selber
Zeit gebietet. Meist geschieht dies da
» ich· daß Steine oder Sandmassen
« » Hohrloch verstopsen und dem
infolgedessen weitere Nahrung
est-essen wird. "
E Aus des Hatbiusek Apschekpn befin
den sich zwei Bohkfelder, das von Ba
lachani - Sabnntschi - Roman und
das von BibiEybai (s. die Abbildung)
aus denen jährlich-etwa 71 Mill. Dop
pelkir. Erdöl gewonnen werden.
Von den Naphtaseldern wird das
Roliöl etwa 5 Meilen weit in die
»Schwatze Stadi« bei Baku gepnmpt,
wo man es in etwa 100 Fabriken auf
Petroleum, Benin, Schmieröle und
ilitssiges Heizmateriai (Mafui) verar
! beilei. Zu diesem Zweck wird es nur
XII großen Destillirlesseln destillirt nnd
die Destillate nach Bedarf noch durch
eincn chemischenReinigungsproceß ras
finirt. Bei dem gefährlichen Betrieb,
den die Destillation so enotmer Men
aen Erdöls mit sich bringt, ist es nicht
zu verwundern, daß sehr häufig große
Fabrildrände oorlommen, die mit-unter
geradezu schreckliche Dimensionen an
nehmen.
Die verschiedenen Naphiaproducte
werden entweder mit Dampfern nach
Astrachan und von da in das Innere
Rußlands oder mit der Bahn noch Ba
tum am Schwarzen Meere zum Export
nach verschiedenen Theilen Europas-,
Asiens und Afrilas geschafft
III II II
Der Regenbo»eu.
Von Hans BrendeL
Nitgends tritt der Unterschied zwi
schen der Weltaufsåssung des primiti
ven und des modernen Menschen so
llar zu Tage, wie in der verschiedenen
Auffassung der meteorologischen Er
scheinungen. Wo der Naturmenfch ein
furchtbares Rin en feindlicher Gewal
ten, einen ewig Zch erneuerndenKamof
der Götter mit den Giganten sieht,
tritt uns das Walten ewiger, unbew
samer Naturgesetze entgegen Wo der
Wilde voll Angst und tödtlichen Gran
ens das schuldveladene Haupt beugt,
steht der Culturmenfch in bewundern
des Entzücken versunken —- oder voll
gespannter Aufmerksamkeit forscheno,
ob sich das Thor der Etlenntniß viel
leicht noch weiter aufthun, der Schleier
der großen Göttin sich ihn-. noch um
ein Wenig lüften möchte. Aber den
exoch versetzt auch er sich immer wieder
gern auf den mvthenvildenden Stand
vunlt der Vorfahren, in jenes Wunder
schauende Kindheitsaltet der Völker
,uriick, dem jeder Mensch in der eigenen
Jugendzeit einmal so nahe gestanden
it.
Griffen nicht der Lehrtrieb der Er
wachsenen zu Hause und in der Schule
so früh und so herrisch in das frisch-»
selbftthätige Geistesleben des Kindes
ein, so würden wir sicherlich die Ein
drücke, die der erste Anblick einer groß
artigen Naturerscheinung z. B. des
Blitzes oder des Regenbogens-, auf uns
ansiibte, getreuer aufbewahrt haben;
es würde sich Feigen, daß ein« solcher
Eindruck in vielen Fällen große Aehn
lichteit mit der Auffassung des Primi
tiven Menschen besitzt. Nur duntel
noch schwebt mir die friiheste naive An
schauung des Regenbogens als eines
ungeheuren, durch seine Riefenarijske
,,Bifrost«, d. h. der schwantende Weg,
hiesi, nach dem Zenanisse der (Edda,
bei den nordischen Germanenstämmen
diese von den Asen erbaute Brücke, über
die die Götter jeden Tag zu ihrer Gr
richtsstätte am Brunnen der Urd rei
ten. Das Noth im dreifarbiaen Br
aen ist brennendes Feuer und hinde
die Reif und Berqriefen, den Himmel
,u ftürinenz auch wacht Heimdall an
ihrem Ende fiir die Sicherheit Wal
italis. Dennoch werden bei der Götter
kämmerung die Riesen der Feuerwelt,
die Söhne Muspells, über sie reiten,
nnd unter den Hufen ihrer Rosse wird
das Wert der Asen zusammenbrechen.
Diese Rolle der Götterbriicke spielt
der Regenbo en nicht nur in der Edda,
sondern an · in der Saqenwelt der
Wenen und der russischen Zigeuner,
der Litauer und der ainiten Nuß
lands, deren mythische önige ihn als
Brücke aus Leder-, Tuch oder Sammet
benutzen, die sich nach Bedarf von selbst
auf- und zufammenrolli. Als Geister
briicke wird der farbige Bogen noch
z heutzutage in den verschiedensten Ge
H genden gedacht.
J Vereinzelt hat sich auch der Glaube
; erhalten, daß der Regenbogen feurig
sei: im Stiefrngthal zu Steierrnart soll
. auf einem Getreidefelde oder einer
3 Wiese, iiber dem er auf eht, Alles ver
brennen da er so heiß if. Wenn man
; rasch an die Stelle laufe, wo ein
: ,,.Dimmeliring« aufsteht, so finde man
l einen Sack Gold oder —- in bescheide
neren Gegenden — ein Schüsselchen
von Gold; eine gZiemlich unrnotivirte
Verlniipfunder zaturet etMeinung gmit
den als» e enb enseh lchen·« be
rannten frti istor chen Goldmünzen
Diese Borste ung hrt uns zu einer
zweiten primitiven offafsun des Re
aenbogenö, die geh einer vie weiteren
Verbreitung er eut nämlich su dem
Glauben, daß der Re enbogen das
Wasser trinke und den olten zuführe.
Jn Schwaben glaubt man, er stelle sich
mit seinen beiden Enden stets über Ge
wässer, aus denen er dann mit zwei
goldenen Schüsseln schöpfe, und diese
Deutung als Wasserschöpfer u. -Trin
ter findet sich vorn classischen Alter
tbum bis zur Gegenwart, von den bri
J tifchen Jnseln bis zur malaiischen Jn
selwelt in mannigfachen, oft höchst selt
» samen und interessanten Variationen
verbreitet. Nicht selten wird er ge
radezu als Saugrohr, Pumpe bezeich
net, die bei ihrer ausziehenden Thätig
teir nicht nur mit dem Wasser, Fische,
J Frösche, Kröten und Schlangen empor
« bebe —- eine Vorstellung, die ihren Ur
sprung wohl dem bisweilen vorkom
menden Frosch- resp. Fischregen ver
; dankt ——, sondern auch den unvorsich
tig nahenden Menschen einschliirfen
könne. Er trink t wie ein Regenbogen,
war nicht nur bei den Alten, sondern
net auch außerhalb des Nebenregenbo
genä, erblickt man in sehr günstigen
Fällen, besonders bei großtropfigem
Regen . nd tiefem Stande der Sonne,
mehre schmale, abwechselnd rothe
und g»·ne Streifen, die überzähligen
Braen ·" sie verdanken ihre Entstehung
der so- «annten Jnterserenz der Licht
strahl "« d. h. der Fähigkeit, parallel,
oder if parallel laufenden Strahlen
ihre I eilfarben zu ver-stärken oder
auszuschen Der Hauptregenbogen
setzt si, aus denjenigen Strahlen zu
sam, , die oberhalb der« Tropfen
mitten den Tropfen eintreten, beim
Eint w zum ersten Male gebrochen, an
der « wand des Tropfen-H einmal re
fleetir nd beim Austritt aus ihm
zum z eiten Male gebrochen werden.
Die Srahlen des Nebenregenbogcns
find da egen zweimal reflektirt, haben
also i »»erhald des Tropfens einen
längeren Weg zurückgelegt als jene und
in FolF dessen durch Absorption etwas
Raphmmsohcsklp in Balachinm
p- q
szOJ
ist auch bei den heutigen Slownken
eine sprichlvörtliche Redensart.
Sehr verbreitet ist der Glaube, daß
. dieses trinkende Ungeheuer eine riesige,
schillernde Schlange sei; so in einigen
Gegenden Frankreichs, bei mehreren
südslawischen Völkerschafien, an der
Guinealiiste und im Sudan. Die Da
jats aus Borneo kennen große See
schlanqen, die bei Regen und des
Abends auf der Oberfläche der See
spielen und durch denWiderschein ihrer
alänzendbunten Leiber den Regens-sogen
und das Abendroth erzeugen.
Wie nüchtern erscheint neben diesen
Phantasiereichen Deutunasversuchen
der unbefangenen Anschauung die wis
senschaftliche Erkläruna des Regenbo
gens ais einer durch Brecbung und Re
slerion der Lichtstrahlen an der Jnneni
wand eines dichteren Mediums entste
henden optischenErsclxinunal Und doch
bat wahrscheinlich das Auae eines Na
turlindes die sürstliche Pracht. in der
die Göttin Jris inmitten einerSchaar
' mehr Licht verloren. Daher erscheint
I der Nebenregenbogen dem Auge licht
schwächer als der Haupibogem
Nicht immer ist zur Erzeugung ei
nes Regenbogens der Regentropfen als
brechendes und spiegelndes Medium
nöthig:-«Nebel, Thau, Lämmergeivölk,
sogar Schnee- und Eisflächen können
gelegentlich seine Stelle vertreten. Der
Nebelregenbogen im Besondeten zeigt
sich als weißer Kreisbogen von kleine
rem Halbmesser als der gewöhnliche,
auf eine besonnten Nebelwand, und
kann als- Beweis dasiir gelten, daß der
Nebel keineswegs-, wie noch häufig an
genommen wird, aus luftersiillten
Bläschen, sondern aus soliden Wasser
iröpschen besteht
Die Farben des Regenbogens ent
sieben bekanntlich durch die Brcchung
deg zusammengesetzten Sonnenlichies
beim Ein- und Austritt der Strahlen
aus den Tropfen. Das einsarbig rothe
Licht der Morgen- und Abenddämme
Die deutsche Festung Greis-It wuchs-sum m Alma.
Uckach mmn alten juchJ
ron Trabanten und in der Fülle ihrer
wechselreichen Gestalten austreten
kann, nie in der Schönheit geschaut
und in dem Maße genossen, wie Blick
und Geist des geschulten Iorschers das
vermögen. Sogar die Mehrzahl der
Leser wird die mehrfach zusammenge
seyte Erscheinung eines vollständigen
Sonnenrezenbogens taum anders als
vom Hörer sagen kennen.
Da spannt sich über dem bekannten
siebensarbigen Hauptbogen zunächst ein
eoncentrischer, schwächer leuchtender
Kreiöbogem der Nebenregenbogen, aus,
dessen Farben in umgelehrter Reihen
solge austreten. Beide Bogen schließen
einen dunklen, ungesähr 10 Grad brei
ten Himmelsraum ein, von dessen
Tropfen nur wenige Strahlen das
menschliche Auge tressen, während aus
den in der Richtung der beiden Regen
boaen hinter einander liegenden Tro
pfen alle wirksamen Strahlen unge
schwächt ins Auge gelangen. Inner
halb des hauptregenbogens« weit selte
runa erzeugt daher auch nur einen ein
sarbiaen Bogen, der dem Volke-glauben
alg unheiniliches Vorzeichen fiir Un
glück und Krieg gilt, ähnlich wie Ko
meten nnd Nordlichter.
Dem Sonnenreaenbogen zunächst
steckt der Wolkenregenbogem herumre
rusen durch das blendende, von einer
Watte zuriickgetvorsene Licht der
Sonne Weit häufiger tritt aber der
qleichsalls farbige, meist nur durch den
Hauptregenbogen vertretenc Mond
reaenbogen aus; doch —- ivie schon
Schiller sagt, der ihn im ,,Tell« ais
doppelten Bogen schildert —- »es leben
Viele, die das nicht gesehen.« Bei der
Weltuinsegelung der dänischenCoroette
»Galathea« in den Jahren 1845——47
wurde die Erscheinung im Grotten
Ocean am 8. September Abends 9 1s2
Uhr sehr schön wahrgenommen Der
etwa 20 Grad hohe, 60 bis 70 Grad
weite Mondregenbogen erstreckte sich
von Horizont zu Horizont und stand s o
hell da, daß man sast nach seiner gan
zen Länge die Farben, von der rothen
bis zur dunkelvioletten, unterscheiden
konnte. Besonders das südliche Ende
des Bogens war überaus klar, erleuch
tete die ganze, innerhalb des Bogens
lieHiende Ecke und warf sogar einen
Widerschein aufs Wasser. Außerhalb
dieses Theiles entstand auf kurze Zeit
in der Entfernung von ungefähr 10
s Grad eine jedoch weit schwächere«Säu
le, ein Bruchstiick des Nebenregenbo- i
gens. Vielleicht wäre er auch vollkom- s
men hervorgetreten, wenn nicht der
Mond theilweise hinter einer schwarzen
Wolke verborgen gewesen wäre. Auch
der Mondregenbogen kann von einer (
J Nebelfchicht erzeugt werden, wie ich i
denn einen solchen Mondnebelbogen im
Jahre 1879 auf einer ausgedehnten,
über weiten Wiesenflächen ruhenden
Nebelschicht gegen Mitternacht sali; er
schien mir einfarbig weiß, vielleicht mit
einem ganz schwachen Stich ins Mith
liche zu sein.
Eine fernere Varietät des Sonnen
reaenbogens ist der Wasserregendogen,
ebenfalls ein vielfarbiger Bogen, der
durch Brechung und Reflexion des von
einem Wasser-spiegel zurückgeworfenen
Sonnenlichts in Regentropfen entsteht.
Er ist mit voller Sicherheit nur einmal
festgestellt worden. Künstliche Licht
auillen kijnnen ebenfalls die Bildung
reaenbogeniihnlicher Erscheinungen,
der sogenannten Flammenregenbogen,
herbeiführen. So hat man in Paris
am 18. Februar 1849 durch Brechung
und Spiegelung des Gaslichtes in Ne
beltröpfchen einen weißen Kreisbogen
von beträchtlichem Durchmesser, in
Leipzig im Herbst 1893 durch dieselbe
Lichtquelle an den von Telephondriih
ten herabhängenden Regentropfen
blcxßröthliche Streifen entstehen schen,
und bei den gewaltigen Lichtquellen
der Gegenwart wäre die Wiederholung
solcher Beobachtungen unter günstigen
Umständen nicht unmöglich.
Erste deutsche ((oloute.
Der grosse Kurfiirft Friedrich Wil
helm von Brandenburg ist der erste
deutsche Fürst gewesen, der eine deut
sche Kriegsmarine und eine deutsche
Colonie geschaffen hat.
Die Hauvtstiitze bei seinen Marine
bestrebungen fand der große Kurfiirft
in dem hochbegabten Holländer Raule,
den er zum Generaldirector der Ma
rine ernannte. Raule mußte fünf
größere und vier kleinere Schiffe mit
» zusammen 194 Geschützen stellen, zu
denen dann noch der dem Kursiirftcn
. eigen gehöriae »Marg·graf von Bran
denburg« mit 50 Kanonen trat. Er
gab dann aber 1684 das fernere Mic
then von Kriegsschifer auf und kaufte
am 1. October von Raule neun
Schiffe mit 176 Gefchsiitzen für die
; Summe von 109,000 Thalern, fo daß
er fortan eine eigene Flotte von zwölf
Fabrzeugen befafz, da ihm auch die
beiden eroberten schwedischen »Lee
pard« und »Eichhorn« gehörten. Das
Jabr 1684 war mithin das eigentliche
Geburtgjahr der Brandenburgischen
Tiliarine
Schiffe der holländisch weftindis
schen Compagnie, welche sich das durh
nichts begründete Recht anaeniaßt, al
leiu an der Guineatiifte Handel trei
ber; zu dürfen, laberten das ,,Wappen
orn Brandenburg«, und die General
staaten, welche dem Flurfiirstem der
sr lange zu ihnen gestanden, soviel
dankten, hießen das gut. Dieses völ
lig ungerechtfertige Verfahren gab je—
doch dem Letzterrn Veranlassung zu
einem energischen Proteste, dem die
entsprechende That auf dem Fusxe
folgte. Er entfandte sofort eine Fre
gatte, um Revresfalien zu ergreifen,
und wenn dieselbe auch das Ungliist
hatte, an der Küste von Bornholm zu
scheitern, hatte dies unerwartete ernste
Auftreten Brandenburgs doch die
Folge, daß die Generalstaaten letzte
rem nicht nur das Recht einräumt-en,
an den nicht der Jurisdictiou der hol
ländisch - weftindischen Compagnie
unterstehenden Theilen der afrilani
schen Kisste Handel zu treiben. sondern
auch das genommene Schiff heraus
gaben, sowie fiir die Ladung eine
Entschädigung zahlten.
Es wurden jetzt zwei Schiffe nach
Guinea abgefertigt, und da dieselben
mit unerwartet günstigen Erfolgen
zuriicklehrten, mit der Bildung einer
afrilanischen Gesellschaft vorgegan
czen lMärz 1682), an der sich sowohl
der Kurfiirst, wie eine Reihe seiner
Würdenträger mit Einlegen betheilig
ten. Unmittelbar nach Gründung der
zunächst auf die Dauer von 30 Jahren
vorgesehenen Gesellschaft wurden
dann die Fregatten ,.Kurprinz« mit
L und das Schiff »Mohrian« mit T12
Kanonen entfandt, theils zu Handels
zwecken, theils um die mit den Regel
böuptlingen abgeschlossenen Verträge
zu rattfirtren und ein Fort auf deren
Territorium zu erbauen. Die Catri
täne Voß und Blonl befehligten die
mit 100 Seeleuten besetzten Schiffe.
W
Die politische Leitung wurde jedoch
dem bereits vielgereisten Kammerjun
ler Major von der Gröben übertragen
und ihm zwei Ingenieure, ein Fähn
rich, drei Unteroffiziere und 42 Sol
daten zum Bau und der Besaßung des
Fortg beigegeben. Ebenso wurde das
nothwendige Baumaterial eingeschsifft
und Gröben beauftragt, verschiedene
Geschenke für die Häuptlinge zu
überbringen
Am 12. Juli 1682 gingen die
Schiffe von Pillau in See und die
Reise verlief über Madeira und Teue
riffa zunächst zum Senegalfluß und
von dort über Sierra Leone bis zu
dem holländischen Fort Del Minu,
theils um zu handeln, theils um einen
geeigneten Platz fiir Anlage einer Fac
torei und eines Forts aufzusuchem
Die Holländer, welche immer noch die
s Herrschaft über die ganze Goldküste
beanspruchten versuchten die Brau
denburger durch Drohungen zu
schrecken, kamen dabei aber schlecht an
und der mannhasie Gröben ließ sich
nicht einfchüchtern Gröben fand eine
ihm geeignet erscheinende Oertlichleit,
unweit des Caps der drei Spitzen,
dessen Fuß die See bespiilte. Die be
treffenden Negerhäuptlinge zeigten sich
erbötig,den Berg und das angrenzende
Territorium zu verkaufen und der
Vertrag wurde vollzogen.
Am 1. Januar 1688 marschirte
Gröben mit fliegenden Fahnen den
Berg hinan, pflanzte auf ihm unter
dem Donner der Schiffsgeschiitze die
Brandenburgische Flagge auf und
nahm damit feierlich von der neuen
Solonie Besitz. Dann leisteten die
durch die Geschenke hoch erfreutest
Häuptlinge den Eid der Treue, den
sie durch Trinken einer Schale mit
Schießpulver gemischten Branntweins
feierlichft bekräftigten. Den Berg
aber nannte Gröben »Gron Frie
Lrirhsburg«, weil, wie er sagte,
,Seiner Kurfiirstlichen Durchlaucht
Name in aller Welt groß ift.« -
Ein gefährlicher Feind nahte je
doch den braven Brandenburgern in
der Gestalt des .5"tlimafieber5. Dah
selbe trat mit solcher Heftigkeit auf,
daß von den 40 Mann Befahuna des
Zions nur noch fünf dienstfähig wa
ren. Auch Gröben wurde von der
Krankheit befallen, und man kann
sich denken, wie ihm zu Muthe war,
als er die Nachricht erhielt, daß 8000
von den Holländern aufgehetzte Neger
heranruckten, um den Berg zu erstür
wen. Es wurden Matrosen ausge
sclnfft, um»das Fort wenigstens eini
Fiel-Maßen fertig zu stellen, und viele
Schlffsgeschiitze herausgebracht Die
Brandenburg treuen Neger baten um
Aufnahme ihrer Frauen und Kinder
In das-Fort und erboten sich selbst zur
Bertheidigung. Bald rückten auch die
Feinde in ungezählten Schaaren an,
wahrend Gröben ihnen nur 50 Weiße
und 200 Schwarze entgegenstellen
konnte. ·
»Die schwarze Masse stürmte mit
wuftem Kriegsgeschrei den Berg hin
an, doch eine wohlgezielte Kartät
fchenladung auf kaum 100 Schritt
schlug in ihren dichtesten Haufen, sie
stürzten in wildestem Angstgeheul die
Anhöhe hinunter und der Krieg war
verbei, »weil«, wie Gröben schrieb.
»die Mohresi nichts weniger als das
schwere Geschütz vertragen können.«
Es konnte nicht fehlen, daß dieser
Ausgang den Muth der treuen Neger
sehr hob, und die Achtung und Furcht
vor der Brandenburgschen Flagge in
weitem Umkreise vermehrte. —- —
Aber die schönen Anfänge der deut
schen Colouie nahmen ein Akt-liebes
Ende. Hatte Friedrich l. sein Hohn,
aus Pietät der Marine und dem Co
lonialwesen immer noch nicht ganz
seine Theilnahme entzogen, so stand
dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm l.
auf einen anderen Standpuncte. Jn
einer königlichen Ordre vom 29. Sep
tember 1717 schrieb er: »Wir mögen
auch nicht bergen, gleich wie wir dieses
Afrikanische Compagniewesen, und
daß solches von einigem reellen Nutzen
vor Uns sein könnte-, jedesmal und
von aller Zeit her als eine Chimere
angesehen . . .«
Damit war das Todesurtheil so
wohl fiir die preußischen Colonien,
als für die Brandenburgische Marine
gesprochen. Der König bot die afrika:
uischen Besitzungen der Holländisch
Westindischen Eomvagnie zum Fian
an. Jm Jahre 1719 wurde der Ver
trag perfect, für —-— 6000 Dukaten!
Die Schanzen von Groß Friedrichs
« burg mit ihren Befatzungen waren in
zwischen so vernachlässigt worden«
daß alle Klagen und Bitten um Av
l«-ilfe vergeblich waren.
Eines Tages war die preußische
Flagge niedergeholt. Als die Hol
lönder nach Groß:2«friedrichsburg hin
einmarschirten, fanden sie das Fort
leer. Der schwarze Basall Jean Cunp,
der sie Jahre lang gehalten, war mit
seinen Truppen in den heimathlichen
Wäldern verschwunden, und man hat
nie wieder etwas von ihm gehört.
Eine Stadt, in der es kein Clavier
gibt, ist Marosinoar, wo der unga
rische Opernsänger Odry und ein
Claviexoirtuose ein Concert veranstal
tens wollten. Der Tag war für das
Concert schon anberaumt und die
Künstler waren im Städtchen schon
eingetroffen Das Concert aber hat
nicht stattgefunden; es mußte abgesagt
werden. Es stellte sich nämlich heraus,
daß in der ganzen Sadt kein Clavter
existirte. (,,Dat)in, dahin laß mich
mit Dir, Du mein Geliebter, ziehn!«
II sit III
Die Gegenwart sieht denSplitter im
Auge der Vergangenheit, aber den
Balken im eigenen Auge nicht.