Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 11, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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(7. Fortievvngq
»Hahabak Ruhmwürdiaes Ende fin
diese Viertelsmenschm Und dieser
Niaqetrk Daß der Teufel diesen schwar
sen Burschen hierher in dieses entle
qene Nest führen mußte. Bah, wag
will er? Märchen erzählen. Jch lachte
seiner. Monsieur Chalas ist länast
todt, Monsieur Dablow hat nicht-I mit
ihm gemein, als feine wunderbare
Kenntniss der allem animalischenLeben
kindlichen Stoffe welche ten drei
atiåßten Reichen der Natur entrissen
n .
Wunderbar, Leben und Tod warmen
dicht bei einander. Soll ich nicht ter
ftören dürfen, wo alles Geschaffene
dem Verderben andeirrtfölltt Das Cir
drndasein sich behaglich machen. ist die
ganze Kunst dieses Lebens-. Nicht viele
verstehen ed, sie auszuüben Ich will
Geld baden —- da ist Macht —- und
ich werde es haben —- ich zerstörte nur
etwas früher das, was doch der Ver
wesuna anheimfällt.« .
Er erhob sich und trat ins Neben-— T
zimtnetz sein Laboratorium, wo er er- ;
Iderinrentirte. Auch dieses war bell ers
leuchtet. Es erinnerte etwas an die
Werkstätte eines Alclwsniften früherer
Tage. Retorten von ieder Größe, Me- »
tallaefäße. Destillirtolben getrocknere"
Pflanzen Schlanaenhäute zeiaten sich :
dem Blick. Ein aroßer Glräbebälikr
enthielt lebende Schlanan. Sen einein E
Wafchzuber saßen Kröten. Ein Kasten
data Kanincben und Meerschweincheti.
Auch einiae Hunde lagen rinaåurn auf
Leu-ern wie es schien in verschiedenen
Stadien der Lähmung der Hinterlänie. .
Ein arosrer munterer bund nahte ihm
fänreiftvedelnd
»Alt. Du bist wieder aanz aesund
Max —- die Lähmung ganz ver
seht-runden? Recht fo. nie-in Thier. Ja, "
meine Apotheke verfijat iider wunder- ;
hatt Mittch
Er nahm einen kleinen Deitillirtol
den zur Hand, in welcher-r sitt) weiße -
Krdftalle aebildet hatten. Mit fast ver
liebtent Blick war de; Doktors Arme -
darauf aerirhtet »Wer sollte atauderu «
case einer dieser winzigen nnd so leicht
III-baten Osktaeder ir- den thierischen
Oraanisrnsts aedracht, unt dlitziiisnsi
ået Wirtuna baldfeitiae Lahmnna
hervorruft und binnen viernndnvanzia
Stunden den Tod unter allen Kenner
chkn des Gehirnsckttaaes zur Folae tut
wem- ich ihm nicht Halt gebiete. Forstln
der Ursache nach, ihr Gelehrten, nnd
scheidet diesen Stoff Fug den Getrieben
aus« Wieder lachte cr, das Lachen
eines szen Geistes.
Eine KlinaeL die in einer tfcke dec
Raumes ans-bracht ernt, riiltrte sich.
«Alt,« saate er und setzte den Testil
lirkolden zur Seite, ,.E-’fra"nlein Vlira
Wellen wir das gute Mädchen empfan
akus«
Er öffnete die Titiire welche in den:
Nebentirnrner fubrte, und trat rnit
freundlichem Lächeln ein.
Hoch ansaerichtet nnd mit finsterem
Ersicht stand das tarte Titiadiiffem nnd
Ihre til-tiefen diktztin idtn drohend ent
gegen.
. «·,Nun, meine schöne Freundin« b:
grußte steDatilotv, »was verschafft mir
das Glück, Dich ltente bei nur zu
sehen?"
Ohne der Wrirte »in achten, sagte ste
im Tone iieffter Erbitterung:
Wozu ltaft Du mich mißbraucht?
Ich habe die furchtbarstxn GewissensA
alen deg- Mörders ausgestanden,
erlange ich am Kraittenbett Marias
ftu «."
Sie sah einen Augenblick vor sich
nieder und fuhr dann im Tone wilden
MS fort: »Man sie qestarben, ich
Witz Dich rnit diesen Händen erdraf
»Meine quie Min. Du bist eitoJZ«
exaliiri. darum halte ich Dir Deine
selisamen «)1eui-ks.seunqen Fu a::ie. Was-«
willsi Dis denn? Briindei sich Fehde-in
von Stichlen nicht besser als je, und
war ich es nicht, der sie in diesen Zu
stand versetzte-W
»Du basi mich-, ein ehrlicheg Mäd
Iden, durch Deine Künste, durch Deine
Zunge dienstbar cis-macht —- und leider
habe ich Dir nicht widerstanden " fünt
sie seufzend hinzu. »Seit einickinT wen
weiß ich ersi, wie iief ich aesunken l)i!i.«
»Wenn seit bei schöne Baron Nur-d
Vor Deinen Anqu wieder auf-seminis
M, der Adoniz dieser welifremden
Grau-OF
Sie woki ihm einen Blick zu, dessen
den tiefem Zorn zeugend-s Bissen
einen Anderen wohl erschreckt hätte,
- sieht so Buhlen-, ee lächeite höhnisch.
Ja Du hast Reif-i ee isi der ehe
M Feste d» Mensch-u und gieiipt
7 Dit, wie die Nacht dem anf
Znaeqeben mein Schatz aber das
. mir doch immer noch nicht, wag
heute teeibi, mit mit Deinem Be
M zu beehren-«
-- « P ioill nicht länger Deine Mitg e
M sein « sagte sie und blickte ighn
M den dannen Augen an —- ,,ich will
' » Deine Mitschuldige sein — und
" « , wenn Du Dem Werk vollen
Uzrpk sprich-te is seines-In gute
—
i
l
i
« Jch war betäubt durch Dich, meiner
»Wenn Du mich nicht verliehen I
willst. werden Andere mich verstehen I
Sinne nicht mehr mächtigsz alsich mich
überreden ließ, Maria T .ne holt-schen
s Tropfen in das Nachialag zu gießen«
»Du bist eine größere Martin, alg
: ich glaubte. Was ich Dir gab, war
ein wohlthätiges Schlasmiitel, um den
bereits überreizteu Nerven des Frau
leins Ruhe zu schaffen.«
»Und warum verschriebst Du es
nicht durch die Apotheles« «
b »Weil die Apotheke es einfach nicht
at.«
»Es stellten sich danach ähnliche Er
scheinunaen ein, wie heute Moran,
nur viel schwächer, und mein Fräulein
war bald aclöhmt.'
»Du vermechielst Ursache und Wir
kuna. mein Kind —- diesen unans
lsleiblichen Erscheinungen sollten meine
Tropfen eben vcrbeugen.«
»Was Du beabsichtiast, weiß im
nicht, ich habe mich leider überreden
lc-sien, die Blätter-, welche Du mir
qakst, unter ihr Kvpstissen zu learn,
mit Schaudern denke ich an die Wir-:
hina. Es war Dein Glück, daß Du
kamst und sie aesund inachtelt, Edaar
Pcreck hätte Dir das Haupt zerschmet
im. wenn ich ihm die Wahrheit gesagt
hatte. Und er muß eine Ahnung da
rson aeliabi baden. denn er stiirmie
plzylich in das Zchlaszimmer unk
srchte unter Marias Kopflissen nach.«
Des Arztes spöttische Laune ver
schwand plötzlich
»Wie ist das-'s« .
»Wie ich- faae.« i
.,-s3atte er die Blätter aesunden?«
»Nein, ich habe sie sartaenomuien,
alH die schaudervollen Krämpse eintra
tru, aber s— ich habe sie noch.««
»Nun nie-in Kind, so mirs sie satt,
oder leae sie in Deine Koniode«. saate
er nleichrniitliia, »es war ein altes
Sinimatbiemittel, aetroclnete Ahorn
b(atter. nichts weiter. Sie sollten den
strkjmpien welche ich voraussalx vor
t«enaen.«
»Du versnchit mich in tauschen aber
ich renne Dieli aut aenua, um in wissen,
daßDu iraend etwas nor hast und uiich
als Wertieua benutzest.«
»Ich lialse Tir tckon damals gesagt,
das-, ich freilich die Absicht dabe, mich
ans Berqlienu unentbehrlich zu machen, i
und meinen Sbraeiz darein setze, dem
Fräulein die Gesundheit inriictzngei
ben. Auch war ich nicht abaenciat, ein »
hohe-J Honarar dasiir entaeaen zu nelsi i
mer-. Was Deine aberaläubisrte Phnns l
tasie sonst sabelt, ist llnsinn Saae mir !
(
i
i
i
doch, welchen Grund tönnte ich baden,
Teiuenr Fräulein ein Leid Furt-singen
sage mir das-l" .
»Ich weist eH nicht -—« saate sie in .
iiniterern Sinnen, »aber die Gedanken :
werde tch nicht los.'· «
.,Fräulein Maria befindet sich nchl·
sebr wohl, wie?·«
»Im«
»Als-J, wenn its-Pläne mit ibr etwas
vor harte. wie Du straft. was-· tiinnte
rnitl) dunn veranlassen, ihr zu l;elsen?
Wuns«
Daz- Madelien selnviea
»Gehst Txi nun ern, dasi Du eine
Niirrin bist, meine ante Ase-II Willst
Du es einem Arzte oerdeuten, wenn
er sich gern in den Ruf eines Wunder
dottors brinat? Komm. mein tliöriclp
tesJ Kind und lasse Dich bei mir nieder,
mein Her-r ist immer noch Dein,« und
schmeichelnd wollte er sie zu sich aus den
Tivan ziehen.
Sie wehrte ab nnd brach in einen
Thränenstrons aus
- »O, hätte ich Dich nicht kennen ge
lernt," schluchzte ste.
»Nun, Du bist in nicht heiterer
Stimmung.«
»Ich muß sort," saate tie dann ängst
lich, «nran vermißt mich sonst aus dem
Schlosse, und der schwarze Mensch be
laueri mich überall.« ·
»So geb, Aste-, schlaue Dir die thö
eichten Gedan en aus dern Sinne und
bleibe mir gut,« sagte er in schindet-ein
dern Tone, ohne aber bemerkt-are Wie
tung damit hervorzubringen
Sie wandte sich sure ab nnd ging
hinaus.
l5r zoa die Augenbrauen zusammen,
als sie fort war.
»Der Baron bat unter dem Kopf
lissen nachaeiuchtJ Sollte er doch mehr
von den Künsten der Baudourleuie
nissen ais ich vermuthete? Mag sie
ihm die Ahoknblätter aeben. jede Spur
des Ickarlciigmus muß jetzt verschwun
den sein. Aber meine Position wird im
mer unhaltbarer, trotz meiner Wunder
lur. Ich will nicht als Bettler von hin
ren ziehen, um irgendwo als Quad
salber zu enden. Ich will den bedunge
nen Preis derausfchlaaen«—und wenns
Aber dieses wilde. leidenschaftlic
Mädchen? Sie ist unberechenbar. Was
kann sie schließlich wollen? Nun, ich
habe die Alte fest —- und ich will Geld
haben, ehe ich von dannen aehen. Mö
gen sie dann meinethalden hier wie im
Paradiese leben.«
Er llingelte seiner hauBthterim
am sich ein opulentes Abendbrot vor
setzen zu lasse-, dessen Gerichten et mit
vortrefflicher-i kagjt»-zulpeach.
Nach einer wenig ruhigen Nacht et
wacbte Maria matter als sonst, Ista
saßueich und übern-acht an ihrem ;
Bette. Lange sah Maria sie an
»Asra!«
- »Gniidiges Fräulein-«
»Hast Du mich Meiji«
l »Das weiß Gott, auödiaes Fräu
e:n««
»E;o mußt Du mir die Wahrheit
sage:1.«
»J; 1.«
»Es ist mir etwas vorgeaangen, von
dem ich nichts weiß. Ja. Ia. leugne
nicht. Ich habe mir die Unruhe und die
Besoranisse aller. die um mich sind.
mein tanaes Schlafen, meine Träume,
das Erscheinen beider Arme und meh
reres andere zusammenaereimt nnd
daraus den Schluß gezoaeo, daß be
denkliche Erscheinunaen bei mir ausge
treten sind, die Euch geanastigt haben.
Du wirst mir, liebe Afra die Wahr
heit saan, sonst staae ich Eogar.«
So bestürmt, berichtete das Mäd
chen schonend ciber den Zustand seiner
Herrin in der verflossenen Nacht, pas
Herbeiruien der beiden Aerite nnd ver
wundervollen Wirtuna des von Dah
low angewandten Heilmittels. Ernst
lauschte Maria ihren Worten.
»So. Tottor Dadva Ich befand
mich gestern sein wohl. sein Mittel
hatte Erfolg, und ich mus-, ihm dank- «
dar sein. Aber das Uebel taan wieder
lelrren und das Heilmittel bei der fset-ie
oerholuna seine Wirtuna verlieren —-"
ernst schaute sie vor sich bin.
»Mir ist heute nicht wohl und ich
fürchte Beängstigung, ich bin maiier
als sonst.'
Nach kurzem Nachdenken suer see
fcri: »Gehst zu Edcar und sage ihm,
rasz ich ilIs um 10 Uhr in meinem31m
ner zu sprechen wünsche und dann
komme und tleide mich aus«
Gehorsam aan Aste.
In Pan-cis Wohnuna traf sie den
Regier, der eisrin beschäftiat war. in
rein großen Herbarinm seines Herrn,
das er aus Euba und Jamaica unter
seiner Aussicht gehabt hatte, umherzu
frohem
Sein duntles Auge deaeancte dein
des Mädchens mit einem Ausdruck, der
es ungewiß ließ, ol- Wolilaefallen, od
Mißtrauen idin zu Grunde lag. Da er
wußte, wie vergeblich der Versuch war,
sich mit ihr zu oerßändiaen sagte er
nichts, sondern meldete sie nur dein
Baron an, welcheinAfra kurz ihre Bot
schaft ausrichtete.
Als sie durch das Zimmer, in wel
chem Jean Bat-ritt init den Herbarien
beschäftigt war, zuriiel ging, drohte ihr
dieser mit dein Finaer und zeigte ihr
einige dergillite Blätter. Das Mädchen
erschrak furchtbar bei dieser Geberdr.
Die umfangreichen Herbeirien Edgar
doii Puiecks wiesen faninitliche Arten
der Antillenflora auf. wenn auch feine
Forschungen allein den weniq bekann
ten Alpenpflanzen geaolten batten.Der
Regen der selbst bei der Anlage dieser
Sanimlungen thiitiq aewesen war,
suchte darin mit einein bemerkenswer
ihen Eifer.
Als ledan nach einicier Zeit bee
auetaim iiin sich nach Maria zu bege
ben und seinen Diener io beschäftigi
fand, fragte er verwundert: »Was
ins-List Du denn da ?«
Leise sagte der Schwarze, sich vor
fchiiei dabei umblielend: Jungfrau
Maria heilen, Herr s— ich tenne nun
clkes von den Geheimnissen der Odi
ni«jnner.«
Edgar legte diesen Aeusierungen tei
nen besonderen Werth bei und sagte, in
Gedanken schon bei Maria weileiid:
",.-Eeivorsichtiq inii den herbarjen,'«
und verließ das Zimmer.
Teg- slte ers Angesicht nahm, als er
verschwun en war. einen drohenden
Ausdruck an, als er jetzt die geballte
Faust erhebend, sagte:
»Nimm Dich in acht. Monsieur
Chalaz. Jeun Baptist wird sich rächen,
daß Du ihn den Baudoiirleuten verra
iisien haft. Du sollst keine Moaisblätter
mehr unter Tlltaria'«s Kissen legen.«
Dann s achte er weiter. und seine Ne
gerphysiognoinie verklärte sich, ang er
sndlich auf die Pflanzen stieß, die er
achte.
«30,« sagte er triumphirend -—- »du
ist eg. Ich durste bisher nicht sprechen,
jetzt habe ich Dich, Monsieur Chalas.«
Unt- riictsichtglos nahm er die ver
trockneten Blätter an sich.
Edgar sand Maria allein in ihrem
Zimmer, sie lächelte ihm liebevoll, doch
mit einei hemertharen Wehiauth ent
gegen.
Er faßte zärtlich ihre schlanke
Hand und schaute ihr hesoiat in das
schöne, doch heute bleiche Angesicht
, Leidest Du, Maria?'«
»Mir ist nicht so wohl als gestern,
Edaar, ich bin matt."
»Hast Du schlecht aesihlasen?«
»Gut nicht. Doch tonini, setze Dich
zu mir, wir müssen Ernstegx bespre
chen.«
Er setzte sich neben sie und hielt
ihre Hand in der seinen.
»Ich weiß jetzt, Edgae, in welhm
Zustande ich mich vorige Nacht be
fand-«
Er erschrak.
»Wer hat Dir das gesagt?«
»Zürne nicht, Asra hat es mir sa
aen müssen, ich hatte es ihr befohlen.
Auch daß Doktor Dahlotv mich von
den Keänipsen beseelt hat, hat sie mir
erzählt«
»Es ist in der That so.«
Sie schwieg und schaute vor sich
nieder, dann hob sie den Raps und
sagte: »Es sind ernste Gedanken in
mir ausgestiegen, Edgar, seitdem ich
das weiß, auch mein heutiges Besin
den stimmt mich trübe.«
Sie sprach so ergehen unter dein
We ihre düsteren Ahn-ingen, dass
ihm die check-ten emporstieaeii.
«Nnn. mein liebes herz, ei i kein j
Grund zur Befugniß —- det vktor
versichert-. vie Krämpie würden nicht
wiederkehren!« (
Nun, um so besser, xoch habe ichJ
einen Enifizluß gefaßt,« sagte ite nn: ·
einem Lächeln von undeschteibiicbek
Lieblichkeit »und Du mußt mir bei
seiner Ausführung bricht
»Mi! allen Kräften, Mari«1.«
»Ich halte Dich beim Wolk.«
Voll, die großen seelenvollen Au
zcscn auf iln richtend, fuhr sie fort:
»Ich will mich Vetmciblen, Ebnen-«
Das kam so übekkafchenv, daß ee
fsch jäh erhob nnd ferner Antwnt
mächtig mat.
»Ja. Edgar,« sagte sie sanft —
,,«ras ist mein Wille.«
Er war immer noch stumm.
»Ist-J Testament Großvaters leat"
rziir diese Verpflichtung aus«
»Wie? Wie hast«
»Mein lieber Edgar, abnft Tii denn
nicht welche Bedeutung der Passsis
bat, daß bei meiner Verbeiratljnri
mein Vermöaen meinem Gattin cre
boren scklZ«
,,Nun?'«
»Der tlnae. alte Mann roitszte das-i
ich keinem anderen meine Hand reis
eben roiirve als Tir, nnd wollte, das-,
ids leinem anderen sie reichen sollte,
als dem Sohne seines Herzen-T in
dessen liedeokllem Schutze er mich
ssiber wußte fiir dieses Leben. So bat
er’s aemeint.« Und mit demselben
siszen Lächeln. das noch eben ils-re
Haar verklärte· saate sie dann: »Und
willst Du mich. wie ich bin, Edaar?«
»Mein Herz, meine tbeure Maria,«
siammelte er in tiefer Erreaur:g. »ich
tin ja Dein — Dein — das weißt
Du ia.«
»Sieh, Edaar.« fulir sie langsam
fort, und ein triiber Ernst oerscheuckte
das linliche Liicheln »cs ist ja mon
lieb. und ich hoffe es« daß mir noch
aliialicbe Erdentaae bestimmt sind —
eder vielleicht bat der iibcr den Ster
nes-. es anders beschlossen darum muß
ich das Testament im Sinne des then
ren Mannes erfüllen. Ich weis-z, Du
liebst mich wie ich Dich, nnd ist es Dir
recht, so reiche ich Dir noch heute meine
Hand."
Von neuem malte sich jöbes Er
ste-einen in seinen Zügen.
»Heute?««
,.Lieber ietzt als später, oielieicsst
ist keine Zeit zu verlieren. List-US
Zukunft weiß ich bei Dir geborgen,
also erfülle meine Bitte. Dann maa
Grtt senden. Joa- er will « muss isb
sterben, sterbe ich an Deinem Herren«
Edaar war von der so inniaen Ein
fochbeit ibrer Worte-, ihres Wesens,
ilner sanften Erqebnnei in des Zwiet
tals Fiiaunaen ans das Tiefste er
schüttert.
»Willst Du vor Gottes Angesicht
r:ein tranter Gotte werden«-«
Er beugte sich nieder zu ihr und
ti.s,te sie ans die Stirn.
»Ich bin Dein. Maria, so lange
n.ein Herz sich regt.«
,.Mein tdeUrer, tbenrer Edaar.«
Einen Augenblicks bielt sie ibren
Arm von seinem Nacken und saatet
.,Klinaele ietzt und lasse Mama und
Lisa kommen, damit ich ihnen meinen
Entschluß vertiinde.« «
Bald traten die berbeiaetusenen
Damen ein
In schlichten Worten sagte Maria
der Stiefmutter« dasz sie einaedent
des Testamentes und ihres ia zwei
felbaften Gesundheitszustandes sich
nich heute mit Edgar vermählen
wille. "
Beide blickten sie nach dieser Er
öffnuna mit bleichen Gesichtern an.
Doch Frau von Streblen faßte sich
rasch und saate: »oSllte das nicht
stialich aufgeschoben werden bis zu
Deiner Genesunq, Maria?«
»Nein,« erwiderte diese ruhig, »ich
tann auch als Edaar’s Gattin genesen
—- iedenfalls aber sterbe ich dann als
sein Weib-" .
»Komm Schwesterlein« und rte
ftreate Lifa die Arme entaegen, »Du
follft meine Brazrtjnngser sein«
Diefe wanlte zu ihr bin und kurg
ihr Gesicht an Maria’«5 Brust.
Was in der Mutter Herzen in hie
; fem Auaenhlick vorging, wer wollte
es fagenZ
Sie fühlte mit dem Kinde den
jähen Schmerz, der feine weiche Seele
bei der Ankündigung von Edgar’5
Bermiihlunq von neuern durchstür
nren mußte, in voller Kraft mit; und
heißer Grimm gefellte sich zum bitte
ren Leide urn ihr fo leidenschaftlich
geliebtes Kind. Das Blut ftieg ihr
zu hirn —- wilde Gedanken durch
kreuzten sich hlitzartiq —- hier Schön
heit, Jugend, Reichthum, dort Jam
mer, Elend, Demüthigung.
Ein Zug eherner Entfchtoffenheit
erschien in ihrem Gesichte, ihr guter
Engel war entwichen.
Edaar begab sich zum Pfarrer, die
Damen zogen sich zurück, um Vorbe
reitunaen zu der unter fo feltfamen
Umständen vor sich gehenden Ver
mählung zu treffen. Eine halbe
Stunde später erhielt Doktor Dah
loto ein Billet von Frau von Streb
len mit der Anzeige der soeben be
schlossenen und heute noch stattfinden
den Vermählung und der Einladung.
diefer beizmoohnen· Als Nachschrift
war hinzugefügt: »Das ousbedungene
Honorar roiro diefer Tage angewiesen
werden«
Der Doktor verstand —- der Würfel
roar gefallen.
Die Trauung follte urn vier Uhr
stattfinden. und in dem kleinen Saale
des Schlosses, unter dem Bilde von
Maria’i Mutter - vollzogen werden.
Die Dienerfchoft nah-n die Kunde rnit
- Staunen, aber mit steudi :n Stau- ;
nen, entgegen. Jn diesen- e war :
es sa ganz selbstverständlich da Ed- !
gar Pareck Fräulein Maria getrathens
nsiirde, nnd er war ähnm als er auch (
durchaus niilltomnien . , -
Sehr erregt war Jecn Baptist durch (
die ilnn von seinem Herrn gemachte
Mitheiluna. Er fragte: »Wind der
Dotier, Monsieur Dadurch loinrnen?«
»Wahricheinlich wird Drin Gespenst
von haiiti erscheinen, es war nicht ZU
umgeben, ihn ein uladen.«
Der Regen de en innere Erreaung
VMI tuyaev Manne entging, war rann
gkbnnniszvoll mit den dem Herarium
entnornrnenen Pflanzen beschäftiqt Er
war wiederholt in der Küche erschienen,
lintte lochendes Wasser entliehen und l
selbst über einem Feuer in einem irde
nen Geschirr etwas zum Sieben rie- «
bracht, sehr zum Erstaunen derMäade, 1
trelche sich die Köpfe zerbrochen, was
der schwarze Mann da brauen könne.
Lisa lag bleich und matt ans ihrem ·
chinr und Frau vcn Streblen gina l
mit sehr diisicrer Miene in ihrem«
Zimmer auf nnd ab.
Olirm welche die Gebexde des Ne
seists welche andeutete, erwisie un: die
unter kein Knvslissen Maria«H versteck
ten Blätter ties erschreckt hatte, schritt
blaß und still e:ni.er.
Takt-Ins welcher ihre iunqenbtiche
Uikericilsrenisekt auszudeuten verstan
den hatte, war ihr unteinilich nnd seit
tser Ankunft des ritterlibcn Eva-ir,
dein sie von Jugend aus zugetlian aes
wes-en war, alreader widerlich gewor
den. Sie hätte ihr Leben bicheben,
um ie letzten Monate aus ihrem Da
sein streichen zu tönnen.
So geheimnisvoll Und orroamrsg
das ganze Verfahren Dablotv’s Ma- ;
ria gegenüber, so weit es durch sie aus- ;
aeiibt wurd:. auch war. so vermochte fie .
doch keinen Grund einzusetzen, der inn
veranlassen könnte, die Gesundheit
ihrer Herrin zu schädinein Höchftrns
zog er vielleicht eine Krankheit in die
Länge, um aroßerecs Honorar zu ern
ten. Dennoch bereute sie tief, sein
Werkzeua aeweien zu sein. Maria
rrar in aliickieliaer Stimmung und
ließ lich ir-. ein dunkelez Seidentleid
biillen und den Brauticbleier in ihrem
Haar beseitigen, un: vor dem Altar zu
erscheinen.
Edaar war tief bewegt. Der aliicks
leliaste Moment feines Lebens- wurde
aetriibt durch die Sorge um das tbeure
Mädchen.
Geladen waren nur weniger Perio
nen, darunter natürlich Doktor Mei
l«-era. Als die Stunde kam, rvo die
Gäste eintreffen tonnten, stand Jean
Baptist in feinem aewiihnlichen An
scae. aber iauberer weißer halsbinde
am Portal Die eintreffenden Gäste
schien er nicht zu beachten.
Endlich lum Doktor Dablow, nnd
des Neaers Augen begannen zu fun
keln. als er ibn erblickte, doch trat er
beiseite, als dieser inss Haus aina, als
beachte er ibn nicht« aing aber gleich
lkinter ilim her nnd betrat nach ihm
den tleinen Saal, in welchem unter
dem Bilde von Marias Mutter ein
Altar errichtet war. Frau von Streb
len battr hier die Gäste empfangen
Lisa ivar zu unwobl. um Zeuge der
Trauung sein zu können.
Als Doktor Dahlow eintrat, ein
piina ihn Frau von Strrblen mit ei
nem Blick-, in welchem eine Frage von
diiiterer Bedeutunq lag· Der Arzt be
antwortete sie irit einem Hultimmendrn
Senken der Augenlider. Einen Augen
lslirk nahm ihr Antlitz eine fast graue
Färbuna an. und ein Zittern durchlief
den Körper, dcch zeig-ne sich gleich wie-«
der darauf die Ruhe nnerictxiitterlichrn
Entschlusses.
Tie Tmnestilen teLJ Halse-J lam
inelien sich bereits ini Hinten-runde
die-« Reinlich ian uniqe der Diener
boten den Gesten Wein an. JWn Vip
tist stand mitten ins Sante, nahe den
Gästen, ee verließ DottceTaliimv nicht
nxit seinen Angen, in seiner Lmnd imq
et ein wekßi-L«, znsnnnnengeiniteteg
Baiiisttiich, der Dotter hatte den rech
ten dont-schuld agegtrdeien nnd des Ne
exceg Blick ruhte aus dieser breiten, nn
schönen Hand.
« Edaqk erschien ernst anssehend nnd
. begriiszte den Psalm und die Gäste-,
; nach Meibetg schaute er sich vergeblich
» inn.
i Tie Tbiite össnete sich, nnd in ihrem
I Neun-itzt M Tot-us, vkk sich is.
. große Liveee geworfen holte, aeschoben
unt- gesolgt von Ast-ei, erschien die
Braut.
s Teos der Blösse, welche ihr Gesicht
s zeiate· hatte Maria von Studien nie
s schönes und lieblicher one-gesehen Jn
zdee HilslusiateiL welche sie an den
» Stuhl bannte, lag etwas unendlich
s istiibrendes.
J Mit hetziichee Freundschast nnd
lTheilnahme wurde sie begrüßt, und
s die Augen der Diener zetqten, wie sie
ilnse innne Herein liebten.
) Als Dotter Dablrw vor sie trat,
teeichte sie ihcn die band mit den Wor
en:
»Ich habe ecsolsken, here Dottor,
daß ich es Ihnen verdaute, wenn ich
s heute hier weilen tann, ich bin Jhee
i Schutdnetin.«
i
Dahlow net-beugte sich geschineichelt
nnd seine linke behandschulste Hand
i tam hierbei mit scheinbar unwillkürli
chee Gebetne Watte-'s Gesicht etwas
I nahe. Gteich daraus wurde diese bleich
! nnd ihr Auge vertieth Unruhe Dah
! lew spon als Edgak und Doktor
l Bei-traut merkten das, und der a
s lante Dohtotv ergeiss rasch mit get
s Linsen ein Glas des in der Nähe auf
dem Tisch stehenden Weines und ilbets
reichte ei, weil-rent- ee neit ver Rechten
rasch darüber htnsulm ver Braut.
Niemand achteie dieser flüchtigen,
unscheinbaren Bewe, ung, ais der Ne
ger, der die Hände ableite-'s mit der
schärfsten Aufmerksamkeit dedlvrchietr.
Maria ergriff das Glas mit dan
tendem Blick —- die Augen ihrer
Stiefmutter ruhten mit geisterhaft-m
Arsdrnct auf ihr — sie hob ei —
blickte lächelnd nach Edqur ——-· noch der »
Bruchtheii einer Selunde und sein
Inhalt ergoß sich über ilire Lippen —
jtizt —- fuhr die schwarze Hand Jecm
Vapkisss hernieder nnd entrifk der
jungen Braut das Glas gleichzeitig
bot er idr ein anderes mit der Linien,
in welcher er das Batiisimcb hielt. aus
tem Maria ein frei:1da:1ii1cs, doch
tröftiqes Arrma entgegenitieei.
, Zwar waren die zunächst Stehenden
verblüfft von dieser eigenrnachtigeii
sendian schrieben sie aber den erdu
ichcn Ansichten des Negers über icine
besondere Stelluqu der Braut gegen
iskser, alg Diener des Bräiitigaiiig, zu.
Selbst Edaar
i
i
Maria trink-l einen Schluck aus dem
Glase und fühlte sich gleich daraus Mel
wohler. « »
Dotter Dahlow wurde bei dreltM
so überraschenren Eingrifse des Neaerz
bleich und bebte als in aus liessen An
aenfein Blick des furchtbaren Hasses
tra .
Jtün Baptist setzte das Glas, wel
ches Dahlotv der Kranken geboten
hatte, sorgfältig bei Seite. zunächst
dem, welches er tredenzt nnd aus der
Hand Maria-s zuriickempfanaen hatte.
Das aanze war von den Anwesen
en wenig hemertt worden, mit Aus
nahme von Frau von Stuhle-m welche
den Vorgang schwerathmend verfolgt
battr.
eLise, um nicht zu stören, trat jetzt
Dcsltor Meibeea herein nnd blieb de
sechiden im Hinteraeunde stehen.
Sein Auae weilte aus dein Braut
naare. überfloa dann die Anwesenden
nnd blieb mir starter Ueberraschung
aus Doktor Dahlow hatten. Dieser
der ausaereat aussah und aus seinem
Gesicht unvertennhar etwas wie Angst
zeiate, aewahrte den neuen Antömm
lina nicht. Mit bleichen, sast verstör
ter-. Ziiaen stand Frau vcn Strehlen
neben der Braut Hinter ihr Asra,
deren Auae mit wehmiiihigern und doch
inniaent Blick an like-arg schönem«
männlichen Antlitz haftete.
Mit dem gemeinsamen festen- »; a«
— war Maria Edaar von Parecks
Gattin.
Alles umdriinate alüctwtinschend
kie Vermädlten. Bleich und anaegrisi
. ten. hatte sich Frau von Strehlen et
» trag zuriictaezoaen
Jean Baptist stand wie bisher, ei
« nem Tiger aleich, der sum Spunae
; ansetzen will, hinter Dahlow, hatte
I nur Auaen sür ihn und hearhrete Frau
» kon Strehlen nicht. Diese, erschöpft
I und von dein Sturme der verschieden
I attiaen Gefühle, welche ihre Seele
durchwoatem sast betäubt. bemerkte
H zwei Gläser mit Wein, welche neben
einander standen. erqriss das eine und
leerte es zur Hölstr.
Gleich daraus durchtiinte ein ael
lender Schrei die Halle und erschrechte
die Hochzeitgaiiste und das jungePaar.
Mit diesem Schrei war Frau oon
Strelilen leblos- zu Boden gesuntem
Alles eilte zu ihr hin, nur Dahlow
mochte Miene. sich eilia zu entfernen.
Doch als er sich zum Ausaana wandte,
stand der Neaer mit einem Gesicht. in
j welchem der Ausdruck thierischerWilds
J lieit voll zum Ausdruck tam, vor ihm.
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Von dem Grimm, der aus den Auaen
des Neaerss spriihte, zudte der Arzt zu
ern-nen.
»Wohin. Monsieur lealas?« sraate
tser Schwarze.
»Aus dem Wege. Bursche-A entarte
nete lsettia der Tottor und wollte ihn
bei Seite schieben. Tuch im Armen
olicte umschlangen iln die rielenstar
ten Arme des Schwarzen und hielten
ihn wie im Schraubstoae sest.
»Du wirst erst Mntsonna wieder
aeiund machen. Coujom und dann
wollen wir Dich hör-nen. Du hast
mich dem Baudour verrathen. Schur
te. und sollst es bittern.«
Dahlotv. obgleich selbst ein. starter
Mann, fühlte, dasz es vergeblich sei,
gegen des Neaers Mast anzutiimpsern
und stöhnte unter dessen eiserner Um
tlammeruna:
»Wer besreit mich von diesemWahn
sinniaen?«
Von allen Anwesenden halte nur
Meibera dieses Zusammentreffen be
achtet, denn die anderen waren aufne
reat, um Frau von Strehlen beschäf
tiat. Er trat jetzt vor und iaate
trocken:
»Nun, Wen-rel, wag bast Du denn
niit dieser schwarzen Zeele vorh»
Machte aber durchaus teine Anstalt,
ilnn beizustehen
Mit der Miene eines Jrren starrte
Dahlow ihn an.
Jetzt waren auch einiae der Ande
ren aufmerksam aus die Novum-erns
lrektbe Szene geworden, welche sich
zwischen Dahlow und dem erregten
Neaer abspielte.
Frau von Streblen war zum Be
wußtsein zurückgekehrt und Doktor
Betrarn um sie beschäftigt Edaar
tain heran, und mit Erstaunen ek
blickte er den Dotter in des Neqers
Umtlatnrneruna. Der wiitbende Hai
tier wiirde ihn in seiner Uinarmunq
erstickt haben, wenn quar ihn nicht
darM beseäit götte.
» Z ! AS. Jan Ba tist?«
herrschte er ihn an. F p «
Gortsetzuna solaU
Der alte Gomes singt ie t tn bin
blick aus die Z Millionen allan ein
Lied vom Fluch des Solvet Hat wes-l
In wenia davon betommenf