Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 04, 1899, Sonntags-Blatt., Image 9

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    Sonntags Blatt
beiiage cles ,,Ilnzeiger mul herola«.
J. P. Wissdolph, Herausgehen Grund Island, Nebr» den J« Aug. 1899. Jalsrgang 19. No. Ps,
MW
Kunst. Willens-halt innl
Gewerbe
MiilitiinLusischissqbrn
Von L Derlieutenxnfssitl i e k sl O F s is k
Ileber die Verwendung des Ball-Ins
zur Beobachtung vor dein Kampf nnd
Während desselben werden zum Theil
recht übertriebene Ansichten gehegt, die
sich sogar so och dersteigen, daß sie
dem Truppensiibrer den Aufenthalt im
Ballon anweisen möchten. Die Enthu
siasien siir den Bollon sind den Enthu
siasten für das Fabrrad gleichzustellen,
nur sind Erstere weniger leicht als die
s Lehteren zu belehren, weil ein Rad viel
» leichter zu besteigen ist als ein Ballon.
und man demzufolge von der Schwäche
des Rad-S und seiner recht beschränkten
Anwendung sich persönlich leichter
überzeugen lann.Tl,.1«-sachcist, daß so
wohl Ballon wie Rad nicht im Stande
sind, die Cavallerie genereil zu ersetzen,
bezw. ihre Verminderung anzubahnen,
wohl aber, daß beide bei entstehender
Möglichkeit ihrer Verwendung im
Stande sind, die Cadallerie in ihrer
Aufklärung und im Meldewescn we
sentlich zu unterstützen, und daß die .
Busonbeobachtung unter ihr besonders
günstigenilm tänden sogar von hervor
ragenderze eutung sein tann
Diese r den Ballon günstigen
Fälle Können im Festungslrieg, beson
ders in seinen letzten Stadien, beim
Kampf um Zeldstellunaen und bei der
-Kiistenderibeidigung häufig eintreten;
sweniger häufig werden die Fälle ein
treten, da der Ballon im Bewegungs
lrieg, vorausgesetzt, daß die Fühlung
gewonnen worden, von Vortheil sein
wird.
»Die Vorzüge, welche der Ballon bei
gunsttgen VerliiiltniJect.«irn Landtriez
haben lann —- von seiner Verwendung
im Seetrieg sehen wir hier ab, da trotz
der sonstigen günstigen Vorbedingun:f
gen der Wind eine noch störeridereWir
tung übt —— bestslin im Wesentlichen
darin, daß die Beurtheilung aller Ein-:
zelheiten des Anmutsch und Situa
tionsbildee eine eint-entity- wird
Sieht der Beobachter vorn Ballon au-:
. alles Das-, was die Caoalleriiten an
verschiedenenStellen, mit verschiedenen
Augen,zu verschiedenen Zeiten sehen
und aus längeren Wegen zu verschie
denen Antunstszeiten melden, so steht
die Leistung des BallonJ hoch erhaben
über derjenigen der Cavpllerie Ueber
dies kann vom Ballon ans oer tcleobos
nisch bezw. telegravhisch mit ihm ver-s
bundene Trupveniiihrer sofort ersah
ren, wie die Situation innerhato seines
eigenen und wie sie im nächsten Neben
bereiche ist, ob die erwarteten Colonnen
bereits angekommen sind, oder ioje au
genblicklich das Gesecht an einer Stelle
steht, die er selbst nicht itbersencn lann.
Die gewaltigen Barthen-, welch-. eine
CBeobachtung vorn Ballon unt-It hier
»- und da eintretenden -1ii:ritigei1 Wind-,
Wetter-« undTerraimmistanoen gewäh
ren tann, sind aber nu- dann ausnah
bar, tvenn dee Beobachter ein gleichmä
ßig routinirteLLustschiiier und Gene:
ralitiibler ist. Ein zum stluiitieg mitge
nommener, an die Verhältnisse in dem
Lustschisf nicht gewohnten noch io vor
züglicher Generalstabsoffizier tann sich
nur mangelhaft orientiten, er tann
nicht sicher orientiren, und seine Mel
dungen werden langsam und mit nicht
seinwandssreier Präeision herabtom
men.
Jrn jüngst erschienenen deutschenMii
litiirsWochenblatt steht eine turz ge
faßte Abhandlung iiber Ballonbeobachs
tungen; darin wird treffend gesagt:
»Deine rechnen wir mit der zuverläs
sigen Carallerieaustlärung als mit et
was Selbstverständlichem, und doch
muß zugegeben werden, daß die Caoal
lerie nicht unter allen Umständen in
der Lage sein wird, diese Ausgabe zu
lösen. Zunächst ist es einleuchtend, dan
das Bild von der Gesarnmtlage, wel
ches sich aus den Meldungen ergiebt.
eberktpeil verschiedene Kräfte an seiner
gritellung gearbeitet haben, nur selten
vollkommenes sein wird: es bleibt
sein Stückwert von nicht einheittichei
Auffassung Dann sind aber auch
Fälle denkbar, das; die Auitlärung in
Iol e besonders ungünstiger Gelände
ver ·ltnisse oder tiedeutender Hinder
nisse oder in Folge der Ueberlegenheit
der seindlichenCavallerie versagt. Auch
bieten sich irn Gelände selten erhöhte
Punkte gerade dort, wo man sie ges
l
braucht, von welchen aus die lsavallerre
loder noch besser der Führer selbst) sich
einen Eindruck von der Gesanuntiuge
schaffen konn. Hier nun setzt die Beil
lpnbeobachtung ein. Der Ballon ist
ein künstlich erhöhter Punkt; er hat so
mit alle Vortheile, aber auch alle Rads
iheile eines solchen und zu den letzteren
zuweilen noch den der schrvanlenden
Bewegung-K
- Zu diesen Nachtlseilen ist zu rechnen:
Die Ballonbeobachtunn wird nur unter
ieht glücklichen Verhältnissen über eine
lfntfeenunq von etwa ItMeilen glücken,
sie wird also aus weitere Entfernungen
Pier Cavallerie überhaupt nickt concnr
iren können. Es kann die Beobach
tung vornBollon sogar auf nähere listi
fernungen in Folge von Trilbungen zce
Luft versagen, welche häusiq -- vor
sugstveife in der wärmeren Jahreszeit
»s-— durch den über der Erde logerrnen
«Qunft entstehen. Dies trifft besonders
am Morgen zu, also wenn die Be
- « gen der egel nach beginnen. lsg
ier, fe tzustellen, daß starke
Ess -««- ngen die Ballonbeobochtung
s« UW unmöglich, so doch unsicher
machen Selbst mit den besten Gläsern
elmgt es dann nicht, in weiter Ferne
ruppen von Hecken und Baumreihen
I zu« unterscheiden Endlich liegt in der
" bei starkerer Luftströmung schwanken
den Bewegung des Ballons und des
Itarbeg eine wesentliche Schwierigkeit
inr die Beobachtung Nicht allein ift
. in der luftigen Höhe, wo schon ein mic
« telmasziger Wind als starker Sturm
empfunden wird, das Kartenlesen, das
Niederschreiben von Meldungen, die
Bedienung des Telephons sehr er
schwert, sondern vor Allem ist es nicht
möglich —- eben wegen der dauerndes-»
unberechenbaren Schwantungen des
Korbes —- dcts Glas auch nur für An
genblicke auf einen Punkt zu richtet-.
Die Beobachtung ist auf das unbewaff
nete Auge angewiesen, leistet also auf
weitere Entfernungen nicht Genügen
des
Mit der Wiedergabe dieser Schwie
rigkeiten bei den Ballonbeoba tun ei;
wird nur der Zweck einer den bat a—
eben entsprechenden Werthbemessung
des Ballons zu militärischer Ausnutz
ung verfolgt. Auch wenn der Ballon,
toie zu erwarten steht, technisch noch
derbolllornmnet und damit ein Theil
seiner Nachtheile vermindert wird,
dann tritt bei gesteigerter Mö lichteit
leiner Anwendung um so lebhaster an
die Offiziere der Lustschiffer-Abthei
lung die Aufgabe heran, den Vallon
einzig und allein als Mittel zum Zweck
des generalstäblerich durchgebildetcn
Veobachteng zu betrachten.
Gegenwärtig benutzt man den Dra
chen-Ballon. Derselbe besteht aus ei-:
new Cylinder von 19 Fuß Durchmes
ser und 45 Fuß Länge, welcher durch
zwei halblugelförmigeStirnslächen ab
geschlossen wird. Am vorderen Ende,
in der Mitte der HalblugeL befindet
sich das Hauptventil; dieses bezweckt
den Gagabslufz bei höheren Tempera
turen, sowie Ermöglichung einer Lan
dung für den Fall einer Freifahrt Zur
Erhaltung einer prallen Form dient
ein Ballonet, das sich an den rückwär
tigen Theil des Haupttörpers anlegt.
Von der horizontalen Querwand des
Ballonets bis zum Ventil ist eineLeine
gespannt, durch welche bei Gaswer
druck das Hauptventil geöffnet wird.
Zur Vermeidung von seitlichen
Schwankungen dient das Steuer
ein sactförtniger, cylindrischer Holutörs
ver aus Leinenstofs, der sich unten uxn
die hintere Halblugel des Hauptbal
long herumlegt. Auch das Steuer fiillt
sich wie das Ballonet mittels einer ge
gen den Wind gerichtetenOeffnung rnit
Luft, wodurch eben derBallon gezwun
gen ist, immer dem Winde seine Spitze I
zuzuwenden.
llm jedoch den Drachenballon noch
stabiler zu machen, befindet sich an den
Länge-seiten des Cylinders je ein gro
fiess Segel, welches, vom Winde ge
schwellt, das Girren des Ballons der
hindert. Vom Korbe führt auch eine
Leine zum HauptbentiL behufs Oeff
nung desselben bei einer Landung.
Im Korbe befinden sich als Ausru
stung ein Aneroid, ein ZeißsBinocle
und ein gewöhnlicher Feldstecher, eine
rothe und eine weiße Fahne, sowie eine
comvlette Telephonstation. Die Tele
phonleitung geht vom Korbe über den
Ring des Ballons bis zum CabeL
Jn letzterem ist eine isolirte Seele
als Hinleitung; als Rückleitung dient
das Stahlcabel.
So ausgerüstet wird der Ballon
den Meldedienst vollkommmen durch
führen können.
Ein niwltcher Kinn-d
Von Leo Brenner.
Riesen und Giganten icnpoiiiren
wohl durch ihre Erscheinung, aber ihre
Niitzlichteit stellt oft sehr in Frage — -
außer wenn es sich uni geistiqe Riesen
und Giganten handelt. Auch ir. der
Astronomie ist es nicht immer der rie
sigste Hitnmelslörper, der das größte
Aussehen erregt, oder das größte Jn
teresse der Sternng er aus sich zieht.
Wir tennen z. V. terne, die unsere
Sonne um ein Vielfache-s an Größe
übertreffen, die aber trotzdem dem
Astronom herzlich gleichgiltig sind.
Auch der neunte Saturnmond, der
liirzlich entdeckt wurde, ist entschieden
interessanter alv« zum Beispiel der i
Jupitermond obgleich aus letzterem
sicherlich Bd Millionen Hiinmelslörper
gleicher Größe wie der neunte Sa
turnmond »geschnitzt« werden lönnten.
Auch unter den Planeten ist es so.
Welcher Astronom interessirt sich fiir
den Neptun, der doch unsere Erde an
Größe um das Sech igsache übertrifft
und wie viele tntere iren sich dagegen ’
site den Mars, der fast siebenmal tlei
ner als Unsere Erde ist. Noch augen- j
fälliger ist jedoch das Mißverhältniß
zwischen Größe und Nil lichtett, wenn
wie einen Vergleich zwis n dem größ- -
ten aller Planeten, dein Jupiter, und
einem der kleinsten, dem Erbs, ziehen
Aus dein Jupiter ließen sich nicht we
niger als 15,820 Millionen StückErosJ
anfertigen. Und trotzdem ist uns vieser
Knirps von Eros viel nützlicher als der
Gigant Jupiter, denn er wird uns in
Stand setzen, die Parallaxe der Sonne
dreimal genauer zu bestimmen, als
uns dies mit unseren bisherigen Mit
teln möglich war. Von der Kenntniß
der Sonnen-Parallaxe aber hängt die
Bestimmung aller wirklichen Laugen
maße ab.
Denn direct lönnen wir nur das
Bogenmaß bestimmen, d.l). den Winkel,
unter welchem uns ein-Körper erscheint.
So z. B. können wir leicht durch Mes
sungen bestimmen, das-, der Durchmes
ser des Saturn - Ringes 40,64 Bo
genfecunden beträgt, aber wie viele Ki
lcmeter dies in Wirklichkeit sind, kön
nen wir erst dann berechnen, wenn uns
die Parallaxe der Sonne bekannt ist, d.
b. der Winkel, unter welchem den-Halb
messer unserer Erde einem Beobachter
auf der Sonne erscheint. Denn daraus
ergiebt sich dann die Entfernung der
Sonne von der Erde in Kilometermaß,
und überhaupt lassen sich dann alle
Bogenmaße in Kilometermafe umwan
d(ln. Mit anderen Worten: lennen
wir die genaue Sonnenparallare, so
leimen ioir auch die genauen Durch
messer aller meßbaren Himmelslörper
und ibre meßbaren Entfernungen un
ter sich oder von der Erde.
Nach dem Gesagten wird also der
Leser begreifen, dasz die Astronomen
von jeder ibr Hauptaugenmerl auf eine
möglichst genaue Bestimmung derSons
i.en - Parallare gerichtet hatten und
daf, die Regierungen der Kulturftaa
ten sotvobl im 18. als auch v im "19.
Jahrhundert lostspielige Expeditionen
nach den Antipoden schickten, weil die
Beobachtung der Venug - Ditrchgänge
das beste Mittel schien, die Parallare
der Sonne genau zu bestimmen.
Leider scheiterten bisher alle dies-be
züglichen Hoffnungen an der Schwie
rågleit, den genauen Augenblick der
iNachschlagen im Berliner Jahrbuch
zeigte ihm, daß dieser durch den nahen
Planetotden lett-) hervorgeruer war;
aber der dritte Strich überraschte
« rrn Witt am meisten, weil er auf
fällig lang (2s5 Millimeter) war. Er
hielt ihn des-halb siir einen Kometen.
Um sich darüber Gewißheit zu ver
fschaffen, beobachtete Herr Witt in der
olgenden Nacht am Zwölf-toller der
Urania und fand nahe der betreffenden
Stelle einen Stern 10.—-—1l. Größe,
der riictläusig war und dabei eine so
auffallend schnelle Eiaenbewegnng
zeigte« daß dag Resultat ungesäumt
der Centralstelle für telegraphische
Meldungen in Kiel telearaphirt und
von dieser sofort telegrabhisch an alle
Sternwarten iveiterbreitet wurde. Auf
Grund der nun einlaufenden Beobach
tungen berechnete Herr Berberich (vom
Berliner tgl. Recheninstitutes die Bahn
des neuen Planetoiden DQ (wie er
provisorisch bezeichnet wurde) und
machte dabei am 2. September die
überraschende Entdeckung daß die grö
ßere Bahn dei- neuen Planeten zwi
chen den Bahnen der Erde und des
arg laa!
Also ein neuer Planet zwischen sing-—
und unserem Nachbarulaneten Mars-!
Otendrein ein solcher, der unS in gün
stigen Oppositionen näher inmitten
mußte, als selbst dieVen115: ja so nahe,
daß er nur vorn Monde in Antreibe
rung an uns übertroffen wird!
Man kann sich denlen. welches Auf
sehen diese Entdeckung machte, und
wenn nicht Herr Witt ohnehin schon
als fleißiger und geschickter Astronom
F bekannt gewesen wäre, so hätte Diese
IEntdectung allein hinaereicht, seinen
Namen allen Astronomen aelättfig zu
machen.
Uebrigen-J wäre ihm die Palme auf
ein Haar oon einem Franzosen entris
sen worden. Denn an der Stern
warte von Nizza war es dein dortigen
Astronomen Charlois aenau zur sel:
ben Zeit eingefallen. die Umgebung
von Beta Aauarii aufzunehmen. .;nd
auch er erhielt den neuen Planeten auf
Gefesstkn Praxis-wollen«
Berührung des Venus Randeg mit
dem Sonnenrande festzustellen livegen j
des optischen Phänomen5; »sich-wartet
Tropfen«), so daß die bisherigen Be
stimmungen der Sonnen Parallaxe
nicht einmal in der ersten Decimale
unter sich übereinstimmen; und da zu
dem der nächste Durchgang erst inr
Jahre 2004 stattfinden wird, müßten
wir auf die genaue Bestimmung der
Sonnen « Parallaxe zu Lebzeiten ver
zichten, wenn nicht ein junger Berliner
tzlstronoin das Glück gehabt hätte, Erois
aufeiner photographischen Platte zu
- entdecken.
Am ist. August v. J. wollte nämlich
Herr Gustav Witt, Astronorn der Ber
liner Urania - Sternwarte, den Pla:
netoiden litt-M photographisch suchen,
weshalb er die Umgebung des s Sternes
Beta Aquarii photographisch aufnahm.
Wenn nämlich ein photographisches
Fernrohr derart auf einen Punct des
Himmels gerichtet wird, daf; dieser be
ständig im Mittelpunkte der optischen
Are des Fernrohrs bleibt livas durch
ein entsprechend regulirteg Uhrtvert er
zielt wird), so zeichnen sich die Sterne ;
als runde Punkte auf der photograin
schen Platte ad. !
Befindet sich aber zufällig in deri
photographirten Gegend ein Himmele
körper mit rascher lkigenbewegung,
also z. B. ein Planet, so zeichnet sich
derselbe als Strich auf der Platte ab,
weil er sich ja während der Belieb
tunasdauer bereits ein Stückchen wei
terbeweat bat. Bei ziveistiindiger Be
lichtuna ist z. V. ein solcher von Pla
netoiden verursachter Strich 1s4----1s5
Millimeter lang. also — namentlich
bei Anwendung einer LupeW leicht von
den Puncten der Sterne zu unterschei
den.
Als Herr Witt seine Platte unter
suchte, fand er statt des einen erwarte
ten Striches gleich deren drei vor. Eine
Prüfung des zweiten Striches und
seine Platte. Statt aber diese gleich
zu untersuchen, bezw. am 14. auszu
niessen, berschob er dies lweil atu l4.
Sonntag und am 15. ein Feiertag
war) auf den l6. August. Nach astro
nomischem Gebrauche ailt aber derje
ige als lsntdeelen der seine Ent
deckung zuerst anzeiaL nnd so tam
Clkarlois durch seine Zonntagsrube
un den Rubin der Entdeckung cies
Gros. Denn »Erns« tvar der Name,
fiir sich Herr Witt entschied.
Schon aus Berberich’s Berechnnr
gen hatte sich die betrübende Thatsache
ergeben, das-, Eros bereits am Zi. Ja
nuar 1894 in der günstigsten Opposi
tion gestanden war, und bätte man ihn
damals schon gekannt. so wüßten ibi:
heute bereits den genauen Werth der
SonnensParallaxe bis in die Z» ja
vielleicht sogar Lä. DeeimaleI Leider
niiisten wir, ioie ans den von Cimab
ler neu berechneten Bahnetetnenten des
lstos l)ervorael)t, bis ltz:t1 auf eine
istsnlihe günstige Opposition warten,
und das dürfte den meisten unter uns
etwas zu lange dauern. Es ist daher
tröstend, Das-, Die zweitaünstigste Op
position bereits itu November 1900
stattfinden tor der Planet loie ein
Stern von 8 Its-; Größe erscheinen
wird.
Sehr bon Nutzen zur Berechnung
der Abs-Bahn war der Umstand, daß
dieser Planet nachträglich aus 17
Platten gesunden wurde. die die Har
vard Sternwarte und ibre Filiale in
Arequipa in den vorhergegangen-ten
Jahren aufgenommen hatten. Wir
wissen jetzt, daß die Umlaufszeit des
Eros (um die Sonne) 643 ’ls10 Tage
beträgt, daß er sich unserer Erde bis
auf 20 Millionen Kilometer nähern
kann, daß er in Sonnennäbe schneller
als die Erde (in gleicher Länge) lau
fen wird, also — entgegen der Gepflo
genheit der anderen Planeten in Oppo
sition —- in Länge langsam vorrücken
muß; daß er dann gleichzeitig wegen
feiner hoben Neigt-no täglich um 1 152
Grade in Breite nach Süden rücken
wird!
Wegen seiner großen Annäherung
an unsere Erde muß letztere auf Eros
große Störungen ausüben und da
durch werden wir in späterer Zeit wei
tere Mittel zur Bestimmung unserer
Entfernung von der Sonne erhalten.
Außer diesem Nutzen wird aber
Cros uns auch noch jenen gewähren,
daß wir das Gesetz, nach dem die
Lichtstärke im quadratischen Verhält
nisse der Entfernuna abnicnmt, auf «
seine Richtigkeit praktisch prüfen und
so das Vorhandensein eines lichtver
fchluctenden Mittels im Weltall fest
stellen können, weil Eros so große
Schwankungen in seiner Entfernung
von uns aufweist, daß seine Licht
stärke zwischen jener eines
Sternes 6. und jener eines
Sternes 12.« Größe schwankt. Ebenso
muß wegen der großenAnnäherung des
Eros an unsere Erde der Winkel seiner
Phase sehr schwanken, was- ung wieder
eine ausgezeichnete Gelegenheit giebt,
das Gesetz zu Prüfen, welches diesen
Phasenwinkel mit den Helligkeitgver.i
änderunaen in Verbindung bringt.
Hatte ich nach alledem nicht Recht,
den Erog einen ,,nüt),tcchen Knirps« zu
nennen?
————.»-———
»F vc o’c.o«« der Irr-sinnigem
Ein sehr merkwürdige-S Und sehr
interessante-H Fest fand dieser Tage in
der Salpetriere, dem bekannten Pari
ser Hofpital fiir irrsinnige, hyfterifche
und idiotifche Frauen stati. Jn dein
großen Amphitheater der Anstalt gab
man das ,,Concert der Brüder Lion:
net«. Diese beiden Sänger hatten die
Idee, Coneertauffiihrungen für die
Jrrfinniaen zu oeranftalten und in das
aeiftiqe Dunkel der armen Jnfassen der
Salpetriere einen Freudcnftrahl zu
rrinaen Das erste Concert fand vor
ZU Jahren ftatt und hatte einen gro
ßen Erfolg bei den Rrantcn Legrand
du Saule, der damals Direktor der
Salpetriere war, wagte den Versuch,
der jetzt eine der feligften Stunden der
unalüctlichen Frauen bildet. Die be
deutendsten Künstler von Paris haben
seit zwanzig Jahren bei diefen Auf
fiihrunaen mitgewirkt, welche von den
Irren mit Ungeduld erwartet werden.
Sie sprechen schon sechs Monate vor
der davon: und die Wärterinnen kön
nen wioerspenitige stranre am besten
dadurch zur Ruhe brin·en, daß sie
ihnen in drohendem - one sagen:
,Wenn Ihr diese Medizin oder diese
Douche nicht haben wollt. dürst Jhr
nicht daSConcert besuchen.« Dann wer
den selbst die am schwersten zu behan
delnden Kranken gehorsam und sanft
inüthig. Tobsiichtige dürfen natürlich
nicht in den Concertsaal gebracht wer
den, dafür waren aber in dein Amphi
theater alle anderen Irren-Kategorien
vertreten. Man sah entsetzenerregende
Köpfe, wahre Ungeheuer mit weith
öffneten Augen, Gesichter, die zu wi
derlichen Grimassen verterrt waren:
aber all’ die seltsamen Zuschauerinnen
applaudirten am Ende eines- jeden
lfonrertstückg --—- wie Rasende. Hin
tsnd wieder bekam man auch ein fröh
liches Lachen zu hören, das dann nicht
enden zu wollen schien. Für einige
Augenblicke, wenn die Musik sehr
fanst war, oerklärten sich die Gesichter.
Die Bestialität schien gewichen zu sein,
und man bätte glauben können, daß
während dieser kurzen Minuten höch
ster Freude ein Verstandegstrahl in die
armen Zöpfe zurückgekehrt sei. Wenn
der Künstler seinen Vortrag beendigt
hatte, ertönten stürinische »Bis! Bi5«:
Rufe Am besten gesielen die komischen
Stücke. Dagegen machte-·- Liebe und
Tod auf dieses Publikum nicht den ges
ringsten Eindruck. Wenn Liebeslieder
gesungen wurden, giibnten die Damen.
Man hatte für die Jnsassen der Sal
petriere ein Programm zusammenge
stellt, wie man es nur selten bei den
»sio o’clockg« findet. Die Oper war
durch Caran, Paul Seguh und Mel-«
rbissedec vertreten, die Cornedie Fran
raise durch Trussier und VarraL die
komische Oper durch Frau Mole-Trus:
fier, dasJ Odeon durch Deo-ag, die Sen
la durch Frau Graindor und Polin u.
s. w. Frau AjkilysMehcr und Post
gaud sangen Grisettenlieder in ihren
atniisanten Costümen von 1830 und
Blanche und Louise Mante VoniOpern
lallet tanzten ihr »Was directoire«.
Außerdem gab er- Violinisten, Violon
iellisten, Pianisten u. A. Den größten
Erfolg hatte der Brettlsänger Poltn
mit seinen Soldatenliedern. die er drei
mal wiederholen mußte.
.--—--..—-——.
Abschiede-u eines Totpedoö.
Die Torpedofchießiibunaen gehören
zu den interessantcsten Manövern in
der deutschen Flotte. Dampspinassen
bringen die Tokpedoboote hinaus auf
den Scl1ießstand. Jst ein Boot klar
zum Schießen, dann steht die Bedie:
—
nung an den Ausstoßrobren. DieLuft
pumpen lnattern und füllen die Luft
tammern der Torpedos auf, denn die
bis auf hundert Atmosphären zusam
meugepreßte Luft ist das Treibmittel
der braunen Unterwasseraefchosse. Das
Commando zum Abfeuetn ertönt,
und, wie unser Bild veranschaulicht,
Liegt aus einem Breitfeitrohr der
eredo heraus, fällt klatfchend ins
Wasser, daß es hoch aufspritzt, und
Verschwindet unter der Oberfläche
« Luftblasen zeigen den Weg an, den e:
genommen Hinter der Scheibe befin
det sich ein Fanggeräth, doch zuweilen
tcmmt es vor, daß der Torvedo dieer
verfehlt und sich in den Grund bohrt.
Dann geht es auf die Suche mittelst
Tauchern. Torpedos sind nämlich qar
tostspieliqe Dinger:10.000 Mart be
trägt die Herstellung jedes Einzelnen
Wechtichkr Regimenicchef.
Die Kronprinzessin Maria von Ru
niänien, eine Tochter des Herzogs von
Edinburg, hat es schnell verstanden,
durch ihre Liebenswürdiakeit und An
muth die Herzen der Rumänen u er
obern, besonders seitdem durch dte Ge
burt des Prinzen Cariols die Thron
foliqe fiir die Hohenzollernlinie in Ru
mäuien gesichert scheint. Ihr Interesse
für Land und Volk, ist so groß, daß
sie regen Antheil an all und sjeden
nimmt, und so war es denn eine große
Freude fiir die künftige Königin dieses
sagenunuvobenen Landes-. als der Kö
nig sie nunmehr zum Chef der Rosior
Dragoner ernannte, deren Uniform sie
mit Vorliebe anlegt, und welche sie,
wie unsere Abbildung zeigt, vortreff
lich kleidet.
——4————
Proipcrträt.
Längs der Union Pacific. der Bur
lington, der Rock Island, der Missouri
Pacific und der Chicago und Qmaha
Eisenbahn in Nebraska werden
Dutzende von neuen Speichern in aller
Eile fertig gestellt, um die Weizen
ernte aufzunehmen. In Pittsburg ist
jeder Schmelzofen in vollem Betrieb.
in der Eile-Region jeder Coleoer.
Im ganzen Eisenaeschäst geht es leb
hast zu. Eis ist nicht genug Roheisegi
für den Bedarf vorhanden. Bestellun
gen auf Stahlschienen können in die
sem Jahre nicht mehr ausgeführt wer
den. Eisen siir Bauzwecle, das vor
tcme Aufschwung 818 die Tonne to
stete, bringt setzt 832 und wird bis auf
840 steigen. Das Bauholz-Geschäft
ini nördlichen Centralgebiet ist das
beste seit Jahren. anrtholz ist von
822 das- Tausend auf ML und Wct ge
s:iegen, wie überhaupt alles Nutzholz
einen Preisaufsehlag erfahren hat. Die
Aug-fuhr einheimischer Waaren belies
sich im Juni auf nahezu simsundneuns
sie-. Millionen. Die Kitpserprodultion
des-, vorigen Jahres-, die· größte, die je
zu verzeichnen war, wird in diesem
Jahre noch übertroffen werden'· Die
Einnahmen von fiinszsig der großen
Postämter beliesen sich im Juni auf
M,4I;s),301, was die des vorigen Juni,
mit seiner ciufgeregten Zeit, um VIIle
198 übertrifft. Die Einwanderung
der letzten drei Monate weist 1534,4l;:·3
neue Anlömmlinge aus, wag einer
halben Million im Jahre gleichkommt
Seit 1898 ist dies nicht erreicht tvori
den. Was diese ans so vielen Quellen
kommenden Zahlen bedeuten, ist nicht
mißzuverstehem allaemeine, normale
und stabile Vrosperitär die beste, die
ein Land haben kann. Diese Zusam
menstelluna der New York World ist
recht erfreulich zu lesen. Hoffentlich
hat« ein Jeder die Prosperität schon ge
sperrt ohne durch diese Angaben erst
von ihrem Vorhandensein Kenntniß zu
bekommen.