Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 04, 1899, Sonntags-Blatt., Image 14

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    VIQME
VMHLIEL
V« Ists-m von
Franz C rellcr
(tj. Zortxetzuug.)
»Doch ich mische mich U in kluge
legenhei:en, die mir fremd sein soll
ten. Ich bin, wie ich sagte, oereit,
mich fosort zurückzuziehen und Ihrer
Einsicht allein das Fxld zu uber.
lassen, freilich nicht ohne daß die nnur
gewährten Bedingungen ersiillt und·
Erwägen Sie die hier berührten Fra
gen, die Zukunft Jhreg Kindes-E und
die Art und Weise, meiner Forderung
gerecht zu werden, in leidenschafts
loser Weise, und setzen Sie mich von
den-. Resultat dieser Erinnerungeu in
Kenntniß.«
Er ging dann so rasch hinaus, daß
die erregte Frau keine Antwort fand,
ehe er das Zimmer verlassen hatt-»
Als Doktor Dahlow den Korridor
entlang ging, stand dort Afra, sie
sliisterte ihm zur »Ich muß Dich spre
chen,« und Wenso leise entgegnete er,
ohne stiskzsustehem »Heute Abend,«
und s itt die Treppe hinab.
« unsichereru Schritt und ver
en Zügen ging Frau von Stuh
n in ihrem immer aus und nieder.
Jhr Gesicht hatte in seiner natür
lichen Haltung einen Ausdruck von
Härte. Selbst die in guter Gesellschaft
üblichen Formen, welche ihr in hohem
Grade eigen waren, vermochten ihm
diesen Charakter nicht ganz zu nehmen.
Sie hatte als adeliges Fräulein, wel
ches trotz bitterer Armuth doch den
ganzen Hochmuth seines Standes he
saß, viel Noth, viel Demüthigungefr er
leiden müssen, und dies hatte ihr von
Natur nicht weiches Gemüth noch mehr
verhärtet. Jhr ganzes Wesen bäximte
sich in wildern Troge gegen die Ver
hältnisse, in welchen sie gezwungen war
zu leben, aus, und doch mußte sie sich
ihnen fügen und lächelnd fiigen.
Eine schwere Ausgabe siir einen sol-.
chen Charakter
Sie war als Mädchen trhon gewe
sen, und ihre Schönheit war von je
ner vornehmen Art, welche zugleich
entzückt und ertältet, da ihr der sinn
liche Reiz mangelt. Die Männer hul
digten ihr, und da sie zugleich Geist
zgld Bildun» besaß, auch hervorra
gende Man er· «Mit aller straft
sehnte sie sich aus der so demüthig-en
den Lage, zu welcher ihre Armuth sie
verdammte· heraus, und als einziges
ersichtliches RettungsmitteL an die
Seite eines starken Mannes, der in
Stande war, sie vor der Misere dieses
gedens zu schützen, dem sie eine ireye
Junk, hxngebende Freundin gewesen sein
würde. : » » «
c Mk tiefer Bitterkeit mußte sie so
hen, daß im Ringen dieses Leoenz
Häßlichieit über Schönheit, Geistes
armuih, ja gemeine Gesinnung iioer i
Bildung und edle Lebensaussassung.
triumphirten, sobald sie oergoldet ein- !
herschritten. Das schöne und geistvolle s
Mädchen sühlte ties den Fluch der Ar- I
- math. Sie war schon hoch in den I
Zwanzigern, als sie den verwittweten
Baron Strehlcn, den Schwiegersobn
des Grasen Bergheiin, zum Gatten
nahm. Jhin hatte ihr Aeußeres, ihre
ungenirte gesellschaftliche Sicherheit
zugesagt und sie den stattlichen, aber
nig charaktervollen Mann geheim
ML weil sie ihn reich glaubte.
Die bald erfolgte Entdeckung, daß
Strehlen gar nichte- besaß und —- da
mit der Eingehung seiner zweiten Ehe
die vorn Grasen gewährten Unterstütz
ungen aufhörten —- nur von den Zin
sen des Kapitals lebte, welches seine
- rste Gattin ihm zugebracht hatte tdas
Kapital selbst gehörte dem Kinde, wel
ches dieser Ehe entsprossen war), diente
nicht dazu, ihre Berbitterung zu min
hern, ebensowenig die genauere Be
kanntschaft mit dem unbedeuteten und
leichtfertigen Gatten.
l
i
i
Nachdem sie Mutter aeworden war,
konzentrirte sich alles, was ihr Herz
an Liebe besaß, auf das Wesen, wel
chem sie das Leben gegeben bitte.
Diese Liebe wuchs-, als die Folgezeit
lehrte, daß das Kind weder schön
noch kräftig war, daß der Mangel
körperlicher Entwickelung auch die des
Geistes hinderte, als sich schließlich
noch eine der Schultern krankhaft
aus-bildete, deren Mißgestalt teine der
angewendeten Kuren zu ändern ver
mocht hatte. Je häßlicher und schwäch
licher ihr Kind war, mit um so größe
rer mütterlicher Zärtlichkeit umfing sie
es. und sie hätte freudig jedes Ovser
gebracht, um es schön, reich und glück
lich zu machen. War ihr, die sie mit
Schönheit und Geist ausgerüstet war,
der Kampf mit dem Leben so schwer
neu-orden, was sollte aus der armen,
armen Lisa werden? «
Als ihre Stieftochter Maria sich zu
einer immer herrlicher-en Menschen
J - kläthe entfaltete, rief dieser Gegensatz
in ihrem Kinde das Gefühl des bitter
· Den Neides hervor. Sie machte sich in
« . whian Stunden selbst Vorwürfe über
-s die Niedrigkeit ihrer Gesinnuna, ja
" Maske ficht er, und um so mehr als
Maria ihre tiefschwefter mit Zärt
Meit liebte —- ader trohdem ver
mochte sie das Gefühl der Mißgunft
nicht zu bannen, ja es nahm mit den
Jahren zu. «
· Gras Beraheim hatte die weite
Frau seines Schwiegersohneg stets mit
Kälte behandelt und nahm, als Stren
len starb, Maria zu sich aufs Schlos-«
lies; aber, da Strehlen gar nichts hin
terließ, der Stiefmutter den Genuß
der Zinsen von Marias Vermögen
Die Bitten des geliebten Enteltin
des hatten den alten Herrn vermocht,
Frau von Strehlen und Lisa den dau
erntsen Aufenthalt auf Bergheim zu
gestatten, ohne daß dieses Zusammen
lehen herzlichere Beziehungen zur Folge
gehabt hätte.
Endlich starb der Graf und hinter
ließ seine Enkelin im Besitze eines
großen Vermögens. Jung, schön, lie
benswürdig, reich, stand Frau von
Strehlens Stieftochter auf dem Gipfel
irdischen Glückes.
Und ihre arme, unschöne Lifa? Ihr
veraötterter Liebling?
Gleich einem um sich fressenden Ge
schwiit nagte der griminige Neid stär
ker und stärker an ihrer Seele und stei
gerte in Stunden stillen Brütens sich
zu einem blinden fanatischen Haß ge
gen die glückliche Maria.
Nicht deren aufrichtige Zuneigung
zu ihrer Halbfchwester, nicht die kost
barsten Geschenke, nicht die Zusiche
rung, daß sie reichlich fiir ihre Zulunft
sorgen werde, machten nachhaltiaen
Eindruck auf diese Mutter. Sie
braiichte nur die in Jugendfrische und
Schönheit strahlende Stieftochter ne
ben ihrem Kinde zu erblicken, zu ge
wahren, wie sich alles um das anmuth
reiche, liebenswürdige Mädchen, iini
die begehrensroerthe, beneidete lsibin
drängte und ihr feurig huldigth so
stiea aus der Tiefe ihrer Seele ein
Groll empor, über dessen schreckenvolle
Gewalt sie selbst erschrak.
Finstere, verbrecherische Gedanken
woqten in ihrem Jnnern aus und nie
der und verloren nach und nach
ihren Schreiten für sie. Jn dieser
aeistiaen Verfassung lernte sie den
aewandten und geistvollen Dottor
Dahlow kennen, der ein so großer
Kenner der feinsten Gifte war.
Unaushörlich rannte ein böser Geist
ihr iu: »Wenn Maria nicht mehr ist,
wird Dein Kind reich, mächtig und
daxit aliictlich.« -- -
sokior Dafür-w hatte· ali- er einen
Besu aus Beraheini machte, den
Ebaraiter der Frau und die Situation
bald durchschaut und liest iich intIltarsks
berge nieder, iri der Hoffnung äiif
Beraheiin ein lutiatives Feld vor sich
zu haben. Mit der ihm eiaenen über
legenen und riicksichtslosen Klugheit.
unterstützt yon einer nicht aeivdbnlicken
Beredtsainleit, wußte er die Frau in
ihres leideiischaftlichen Verhlendung
zu bestärken und ihr endlich ein Disku
nient von sehr bedenklichem Inhalt zu
entladen.
Während Frau von Strehlen in
finsteren Erwägungen noch hin und her
schwankte, wurde Maria krank, eine
Lähmung der Füße stellte sich ein, die
von beängstigersden Erscheinun eii in
Hirn und Herz lealeitet waren. amit
war der « Pfad betreten, der die Frau
dern moralischen Abgrund zu riß.
Jn diesem Irstande testirte Maria.
Von dem Jnhalte des Testamentes er
fuhr Frau von Strehlen kurz vor Ed
gar von Parecks Anlaqu ·und «reue
voll erschüttert, liest sie alle ihre finste
ren und leidenschaftlich im irrenden
Mutterherzen gebotenen Pläne ·fallen.
Freilich war der Gedanke nicht zu
bannen, daß eine Heirath Marias das
Testament aufheben würde und nach
Cdgath Eintreffen laa diese Gefahr
recht nahe. Mit bitterem Schmerze
mußte sie bald darauf aewahren·, daß
ihre Elise eine leidenschaftlicheNeigung
u demManne hegte, der ersichtl« nur
sür Maria lebte, daß hiermit vie eicht
das Unglück ihres Lebeny besiegelt sei
Jäh zuckte der entsetzliche «
durch ihr Hirn. nachdem Dahlow ihn
ausfprach Wenn sie nicht mehr ist,
kann Elise vielleicht an Varecks Seite
alücklich werden.
edanle T
Geängstigt durch des Doktors
Drohungen, reuevoll ihrer finsteren
Anschläge gedenkend, den tiefen Her
zenslummers ihres Lieblinag fich ver
cegentvättigend, dann wiederum eine
Zukunft aufbauend, in welcher sie ihr
Kind qlückfirahlend vor sich fah, wog
ten in ihrer Seele sich widerstreitende
Empfindungen schwer-well auf und
nieder. » W.
Es war gegen Mittaa, als Maria
aus einem langen tiefen Schlummer
erwachte. Sie öffnete die Lider und
fah Afta mit vermeinten Augen an
ihrem Bette sitzen.
»Nun Afea, was fehlt Dir?«
fragte ihre sanfte Stimme.
Afra erschral, denn in Sinnen ver
loren, atte sie das Erwachen der her
ein ni t gewakri.
»Ich war in Sorgen, daß Sie so
lange schliefen, nitbiges Fräulein.«
»Meine gute Klfenf entaegnete Ma
ria leutlelia, »ich habe köstlich geschla
- feu. Wie spätiftes dennk
XII-ZU Uhr-·
»b. ich Lan-Wirk- — m in fku
Iich lange. Wie tm das mal-« » ·
,,Fiil,len sich gnädiaeg Fraulem
strahlt-«
»Ganz wohl. Bitte. bringe mir
meine Chololade und dann tleide mich
an.«
Vlfrau ging hinaus und sandte
drauszen Botschaft an Edaar undFrau
von Strehlen, daß das Fräulein er
wacht sei und sich wohl befinde.
Bald doran erschienen beide und
Frau von Stredlen beaab sich in’s
Schlafzimmer, während Edqar in dar
Gemach aing, in welchem sich Maria
arti-ähnlich aufhielt. Der junge Mann
batte schwer unter Maria? Zustand
gelitten und erst jetzt, als Afra sagen
ließ, daß die Kranke sich wohl befinde,
zog wieder Hoffnuna in sein Herz
ein.
Die seltsame Bemerkung seine-E
schwarzen Diener-z in Brit-a auf mög
lichen Falls unter dem Kodflissen der
Kranken befindliche Blätter. welche er
im Negeridiom Maaixsdlätter nannte,
führte er aus die Eindrücke zurück,
welche der Neqer unter seinen Lands
leuten, die überall die Wirtuna sei
ner Gifte sahen, wo unertlärliche Er
scheinungen eintraten. empfangen
hatte. Je näher die Gefahr drohte,
daß der Tod ihm das holde Mädchen
entreißen könne, um so aewaltiaer um
schloß sie seine Liebe. Geduldig und
doch die Minuten zählend. harrte er im
Zimmer Maria’s.
Die Thüre öffnete sich und Elise
kam herein bleich anaearissen aus
sehend. ;Sie fuhr zusammen, als sie
Edgar vor sich fah Der aina aus sie zu,
streckte ihr mit herzlicher Gebärde die
Hände entgegen und laute:
»Meine liebe Elise. Sie leiden wie
trir alle unter Maria’s Krankheit. Sie
gutes, gutes Mädchen. Doch hoffentlich
ist die Krankheit aebannt — die Nach
richten sind Ia aute«
Sie hörte ihn mit niederaeschlagenen
Augen an und sagte leise: »Gott gebe
daß sie gesund —- und —- glücklich
Ioird.«
Mit den letzten Worten füllten sich
ihre Augen mit Tbriinen.
»Mein liebes Kind, beruhiqu Sie
sich,« er leate, wie er es bei einemKinde
aethan hätte, sanft ihren Ker an seine
Brust und streichelte besänftigend ihre
Wange.
Das Rollen der Räder von Maric’s
Stuhl im Nebenzimmer tündigte deren
Ankunft an· Die Thür öffnete sich und
von Asra geschoben, erschien die Kranke
und hinter ihr Frau von Streblen.
Mit einem herzicrreiszendenschluchs
zen stiirzte Elise auf sie iu. umarmte
und küßte sie und stammelte: »Sei
glücklich, sei alückltch!«
Bis aus die Mutter schrieben alle
diesen Ausdruck der starken Nerven
erreauna des fchwächlichen Mädchens
zu. Maria war erstaunt und erarifsen
von dieser leidenfchaftlichen Armbru
buna.
Sie liißte die Weinende zärtlich
»Was fehlt Dir, Kind. nea- fklilt
Dir?«
Loch nur Thränen waren die Ant«
wort »
»in-je bat Ertsetzliches von Dir ne
träumt, Maria, dar bat sie so erreat.
Nun beruhiae Dich, Lisa. beruhige
Dich. Du ängstiast Maria nur.«
Elise trat zurück und trocknete ihre
Ihr-Einm- Maria, die sehr wohl aus
fah, reichte Cdgar die Hand: »Mei:
thersrer Freund.« Er lüsite ihre Hanf
zärtlich
»Was nur die aute Liia hat, Ma
"sagte sie dann, »ich befinde mich
ja oaanz vortrefflich Jcb babe übrigenö
auch geträumt, mir war es als ioiirde
ich vrn ftiirmenden Meereswogen auf
und abgerissen, so wild daß Inir alle
Sinne schwanden —- dann aber legte
sich eine köstliche Ruhe über mich und
ich bin so munter erwacht Wir fahren
heute wieder aus, nicht wahr, Edgar?« ·
»Gewiß, wenn Du es wünschest.«
»Hat sich denn Dein Korpzbursche
oder Korpsbruder schon fqier sehen
li:ssen?«
»Nein, noch war er nicht hier«
»Von wem sprichst Du. Maria«-"
»Von einein Studiengenoisen Ed
gar’s« den wir gestern zufälng auf der
Landstraße trafen. Er wird wohl zu
Tische hierhertomnien.«
Die Aerzte waren einaerrosien nnd
ließen sich melden. Beide fanden daz
Ausiehen Maria'"5 vortrefflich ran
derabschiedeten sich bald wieder.
Maria war iiber das Erscheinen
Dabiow’o befremdet und sagte: »Be
bandelt mich Doktor Dablosv immer
noch, Mama?«
Jn einiger Verlegentieit entgegnete
liefe: ,,Doitor Beriram bat ihn rooal
aus Höflichteit mitgebracht. da er Dich
so lange behandelt bat.'«
Damit gab sich dieKrante zufrieden.
Nach einiger Zeit sagte fre:
»Ehe ich heute die Auaen aufschlug,
befand ich mich in einem löstlichen
Halbschlummer. Mir war. als ob
mir Flügel gewachsen wären, und
ich von diesen getragen leicht empor
schwebte in einer Flutb von Glanz and
Licht. Ich hatte die Empfindung als
sei ich los-gelöst von dieser Erde und
schwebte frei im Raum. es war ein
wonniges Gefüle
« »Es tündet die rückiebrende Gene
. srna an, Maria,« sagte Edaar.
Mit einem sanften, doch traurigen
Lächeln entgegnete sie: «Vielleicht auch
war es ein Vorgefiilil oon dem Hin
ausschweben zur Himmeloseligleit.«
Mit liebevollem Strahle weilte dann
the Auge auf Edgcm »Und doch blieb
ich noch so gerne hier bei Euch, Jhr
Lieben.«
Frau von Strehlen schien von den
einfachen Worten-, dem innian Tone,
n- sselcheai sie ges-kochen wurden,
nes bewegt zu sein. Elise weinte nnd
küßte die Schwester.
»Welche Gedanke-. Maria,« sagte
Edgar. »Du besindest Dich wohler, als
seit langer Zeit nnd träast die Farbe
ver Gesundheit aus den Mannen«
»Komm, Edaaiy sc«sre mich durch
Großvaters Zimmer, ich lsiave sie nicht
geschen, seitoem er sie verlassen hat
und fühle eine Sehnsucht nach den
Räumen, in denen er so lanae weilte.« ;
Er war sofort bereit, ihren Wunsch
zu erfüllen. Man sandte einige Dirne- s
rinnen hin, nni jene Räumk in erschlie
ßen und Licht in die Zimmer zu lassen. ;
Dann übernahm Edaat den Platz ain »
Rollstuhl und fuhr ihn hineing. « i
Frau von Sireblen blieb mit iklise 1
zurück, da es ihr schien. als wolle Ma- i;
rigi mit Edaar bei diesem lestecner in j
Die Vergangenheit allein sein.
Auf dem Gange draußen jtanoJean
Baptist und sein arosies duntlecs kluge
war forschend auf Marici’g Tli je ak
besteL Er verveuate sicisx sie ski te itrm
freundlich zu·
»Einen Augenblick, Herr Baron,« ;
sagte der Schwarze.
»Was giebt eg, ich habe ietzt ricin
;-ieit.« .
»Eine Frage nur,« und er machte
eine Gebärde, welche andeutete, daß
Maria ihn nicht hören sollte.
Der Neger sah so ernst aug, daß
Edgar seinen Wunsch erfüllte und init s
einem »Entschuldige, Maria« zu ihm
trat.
»Nun?"
»Hm sie wieder Arömpfe gehabt,
Herr?«
»Nein.«
,,Aber hat sie geträumt, daß sie
fliege gleich einem Vogel?«
Ueberrascht fra te Edgan »Wie
lommlt Du daraus
Mit immer gleichem Ernst entgeg. :
nete der sonst so wohlgelaunte;
Schwarze: »Wir haben solche sit-anl
heiten auf Haiti. herr, und der Traum -
vom Fliegen deutet auf Genesung.«
»Mögest Du Recht haben, Jean
Baptisj, ich danle Dir,« und er trat .
über des Negers sonderbare und so «
zutreffende Aeußerung betroffen wie
der zu Maria.
Langsam fuhr er sie dann durch
die Zimmer des Verstorbenen, den
beide so sehr geliebt hatten. Sie was I
ren ganz in dem Zustande gelassen
worden« wie sie sich befanden, als er
starb. Wehmnth überlam die jimaen
Herzen, und überall, im Lednftuhl,«
am Schreibtisch, vor seinen Büchern,
Sammlungen, Jagdtvassen, erblickten
sie im Geiste sein edrlviirdiges Bild. !
Niemand sprach still war’5 in den g
vereinsamten Räumen, wie in einer?
Kirche.
sen einein der großen Zimmer hing I
ein ledentzaroßeg Bild in ganzer Fi I
cur. Beide wußten, wen ek. vorstellte i
Er schob den Stuhl davor und ent i
lernte den Ganevorliang, der es be
deckte·
Eine junge Dante in dunlclni s
Fileid blickte freundlich aus dem Nati- "
men hernieder lFS war Mariae i
Mutter, und iiir Ebenbild sah niit s
feuchte-n Auge zu itir hinaus i
»Meine theore, tlieure Man-IX i
sliiiterte sie, ,,sciiiitze Dein Kind« I
Dann weilte sie schweigend vor dein i
von Meisterliand eritwokfenen We :
niiilde. s
Plötzlich stilir Edgar sich rni: der H
Hand nach der Stirn: »Jetzt weis-,
icti’·;·s," sagte er rafch »rein waren
meine Gedanken«
»Was hast Du, Edgar ."’«
»Jetzt weiß ich, tvo das Testaiisent
ist. Wein sollte er es anvertrauen,
wenn nicht ihr,di: er so sehr liebte, sei
nem Kinde, der Mutter seiner Ente
lin?« l
Er trat auf das Geiniilde zu und
liivste es etwas von der Wand und
—- feine Ahnung hatte ihn nicht ge l
täuscht, seine Hand traf aus ein großes »
versiegelieo Convert, welches in den i
Blendrahnien eingeschoben war. Er
zog es hervor und zeigte es Maria, i
und beide lasen, von der »listigen-Hand ;
des Grasen geschrieben, die Aufschrifti ;
»Mein letzter Wille. Duplitat. Botho, .
Graf Bergheim.«
Tiefgeriihrt blickten beide auf die »
Schriftzüge. .
»Da ist es, und nun werden wir
fehen.«
Er hielt das Couvert in der Hand.
»Wir dürfen es nicht öffnen, Ma
ria, das muß vom Notar gefchehen.«
»Laf; ihn gleich herbitten, Edeiar,
ich will hören, wag mir Großvater
fagt.«
Er legte das Dolurnent in ihrehand
und ging eilig hinaus. Maria lslieb
allein bei dem Bilde ihrer Mutter.
Ein glücklicher Zufall wollte es, daß
der Notar von Margberge eben in den
Hof fuhr, als Edgar nach ihm senden
wollte. Amtsgeschiiste hatten ihn aufs
Land geführt und aus dem Rückwege
wollte er sieh nach dem Befinden Ilon
Fräulein von Strehlen ertundigen.
Er ertlärte sich sogleich bereit, die Te
stamentseröffnung vorzunehmen, und
Edgar führte ihn zu Maria. Schnell
war das Nöthige veranlaßt.
Frau von Strehlen, Lifa und die
gesammte Dienerschaft wurden her
beigerusen, um der Testamentsiifss
nung betzuwohnen. Der Gerichts
schreiber, welcher den Notar begleitete,
setzte sich nieder, uns ein Protokoll
auszunehmen Der Notar konsta
tirte« daß die Siegel, unter welchen
sich auch das Amtsfiegel befand. un
verleit seien, öffnete dann den Unr
schlag nnd begann zu lesen. c- zeigte
I sich. das das Testament nur un-»
« wesentliche Amt-erringen gegen -ven
I augenblicklichen Rechtsstanv ans
zeigte· Maria war Universalerbin.
Leaate an sämmtliche Diener-, welche
diesen große Freude bereiteten, bilde- .
ten den Hanptrnhalt.
Doltor Bertram war mit Geschen- ;
ten ans oen Sammlungen bedacht« nnd ;
mit Rührung vernahm Edition wie der
alte here ihm sein Leibrosz, seine Uhr-,
seinen Schreibtisch und andere-, wag
im Leben seine nächste ilmaebun·; ge- »
bildet hatte, hinterließ. Eine Bktkkm
mung erregte indessen dae Erstjnnen
der Familienangehörigen nnd, wie ei
schien, selbst des Naturs.
Nach der Vers-I ng des Grasen
sollte sein in die leide seiner Enkelin
iiberliesetteg· gesammeltes Vermögen
bei deren Verheirathunklfn den vollen
Besitz ihres Gatten ü ergeben. Nur
Maria lächelte, ais dieser Passns
vornelesen wurde nnd nickte zustim
mrnd ror sich hin. Weder Frau von
Streban noch Lisa wnr in diesem
Testamente bei-echt Die Erstere hörte
der Vorteilqu mit nnbewegter Miene
in, nno Elise schien sie durchaus- gleich:
qiiitiq zu sein.
»Ihr Testament, mein gnadiges
Fräulein,·« wandte sich, nachdem er ?
geschlossen, der Notar an Maria« »ist
hiermit hinfällig geworden, Sie konn
ten nicht til-er Dinge verfügen, welche
Ihnen nur bedingungsweise gehörten«
Das Gesicht Frau von Strenlen’s
spiegelte hiernach siir einen Augenblick
den furchtbaren Eindruck wieder, den
d i e s e Erössnung aus sie machte.
Man entließ die Diener, und die ;
Familienmitglieder begaben sich zum ’
Gabelsriibstiick, zu dem der Notar die
Einladung angenommen hatte. Nicht
lange weilte man im Speisezimmer.
als Doltor Meiberg angemeldet
wurde.
»Ich darf den Damen meinen
Freund bringen,« fragte Edgar und
ging auf deren Zustimmung hinaus,
ibn zu holen
Doktor Meiberg, eine reckenbaste,
etwas zum Embonpoint neigende Ge
stalt, mit einem hübschen aber fleischi- ;
gen Gesicht, von gesundester Farbe, «
aus welchem ein paar blaue Augen
tienndlich und llug hervorleuchteten,
einem Konse, dessen gewaltigen Haar- -
wuchs die Kunst des Friseurg nur mit
Miibe in eine civilisirie Form gebracht
hatte, machte bei seinem Erscheinen .
den angenehmsten Eindruck »
Dei Wirkung seines machte-tollen »
Basses aus Damennerven sich bewußt,
dämpite er ängstlich seine Stimme,
so ant es ging, und dies gab dem so
stattlichen Manne einen liebenswür
dia lomischen Austritt-» J
Maria empiincI den Linde-nac
nosskn its-danke mit großer Freund
lichteit. Nicht ohne-Ueberraschung
vernahmen die Damen daß Doktor
Meibera damit unrging, sich in Mart-l
berae als Arzt niederzulassen j
»Ganz fern laq es mir, mich hier l
eindranaen zu tvcllen,« sagte Meissner :
»ich wurde aufgefordert zu tomrrten i
Tcttor Vertraun habe ieh schon besucht, i
ein sehr tviirdiaer Herr. Dottor Dah: s
lotp habe ich nicht angetrossen Dis-i ich s
hier nnn meinen alten Petz gesunden ’
lxksisse Verzeihn-W meinen Freund »
·1Tarect.«
Ltjiaria Zachte bei dein Wort Pes, -
nnd Meiberxs stimmte nttt ein, und
«r.trsar ia dröhnend, das-, die Fenster
tlir««teu, diimpste aber, das Erschreclen
der Damen genmhrend, plötzlich seine
aetoaltiae Stimme, und der änqstliche
ttlusidruet seines- Gesichtis machte Maria
erit recht lachen, selbst Lisa lächelte. -
Frau von Strehlen blieb ernst und
blickte forschend aus Meiberg.
«Verzeihun·q, meine Damen,« sagte
er verlegen, »aber die Natur hat mich
mit einem Stintmsond ausgerüstet,
der, toie ich sehr gut weiß, vor der
Front eines Ravallerieregimenteg bes
see am Platze wäre, als in einem Da
metisalonx aber ich aebe mir die erdenk
lichste Mühe, nur wie Zephnr zu täu
seln."
»Schön» Zephyr" —-— brummte Ed
aar· und Maria sagte lächelnd: »Wir
baden mit Rührung bemerkt, welch«
liebenswürdige Rücksicht siir das
schwächere Geschlecht Jbren Trinacri
toand bestimmt. Aber thun Sie sich
teinen Zwang an, Herr Doktor-, wir
sind nicht so zart besaitet.«
»Hm, ich wollte nur sagen, daß oie
Anwesenheit Parecks mir vie Aussicht,
hier mein Leben zu verbringen, viel
rosiaer erscheinen läßt-«
»Du bleibst hier, altes Han5,« sagte
Edaar, ,,selbstverstänblich, Dein gutes
Geschick hat Dich hergeführt, besser
tann es Dir in der Welt nicht ergeben,
als in Maremma unter ver Aegiz al
ter Freundschast.«
«Wird auch wohl so kommen, Pen,
gestillt mir, seitdem ich Dein ehrliches
Gesicht gesehen habe, hier nicht übel.
Amor-ask unterbrach et sich, »wie
sammt denn eigentlich die Gistlröte
hierber7« "«
»Gisttröte?« sragte Edgar er
staunt
»Ach sp, Du tennst ihn ja nicht« er
war ia sort von Würzburg, ehe Du
einzogst·«
»Gistkriite? Wer ist da5?«
»Der Werts-L Mediziner tote wir.
Wir hatten then sowohl seiner-Dosen
Zunge, wie seiner absonderlichen Lei
denschaft wegen, toxitologische Studien
zu treiben,«ben Namen gegeben. Wur
de aber von uns geschwenkt, der Bur
,sche, war tein Staat mit ihm u ma
chen. hat sich später auch in reuszen
( durch verschiedene "lle, wo et gar zu
a smettsam gegen qtientinnen war-,
" a s Arzt unmöglich gemacht. Möchte
wissen, wie der hierher totnth
»Ich habe den Wenzel nicht gekannt, «
aber ich entsinne mich, daß im Roeps
von ihm gesprochen wurde. Wenn Du
Dich nicht getäuscht hast —?«
»Nein« kenne den Burschen -—- will
sich vielleicht hier auch niederlassen.«
»Das wäre nicht unmöglich.«
»Nun, wenn er mich sieht, wird er
wohl wieder umkehten, er weiß, daß
ich ihn tenne.«
Rennen Sie einen Doktor WenzeL
Herr Notar?«
»Nicht einmal den Namen bis jetzt
achter jedenfalls- fremd hier.«
Nach dieser kurzen Unterbrechung
wandten sich die Heeren den Damen
wieder iu, und die gute Laune des
jungen Blutes brachte die heimste
Etimmunn hervor.
s(
J
se
H
Vlls die Herren sich verabschiedeten
und Edgar feine-n Freund in seine
Genuicher ful)rte, um sich bei einer Ci
aarre iuit ihm krriindlicher auszuspre
chen, fragte Meiberg mit ernstem Ge
sicht: »Man-in leidet Fräulein von
Strehlen?«
»Leider an einer Paralyse der un
teren Extremitäten.«
»Seit langem?«
»Erft wenige Monate.«
»Pataiyse? Hm ·--— sonderbar; die
Pupille war nicht erweitert —- bitte,
satte mir doch mehr davon.« «
Edgar gab ihm ein Bild der Mant
beitserscheinungen unt Kenntniß von
den Aeuseerungen und Maßnahmen
der Aerzte, bis auf die Schrecken der
vergangenen Nacht.
Aufmerksam hörte ihm Meiberg
zu und äußerte dann:
»Das ist in der That räthsethast,
und bei diesen Erscheinungen die Pu
pille nicht erweitert? Sonderbar.«
»Hältst Du das fiir ein gutes Zei
chen?«
»Für ein Zeichen, daß die Störung
der Nerventhätigteit nur vorüberge
hend ist und teine organische Krani
heit vorliegt.«
»Gott sei Dant."
»Der Fall ift abnorm, daß ich ihn
alsbald mit den beiden Kollegen be
sprechen muß. Ganz merkwürdig-«
Die beiden Freunde vertiesten sich
dann in Jugenderinnerungen, tausch
ten ihre Erlebnisse während der Jahre
der Trennung aus und entwarsen
Zutunstsbilder. Als Doktor Meibetg
schied, ivar er fiir Marsberge gewon
nen.
Die Nacht war lyreinqebrochen. und
in einein tleinen Zimmer im Erdge
schosse seines Hauses lag Dottor Dab
tow beim hellen Schein einer Lampe
auf einem Diran cuggestreckt, in Sin
nen verloren.
Tser Raum zeigte in «weichgepotfter
ten Möbeln und Teppichen einen sast
weibischen Luxus. Einzelne Stiche
und Lithogrcvhien, welche an den
Wänden hingen, deuteten aus wenig
lnuteren Sinn des Vewohners. Do
die augenblicklichen Gedanken des
Arztes weilten nicht bei seiner Umge
liuna.
»sich muß der Komödie ein Ende
machen, so oder so. Die Tage, die ich
noch in diesem elenden Neste, in wel
chem Niemand besseres zu thun zu ha
ben scheint, alg seinen Nachbarn zu be
dauern, verbringen kann, sind gezählt.
Der alten Tigermutter fehlt jetzt der
Entschluß, und ich muß gestehen, auch
der meinige wird fast wantend. Welch
ein herrliches Weib ist Maria! Es ist
nicht zu leugnen, sie liebt diesen baten
haften Junter, dem ich so antipathisch
bin, wie er mir. Verdammt.
Ach, bah, schlag Dir diese Gedanten
aus dem Sinne, es giebt mehr schöne
Weiber auf der Welt. Geld muß ich
haben, ich muß aus dieser Philister-weit
hinweg, in die ich nicht passe, siir die
ich nicht geschafer bin, ich muß in den
farbenprachti en Orient. Nur dort
verstehen die änner zu leben.
»Geld!«
Vernichte ich dieses schone Men
schenbild muß es mir zu theil wet
den, - — denn Madame de Strebt-?
lmlte ich in meiner Gewalt. Was zog
ich noch? Ich alaube, es ist die t"nst
lstische Ader in mir, welche mi ku
riidhält. «
Wie nennttio ist die Mai-ht. über die
icls verfiiar. Keiner von d:r. qelehrten
Ncrren aus unseren Universitäten hat
eine Abnuna von diesen verborgenen
Kräften der Natur, die nur die Tre
pensonne im Sumpf zeitiat. Die Wil
den wissen mehr davon als unsere Au
teiritäten
Diese schwarze Bestie? Der Kerl hat
Inich drüben aeseben und wieder er
tannt. Diese Neaerpbyswanomien sind
s1ch alle so ähnlich, dafz ich nicht weiß,
we ich ihn binthun soll. Ich »der
mathe, es ist der Bursche, der mich zur·
Versnnnntnna der Baudouxleute führ
te. Sicher weiß er, da Monsieur Cha
las die schönsten Ver uche an seinen
Stammesaenossem mit den Giften fei
nes Landes annestellt bat. Einine sind
freilich der Wissenschaft dabei zum
'Opfer gefallen. hahaba!«
Es war ein böses Lachen« was der
Mann anschlua.
CFLTLULLIPIUOJ
Auch ein Reichen der aünstiaen Ge
schäftslage ist, daß die Ftick Cote Taf-»
alle ihre bis ietzt brach liegen
den Coleöfen in der ConnelsvillesRes
dion in Pennsylvamen in Beutel-stell
te nnd sämmtliche Oefen an 7 Tagen
der Woche in Brand hält, während in
den meisten bis ietzt nur während
Taan gearbeitet wurde.
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