Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 28, 1899, Sonntags-Blatt., Image 10

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    Friede.
Des Taqu Ufer sanft verblaßt,
Wirf ab, was du getragen hast
An Lust nnd Leid und werde still,
Da nun der Abend kommen will.
Des Schlummer-J ruhevolles Meer
Schwillt heimlich rauschend um dich
het,
Und ferne auf der Wogen Schaum -
Wiegt lächelnd sich ein schöner Traum.
Er schaut dich an— du kennst den
BlHck
Vor langen Jahren trug dein Glück
Das Antiih, das dort lächelnd winkt.
Dein Den wird still. .die Welt ver
sinkt.
Du treibe dahin auf weiter Fluth —
Wie ruhfi du sanft, wie ruhst du gut,
Nun dich die Welle singend hebt
Und über dir der Friede schwebt.
A n n a R i t t e r.
Ein ßonspronnttterenoer Bret.
VonAnnaWahlenberg.
Sehr behaglich und schön war das
Bibliothet - Zimmer in Villa Wald
srteden, mit bequemen Sofas und
Lehnstuhlen möbliert und nach Norden
zu gelegen, sodaß es dort auch mittenl
im warmen Sommer verhältnismäßig
kühl war.
Sobald Hilma, die jüngste Tochter
des a,uses ein Backfischchen von sieb
zehn nzen, ihre oortnittäglichen Kla
vier - Uebungen beendet hatte, pflegte
sie dorthin ihre Zuflucht zu nehmen,
um ihre einzige Leidenschaft, Romane
zu verschlingen, zu befriedigen.
Aber heute hatte sie sich noch bren
nender als sonst nach ihrer Freistatt
ers-sehnt Es war so schwül im Salon
und die Uebungen so schrecklich ermü
dend. Als sie di: Bibliothet betrat,
eilte sie sofort zu den zwei hohen Fen
jtern hin, um sie aufzuftoßen, sodaß
iie Gardinen vorn Hugwind zu großen
Ballons aufgebläht wurden, und als.
sie den ist-ten Fenstersliigel eingebati
t:atte, beugte sie sich heraus und sah
hinab in den großen stattlichen Hof,i
its-o die Linden wie auf Parade rings
Zum die gewaltige Sandfläche postiert
toaren s
i
Auf einem grüngestrichenen Schau
Zelbrett unter den blühenden Linden
saßen ihre Schwester Sigrid und Bru
ltr Ulri.b’3 guter Freund, Candidal
Allers, der seit mehreren Wochen in
Billet Waidfritten zu Gaste war Nu s
tiirlich hatte er heut e wieder eine neue
Statt-atte, und wie schmelzend er Sig-i:
rid mit seinen sprechenden, braunenj
Augen ansah! ;
»Hilma sichert-. ein wenig wie sie so
allein da stand Sein Ausdruck irrt-i
tonierte ibr weiter nicht denn so tu
teressant und seelenvoll konnte et sieben
Tage in der Woche aussehen. Aber
ku: war es, daß die beiden aus deth
We e waren, da konnte sie eine Weile
in rieden über die Bibliothet verfu-I
grn. Sie suchte einen Roman hervor,l
den man ihr zu lesen gestattet hatte
kroch in einen englischen Schaulelstuhi
und setzte sich zurecht. i
Aber sie hatte kaum ein paar Seiten;
gelesen, als das Stubenmädchen mit
einem Briefe hereiniam.
Run, Briefe konnte man leine un-«
angenehme Unterbrechung nennen, be-.
ionders diesen hier, der oon ihrer
allerbesten Freundin Ebe Lange war,
tnit der sie in eifriger Correspondenzk
stand. i
Ach, Lsiese auggeLatiene Erbe-, note
kie schreiben lonntek Sie machte sich
einsach über Alles lustig!
Hilma wendete das Blatt, und als-«
Je ein paar Zeilen gelesen hatte, lä
rielte sie noch vergnügter als zuvor. (
»Was ist denn der Candibat, deni
sehr Euch zugelegt liabi, eigentlich für
ein Jndioiduiiin2« schrieb Ebba. »Der
muß ja ganz gelungen sein. Nach Dei
ner Beschreibung dürfte er wie ein
Mapsel aussehen, der den Kopf schief
legt, ein Ohr in die Höhe balt und um
Zucker bettelt. Aber das babe ich nicht
recht verstanden. Meinst Du, daß er
versucht, alle Mädchen in sich verliebt
zu machen, oder laubt er, daß fie es
schon sind, wenn Fie ihn nur sehen Z«
hilina war in ihrer Lettiire nicht
kiel weiter gekommen, als ibre Groß
mutter aus deni angrenzenden Zimmer
nach ihr ries: »Hilnia, hilnia!« Hil
ina schob den Brief in den Roman, den
sie gerade las, schlug das Buch zu und
eilte davon. Es ging nicht an, so zu
ihn-, als ob sie nicht in der Nähe
wäre, denn Großmutter hatte es gese
hen« tvie sie in die Bibliothet ging.
U Zögern hatte keinen Sinn, denn
Ue inuiter war sehr ungeduldig. Sie
hätte Wilinch Dilina!« gerufen, bis
tat ganze haus herbeigestürzt kam.
Und inzwischen trug es sich zu, daß
meiiiitnd iiber den Flur in die Biblio
kani. sich in hilnsicki Stuhl sente,
ihr such nahm« darin blätterte und den
Ortes sand.
Die er Jemand war niemand an
ders ,ali der Gast des Hauses, Gaudi
- tat Alter-.
St hatte ade einen flüchtigen
Blick ans den rief geworfen und ge
sessen, an wen et gerichtet war. Und
et beabsichti te ihn als anständiger
Mensch un esen wieder in das Buch
zuw, a Ema in der Thin stand.
" einst - schoß sie hequ und riß
das M nnd den beschriebeneii Bogen
an . Sie ihn gelesen?«
skgw sie angst- nnd zornsuntelm
den In . «
Ver andidat beeilte sich nicht mit
- Z
Einer Antwort, denn er hatte genug
amit zu thun, sie zu betrachten. Es
war ihm, als hätte er sie bis jetzt über
haupt noch ar nicht gesehen. Jhre
beiden Schwe tern waren reizende
Mädchen, jede in ihrer Art, und es war
sehr nett, mit jeder einzeln zu plaudern
und durch die Alleen zu promenieren.
Leiber Hilma, in ihrer kindlichen Un
entwickeltheit und ihrem ziemlich farb
losen Aussehen, war seiner Aufmerli
samkeit oisher vollständig entganaen.
Jetzt, wie sie dastand, mit ihren
leuchtenden Augen, den kleinen, rothen
Mund halb geössnet, den Brief in ihrer
zarten hand zusammengeballt, die vor
»Srregung zitterte, war sie wie ver
’::sandelt. Sie hatte Leben bekommen,
Farbe, Seele.
»Sage-. Sie«, wiederholte sie i;:f:ig,
»haben Sie das gelesen Z«
Der Kandidat war im Begriff zu
sagen: »Wie können Sie so etwas glau
aen?" oder »was denten Sie von mir J«
als ihr Eifer und die heiße Röthe ihres
Gesicht-«- dlötzlich den Gedanken in ixsxri
wochrief. eg- miisse etwas iiher ihn seit-it
darin gestanden haben.
So die; hatte er gesehen, re war ein
Mädchenorief, die Herzensergießungen
einer guten Freundin an eine gute
Freundin. Und wag lag näher, als
orn den Gästen des Hauses zu erzäh
len? Sie hatten gewiß über ihn tor
1espondirr. Womit sollten sie sich sonst
l-esassen? Die gute Freundin hatte
vielleicht Hilma mit ihm geneckt, und
darum war sie roth geworden. Weis
halb sonst? «
Und di: Kandidat lachte, bog den
Kopf ein bißchen auf die Seite und
sah Hilrna tief in die Augen« »Wenn
der Blick so unvermutbet aus etwas
«iillt«, siiate er, »so tann man doch
nichts dafür, wenn man zufällig ein
paar Worte lieft.'« ;
»Pfui«:« rief Hilma, stampfte mit
dem Fuß auf den Boden und lief hin
rus.
H- Is If
Einige Stunden später war es der
jüngsten Tochter des Hauses unmög
!tch, ihr-« Augen irgendwohin anders
,;u besten, als auf ihren Teller. So
bald sie nur aufblickte, begegnete siej
fiandidat Villers sprechend-en Sammet s
augen, und das verwirrte sie. klbers
sie konnte nicht begreifen, was ers
weinte- Er mußte doch böse sein über
Jag, was er in dem Brief gelesen hatte,
aber davon wußten seine Blicke gar
.s..chts zu erzählen. Die waren nur
verwundert, fragend, bittend. Wa
hnnte das bedeuten?
Plötzlich blitzte in ibr der Gedanke
anf: »Er ist garnicht bis zu der Stelle
itier sich getomrnen Ja, natürlich
oerhielt es sich so. Das ertliirte sein
ganzes Benehmen« Und sie wurde
sofort wieder sicher und ungenirt, und
Ehre Blicke blieben nicht mehr an den
Teller gefesselt. Warum sollte sie da
Tisen und aussehen, als fühlte sie sich
schuldig wenn er garnicht-, wußte!
Nachdesn sie ausgestanden waren,
ging sie m dzn Part, um die Tauben
su füttern. Sie war gottlob von den«
Sammetaugen befreit worden, denn«
Sigrid hatte Ulrich wie den sandi
daten mit Beschlaa belegt, um eine
Radertour zu besprechen. So ent-!
schläpfte Hilma einer Gesellschaft, auf’
Sie sie sich schon mit leisem Bangen?
gefaßt gemacht hatte. Aber taum waren
alle Tauben angelockt, als sie hinter sich«
ein Raseltzeln hörte, ung da stand der«
Standidax wieder und sah sie nur ganz«
skill und innig an.
»Aber wie können Sie mich so er
..kirecken!« sagte Hilnia und machte
einige Schritte nach rückwärts-.
»Sie dürfen nicht böse gegen mich
sein« rpiitlein Hilrna«, sagte er, »ich
wäre To unglücklich darüber·«
Stil-h das ist wohl nicht so gefähr
Sie warf den Vögeln eine gan e
Handvoll Brodirunien bin, sodaß sie·
nach allen Richtungen hüpften. ;
»O, doch. Glauben Sie, ich sollte
mir nich;s daraus machen, daß Sie
arf mich böse sind? Jch kann wirklich
en garnichts anderes denken. Sie wol
ken mich Ia nicht einmal ansehen. Sie
weichen znir aus. Aber ich versichere
Sie. daii ich nur ganz unfreiwillig
einen Blick -—-«
»Sahen Sie das — das-« über ——t"
Liilma verstummte.
»Ueber mich«, ergänzte er mit einein
geheimnisvollenLächeln und einem lan
gen, zärtlichen Blick.
A er hatte es also doch gelesen!
Hilma erröthete ganz wie am Vor
mittag, aber sah mehr genirt und
weniger böse aus als- damats.
Und ver Kandidat stand va und
mute sich über die Situation. Er
hatte richtig gerathen. Also wirtlich
t,-rtte sich diese intime Korrespondenz
mit ihm besteht. Er war den unschul
»:.igen, kleinen Geheimntssen, die ein
jauges Mädchen ihrer guten Freundin
mittheilte. aus die Spur gekommen.
Was konnte sie von ihm gesagt haben
Ratiirlich etwas Schönes, da sie errö
jfhete und so vetle en wurde. Viel
leicht, daß er intere ant war, vielleicht,
daher besser aussah als alle Männer,
Iiie sie bis je t kennen geiernt hatte.
Vielleicht vie eicht sogar war es ein
tteineö, warmherziges Geständniß. Er
iant- es garnicht so übel, ein junges,
wirklich recht herziges Mädchen um
scinetwilicn erröthen und in Verlegen
thit gerathen zu sehen.
»Ja, aber-", sagte sie hastig, in dem
Drange, sich zu ents nldigen, »ich
lmeinte es nicht gerade v, wie es da
jfiand Ebba Lange hat immer die
Gewohnheit alles so dumm auszule
gen.«
q;—l
« »Ja, ja. ich verstehe«, fiel et ein« um
ihr ein wenig zu helfen, »so etwas meint
man garnicht so ernst. Es ist nur so
geplaudert.«
s »Ja, eben.«
Sie wars ihm einen dankbaren Blick
zu. Es war schön von ihm, sich so
isetständrxiszinnig zu zeigen. Sie hatte
ihm garnicht einen so hohen Sinn zu
Jettaut
s »Und ietzt verzeihen Sie mir, daß
ich, ohne es zu wollen, diese Worte
yelesen habe?«
»Ja, das muß ich wohl", antwor
:sie sie, ein schelmisches Lachen in den
Klagen; denn es war doch zu gelun
uen, daß er sie jetzt um Verzeihung
.ciijr bat, daß er entdeckt hatte, wie
sie sich über ihn lustig gemachi hat
ten.
Und dann mußte sie ihm als Besie
zie.ung ihres Ver-seidene- die Hand
neben und sie wurden so gut Freund
oasz er ihr sogar helfen durfte, die
Tauben zu siittern.
Da wir eine große, blaugraue, ri
gcrnicht scheu war, sondern das Brod
aus dem Munde man-. Und sie aß
tuerst aus-« Hilmas Mund und dann
aus dem des Kandidatern Und der
Kandidat sagte, sie brachte ihm eine
Botschaft Aber darüber lachte Hiltna.
Sie wußte nichts von einer Botschaft,
ist-er der Kandidat blieb dabei, die
Taube Xpätte ihm etwas zugeslüstert,
und so mußte das Manöder wieder
isolt werden, und da lachten sie und
erklärten alle beide, daß sie jetzt besser
dorten.
Wie tie da gerade aus der Erde
taaerten, wurden sie von den beiden
Schwestern, Ulrich und der Gouver
nante überrascht, die ausgezogen
lwaren, unt sie zu suchen, und das
Gesicht, das sie machten, als sie der
oeiden ansichtig wurden, driickte dar
a.«oszte Erstaunen aus«-. Sie hatten sich
natürlich nicht gedacht daß solch ein
keines Backsischchen wie Hilina ini
Stande sein konnte einen Kavaiier
zehn Minuten zu unterhalten Ader
Lsitma erokb sich und ordnete ilsr Kleid
..iit der Geste einer geseterten Welt
ame. Sie war in dieser halben
Stunde ionz erwachsszen dar- lann seit
rasch ge ,en denn ein Mädchen wird
te nicht nur durch Alter und Größe,
t- ndern noch durch etwas- Tritteg: die«
Puldigung eines Mannes. ·
. .- . t·
i
Wahr. nd der folgenden Tage ging
isdrigeng eine recht mer lbare Veratt
Lerung n.it Hilma vor. Sie natte sich
ten ganze-i Sommer uder den Landt
toten lustig gemacht und die Mädchen
raniit get:rgert, daß sie sie nunierirtegi
Schweste- Aanetz war »Numnier ein-II
dir Gouoernante »Numrner zwei« und;
Sigrid »Numtner drei«. Aber ietzt
einen sie nichts dagegen zu habend
selbst die-; rwiiblte zu sein, und ertrugi
in Geduld, von den andern »Man-l
net vier« genannt zu werden. »
s:e sah sogar geschmeichelt aus. « r«
« riumptk jene besiegt zu nahen, war
sr zu Rose gpestiegen, und ein Sieg
in immer großer wenn er unser eige
ner ist und nicht der der andern
Sie Isitte auch das Gefühl, daß
,,l'donneu: oblige". Sie mußte sich
seiner Auszeichnung würdig zeigen,
und so trachte sie willig mit dein Ran- s
Lidaten Lange Promenaden durch die
Allern, lauschte ausmertsarn seinen
Vorlesungen über Aesthetit und lernte
es rasch, Blicke und Lächeln zu erwi-!
zern, sodaß er immer entzüater von«
trinetn neuentdeetten Stern wurde und
ich eine stets größere Vorstellung von
.ll den schönen Dingen machte, die in
diesem Pries, den er leider nicht hatte
esen können, gestanden hatten
Nun allerdings, zutvei en larn es
oor daß sie nicht so recht tonsequent
war sondern ticherte, wenn sie gefühl
voll sein sollte oder davonlief wenn
seine Augen gar zu sammetweich wur
den. Aber das machte sie nur rätlssels
hast, und das Mithsethaste war gerade
tein Getotrnach 1
l
Der Aandidai ging namlich bestan
tig umher und sahns-etc nach der gro
ren Leidenschaft seines Leben-, und
darum mußte et die Tiefen so vieler
Ueiblicher erzen erforschen. Das tvar
»Ja die einzige Möglichkeit zu ergrün
Izcn, wo der Zusammenilang mit sei
lnem Herzen zu finden war.
Aber er pflegte vorsichtig zu Weile
Izu gehen, das «l)eißt, er wußte es int
ner so einzurichten, daß nur sie sich
eine Blase gab. er jedoch nicht, und
»us diese Weise konnte er sich selbst zu
Isiickziehen wann er wollte.
. Mit jedem Tag schien es ihm, baß
er tieser in hilmas Herzchen sah, uno
Ist nahm sich vor, ehe er abreiste, volle
Klarheit zu erlangen.
Eines Abends saßen sie aus einer
Rasenbanl in der Obstallee und indem
ier träumend über die gemiibten Felder
’blickte, bi-. zur hälsie im rothen Son
snenlicht· zur hälste in dem Schatten
Ldeö Walde-ilf dalagen, seuszie er und
·Jagte: »Ja,"«nun sind nicht mehr viel
ITa übrig, Fräulein hilma und dann
! müssen wir uns trennen. Aber daraus
.-—iachen Sie sich wohl nichts?«
« »Ja, Trennu en haben immer
etwas Unbehain a«« sagte sie und
totppte mit dem Fuß auf und ab, so
’daß die Zehenspitzen immer an den
Han stießen.
I Er wage nicht recht, wie er ihre
Worte au ebenen sollte, aber es war
ihm, als wendete sie ben Kopf zur
Wette, damit er nicht sah, wie ihre
Uns-n feucht wurden, nnd so suhr er
«i,ert: »Aber bevor ich reise, riulein
Ottena, irr-H ich Ihnen ein ändnih
iablegen.«
Ein GeständnißS
Sie fuhr ganz erschrocken in die
Hähe. Er wollte ihr doch keinen Dei
talhöantrag machen? Sie war wohl
auf so etwas gefaßt gewesen, aber wie
dem auels fein mag, knan fühlt sich doch
ein bischen ängstlich, wenn inan an
solche Emgnisse nicht gewöhnt ist.
»Ich :-»ill· Jhnen sagen, was es ist,
Fräulein Hilmm ich habe diesen Biizi
n chi gelesen, in dein etwas über mich
stand. nchi ein Wort davon!«
»Man '« Sie schrie beinahe asif.
Dann fina sie an Zu lachen nnd han«-.
wurde fi: wieder ernsthaft
.’,a, du war es freilich kein Wun
der, daß er sich fo gtofzmiithig gezeigt
hatte und nicht böse auf sie gewesen
iv.k. Ader warum glaubte et dann,
ksfx her Brief von ihm handelte, uno
Turm-- Horte et vorgegeben, ihn gele
fei: :u linken?
»«·kein. ich spreche tie volle Waise
i.-st, Kranier Hilnm«, wiederholte er
iis Qui-e tin nicht gelesen. Blick HEBX
wiss-te ien Eie um ein-; bitten, als-·
lixktzkn siksks Libichicdeqzbek Lassen Sie
ki«::i) lseis Brief lesen!«
»Jhn ’ ienk Rein, io dumm tin id)
.· sägt Alter warum in aller Ave-J
L1ißen Sie mich glauben, daß Zie i,t
gelesen haben?«
»Weil ich Jln Zugeständniß mail-»
daß Ihr-. Gedanken sich ein wenig niie
mir befast haben."
Sein Blick dranq lachelnd in cest
ilren ein, weich und sie, esgetoiß. Aha
isan sing sie an zu ver tehenl Aha. It
hatte geglaubt« es stände etwas Schil
nes über ihn in dem Briest Sie
musterte seine ganze, gepflegte Persön
lichteit, vEe elegante lerawatte — jeden
Tag eine neue —- die gelben Schubs
rie in lre Stirn sallende Haarlocke
Das war alles Köder. und nun saß
er da un: glaubte, daß er sie gefangen
hatte. Er glaubte, dasz sie ihre war
nxeu Gefühle sür ihn ihrer Herzens
steundin anvertraut hatte, und nun
wartete er, daß sie dein Bries als ein
Cjestiinsuiß verlegte. Und sie, die gr
giaubt hatte. sie müßte ihn vertannt
haben, und er sei ungewöhnlich wenig
ietvstgesaljig, da er diesen Brief so
ruhia binnahml
Sie biß in ihr Taschentuch, um ein
aussteigendes Lachen zu ersticken.
»Ja, wenn Sie ex- turchaug wol
’-.n'«, sag«- sie, rihne den Raps zu heben,
..nun aut, so können Zie ihn lesen. Jch
lrserde th. holen, sobald wir nach-Hause
tamrnm Aber veriprechen Sie mir,
daß Sie nachher nicht schlecht von mir
lenken wollen«
tfr nahm ihre Hand, er drückte sie,
er schwor hoch und theuer, daß er nie
snals im Leben schlecht von ihr den
lsn lonnte. Und so gingen sie schwei:
.-nd, in beinahe seierlicher Stimmung
durch die lange Allee dem Hause zu.
Jm Hase unter den Linden setzte er
»ich nieder, um zu warten, während sie
ten Brier holte. Und als sie wieder
kinunteclem und ihm mit abgewand
tem Gesicht leise zögernd das Blatt
reichte, orüette er noch einmal ihre
Hund« bevor er das zusammengeht-»
tete Panier nahm«
Während des Lesens betrachtete
Hilrna itn verstohlen. Er überslog
e·irig die Zeilen, wendete das Blatt.
Jetzt war er da! Es lam eine plöhliche
Starrheit über die Hand« die denBries
hielt, über die Augen, die unbeweglich
still standen, über den Mund, der sich
unmerklich zusammen-sog
Aber :«nn lachte er· Er lachte, als
märe es tas Wihigste, das er in sei
tem Leben gelesen hatte, und er danlte
yilma tausendmal sür das »große
Bergaiigen«, das sie ihm bereitet. Aber
auch das Lachen war etwas steif und
larn überdies ein bißchen zu spät. Und
obgleich Hilma ihn so freundlich erhei
iert hatte. gina er an diesem Abend zei
tig weg, issn sich schlafen zu legen·
Am na.vsten Tage war er auch nicht
sehr aesprächiz und bei Tisch theilte
er mit, daß er eine Nachricht betont
men hätt-, die ihn zwänge, unverzüg
lich Van Waldsrieden zu verlassen
nnd nach hause zu reisen.
—M
Zu spät·
Den leichten Neisemantel über dem
Arm ging er in die helperige Straße
des Städtchens hinunter und schaute
laue nach dem beschriebenen hause mit
idem vorsptingenden Erter und dem
Schild des ehrsamen Herrn Friedrich
Hampel, (5olonialwaarendandliina. —
iDa sollte sie wohnen, die er suchte:
IFränlein Liesbetb Beinen, Lehrerin an
- der höheren Privat - Mädchenscdule des
Städtchens.
Er war seiner- seichenxd ein Pfarr
jhern sah gut nnd stramm aus mit sei
snem Vollbart und der immer noch nn
"litörischen Haltung, die ian vom Vice
Feldrrebel geblieben war. Nun war er
Pfarrer da draußen im Lande, mitten
im meilenweiten itiesernwalde Und
daß er seinen Weg hierher gerichtet hat
te und zu dieser Mitta istunde im
Sonnendrand Schilderstu ien machte,
das hatte seinen Grund eigentlich da
rin, dass es zwischen jenen Kiefern sa
Iverzweiielt einsam war, und daß er in
dieser lautlasen Verlassenheit seines
Drrfes den Gedanken an jenes liebliche
Fräulein Bemm nicht mehr hatte ban
nen können, mit der er als Candidat an
Iderselben Schule eines anderen Städt
chens zusammen unterrichtet hatte.
«Und wie et ihm schließlich gar zu
mit-selig mischen den sandigen Buch
weizen - eckern geworden war« da war
auch das Bild des gutherzigem Mund
llehen Mädchens immer lebendi er vor
seiner Seele geworden, und er satte es
»sich ausgemalt, wie reizen-d und er
W.
quianch k- vpch ski- miisie. min- ste miei
-zqkm. milder v neben innew
«in dem stillen sont-arise W e
wohl noch andere Bilder neben W i s
.ren ar.sgetar.cht; einzeln sogar mit me
·tallisckt glänzenderen Und blendend-ten
Farben; aber wie er zur Gewicht-na
tbung mit seinen Gedanlen gestern an
·dem duntlen See draußen im Waldev
j geaangen war, da hatte Lieschen Bemmj
idcch den Sieg behalten: »Am ist sie,
Iater sie ist eine Perle von Mädchen;!
ihres Mannes Herz kann sich auf sie
verlassen: sie thut ihm Liebes und lein’
Leides ier Leben lang! hatte er leisei
vcst iich din gesagt. »Vorwärts!« s
Und nun war er da. Und das den«
llepfie ihm. Er wußte es ietzt, wie lieb
er das Mädchen immer gehabt und wie
trrstlcs sein Rückweg sein würde, wenns
er das Jawrrt nicht mit lieimnähme in«
seine Einsamkeit I
Er stieg die Treppe hinaus. Das
neue Holz lnarrte. lind nun stand er
rrir der Thüre. »Lllso so sieht der
Eingang zu meinem Schicksal ans,«
sigte er mit einer dkiemimscenz an
,Epdom·5 Linde« »Ein: weisse Zins
tserttxsiir mit einem adgestoßenen Fleck
lintiz in der Fiillung, nnd mit einem
itin polirten Iliesiingswlrssi. Vor
märtik kliiclstigt Eiisabetd Benim! Du
iiiiiei Madchensp
Er klopfte. Drinnen erinsb sich ges
i.1de ein Zinnen nnd Jndiliren das
sein zagt-erstes Pochen oder die Antwort
daraus txt-ertönt haben mußte Er der
iialni wenigstens leine und Hof-ils
irnctiinalg· Da that sich die weiße
Thüre von selbst aus uno in ihrem
Rahmen stand in duftigem rosa Kleid,
d.auniingig und duntelbaarig, Lies
chen selbst und sah aus grenzenlos er-;
staunten Augen zu ihm aus. i
»Herr Cand — --- Herr Piarrers",
idnte es ihm wie fassungelog aus dein
rothen Munde des Vjtödchens entgegen.
Er reichte ilsr die Hund« und sie legte
tie ihre hinein. So standen sie und·
Hinten einander in die Augen.
! »Tars ich denn toniiiiene« iragte erz
» leise. E
. Dunkle-«- Koth übergoß das srischei
Illiidchenangesicht
»So seien Sie mir tausendmal will
tunmen. tlber die Ueberraschung warf
zu großs«
Und Sie sind tvirllich nicht böse
naß ich so in Ihren stillen Keine-raten
irieaen niiieinialle?«
»Ich steiie mich von Herzens Aber
nun treten Sie ein nnd nehmen cie ein
Weilchen siirlieb!'«
Einiach sah es in dem Mädchensin -
iein aus; aber eigenartia zierlich. Es
mir ein reicher-» zartes und bescheidene-;
Frauengeniiith, das hier waltete una;
sich in der kleinen Welt wohl siihlte, bie;
es um sich her ausgebaut
Er setzte f-.ch behaglich zurecht und;
ließ den srohen Blick uniherwandern.i
»Nun, sagen Sie mir,«' begann er,j
»was meinten Sie wohl, wenn ich alsg
alter und guter Kamerad Sie nun bä- «
te, mit mir zu wandern?««
Sie nickte lustig. »Gem! Ich habe
den ganzen Nachmittag frei. Die eine
Clavierstunde sage ich ab!«
»Nein, so meine ich das nicht; ichk
meine, ob Sie die ganze Reise mit mir«
machen mochten.«
lachte. »Ein schöner und iiihner
Gedantez aber ich habe teine Ferieii
und keinen Urlaub. Wohin wollen cie
Oiiiii?«
»Kiindigen Sie doch den gan en
Kram!« sagte er heiter, und lassen Oie
Andere Kinder hauen! »Kommen cie
init mir, Fräulein Lieschen!«
»Sie say in weiselnd in stummer
Frage. Sie sah io reizend hilslos und
niiidchenhast aug.
»Nun denn, mein liebes, einziges
Fräulein«, ries er herzlich, «geraoe her
aus: Wollen Sie ganz und gar mit
mir in meine Kiesernheide toinnien und
mein eigen sein? Jch möchte glücklich
sein und glücklich werden und glücklich
bleiben; und da dachte ich mir: geh’ zu
Lieschen Beinm; trenn die ja sagen
möchte, dann bist Di« und bleibst
Dikdl Lieschen. süßes Mädchen: Gold
nnd Silber hab' ich nicht Aber waj ich .
hab-, das will ich Dir geben: Liebe in
nige Liebe von herzenk Er neigte sich
iiber den runden Tisch und streckte ihr
die Hände hin.
i
l
l
Sie war sehr blaß-geworden und ihr«
Athem ging schwer. Oie hob ie tleinen
Hände wie beschwörenM »Aber Herrl
Pfarrer!« rang es sich mühsam aus«
ihrer Brust los — »bitte, hören Sie:
aus! Jch kann nicht!« !
»Aiso Sie wollen nicht?" sragte er.
schmerzlich und zog seine Hände lang-T
farn Zurück (
Sie sand aus und ging an ihren tleiJ
nen Schreibtisch Da lag ein ausge chiaz
geneo Pontcgraphiealburn und über;
ihni ein beschriebener Briesbo en. Siel
nahm ihn und reichte ihn dein iarrer:
»Lesen Sitt« sagte sie leise und stand«
gesenkten hauptes, laut athinend vori
i,rn. «
Er las: Hochgeelzrter tr! « hrj
Vertrauen ehrt mich n ungewöhnli er·
Weise, und ich weiß es wohl öU schäsm «
wenn ein in so allgemeiner Achtung
stehender reiser Mann einem armen
und alleinstedenden Mädchen, wie ich es
bin« seine hand und sein herz an-;
bietet..." s
Der Pfarrer war ausgesprungenz
»Was? Und da steht: ver 27. Tini-i
Heute? heute haben Sie diesen ries
geschriean Und wer ist ver Mann,i
dem er gilt? Und Sie haben »Ja« ge-«
sagt? Und ich bin zu spät getommeii?«j
Das Fräulein war aus den Stuhl
vor ihre-n Schreitens-Ol zusammengess
sanken und hatte die ·«nde vors Gesicht
Was-III - Hi eschiiiis i i r !
» r ein ozg .« age ie
fast unhörbar.
W
»Und er hat um Sie geworden? Wie
alt ist eri« fragte et hastig und trat
ihr nä r.
»Set i hier din, hqi et mir feine
Ruhe geizen, und vorige·Woehe ' t
er an meine Eltern eschrteben. — ie
meinten, er wäre mit seinen 48 Jahren
ar nicht so arg alt —- und —- und —«
ie stockte und wandte sich ab.
»Und haben Sie ihn denn liebs«
fragte er drin lich und neigte sich iibcr
sie und zo «"i e die zitternden Hände
von dem hå en Gesicht.
Sie M i aus unsteten Augen an:
»Ach bitte, quälen Sie mich doch nicht!"
flehte sie und hob die gerungenen Hände
gegen ihn! —- .cneine Eltern —- —««
Er ergriff ihre Hände und um
ipannte sie mit seinen beiden.
»Sieh« mal, Lieschen, der alte Holz
ontel ist jedenfalls ein greulicher Phili
ster. Und der soll diese junge Blüthe in
seinen Garten pflanzen? Und ich soll
dabei stehen und zusehen? Nein. Lieg
rhen « daraus wird nichts«, Er
nahm schnell den Brief und ris; ihn in
tleine Stücke und warf ihn über das
Bauer weg aus« dem Fenster, daß die
Vögel ängstlich aufflatterten.
»Aber-, Herr Pfarrer!« Sie war auf
nesprungen und sah ihn mit zarnigen
Augen an. Da that er die Arme weit
gegen sie auf!
,,Liec·chen, Du sollst leine anderen
Götter neben rnir haben. Nun wählt:
Deinen alten, reichen, hölzernenBuddhi
oder mich armen Kerl! Noch ist es
nicht zu spät! Dann schreibe ich an ihn!
- Also wen willst Du?«
Er trat dicht an sie heran und legie
Ieise die Arme um das behende Mäd
chen.
»Lieschen,« sliisierte et an ihremer.
Da legte sie sich matt an seine Schulter
und legte die Fingerspihen auf seinen
cilrmk
»Dich, heinrich!« Und ihr Haupt
ianl ganz herab auf seine-. Ueberwun
den. Gerhard Walten
Zur Dunst-ta- - Natur-gestrichen
Ohne Zweifel ist es sehr wünschens
rsertli, noch mehr über den Charakter
von Blitzschlagem die Bewegungs - Gr
setze der Blitzstravlen und viele andere,
damit zufaniinenbangende Fragen in
Erfahrung zu bringen; tann doch eine
solche erhaate Kenntniß, ganz abgese
lsiii ucn dem Werth, den sie sur fjch
selbst hat, mindestens in vielen Fallen
zur Rettung von Menschenleben bei
tragen. Und bis jetzt bleibt immer noch
Vieles in dieser Hinsicht zu erforschen
übrig.
Hader war es auch ein empfehlend
wert-net Gedanke, daß, wie seinerzeit
ermahnt unser Landwirtlifchaftthis
nisteriuni vor etwas über einein Jahre
durch das BunussWetteranit es unter
nahm, möglichst viele Toatfachen iiver
vie Wirkungsweise von Bliystiableiy
besonders in löndlicheii Bezirten, zu
sammeln· Die bieberigen Ergebnisse
dieser Sammlungen sind jetzt in einen-.
umfassenden Bericht des Wetternnites
dargelegt. Nur einige-T Wen, daraus
niöge hier besonders hervorgebobeii
fein.
Natürlich ist die Zusammenstellung
des Thatsachen - Materials alles An
dere eher, als vollständig Aber in
reichlich einein Drittel der bis r rnit
getheilten Fälle war Vieh auf-freiem
Felde in unmittelbarer Nähe von Sta
chelvratli- Cinfrirdigungen vvni Blik
getroffen worden; Jn manchen dieser
Falte- -- s« wirt- bestimmt versichert -—
traf der Blitz die betreffende Einfriedi
gung in einiger Entfernung von der
Stelle, wo dat- Vieli etiidtet wurde
Dieie verhängniszvolle edeiitung von
Dradteinsriijigungen ergiebt selbstver
sum-lich die Verpflichtu nåin gewissen
gefährlichense iten das ieb so fern
von diesen Einfriedigungen ivie nur
irrt-glich zu halten —- ein Umstand der
die jetzt noch viel zu wenig in ländli
chen Kreisen beachtet wird·
Entschredeiier, als se zuvor oenaiigr
Ziese Zusammenstellung dasz es im
Gewitter taurn etwas Gesahrlichereö
geben kann, als unter einem Baume
Zuflucht zu suchen. Weshalb gewisse
Gattungen von Bäumen den Blitz vitt
mehr anziehen. als andere, dahinter ist
man noch immer nicht gekommen.
Sirt-er aber ist« das-, die »Gastsreund
schast« eines Baumes unter solchen
Umständen stets als sehr bedenklich an
gesehen werden muß. Vom Gesichte
puiitt materiellen Schadens betrachtet,
ira- i.tiriaenxs das Blitz-Unheil bei nnd
iin verflossenen Jahre weitaus ans
größten an Gebäuden; die unvollstän
digen ein elausenen Berichte beziffern
den betreffenden Sachschaden schon
allein aus ettva anderthalb Millionen
Dollars, dagegen den Schaden an er
kchlagenein Vieh nur aus ungefähr
850,000. Was die Tödtungen von
Menschen durch Blitzschlag anbelangt,
so betrugen dieselben, soweit die Mel
dungen gehen, über 5 aus se eine Mit
tion Einwohner. Dies st ungefähr
dasselbe Verhältnis, wie in Deutsch
land und Oesterreich, aber bedeuteno
mehr, alo z. B. in England oder in
oen scandinaoischen Ländern.
Wie schon angedeutet, läßt diese Zu
sammenstellung noch eine arise Neika
Fragen über die Naturgeschichte Des
Blitzes ungelöst; doch darf mku von
einer geduldigen Fortführung dieser,
ja erst iin Anfang stehenden Akt-m
auch hierüber noch gar manche werth
volle Ausschlüssk kxhsfsen So auch
hinsichtlich der Bligschlagwefzihkriw
teit der einielnen T ite unseres Lan
des.Bij etit scheinen Wyomin Mon
tana, Co orado und Nord-Da pe« w«
ricg obenan zu stehlen zdpch wich mag
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