Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 21, 1899, Sonntags-Blatt., Image 15

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    05 ,
Die dran von Monum- ·
Vonseurt Laßwizp
Ungeduldig ging et auf dem weichen
Teppich hin uno nee. Die krank-te
lange zii unt Tone-ne Sonst yuue
sie nin schen vom Fenster aug steinw
tich zugemut. Wie war sie ihm entge-v
gengeent mit been ließen Liictcln auf
den vollen Lippen, wie zärtlich durfte
er die geliebte Braut an sich ziehen!
Wie glncilick war er in diesen Nun-nun
gen-enges Und mm ließ sie ils-n war
ten. Und wenn sie inni, so waren sie
nistht allein; sie hatte m diesen ewigen
Besuch bei fich. Wiser sie es verwei
den, sich augzufpeectsenf
Endlich öffnete sicks die Thier-. Anna
trat herein, in Hut und dandschlthslb
Sie reinste ihm die Hand, die onn
leln Augen feil-en ihn hnm an. Fin
seinen ivcxrmen Gruf- Mife sie nur ein
fliichtigegs Leiiiehk Seine singe ver
iinstcrten fia). Er verknqu fch steif
vor der Ci-usine, die Anna auf dem
Fuie feinte.
- i r
Ukup ku nicht ziiiilz iiciiiiieik sagte
Anna. Sie setzte sich auf einen Sturm
wie ieniand, der bald wieder aufzuste
hen gedenkt Bernhard blieb stehen.
Ja) höre nnd sehe, sagte kr, Iu irillsi
ausgehen. Acnn ich dich bealDitenF
Warum nictth Bis zu Heilmqu
wir müssen endlich den Besuch machen.
· Grade jitzti
Sie ziiatss die Achseln.
Ich hätte dir allerlei initziitheileii,
wozu iet) iinrner nicht kommen konnte
Wir haben iinr doch gesprochen.
War- ist es(
Ja, das läßt sich nicht so in jedem
Augenbliit sagen. Es find . . .
Er stockte. Die Coufine verließ das
Zimmer
Du List unfreundlich zu ihr, sagte
Anna.
Gewiß nicht, aber du tannst dir
doch denke-in desz ich dich auch einmal
siir inicb bat-en möchte. Anna, ich
bitte riet-; sie-b mich an — bist dn nia;t
mehr iiiiine geliebte Anna?
Er einriss ilkre Hand iind versuchte
sie an sich zu lsieben. Sie duldete sei
nen Kuß und schwieg.
Wais- isi denn geschehen? Warum
bist du sc stuinrn aetrorden?
Tit bist auch anders- als frühen sag
te sie endlich
Jch — er wurde ein wenig verlegte-i
—- ich wüßte i:ict-.t, it lann dir nei
sichern, an meiner Gesinnunq bat sich
nichts geändert Wir verstehen iinz
nur sitiwerer, weil nssir uns nicht au:·
strecken
Er salki sie ilekend an. Einen Au
genblick ziiette das alte liebens-:.siiroi,ie
Seinnenlacheln iikser iltr Gesicht.
Finden begann sie. erzähltest dir inir
ins-mer von deinen Arbeiten. Das war
so bitt-sch. Tit sagtest, was dii vor
hatiest, wie weit dii actommen warst ..
Das tlkue ich deckt auch ietzt
Nicht von allein. Du bist niit;t
essen
lSr trat unwillig ·i:iiiicl. Der Vor
lours ist iinaereckt, iaate er bers. Er
sienz tann nsan nicht alles vor dritten
Personen darleaiir Und dann, es
ann doch auch eins-tat Dinae neben,
iider die man vorläufig überhaupt
nicht iedin tann.
Dass ssfeint so! iinterbrach fi- ihn
sci;arf. Jbie Hirine nahmen einen fin
stern Abdruck an. Er mochte sie so
nicht seiten, er wandte sich ak-.
Warum lxinnsi dii nicht dariiber re
den«.« irae-te sie plösilich
Es handelt sich um einen Bei-such,
woran ich nicht allein bet«keilikii »in
und der möglichem-eile aonz iniixliiis
gen tönnte. Aber ich bin ietzt so cui
wie iertia, und in nxni.1en Tit-ten
sollst du alles erst-link
Sie ioaiidte den Kopf isxit einer ab
tveiienden Beweguna. Doch dann
nach einein tiirzen Kampfe mit lich
selbst. iaate sie: Und wenn ieli eJ
schon niißtef Jet- will es die innen.
Eis handelt fiel: um eine Frauenbiiltr.
Cis l« seite. Jkiin aut, Zielleicht . ..
Nicht Vielleicht, gewiß!
Aber, Aeiinchen, ich alaube gar, di
eist eifeisiielitig.
Nchf Denn tin ich zu ital-» Eifer
fiiizzti nächstens-, del-, du mich von dei
netn Scheler weist-ließest Warum
Zhiiit du so gekeimnißroll inii gegen
ilsetf
Jck ljiitte Vielleicht gegen dich weni
get zueiiellzeiltent sein tollen. Tr- in
aber schwieg, io mußt du niie doch
aut- das Beitecuen iitsenlen das-, iils
lein iliiteil,t gener tich beaehe.
Liekiisniieii hatte ich aeivilk zu die;
aber iiknn iet) isoii andern hören muß,
Feldbaits —- —
Wie i-«iin.iiit du zu diesem Namen '
Sietit du« dii iiililft dich neitofieit.
.su iziodellirli eine gewisse Frau von
Andere erziilxlen es, nnd ich böte nichts
von die, nnd id- sitze tiiist einsam nnd
denke, irannn verlchiveiat er mie, was
ilin l·elcheiitiat, niaruin weiß ich nicht,
wag in ihm keraetst Sollen init da
stimt Gedgnteii trinmen —
Eie Hutte beiseite. denn sie iiililte,
Inie sich Tbisnen ni ihre Vluaen definit
en.
Aber, Stint-. diese looenornte Frau
von 0selbe-ach . . . .
A o doch!
J lage die, tas- ilt eine sieinalte
Tümb
Man bat mir erzählt. es ist eine
junge, ichöne Frau is
«a, qeiuilenL Er iaebte wieder
eiiietweaen kannst du natuelich so
tächöne Frauen modellieen nie du
; , daß ist kiein Berat. Ader was
Minu, weit es mich beachtend
das ist diese Nimmt-ji« diese —
Flucht vor mciner '·insheiln«nbme.11nd
nun, daß du dich noch lustig matrssh
mir Wes chi ckierr ouflsi wen willst
Lin-co, icl kenne nich nicht wieder!
Tiefe Frau von »eldboch ifi s-. schon
vor viertausend Jahren erschlagen
morden, und-tiefe Wüste.
Von Felvbachk Und diesen Namen
soll es vor ricrtaufend Jahren gerieben
haben! Tas haf. du dir sckleth iibcr
leth Doch Evas tcde ich wechan
tktnpörl fscsnd sie« auf.
Aber Feldlad ist ja nur der Ort,
wo . . . ·
Es ist Fern-zi, id: will nichts mehr
hören. .
WMWT Atti net-h seinem .)"1·.ite.
Seine Danks zitterte. Dann man-sie er
sielz nost, einmal ski Anna.
»Lc’tf’. lilkck licht so geben« saask ek
lsittend Ich werde dir alles aus«-i
ren, invali- tsn mich nur ltdren willst.
Die Sache ist nur komisch. Aber daiz
du mir mißtrauen tannst, das ist nicht
lett-zielt Di: ziestiirst das Bild, das
ist-»Von dir in meinem Herzen trage.
Lan mich nickt so arten, ieh bitte dich!
Duwciskt nicht, wieviel du vernichten
f its-r wollte ihre Hand irrer-, sie zog sie
or .
Anna. hat er noch einmal. Sie
schwieg.
Die Frau « er wollte noch eine Er
ltiirung geben· Da blickte er in ihr-Ge
sicht. Es fee-r wieder so verschlossen
starr, teine Regung, die zu ihm sprach:
bleib hier, ich will dich hören. leineAnts
wott aus seine Bitte. O. dieser stei
nerne Zug, das-, er ihn immer seiden
mußte m dem l·olden. neh. sonst so lie
bevollen Antlitz! Auch er tonnte nicht
sprechen.
; Anna wandte fiel« nir Thür. Wo
bleibst du denn, Einma? rief tie.
i Er aina.
» Mit lxittereu Gesiilslen trat Bern
slsard in seine Welnnnt nachdem er
wohl eine Stunde lana aus einsamen
Wegen iixiiheeaelausen mar. Unaus
hdrlich lieseivistiaten sieh seine Gedanken
smit seiner Braut. Er dachte daran,
ils-r zu schreiben. Die Austliisnng war
Ha leiajt zu geben. In der Nähe von
sgeldlsactz ani qriinen User des streichet
sseexx bei ten Resten alter Vsahllsaus
sten, hatte man einen Vorziiirlictx erhal
stenen Saiidel aesuntm tsinst ne
Ihörte er einer inneren, traktieren ffran
san, einer Betrohuerin des Psahtdarsez
saue- iener weit Zuriietlieaenden ;),eit, die
tngan die Stets-seit nennt. nseil damals
sin dieser Gegend der Gebrauch der Me
stalle noch nietst helannt mar. Welchem
sVolle waren jene Bewohner ztiiuresxlii
;nen, irie mochten sie angaeseheu haben?
iTie Gelehrten irr-Neu es nicht. Die
sSatddelsormen kannte snan sein« aber
ssie aaden teine iertste Anssfauuna vxn
dem tilskisieqnmnischen Intuiik Da
machte Prcsessor Kldpvina den Vor
schlag, die fehlenden Weichheit-« des
Schädel-s durch eine tiinstliche Lllecnns
siruetion zu ersetzen Man darf an:
nehmen, das siets die dirsd«sct;iiittli:lie
Stätte der Weielktheile iiber den san
chen bei einein bestimmten liasieniypus
auch im Verlauf der Janrtauiende
nielxt ändert, wenn man nu: Judier
duen desselben Alters-, Geschlechts und
Ernährunae-,·.nstandekz inVetraiht zieht.
Wie start diese Weiittheile sind« lies;
ssich rureh zahlreicke Messunaen feststel
slen. Hier ioar tin in den-. weich-n
I
Schlammtiett des Sees ausgezeichnet
erlsaltenct Sckatsel einer jungen» wohl
aebildetcn Fran. Man sorknteiliu »in
Gipcs ab, man trua sorafiiltia tue T tete
der einzelnen Ilseile darxus ani. Nun
entstand die Antriebs diese rohen lin
risse zu einem istesasnmthilne eine-J
weiblichen llcpses unter aeneuer Wah
rung tser einielnen Ancahen zu eerei
niaen. Tar- iriak eine tunstlerilkhe
Nilus-rabe, schwieria und non betten-. Jn
Ttesresic slliippina wandte sah an sei
snen Freund den Bildhauer sperntiardx
sdieser sagte za. Der Schadxl txatte,
Linie bei deraleielken Fanden iihlutn ten
TNamen der »Frau non Feld-amti« er
halten· -
Bernhard hatte sich mit Eifer in las
Problem bineingecaeyL Ein bei-immer
Typus war aeaecen, gelvisiersnasnn ein
»Mittelw:rtd ans einer ganze Anzahl
bon Frauentopsern denen ein nnd die
»selbe Schädelbildnng zimnnbe lag.
zAber der Künstler tann nn-. die ern
zelne Persönlichkeit darsteilein szxci sei
ner Erfahrung, seiner Phania :-.- nnd
aus seinem liinstlerischen TDH cnns;te
er jenem Schema individneaep Les-en
einhauchen Und er kann den Menschen
nur in einer bestimmten Situasi.sr:, in
einer Siirntnun9, mit einem c«.,1-.-narti
gen Ausdruck darstellen, den Dieser
nicht immer m gleicher Weise lzat und
der doch charakteristisch sein muß siir
den Darzustellendenx Dann erst war
das wissenschastliche Schema zu einer»
Anschauung aeworden, aus- der nun der
Forscher wieder den Typus des Voll-z
stammeg entnelnnen mochte. Und seit.
sam, diese ganze Gestalt des Kopfes-,
die breite Stirn, der Schwung der An
genbrauen, die vollen Lippen und dat
trästiqe und doch schön aesormxe Kein,
alles, was die Reeonstruction ergab,
erinnerte in senken Formen deutlich an
seine Braut. Mit am so größerer Hin
gebe arbeitete Bernhard an feinan
Werte. Und ebenso war er- natürlich,
daß die Züge des Gesichts- immer znebr
denen Annae ähnlicher wurd.n. Jn oer
Gestaltuna von Ohr, Nase, Auge, im
Ansah des aares war der Künstler
allein aus se ne Phantasie angewiesen
hier konnte er ganz dem Gedanken an
die Geliebte nachgeben. Dennoch war
er in and.rn Be iehungen an seine Ver
lage gebunden. nd so bekam der Kopf
einen Ausdruck, der ihn eigenthinnlich
berührte. der ihn bald anheimelte, oald
bestemdete, an dem er doch nichts än
dern konnte; so war er ihm unbewußt,
durch eine-i gebi·1sksis;vo:: n ?:-.« ins «
aus- den; bildsamcn Stoffe neun-sae
lrachsen. Das war seine Anna, und sie
war es doch nicht. Es war etwas T: otzi
.1e«.-, fast Hauer-, bi« ans Grausam.
streifcnde in di sen Zügen, und doch
wieder so viel Liedlichcg und Entzü
ckende5. Eine Anna aus einer Zeil, di
der rauhe Kampf ums Dasein dein
Antlitz verschlossenen Trotz ausdrückte
da die Liebe zur Menschheit wilden
Stolz und Unbatmlserzigtcit nicht iniH
derte und der Mangel an Fähig -.eit,:
sich Initzulheilen, das Gefühl in sich
selbst zurückdeanale -
sDiesen Zug der Pfahtbaubewohnersm
aus der Steinzeit hatte er niemals an
seiner Braut bemerkt, deren sitßes Lä-«
eheln, deren in Liebe leuchtende Augen
ihm nichts anderes zeigten, als wa
cuch ihm die Seele erfüllte. Doch in
den letzten Wochen, wenn sie so tühls
ihn empsing, war es ihm nicht selten,
daß ihn die Züge der Frau Von Feld
lxach init ihrer antilen Starrheit aus
Anna anzusehen schienen. Aber da tuxir
ja wohl nur die Vermischung feines
Werteg mit dein lebenden Mench ti roe
ihm. Heute jedoch -«—« heute, das-; »nur
dieser trotzige, feindsclige Blick g«wes.«n,
der ihn zum Verstummen aebradht t,:t
te. Das war keine Täuschung inehr,j
sichtbar hatten sich ihre Züge Erstei
nert; so hätte die Frau von Feldbaeh
ausgeschm; wenn iemand der Erziirm
ten das unverständliche Wort gesagt
bättex »Liebe Deine Feindes« So fr end
war diesem Antlitz das Gefühl, daßtiies
rechtiateit verstehen will und Liebe siit
ausspricht;
Und darum konnte er ihr nicht ichs-sei
ben. Jetzt, da er wieder dor der Butt
sta.nd, schien es ihm ganz deutlich. Tie«
Aufklärung des Mißverständnisses
war leicht. Aber das wars ja nicht, was-f
sie trennte, was ihn so erregte. Daß fiel
ihm überhaupt so begegnen loniitets
Mochte sie eisersiichtig sein, mochte sies
glauben Grund zu haben, ihrn zu zür-?
nen, so durfte sie es nicht zeigen Wa
rum hielt sie sich an diesen Besuch, der
sie hinderte, sich frei in die Augen und
Herzen zit siheii? Fuhlte sie :ticht, wie
dieser Jstang ihn bedrückte;1 Kann Lie
be sitt; so verschließen?
Er wollte ruhig w:rteu. Arbeitssnst
Lesen? CI ging nicht. Die Dämmerung
brach herein. Gesellschaft aufsti-:h-«n?
Er hatte keine Luft. Aber eine Signa-!
»Das besänftigt die Weiden, cri- ituii
gut. Und nun aufs Sosa gestreckt und
ganz nüchtern überlegt: nie siil :I wet
denr Abtoarteii? Jetzchgebens Brechent
Ach er hatte sie doch sc- lieol LI"«-.1.-nii
er daran dachte, wie sie ihre Thrnuen
verbarg, sie, die Stark Was cr denns
se.bst so schuldlos? Mitte re sie nicht;
geltäntth Was hatte ihn abgc..altci:,?
sie in dac- Geheiinixiß zu ziehe-L dauJ
dem im Kreise der Fa hgeitoisen Texts »i
wag durchgesicleit sein niiißief thue die’
assfzcrn Umstände? Er want-s es sei-est
nicht, er tonnte es nicht sagen, was
ihm diese intiine Schöpfung ir rpeith
tnatftc ctls Geheiiiinifz. Ein scltiauier
Trieb, sie zu ubeuascnn mit sitt sitt-it;
doch wie konnte cr verlangen, Iris-, sie
diese duntsln Seelenregungen Lese. cies
ihm selbst nnderstänclich waren-' Unstj
ter fremde Zug des Bildeg, kniite er
ihn nicht in unbewusiteni Unrecht auf
die Geliebte iibettrageiZ War er nichts
dadurch unfrendliilier gegen sie get-Dir
tenZ Und sie -—— acträtistrr Stolz
schweiat. s
ur- w.1r dunkel geworden im ·a:n s
nier. Die Cinrre war auszieuarq «-.. Ins
ungewissein, bleichcni Lichte i««.ii«::u:«rte
tie Büste der Frau von Filum-ts- her
iiber. Alliskiit starr, tieftruurig krick-jenen
ihn: jetzt die ;-,iige. tsr sclilosz die Au
gen. Was mag sich dor Jahrtausendeni
clg seele in dieser Hülle derborgrnl
haben? so gingen seine Gedankeni
Gliidlich warst Du wohl nichts Kann !
trst Du gliiitlich machen? Warum stürz s
test Du aus ten Grund deg Sees in dcr
Blüthe der Jahre? Warum trägt TunI
liaps die Spur des zerschmetterndenx
Steinhaniniergt Jst Deine Seele ruhi-!
los zu wandern Verdammt und ist siei
etwa in meiner Anna »zum Leben er-»
wacht? Wer erschlug Dich drunten ian
Psahldors in der Sturinnacht, als der’
Föhn von den Schneebergen herab i
stürzte? Schade, daß Du nicht redeni
tannst . . . Wer stört mich da? Wert
tritt unter dem Thürvorhang hervors!
Bernhard wollte ausspringenx seine
Glieder vers-raten den Dienst. Jn einer
unheimlichen Erwartung und doch ei
aentlich ohne Angstgesiihl blickte er aus
den seltsamen Gast, den er in der Däin
inerung nur undeutlich erkennen konn
te. Buschigeg Haar, dunkle Augen un
tcr teoßiger Stirn, iiber den Lippen
ein Schnurrbart. Gesicht und Brust mit
Malerei bedeckt, so trat der Mann wer
ter in’5 Zimmer herein; ein Barbaren
trieger schien er, denn Wasien steckten
in dem Gürtel, der das linnene Bein
lleid hielt, und die Hand trug den
Streithamnier von Stein.
Seltsaine Laute: welch eine Sprache?
Und doch wußte Bernhard, was der
.I,«remde sagte, eintönig, halb singen
den Klanges.
Da ich noch lebte iin Lichte der Ta
ae, droben saß ich aus grünem Hügel,
der Hirte der Herde, und dachte Dei
ner, die mir sich gelobt und Gabe ge
nommen vom reichen Gute, das mir ge
hörte. Und hoch am Himmel ging die
Sonne, und Wollen wogten um iveisze
Berge. Jch aber sang die alten Lie
der und sang die neuen aus meiner
Seele, wie mich gelehrt sie künstlich zu
setzen der weise Druide, und Dein ge
dacht ich. Und niederstieg ich zu Deinem
Stammhau. Stumm saß ich zur Seite
Dir, wenn Du spinnend gewirbelt den
steinernen Wirtel. Und ungern folgt
ich zum Spiele der Wiese und stand von
i
ferne. Spöttische Blicke trasen den
Freier. Was treibt er droben beim
Trotte der Herden die Weiden hütend?
me kommen wohl Feen aus Höhen
des Firns und Geister des Wildbaet,·3,
denen er aufspielt zum schwebenan
Tanze, daß er trotzig verachtet den Rei
gen am See? Und wieder lehrt ich, zu
Dir zu reden, Du aber wandtest die
lichten Augen, und blonde Locken weh
ten von ferne, wehe dem Werber!
Schaudernd sah Bernhard, wie setzt
der Krieger sich der Büste zuwandte,
wie er suntelnden Blickes ibr nähertrat.
Doch dag war ja nicht mehr die Büste:
leuchtende Augen glänzten unter der
Stirn, blandes Haar umwogte den Na
cken, und im linnenen Gewand, Hat
und llrme mit Ketten ausg reibter bun
ter Steinchen geschmückt, stand lebend
und atl)mend das Mädchen, und ihre
Lippen bewegten sich.
Was- wußte die Maid Von Deinen
Gedanken auf ferner Weide-Z Trug itsr
der Wind Lieder herab zum spiegeln
den Sees Warum zur Rede dei
Schnatzendeu selwiegst Bu? Warum
nicht tamst Du nach altem Brauche die
barrende Braut im stampfspiel zu ho
lent Verachtet und einsam ingrimme
gen Grameg saß ich im Hause. Wir
bannte den Boten, den Bringer der
Freude? Wer schickte den Schrecken
zum friedlichen Dorf? Willkomm-In
wars mich der schwirrende Hammer
in’5 tvirpelnde Wasser vom schwanken
Einbaum, da der furchtbare Feind in
neidischer Nacht die Stege gestürmt.
Die Stege gestürmt der furchtbare
Feind? O grausame Götter! Kunde
doch sandt’ ich, es kämen die Nachbarn
zur Nacht Dieb zu rauben, die Hochzcii
zu rüsten! Doch-scharfe Speere und
gistige Pfeile psissen entgegen —- De:
Fliehenden nach rannt ich mit Rufen.
Dich wollt ich erfassen, Du rissest Dich
los . . . mich traf Dein Vater mit
schmetterndenr Keule . . . zur Abwehr
hob ich werfend den Hammer . . . Du
stürztest dazwischen, ich san Dich sinten
ich sprang Dir nach, und den Retter
erschlug man. Ich selbst, Unseiiger,
sällte die Braut!
Du! ———- Ein gellender Schrei, lang
gezogen, marterschiitternd klang eLs aus
dem Munde desbjtädche119, sie san: zu
rück, dag Haupt erbleichte, die Zuge
wurden starr. . ..
Mit einer gewaltigtn Anstrengung
sprang Bernhard empor. Seine Glie
der bebten. Hatte er selbst geschrieent
Da stand die Buste, matt durchs Tun
tel in,iitiiiiertid, ruhig wie immer. Ter
Krieaer tvrtr verschwunden
Bernhard drei-te die Lampe an.
Leblmft atl11i.nd giitg er im Zimmer
auf nnd ab. Alt-r der Miste blieb er ste
hen. tfr bliel.e si: lanpe an.
Nein, nein, Du bist eg nichts Du
sollst es nicht sein! Wie tonntrst Du
wissen, wo meine Seele weilte, nnd
war- tvußte ich, wie ich die Deine
quälte?
Und sein Blick alitt iiiniiber zu dexn
Bilde des unsteiblieben Stieisters, au-;
dem die Auaen der Maronna blickten.
Wir sind nicht in der Steimeit, wir
leben nicht unterm Trotz des Hantntsrs,
unser Oeichen fei Geduld und Liebe
tde das lebsndiae Wort —- und mir
habt-n ja sichere Boten.
Und er setzte sich an den Schreibiisc!—,·
Nin-ils nnd lliissenicnull
« - NälJereS über die erste Vorfiib
risng rseiz fliisiigen Wasserstoff5. Schon
Vor der Oentennarfeier der Londonc
ElioisalJnftituticn hatte Professor Jo
ivar in kleinerem Kreise die von ibni
zuerst hergestellte ,,feltenste Fliii"sigleii«
voigerrsiefen, aber bei der genannten
Olieleaenheit wurden zum ersten Male
ganze Gefäße voll fliifiiaeu Wasser
steif-Z gezeigt und zur Besieliiijuni im
Vliiditorium heruingeg·eberi. Bisher
war die fliissige Lust die kälteste Fliis
siateit, aber die Temperatur deg fliifii
gen Wasserstoffg liegt noch foviel nied
riger, daf! er bei der Temperatur flijf
sie-er Luft siedet. Immerhin erhäit sich
der Wasserstoff am längsten flüssig,
trenn et von fliifsiger Luft umgeben
ist. Der flüssige Wassersioff ist eine
i:-asferi)elle, durchsichtige Substanz, in
der ftetg ein iveifilicher Niederschlag zu
selien ist. Tiefer besteht aus —-— fester
Lust, und es ift vorläufig unmöglich,
il,re Beimifchung zu vermeiden So
bald nämlich ein Gefäß mit fliiffigetn
Wasserftoff gedffnet wird, erniedrigt
firli die Temperatur der Luft in Be
rührung mit der Fliisliateit fo star«
rass, die Luft zunächst fliiffig wird und
kenn gefriert. Um in beweisen das)
die vergezeigte Flüssigkeit ivirllich gar
nichts anderes als Wasserstofs war.
brachte Professor Deioar an eine kleine
Menge davon ein Licht, worauf der
Uopien nur amnzenoer Flamme zer
stielu Von seiner außerordentlich ac
rinnen Dichte gab der Forscher dadurch
eine Vorstellung, daß er einen Kort
hineinwarf, der nicht an der Oberftä
me schwimmen blieb, sondern wie Blei
unter-sont Eine Reihe von tsroeriinen
ten oeranschaulichte die niedriae Jem
piratur des flüssigen Wasserstoffg Ein
fester Körper, der nur für lurze Zeit
hineingetaucht war, war nach demHer
angnehmen so talt, daf-, sich die inn
acbende Luft als Flüssigkeit ans ihm
niederschlug und in awfzen Inner
herabfieL Wurde eine Röer voll flüs
äiaer Luft in flüssigem Wasserstofte
ineingetaucht, so wurde il,r Inhalt
sofort fest. Daß die-fes »Eis« doch
nichts anderes war als Lust, sah man
daran, daß es in der gewöhnlichen
Temperatur nicht nur wieder schmolz,
fendetn sich ohne jeden Rest ver-flüch
tigte, wurde ein leeres Gefäß site turze
Zeit in die Kälte dicht über den flüs
sigen Wasserstoff gebracht, so fiillte es
sich zusehends mit flüssiger Luft in
Gestalt von Schnee. Auch Sauerstoff.
der in einer versiegclieu Röhre in den
flüssigen Wasserstofi getaucht tout-de,
gefror schnell, um dann später, nach
dem er herausgenommen wieder erst
flüssig und dann gasi,1 zu werden. Ein
in flüssigen Wasserftofs getaitchter
Schwamm, der späkek in ein mag-acti
sches Feld gebracht wird, scheint nan
netische Eigenschaften zu zeigen, welche
aber nur eine Folg-e der Verdichtung
des Sauerstoffs aus der Luft durch
die Temperaturerniedrigunq sind, in
dem nämlich der Sauerstoff magnetisch
wirkt, Wasserstoff selbst dagegen ver
hält sich gegenüber einer Magnetnaiiel
ueutraL Es war außerordentlich ist-r
schnee, die wirkliche Temperatur des
flijsfigen Wasserstoffs zu messen, da
ren den Thermometerm die gewöhnlich
zur Bestimmung sehr niedriger Tempe
ratur benutzt werden, jedes eine ver
schiedene Angabe machte. Endlich ge
lang es Dewar, von zweien, einem
Gastltermometer und einem neusilber
rien elektrischen Thermoineter, den glei
etien Betrag, nämlich 21 Grad abso
lute Temperatur oder 252 Grad unter
dem Gefrierpunkt zu erhalten«
Zur nächstjäbriaen vollstfiudigen
Sonnenfinsterniß. Das Marineamt
der Vereinigten Staaten bat mit den«
Schatzsetretär ein Uebereintoiumen ge
troffen, den Zung von Astronomen
die im Mai nächsten Jahres die iotale
Sonnenfinsternifz in den Vereinigten
Staaten zu beobachten gedenken, da
dirch zu unterstützen, daß die Beför
derung der Instrumente zollsrei ge
schieht. Augländische Astronomen, die
die Absicht ihres Besuches- dem Vorste
tyer des Naval Observatory in Wash
ington anzeigen, werden in der Weise
interstiitzt werden, daß den Fednsuln
der verschiedenen zu beietsenden Ge
biete der Auftrag gegeben werden soll,
den Wünschen der Geleiteten in jeder
Beziehung entgeg«-n.s3ukom-se:i. Tag
genannte Observatokium wird außer
dem keine Flugschrist herausgegeben in
der besondere Unterweist-nackt tsud ei
nige große Karten entbalten fein treri
ten. Diejenigen, welche photographi
sche Ausnahmen der Fixiiteruisz zu ma:
ct,er gedenken, sollen zeitkg von den fei
tntss der amerikanischen «.)lstri.)uo·.:1en
getroffenen Arrangementz m Kenntniß
gesetzt werden.
’—«—- Ueber die Verbreitung des Erd
essens (Geophagie) hat türzLch ein
österreichischer Gelehrter, Dr. Richard
Lasch, alle vorhandenen Nachrichten
lritisch zusammengestellt nnd ist zu
dein Ergebniß gelangt, daß der Genuß
von Erde, dem eine ganze Reihe von
Völkern huldigen, seine Ursache in der
besonderen törperlichen oder geistigen
Uerfassung dieser Völlerschaften l;ab«,
also nicht als ethnologisches Moment
aufzufassen ist. DerGebrauch, Erde als
Nahrungsmittel zu genießen, lonimt
nech jetzt auch in Deutschland vor: in
den Sandsteingruven des Fthsshäuser
und im Liinebnrgischen streichen sich
die Arbeiter einen seinen Thon, die so
genannte Steinbutter, aus das Brot.
Jn Steiermart, Oberitaiien (Trev«iso)
nnd ans Sardinien wird gemahlene
Thonerde wie andere Lebensmittel auf
den Markt gebracht; im äußerstnllkors
den Schweden-.- und aus der Halbinsel
Rola wird Erde — eine als »Berg
mehl« bezeichnete Jnsusorienerde - un
«.er das Brot verbaeken. Geradezu als
.·Leeterbissen wird Erde in großen
thengen in Persien genossen, trotz ei
nes von der Regierung erlassenen Ver
boiesz in den tropischen Ländern, be
seinders Llsrikas uno Amerilas, ist die
Sitte ganz allgemein ---— bekanntlich
hat Alexander von Hnmboldt zuerst
daraus aufmerksam gemacht und die
Ottoinaken tBototuderU am Orinoco
als erdessendes Voll bezeichnet. Als
Arzneimittel wird eine bestimmte Erd-—
art in Nubien genossen, an anderen
Stellen wieder, z. B. auf der Jnsel
Tiinor, erscheint die Sitte mit religiö
sen Motiven vermischt. Für diese weit
rerbreitete Geioohiik1e·: des Ermessens
giebt es sehr viele Ursachen; abgesehen
davon, daß die Erde einen gewissen
Wohlgeschmack im Munde erzeugen
tcinn, ist sie ja häufig stark salzhaltig
nnd muß so als Ersatzrnittel des
Salzgenusses dienen. Eine besondere
Abart der Gegphagie ist das »patl;ole:"
gische Erdessen«, d. h. die kltottnoendigs
leit, im Verlause verschiedener in den«
Tropen vorlommender Krankheiten
Erde zu sich zu nehmen, wie z. B. bei
der durch den Farmschmarotzer »Anl
tnlostomnm dnodenale« liervoraernse
nen Anäinie. Charakteristifch fiir den»
Geophagen ist der Höngebauch allge »
meine Abmagerung sowie Anschwel-·
lung der Leber und Mit-i. Auffällig
ist die Häufigkeit des Erdessens im
tindlichen Lebensalter-, namentlich bei,
Mädchen; Ursache ist hier ost die den
Lehrern unserer Mädchenschulen wohl-,
bekannte ,,Piea chlorotiea«. welche die
Kinder veranlaßt, an Griffel und
Kreide zu lauen, Asche und Erde zu
essen.
—- Vextteibunq von ohngclwolken
turch Kanonenschiissc. Ec- jst in let set
,eit mehrfach berichte word-n daß in
Steiermart Versuch nennijn wurden,
um Hagelwolten dum- Lillksrscrschijsse
zu vertreiben. Tag auqehlichet Gelin
gen einiae dieser Ve- mhe tat beskmdk
re Aufmerksamkeit rn Julien nagt
Man sann wohl sog n, daß diescsLand
mehr als die meisten europäischen Ge
biete unter Hagel zu leiden hat. Es
ist kein seltenes Ereignis-, daß dek Nic
dergang einer Hagelwcilke einen ganzen
Bezirk, der eine rei liche Ernte ber
sprach, innerhalb ze n Minuten bell
krmiuen verwiistete. Dazu kommt, daß
die Hagelversicherungen in Italien von
der armen Bevölkerung kaum bezahlt
werden können. Man geht daher seit
einiger Zeit mit der ernsten Absicht um,
die Hagelversicherung lieber zu unter
lassen und sich dorfweise eine kleine Ar
tillerie zur Bekämpfung des Sag-ils an
zuschaffen. Ein Mitglied d--—;- Parla
ments, Signor Ottwi, der an den- Er
gehen der italienischen Landsuirthssnst
lebhaften Antheil ninrnst bat neulick1
in Turin darauf hingewiesen, kcå der
in Steiermark benutzte Mörser und
noch mehr die sogenannte ,,Uisgcr-sK.i
irr-ne« so einfach construirt ist, daß
sie in jeder einigermaßen leistungsfä
tjigen Gießerei hergestellt werden kann
und demnach zu billigen Preisen zu
leschaffen sein muß. Der Mörser irird
mit Akmcd Gr. Kanonenvuloer ge
laden, das nicht sehr fest gestopft zu
werden braucht und mit einer esniachn
Lunte von der Mündung aus alng
fchossen rrerden kann. Werden solche
Schüsse in größerer Zahl abgefeuert,
so können sie eine Hagelwolke zum
Stillstand und schließlich zur Auflö
sung bringen. Versuche dieser An find
bereits in allen Gegenden Italiens-,
besonders aber in den wohlhabendercn
und deshalb mehr unternehmenden
nördlichen Gegenden gemacht worden,
und zwar mit befriedigendem Erfolg.
Ein Beispiel wird aus verschiedenen
Bezirken in Mons rrato in Oberster
lien berichtet, wo ein heftiges von Ha
gel begleitetes Gewitter eine Reihe von
Pflanzungen zerstörte. Die «-·«r(l-ric!«st
von dem Unwetter erregte die Bewoh
ner von Sau Girirgio Monserratv, und
diese verloren daher keine Zeit, den ge
fahrdisvhenden Wolken einen ,,warmen
Empfang« zu bereiten. Sie hatten
gerade eine Anzahl von den durch Sig
nor Ottavi empfohlenen Kanonen er
worben und donnerten nun auf die
anziehenden Gewitterwolken los. Nach
einem Bombardement von zwei Stun
drn erhielt die Wolke einen breiten Riß«
durch den der blaue Himmel erschien
rnd zog dann vorüber, ohne daß ein
einziger Regentrvpfen gefallen wäre.
Nur ein mäßiger und nicht unwillkom
u.rner Tau ging aus der Wolke zu Bo
den. Die Weinbauer der Gegend, die
sich so in ihrem eigenen Interesse in
Artilleristen verwandelt hatten, fanden
tiefe Beschäftigung nicht nur belusti
gu".der, sondern auch weniger kostspie
lia als die Prämien der Hagelversiche
sung .
— Ueber das Alter Ver Erde hielt
Pras. Pringsheim in der Sitzung der
»Teutschen Physilalischen Gesellschaft«
in Berlin einen Vortrag, in dem er
im Wesentlichen über eine neue Arbeit
Lord Kelvins reserirt. Als- das Alter
der Erde kann man den Zeitpunkt fest
halten, an dem die Erde ans dem teu
rem-flüssigen Zustande in den festen
überging· Dieser ist, wie aus den
Spekulationen Kelvins, gestiitzt auf
exakte Beobachtungen, hervorgeht, kei
neswegs auf lange Zeiträume ausge
dehnt. Nehmen wir an, dLe Erde wäre
roch theilweise in flütiiaen Zustande-,
das Lavameer habe eine Tiefe von 40
Kilometer nnd eine Temperatur dort
etwa 1400 Gr» dann betrcigt die Aus
strahlung vra Quadrat«c1:t:nietcr nnd
Sekunde L Grammtalorien, das macht
auf das Jahr 68 Millionen zialoriem
Man tann hieraus auf die Geschwin
digkeit deg Festwerdenz der sliässigen
Lavamassen schließen. Es würde steh
dsnn ergeben, dat; in höchstens ztvdlf
Jahren die Erstarrung der Lan-ameri
scn. d. h. die Bildung der Gesteins-mas
sen im Wesentlichen vollendet ist« Und
nimmt man nun noch an, daß di: flüs
sige Lava chemisch nicht vollkommen
gleichartig an allen Orten war, so lann
man ungezwungen die Bitdsing der Ni
veaudisserenzen, der Gebirge und Thä
ler erklären. Lord Kelnm kommt nun
noch aus die Entstehung der At
inosphärr. Stietstofs und Kohlensiinre
kann man aus den Gestein-Harten ent
wickeln. Sie müssen also schon damalä
zur Zeit der Erstarrung vorhanden ge
iresen sein« Anders steht ers jedoch
mit dem lebenåwichtiasten Stoff, dein
Seucrstots Auf keine Weise ist es
higher gelungen-, diesen auf die er
niähnte Art nachzuweisen Man hat
deshalb gewissen Meeregsakain wehte
rslne eine Spur -E."e:.crs·:.1"i in ihrem
Wache-ihrem zu bedürfen, die Kohlen
siiure zersetzen und ans ihr den Sauer
tloss slcmstcth ch Bllolrlit Aktien-en
in der Atmosphäre ztigitsitsrielien Diese
Annahme ist indessen wegen der un
geheuren Meune decs in der Lust vor
lnsndenen Souerstosstz zu ne,:lminge»,
n un hot sie deshalb snlleu lassen mitl
sen. Eine andere annehrstdnre Erklä
runa ist bisher nicht gesundem es
bleibt daher nach wie vor die Frage
neck, der plötzlichen Herkunit des Sau
erstosseg unausneklärL Aus Grund
neuerer Arbeiten ijber die Schmelzwiir
tue, Wärrnekavnzität, spezifische Wär
me, Aug-strahltan u. s. m. der Ge
steine kommt Kelvin zu dem Schlusse,
dasz höchstens vierundzwanzig Millio
nen Jahre seit Erstarrung der Erdober
sliiche verflossen sind. Es ist beach
tenswiith daß die Geologen bisher
aloubten, weit höhereZnhlen,-——-1000—s—
20,()0(1 Millionen Jahre annehmen zu
müssen. Woher nun ober, so schließt
Lord Kelvin seine Betrachtungen, nach
dem die Erde physikalisch in dem Zu
stcnde mai-, lebenden Organismen ihre
Leberckbedingungen zu gewähren, das
Leben aus die Erde gekommen ist« daä
vermag keine Mathematik und Physik
zu erklären.