Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 30, 1899)
Eirkusbluksksu W Unm- m X eBeim-ich Hee. (6. Fortfenung.) Onkel Barnstorff war ein kranler, ein sehe kranker Mann geworden. Als leidenschaftlicher Jäger hätte er sich tot einigen Jahren auf einer Enten jagd eine Erkältung zugezo en. Ohne auf die anfänglich kleine gsolgen viel Gewicht zu legen, hatte et das Leiden ärger und ärger werden lassen, bis es allmählich zu einein gefährlichen Ge- i lenlrheumatismus aus-geartet war. i Tsiefcs Leiden war der Grund, wes- ! halb Onkel Barnstorff nach Berlin ges l kommen war. Sein Haus-Itzt hatte i ibm geradezu gesagt, daß er mit feiner l eigenen Person keine Garanrie dafiir mehr übernehmen möchte und daß es ( das beste wäre, wenn Onkel Baru ftvrii eine berühmte Spezialität lon feiliiren würde. Onkel Barnsirsif baite in Berlin nur einen einzigen Verwandten und Bekannten, densolin feine-J jüngsten Und gleichfalls nun schen längst versicrbenen Bruders. Um in Berlin bei feiner Ankunft nicht ncnz allein zu fein und weil er keinen Diener hatte mitnehmen wollen hatte Onkel Barnfiorff seinen Neffen verlier geschrieben und ae wünscht auf der Bahn von ikrn erwartet zu werden. c: beaingcn Onkel und Neffe, tin-» dem sie sich seit Jahren nicht begegnet waren, nun ihr Wiedersehen, Knrt von Bam ftotss hatte seiner Mutter viel Kum wer gemaij Nach den Traditionen seiner Familie trat er Ofsizier gewor den und die Verbindungen seines Va ters, der bei der Gar-de gedient hatte, hatten ibm den Eintritt in dasselbe Regiinent eröffnet Der Zuschuß, den Kurt vcn seiner Mutter erhielt und den diese, nachdem ihr verschwenderi scher Gatte das Familienvermögen fast gänzlich aufgebraucht hatte, von vier knapven Witwenpension bestreiten Mußte, tvar ziemlich belchräntt Er verfiel den Berlockunqen der Weltstadt nnd machte Schulden Die ersten Male deckte diese Frau von Barnftorii selbst —- folange bis die baten Mittel. iiber die sie zu verfügen hatte, ers chövst waren. Als Curt dann aus zwei Tage Urlaub wieder einmal nach Haus-e kam, urn abermals Geld zu verlangen, ,tvar Frau von Barnstorsf in Ver zweiflung und gemeinsam wurde zum Onkel gereist. um diesen zu der Her gabe der erforderlichen Summe Ja veranlassen. Mit kaltem Blute er klärte Onkel Barnstorsi, nicht einen Pfennig zu geben. Es gab für Kurt nur einzigen Ausweg, nämlich sich sei nein Kommandeur zu entdecken und die königlicher Gnade und SMU lle anzurusen Noch einmal sollte vie Ge fahr an ihm vorübergehen. Monate lang« von dem Dentzettel gern-rat, blieb er ein solider Mensch, bis er an einem Abend in eine Spielaesellschast "gerieih Er betheiligte sich, verlor, suchte das Verlorene wieder zu gen-in HM« bis die andern keine Lust zum —- — —- —.- - ».,».-—.... —,- »e-— « Weiter-spielen mehr natienz er hanc Bang gegeben, und sich-drei Tage aus gebeten, um sie einzuldsen Frau Dein i l Barnstorss wars sich ihrem Schwinger ; zu Füßen. Onkel Barnstorfs hatte keine Kinder und Kurt war der ein: zige, übrig gebliebene Sproß desJ Bcrnstorsfschen Blutes-. Aber Onkel Barnstorss erklärte ebenso kalt wie d-: malö wieder, daß ein Ofsizier, wenn er sein Ehrenwort nicht einznliisen vermag, zur Pistole greifen muß. Da n hatte Kurt keine Lust, schon aus itcksrcht auf seine Mutter. wie er sagte. Ein paar Tage später aber trat er nicht mehr Ofsizier, er hatte einen schlichten Abschied erhalten. Seit Furt Civilist geworden war, widmete et sich dem Rennsport und war fortan auf den Bahnen von Hoppegarten und Karlshorst ein regelmäßiger Gast. Er nahm dort auch allerlei Aufträge ent gegen, unterhielt mit Jockeys und Iroiners einen sreundschastlichen Ver kehr-. Der Grund seines Abschied-, war nur in den Kreisen seiner friihes ten Kameraden oerlautbar geworden. Berlin vergißt seine Leute schnell und auf dem Rennplatz erinnerte man sich kaum noch, daß Kurt Ossizier wir. III er in einem Sportllub. der »in-: , vMitgliedern bestand, die vorher als « » Bewerber von dem Unionllub abgewie sts worden waren, um seine Aufnahme einkom, wurde ihm diese gern gewährt sp-« feind fortan trug Kurt seine silberne Mitgliedsnredaille, wenn er sich aus der Mhn besond, so stolz aus seiner Mk wie die andern angesehenen Maus Nur selten bereute es noch H set-EIN mehr Lieutenant zu sein. Mk Mut den Brief seines Onlelz Whielk war natürlich sein erster Ge-« , Mk Onkel Barnstorfs, nach .. Use-l zwischen ihnen beiden vorge ss Manns-di das geringste Anrecht ' « - sPMt-«desaß, ja daß dieser Mag an ihn stellte, heit » te. All i I nichts schwer-, wenn er, Kuri, die Ge ; legenheit benii te, um wieder Onkel Barnsiorffs ohlivollen zu gewinnen. Des Majorat war die große schöne Aussicht auf welche Knri feine Zu kunftöpläne grünt-ein Es war der ein zige vorm-idem Erbe. Von der Sorge, daß Onkel Bcrnfrorff trotz seiner bis herigen zwanzigjährigen linderlofen Ehe vielleicht doch schließlich Leibesw ben hinterlassen lonnte, täumie dieser Brief nun wohl die letzte Spur hinweg. Dos- die Krankheit des Onlels, von der ihm feine Mutter gelegentlich ge schrieben hatte, einen fo gefährlicher-« Grad angenommen halte, dar-on hatt Krri leine Ahnnna gehabt Vielleicht nur noch ein paar Jahre, vielleicht auch nnr einj- und er Zog dann auf Schloß Barnitorff als der Herr ein. War rsiefe Hoffnan bisher nur wie ein fer neg Traumbild vor ihm hergegauleli. ss hatte sie dieser Brief nun in die nächste Nähe vor ihn geriicki. Dann war er wieder ein großer, angesehener, gewoltiqer Herr und die Rennplätze und den Klub konnte dann getrost der Teufel holen. Wenn Kurt an seinen Einzug aus " Schloß Barnstorrs dachte, so sei-bebten ibnr nicht nur die vielen tausend Mor siegt von fettern Weizen- und Hingegen brdem die gefüllten Stölle und das alte stattliche Schloßgebäude vor, son dern er dastste dabei noch an eine ge wisse schöne, etwas üppig gebaute, blende, übermütbige junge Frau, an eine junge Wittwe, der er seine ganze Leidenschaft entgegenbrachte, die ihn zwar immer wieder in seine Schranken zurückwies, die sich aber dem Besitzer rcn Barnsivrff vermutblich weniger spröde zeig-n würde. Der Tod des Onkels mußte alle seine Wünsche er füllen. Jn jedem Falle war es unklug und überdies ganz unnütz, dem Onkel nicht das dienstsertige Gesicht zu zei gen, das er von seinem Neffen ver langt. Mit diesen Gedanken war Kurt auf den Babnhos gegangen, so hatte er Onkel Barnstorfs begrüßt und ibm seine Theilnahme ausgedrückt und als er ibm jetzt, ganz wie ein guter und getreuer Reife gegenüber saß, übte Onkel Barnstorff auch den Takt, aus vergangene, unangenehme Dinge nicht erst zurückzukommen Er begnügte sich damit, sich von Kurt über sein se iges Leben erzählen zu lassen. O rziell nannte sich Kurt, weil er gegen Hono rar ein Sportblatt mit Notizen ver sergte und auf demselben mit seinem abliaen Namen als verantwortlicher Redakteur figurirte, Journalist. On kel Barnstorff, der die Kreuzzeitung las, biekt den Journalistenstand für ei· nen sehr respettablen, der an seine Vertreter sogar hobe. geistige An sprüche st.llte. Onkel Barnftorffs An sicht über Kurt war die. daß er als Ofsizier zwar dumme Streiche gemacht hatte, daß er aber aus dem Wege der Besserung begriffen war und dasz ei nem reniaen Sünder vergeben werden soll. ,.Sdsie.A mir doch noch einen Stuhl ker,« sagte Ontel Bnrnitorss blitzend — »und len, rnit die Beine darauf. Aber ganz vorsichtig, sonst habe ich Schmerzen« Knrt qeborchie eifrig und er hob die unteren Ertreinitkiten seines Onkel mit einem solchen Zottgesiihl aus den Stuhl, daß Onkel Vnenitorrs aber nsals einen Seufzer that. diesmal aber voll befriediaten Bebaqens. »Nimm mir aus meinem Paletct die Cigarrentasche beraus. Ziind dir auch eine davon cu. Ich hätte noch über et H was mit dir zu reden,« suhr Onlel Barnstorss fort. Aberrnals gehorchte Kurt, er reichte seinem Onkel das Licht hin, brannte sich von den schweren Regulien dann selber eine an, ,der Onkel stieß die er sten blauen Wolken me sich hirx und sc gie, die weiße Asche betrachtend, als dann: Ueber was ich mit dir reden möchte, das gebt dick- an. Es handelt sich darum, was, trenn ich einmal sterbe —- und mein Leiden legt mir diesen Gedanken nahe —- mit dem xMoiorat geschehen wird.'« s »Aber Onkel!" siel Kurt vorwiter : Voll ein — »l)ossentlich wirst du bald « wieder qksund Die Aerzte hier wer den dich gewiß wieder herstellen. Sprich doch nicht von so etwas.'· Onkel Barnstorss beurtkzeilte nach seinem eigenen Jch auch die übrigen Menschen und etwas sarknstisch erwi - rette er: »Sieh dir keine Mühe mit mir. Die Aerzte werden vielleicht noch eine Weile an mir herum slicken kön nen, asbee der Teusel holt mich doch. Es handelt sich um das Majorat, das heißt also um dichl« Kurt srel seinem Onkel nicht mehr ins Wort, er hörte beflissen zu und Onkel Barnstorss subr fort: « »Du hast dich wohl schon daraus ge i faßt gemacht seinen Mk nach-einem s Tode arise-treten Wenn das der III s ist, so will ielsdl nur winschem sz syeinekfsossmmg nicht im voreelig gewe en r ..« Furt Hutte und befremdet sah er HM Kne- idWs o « « » ·I" e n tel see-M wettet —- «— ask-« da von set-Sei zu bebe-, ein Vetter K von dirgelebt dat- det S eines verstorbenen Bruders von mir Ganz dunkel aus der Erinnerung seiner Kindheit ta te vor Kurt sey etwas dergleichen au . Er tmt te nur sr-diel. daß der verstorbene Brit r sei nes Vaters eine Mißheiratb einse an aen war und daß sich deöbal feine Familie von ian getrennt hatte. Seit seiner Kindheit aber war von diesem Vetter nicht mehr die Rede gewesen. Niemals hatte Kurt mehr an ihn ge dacht. »Ja unserm Haus« setzte Onkel Barnstorss seine Mittheilung fort, — .b,eirscht das Gesetz der Primogenitur. Jst ein direkter Erbe nicht vorbanden, sc geht das Majorat bei Erben, die im gleichen Verwandtschastsgrade »in dem Erdlafser sieben, an denjenigen über, welcher der älteste ist. Dein VII ter aber ist vor dir aebnren worden« »Ich denke, i .;dachte,« stotterteKutt —- »dasz er vers llen ist." Aus seinem Gesicht malte sich ein un verbohlerieiz Cntseyen »Versel:·llen ist er auch,« antwortete Onkel Barnstorsf. —- -- »Bor Zwöls Jad ren, als ich ihn, weil sein Vater starb. in meine Obhut nahm, ist er davon gelaufen. Ich bade damals alle in Frage kommenden Behörden in An sprach genommen und nach ihm suchen lassen, aber vergeblich Er ist ni·t) nieder ausgefunden worden« Es bleib: bis deute unerwiesen, ob er lebend-Ja csker todt ist.« »Wenn er aber noch lebendig wär-n Onkel,« saate Kurt, und die Hvssnacii zeiate sich wieder dor ihm (—— »d.::-.:: hatte er doch gewiß einmal etwas von sich hören lassen oder die Behörde hätte ihn schließlich finden müssen.« .,Wenn die Behörden jeden sindexi würden, den sie suchen,« äußerte Ontel Barnstorss sariastisch —- ,,dann gösse es nicht soviel Steckbrieie, die unerle diat bleiben, und was den Umstand betrifft, daß er nicht aus eigenem An trieb etwas von sich hören läßt, so kann er seine guten Gründe dazu haben. EI liegt mir jedenfalls auch selbst daran« » Gewißeäit zu haben, an wen Varus : sie-Its, can ich einmal sterben werde übergeben wird. Wir werden uns dek balb an einen Nechtsanwalt hier wen den und von den Gerichten eine Todes eriliiruna deines Vetters zu erlangen suchen. Wird die-se ausgesprochen — - dann erst wirst du dich als den Masti cien Erben Ion Barnstorss betrachten dürfen und soc-s mich betrifft, so will ich dir das wünichen.« »Du bist so freundlich, lieber On tel!« versetzte Kurt. Ein Ausdruck des kalten Sohne-. und des Hasses trat ans Onkel Barri stcrsss Gesicht. »Ich möchte nur nicht,« saate er — ,.dasz unser altesBarnskorss einst einein Adkömmlinae von Gesindel verfällt-« Eine Weile lana leistete Kurt seinem Onkel noeb Gesellschaft. Er mußte dem Zimmerkellner ilinneln und Onkel Barnstorss ließ, da ihm der Gang nach dem Speisesaale zu große Beschwerden gemacht hätte, ein kleines aus Grund der ihm vorgeschriebenen Diät zusam nenaestelltes aber doch splendideSSow per auf's Zimmer kommen. Onkel Barnstorss war miide und wünschte irijhzeitia sich in’s Bett zu legen. Knri lief-, es sich nicht nehmen. ihm beim Augileiden seinen Beistand zu leisten und mit dem Versprechen, am nächsten Morgen pünktlich vor use-reckten be - abschiedete er sich. Ezr hatte zu Onkel bei diesem Wiedersehen ein Ein-. vernehmen gesunden, so aut, wie es zwischen zwei treuen Verwandten nur bestehen tonnte. Den Rest des Abends beschloß Kurt, im Klub zu verbringen. Er besand sich, als er aus die Straße trat, in einer sehr gedrückten Stimmung. Die Eröffnung des Onielz hatte ihn nie dergeschenetteri. Brauchte er seine Hoffnungen auf das Majorat auch noch durchaus nicht auszugeben, so war die große Sicherheit, mit welcher j er daraus gerechnet hatte, doch erschüt tert. Ein anderer drängte sich zwis schtn ihn und den iiinstigen Besis- der alles, was er nach dem gehabtenSchiss bruch vom Leben noch erwarten tonnte, in Ersiiilung bringen soilte. Kam der-s Verschollene zum Vorschein —- was blieb ihm danni Eine dunkle schädige Tritten-! — « Und Charlotte? ! » Er blieb der armselige Mensch, der nicht die Augen zu ihr erbeben ourste und siir den sie bis ans Ende nur ihr Lächeln hatte. Lieber sterben! Aus der Stelle! Oder — und Kurt knirschte mit den Zähnen — der andere starb, »wenn er nicht eben schon todt kurz eine Krankheit, ein Unsall rasste ihn hin und das drohende Gespenst sont in die Nacht zurück. Und immer nieder sah er ihr lächelt-des, ihr spöt tisches-Gesicht Vor einigen Monaten hatte er aus der Karlöhorster Nenn-. bahn ihre Betanntsehaft emacht. Sie saß aus der Teil-fing ne en ihr here oon Baron-, der ihm ou seine Frage noch der Dante saate. ati sie seine Cousme wäre. Als Aurt ihn darum kat, ihr vorgeftellt zu werden, be nkkrlte er lebe wohl, wie Herr von Pre rcw ihm ausweichen zu wollen schien, aber Kurt blieb hartnäckig; in der Pause, als sie heruntettatn, konnte ihm Herr von Prerotv ohne gute und deutliche Gründe seinen Wunsch nicht sieht versagen. Seit diesem Tage lag er in ihren eFesseln. Sie wußte, darß er sie anbetete, ja, sie duldete es, ie erlaubte es ihm nnd doch trieb sie mit ihm nur ihjen Zeitvertreib, the S iel. Jmmeeheißet atte sie fein Bege ten entfaebt und er dürfte, ohne bei des-Exi stenz, die er führte, sich vor ihr noch vollends lächerlich zu machen, von einer Heirath nicht reden. Das durfte et L . · Jenaeeweetnvetmsgen tm Mist-at wFiisen lesen konnte. Dann eestt . « . start hatte den Klub erreicht und stieg die ron zwei ldenen Kan delabeen beleuchtete aemortteppe hinauf. s Konnte der Klub von 1890 auch? nicht den Glanz an MitgliedsiRamen ( bieten, wie zum Beispiel der Union- i Klub, to suchte et diesen Mangel doch wenigstens durch den Glanz der Trep fehnetteuchtung zu ergänzen und et e en. . . ’ se s Frau von Summin. die Cousine des Herrn von Vieren-, probikte soeben in ihrem Baudoit mit Hilfe ihrer Kam mtzofs eine Auswahlfendung von Schlafkömn c.n, die sie sich aus einem betannten Mode-negain hatte schicken lassen. »Ich glaube," lichelte sie befriedigt in den Spiegel, der ihre hobe, etwas rrlle, jetzt von dellblauee Seide und aelbiichen Spitzen nmflossene Gestalt. iuvie ihr -.r.mutt-i»aes, kcsiaeg Gesicht. das von einem schweren matten Blond kxacie iibetttönt war, zurückwatf —-— »den behalte ichs« »Dein-lau itebt Ihnen auch tm bitten. qnijdicze Fi.tu.« innte mit ver ttanlictek Bewunderung Jettchen «Pnct’ das tin-läge ein und for-te dafür, daß es wieder abgeholt wied,« tesatzl Frau von Summin Jettchen Iegte die andern Sachen in ji«-re Rottonis zurück nnd verließ als dann damit das-.- Zimmer. f Eharlotte ivar allein. Mit einein leisen Gähnen, ihr Spitzentuch vor den seinen Mund mit den weißen Zähnen t;altend, trat sie ans Fenster. Ueber des-. Baumwipseln lag ein trüber, grauer Morgen. an dem inan am besten, wenn inan sonst nichts nöthigea zu thun hatte, zu Hause blieb-. Jm Kaniin des hübschen, behaglichen und mit reicher Opulenz ausgestatteten Gemachz summte ein anheimelndes Feuer und eine kostbare Uhr aus blauem Lapi-i mit Goldoerzierungen, die aus dein Schreibtische stand, machte ihr sonstw ccediiinpstes Tittat dazu. Seit einigen Jahren war Charlotte Wittwe. Ihr Gatte. ein hoher Beam ter in eine-n Ministerium. war einer schnell verlausenen Krankheit erlegen. Jhre Heirath war nicht grade, wenig stens was Charlotte selbst hetras. eine Liebesheirath gewesen, aber sie hatte doch beide Theile glücklich gemacht Erst. nachdem Herr von Sumniin ge storben war, spürte Charlotte als nun reis gewordene Frau in ihrer neuen Freiheit, was idr darin gemangelt hatte. Herr von Suminin war ein ne n.essener, ja selbst pedantisch veran: laater Herr aeioesen, dem oon allen Rücksichten ani« seine amtliche Stellung die wichtigsten waren. Als das Trauer sahr vorüber war, gab sieh Charlotte, nun aetröstet, den Rechten ihrer Ju aend mit vollen Zügen hin. Sie be suchte wieder Balle und Gesellschaften, miethete sich eine Gesellschestsdame, aina aiis Reisen iiiid was das Dasein einer reichen Frau ioie ihr zu bieten isermochte. das genoß sie. Die Welt saate damals, dasz Charlotte totett ges nsorden war. Es war, alr- hätte sie bisher aar nicht gewußt, wie hübsch sie war und als hätte sie das erst von itren Schmeichler-in den Männern, die sieh von neuern iiin sie beworben, er satren. Dann singen sie die Reisen nnd die Menschen zu langweilen an. itsre Gesellschafterin entlie sie und scrtan sührte sie ein ziemli zurückgi ztsaeiieg Leben. Von Verwandten be saß sie in Berlin nur einen Vetter, Herrn von Prerow Man wußte, daß Charlotte »Ja ihrem Vetter in einem sehr sreundsehastlichen Veshiiltnisse «iand und es tonnte auch nicht aus bleiben, daß man behauptete« die bei den würden miteinander bald ein Paar sein. Das wurde aber sehon seit drei Jahren behauptet, solange, als Char lotte ihren Wittwensehleier ab elegt hatte. Nach wie var erschien har lotte, seitdem sie ihre Gesellschafterin, die sür sie ein lüsti er Zwang war. ab getanlt hatte, in gleitiing ihres Vet ters in den Theatern, Konsum-, aus den Rennen und bei allen sonstiger-Ge leawheitem bei denen sich eine Dame nicht allein zeigen kann. here von Pier-no blieb was er war, seiner schli nen· Eoitsine galanter Vetter —- mehr nich-L » Eharlotie stand noch immer amtiert sier. Aus einein Tischchen lag ein auf cesehlagenes Buch, aber sie hatte teirie Lust, weiter darin zu lesen. Endlich tratsie ans Klavier und sehlu einen Allon an. Aber auch das Klavier derlockte sie heute nicht. Vlit lich scholl draußen die Entreetlingei. leieh da ran trat Iettehen herein und meldete: »den von Prerow, gnädige Frau!« Ein Strahl der Freude slog über Eharlottenz Gesicht. »Ich lasse bitten,« sa te ste. ,Cinige Augenblicke Este-e bssnete sieh die Thür und That te ins dem Eintreten-den ihrem Bette-, her wills ; g tcmmen yenzenv, entgegen. Herr von Prekow küßte feiner Cou sme galant die Hemd, nahm von sei nem Ruckaufschlag ein kleines, Darin fisckendes Veilchenbouquet, üdexreichte eH ibr und sagte habest »Es sind zwar blos italienische, sie riechen nicht, aber sie haben doch ten Verzug, zu deinem neuen Schlafrock zu passen.« Charlotte lächelte. »Gefällt er dirs« fragte sie. Mit ernstem Kennetblick prüfte Herr von Prerow das neue Teilettenftilck. »Ja und nein« »Warum neink ,,Die tbe ist guts Du darfst abe nur K kratzen. vie hintenindet L Satu- Hmtm v. m mater ein-i s ist-nicht« ni til sit-be i Lolc, du bist s wiget III-riet ge- : z worden« »Ich soll mich also wieder iir erni« «Rubens hatte lauter parte unten « qernalt.« Charlvtie war die lufti ertReckereien ihres Better gewöhnt. a r sie wußte islder ntJy warum sie diese heute net- » vvä mass-TM ch - nch l » mi heute striil ge eng weil-Z sagte sie un ednldig —- »ich langtveile mich alle age mehr-. Wärst du ein kluger Mensch. dann dächtest «- dariiber nach; was mit mir werden Mk« Ich halte mein Leben nicht mehr nu . » »Dann heirathe.' i »Heirathen! Wen? ch weiß keinen Mann. der mir Mut dazu machen t"."nnte. Weißt du einen? Am Ende gar dich selbst-P . »Das habe ich dir, liebe Lolo, noch niemals zugemutet-« ,,7.’llso!« Sie hatten beide Platz genommen Wenn Charlotte mit ihre-n Vetter i:t-·:- Plaudern gerieth, vergaß sie all mählich alles, was ihr unanqenebm mir lästig war. So war es schließlich cuch beute wieder. Herr von Preuser schien aani besonders gut artigelent ist sein« Plötzlin unterbrach et sich nnd s mit einem ein wenig ernsteren Tone H ins-te er: »Dnrf ich dir einen guten Rath ge ben. liebe Lobi-" »Was siir einen Rach« srzrgteLCFinp lrtte verwundert »Als ich dich gestern verließ, bis-ej tietc ich auf der Irevve dem jungen Herrn von Varnstorss. Er mochte Dir feinen Beinch. ikr ist Aber lein lim gcnq für dich, er ist überhaupt nicht für ein gutes Hnu5.'« JVu halt ihn mir doch selber vorne stellt!« I »Ja. er wnr zudringlicd er bat mich darum, ich briiitire nicht gern einen Menschen, was eine Sande-nie bei mir ist, aber ich tonnte nicht annehmen, das-, er so unversroren sein würde. das zu mißbrauchen Du hast mir nie da don gesprochen, daß et dich besucht und ichjrage mich auch. wie ibm das bei dir gelunaen ist-« Charlotte erröthete ein wenig. s » rr oon Barnstorss ist Int, als ich piitet is Baden-Baden wor, dort » beiden Rennen be egnet· Er chiotte mir jeden Tag sris e Blumen. e bat mich. in Berlin sich ertundigen zu dür- l sen. wie mir die Reise bekommen sei l und ich hatte nicht den geringsten Grund, gegen idn unartig zu fein. Jch gebe zu, das- et seitbem seine Besuge wiederholt hat« Wenn ich dir ni i davon aesprochen dabe. so habe ich in l deiner Gegenwart vielleicht niemals an ihn gedacht. Er ist mir nie wichtig ! l genug erschiene-M .Willst du mir versprechen, ihn nicht nsebr zu empfanqu ?' »Gut, ich verspreche es dir," sagte Cbnrlotte heiter nach einigem Zögern --—— »setbst wenn es mich ein Opser tosten wird.« »Ein Opfer?« »Ich glaube, er ist sterblich in nkib verliebt. Si war wenigstens eine Zer streuuna iiir mich. Du wirst mir nun eine andere terschassen müssen.« »Dann dab’ ich schon gedacht —- ich lzabe eine Einladung für dich." ,.Wodin?« »Ja den Cirtus!« Charlotte sah ihren Vetter an. »Wenn du mir bloß einmal sagen wolltest. was diese Leidenschast bei dir bedeutet. Ich clnube, es ist deine ei« ziaet Oder nicht?" »Ich glaube auch," senkte here von Prirow ebenso. »Willst du mir das nicht erklären?« »Sie stritt trir vielleicht im Bim ich bade eine romantischeBeronloguna. Wenn ich sehe. dasz ein Mens an Iedem Abend sein Leben aufs piet sitt. daß er mit einem falschen Tritt, einer falschen Wenduna, und wäre es nur um Dankes breite. den Tod beraus sordett, so wingt mit das Bewunde riena ab un säh muß idn resdettiren. Ich der-te an das Wen-ort- Und seht Jlrr nicht das Leben ein. nie soll s Euch das Leben gewonnen sein. Mitten in der grauen Nüchternheit des moder nen Lebens sehe ich in der bunten Welt Les Cirtus, in dein Schicksal, dem seine Anaedörigen ost nnterrvorsen tind, noch ein Stiick lebendige Poesie, ichiehe rsrch ein Stück antiten kernig-muss da rin. Ich habe als tlei er Junge. cl-; mich mein Vater damals nach Paris mitnehm, auf dem Marsselde eine cdltziaiiitiriae Frau mit qeschnrinttem weiten Minnen den diirren Leib mit Ftittertnnd umhonoen und ihre Grie der doch noch elnstisch und stark ein Kind in der starre über das Thurm-s seil fahren sehen. ’ Navoleon der Erste hatte sie, als sie noch Mädchen war, bei seiner Ho eit mit Marie Lonise, ror sich tanzen iznss sen» er hatte sie wie eine aro e Dame geehrt und nach ihm die onrborien nicht minder. Nun trieb sie am Ende ihres Lebens die Noth noch einrnnt hier nus den Strick Das war Madame Sacqui und ich tcsnnte diesen Eindruck » dann nicht mehr vergessen. Ich habe Menschen termen gelernt mit tranler Brust und zerrenlten verbundenen Gliedern, die ehre Sprünge machten, nur weil sie Frau und Kinder nicht verhin- ern la en wollten« und ich tenne kamiliem Ritnstleraeschlechtey so alt und ehrwürdig, liebe Loto, wie eins von unteren Adelsadchlechterm nur daß jeder neue Sproß, Denn et Geltung erlangen will. feines Namens steh dur seine Kunst erst würdig ma n Ists Jchärage mich. warum man Ists des örpers nicht ebenso be J ; wundern toll rote die Kunst dessem-es ; Die alten Griechen, die man doch im- « n·er noch flit iluae Leute hält, haben in · Olympia nicht anders dariider geda t. »ich bin also bloß nicht llilaer als re. « eh ich mir tm Theater ein neues Schauspiel an oder hör ich im Ton-erl faai ein neues Musikstück-Uhr zeyt man mre ein es i . o t es eine Zeitnnaliäi r se guts ur, is andere wieder föbelt es in Gran grad un BodenKe Wydeines lolclfen - s weils nk n o ein drob emaiiicher lein. Wenn aber eine Traoezltinstterin füninndztvanzig Mal hintereinander die Rielemvelle macht, to soll mir das einer noch wegdieputiren Dabei stim men mich meine Studien obendrein noch wehmütdig, denn ich demerte deut lich, daß die alte große Kilnst im Rück gang begriffen ill. Auch die Wedmnth, liebe Lolc, hat ihr angenehmes. Nun bade ich dir deine -Fraae ausführlich s beantcvcrtet.« Einwir- betrachtete ihren Vetter einziehend . »Was bist du denn eiarntlich, iieder Paul-I fragte sie -—--- »ein ieniiinentnlrs oder ein satiriiches Wesen?" Herr ron Vierow nahm ihre Hände in die seinen und erwiderte wieder hei ter. wobei ein warmer Ton durch seine Lisette tlanm »Vielleicht bin ich alles beides-» Lein-, und wer weist. wozu Ins «;xniiaien uns- lzeiden aat ist. Vielleicht .a·tte ådi mich sonst rrsirltich längst in dich vertildt.« »War day denn ein iu fchrectlixijeö Unglück« stkirutn Z« »Weil du mich nicht wieder lieben Wäilkscss.« ,.(kt:arlette lichte. »Du haft die-VII erwiderte sie. — — ..Deel:x:ll1 is: es auch mit so, tvie du dist.« Herr von Prervtv san aui reine unt und stand ans «Tsn willst doch noch nicht iort?'« ries Charlotte bestürzt. Es war nicht andere miialich. Herr ron Prerow mußte sort. Er hatte ssch mit dem Landstallmeisteg in Pserdesi angelegenheit ein Rendezvoua gener-en und eine Excelleni konnte man naht warten lassen. Es wurde ausgemacht, daöz er am Abend Charlotte abholen so te. »Giebt es denn in deinem Cirtns heute etwas besonderes?« fragte Char lotte ncch lzum Abschied »Es tritt nur ein neuer Reiter ani,« saate Herr von Baron-, s— »du will ich dabei sein.« Er triszte seiner holden Causine noch einmal die Hand, dann trennte man sich. Charlotte trat wieder an’s Fenster Jlbr Vetter schritt unten quer über den Straßenocmm aui das gegen überlieaende Trottoir. Zum erstenmale aestand sich Ebne lo.tte, das-, er eigentlich von einer sehr stattlichen. echt männlichen Gestalt war. die seinem Wesen aut entsprach. Auf dem Trottoir wandte gen von Preronx noch einmal seinen ops zum Fenster hinaus Er batte Charlotte, obwohl sie hinter den Gardinen stand, sich-lieb isemertt, denn er arüßte noch einmal nnd Charlotte ariistte freund lich. Dann war er binter der Ecke ver schwanden Eine halbe Stunde später trat Zettel-en wieder ein und meldete: »Den von Barnstorsi ist da.« »Ich bin nicht zu Haus« erwiderte Charlotte; sie saß jetztam Clavier und phansrksirtr. Betroffen blieb Kettchen stehen« »den von Bcrnstorsi bat aber schon eliört, daß die gnadige Frau sit-hause tnd.« . »Ich bin tro dem nicht siir ihn zu use. Sagen ie ian das-« Char otte spielte weiter und die Töne quol len unter ihren Finaern nur nach vol ler Hervor, wär-read Jettchem nicht nemg verwundert, verschwand Charlotte dachte nicht mehr an den» herrn non Barnstvrsi. CImmer langsamer nnd leiser gär ldeten die rrnonien durch I hüblsche trau iche Gemach. bis sie sich end ich zu einer Melodie zusammen andern Ei war die Träumerei vvn chnmann. « » I ( . L-F Charlotte dachte an aettern Sie würde heute Abend sehr spät nach Hause kommen Ob die aetzeinmiß volle Vioiine sich wieder melden würde? —- · »Debiit des berühmten Jocten und Baredaetreiters Mr Atti-ein« So stand es aui den hnaery gelben, mit einem rothen Streifen eingereiht-n ten Plotaten an den Anichtaggiöuten ver Reichkhauvtiinvt Wohl inelxr nie tausend Mal hatte Bruno seinen «ts".initiernnmen in dieiet Weise schon nni den öffentlichen An schlägm riet-en· Die Leute blieben daran ite im und lasen diesen Namen. Bruno girn m ihnen vorüber manche sahen itni nn, aber Niemand-« wußte dnß er der angetiindiate mar. Seen Name eriekien ihm dann wie ein-as ron seiner Perirn lesaeiöiies, frem des, wie ein Siiict von ihm dessen er sich enteiqnet und taki er an ten hin gegeben hatte Sein Name endete un Leuten. feine Person gehörte is- g« selbst. — Es weit noch Vormittaas. Goetsetung folge ) Wis— Jn der Kasseiee Allo. Hertläri ein stititex den an der Hoibiihne einiges führten «Serpentintanz«: Hier handeu ei sich wenin um den Beweis einer « eigentlichen anztunit, als die Bett-us bang wechselnden Fallean efchices unter Anwendung von fee neu se tungse chttenf weniger le es inet um vie MBekundung veeuwechielnden Wyiceichickeh