Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 30, 1899, Sonntags-Blatt., Image 11

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    -: kn- »so-J
Nste nodlen Zwist-. .
Drei Ritter kalten dereinst beim Wein
thch spat in nächtlicher Stunde;
Ihrer Kupieumlcn Katfuntelstein
Deleuchtete liell die Runde.
Der Erste sprach. «Nennt mich einen
Tropf
Wenn je ich mich lasse lumvenl
.de halfe- in der Tasche, ivie im Kopf;
Drum zahk ich noch einen Humpen!«
Turnus der Rweites »Bist mich dabei,
Weil ich die Knsmfetei hasse!
samt Tu einen Humpi:n, so kahle ich
TWLL
Denn das erlaubt ers-im Kassel«
Te schrie der Dritte: »Vin, Tuch bereits
Nun bdrt· was ids Nun Vetspkeche —
lFLi ist file mich eine Kleiniqtet
Jet- zahle -— tie name :’,:»le!" —
Jetzt lachten sie laut aus voller Brust
Bei dieser tdstlichen Kunde.
Tags anl- ein Zeilen nach Hektknglult
Bis teiih in die Moraenltunde
Tod; —- el·.’ noch ihr Durst ein Linde
nahm«
Nrtstnmente plötzlich ils: Problem
Tenn alk- dettWirtb mä: der Kreide
am -—-—
Da lonnte Keiner bemitlenk
J A I- t e i t i .
Die Macht der Musik
—
NovellevcnHerinannNobolSly
Die Musik ist bekanntlich die KunsJ
welche sich an teinen Ort bindet, die
keinen gesellschaftlichen Stand kennt
und die als eine göttliche Gabe de-,
trachtet werden muß. i
Elias ich heut’ dem lieben Leier er-,
zählen will, berührt allerdings nichti
das Specielle des Gesange-Zu aber das
kleine Ges ·tchen wird den Beweis
siihrett, weche Macht in den Tonen
liegt und wie Beharrlichteit und Sie-f
be zur Kunst selltt schwierige Hinz-ei
nisse zu bewältigen vermögen
Es war in einem eleganten Ziinnter,·
in welche-u dac— von Berlebeckseoe ishr-;
paar einen lebhaften Meinung-Janus
tausch unter einander aussucht. Der:
zweitälteste Sprosse der vornehmen Ex- l
tern hatte so bedeutendes Talent zur
Musik an den Tag gelegt, raf; sein Leu-;
rer es defiirwortete, den Jungen Mit-J
g studiren zu lassen. Während die
utter dein Bot-schlage nicht adgeneigiL
war, wollte der Vater von« ,,iolchrr.
Verwirrung eines Adligen« nichts toif- —
sen. »M’ogen Weber und Mozart den
Taktltock geführt naoen, um Geld zxzs
verdienen« —- durch:«.iasz er erregt ras;
Zimmer «- »ein von Berlebea niusz los
etwas nickt-« Z
Miit-lich öffnete sich eine Seitenttziir
des Gemaches, und ein dlondloikiger»
allerliebster Knabe von vielleicht act-is
Jahren sprang auf die beiden Gatten
zu und rief in reitender Jttiioiiiin
«Papa und Mit-mai Jetzt tann ichs;
schon das Lied spielen: »wir die-Blum
lein draußen zutqu Zoll ich es nial
vortragen t«
Ohne die Antwort abzuwartemi
hüpfte der Junge mit den Worten wie-!
der dar-am »Nun ja, dann will ich dies
Geige gleich tiolen!« Schon nach Ver-s
laiis einer Minute tain der tieine Mit-s
sikant zurück. Der Knirps stellte sich,
dann mitten in die Stube und begann«
die Melodie dei- delannten Mitgliedes-I
ganz nett zu spielen.
»Warte-, ie t tausst Du tiiir doch eine
Geige?« bli te der eisrige Virtuose bit
tend zu seinem Vater empor.
Dei Familienhauptes Antlitz hatte
sich ausgeheitert. Er legte seinemi
Söhnchen die band aus den blonden
Scheitel und sagte voll Liebe:
«Paridam! Nächsteng ist Dein Ge:
tsurtstag Was wijnschest Du Dir lie
ber zum Geschenk, eine Violine oder —
ein Beloeiped?" Jch dente, Du wählfts
dae letztere. Sieh’ mal, aus dem Stahl-i
ros, taiinst Du reiten, wie auf einein«
Pserd, während Dir beim Geigenspie
len die Fingerspitzen ioett thun. Dein
Bruder Carl hat sich vergangenngahr
auch ein Vetoeiped gewünscht, und ers
fährt jth damit so schnell wie in einem.
Wang i
s wurde dein Jungen nach solcher
Empfehlung des EisenvehiteloI schwer,i«
eine Wahl zu tressen. Nathlod irrtenY
die Au en zur Mutter hinüber. Das
schien e n glücklicher Gedanke durch dass
kleine dirn zu blitzen. »Nun weißz
ich's, Papa!« tief der junge Mann tri
timphitend. »so meinem Gewitters-s
ae wiånsche ich mir eine Geige und zu
Weihnachten ein Beloeiped.«
»Ei, Du Pfisiituo!!« lachte Herr
ver. Bette-bea· »Du verfiel-it er- iaioiis
sruh, zwei Wegen mit einer Itlappe zu
schlagen. nnoch oll Dein Weg-til
ersiiltt werden: die ama schenkt Dir
das Wimmerdolz, und ich spreche, wenn
die Zeit gekommen ist« mit dein Weih-’
siachtoinann wegen des weiten Ges!
scientes, vorausgesetzt, da Du in an-;
l
Osten Lehrfächern Immer häbim slki .
fth Mibss und Demen Eltern nur
Freude beteiteft." F
Tas- oekfpmch der Meine hoch und
Neuen Als aber die Mutter ihren»
Sohn an sich zog und innig in die Mr i
M Plon fluftettc der Schelm ves
fchm it: ,O Mai-Ia es qiebt ja gar
seinen Weihnachtsmannk«
» Wenn such mit Widerwillen, kauf«
da Vater einem Zungen zum G--2
kuktstsg va- se mich-i gewünschth
Instrument Des Meinen Freude überl
das Geschmt war eine unbeschreibliche,
und mit einem Eifer widmete er sich«
nun den Mu tcettioneth da det Der-·
« mvusch « mu- tikbe pth hatt-J
den Schiller Abends zum Schlafenge
hen zu drinnen.
»Herr von Berlebeek schilttelte den
Kopf, wen-n aus dem Zimmer des Leh
rers das laute »Ein-s, zwei. drei!« und
dazu Geigentöne erschelltem aber er
Eieß die beiden »Musiinarren«, wie er
die Spielenden seiner Gattin gegenüber
nannte, »schrappen«. Der Dr. Busch
hatte es ihm ja versprochen, den Jun
gen bis- zut Prima eines Gyrnnasiums
Vorzuliereitem und die von Zeit zu Zeit
stattgehabten Prüfunan des Zöglings
nahen Zeugnis-, davon, daß Paridam
mit seinem seckssietznten Jahre das ge
steckte Ziel wohl erreichen wurde
Der schlank aufgeschossene Jüngling
bestand auch wirklich als ote Zeit ges
kommen war, alkimend daö Exaincn.
Er luzca nun ein Gymnasiun1, und
zwei Jahre später empfing er schon das
Moturitätz - Zeugnis-»
Der Vater wollte, daß Paridam die
kliechte studire; doch von dieser Wis
senschaft mochte Ver junge Herr nichts
u.«issen, nnd nach seiner Meinung be
sraat, erklärte er:
,,Papa, ich vermag der trockenen
kli«chig«aelehrtheil einmal teinen Ge
sclxntacl abzuaelvinnem Paragraphen
twst und Gesetzesduselei sind mir bis
in die Seele zuwider. Goethe hat
Recht, wenn er im »Es-Jus « sagt:
EL erben sich Gesetz und Rechte
Lipie eine ero’ge Krankheit fort;
Cis schleppen von Geschlecht sich zum
Geschlechte l
Und rücken sacht von Ort zu Ott. l
Vernunft wird Unsinn, Wohlthat
Plage! — —- l
Zwingst Du mich mit der Carriere, so!
ist’s wirklich nicht meine Schuld, wenn
ich später mit teinem Examen Ehre ein
le e!« « «
g»Ni;n, zu welcher Wissenschaft möch
test Du Tin« denn entschließen T« fragte
endlich der Herr von Berlebech
»Mein größtes Kleinod ist meine
Geige!’« wallte der Jüngling in unbe
ziilxmdarer Leidenschaft auf. »Vater,
las; mich das Conservatoriuin besu
chen, damit ichs in der Musik zu et
was Großer-i bringe-! Nur im Reich
der Töne findet mein Streben Gewähr.
Dir Musit und Dichttunst sind gleich
t;«äßig Kundgebcrin des Herzens und
re: Seele. Was der Mensch in seine-n
Innern empfindet, das tlingt in den
Saiten ,in den Accorden wider. Ein-:
Sprache, sei sie noch so reich,vermag
nscht die Veredtsamteit zu entwickeln,
wie eine einzige Geige. Die weint, die
lacht, die plaudert und tost mit uns,
tssenn all-: Worte längst verstummt
ssftV.«
Herr von Berlebed glaubte seinen
Ohren nicht trauen zu dürfen, als er
seinen Sohn in der Weise sprechen
hörte. Es gab einen heftigen Austritt.
in welchem er ertlärte, niemals würde
er die Einwilliguna zu solcher Stan
desnergessenheir geben« und dem Dr.
Busch wars er dor, seinen Erziehuirgs
einfluß »schändlich mißbraucht« zu ba
ben. « ornig verließ der alte Herr das
Geman
»Wie bedaure ich Sie,« reichte der
Lehrer seinem Zöglinge die hand. »Es
ist ja bestimmt in Gottes Rath, daß
man vom Liebsten, was man hat, muß
saieidenl Ader Sie brauchen ja der
Musik nicht ganz Valet zu sagen. Ta
nird der Herr Baron am Ende nicht
Verlangen. Jbre Geige wird Sie be-.
gleiten, wohin Sie auch gehen, und ihrJ
Klang wird Sie ausdeitern nach denT
Stunden, die Sie dem ungeliebtenStr:
dinm widmen rniissen!'«
Nun trat auch die Mutter in dag«
Z:mmer, und als der Doctor Busch von»
der eben vorgeiallenen Scene erzälslteJ
txijstete sie den imgliiitlichen Sohn so
gut sie vermochte. s
Noch eine ganze Weile besprachen die«
Drei das beille Musik-Thema Diei
Conversation wurde dabei eine unge
nein lebhafte. Beim Verlassen des
Gemaches sagte die Dame lächelnd:l
»sich nehme alle Verantwortung aust
mich, nnd Du, Paridam, brauchst gar
leine Besorgnisse zu tragen!«
2.
Herr von Berlebect jun. hatte diel
Universität Leipzig bezogen, trotzdems
der Vater iiir Bonn und heidetderg
plaidirtr. Der alte Herr mußte schnfo
lich nachgeben, denn die Frau BaroO
nrn nahm« ausschlaggebend ebenfalls
für die gemiittfliche Stadt an der Blei
sze Partei. s
»Dann soll er aber wenigstens sein
Jahr bei den Königshusaren dienen!"
ritlärte der übersttrnmte ausherr.s
,.Nebenbei tann er auch noch orlesun-·
gen hören und sich zum Referendar
tsriipariren.« !
Als Parioatn sich indeß vom Miti
tiirarzte untersuchen ließ, ertlärte die
ser de: junge Mann sei gar nicht um
Soldaten qualificirt. »Wenn der Zerr,
sitt-« - so sagte er ——— »bei einem ettv.r’
nusbrechenden Kriege zum Dienst der
Arantenpflege melden will, steht ihm
tat frei!« t
,,P5mstcrkasten?« schallt Ver Bart-M
»das fehlte qende noch!« i
So wurde denn Patidam von Ver-»
lebcck zum qrdßten Leidweer feines
V zterz kein Soldat
Der Student selber qrämte sich über
diese Zukücksteiluug nicht. Jan war
Ins militänsche Leben nicht im Geij
tin sttn sympathisch. ,
k Doktor Busch hatte den für das
Austnieben n ch unerfahrenen Jüng-«
ling nach Leip z begleitet und war ihm
beim Wirthen cmet usagenden Woh-«v
nung be lllflich gewesen. An ver Nä
m o anhat-s fand fich ein pas
endei mä Ums Lv unent. s
Noch nie war qu dank der Abschied
vrn seinem ehemaligen Erzieher zo
ichwer geworden, wie diesmal. We -.
nrüthig schaute er dem dahinroilendenx
Bahnzuge nach. welcher den achtbaren
Mann und Freund wieder aus feiner
Nähe entführte l
Fast tani’s wie Heimweh über den
Vertassenen Nachdenkend warf er sich
zu Hause aus das Canape. Er wollte
lesen. Jhrn fehlte die Andacht dazu.
Jetzt fiel sein Blick auf den Violintaq
steti. Ja, spielen mußte er! Weshalb
nar er nicht gleich darauf gelommems
trag ihm fehlth Lächelnd holte der
Musittundige ein fein qebundenes No-!
tenbuch aus einer Reihe anderer Bän-.
de hervor und legte es auf ein elegan- .
ter- Stel)pult. ,,Träumerei von Schu
mann!« las er halblaut. »Nun die
Geige!« !
Schnell war der KIFEen geöffne-."
Aber entsetzt fuhr der junge Mann von
drin Behälter zurück ——— eine Bioline
lag nicht darin! s
Gestohlen konnte das Instrument
nicht sein, denn Paridani hatte den
Schlüssel nicht aus den Händen gege
ben« und ein gewaltsames Oeffnen war
nirgends an dem Kasten zu entdecken.
Die Geige mußte in Fiambotv geblie
ten sein.
Unverziialich schrieb der Student an
die Seinen, um ihnen den schmerzlicheni
Verlust mitzutheilen. Nach etlichen
Tagen traf auch eine Antwort vom«
Vater ein. worin dieser meinte, dies
Sache sei ja von keiner großen Bedeu-!
tung. Wahrscheinlich habe wchl ein(
Langfinger irgendwo unterwegs, mit«
Benutzung eines Nachschliisseis, die Fi-"
del gestohlen. Zu Hause sei sie nicht. »
Paridam vermochte es- als gut gera-»
thener Sohn nicht« dem Verdachte, der
in ihm aufstiea, weiter nachzuhängen
Csehr räthselhaft iam ihm die Sache
doch vor. Noch grdfxer aber war sein
Erstaunen, als nach Verlauf einiger
Tage onn seiner Mutter ein eingeschrie
tsener Brief an chu eintraf, worin drei
Ctiiet Hundert Martscheine lagen. »Es
passiren manchmal sonderbare Tinae,«
smrieb die Manni, »die man am besten
Jus sieh beruhen läßt. Kaufe Tir fiir
die einlieaentse Summe nur ein anderes
J»nitrument!« - Tent« kam der jung:
Herr von Verlebect auch schon nach et
lscben Tagen nach. ;
Paridain fuhrte in Leipzig ein be
schaiiliches Stillleben Freund lustiger
Studententrieipereien und iibeniiiithi
ger Streiche war er nicht. Dagegen
ging er viel in die besseren Sommer
Gonzerte und, als der Winter herange
naht, in die Musik-Ausführungen der
Gewandhaus Kapelle und der »Eu
terpe « Sie gewährten ihin wahre-Hoch
geniiise. csbenso wir der Kunst
liebhaber ein fleißiger Theaterbesii-’
cher.
So verstrich ein Jahr und noch eins.
gragte Herr von Berlebect den in die
z erien getommeneii Sohn, wie es mit
den Pandelten uiid dem Jus im All
gemeinen stehe, so pflegte der Student
lachend zu antworten: »Ach, das tro
cicne Zeugs lieber Vater! Heiit’ les’
ichs-, und morgen hab ich’s wieder ver
gessen. Beim Juristen ist das letztel
Jahr die Hauptsache Da ioird gründ
lich geochst!«
»Du solltest doiih noch zwei Seme
ster nach Bonn gehen!« sagte eines T.rsl
ges der alte Baron; »Du weißt, dan
dort alleFiirstensöhne studiren, und der
Adel fast des ganzen Landes schictt sei
ne Söhne dahin.«
,,Mich zieht Berlin viel mehr ank«
gab der Filius zurück. »Jn der Residenz
werde ich auch gleich durch unsere Ver
wandten in die besten Gesellschaft-»
lreise eingeführt. «
«Allerdings!« lenlte der Vater wie
der ein. »Daran dachte ich nichts Die
Hauptstadt mit ihren Hofzirleln hat
»auch bedeutend etwas für sich!«
»Ich suche den Onkel aufl« nickte
der angehende Jurist. ,,Seine beiden
Söhne sind Gardeoffiziere, mit denen
ich gut verkehren kann-«
Der alte Herr war belehrt, und den
Beifall der Mutter fand der beabsich
tigte Uinzug ihres Lieblings schon
längst. Paridam von Berlebeck gini
kalso nach der deutschen Metropole, un-.
fleißig zu studireii.
Aber sondererbarer Weise nahm de-:
junge Mann die Gastsreundschaft sei—
iies Oheims fast gar nicht iii Anspran
Er machte ja dem graiibärtigen Mil;
tät eine Visite und suchte auch die bei
den Cousing auf; ini Uebrigen lümmeis
te. er sich indeß weiter nicht uni die so
nahen Verwandten.
Während der großen Herbstferie::.
ebenso der Weihnachtsfreizeit blieb P «
ridam in Berlin, ,,uin brav studirin
zu können, « wie er nach Hause schrie-.
Als er aber auch Ostern nicht ni n
Hause zu reisen gedachte sagte der a: e
Baron zur Gattin: »Ich musz doch iiisl l
persönlich sehen, ob der Junge sich aiii is
nicht zu viel auältl« Die Mutter mein i
l
te freilich, solch ein plötzliches Ersmec ’
nen reqe den Sohn am Ende zu jeir
auf. Aber der alte Herr hatte sich ein
mal auf seine Idee aesteift, und zip-c
Tage später fuhr er wirklich nach Be:
lin.
Jn der Lindenstraße wohnte der jun
ge Student. tfine Droschte erster Fila
sc führte den Baron binnen kurzer Zut
vom Bahnhof dorthin
ES war ein großes vierftöctrges
Haus, in dessen zweiter Etage der jun
ge Mann ein paar Zimmer gennetbkt
hatte. Bedächtig stieg der von derFahrt
etwas ergchöpfte Vater zwei Treppen
tn die T Die Cortidorthiir war
verschlo en; im ganzen Gebäude
herrschte eine beklemmende Stille
,,Wittwe Noite!« las der Fremde an
einem Mitwing Er zog etn paar
1
mal kräftig an dein Lauten-est Drin
nen schellte es anhaltend, und leich
darauf nahte sich eine weibliche ek
son, die, ohne zu öffnen, nach dem Be-«
geht des draußen Stehenden fragte.
»Ich bin der Baron von Berlebeck!«
entgegnete der Ermüdete. »Hier wohnt
ja wchl mein Sohn, Student der
Rechtes«
Jetzt schnappte die Thiir auf, und
Frau Nolte bat den alten Herrn, ein
zutreten. »
»Das freut mich ja sehr, Sie kennen
zu lernen, Herr Baron!« lnixte die
Matrone. ,,Entschuldigen Sie nur, daß
ich Sie so lange warten ließ!«
»Ist mein Sohn zu Hause?« fragte
der Gutsherr. -
»Nein, leider nicht!« entgegnete die
Wirthin »Aber belieben-Sie nicht einst
weilen in die Wohnung des jungen
Herrn in treten?«
. Die Voranschreitende nahm von der
Wand einen Schlüssel und schloß eine
der Thüren auf.
»Ich will nur hier die Ankunft mei
neg Sohnes abwarten!« erklärte der
Edelmann, indem er ohne Umstände
aus dem niedliclien Sopha des Zim
mers Platz nahm. Die Reise hat mich
echaussirt, und da wird mir etwas-Ruhe
sehr wohl thun.«
. »Gewiß, getvisz!« gab Frau Nolte
Beifall. »Aber der junge Herr Baron
lies; den Bescheid zurück, daß er
schwerlich vor Mitternacht zurückkehren
werde.«
,,Miiternacbt?« wiederholte der un
erwartete Vesneh »Es ist jetzt erst drei
.Uhr. Macht denn Ihr Miether öfter
solche lang andauerrden «Llu5fliige?«
,.Fieinegwegs!« betheuerte die Elssz
betre. »Herr von Berledecl meinte nur
beim Weggehen, es sei heute ein wim
tiger Tag fiir ikin.«
»Ab, da liegt er gewiss, ins Nun-?
liktjsen Theil des- Lsrainen5!« lästietle
der Baron. »Nun, icli will nicht stor:n!
»F ist sogar vielleicht liesstl Mk W
Fierr Catididat vorläufig ga. mein-J
von meiner Anwesenheit erfkTUtL ZEIT
Abend wird er jedenfalls im Fereise il
deler Freunde zubringen lfiklihkkllsn
mochte ich hier in-, Zimmer ein Stund
chm stiller Ruhe pflexiensp iusks «
singt-»
Unter oriainellen Voiiimieiikimuscu
zoa sich Frau Nulta zUZkkcks W
Ermüvete aber bob dse thzßs MJ
das Eos-ba, lcgkc Vm KVPT m VAV
Riibclissen unt- fchlummerte bald dar
in.
MrDir-sei rsnlle Stunden hatte der. alte
Heir aefcklafen, ele- er ertnaFi.e.'Sorq
sgni ftiiubte er Zeug und tztiefel ab
und sandte sich dann zum Fort-gehen
an. i
Verlier aber wars der Vater noeb ei
nen prüfenden Blick auf das Innere
der Wohnung seiner- Seines-«
Ueberalllaaen Noten»nmk1er. Im
streiten Zimmer stand ein Flüsse. So
viel er n-nss.te, spielte Varieani iur
nicht (Tlat«-icr. Jn einer Orte lebnte
ein Cellu. Seltsam!« brummte Der
Neiizkieriae »Aus sieht es hier wie bei
einein Miiiitaiitent Ob der sinnst
sehn-ärmer sich wohl eine andere Geige
zitleate?« —— Troß allen Utnberfviis
den-«- fand er eine fclche nicht
,,Eaaen Sie meinem Sohne vor
laufia noch nichts- von meiner An
tnnft!« bat Herr von Verlebeck beim
Ltleanehen die tnirenbe Wirthin »Ich
gerente ibn morgen im- Bett zn iiberi
rcsrl".cn!« Dann empfahl er sich und
steuerte einer feinen Nestauration »Un
ter den Linden« zu, wo er sich zu stär
ken gerechte Srlyor noch Genus-, eini
ger titleiser Weins fiiblte sich der Rei
fenhe wieder aanz aufaemunieri. Me
ctkanifcti cratiss er eine Nummer der
vor ian lieaenden Berliner Zeitunien
und blielte iiber die zahlloer Annw
cenStsalten bin.
Was stand da unter den Kunst nnts
Theater-«Lliis.ciaen? »Heute clafsischez
Geigen Concert eines- zuin ersten Male
öffentlich auftretenden Virtuosen
Da iiiiiszte man Spaßes halber hinge
hen!« inurniclte der Nasi. »Wie lyeisgt
denn der lzweite Paaanini?« Er las
den fremtsurtigen Namen. »Hab’ tel!
noch nie gebiirt!« nictte der Edelmann
wirket-. »Am Ende ein Jlaliener oder
Spanier!«
»Das ist der richtige Name des
Kunftlerg nia)t!«« erläuterte derWirtlx
lrselrlier zufälliq die leife «-.’lens,er».na
get-ists lsatte. »Der Herr tritt pfeudo
nym auf. Usbrigens soll der Ertrag
des ifisncertes fiir einen webltbfitigen
Zweck bi-stiis«mt fein. ·——- Wenn Sie ein
Billet iriir.fcl)(n, mein Herr, ich kann
damit kieni.-n!«
,.Eiqenttich bin ich kein arosier
Frund des GeigenfpielZ!« ertlarte
der Anaeredete, »aber da eiz sich um
Biolltliun handelt und ich nicht reibt
weiß, usi- ich die Zeit hinbringm sont
will itzt eins nehmen. Was tnftet’H
denn?«
Eiein Markt« i
»New genug sijr solche Winseleik «
Noch eins-: Das Leu-til wird bot-b nicht
txt-erfüllt Ivecden’ Denn · diesem
Falle hielt ich nicht lsen ga zen Abend
cic-I." f
,,Seien Sie unbesorgt! - Das ho
l:e Entree l,-a«lt die große Menge vom
Besuche der Soiree ab. Zudem besitzts
ja aluch der Künstler noch keinen Na
men. «
,Daun gut!-— Hier ist der Betrgq!«
Tes Restauiciteurs Vrsmussxge twf
an-. Abend zu Das Concert war nur
mittelmäßig, aber von einem anschei-«
nen feinen Publilum besucht. Gegen
geringe Nachzahlung fand der Edel
wann in einer der« Locken guten Platz.
Gespannt writtete Alles auf das Er
scheinen des Künstlers Jetzt trat
durch eine Seitenthiir ein sghlanler,
junger Mann auf das theatetartige
Podium und verneigte sich höflich vor
dein lautlos stillen Auditorrum
Zalsllose Augengläler musterten in
diesem Moment den ziemlich unbefan
genen-Künstler, ol- nicht irgend etwas
Alsfonderliclng an iym zu bemerken
fei. Fsrirtwalireno senkten und hoben
sich tiie Operngucker; namentlich blick
ten tsie eleaanten Damen unter leisem
Gefliifter neugierig auf den schönen,
interessanten Mann. Als dieser eben
falls das Antlitz erhob u· flüchtig seine
ne Zunörersetast übersd,aute, drang
Plötzlich nnd ganz unerwartet von einer
der Bogen ein fast schmerzlich klin
gendeSI »Das überleb’ ich nicht!« her
unter. Llller Augen waren im Nu auf
den Platz gerichtet Doch begann Der
Virtuos bereits- zu spielen, und mas.
neigt-ist die unerllärliche Störung·
Ter Concertaeber entwickelte bei
seelenvollem Spiele eine solche feine
Teclsnil und ein se eminente-a Talent,
das; set-e ter toraitragenen Pro
geanmenmern mit rauschend-Im Bei
faae belnlxnt wurde.
Wie ein steinern Bild saß Herr von
Verlebeci in seiner Loae. Starr war
sein Blick aiif Den munter-Linien Gei
ger geriet-let der unbewußt eine Art
von tsiimnnischet Gewalt aus ihn ans
zuiiben sit-ten Bald fuhr der alte Herr
mit kein Jaschentnch uber das gerathe
te Antlitz. kann sprach er unverständ
liche Worte hell-laut vor sich hin, und
ein paar Mal stmd er soaar auf, als
wollte er das- ctotal verlassen.
»Eint, Sie unpäßlich?« fragte
tlyeilciclniciimll ein in derselben Loae
sittenker Offizier waldrend der Pause
den llnrulsiam
»Im kaute-, min!'« siotterte der Ba
rou.
»Dann tat Zse neluifs oaLZ köstliche
Spiel sc i·1«(:riffe!1?«
thlw ein-e Antwort crfolkxste, begann
der Vortrag licn Neuen Her« von
Juli-last leatc sich trit Gewalt Zinrrkli
a·., surir (»·-·i·i-z·s::;ic. «:,1: I!itterd1ijsic:!.
Gitxlics;!i-!; librte er mit Vlnsnierlsani
tiit den seiselnrsen Spiele zu. Die
:E,s«isit inarlite sichtbar Eindruck auf
ilflkL
o»Wenn« Ihnen das-« Spre15« wie:.r- l
tte freundlich der Lebt-It
»J« « nein!« stoctte der sonderbare
Bestreben »Tie Sache an nnd frie- sich
iit mir zu nnnobeU Ach, ich kann es
«i!-r1e1:aar niaht sagen,w1e mich dies
Crncert in Neige brinat! ——— Jst denn
so etsiai sehen dagewesen? —- Coll ich
e- Jedermann sauern oder für immer
versetireigens Jener Geiger ist « ist
— — mein einener c »ich x!«
Er chorsst sanl ter Illusgeregtesu fei
neu cessel :uriiet.
»Ihr Sohn?« repetirte der Unisor
mirte. »Da aratulire ich von ganzem
Herzen! — Csie sehen iln aewis. heute
zum ersten Male austreten? an ist«
nsir auch Ihre Unruhe erklärlich!«
»Nicht eine Abnuna hatte ich davon,
das; der Una-.k«rsrsame derlei Dinae
liier in Berlin treibt. Er sollte suh
dem ,,Ju5« widmen, und nun verübt
der qewiisenlose Mensch hinter deinl
Rucken seiner Eltern solche Allotriai
Mein Sohn trancht nicht sur Geld iif
sentlieh zu spielen, und er muß sich
setz ,cnnen, seinem altadeliqen Namen
en Fleck angethan zu haben!«
»Sie beurtheilen die Kunst entschie
den nicht richtia!' sprach beruhigend
der stfizier. »Eure Oherndiva ist
teine Liarseniänaerim so wenig eine
Nachtigall zu den Firäben zu rechnen
wäre. Diejeniqen "Jtenschen, welche
von der Natur mit der edlen Gasse des
Apoll hegnadet nun-den« sind wahrhaft
zu beneiden. Ich wollte nur, in mir
stectte so ein Talent, wie das leres
Sohnes —— im trinqe mein Schwert am
tstde sofert an den Nase-L«
,Ta·g wiirdcn Sie thun?« fragte
vcller Verwunderung der Baron.
,,Zireiselgohne entstammen Sie doch
auch einein cdliaen Geschlecht?«
,T·ie Kunst ist dem nobilitirten
Staude ehenlsiirtig,« erlärre der Krie
ges voll Wärme. »Gut-en Sie es nicht,
nie der Fürst von S. in seiner Log:
dort driideu aufmerksam dem Vortra
ge lauschte? Der hohe Herr ist stolz
daraus, euch zu den Künstlern zu ziih
len. Serenissimus hat selbst schon
nieltrere bedeutende Sachen compr
irirt «
».lber nith sur Gseld!« brummte
der noch immer unzufriedene Civiliit 1
Ehe sie ron einander schieden, stc ll I
ten sieh die beiden Herren nachträglich
einander ror.
Tier-J Lsoncert war Ju Ende. Stiir
rnisei er Beifall lohnte Den iunqen Vir
ttiosen. Aud ter stirstlichen Loqe sie-at
sogar ein Präetliaer Lorbeerkranz aus.
den stumm sich oerheugenden Jiinaling
hernieder.
Paridam non Berleheck ahnte es
nicht im Entserntesten, daß sich sein
eigener Vater heute zu seiner Pren. iere
im Auditeriunr befunden hatte. Vllgt
der junge Gehn im Nebenzinnner dies
vielen Ojrntulntionen seiner Freunde
lijelselnd in Empfang qeiwmmen, öff-;
Fürst Don S. streckte, näher treiend,·
neIe sich plötzlich die Thür, nnd der
den-. bescheidenen Virtuosen die Hnnd·
eninenen.
,Jd) nMulire Ihnen, mein Lie -
ber.« sagte er huldvoll. »Sie haberH
niir einen ganz herrlichen Genuß Eies-H
re:tct. Warum wollen Sie sich denn
aber nicht in der Ocsssentlickpleit bei
Jlsiem trsirllichen Namen nennen? Jch
ttfnte das ,,scins qene.«
,,F-amilienriicksichten zwingen mich,«
Pseudonym auszutreten,« antwortete-s
schüchtern der Jüngling. l
»Wer Jhr Papa nicht srüher Ma
jor bei einem Artillerieregiinent?« setz-I
te der hohe Herr das Gespräch fort.
s— ’ —
»Ze- diemnl Mei- W Mit
auch mich durchaus flir die Mitlin
Carriere bestimmen, ich war tndeß
dienstuntauglich!«
,,Scl,adet uicht,«« lachte die Durch
laucht, »Kniistler muß es auch geben,
und für diese ist«- vielleicht esser,
wenn sie dem Wafieuhandwerk sern
bleiben tönnen.«
Inzwischen hatte sich tic Thüre leise
von lieuem geöffnet. undBaron von
Berlebect war unbemerkt in’s Zimmer
getreten.
»Mir wird es iclilieszlich noch bös
ers-eben!« blickte der junge Mann deni
leiitieligen Herrn in das Antlitz. »Ich
habe das Conservatorium gegen den
Willen meines Vaters bessnxl t!«
»Das ist iiriainell!« lachte lferFiirsL
,,.-teinen Sie. dasz es eine Spene zu
Laufe gabe, wenn Sie beicksteten?«
,.Aii. wie Viele!« seufzte der Gefeier
te. »O iir lsanat sclion jetzt davor!«
»Sollte es Notli thun, so berufen
cie sicti nur auf mich,« Iiicite Durch
laiiplzii orsial Dann empfahl sie sich.
Ta fiel des Iiiiialingg Blick aiif den
ernsten Antlitze-J iii der Fensterbrii
jtiiiia stehenden Vater. »Papa, Du
l;icr?« siiirzte der Verblijfste auf den
arg getciusixhien Maan zu. ,,.s)at Dir
die Mutter Alles gesagt? — Berzeili'
mir! Jcli toiiiite nicht anders, und
irriin eg- zrieiu Leben gekostet hätte. Nie
wier ich ein brauchbarek Jurist ge
i’·::sri’)eri!«
Tie vorlJiii aisbörten freundlichen
Worte leg Fürsten hatten den alten
Herrn lsalb und balb schon versöhnt.
,,ct iiirtestT ii denn während der drei
Jalre nicht die Rechtes« fragte er
siieiiae
Wie aiif Kohlen stand der junge
««.l."«ionii dem betroaeiien Vater qesieip
iioer ,Tie Mutter billipite mein Vor-»
l:aiis:n!« saiite er endlich zacihafL und
iiii ihrer aiigiiiiiilipleii Eiiimilliaung
. irtc ich in Lei ioziii ind Berlin Mu
Etu
»Tas:i ist ja die reine Verrätlierci!«
links-sinke der Dirteraanaene »Also
Frau iiii. Solii iiii Eomplott aeaen
riss- Fiaiii ilieiiliaiipt Da soll niii’E;
Lin-Ae iiirdiii, dstf iiiekn Vleltestiipbore
net am Ende aud? aar nicht Utftzter
ist und nur lZum Besuas in Uniiorin
bei niir erf-heint!«
»Nicht doch!« beschwichtiqte Pari
danx ten Zütuenren »Carl ist Lim
tenant. Wir können ja, wenn Du es
wiinschest, beut’ zu ihm nach Potsdam
l;eriiberfahren. rsder lassen ihn durch
den Telearaphen hierher beordern.«
»Ist Ihnen ein so unerhözter Fall
schon romekonitnem meine Verrenxsp
wandte sich nun der Baron an die üb
rigen Kunstjünger. ,,Darf ich diesen
Frevel gegen meine Autorität wohl
duldet-? -— Sie schweigen! -— Nun
denn, damit Du siehst, Paridam von
Berlebeck, dass Dein Vgter solche Ei
aeninächtialeit nicht ungestraft hinge
hen läßt« derlsanne ich Dich hiermit auf
ein volle-J1 Jahr —- —— nach Wien, da
mit Du Deine Ausbildung ganz voll-! «
enden lanr.st!«
Cin lautes ,,.Lpnrrah!« aller Anwe
senden belohnte den bersöhnten alten
Herrn.
Paridam sank dem Vater in die Ar
me und stamtnelte fortwährend Worte
des Dante-L
»Nun, laß nur gut sein!«.erwehrte
sich der Bekehrte endlich der Liebtosnn
gen. »Ich habe ja die ileberzercgung
gewonnen, dcsz es neben dein Standes
adel wohl auch einen Kunstadel geben
lcnnl«
Vermischtes.
—— Ein neues Pfeilgift. Zwei Che
miker an der Universität Edinburg ha
ben kürzlich einen Stoff untersucht, der
in Africa als Pfeilgift verwandt wird
und bisher einer wissenschaftlichenPrij
funa nicht unterlegen hat; er wird aus«
dein Holz der Wurzel und des Sten
aelg der Pflanze »Afokanthera Schim
peri« durch Kochen gewonnen und ent
hält eine bisher unbekannte giftigeVer-·
binduna, die von den Entdeckern als
Asokantherin bezeichnet wird. Die
Pflanze gehört zu der Familie der
leocnnaceem der so viele Gistpslanzen
angehören, z. B. der Oleander, oer
Hnndzkohl (Apochnum), der Stro
phantng u. a. Die Wirkung jenes
Pfeilaiftez ist eine außerordentlich hef
tige und wirft sich zunächst auf das
Herz, dessen Lähmung es bei stärkeren
Dosen alsbald herbeiführt. Die beiden
schottisehen Chemiker nahmen Juli-f
bsersuehe an verschiedenen Thieren bor,
unter anderm auch an Frös(hen, bei de
nen auch Oerzlähinung eintrat, wäh
rend die vk-ungenatl«,mung merkwürdi
aerweise noch einig-e Zeit sortdauerte.
Die Wirkung des Gifte-H soll in einem
schädlichen lsrinflusse nicht aus die Ner
ven, sondern aus die Muskeln beruhen,
weshalb z. V. bei Fröschen die Herz
lähncung auch dann noch eintritt, wenn
die Thiere des Gehirns und des Ril
clenmartö beraubt sind.
Eine sprachgefchichlliche Kurie
silät stellt unser ullbetanntcg Wiegen
lieb Heiaopeia bar. Eine bu1)ecisc;3
Herzogtm die eine grichjfche Prinzeisin
ron Geburt wur, soll für ihre seiuccr
ein Wiegenlieo gedichtet (ober von list
Heinmtu mitgebracht? D. RJ hoher-,
mit dem Refruin «k)cuoe mu puidiou
l;eude mu poi«, zu Deutsch: ,,Sel)lase,
mein Feindleim schlafe, mein Kind.«
Im Munde ver des Griechischen un
tundigen Wärtetinnen wurde daraus
nach der »Feöln». Vollszlg.« das be
tanute Hciapvpetck Bis heute hat in
Baiern überhaupt in Süddeutschland,
tie Form des Refrains eine größere
Aehnlichkeit bit dem ursprünglichen
criechifchen Wortlaut bewahrt; man
final dort: »Heidi Po peidi, heidi, vo
pe1.« «